Lacan, Schriften Ii, Haas

  • Uploaded by: Anonymous mDYNL7gNCE
  • 0
  • 0
  • January 2021
  • PDF

This document was uploaded by user and they confirmed that they have the permission to share it. If you are author or own the copyright of this book, please report to us by using this DMCA report form. Report DMCA


Overview

Download & View Lacan, Schriften Ii, Haas as PDF for free.

More details

  • Words: 70,255
  • Pages: 263
Loading documents preview...
JacquesLacan

SCHRIFTENII Ausgewählt und herausgegeben von Norbert Haas übersetzt von Chantal Creusor, Volfgang Fietkau, Norbert Haas, Hans-Jörg Rheinberger und Samuel M. \fleber.

Quadriga

DAS\rERK VONJACqUESLACAN AIN MILLER HERAUSGEBER: JACQUES-AL

ln deutscherSprache von Norbert Haas herausgegeben Metzger und Hans-Joachim l,cktorat:ClausKoch

JacquesLacan

SCHRIFTENII Ausgewähltund herausgegeben von Norbert Haas übe.setzt ,rort ChantalCreusot,Volfgang Fietkau, Norbert Haas,Hans-JörgRheinberger und SamuelM. \[eber.

Quadriga

V o n i c h t a n d e r sa n g e g e b e n , s r n d d i e i n d i e s e mB u c h e n t h a l t e n e n A r b c i r c n v o n J a c q u e sL a c a n e r s c h i e n e ni n : l;rctiucs L,acan,€crits, Paris 1966

UnlvsreitätsBibliolhr:l< N 4 ü n c hic.

L,{V30SJl'rt.,r

ClP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Lacan, Jacques: Das Verk / von JacquesLacan.Hrsg.: Jacques-AlainMiller' In dt. Sprachehrsg. von Norbert Haas und Hans-Joachim Metiger. - Vleinheim ; Berlin : Quadriga. NE: Lacan,Jacques:fsammlung(dt.)] Schriften. 2. Ausgew. und hrsg.von Norbert Haas.Übers. von Chantal Creusot... - 3., korr. Aufl. - 1991 ISBN 3-88679-902-6

dasRechtder Vervielfältigung Allc Rechte,insbesondere vorbehalten. und Verbreitungsowieder Übersetzung, Kcin Teil des\Werkesdarf in irgendeinerForm (durchlrotokopie,Mikrofilm oder ein anderesVerfahren) desVerlagesreproduziertoder ohnc schriftlicheGenehmigung Systemeverarbeitet, untcr Verwendungelektronischer vcrviclfältigtoder verbreitetwerden. tc) Iiclitionsdu Seuil,Paris 1966 (o I9U6 QuadrigaVerlag,\feinheim, Berlin ,o 1991,3. korr. Auflage V/ icdcrveröffentlichungder im lValter-VerlagOlten Ausgabe. | 975 crschienenen ( icsrrrntlrerstellung: DruckhausBeltz, 6944Hemsbach Manfred Manke Urrrschl:rggcstaltung: lsltN 1,fil1679-902-6

Inhdt Vorwort

7

D Ä S D R A N G E N D E S B U C H S T A B E N SI M U N B E \ v U S S T E N ODER DIE VERNUNFT SEIT FREUD I' I. Der Sinn des Buchstabens rg II. Der Buchstabe im Unbewußten t4 III. Der Buchstabe, das Sein und der andere (La lettre, l'€tre et I'autre) Die Metapher des Subjekts

49

56

ÜBER EINE FRAGE, DIE JEDER MÖGLICHEN B E H A N D L U N G D E R P S Y C H O S EV O R A U S G E H T I. II. III. IV. V.

Freud entgegen 63 Nach Freud 7t Mit Freud 8o Von Schtebers Seite Postskriptum ro8

90

DIE BEDEUTUNG DES PHALLUS KANT MIT SADE

6I

II9

T,,

S U B V E R S I O ND E S S U B J E K T S U N D D I A L E K T I K DES BEGEHRENS IM FREUDScHEN UNBE\üUSSTEN T6t DIE STELLUNG DES UNBE\üflUSSTEN aufdem Kongreß von Bonneval 196o, wiederaufgenommen 1964 2ot D I E \ T I S S E N S C H Ä F TU N D D I E I ü T A H R H E I T 2 r r Personenregister

2j9

Vorwort zur deutschenAusgabe meiner ausgewähltenSchdften (notwendig bezogenund gestützt auf den überse4er). Der Sinn des Sinns ( theneaningofncanirg), man hat sich geftagt,was das ist. Und zwar weil man, wie ich für gewöhnlich betone, die Antwort schonhat, handelteessichdabeinicht einfachum akademischenHokuspokus. Der Sinn des Sinns in meiserPraxis begreift, sich daraus,daß er flieht, rinnt: gleichsamaus einem Faß und nicht, indem er Reißausnimmt. Dadurch, daß er rinnt (im Sinn: Faß),gewinnt ein Diskurs seinenSinn, will sagen dadurch, daß seine Wirkungen unmöglich zu berechnen wären. Die Spitze an Sinn, man spürt es, ist das Rätsel. Ich selbstnehmemich nicht ausvon meiner ebengenanntenRegelund stelle aus der aus meiner Praxis gefundenenAntwort die Frage nach dem Zeichen desZeichens: \üfie zeigt es sich, daß ein Zeichen Zeichen ist. Das Zeichen des Zeichens,das besagtdie Antwort, die der Frage zum Vorwand (pri-nxte) dient, ist darin zu sehen,daß ein beliebigesZeichen ebensogutdie Funktion eines ieden anderenübernehmenkann, und zwar genaugenommendeshalb,weil es ihm substituiert werden kann. Denn Tragweite hat das Zeichen nur, weil es entqifert werden muß. Ohne Zweifel soll die Abfolge der Zeichen Sinn annehmenaus der Entzifferung. Nicht aber gibt dieseAbfolge ihre Struktur preis, weil eine Di(t)mension2 der andern ihren Term gibt. was die Elle Sinns werr ist, habenwir ausgesprochen.Daß es darauf hinausgeht mit dem Sinn, hindert nicht, daß dieser ein Loch macht. Eine entzifferte Mitteilung kann ihr Rätselbewahren. In ihrem Relief bleibt jedeoperation - die eineaktiv, die andereerlitten - unterschieden.

I Ä.d,Ü.: Im Manuskript scsairit (Bcgrif). Der Text ist inzwischen,Januar 1975, gedruckt in: Sciliccty, allerdings in einer Fassung, die von unserer Vorlage geringftigig abweicht. r A. d. Ü. : Durch die Einftigung des Perfektpartizips von dire : stgen erhält das Vort die Bedeutung < Sprechmaß> oder < Dimcnsion des Gesagtenn.

Aus dieserErfahrung herausbestimmt sichdcr Analytikcr. Die von mir so gcnennten Bildungen desUnbewußten (fornatiors del'itconscient)zei' gcn ihre Struktur dadurch, daß sie estzifrerbatsind. Freud unterscheidet dic spezifischeEigentümlichkeit der unter Träumen, Vetsprechern Erscheinungenvon derArt, dergleicben,in und Witz zusammcngefaßten dcr er mit ihnen atbeitet. Allcrdings machtFreud halt bei der Entdeckung dessexuellenSinnsder Struktur. Was in seinemWerk nur als Vermutung vertreten ist, man allein von der muß esso formulieren, ist, daß der Geschlechtsnachweis keinem Zeichen, unter nirgendwo, denn abhängt, Sinns des Tatsache her. einer Beziehung von Geschlechts crfolgt die Niederschrift des Gleichwohl wäte mit gutem Recht eine Niederschrift diesersexuellen Beziehungzu fordern, da dem Unbewußten ia die Arbeit der Verzifferung - nämlich dessen,was die Entzifferung auseinandernimmt- zuerkannt wird. Zuverziffern kann in der Struktur höher gelten als zu zählen.Die Verwirrung, drum ist dieseja da, beginnt bei der Ambiguität des\fortes Zitret Die Zitrer begründet die Zeichenordnung. Indessenhabenauf der anderenSeitebis 4, vielleicht bis ;, gehenwir bis 6 im Mximum die Zahlen, die dem, wenn auch verzifferten (verschlüsselten)Realen angehören,einen Sinn, einen Sinn, der auf ihre Funktion des sexuellenGenießenshinweist. Dieser Sinn hat nichts zu schaffenmit ihrer Funktion als Reales,er gibt aber den Blick frei auf das, was Rechenschaftablegenkann vom Eintritt von Realem in die > (das wohlgemerkt sein !7esen aus Welt des sprechenden<$Tesens dem Sprechenhat). Geben wir unserm Verdacht Ausdruck, daß das Sprccheneben die Di(t)mension hat, dank der das einzige Reale, das davon keiner Niederschrift fäLltgist, die sexuelleBeziehungist. Ich sage für jene Personen,wie man sagt, deren Statusso sehr zunächstmit demJuristischenverbunden ist, mit dem Scheinwissen, ia mit der Wissenschaft,die trotzdem vom Realen her sich einrichtet, daßsienicht einmal auf den Gedankenkommen können, daßes dic Unzugänglichkeit einer Beziehungist, mit der sich dasEindringen zumindest diesesTeils des Restsvom Realenverkettet. Und das bei einem Lebe<wesen),votl dem man ia zumindestsagen muß, daß es sich von den andeten dadurch unterscheidet,daß es die Sprachebewohnt, wie ein Deutscher sich ausdrückt, den zu kennen ich die Ehre habe(wie wir sagen,wenn wir ausdrückenwollen, daßwir 8

seineBekanntschaftgemachthaben).Dieseswesen unterscheidetsich durch die r7ohnung, die es umfaßt und umnebelt (cotomeux)in dem <Sinn >, daß sie es,dasbesagtelü7esen, niederdrückt auf alle Arten von Begriffen, oder Fässern(tolteaux), von denen die einen so futil sind wie die andern. solche Futilität behaupte ich, jawohl, selbst von der wissenschaft, die ja offensichtlich nur voranschreitet indem sie die Löcher stopft. Daß ihr das immer gelingt, macht sie sicher. Damit hat sie keinedei sinn. Das würde ich allerdings nicht von dem behaupten,was sie produziert, es ist seltsamerweisedas gleiche wie das,was durch das Rinnen frei wird, für das dasAufklaffen der sexuellenBeziehungverantwortlich ist: das heißt das,was ich als objekt (a), man lesJ klein a, bezeichne. was meinen Heidegger angeht, den ich oben angesprochen habeausder Achtung, die ich ihm zolle, er möge doch einenAugenblick einhalten,ein vergeblicherwunsch, da ich sehr wohr weiß, daß er dies nicht kann, er möge einhalten, sageich, bei der Vorstellung, daß die Metaphysik nie etwaswar und auch nicht andersfortbestehenkann als in der Beschäftigung, das Loch der politik zu stopfen. Dies ist ihr Ressort. Daß die Politik nicht den Gipfel der Futilität erreichte,darin eben bewährt sich der gesundeMenschenverstand,der, der das Geserz macht: Ich brauchedasnicht eigenshervorzuheben,da ich mich an das deutschePublikum wende,dashier in der Tradition den Sinnwie man sagt der Kritik hinzugefügthat. Freilich nicht vergeblichist es, hier daranzu erinnern,wohin es r933 dadurch geführt wurde. unnütz davon zu sprechen,was ich vom universitären Diskurs sage, denn dieser grübelt dem unsinnigen als solchem nach und kaqn in diesemsinn bestenfalls\Vitze produzieren,die ihm dann prompt Angsr einjagen. Diese Angst ist legitim, denkt man die, die die Analytiker zu Boden wirft, jeneSprechenden,die sichdem analytischenDiskurs unterworfen sehen,von dem man nur mit Staunen vermerken kann, daß er bei solchen wesen angekommenist, ich rede von den sprechenden,über die alles gesagt ist, wenn man sagt, sie konnten siih ihre rü7eltnur vorstellen, indem sie annahmen,daß sie verbiestert sei, etwa aus der vorstellung heraus,die sie noch nicht allzulangehabenvon dem Tier, das nicht spricht. $Virwollen keine Entschuldigung für siesuchen.Ihr sein selbstist eine

solche.Ihr Vorteil nämlich ist in dem neuen Schicksal,daß sie, um zu sein, ex-sistierenmüssen.Da sie in keinen der vorausgehendenDiskurse zu zwängensind, müßten sieüber diesehinaus ex-sistieren,während sie glauben, sie hätten sich auf den Sinn dieserDiskurse zu stützen, um denienigenvorzutragen, mit dem der ihre sich begnügt, gerade weil er zu Recht flüchtiger ist, was ihn akzentuiert. Alles ftihrt sie doch auf die feste Stätze zurück, die sie am Zeichen haben: und hätten sie'sauch nur mit dem Symptom zu tun, in welchem aus dem Zeichen ein dicker Knoten wird, ein Knoten, den ein Marx bemerkt hat, selbstals er sich an den politischen Diskurs hielt. Kaum wage ich das zu sagen,denn der Freudomarxismusist die Verschlingung ohne Ende. Nichts kann ihnen zur Lehre dienen,nicht einmal, daß Freud Arztwar, und daß der Arzt wie die Verliebte nicht sehr weitblickend sind, und sie sich also anderswohin begebenmüssen,um sein Genie zu haben: insbesondereindem sie sich zum Subjekt und Suiet3zwar nicht eines bis zum Überdruß wiederholtenThemas,abereinesDiskursesmachen, der ohne Vorbild ist und bei dem es geschehenkann, daß die Verliebten genialischeFähigkeiten entwickeln, sich in ihm wiederzufinden, was sageich! den sie sogar erfunden haben, lange bevor Freud ihn etablierte,ohne daß er ihnen im übrigen ftir die Liebe das Geringste nützen könnte, was auf der Hand liegt. Ich, der ich, wenn einzelnemir nicht folgen würden, der einzigewäre, dcr sich zum Subiekt diesesDiskurses macht, werde ein weiteres Mal vor Augen führen, warum es Analytiker gibt, die sich ohne Rückhalt auf ihn einlassen. Rückhalt gibt aber das Unbewußte, die Entdeckung Freuds, daß das Unbewußte arbeitet, ohne daß man daran denkt, oder rechnet oder auch urteilt, gleichwohl aber die Frucht da ist: ein Wissen, das man lcdiglich zu entziffernbraucht, weil esin einer Verzifferung, einer Verschlüsselung besteht. \üfozu dient dieseVerzifferung, könnte ich sagen,um sie aufzuhalten; ich wäre damit bei der von anderenDiskursen vorgetragenenManie der Nützlichkeit ( < Manie desNützlichen > heißt nicht, dasNützliche verI f)cr originale Text an njet nond'm rcsarcabnl ist die Umkehrung der Vendung rcßalltr n ntjct : ein Thema, ein Suiet bis zum Überdruß wiederholen, Das französicche njct hat die Bedeutung von lat. flbicctum stärker bewahrt als das tlcutschc < Subjekt >, vgl. besondersdas von Lacan häu6g verwendete assrjrttite,ncnt * Untcrwcrfung. (4. d. ü.)

neinen) (dire: naniedel'üile re niepasI'atih). Zwar ist mit diesemRekurs der Schritt nicht getan, aber er erinnert uns daran, daß es außer dem Dienlichen noch dasGenießengibt. Daß der, zweifelsohnescxuelle, Genuß in der Verzifferung ist, wird in der Rede Freuds offenbar, und zwar deutlich genug, um darausschließenzu können, was deren Inhalt ist: Hier nämlich ist das,was der bestehendenSexualbeziehung im Wegesteht,daßdieseBeziehungalsonie sichniederschreibenkann: will sagen,daß die Sprachevon ihr immer nur Zeugnis gibt als von einer unendlichen Schikane. Sicher gibt es Begegnungenzwischen W'esen,die recht deutlich Geschlechtswesen sind (obwohl Geschlechtnur von der Nicht-Beziehung her sich einschreibt). Es gibt den Glücksfzll (bon bear). Es gibt sogar nur das t Sprechende<Wesen> sind glücklich, von Natur ausglücklich, und es ist dies sogar alles,was ihnen von der Natur bleibt. Könnte es mit Hilfe desanalytischenDiskursesnicht erwasmehr werden?Das ist die alte Frage, von der ich nicht sprechenwürde, wäre die Antwort nicht schon. In genauerenBegriffen gesagtliefert die Erfahrung der Analyse dem Analysanten,wie ich ihn nenne - oh! welchen Erfolg hatte ich nicht bei den vermeintlich Orthodoxen mit diesemWort, und wie habensie bei der Gelegenheitnicht beteuert,wie sehr ihr Begehrenin der Analyse darauf hinausläuft,in ihr für nichts dazusein- liefert also die Erfahrung einer Analysedem Analysanten,sageich, den Sinn seinerSymptome. Nun, ich behaupte,daßsolcheErfahrungen sich nicht addieren lassen.Freud hat es vor mir gesagt:Alles ist in einer Analyseeinzubringen - woran man sieht, daß der Analytiker sich hier nicht drücken kann - alles ist einzubringen, als hätte sich überhaupt nichts festgesetzt.Das bedeutetnichtsanderes,alsdaßdasFaßimmer neu zum Rinnen gebracht werden muß. Dies ist aber auch der Fall bei der'Wissenschaft(und Freud hat sie, kurzsichtig, nicht andersverstanden). Die Frage beginnt nämlich damit, daß es Typen von Symptomengibt und daß eseineKlinik gibt. Nun aber: Die Klinik ist ausder Zeit vor dem analytischenDiskurs, und daßder analytischeDiskurs in ihr einiges erhellt, ist sicher, jedoch nicht gewiß. \ü7itbrauchen aber die Gewißheit, weil allein diesesich übermitteln, weil demonstrierenläßt. Diese Forderung hat eineGeschichte,die zu unsererüberraschungzeigt, daß sieformuliert wurde lange bevor die lüTissenschafr eineAntwort wußte I I

und daß, selbst wenn die Äntwort völlig außerhalb der Richtung lag, die die Forderung eingeschlagenhatte, die Bedingung, von der sie ausging: daßnämlich jeneGewißheit vermittelbar seinsoll, eingelöstworden ist. Zu Unrecht würden wir uns darauf vedassen,daß wir das nut zu wicdcrholen brauchen- und sei'sauch mit dem . Denn schon vor etlicher Zeit hat eine solche Auffassung die Wahrheitsprobebestanden,ohne daß darausbereitsWissenschaftgeworden wäre (vgl. den Menon, der sich eben darum dreht). Daß die klinischen Tlpen der Struktur zugehöten, daskann man' wenn auchnicht ohne ein gewissesSchwanken,bereitsschreiben.Gewiß und vermittelbar ist dies nur vom hysterischenDiskurs. Es wird in diesem sogar ein Realesmanifest, das dem wissenschaftlichenDiskurs verwandt ist. Man achtedarauf, daßich vom Realensprecheund nicht von der Natur. Ich will damit zeigen,daß das,was derselbenStruktur zugehört, nicht unbedingt denselbenSinn hat. Darum auchgibt esnur eineAnalysedes Besonderen:einegleicheStruktur geht keineswegsauseinemeinheitlichen Sinn hervor, insbesonderedann nicht, wenn sie an den Diskurs rührt. Es gibt keinenallgemeinenSinn desHysterischen,und das,worauf sich die Identifikation in diesemoder jenemFall richtet, ist die Struktur und nicht der Sinn. Erkennbar wird dasan dem Umstand,daßdie Identifikation sich auf das Begehrenrichtet, das h'eißtauf das als Obiekt aufgefaßte Fehlen, nicht auf die Ursachedes Fehlens(vgl. den Traum det schönenFleischersfrauin der.Traumdeutung',4,dem ich zu exemplarischer Bedeutung verholfen habe. Ich verschwendedie Beispiele nicht, aber wenn ich Beispieleverwende,wird darausdann schonein Paradigma). Dic SubjekteeinesTypus sind also ohne Nutzen für die anderendesselbcn Typus. Und es ist begreifich, daß ein Zwangsneurotiker dem Diskurs eines anderenZwangsneurotikers nicht den geringsten Sinn zu gebenvermag. Daraus entstehenwohl Religionskriege, da bei der Rcligion Zwangsvorstellungenim Spiel sind (dieswäre dann ihr einziger, im übrigen ungenügenderklassenbezeichnend-klassifikatorischer Zug). Daraus rcsulticrt, daß in der AnalyseKommunikation nul statthat auf a U , Im Manuskript dant la Traaadeatng. :r^

einem Weg, der den Sinn transzendiert, auf dem Weg nämlich, dcr hervorgeht ausder Annahme einesdem unbewußtenWissen,dashcißt der Verzifferung unterstelltenSubiekts.Genaudies habeich gesagt,als ich vom Subiekt gesprochenhabe, dem V7issenuntersrellt ist (ujet supposö tnoir). Darum auch ist Übertragung Liebe, ein Gefühl, das hier eine so neue Form annimmt, daß sie die Subversioneinführt, nicht daß sie dadurch weniger illusorisch ist, aber sie gibt sich einen Partner, der mit großer Vahrscheinlichkeit antworten wird, was bei anderenFormen nicht der Fall ist. Ich bringe wieder den Glücksfall (bonber) ins Spiel, nur daß die Chancediesmalvon mir kommt und ich es bin, der sie bringt. Ich bleibe dabci: Es ist Liebe, die sich ans Wissen richtet. Nicht Begehren: denn wasden IVif tricbsangeht,man kann da zweimal hinsehen, träte er auch auf versehenmit dem Gütezeichcn Freuds, es gibt ihn überhaupt nicht. Und zwar gibt es ihn so wenig, daß hier der Grund ist für die Hauptleidenschaftdes sprechenden\üüesens, die nicht Liebe ist und auch nicht Haß, sondern lgnoranz. Ich rühre da ieden Tag daran. Daß die Analytiker oder sagenwir dieienigen,die, indem sie sich für solche halten, iene Rolle spielen, und ich leite es aus dem einfachen Umstand ab, daß sie sie real spielen,daß die Analytiker also,ich sagees im vollen Sinne,ob sie mir nun folgen oder nicht, noch nicht begrifren haben,daß das,was eingeht in die Matrix desDiskurses,nicht Sinn ist, sondern Zeichen,gibt eine genaueVorstellung davon, was die kidenschaft der Ignoranz bedeutet. Bevor das Wesen des Schwachsinnsdie Oberhand gewinnt, hatten andereNicht-Unkluge vom Orakel die Kundschaft verbreitet, daß es weder enthüllt noch verbirgt: orlpatve6es gibt Zeichen. Das war so zuZeiten derVorsokratiker, und Sokratesist für den langen aristotelischenUmweg, der folgte, nicht verantwortlich zu machen, obschon er hysterischwar. Von hier aus kam Freud, der sein Ohr den Sokratischenlieh, wie ich sie genannt habe,auf die Vorsokratiker zurück, die in seinenAugen als einzige die Befihigung hatten, Zeugnis zu gebenvon dem, was er noch einmal fand. Nicht weil der Sinn ihrer Deutung \Tirkungen gezeitigt hätte, sind die Analytiker im \ü7ahren,denn so richtig die Deutung sein mag, ihre lWirkungen sind unberechenbar.Sie zeugt von keinedei Wissen,denn s A, d, U. : Im Manuekrip, d"rr,..h.

rt

rüüissen in seinerklassischenDefinition versichert sich von einer möglichenVorausschauher. Was siewissen müssen,ist, daß es ein Wissengibt, das nicht rechnet, dasaber nichtsdestowenigetfür das Genießenarbeitet. Was an der Arbeit des Unbewußten läßt sich nicht schreiben?Hier eben enthüllt sich eine Struktur, die wohl zur Sprachegehört, wenn anderses deren Funktion ist, Verzifferung möglich zu machen.Dies ist der Sinn, auf den die Linguistik ihr Obfekt, indem sie es isolierte, begründet hat: mit dem Namen Signifikant. Hier allein hat sich der analytischeDiskurs auf die Wissenschaftzu stützen. Aber wenn das Unbewußte von einem ihm eigenen Realen Kundschaft gebensoll, ist umgekehrt hier unsereChance,aufzuklären, wie die Sprachein der Zahl dasRealetransportiert, aus welchem \7issenschaftsich bildet. rü7asunaufhödich geschriebenwkd (Ce qai ttecesse pas des'icrire),ist getragenvomWortspiel, dasmeine Sprache(kknge nienne)von einer anderenbewahrt hat, und nicht ohne Grund die Gewißheit, von der der Modus der Notwendigkeit (nhesiti) im Denken ze\gt. \üie könnte man übersehen,daß das Zufällige odet das, was aufhört, nicht geschriebenzu werden, das ist, wodurch die Unmöglichkeit sich zeigt oder das,was unaufhödich nicht niedergeschriebenwird. Und daß sich von daher ein Realesbestätigt, das, wenn es auch dadurch nicht besserbegründet ist, übermittelt werden kann durch dasEntrinnen,auf dasjederDiskurs antwortet. Den 7.rc.r97)

ÜberrcfutaonNorbert Haas uld Cbantal Cressot

493DAS DRANGEN DES BUCHSTABENS IM UNBE$TUSSTENODER DIE VERNUNFT SEIT FREUD'

t Ä.d.U.: Im Original lautet der Titel L'in$atcc de la lettre dansI'inconrcienloa la rainn dcpdt Fread. Unsere auf den ersten Blick vielleicht befremdende Entscheidung, inslancemit wiederzugeben, fand die Zustimmung Lacans.

Kinder in lYindelngewickelt O StädtedesMeers,icb sebeir eacbeureBewobner, Männerand Frauenran Armen and Beinen$renggeferelt nit festenBändernuonLeaten,qu denereureSpracbe nicbt dringenkann, undeucbbleibt mr, in tränenaollen Klagen,in Jamnergeschrei urd Seufqentelrer Scbnerq eucbtelberkandqutm urdqa bedaaern, velcbeFreiheit eacbuerlorengitg.Denn die,die euch fesnln, aermöchten ere Spracbenicbt qu aersteben sowenigwieiltr die ibre. (Leorardo da Vinci. CodexAtlanticas r4S r.a.)

Wenn das Thema diesesdritten Bandesvon La Psltchana[tn2 von mir diesenBeitrag forderte, so rrerdankeich dieseRücksicht dem, was sich dabeihetausstellenwird, wenn ich ihn einführe, indem ich ihn zwischen Geschriebenem ( titi t ) und Sprechen (paroh ) ansiedle: Er wird auf halbem Wege sein. Geschriebeneszeichnet sich in der Tat durch eine Vorherrschaft des Textesin dem Sinneaus,den man hier einschlagensehenwird bei einem solchen Diskursträger (factear)3 - was hier jene Verengung möglich macht, die dem Leser keinen andern Ausweg lassensoll als seinenEintritt, den ich mit schwierig wünsche.Es wird dasalso nicht eine Schrift in meinem Sinne sein. Die Eigenheit, daßich meine Seminarstundenmit einemjeweiligen Ineditum anreichere,hat mich bis heute davon abgehalten,einen solchen Text zu liefern, mit Ausnahmevon einer dieserStunden,einer im übrigen beliebigenin der Reihenfolge,auf die zu beziehenes sich lohnt allein wegen des Standsihrer Topik. Denn die Dtinglichkeit, die ich jetzt vorgebe, um es bei dieser Sicht bewendenzu lassen,verdeckt nur die Schwierigkeit, daß sie,wenn ich sie auf dem Standhalte, auf dem ich hier meine Lehre vorstellen muß, nicht zu weit am Sprechenvorbeigehe,dessenverschiedeneMaße dem von mir angestrebten Ausbildungseffektwesentlichsind.

2 Psycboanalyseet sciencesde l'hornme. I A.d.Ü.r Facteurim FranzösischenauchBriefträger. t7

Darum habe ich diesenQuerweg einer Unterredung gewählt, zu der ich zu ebender Zeitvon der philosophischenFachschaftder Fdddration detitudiantsfu lettres+eingeladenv/orden bin, um eine günstige Einstellung für mein Exposi zu 6nden, wobei die notwendige Allgemeinheit desselbensich dem außergewöhnlichenCharakter des Publikums anpassensollte, seineinmaligerGegenstandaber sich mit der Komplizenschaftihrer gemeinsamen,literarischen,Qualifikation trifft, auf die mein Titel anspielt. \[ie könnte man in der Tat vergessen,daßFreud unaufhödich und bis zu seinemEnde an dieserQualifikation für die Ausbildung der Analytiker als der wichtigsten Forderung festgehaltenund daß er die uniaersitat litteraram aller Zeiten als den idealen Ort für seineInstitution bezeichnethat!s So bezeichneteder Rekuts auf die wiederbelebte Bewegung dieses Diskurses durch die, denenich ihn bestimme,übetdies jene, an die et sich nicht wendet. Ich will sagen:niemandvon denen,die mit welchemZiel auchimmer in der Psychoanalysetolerieren, daß ihre Disziplin auf irgendwelche falscheIdentität poche. Eine lasterhafteGewohnheit, derengeistigeAuswirkungen so weit gehen, daß sogar die wahre hier als ein Alibi unter den andern erscheinen kann, dessenraffinierte Verdoppelung den feinfühligsten hoffentlich nicht entgeht. Soverfolgt man mit Neugier die Wendung, die sichbezüglich Symbolisation und Spracheim Int. J. Pslcltoanal.ankündigt, wenn mit großem Aufwand und mit angefeuchtetenFingern die Folios von Sapir und Jespersenumgeblättertwerden. DieseÜbungen sind noch novizenhaft, aber es fehlt in ihnen vor allem der Ton. Ein gewisserErnst bei der Einkehr ins \üahrhaftigeentlockt einem ein Lächeln. Und wie sollteselbstein Psychoanalytiker von heute6nicht glauben,er wäre soweit gekommen,wenn er ans Sprechenrührt, da ia seineErfahrung aus diesemihr Instrument, ihren Rahmen, ihr Material nimmt, und zwar bis hin zum HintergrundsgeräuschseinerUngewißheiten. r l)as 'Ireffen fand am 9. Mai r 957 im Hörsaal Descartes an det Sorbonne statt, und tlic Diskussion wurde dann in feuchtererÄtmosphäre fortgesetzt. t l)ic lrrage der Laienanalyse,G.IV., XIV, S. z8r f. 0 A. d. U.: Anspielung wie noch mehrmalsim Folgendenauf dasBuch Za pgtcbanalyn d'aujoard'ltai, das 1956 bei den Preret aniuertitairet de France zum erstenmal rufgclcgt wurde, Vgl. auch < Schriften I >, S, r73, Anm. 3. rll

4et I. Der Sinn desBuchstabens' !üie unsereÜberschdft hören läßt, entdeckt die Psychoanalyseim Unbewußten über ein solches Sprechenhinaus die ganze Struktur der Sprache.Von Anfang an ist siealso dem Aufmerksameneine\7arnung, die ihm zeigt, warum er dem Gedanken abschwörenmuß, daß dasUnbewußtenur der Sitz der Instinkte sei. rü7ieaberist dieserBuchstabehier zu verstehen?Einzig und allein buchstäblich! S[ir bezeichnenmit Buchstabenjenesmaterielle Substrat,das der kon[rete Diskurs aus der Sprachebezieht. Diese einfache Definition verlangt, daß man Sprachenicht mit den verschiedenensomatischenund psychisch.r Funktionen verwechselt, von denensiebeim sprechendenSubjekteherschlechtalsrecht begleitet wird. In ersterLinie deswegen,weil die Sprachesamtihrer Struktur existiert, bevor ein beliebigesSubjekt in einem bestimmten Moment seinergeistigenEntwicklung in sie eintritt. Halten wir fest: Bei allen Aphasien, die verursacht werden durch rein anatomische VedetzungendesZetebrums,dasdengenanntenFunktionen dasmentaleZentrum gibt, verteilen sich die Ausfälle, soweit esum die Produktion von Bedeutung geht, offensichtlich auf die zwei Abhänge (uersants)des signifikanten Effekts dessen,was wir hier Buchstabenennen8.Das wird im folgendendeutlicherwerden. Auch das Subjekt,dasals ein Sklaveder Spracheerscheinenkann, ist mehr noch einem Diskurs hörig in der universalenBewegung, in der z A.d.Ü.: Le nnt de la lettre. Zu den Bedeutungen <Sinn des Buchstabens>und kommt noch die Bedeutung << Gespür für den Buchstaben >, auf die Jean-Luc Nancy und Philippe Lacoue-Labarthe in La titre deIa lettre, Paris r971, S.27, aufmerksam machen. a Dieser Aspekt, der die in diesem Zusammenhang alles verdunkelnde Bettachtungsweiseder sehr eindringlich widerlegt, erscheint im vollen Licht in jener rein linguistischen Änalyse der zwei großen Formen der Aphasie, die eine der führenden Gestalten der modernen Linguistik, Roman Jakobson, herausgearbeitet hat. Vgl. das zugänglichste seiner Verke <> (zusammen mit l\Iorris Halle), Mouton and Co., S'-Gravenhage, die Kap. I bis IV im zweiten Teil, sowie die Sammlung von übersetzungen, die wir Nicolas Ruwet verdanken: Esais lingai$iquet,Editions de Minuit. t9

sein Platz niedergeschriebenist bereits bei seiner Geburt - und sei es bloß in der Form desEigennamens. Der Bezugauf die Erfahrung der Gemeinschaftals der Substanzdieses 496 Diskursesbringt keine Lösung. Denn dieseErfahrung gewinnt ihre wesentlicheDimension aus der Überlieferung,die dieserDiskurs etst einsetzt. Diese Überlieferung begründet, lange bevor das Drama der Geschichtesich in sie einschreibt,die elementarenStrukturen der Kultur. Und diese Strukturen ihrerseits offenbaten eine Ordnung der Tauschakte,die, wäre sie auch unbewußt, nicht denkbar ist außerhalb der Permutationen,die die Spracheermöglicht. Daraus folgt, daß an die Stelle der ethnographischenZweiheit von Natur und Kultur wohl eine dreiglieddge Konzeption der conditio humana:Natur, Gesellschaftund Kultur, tfeten muß' wobei sehrwahrscheinlich der dritte Begriff sich auf die Sptachereduzieren läßt, das heißt auf das,was die menschlicheGesellschaftihrem Wesennach von den natürlichen Gesellschaftenunterscheidet. Wir wollen indessenan diesem Punkt weder Partei ergreifen noch anfangen;wir lassendie ursprünglichen BeziehungendesSignifikanten und der Arbeit im Dunkeln. \7ir begnügen uns, um wenigstens ein Problemlos zu sein,mit der allgemeinenFunktion, dieder Praxisindet Genesisvon Geschichtezukommt, und betonen, daß selbstdie Gesellschaft,die mit demVoffang derProduzentendie ursächlicheHierarchie von Produktionsverhältnissen und ideologischen Superstrukturen (tlberbauten) in ihr politischesRechtwieder eingesetzthabensoll,trotzdem kein Esperantohervotzubringen vermochte, dessenBeziehungen zum sozialistischenRealenradikal fede Möglichkeit einesliteratischen Formalismusausdet Diskussion hätte verschwindenlassenkönneno. Wir selbstvertrauen allein auf die Voraussetzungen,die dadurch Geltung bekommen haben, daß die Sprachein der Forschung sich den StatuseineswissenschaftlichenObiekts erobert hat. Hier übernimmt die Linguistik'o eine Vorläuferrolle, in dem Bereich, in der Regel eine um den herum eine Neuordnung der'$Tissenschaften o Man wird sich entsinnen, daß es tatsächlich eine Diskussion übet das notwendige Auftauchen einef neuen Sprache in der kommunistischen Gesellschaft gegebenhat, uncl daß Stalin zur großen Erleichterung seinerphilosophischen Anhänger dieseDiskuerion abgeschnittenhat mit den \iüorten: Die Spracheist keine Superstruktur ([)bcrbau). tu Vcnn wir l-inguistik sagen,meinen wir das Studium der existierenden Sprachen Struktur und in den sich dabei offenbarenden Gesetzen- draußen bleibt die ::,,t*r

49l Revolution der Erkenntnis signalisiert:wobei allein die Notwendigkciten der Kommunikation uns zwingen, auf den Rücken diesesBandcs den Titel > zu schreiben,ungeachtet der Verwirrung, die sich hier verbergen kann. Damit wir das Auftreten der Disziplin der Linguistik an einem Punkt festmachenkönnen, sagen wir, daß diese wie jede $Tissenschaftim modernen Sinnebestehtin dem konstituierendenMoment einesAlgoDieser Algorithmus ist : _r_ithmus. 5

: J

zu lesenals: Signifikant über Signifikat, wobei das <über > dem Balken entspricht, der beide Teile ttennt. Das so geschriebeneZeichen verdanken wir Ferdinand de Saussure, obwohl es in dieser streng reduziertenForm sich in keinem der Schemata findet, unter denenes in der gedruckten Fassungder verschiedenen Vodesungen aus den Kursen der Jahre t9o6fo7, r9o8/o9 und tgroln auftaucht, die eine Gruppe seinerSchülervoll Ehrfurcht unter dem Titel Coart delinguistiqreginäralezusammenherausgegebenhat eine Publikation von höchstem Rang, die eine Lehre weitergibt, die diesesNamens würdig ist, das heißt, die man nu! über die ihr eigene Bewegung festhaltenkann. Deshalberweist man ihr zu Recht die Ehre der Formalisierung!, ir, d", sich über die Vielfalt der Schulenhinweg der Einschn ittzeigt,*n U"die moderne Linguistik beginnt. Die Thematik dieser'$Tissenschaft hängt von nun an tatsächlichan der erstrangigen Position, die dem Signifikanten und dem Signifikat zukommt als unterschiedenenOrdnungen, die von vornherein getrennt sind durch eine Schranke,die sich der Bedeutung widersetzt. Dadurch wird es möglich, die dem Signifikanten eigenenVerbindungen und die Funktionsbreite derselbenin der Genesedes Signifizierten genauzu studieren. Denn dieseUnterscheidungerstenRangesgeht entschiedenüber jene Diskussion der Arbitraität des Zeichens hinaus, wie sie sich seit der Theorie der abstrakten Kodes, die man ungerechtfertigterweise der Kommunikationstheorie zuschlägt, die Theorie der physikalischen Konstituierung, genannt Informationstheotie, also iede mehr oder'weniger hypothetisch generalisierte semiologie. 2l

Refexion der Antike entwickelt hat, das heißt, der bereits von iener Epoche erfahrenenAusweglosigkeit, die einer bi-univoken Entsprechung von Wott und Sache- und seiesauchnur im Akt der Benennung - entgegensteht.Soviel gegenden Augenschein,der entsteht durch die Rolle, die man demZeigefingerzuweist, der auf ein Objekt zeigt, wenn ein kindliches Subjekt (wjet infans)Ir seine Muttersprache letnt oder wenn es um jene sogenanntkonkreten Lehrmethoden zur Eder- 498 nung von Fremdsprachengeht' Auf diesem Vege läßt sich allenfalls demonstrierenlz, daß es keine Bedeutung gibt, die nicht notwendig auf eine andete Bedeutung verwiese: womit man letzten Endes zu det Bemerkung kommt, daß keine wirkliche Spracheexistiert, von der fraglich wäre, ob sie das Feld des Signifizierten abzudeckenvermag, denn eine Wirkung ihrer Existenz als Spracheist es, Antwort zu wissen auf alle Bedürfnisse.Versuchen wir der Objektkonstitution in der Sprachenäher zu kommen, so können wir nur feststellen,daß sie damit auf die Ebene des Begriffs rückt und sich von ieglichem Nominativ abhebt, und daß dasDing (chorc)' während es sich ganz augenscheinlichauf den Namen reduziert, sich bricht in dem doppelten Strahl, der ausgehtvon der Ursache (caun)' in welcher es sich in unserer Spracheverbirgt, und dem Nichts (rien), dem es sein lateinischesKleid überlassenhat (ren). So aufregend's diese Betrachtungen für den Philosophen auch sein mögen, sie bringen uns ab von dem Ort, von dem aus die Spracheuns über ihre Natur befragt. Und man wird an der Frage scheiternin dem Maße als man sich nicht von der Illusion befreit, daß das Signifikante dasSignifiziertevorzustellen,besser:daßdas der Funktion entspreche, Signifikante seineExistenz im Namen irgendeinet Bedeutung 2u Yer' antwortenhabe. Selbstin dieser letzten Formel bleibt die Häresie bestehen.Sie allein treibt den logischenPositivismus zur Suchenach dem Sinn des Sinns, wie man dasObiektive nennt in jener Sprache, demmeaningofmeaning, die ihre glühendenBewunderereher schnaubenals sprechen.Das führt

" A, d, U.: Infansim Otiginal gesperrt. ', Y Bl. De nagiüra des heiligen Äugustinus, wofaus ich das Kapitel De signifcatione hrationit am zS.Juni r954 in meinem Seminarkommentiert habe' ,r A.d.Ü.: ln den Ecrits steht existanter.rVir folgen hier dem Erstdruck in la ( cxcitantct! ). Auf die Unterschiede macht michVreniHaas aufmerksam. Irrychanal.ltn 22

uns zu der Feststellung,daß auch der sinnerfülltesteText für jeneAnalyse sich auföst in unbedeutendeBagatellen,wogegen nur die mathematischenAlgorithmen sich sträuben,die ihrerseitszu Recht ohne allen Sinn sind.'+ 499

Am Endewärealsoder Algorith-or.!,*..rn

wirvonihm nurnoch den

Parallelismusvon Ober- und Unterglied, beidenur ganzglobalverstanden, übriglassenkönnen, nur noch dasrätselhafteZeicheneinestotalen Mysteriums. Das aber ist wohlgemerkt nicht der Fall. Um seineFunktion zu erfassen,beginneich mit jener fehlethaftenIllustration, mit der man klassischerweiseseine Verwendung einführt. Hier ist sie: ARBRE (BAUM)

Man sieht,wie sehrsiejeneRichtung favorisiert,die wir ebenalsirrig bezeichnethaben. Ich habesiefür meine Zuhörer durch eineandereersetzt,die man nur deswegenfür zutreffenderhaltenkonnte, weil siein jenerungehörigen

t+ So zeigt uns Richards, Autor eines \7erks über die Verfahren, die diesem Obiektiven angemessensind, in einem weiteren Buch die Anwendung seiner Lehre. Er wahlt dafür eine Seite aus Mong Tse, Menciat, wie er von den Jesuiten genannt witd: Mencitaton tbenindheißt dann der revidierte Gegenstand des stücks. Die Garantien für die Reinheit der untersuchung stehen in nichts dem Luxus in seinem Vorgehen nach. Der Gebildete,det sich im traditionellen Kanon auskennt,zu dem der Text gehört, begibt sich sogar in die Gegend von Peking, wohin die Zenuifuge der Beweisführung ohne Rücksicht auf die Kosten transportiert wurde. !7ir werden aber ebenfalls,und dazu weit billiger, dorthin versetzt, wenn wir sehen, wie eine Bronze, die bei der geringsten Berührung mit Gedanken einen Glockenton von sich gibt, sich in eine Art Scheuerlappen verwandelt, mit dem die Tafel des konsternierendsten englischen Psychologismus gesäubert wird. Nicht ohne diese - hdlas| - sogleich mit der Hirnhaut des Autors zu identifizieren, die allein von einem Objekt und von ihm selber tibrig bleibt nach vollendeter Äusschöpfung des Sinns des einen und desbonrcnsdes andern. 2'

Dimension ihr lüesen treibt, auf die der Psychoanalytikernoch nicht ganzverzichtethat in dem richtigen Geftihl, daß sein Konformismus nur von ihr her etwaswert ist. Hier ist sie,die andereIllustration: HOMMES

DAMES

an der man sieht - ohne daß man den Geltungsbereichdes Signifikanten, um das es bei diesemVersuch geht, groß auszudehnenbraucht, das heißt, indem man lediglich auf der Seiteder Namen eine Verdoppelung vornimmt durch die einfache Aneinanderfügung zweier sich t o o dadurch in ihrer Komplementärbedeutunganscheinendbefestigender Begriffe -, wie der Überraschungseffektaus dem plötzlichen unerwarteten Niederschlagdes Sinns entsteht: im Bild nämlich von zwei identischen Türen, welche mit dem einem abendländischenMenschenfür die Befriedigung seiner natüdichen Bedürfnisseaußer Haus zut Verfügung stehendengeheimenÖrtchen den Imperativ symbolisieren,den dieser Mensch mit der gtoßen Mehrheit der primitiven Gesellschaften zu teilen scheintund der sein öffentlichesLeben den Gesetzender urinalen Segregationunterwitft. Das haut nicht nur mit einem Tiefschlagdie Nominalismusdebatteum' sondern zeigt atch, wie das Signifikante tatsächlich ins Signifizierte eingeht, in einer Form nämlich, die, da sie keine immaterielle ist, die Frage nach seinemPlatz in det Realität aufwirft. Denn das blinzelnde Auge eines Kurzsichtigen würde, wenn es an die Emailleschildchen, die esauf sich ziehen,näherheranrückenmuß, sich vielleicht mit Recht fragen, ob es gerade darin das Signifik^nte zt sehenhabe, dessenSignifikat in diesemFallevon der feierlichenDoppelprozessionim oberen 'feil des Schiffsdie letzten Ehren erwiesenwütden' Aber kein konstruiertesBeispielvermöchte anPrägnanzdem gleichzukommen, was man im Erlebnis der Wahrheit findet. Gleichwohl bin ich nicht unzufrieden,geradediesesBeispielangeführt zu haben: denn cs rief bei jemandem,det meines g^nzen Vertrauens würdig ist, eine Kindheitserinnerungwach, die ich, glücklich, daß sie auf dieseWeise zu mir gelangtist, am bestenhier einfüge. li,in'/,ug läuft in einenBahnhofein. Ein kleiner Junge und ein kleines 24

Mädchen,Bruder und Schwester,sitzenin einemAbteil an der Fensterseite, und zurat einander gegenüber. Nun sehen sie eine Kette von Gebäudenvorübergleitenan einem Bahnsteig,an dem der Zug hält; < Schau,wir sind in Frauen! >,sagtderBruder. ,erwidert darauf seine Schwester <siehst du denn nicht, daß wir in Männer sind!> Abgesehendavon,daßin dieserGeschichtedie Bahngleiseden Balken in einerForm, die wohl Algorithmus materialisieren desSaussureschen angetanscheint,glaubenzu machen,daß sein \Tiderstandandersals dialektischseinkann, müßteman, dasist wohl dastreffendeBild, nicht die Augen vor Löchern haben,um hier nicht die Plätzedurcheinanderzubringen, die jeweils dem Signifikanten und dem Signifikat zukommen, und um nicht zu merken,von welch strahlendemZentflrmaus der erstesein Licht in die Finsternis det unvollendetenBedeutungenwirft. Denn er wird den Dissens,'sder nut ein animalischerund ein dem Vergessender Naturnebel geweihterist, zur maßlosenGewalt des ist für die Familien Kriegsmachen,die unausweichlich ror ideologischen und einePlagefür die Götter. Von nun an werdenMänner und Frauen für dieseKinder zweiYaterländersein,denenihre Seelenmit jeweils und über die ein Bündnis einemabweichendenFlügel entgegenziehen, zu schließenihnen um so mehr unmöglich sein wird, als keiner von beiden, da sie wahrlich ein und dasselbesind, auf den Vorrang des einen ausweichenkann, ohne an die Ehre desanderenzu rühren. Halten wit hier ein. Es ist wie in der GeschichteFrankreichs.Zu Recht menschlicher,wie man sich ihrer hier entsinnt, als diejenigeEnglands, die bestimmtist, vom runden aufs spitzeEnde desEiesvon Altmeister Swift zu kullern. Zu beachtenbleibt, über welchesTrittbrett und welchen Gang das S desSignifikanten,dashier sichtbarwird in den PluralenI5&,mit denen es seine Aufnahme jenseits des Fensters zentriert, hinweg muß, um seineSchleifenin die Röhren zu leiten, durch die diesseitsgleich warmer und kalter Luft Empörung und Verachtung pfeifen. Einesist sicher: DieserZugangdarfauf keinenFallirgendwelcheBedeutung mit sich fühten, soll ihm der Algorith-o. ] mit seinemBalken J entsprechen.Denn es kann dieserAlgorithmus, sofern er selbstnur 's A.d.Ü.: Dissendon,Großschreibung im Original. rsod.d.{J. ' HommetI Damsr im Französischen, 2\

reine Funktion des Signifikanten ist, an dieser Übertragung nur eine Signifikantenstruktur aufzeigen. Die Struktur desSignifikantenaberist darin zu sehen,daßer artikuliert ist, was ja ganzallgemeinvon der Sprachegilt. Das besagt,daß seineEinheiten, von welchem Gesichtspunktausman deren reziproke Übedagerungen und zunehmendeEinschließungen auch verzeichnenmag, einer doppelten Bedingung unterworfen sind: Sie sind zurückführbar auf letzte differenzielle Elemente, und diese wiederum setzensichzusammennachden Gesetzeneiner geschlossenen Ordnung. Diese Elementesind nach der entscheidendenEntdeckung der Linguistik die Phoneme, wobei mit dem Terminus freilich nicht einephonetische Konstanz in der Modulationsvielfalt gemeint ist, sondern das synchrone System differenzieller Kopplungen, das zur lJnterscheidung einzelner\7örte r in einer gegebenenSprachenotwendig ist. Daran sieht man, daßein wesentlichesElement im Sprechenselbstvorherbestimmt 'war, in die beweglichenCharaktetezu schlüpfen,die, wo Didots und Garamondsganzunten im Setzerkastenzusammenfücken,das,was wir Buchstabe,Letter, nennen,gültig vorstellen, dasheißt die essentielllokalisierteStruktur des Signifikanten. In der zweiten Eigenschaft des Signifikanten: sich zusammenzusetzen nach den Gesetzeneiner geschlossenen Ordnung, zeigt sich die Not- 5 0 2 wendigkeit einestopologischenSubstrats,wasder von mir für gewöhnlich verwendeteTerminus <signifikanteKette> approximativerfaßt: Ringe, die in einer Kette sich in den Ring einer andern I(ette einfügen, die wiedet aus Ringen besteht. Dies sind die Strukturbedingungen,die - alsGrammatik - die Ordnung der konstitutiven ÜbedagerungendesSignifikantenbis zu derdem Satz unmittelbar übergeordnetenEinheit, und die - als Lexikon - die Ordnung der konstitutivenEinschließungendesSignifikantenbis zvr verbalenRedebestimmen. Mit Leichtigkeit läßt sich daran, wie diesezwei Versuche,den Sprachgebrauchzu vetstehen,an Grenzenstoßen,ersehen,daßallein die Korrelationen von Signifikant zt Signifikant einen Maßstab abgeben für icde SuchenachBedeutung,was sich zeigt in dem Begriffder Veraendm.qeinesTaxiems oder Semantems,ein Begriff, der auf Kontexte verweist, die graduell geradeüber den betreffendenEinheiten liegen. Man darf jedochnicht schondeshalb,weil dieVersucheder Grammatik und dcsLexikonssichan einerbestimmtenGfenzeerschöpfen,annehz6

men, die Bedeutung regierejenseitsdavon ungeteilt. Das wäre ein Irrtum. Das Signifikante antizipiert seinet Natur nach nämlich immer den Sinn, indem es in gewisset S7eisein seinemVorfeld seineDimension auftut. Das kann man an der Att Sätzesehen,die vor der signifikativen Iüüendungabbrechen:Niemals werde ich . . ., Immer ist es. . ., Vielleicht auch... Diese habendatum nicht weniger Sinn, und sie habendiesen Sinn um so zwingender als dieser sich dadn begnügt, auf sich warten zu lassen!6. Ebensoverhält essichmit jenemPhänomen,dasdieseSätzeallein durch die Rückwirkung einesAber aufscheinenläßt, schön wie Sulamit, sittsam wie ein Blumenmädchen,die Negerin für die Hochzeit auf- und vorbereitendund die Arme zur Versteigerung. Man kann also sagen,daß der Sinn in der Signifikantenketteintistiert, daß aber nicht ein Element der Kette seineKolsistenThatin der Bedeutung, deren esim Augenblick geradefähig ist. Es drängt sich also der Gedankeauf, daß dasSignifiziette unaufhödich unter dem Signifikanten gleitet - was F. de Saussurean einem Bild illustriert, dasden zwei Windungen des Oberen und desUnteren W'asdargetol sersgleicht, wie sieauf den Miniaturen der Genesishandschriften stellt sind. Ein doppelter Fluß, der markiert ist von feinen Regenstreifen, wodurch sich punktierte vertikale Linien bilden, die die korrespondierendenSegmenteeingrenzen. Dagegenwäre die Erfahrunganzuführen,die mich zu einembestimmten Zeitpunkt in meinemSeminarüber die Psychosenvon uSteppunkten" sprechenließ, die in diesemSchemabenötigt werden, soll der Vorherrschaft des BuchstabensRechnung getragenwerden in der 'Werk dramatischenTransformation, die der Dialog im Subjekt ins setztenkann17, Aber die Linearität. die F. de Saussureals konstitutiv ansiehtfür die t6 Damit eröffnet uns die in dieser Form auftretende verbale Halluzination manchmal einen bisher verfehlten, weil unbemerkten Kommunikationsweg zur Freudschen Struktur der Psychose(Seminardes Jahtes ryjtlJ6), rz rVir taten dies am 6.Juni r9y6 anhand der ersten Szeneder Atlsalie,wobei wir zugeben, daß eine Änspielung auf die < Edelhurerei > RacinescherHeldinnen, die ein ltiglt bron-Kritiker in Nent Statesmanand Nation gemacht hatte, dabei nicht ohne Einfluß war, hat sie uns doch veranlaßt, uns einmal nicht auf die wilden Dramen Shakespeares zu beziehen,wie esim analytischenMilieu Zwang gewordenist, wo diese Bezugnahmedie Rolle der Sdaonnetteä aikin des Philistertums spielt.

Kette desDiskurses,konform zuihrer Aussendungdurch eineeinzige Stimme und in der Horizontale, wie sie sich in unserer Schrift niederschreibt,ist, wenn auch notwendig, so doch durchaus nicht zureichend.Denn siebestimmtdie Diskurskettenur in der Richtung, die diesein der Zeit orientiert,wobei siesogaralssignifikanterFaktor in allenSprachenaufzufassen wäre,in denen:[PeterschlägtPaul] ihre Zeit umkehrt, indem sie ihre Terme umdreht. ohne ZweiEs genügtaber,der Poesiezu lauschen,wasF. de Saussure fel tat'8, damit eineVielstimmigkeit sichvernehmenläßt,und ein jeder Diskurs sich ausrichtet nach den verschiedenenDimensionen einer Partitur. Tatsächlich gibt es keine signifikante Kette, die, gleichsam an der Interpunktion jeder ihrer Einheiten eingehängt, nicht alles stützen würde, was sich an bezeugtenKontexten artikuliert, sozusagenin det Vertikalen diesesPunktes. So sehenwir, wenn wir unser nflort: arbre(Baum) wieder aufgreifen, und zwar nicht mehr in seiner nominalen Vereinzelung, sofldern an einer dieserInterpunktionen, daß wir es nicht allein der Tatsache,daß dasWort barre(Balken) sein Anagramm ist, zu vetdanken haben, daß Algorithmus durchbricht. es den Balken des Saussureschen Denn aufgeteilt auf dasdoppelte Spektrum der Vokale und Konsonan- to4 ten, nennt es mit dem Robber und der Platanedie Bedeutungen,mit welchenesin unsererFlora beladenist: Kraft und Herrlichkeit.Indem es alle symbolischenKontexte anzieht,in denen es im Hebräisch der Bibel erscheint,errichtet es auf einem baumlosenHügel den Schatten desKreuzes.Es reduziert sich dann auf dasgroße Y als Zeichenfür die Dichotomie, das ohne dasBild, dasals Ausschmückungin den Vappenbüchernvorkommt, dem Baum nichts zu verdanken hätte - so genealogischesauch daher käme. Baum des Kteislaufs, Lebensbaumdes Kleinhirns, Baum des Saturn oder der Diana, kristalliner Niederschlag auf einem blitzleitenden Baum, ist's eure Gestalt, die unser Schicksal zeichnet in der Schildkröten-Schale, die dem Feuer übergeben wird, oder euerBlitz, der auseinerunermeßlichenNacht jenelangsame Veränderung des Seinsim Ey ndwa der Sprachehervotgehen läßt: '8 l)ie Veröflentlichung Jean Starobinskis im Mercarede France yom Februar r964, rlic die Notizen von Ferdinand de Saussureüber die Anagramme und ihre hypogrammatische Verwendung von den saturnischen Versen bis zu den Texten Cicetos zugringlich gemacht hat, gibt uns die Gewißheit, die uns seinerzeit gefehlt hat (re66). IN

Non! dit I'Arbre, il dit: Non! dansI'itincellement De satite superbe Q{ein! sagtder Baum, sagt: Nein! im Glitzern seinesherdichen Haupts) Ein Vers, den man, glauben wir, mit Recht in den mitklingenden Tönen des !7orts arbrehörcn kann, wie auch den folgenden: pue la tenpdtetraite trtiaerrcllement Comneellefait uneherbe. (Mit dem der Sturm so universell umgeht wie mit einem Gras)'o Denn diesemoderne Strophe richtet sich nach demselbenGesetz des Parallelismusdes Signifikanten, dessenZusammenklang den primitiven sla'rischen Heldengesang so gut wie das höchste Raffinement chinesischer Poesieregiert. 7ie man sieht in der gemeinsamenSeinsweise,derenthalbenmanarbre und herbegewählt hat, damit die Zeichen des\Tidetspruchs erscheinen können im dire <> und im traiter clnme (behandelnwie) und damit dutch den kategorischenKontrast des Partikularismus der Hetrlichkeit zum Allgemeinen seinerReduktion hindurch in der Verdichtung von t6te :undt€np|te das ununterscheidbareGlitzern des ewigen Augenblicks sich vollende. Aber all diesesSignifikante, wird man sagen,kann doch nur wirken, indem es im Subjekt gegenwärtig ist. Genau dies meine ich, wenn ich annehme,daß es auf die Ebene des Signifiziertenübergegangenist. Wichtig ist nämlich nicht, daß das Subiekt mehr oder weniger davon v/eiß'zo.-(nfäreHommesund Dames in einer dem Jungen oder dem Mädchen unbekanntenSprachegeschrieben,ihr Streit wäre nur um so ausschließlicherein Wortstreit, der aber nicht weniger die Bereitschaft zeigte,sich mit Bedeutung aufzuladen.) dieseStruktur der signifikantenKette aufdeckt,ist meineMöglichITas loy keit, genauin dem Maße, wie ihre Sprachemir und anderenSubjekten gemeinsamist, dasheißt, wie dieseSpracheexistiert, mich ihrer bedienen zu können um allesanderealsdasdamit zu bezeichnen,was sie sagt. Diese Funktion des Sprechensverdient viel eher hervorgehoben zu werden als die Funktion der Verkleidung von (meistenfallsundefinierbaren)GedankendesSubjekts:Denn sieweistden Platzauf, den dieses Subjekt einnimmt in der Suchenach dem W'ahren. to A, d. Ü, : Paul Valörys Aa piatane ats Les Charmes,' 'o A. d. Ü.: laut Erstdruck sache,nicht catbe! 29

Tatsachlichgenügt esmir, meinen Baum zupflanzenim Äusdruck: Es ist zum Auf die Bäumeklettern,dasheißt, auf ihn dasspöttischeLicht zu werfen, dasein beschreibendetKontext dem Wort arborer(atfpflanzen)gibt, damit ich mich nicht zum GefangenenirgendwelcherCommuniquösiJberTatsachenmachenlasse,so offiziell dieseauch sein mögen, und, vrennich die Wahrheit weiß, sietrotzalletZensarqwitcbendenZeilenhörenzulassenallein durch den Signifikanten,den durch die Zweige desBaums hindurch meine akrobatischenAnstrengungen konstitutieren können, welche provozierend sein können bis zur Budeske oder nur für ein geübtesAuge etkennbar,je nachdemob ich von det Menge verstandenwerden will odet von einzelnen. Die sich dergestaltin der Spracheabzeichnendeeigentlichesignifikante Funktion hat einen Namen. Diesen Namen lernten wir in unseref Schulgrammatikauf jener letzten Seite,wo der SchattenQuintilians, letzteBetrachtungenüber denStil dazuverdammt,alsKapitelgespenst anzustellen,seineStimmeerschallenzu lassenschienund drohte, uns zu angeln. Unter den Stilfiguren oder Tropen, v/oraus dasVerb troilaer() abgeleitetwurde, findet sichtatsächlichdieserName. DieserName ist: .ttetonlmie. Wir wollen davon nur das Beispiel festhalten, das dort gegebenist: dreißig Segel.Die Unruhe nämlich, die es in uns hervordef durch den Umstand, daß das darin verborgene$7ort Schiff" seineGegenw^tt zu verdoppeln schien,indem esseinenfigurativen Sinn der rüTiederholung selbst diesesabgedroschenenBeispielshätte entnehmen können, verhüllte weniger jene illustten Segelals die Definition, die dieseillustrieren sollten. W'ennwir die Sachereal verstehenwollen, so läßt, sagtenwir uns, det fürs GanzegenommeneTeil kaum eineVotstellung davon, wie wichtig man eine Flotte nehmen muß, die diesedreißig Segelgleichwohl vorstellensollen: daßein Schiffnur ein Segelhabensoll, ist in der Tat der ungewöhnlichsteFall. Man erkennt daraus, daß die Verknüpfung von Schiff und Segelim , o 6 Signifikantenstatthatund nirgendwo sonst,und daß die Metonymie getragenwird von dem lVortfür lVort dieserf,Ierknüpfung22. .' A.d.Ü.: französ.bateaubedeutet<Schiff> und >. ,. Vir wollen hier Roman Jakobson ehren,dem wir in dieserFormulierung einiges vcrdnnkcn, wit meinen seineArbeiten, die ftir den Analytiker jederzeit eine Hilfe zur 1o

Wir bezeichnendamit den erstenAbhang (aersant)des\X/irkungsfeldes, das der Signifikant konstituiert, damit der Sinn darinPlatz nehme. Nennen wir den anderen.Es ist die Metapber.Wir wollen sie sogleich illustrieren: Das Wörterbuch von Quillet schienmir geeignet,ein Muster zu liefern, dasman nicht verdächtigen konnte ausgewähltzu sein, und ich suchte denn auch nicht lange nach der Farce und nahm den wohlbekanntenVers von Victor Hugo: Sagerber'itait pas aaareni baineuse.,.23 (SeineGarbe war nicht geizig,noch von Haß erfüllt.) mit dessenHilfe ich seinerzeitin meinem Seminarüber die Psychosen die Metapher vorgestellt hatte. Sagenwir, daß die modernePoesieund die surrealistische Schuleuns hier einengroßenSchritt vorwärrs gebrachthaben,indem sie zeigten, daß eine jede Konjunktion zweier Signifikanteneine Metapher konstituieren könnte, wäre nicht die Bedingung der größten Disparität der to7 bezeichnetenBilder gefordert zur Produktion despoetischenFunkens, andersgesagt: damit die metaphorischeSchöpfung stattfinden kann. Sicher, diese radikale Position gründet sich auf die Erfahrung der sogenanntenautomatischenNiederschrift, auf die man sichnicht eingeStruktutierung seiner Erfahrung darstellen und die jene < überflüssig machen,die wir so gut wie einer vorzeigen könnten. In dieser indirekten Huldigungsform erkennt man tatsächlich den Stil desunstetblichen PaaresRosenkranz und Güldenstern, das untrennbar ist, einmal wegen der Nichtvollendetheit seinesSchicksals,das nach dem selben Ptozeß abläuft wie Jeannots Messer,dann aber auch aus dem von Goethe hervorgehobenen Grund, aus dem er Shakespearelobt, diese Doppelperson geschafienzu haben: Sie bilden für sich allein die Gesellschaftschlechthin (lVilhelm Meisters Lehriahre, 5.Buch, t.Kap., Hamburger Äusgabe Bd. VII, S.299f.) (a), ich meine die I. P. Ä. In diesem Kontext ist man dem Äutor von < Some remarks on the role of speechin psycho-analytic technique>(I.J.P. Nov./Dez. ry56, XXXVII, 6,p.+6il zu Dank verpflichtet, weil er hervorgehoben hat, daß dieseaufeiner Atbeit von r 95z . Man kann es sich auf die \iüeisetatsächlich erklären, warum von den seither erschienenen Ärbeiten nichts aufgenommen wurde. Gleichwohl kennt sie der Autor, da er mich als ihren Editor zitiert (Sic. Ich weiß, was das heißt, Editor). (a) Man müßte die ganze Stelle bei Goethe destillieren: 2: A. d. Ü. : Äus dem Gedicht < ( La Lrlgendedu Sileles),

3r

lassenhätte ohne die Zuversicht, die ihre Pioniere in der Freudschen Iintdeckung zu haben glaubten. Ihr Merkmal ist aber die Konfusion geblieben,denn die Lehre ist falsch. Der schöpferischeFunke der Metapher entspringt nicht der Vergegenwärtigung zweief Bilder, das heißt zweier gleicherweiseaktualisierter Signifikanten. Er entspringt zwischenzwei Signifikanten, deren einer sich dem andern substituiert hat, indem ef dessenStellein der signifikanten I{ette einnahm, wobei der verdeckte Signifikant gegenwärtig bleibt durch seine (metonymische)Verknüpfung mit dem Rest der I(ette. ist die Formel für die Metapher, und wenn Sie Ein lnortfür einanderes Poet sind, bringen Sie,indem Sie sich ein Spiel darausmachen,einen ununterbrochenenSttom hervor, ein betörendesGewebevon Metaphern. Den Effekt der Trunkenheit einesDialoges, den Jean Tardieu unter diesemTitel komponiert hat, erzielen Sie dann allein durch die Offenbarung der radikalen Überflüssigkeitjeglicher Bedeutungfür die Darstellungder bürgerlichenKomödie' vollkommen überzeugende Es ist klar, nicht dasgeringsteLicht fällt auf den Vers von Hugo, wenn man feststellt, eine Garbe sei weder geizig noch von Haß erfüllt und zwar deswegen,weil es keine Frage ist, ob sie dieseAttribute nun vetdient oder nicht verdie nt, daiabeidesmit ihr zusammenEigenschaften sind von Boas, der Gebrauch macht von ihnen, indem er über die Garbe verfügt, ohne sie an seinenGefühlenteilhabenzu lassen. 'Wenn seinebarbe auf Boasverweisr,wie es nun tatsächlichder Fall ist, so deshalb,weil siesichihm in der signifikantenKette substituiert, \üTegfallvon an ebender Stelle,die sieum einenGrad erhöht durch den Geiz und Haß erwartete.Jedochvon Boashat die Garbe diesenPlatz in die Finsternis,wo nun gereinigt,denn er ist jetzt hinausgestoßen Geiz und Haß ihn beherbergenin der Hohlform ihrer Negation' Aber da nun einmalseineGarbedergestaltseinenPlatz usurpiert hat, kann Boas nicht auf ihn zurückkehren,weil der winzige Faden des kleinenrcin,der ihn noch daranbindet, ein Hindernis mehr ist, dasseine Rückkehr an einen Besitztitel heftet, der ihn aus Geiz und Haß nicht herauskommenließe. Sein behaupteterGroßmut sieht sich auf weniger a/.rnichtsreduziett durch die Freigebigkeit der Garbe, die, weil sie aus {cr Natur kommt, unsefe Zurückhaltung und Ablehnung nicht kennt t o 8 bleibt für unser Maß' untl noch in ihrer Häufung verschwenderisch mit der Gabe verGeber der in Verschwendung aber dieser Wcnn Figur, an der er der im Umkreis so nur, damit er auftauche :.;t't*^rd,

zunichte ward. Denn dasStrahlender Fruchtbarkeit kündigt die Überraschungan, die das Gedicht feiert: dasVersprechenseiner künftigen Vaterschaft, das der Greis in einem weihevollen Kontext entgegennimmt. Zwischen dem Signifikanten des Eigennamenseines Menschen also und dem Signifikanten,der diesenmetaphorischaußerKraft setzt,entsteht der poetischeFunke, der hier um so wirksamer die Bedeutung der Vaterschaft realisiet als er jenesmythische Ereignis reproduziert, an dem Freud - im Unbewußten jedesMenschen- den Weg desVatermysteriumstekonstruiert hat. Die moderne Metapherweist keineandereStruktur auf. Deswegenläßt der Ausruf: L'amoar estun cailloariant dansh sohil (Die Liebe ist ein Kiesel, der in det Sonnelacht) die Liebe neu in einerDimensionentstehen,von der ich sagenkonnte, sieerschienemir haltbargegenüberihrem Abgleitenins Trugbild eines narzißtischenAltruismus, dasimmer droht. Man sieht, die Metaphet hat ihren Pl^tz genü) da, wo Sinn im Un-sinn entsteht,dasheißt an jenem Übergang,der in umgekehrterRichtung genommen,wie Freud entdeckthat, jenem Süort Raum gibt, das im Französischen par excellenceist, das'S7ort,für das kein andererals der Signifikant desespritz+die Patenschaftübernimmt, woran sich begreifenläßt, daß der Mensch sogar noch seinemSchicksal Hohn spricht durch den Spott desSignifikanten. Aber - um von hieraus danuf zurückzukommen - was findet der Menschin der Metonymie,wenn'smehr seinsoll alsnur die Macht, die Hindernisse der gesellschaftlichenZensur aus dem Weg zu räumen? Manifestiert diese Form, die der Wahrheit ihr Feld in ihrer Unterdrückung gibt, nicht einegewisseKnechtschaft,die ihrer Darstellung inhärentist? Man wird mit Gewinn dasBuch lesen,in welchemLeo Strauss,indem er dasAsyl des klassischenBodensall jenenanbietet,die die Freiheit ,o9 gewählt haben, über die Beziehungenmeditiert, die die Schreibkunst 2+ Es ist dies tatsächlichdasAquivalent zum deutschenAusdruck <\Witz>, mit dem Freud die Perspektive seines dritten grundlegenden rVerks über das Unbewußte eröffnet hat. Lehtreich sind die Schwierigkeiten,im Englischen ein Aquivalent zu finden : Vit, d*belastet ist durch die Diskussion von Davenant und von Hobbes bis Pope und Addison, tritt seine wesentlichen Qualitäterr an das \flort ltamor ab, was etwas anderes ist. Bleibt pun, das aber zu begrenzt ist. tt

zurVerfolgung unterhält2s.Indem er auf dasGenauestedie Art Konnaturalität untersucht, die die besagteKunst an dieseBedingung bindet, läßt er ienesEtwas aufscheinen,das seineForm aufzwingt in der \Virkung, die die \Wahrheitauf dasBegehrenausübt. Spürenwir indessennicht, daß,indem wir den\(fegendesBuchstabens gefolgtsind,um die Freudsche\(rahrheiteinzuholen,wir brennen,und daß sein Feuer um sich greift! Sicher, man sagt, der Buchstabetötet und Geist macht lebendig. Wir schließenuns nicht ausvon dieserKonvention, zumalwir hier irgendwo ein edles Opfer zu begrüßen hatten, das den Itrtum beging, im Buchstabenzu suchen,aber wir fragen auch, wie der Geist ohne den Buchstabenleben könnte. Die Ansprüche des Geistes würden auch dann unangefochtenbleiben, wenn der Buchstabenicht die Probe abgeIegt hätte davon, daß er alle seine Vfahrheitswirkungen im Menschen tätigt, ohne daß der Geist auch nur das geringste damit zu schaffen hat. Dies hat sich Freud offenbart,und Freud nannte seineEntdeckung das Unbewußte.

II. Der Buchstabeim Unbewußten Auf jeder dritten Seiteim Werk Freudsfinden wir philologischeBezugnahmen;jedezweiteSeiteführt uns logischeFolgerungenvor; überall zeigt sicheinedialektischeAuffassungder Erfahrung, wobei die sprachliche Analytik um so mehr sich ausprägt,ie direkter das Unbewußte clabeiins Spielkommt. So handelt die
,t lrerncrtlionand theart of lVriting by L6o Strauss,The ftee Press, Glencoe,Illinois. ,4

Jahthundertsz6uns vodegt. Darin bestätigt sich nur, was er bis zum Ende verkündet hat: In dem Es geht ums Ganzeseiner Mitteilung ist das Ganze seinerEntdeckung. yro Die ersteausdrücklicheBestimmung gleich im Eingangskapitel- denn diese Mitteilung leidet keinen Aufschub - besagt,daß der Traum ein Rebus sei. Und Freud ptäzisiert, daß diese Bestimmung, wie ich zu Anfang gesagthabe, buchstäblichaufzufassensei. Im Traum nämlich verfolgen wir die Einwirkungen eben der verbuchstäblichenden(oder andersgesagt: phonematischen)Struktur (rtructue littärante), in welchersichder Signifikant im Diskurs artikuliert und sichanalysierenläßt. \7ie die in der Natur nicht vorkommenden Bilder desBootes auf dem Dach oder des Mannes mit dem wegapostrophierten Kopf, auf die Freud ausdrücklich hinweist, sind die Bilder des Traums nur in ihrem Signifikantenwert zu nehmen, das heißt nur so weit wie sie die Möglichkeit eröffnen,den < Spruch> desTtaumrebus nachzubuchstabieren. Diesedie Operation desLesensermöglichendeSprachsttukturstehtam Anfang der , und dessenPlurale ausgedrücktwerden,abzuleiten,der Text habeauch nur im geringstenetwasmit diesenVogelarten zu tun. Freud orientiert sich an gewissenVerwendungendesSignifikantenin dieserSchrift, die aus der unsern verschwunden sind, so am Gebrauch des Determinativums28,das den Exponenten einer kategorialen Form der buchstäblichen Darstellung einesverbalen Begriffs beifügt. Er tut dies,um uns besseran den Umstand heranzuführen,daß wir in der Schrift stehen, in der selbstdasvermeintliche > 28 A. d. Ü, : Das Determinativ ist ein Zeichen in der ägyptischen und sumerischen Bildetschrift, das bestimmt, zu welcher Bedeutungskategotie das betreffende rVort zu rechnenist. Vgl. S.Freud,G.\7., Bd. XI, S.236.

tt

geschulten Psychoanalytikers das vorurteil eines symbolismus herrscht, der sich aus der Analogie mit der Natur, das heißt aus dem koaptativen Bild des Instinkts herleitet. So sehr, daß es außerhalbder französischenschule,die hier standhält,auf der Tagesordnungist: Im Kaffeesatzlesenist nicht in den Hieroglyphen lesen,wodurch ich mich veranlaßt sehe, eine Technik an ihre Prinzipien zu erinnern, deren Wege durch nichts gerechtfertigt wären,hätte sie nicht dasUnbewußte fest im Auge. Man muß sagen,daß dies nur mit Mühe akzeptiert wird, und daß die geistige Untugend, die wir weiter oben angeklagt haben, sich-einer solchenBeliebtheit erfreut, daß man vom Psychoanalytikervon heute ehererwaften kann, daßer zugibt, er dekodiere,alsdaßer sichentschließen könnte, mit Freud die nötigen stationen zurückzulegen(biegenSie ab bei der Statue von Champollion, sagt der Fremdenfühter), um zu vefstehen,daß er entziffertzwas sichYom efstefenunterscheidetdutch den Umstand, daß ein Kryptogramm alle seineDimensionen nur besitzt, wenn es einer vedorenen Spnche angehört. Diese Stationenzurücklegenheißt tfotzdem nichts anderesals: in der , im folgenden , , >, < Rücksicht auf Darstellbarkeit> bringt das original auf Deutsch. <,1'raumarbeit t(r

rüasunterscheidetdiesezwei Mechanismen,die in der Traumarbeit eine herausragendeRolle spielen,von ihrer homologen Funktion im Diskurs ?Nichts außereiner Bedingung,unter der dassignifikante Material steht,die sogenannte.Diese Bedingung bildet aber eine Beschränkung,die sich im Innern des Systems der Schrift auswirkt, allerdings ohne dieses aufzulösen in einer figurativen Semiologie,in der es wieder mit den Erscheinungendes natürlichen Ausdrucks zusammenfiele.Vielleicht wären in diesem Zusammenhangdie ProblemeverschiedenerArten von Bilderschrift aufzuklären, die man allein aus dem lJmstand, daß man sie in der Schrift als unvollkommen aufgegebenhat, nicht als bloße Entwicklungsstadienbetrachtendarf. Der Traum scheintuns jenem Gesellschaftsspielzu gleichen,bei dem man auf einemSchemelstehendden Zuschauerneinen bekanntenAusspruchoder die Abwandlung eines solchenzu erraten gibt allein mit Hilfe einer stummen Darstellung. Daß der Traum über dasSprechenverfügt, ändertdarannichts, denn trz für das Unbewußte ist diesesnur ein Inszenierungselement wie die anderen.Genaudann, wenn sowohl dasSpielalsauchder Traum sich daran stoßen, daß das taxematischeMaterial zur Darstellung der logischenFiguren der Kausalität,des Widerspruchs,der Hypothese usw. fehlt, zeigt sich, daß beide Geschäftder Schrift und nicht der Pantomime sind. Die subtilen Vorgehensweisen,die der Traum ergreift, um dennoch dieselogischenArtikulationen auszudrücken, und zwar wenigerkünstlich, alsesdasSpielfür gewöhnlichtut, bilden bei Freud den GegenstandeinerbesonderenUntersuchung,die einmal mehr bestätigt,daß die Traumarbeit den Gesetzendes Signifikanten folgt. Den Rest der BearbeitungbezeichnetFreud als sekundär,handelt es sich doch um Phantasienoder Tagträume3',wie Freud sienennt, wenn er ihre Funktion bezeichnenwill, die auf Wunscherfüllung hinausläuft. Iht Unterscheidungsmerkmal,vorausgesetztdaß diesePhantasienunbewußt bleiben können, ist tatsächlichihre Bedeutung.Von ihnen sagt Freud, daß es ihr Platz im Traum ist, entweder in ihm als signifikante Elemente für die Aussagedes Traumgedankensrzgenommen zu werden, oder der hier in Frage stehendensekundärenBearbeitung zu dienen, dasheißt einer Funktion, die, wie er sagt,(von unseremwachen :r A.d.Ü.: Das deutsche\üort ist im Original beigeftigt wie auch im gleichen Satz. sz A.d.Ü.: Deutsch beigeftigt.

t7

Denken nicht zu unterscheiden>rr ist.Von denlfirkungen dieserFunktion kann man keine bessereVorstellung geben,als wenn man sie mit Farbtupfen vergleicht, die bald hier bald dort auf eine Schablonegebracht werden und so auf einer bildlichen Darstellung die in sich recht widerborstigen I(lischees von einem Bilderrätsel oder von Hieroglyphen erscheinenlassen. Ich entschuldigemich, daßich selbstnur den Text nachzubuchstabieren scheine;ich tue das nicht nur deswegen,weil ich zeigen will, was zu Ich gewinnenist, w'ennmansichentschließt,nichtsdavonwegzulassen. Bestimmungen tue es, um auf etste fundamentaleund nie widerrufene zu begründen,was in der Psychoanalysesich zugetragenhat. von Beginn an hat man die konstituierendeRolle des Signifikantenim StatusdesUnbewußtenverkannt, die Freud von vornherein sehrexakt formalisiert hat. Dies aus einem doppelten Grund, wobei der am wenigsten auffallende natürlich der ist, daß diese Formalisierung für sich allein nicht hinreichte, die Instanz des Signifikanten erkennen zu lassen;sie war zur t r t Zeit desErscheinensder rnden Formalisierungender Linguistik weit voraus, denensie,wie man ohne Zvteifel zeigenkönnte, allein durch ihr Wahrheitsgewicht,den Weg gebahnt hat. Der zweite Grund ist letztlich nur die Rückseite des ersten, denn wenn die Psychoanalytikerausschließlichvon den im Unbewußten aufgefundenenBedeutungenfaszinieft waren, so deshalb, weil diese ihren geheimsten Reiz aus der Dialektik bezogen haben, die ihnen immanent schien. Wie ich für mein Seminat gezeigthabe, war es notwendig, die immer mehr sichübefstüfzendenAuswirkungen dieserEinseitigkeit ins rechte Geleisezurückzubringen, und nur darauserklären sich die offenkundigen Schwenks oder bessergesagt die Kursänderungen' die Freud durch seinedringlichsteSorge,dasÜberlebenseinerEntdeckungabzusichern,mit den erstenUmarbeitungen,die sie den Kenntnissenabverlangte, seiner Lehre im Veflauf ihrer Entfaltung glaubte mit auf den Weg gebenzu müssen. Denn in dem Fall, in dem er war, ich wiederholees: nichts zu haben, was, auf seinen Gegenstand antwortend, auf demselbenNiveau wissenschaftlicherReifung gewesenwäre, hat er wenigstensdiesen rr A.d.Ü.: (von unsefem wachen Denken nicht zu unterscheiden>ist beigeftigt. r A, d. U.: Deutsch im Original. rll

Gegenstandauf der Höhe seiner ontologischen Würde zu halten vermocht. Der Rest war das Geschäft der Götter und es lief damit so, daß die Analyse heute sich ausrichtetnach jenen imaginären Formen, die, wie ich gezeigt habe, als Reserveüber dem Text erscheinen,den sie verstümmeln - auf sie haben sich die Augen der Analytiker eingestellt: Man vermischt sie in der Trauminterpretation mit der visionären öffnung des hieroglyphischen Vogelgehegesund sucht allgemeiner die Ausschöpfungder Analyse unter Kontrolle zu bringen in einer Art vanning3s eben jener Formen, wo immer dieseauftreten mögen, in der Vorstellung, daß sie die Zeugen der Äusschöpfung der Regressionen ebensowie der Neumodellierungdes sind,in der,wie man meint, das Subjektsich typisiertro. Die Technik, die sich auf solchePositionenberuft, mag fruchtbar seinin Hinsicht auf verschiedeneS7irkungen,die hinter dem therapeutischen t r 4 Schutzschildrecht schwer zu kritisieren sind. Eine innere Kritik aber kann ansetzenbeim flagrantenlüTiderspruchzwischendem Operationsmodus, auf den sich dieseTechnik stützt,- dasheißt der analytischen Regel,derenfnstrumenteinsgesamt,angefangenbei der , ihre Legitimation ausdem Begriffdes Unbewußten beziehen, wie ihn dessenEntdecker entwickelt hat - und dem völligen Verkennen diesesBegriffsdesUnbewußten,dashier herrscht.Womit die schärfsten Verfechter mit einer elegantenWendung fertig zu werden glauben: Die analytischeRegel muß um so andächtigerbefolgt werden, als sie nur die Frucht einesglücklichenZufalls ist. Andersgesagt,Freudhättenie so recht gewußt, was er tat. Die Rückkehrzu FreudsText zeigtdagegendenabsolutenZusammenhang zwischen seiner Technik und seiner Entdeckung und edaubt gleichzeitig, seinenVorgehensweisenden gebührendenRang zuzuweisen. Deswegenmuß jede Richtigstellungder Psychoanalyse auf die Wahrheit jener Entdeckung zurückführen, die unmöglich in ihrem Ursprungsmomentverdunkelt werden kann, :s Bekanntlich ist dies das Verfahren, durch das eine Untersuchung sich ihres Resultats vergewissert durch die mechanischeAusforschung des ganzenGegenstandsbereichs. 36 rifleil die Typologie sich allein auf die Entwicklung des Organismus bezieht, verkennt sie die Struktur, der das Subiekt im Phantasma,im Trieb, in der Sublimierung unterliegt - eine Struktur, deren Theorie ich ausarbeite (1966).

In der Traumanalysewill uns Freud nichts anderesvorführen als die GesetzedesUnbewußtenin ihrer allgemeinstenGültigkeit. Ein Grund, weshalb der Ttaum dafür am günstigsten waf, ist, wie Freud uns mitteilt, geradeder,daßer dieseGesetzeebensobeim normalenSubiekt wie beim Neurotiker enthüllt. Aber in dem einen wie im anderen Fall hört die Wirksamkeit des Unbewußtennicht beim Aufwachen auf. Die psychoanalytischeErfahrung zeigt nicht mehr und nicht weniger, als daß dasUnbewußte keine einzigeunsererHandlungen aus seinemFeld entläßt' SeineGegenwart in der psychologischenOrdnung, andersgesagt:in den Beziehungsfunktionen desIndividuums, muß gleichwohl präzisiertwerden: Sieist durchausnicht dieserOrdnung koextensiv,denn wir wissen,daß,wenn auchdie unbewußteMotivation sichebensowohlin bewußtenpsychischenWirkungen wie in unbewußtenpsychischenWirkungen manifestiert, man umgekehrt grundsätzlichdaran erinnern muß, daß einegroße AnzahlpsychischerWirkungen,die der Ausdruck ,der den Charakter des Bewußtseinsausschließensoll, legitimerweise bezeichnet,dennoch ihrer Natur nach ohne iede Beziehung zum Unbewußten im SinneFreudssind. Nur durch einemißbräuchlicheVerwendung des Ausdrucks also verwechseltman psychischund unbewußt in diesemSinne und bezeichnetzum Beispiel eine Wirkung des Unbewußten auf das Somatischeals psychisch. Es handelt sichalsodarum, die Topik diesesUnbewußtenzu definieten' t r t Ich sage,esist ebendie, die definiertist mit dem Algorithmus:

! f

'!fas

dieseruns übet die Äuswirkung desSignifikantenüber dasSignifikat zu sagenermöglichthat, stimmt übereinmit seinerUmwandlungin: ^,^. I

/(sh Wir haben die \Tirkungen der Kopräsenz nicht nur der Elemente der horizontalen signifikantenKette, sondernauch der veftikalen Ängrenzungen derselbenim Signifizierten- aufgeteilt nach den zwei Grund'Wir strukturen in der Metonymie und in der Metapher - atfgezeigt. konnensieso symbolisieren: ./(S...S')S>S(-)r 4o

also die Struktur der Metonymie, die anzeigt,daß die Verbindung des Signifikanten mit dem Signifikanten die Auslassung möglich macht, durch die das Signifikante den Seinsmangel(manqaede l'/tre) in die Objektbeziehungeinführt, wobei es sich des Verweisungswertsder Bedeutungbedient, um ihn mit dem Begehrenzu besetzen,das auf diesenMangel zielt, den es unterhält.Das Zeichen(-) zwischen( ) manifestiertdabeidie Aufrechterhaltung desBalkens((- >,der im ersten .Algorithmus die Irreduzibilitätbezeichnet,in der sichin den Beziehungen des Signifikanten zum Signifikat der'Widerstand der Bedeutung konstituiert3z.Nun die Formel:

/(:)'=s(*)' für die Metaphemstruktur, die anzeigt, daß in der Substitution des Signifikanten durch einen Signifikanten ein Bedeutungseffekterzeugt wird, der poetischist oder schöpferisch,andersgesagt:Heraufkunft der in Frage stehendenBedeutung3s.Das Zeichen< * > zwischen( ) manifestierthier das Überschreitendes Balkens<-> und den konstituierenden V7ert, den diesesÜberschreitenfür das Zutagetteten der Bedeutunghat. DiesesÜberschreitendrückt die Bedingung für denübergang desSigni1r6 fikantenins Signifizierteaus,dessenMoment ich obenbezeichnethabe, indem ich esprovisorisch mit dem Platz desSubjektsvertauschte. Bei der in dieserWeiseeingeführtenFunktion des Subjektsmüßen wir nun einhalten;sie stellt den I(reuzpunkt unseresProblemsdar. Ich denke,alsobinich (cogitoergosum),dasist nicht nur die Formel, in der sich, auf dem historischenGipfel einer Refexion auf die Bedingungen von tüTissenschaft, die Bindung an die Transparenzdes transzendentalenSubjektsvon seinerexistentiellenBejahungher konstituiert. Vielleicht bin ich nur Objekt und Mechanismus(und alsonichts weiter als Erscheinung),sicher aber insofern ich das denke, bin ich absolut. Ohne Zweifel habendie Philosophenhier wichtige I(orrekturen angebracht,namentlich daß in dem, was denkt (cogitans),ich mich immer nur als Obfekt (cogitatum)konstituiere. Bleibt, daß durch diese extreme Läuterung des transzendentalenSubjekts meine existentielle rz Das Zeichen t bezeichnet die Kongruenz. :E S'bezeichnet in dem Kontext den produktiven Term der signifikanten rVirkung (oder Signi6kanz), man sieht, daß dieser Term latent in der Mtitonymie, offen in der Metapher vorhanden ist. 4r

Bindung an seinen Entwurf unumstößlich scheint, zumindest in der Form seinerAktualität, und daß abi cogito,ibi sun > über jeden Einwand erhabenist. Das schränkt mich wohlgemerkt insoweit ein, als ich in meinem Sein nur da bin in dem Maße,wie ich denke,daßich in meinemDenken bin; in welchem Maße ich daswirklich denke, geht nur mich etwasan und interessiert,wenn ich es sage,niemandenre. Dem nun aus dem Wege gehen, indem man behauptet,es handle sich nur um philosophischenSchein,heißt einfachZeugnis gebenvon Hemmung. Denn der BegriffdesSubjektsist unverzichtbarfür die Handhabung einer'sfissenschaftwie der Spieltheorieim modernenSinne,deren Kalküle allen < Subjektivismus> ausschließen. Es bedeutetdiesauch,daß man sich den Zugang verbietet zu dem, was man dasUniversum Freudsnennenkönnte in dem Sinne,wie man vom Universum desKopernikus spricht. Tatsächlichhat Freud selbstseine Entdeckung mit der sogenanntenkopernikanischenRevolution verglichen und hervorgehoben,daßesdabeieinmal mehr um den Platz ging, den der Mensch sich im Z,enttlJmeinesUniversums zumißt. Ist der Platz, den ich als Subjekt des Signifikanten einnehmein bezug auf den,denich alsSubjektdesSignifikatseinnehme,konzentrischoder t 1 7 exzentrisch?Das ist die Ftage. spreche, Es geht nicht darum zu wissen,ob ich von mir in einer'S7eise die dem, was ich bin, konform ist, sondern datum, ob ich, wenn ich darüberspreche,derselbebin wie der, von dem ich spreche.Und esist nichts Mißliches dabei,wenn mari hier den Begtiff desGedankenseinführt. Freud nämlich bezeichnetmit diesemBegriff die Elemente,die im Unbewußten,dasheißt in den signifikanten Mechanismen,die ich in ienenaufgewiesenhabe,im Spielsind. ist dasphilosophischecogitoim Brennpunkt iener Nichtsdestoweniger Täuschung,die den modernenMenschenso sichermacht,er selberzu seinin seinenUngewißheitenüber sich selbst,sogardurch ienesMißtrauenhindurch, daset seitlangemden Fallen der Eigenliebegegenüber zu hegengelernthat. ro ( innz anders verhält es sich damit, wenn ich zum Beispiel eine Frage stelle wie und mich einfältiger gebe als ich bin, denn ich stelledamit nicht nur dic Frage, die sich die Philosophen immet schon gestellt haben, sondern rlic, fiir rlic sie sich vielleicht am meisteninteressieren.A.d.Ü.: Vgl. Jean-Frangois llc vcl : It oarrluoidu plti losophc s?, Pa.tis t 9 57. ,t2

'Wenn

ich nun gegen die Nostalgie, der diesesdient, die s7affedcr Mctonymie kehre und mich weigere,irgendwelchenSinn jenseitsder Tautologie zu suchen,und wenn ich im Namen des und <<einSou ist ein Sou> mich entschließe,eben nur das zu sein,was ich bin, wie werde ich mich dann von der augenscheinlichenGewißheit losreißen,daßich in ebendiesemAkt bin? Nicht minder kann ich, wenn ich mich auf den anderen,den metaphorischenPol der signifikanten Suchebegebeund mich bestimme,das zu werden, was ich bin, also zum Sein kommen will, odet: dazu kommen will, es zu sein (äuenir ä l'6tre), nicht daran zweifeln, daß ich gerade wenn ich mich dabei vediere, eben darin bin. Geradean den Punkten, wo die Evidenz unterwandertwirdvom Empirischen,liegt der Dreh der FreudschenWende. DiesessignifikanteSpiel von Metonymie und Metapher wird bis zu und samtseineraktivenSpitze,die mein Begehrenauf eine\üüeigerung des Signifikantenoder auf einen Seinsmangel festkeilt und mein Los mit der Frage meines Schicksalsverknüpft, in seinerunerbittlichen Finessedort gespielt- und zwar bis die Partieaufgehobenwird - wo ich nicht bin, weil ich mich an dem Ort nicht festlegenkann. Das heißt, daß wenig gesagt wurde, als ich meine Zuhörrr mit den \Torten stutzig machte: ich denke, wo ich nicht bin, also bin ich, wo 'Worte, ich nicht denke. die jedem frei aufmerksamenOhr spürbar 'Wieselambiguität machen, mit welcher der Ring des Sinns auf der verbalen Schnur unseremZagtiff entflieht+o. Man muß sagen:Ich bin nicht, da wo ich dasSpielzeugmeinesDenkens bin; ich denke an das, was ich bin, dort wo ich nicht denke zu denken. Zu diesemGeheimnis mit zwei Gesichtern kommt der Umstand, daß die Wahrheit sich nur evozierenläßt in lener Alibi-Dimension, durch ;r8 die aller im SchaffenseineKraft ausder Metonymiebezieht, wie jener andere,daß der Sinn sich nur jenem doppelten Knick der Metapher aufschließt,sofern man flur deren gemeinsamenSchlüsselbesitzt: Das S und dasr desSaussureschen Algorithmus liegen nicht auf derselbenEbene und der Mensch würde sich täuschen,wenn er meint, et sei auf ihrer gemeinsamenAchse, die nirgendwo ist. Dies zumindest, bis Freud es entdeckt hatte. Denn wenn das, was Freud entdeckt hat, nicht genaudies ist, ist es nichts. + oÄ . d . Ü . : E i n B i l d , d a s L a c a n d e s ö f t e r n v e r w e n d e t . S . S c h r i f t e n I , S . z 3 S , A n m . 3 S . 41

f)ie Inhalte desUnbewußtenliefern uns in ihrer täuschendenAmbiguität keineRealität,die im Subjektbeständigerwäre alsdasUnmittelbare; sie beziehenihre Kraft aus der \Tahrheit und in der Dimension des das sind Fteuds eigene\forte. SeinstKern arser€rlYesens, Der MechanismuseineszweifachenAbspannensbei det Metaphet ist ebenderselbewie beim Symptom im analytischenSinn. Zwischen dem rätselhaftenSignifikanten des sexuellenTraumas und dem Term, dem diesersich dann in einer aktuellensignifikantenKette substituiert, geht der Funke hindurch, der in einemSymptom- einer Metapher,in der das Fleischoder die Funktion als signifikantesElement genommenwerden - die Bedeutung festhält,unzugänglich dem bewußten Subjekt, in der es sich lösenkann. Und die Rätsel,die das Begehtenjeder aufgibt, seineRasetei,die den Abgrund der Unendlichkeit mimetisch wiederholt, die innige Verbindung, in die esdie Lust zu wissenund die Lust zu herrschenmit dem Genießenbringt, dieseRätselverdanken sich keiner anderen Regellosigkeit des Instinkts als seinem Gefangenseinin nacltetuasanderern ausgerichtetenBahnen der den ewig auf dasBegehren Metonymie. Daher seine Fixietung an denselbenAnknüpfungspunkt der signifikanten Kette, an dem die Deckerinnerung sich festsetzt,an dem dasfaszinierendeBild desFetischGestalt annimmt. Es gibt kein anderes Mittel, die Unzerstörbarkeit des unbewußten Begehrenszu begreifen- während eskein Bedürfnis gibt, das, wenn es sich um die Sättigung gebracht sieht,'nicht dahinsiechenwürde, im Extremfail in einet Aufzehrung desOrganismusselbst.JeneKette, die danuf intistiert, sichzu reproduzierenin der Übertragung, und die die Kette einestoten Begehrensist, wohnt in einemGedächtnis,vergleichbar dem, das man ebensonennt bei unsern modernen Denkapparaten (die auf einer elektronischenRealisierungder signifikanten Komposition basieren). Durch sein Symptomschreitdas Subiektdie Wahrheit dessenhetaus, was diesesBegehren in seiner Geschichte gewesenist, so wie nach Christus' !flort die Steine geschrien hätten, hätten ihnen die Kinder lsraelsihre Stimmegeliehen. I)arum auchvermag nur die Psychoanalyse im Gedächtnisdie Funktion cler'Wiedererinnerung genauerzu bestimmen.Verwuzelt im Signifikanten,löst sie durch dasHeraufsteigender Geschichteim Menschen die platonischenAporien der Reminiszenz. lis gcnügt, die Drei Abhandlnngen qar Sexaaltbeorie zu lesen,die durch 4,1

t19

eine Unmenge pseudobiologischerGlossenfür die Menge wieder zugedeckt worden sind, um festzustellen,daß Freud jeden Zugang zum Objekt von einer Dialektik der Wiederkeht abgeleitetsein läßt. Nachdem er so vom Höldedinschen aöoroEausgegangenwar, sollte Freud weniger alszvanzig Jahre späterzur KierkegaatdschenWiederholung kommen, dasheißt sein Denken vermochte sich, indem es sich an seinemBeginn allein den einfachenaber unbeugsamenKonsequenzen det talkirgcr'tre:untetworfenhatte,niemalsausdet lebhaftenDienstbarkeit zu lösen, die ihn vom königlichen Prinzip desLogos aus dahin geführt hat, die tödlichen empedokleischenAntinomien wiederzudenken. Und wo andersals auf jenem ,von dem als Ort des Traums er spricht, sollte man ansiedeln, daß et als Mann der Wissenschaftauf einen Deat ex macltinazurückgriff, was nicht ganz so lächerlichist durch den Umstand,daßsichhierbei dem Zuschatet zeigt, daß die Maschineden Regisseurselbstregiert? Obszönesund grausamesBild desLJrvaters,unerschöpflichim Versuch,sichloszukaufenin der ewigenBlindheit desÖdipus - wie andersalsdaßer dasHaupt zu beugen hatte unter der Gewalt einer Zetgenschaft, die über seine Vorurteile hinausging, sollte man denken, daß ein Gelehrtet des 19.Jahrhundertsmehr alsan allem durch seinganzesS7etkhindurch an jenem Totemund Taba festgehaltenhat, vor dem die Ethnologen von heute sich verbeugen wie vor dem STetdeneines authentischenMythos ? Auf ebendie Notwendigkeiten, auf die der Mythos reagiert,antwortet ienes herrische Wuchern besonderer symbolischer Schöpfungen, in welchen dieZsränge desNeurotikers bis ins Detail motiviert sind, wie das,was man die infantilen Sexualtheoriennennt. So entwickelt der Kleine Hans- ich bringe Siejetzt genauan den Punkt, an dem in meinem Seminar mein Kommentat zu Freud gegenwättig sich entfaltet -, der mit fünf Jahren von seiner symbolischenUmgebung, die versagt, im Stich gelassenwird, angesichtsdes plötzlich für ihn aktualisiertenRätselsseinesGeschlechtsund seinerExistenz,untet der Anleitung Freudsund unter det Anleitung seinesVaters,der dessen Schülerist, um den signifikantenKristall seinerPhobieherum in mythischer Form alle möglichen Umwandlungen einet begrenzten Anzahl von Signifikanteri. yzo Es ist dies eine Operation, in der sich zeigt, daß selbstauf dem individuellen Niveau dem Menschendie Lösung des Unmöglichen ermög45

licht wird durch die Ausschöpfungaller möglichenFormen von Unm (mit diesemNebensatzerklärtFreuddemKleinenHans den Ödipuskomplex). Es handelt sich hier um jenesSein,dasblitzartignur für einen Augenblick in der Leere des Verbums <sein> erscheint,und von dem ich gesagthabe,daßesseineFragefür dasSubjektstellt.Washeißt das? Es stellt sie nichtuordem Subjekt,weil ja dasSublektden Platz,an dem es sie stellt, nicht einnehmen kann, aber es stellt sie an der Stelle des Subjekts,das heißt es stellt die Frage an dieser Stellenit dem Subjekt wie man ein Problem mit einer Schreibfederaufstellt oder wie der Mensch bei Aristoteles nit seiner Seeledenkt. Auf diese'W'eiserl hat Freud dasIch wieder in seineLehre hereinkommen lassen,indem er es durch die ihm eigenen\Tiderstände definiete. Daß dieseimaginärerNatur sind im Sinnekoaptativer Trugbilder, was uns die Ethologie in den tierischenVerhaltensweisendes Paradierens und desI(ampfes zeigt, habeich begreiflich zu machenmich bemüht in den Reduktionsformen dieser Trugbilder beim Menschen,in der narzißtischenRelationnämlich,wie Freud sie eingeführthat und wie ich sie im Spiegelstadium weiter herausgearbeitethabe. Wenn Freud auch, indem er in diesemIch die Syntheseder \Tahrnehmungsfunktionenansiedelt,in welchedie sensomotorischen Selektionsakte integriert sind, sich schließlichauf die Aufgabe berufr, die dem Ich traditionellerweise zugeteilt wird, nämlich die Realität zu verantworten, so bleibt diese Realitätnur um so mehr eingeschlossen in die Ungewißheit deslcb. I)enn diesesfch, dasman zunächstunterscheidetauf Grund der imaginären Trägheiten, die es konzentriert der Mitteilung des Unbewußten cntgegenstellt,ist nur dadurchwirksam, daßesjeneVerschiebung,die das Subjekt ist, mit einem \Tiderstandzudeckt, der dem Diskurs als solchemwesentlichist. rr l)ic folgenden zwei Absätze wurden noch einmal geschrieben(Dez.68), allein, um sic diskutsiver zu machen. .1(r

t2r Hier liegt der Grund, wesu/egeneine Ausschöpfung der Abwehrmechanismen,so fühlbar sieuns ein Fenichelin seinenTechnikproblemen auch macht, weil er ein Praktiker ist (wenn auch seineganzetheoretischeReduktion der Neurosen oder Psychosenauf genetischeAnomalien der libidinösen Entwicklung einePlattheit ist), sich offenbart,ohne daß er davon Rechenschaftgibt, ja sogar ohne daß er sich davon Rechenschaftgibt, als die Kehrseite dessen,wovon die Mechanismen des Unbewußten die Vorderseite darstellen: Periphrase,Hyperbaton, Ellipse, Suspension,Antizipation, Retractatio, Verneinung, Exkurs, Ironie sind die Stilfiguren (Quintiliansfgurae rcntentiarum); Katachrese, Litotes, Antonomasie, Hypotyposis die Tropen, die als Begriffe sich am bestendazu eignen, dieseMechanismenzu bezeichnen.Genügt es, in ihnen nur simple Rede'xreisen zu sehen,wo sie doch die Figuren darstellen,die in der Rhetorik desDiskurseswirksam werden, der effektiv vom Analysierten gesprochenwird. Wo sie sich darauf versteifen, die Natur des Widerstands in einer emotionalenStetigkeit und alsein dem Diskurs Außedichesanzusehen, zeigen die Psychoanalytikervon heute nur, daß sie von einer iener fundamentalenlüTahrheitenerfaßt sind, die Freud durch die Psychoanalyse wiederaufgedeckthat. Nämlich: daß man einer neuen Wahrheit nicht einfach ihren Platz einräumen kann, denn esgeht vielmehr darum, daß wir unsern Platzin ihr einnehmen.Sie vedangt, daß man sich aufstören läßt. Es genügt nicht, sich bloß an sie zu gewöhnen. Man gewöhnt sich ans Reale.Die \(ahrheit verdrängt man. Nun ist esfür den Gelehrten,für den Magier und sogarfür den Medikaster speziellnotwendig, daß er der einzige Wissendeist. Die Vorstellung, daß es im Innersten der einfachstenSeelenund, mehr noch, der kranken Seelenetwas gibt, das sich entfalten soll, mag gerade noch hingehen! Aber einer, der den Eindruck erweckt, er wissegenausogut wie sie,was man davon zu denkenhabe.. . kommt uns zu Hilfe, ihr Kategorien desprimitiven Denkens, desprälogischen,archaischen,magischenDenkens, die man so bequem den anderenimputieren kann. Es geht nicht an, daß diese armen Schlucker uns dergestaltaußer Atem bringen, indem sie uns vor Rätsel stellen, die recht hinterhältig sind, wie sich herausstellt. '$Tollte man dasUnbewußteinterpretierenwie Freud, somüßteman wie er eine lebendeEnzyklopädie der Künste und Musen sein und zudem noch ein regelmäßigerLeserder Fliegenden Blätter. Und leichterwird die Aufgabe auch nicht gerade,wenn wir uns auf Gnade und Ungnadeei47

nem F'aden,gesponnenaus Anspielungenund Zitaten, aus Kalauern und Zweideutigkeitenanvertrauen.Müssenwir uns berufsmäßigmit [,litterkram als Antidoton abgeben? tjs hilft nichts, man witd sich dazu entschließenmüssen.Das Unbewußte ist nicht dasUrsprüngliche oder dasInstinktive, und an Elementarem enthält es nur die Elemente des Signifikanten. I)ie Bücher,die man alskanonischbezeichnenkann auf dem Gebietdes <>, > und tagslebens sind ein einzigesNetzwerk von Beispielen,dessenEntwicklung sichin den Formeln der Verknüpfung und der Substitution niederschlägt(die rufs Zehnfache gesteigert werden nur schon durch ihte besondere I(omplexität und deten Bild von Freud oft neben dem Text geliefert wird), Formeln, die ebendie sind, die wir vom Signifikantenin seiner ('lbertragungsfunktion geben.In der Traumdeutung wird der Terminus ( Übertragung) genauin diesemSinneund in dieserFunktion eingeführt, und erst späterwird der Begriff verwendet zur Bezeichnungder intersubjektivenVerbindung zwischenAnalysiertemund Analytiker. SolcheDiagramme sind nicht nur konstitutiv für jedeseinzelneSymptom einer Neurose, sie sind auch das einzige,wodurch es möglich Die wird, die Thematik von derenVedauf und Aufösung einzufassen. großen Analysen und BeobachtungenFreuds zeigen dies in bewun'Weise. dernswertet Um auf ein eherbegrenztes Beispieleinzugehen,dasaberhandlicherist und uns unsetVothaben noch einmalbeglaubigensoll, zitiereich den Artikel von r9z7 über den Fetischismusmit dem Fall, von dem Freud dort berichtet. Es handelt sich um einen Patientena2,bei dem die sexuelle Befriedigung von einem bestimmten Glanz auf der Naseabhängig war, und von dem die Analyse zeigen konnte, daß er dies dem Umstandverdankte,daß seineerstenenglischsprachigen Jahre seine brennendeNeugier,die ihn an denPhallusder Mutter fesselte, verschoben hattenin einenBlick auf die Nase ( aglanceat thenote,nicht shineontbe ttov in der
t22

die Analyse wachgerufen.Und nicht, wie man sagt, daß dcr Sexualität im Menschendas'Wott geredetwurde. Dieseist in der Literatur der yz3 Jahrhundertemit Abstand der häudgsteGegenstand.In der Psychoanalyseist esauf einem sehrulkigen\Veg so weit gekommen,daß ausihr eine moralischeInstanz wurde, die \7iege und der'S7artesaal,in dem man auf Opferbereitschaftund Liebenswürdigkeit v/artet. Die Seelein der platonischenFassung,die man nun einsegnetund beleuchtet,erhebt sich und fliegt schnurstracksins Paradies. Der unerträglicheSkandalzuderZeit, alsdie FreudscheSexualitätnoch nicht alsheiliggesptochengalt, bestanddadn, daßsieso erschien.Darin erwies siesichals würdige Komparsin all jener Terroristen, deren Verschwörungen die Gesellschaftzugrunde richten sollten. Im Moment, wo die Psychoanalytiketsich dazu hetgeben,eine wohlneu zu entwerfen,derenKrönung dassoziolodenkendePsychoanalyse gischeGedicht vom atttonomen fcb darctellensoll, will ich all jenen, die mich hören, sagen,woran siedie schlechtenPsychoanalytikererkennen können: Sieerkennensiean dem Wort, mit dem siejedetechnischeund theotetischeAnstrengung heruntermachenwollen, die die Freudsche Erfahrung in ihrer authentischenLinie verfolgt. Es ist dasWofi Intelhktualisierang*vor dem all jene einen Hortor haben,die, in der Furcht lebend, den $7ein der'Wahrheit trinken zu müssen,auf das Brot der Menschen spucken, ohne daß übrigens ihr Geifer je etwas andetes verrichten könnte als das Geschäftder Hefe.

III. Der Buchstabe,das Sein und der andere (La lettre, l'ötre et l'autre) Ist nun, was also an meiner Stelle denkt, ein andereslch? Läuft dte Entdeckung Freudshinausauf eineBekräftigung desManichäismusauf der Ebene der psychologischenErfahrung?+t In Wirklichkeit ist keine Verwechslungmöglich: Freuds Untersuchungen zielennicht auf die mehr oder minder seltsamenFälle von Doppel+r Einer meiner Kollegen ging bis zu diesem Gedanken, indem er sich die Frage stellte, ob das Es der späteren Lehre nicht das <schlechte Ich > sei. (Man sieht, mit wem ich zusammenzuarbeiten hatte ! 1966).

persönlichkeit. Selbst in det heroischen Epoche, von der wir eben berichtethaben,als die Sexualitätsprachwie die Tiere im Märchen, hat sich niemals jene Spukatmosphäreherausgebildet, die eine solche Orientierung hätte hervorbringen müssen44. Das dem Menschendurch FreudsEntdeckung gesetzteZiel wurde von ihm auf dem Gipfel seinesDenkens festgehaltenin den bewegenden W'orten: <Wo Es war, soll Ich werden> (Dort, wo es war, muß ich ankommen)+s. Dies Ziel bedeutet Reintegration und Einverständnis, ich möchte sagen Versöhnung46. Verkennt man aberdie radikaleBxzentr.izitätsich selbstgegenüber,mit der der Menschkonfrontiert ist, verkennt man, mit andernWorten, die von Freud entdeckteIüahrheit, wird man, sich täuschendin Aufbau und Gang der psychoanalytischenVermittlung, aus dieser eine kompromißlerische Unternehmung machen,zu der sie ja auch in der Tat verkommen ist, dasheißt man wird dort landen,wogegenFreudsGeist und der BuchstabeseinesWerks am hartnäckigstenopponieren: Denn der Begriffdes Kompromissesist von ihm immer wieder angesprochen worden als das,was dasganzeElend perpetuiert, dem seineAnalysezu Hilfe kommt, und man kann sagen,daß det Rekurs auf den Kompromiß, ob explizit oder implizit, eine jede psychoanalytischeAktion um ihre Orientierung bringt und sie in tiefste Nacht stürzt. Es langt aberauchnicht, wenn man sich an den moralisietendenTartüfferien unsererZeit aufgeilt und den Mund voll hat mit Sprüchenvon der , um nur etwas Artikuliertes gesagt zu habenüber die Möglichkeit der Vermittlung. Die radikaleHeteronomie, die, wie Freuds Entdeckung zeigenkonnte, im Menschenaufklafft, kann nicht wieder zugedecktwerden, ohne daß aus alledem,was hier im Spiel ist, grober Unfug wird. Was ist also dies andere,an dem ich mehr hängeals an mir, bewegt es mich doch im Innersten meiner Identität mit mir selbst? SeineGegenwart ist nur zu begreifen in einem zweiten Grad der Anrr Glcichwohl ist der Ton festzuhalten, in dem man in dieset Zeitvom Zzfall andd.en Kobold$rcichen det Unbewuften,so der Titel eines Buches von Silberer, gesptochen hat. ln der Umgebung unserer Seelenmanagerheute wäre dies absolut anachronintisch. tr A. d. Ü.: LacanübersetztFreudsSatz<\üo Es war, soll Ich werden >>hietmitLäot) f'nt ja, il mefaal adrenir,was wir in Klammern wiedergeben. .0 A.d. U.: deutsch in Klammern, t()

t24

dersheit,der es selbstin eineVermittlungsposition bringt in bezug auf meine eigeneVerdoppelung mit mir selbst als mit einem Meinesgleichen. 'Wenn ich gesagthabe, dasUnbewußte sei der Diskurs desAndern mit großem A, so wollte ich damit auf das Jenseitshinweisen, in dem die Anerkennung des Begehrenssich mit dem Begehren nach Anetkennung verbindet. Anders gesagt,diesandereist der Andere, den noch meine Lüge anruft als Garant der'VTahrheit,in der sie Bestandhat. Woran man sehen kann, daß die Dimension der Wahrheit mit dem Auftreten von Spracheauftaucht. Noch vor diesemPunkt ist freilich in der psychologischenBeziehung, die in der BeobachtungtierischenVerhaltensvollkommen isoliert wer525 den kann, bereits die Existenz von Subiekten anzunehmen,und zwar nicht durch eine projektive Täuschung, dasLieblingskind der Psychologen, die ja Experten in der Gespenstetjagdsind, sondern weil hier Intersubiektivität gegenwärtig und manifest wird. In der lauernden Haltung, hinter der eines sich versteckt, im Aufstellen einer Falle, im Sich-Totstellen,mit dessenHilfe ein von seinerHorde entferntesflüchtiges Tier seinenVerfolger auf eine falsche Fähre bringen will, entspdngt etvas, das über die faszinierendeErektion der Paradeund des Kampfes noch hinausgeht.Trotzdem ist daran nichts, was mehr wäre als Täuschung im Dienst eines Bedürfnissesoder was ein Dasein behaupten würde in jenem Jenseits-des-Schleiers, wo die ganze Natur über ihre Absicht befragt werden könnte. Daß überhaupt die Fnge danachan den Tag tritt (und Freud ist, wie man weiß, in <Jenseitsdes Lustprinzips > so weit gekommen), muß Sprachesein. Ich kann nämlich meinen Gegner mit einet Bewegung täuschen,die kontdr zu meinem Schlachtplanläuft, dieseBewegung übt dann ihre täuschende'Wirkung eben nur in dem Maße, wie ich sie in Virklichkeit produziere, und zwat fijrr meinen Gegner. In den Sätzenaber, mit welchenich mit ihm in Friedensverhandlungen trete, ist das, was in diesenihm vorgeschlagenwird, an einem dritten Ort anzusiedeln,der weder mein Sprechennoch mein Gesprächspartner ist. Dieser Ort ist nichts anderesals der Ort der signifikanten Konvention, wie offenbarwird in jener bitteren Klage einesJuden an seinenBruder: <Wenndu sagst,du fahrst nachKrakau, willst du doch, daßich glauben tr

soll, du fahrst nachLemberg. Nun weiß ich aber,daß du wirklich fahrst nachKrakau. Also warum lügst du? >+z Wohlgemerkt, meine Truppenbewegung, von der ich eben sprach,ist verstehbaraus einer konventionellen Spielstrategie,aus deren Regeln folgt, daß ich meinen Gegner täusche; abet mein Erfolg wird dann verstandenim Zusammenhangvon Tücke, dasheißt innerhalb der Beziehung zum Andern als Garanten des Guten Glaubens. Diese Probleme hiet gehören in eine Ordnung, dereh Heteronomie einfachverkannt wird, reduziert man sie auf irgendein , was immer man damit sagenwill. Denn nachdem die <Existenz des andern> unlängst bis zu den Ohren des psychoanalytischen Midas vorgedrungen ist durch die Scheidewandhindurch, die ihn von der Versammlungder Phänomenologentrennt, läuft, wie man weiß, die folgende Nachricht durch das Schilf: < Midas, König Midas, ist das t26 andereseinesPatienten.Er selbsthat's gesagt.)) Was für eine Tür hat er hier tatsächlich eingeschlagen?Das andere, welchesandere? Wie der junge Andrd Gide seine Zimmerwirtin, der er von seiner Mutter anvertraut worden wat, pdfen will, ob sieihn wie ein mündiges \fesen behandeltund offen vor ihren Augen mit einem Schlüssel,der nur falsch ist, weil er alle Schlösserder Art öffnet, das eine Schloß aufsperrt, das sie selbstfür den Signifikanten hält, der ihrer erzieheÄschenAbsichten würdig ist - welchen andern hat er da im Blick? Die, die dann eingreift und zu welcher das Kind lachend sagt: < Mit einem lächerlichenSchloßwollen Sie meinen Gehorsamerzwingen?> ? Aber nur weil siesichversteckthatte und einenAbend lang auf der Lauer lag, um dem Schelmnach einem gehörig spitzen Empfang eine Predigt zu halten, ist nicht nur sie eine andere,deren Gesicht sie ihm voller Zorn weist, sondernauchAndrd Gide ist ein anderer,der damalswie ietzt, als er datauf zrtrückkommt, sich nicht mehr sicherist, was er denn eigentlich gewollt hatte: der bis in seines7ahrheithinein verändert ist dutch den Zweifel, der gegen seinenguten Glauben vorgebracht wird. Vielleicht sollte man in diesemReich der Verwirrung, das einfach das ist, in dem die menschlicheoperabffi spielt,verweilen, um zu begreifen, auf welchen lü7egendie Analyse voranschreitet,nicht nur, um da eine ()rdnung wiederherzustellen,sondetn die Bedingung der Möglichkeit zu deren rüTiederherstellung. rr A. d. Ü. : G. V., VI, S. r 27. J2

<a8, damit ist nicht so sehr gemeint, was Freud und etlicheanderevor ihm uns mit dem vergeblichenSpruch <Erkenne dich selbst> bedeutet haben, vielmehr sind es die !7ege, die dahin führen, die seiner Meinung nachzu revidieren sind. Oder vielmehr: Wonachwir Freud zufolge strebensollen,ist nicht das, was Gegenstandeiner Erkenntnis sein kann, sondern das, was mein 'W'esen ausmacht,und was ich, wie er uns lehrt, viel eher bezeugein meinen Launen, in meinen Verirrungen, in meinen Phobien und in meinen Fetischenals in meiner nur vage polizierten Persönlichkeit. Wahnsinn, nicht länger bist du Gegenstand iener doppelsinnigen Eloge, mit der der'Weisesich die uneinnehmbareKlause seinerAngstlichkeit aufgebaut hat. Denn sollte er letzten Endes nicht einmal so schlecht in dieser wohnen, so doch nur, weil die höchste \Tirkkraft, die seit jeher die Gänge gräbt und das Labyrinth anlegt, die Vernunft selberist, das heißt eben der Logos, dem er dient. 'S7ie auch wollten Sie es sich erklären, daß ein Gelehrter wie Erasmus mit so wenig Veranlagungfür <Engagement!)),zu denenihn seineZeit 527 wie jedeandereZeitnötigte, einen so hervorragendenPlatz eingenommen hat in der Revolution einer Reformation, wo es um den Menschen in jedem Menschenwie in allen ging? Eben wenn man, so wenig esauch sei,an der Verbindung rührt, die der Mensch mit dem Signifikanten unterhält - hier die Umwandlung der exegetischenVerfahrensweisen-, ändert man den Lauf seiner Geschichte,modifiziert man die Vertäuung seinesSeins. Aus diesemGrund scheintder Freudismus,so unvefstandener immer sein mag, und so konfus sich seine Folgen auch darstellen,in jeder Beziehunggeeignet,die Veränderungensichtbarzu machen,die wir in unserem eigenen Leben als Konstituens einer nicht faßbaren,jedoch radikalenRevolution durchlebt haben.Es ist vergeblich, hier die Zeugnisse aufzuhäufenre.Alles, nicht nur die Humanwissenschaften,sondern die Bestimmung des Menschen,seinePolitik, die Metaphysik, die Literatur, die Künste, das Reklamewesen,die Propaganda,folglich auch, ich z:weiflenicht daran, die Ökonomie wurde davon betroffen. +e A. d. Ü.: Deutsch im Original, dann übersetzt. r0 Ich entnehme das dem Datum nach letzte dem, was gerade unter dem Namen Frangois Mautiacs im Figaro littiraire vom z;. Mai erschienen ist, wo Mauriac sich entschuldigt für seine \fleigerung, <sein kben zu erzählen >. \7enn sich niemand mehr so recht hier engagieren kann, sagt er, so deshalb, weil <seit einem halben Jahrhundert Freud, was immer wir von ihm denken mögenr>, hier seine Spuren

t)

Geht es dabei noch um etwas anderesals um die nicht aufeinander abgestimmtenWirkungen einer ungeheurenWahrheit, wo Freud einen reinen Weg gebahnt hat? Man muß sagen,daß keine Technik sich auf diesemWege befindet, die sich mit der psychologischenKategorisierung ihres Objekts begnügt, wie es der Fall ist bei der Psychoanalyse von heute, die sich vot einer Rückkehr zur FreudschenEntdeckung drückt. Auch gibt die Vulgarität der Konzepte, mit det die psychoanalytische Praxis sich zu empfehlenkönnen glaubt, dieserhandgestricktePseudofreudismus, der nur noch ornamentale Funktion hat, nicht weniger auch der schlechteRuf, in dem sie floriert, Zeugnis von ihrem fundamentalenAbfall. Freud hat durch seineEntdeckung ins Innere des Kreises der Wissenschaftiene ScheidungzwischenObjekt und Seinwieder eingeführt, die deren Grenze zu markieren schien. Daß dies das Symptom und das Vorspiel einer neuen Infragestellung der menschlichen Situation im Seiendendarstellt, was ia bis in die t28 Gegenwartimmer zu den Postulatender Etkenntnis gehört hat, dürfen Sie,wenn ich es sage,nicht einfach als einen Fall von Heideggerianismus nehmen - und wär's auch einer mit dem Präfix Neo, was dem Mülleimerstil nichts hinzufügen würde, mit dem man sich füt gewöhnlich von aller Refexion dispensiert durch einen Rekurs auf den letzten Schießbudenkramseinesgeistigen Strandguts. !7enn ich von Heidegger sprecheoder vielmehr, wenn ich ihn übersetze,bemüheich mich, dem'Wort, das er vorträgt' seinesouveräne Deutungskraftzu lassen. !üenn ich vom Buchstabenund vom Seinspreche,wenn ich den andern und den Ändern unterscheide,so darum, weil Freud mir dieseBegriffe nahelegtals Termini, auf die sich die Widerstands-und Übertragungswirkungen beziehen,an denenich mich ungleich zu messenhatte all die zwanzig Jahte, während der ich diese (jeder gefallt sich darin, es ihm nachzusagen:)unmögliche Praxis der Psychoanalyseausübe.Auch tu' ich es, weil ich andern helfen muß, sich in ihr nicht zu vedieren. hintcrlassen hat. Nachdem er dann einen Äugenblick bei dem übernommenen ( icdanken verweilt hat, daß es darum geht, uns der zu untcrstellen, kommt er dann unverzüglich auf das, was seine schriftstellerische Scnsibilität sich nicht entwischen lassendurfte: Es ist das tiefste Gestähdnis aus det Scclc aller unserer Nächsten, das unser Diskurs vetöffentlichen würde, wenn er sich vollcndcn wollte. 14

Auch um zu verhindern, daß dasFeld brach liege, dessenErbe sie sind. Deswegenmuß ihnen zu Gehör gebrachtwerden, daß, wenn das Symptom eine Metapher ist, es nicht eine Metapher ist, dies zu sagen,und auch nicht, zu sagen,daß dasBegehrendes Menscheneine Metonymie ist. Denn das Symptom ist eine Metapher, ob man sich das nun eingestehenwill oder nicht, wie das Begehreneine Metonymie z'rf,selbst wenn der Mensch sich darüber lustig macht. Auch um Sie einzuladen,sich darüber zu entrüsten,daß nach so vielen JahrhundertenreligiösenHeuchelnsund philosophischerTaschenspielerei nichts Gültiges artikuliert worden ist über das,was die Metapher mit der Frage des Seinsund die Metonymie mit dessenMangel verbindet -, müßte es so sein, daß vom Gegenstanddieser Enttüstung als Begünstigeroder Opfer noch etwasda ist, um darr;ufnt antworten: der Mensch desHumanismus und der unwiderruflich gekündigte Glaube/ Kredit, den er auf seineAbsichten gezogenhat. D' h' d' e' s' d ' g' t4'-26'Mai ry57'

oberwtqt uonNorbert lraat

,t

Die MetapherdesSubjekts

889

Dieser Text ist die im Juni 196r entstandene Umschrift einer Intervention vom zl.Juni r96o, mit der wir c,Perelman antwofteten, der in der sociitö depbilotophie über das Thema sprach' In Äbsicht auf die Metapher zeugt er von einer gewissen Äntizipation dessen,was wir in der Zwischenzeit von einer Logik des Unbewußten auf den Begrifr btingen konnten. r Daß dieser Text noch als Anhang zu der zweiten Ausgabe det Ecrits erscheinen konnte, verdanken wir I\{. Frangois Regnault, der uns rechtzeitig an ihn erinnert hat.

venn c, Perelman sich mit den Argumentationsverfahren beschäftigt, dann gelffissenschaft für dieses Thema schieht dies wohl deshalb, weil die herkömmliche nichts als Geringschätzung übrighatte. Das erklärt, warum er nun seinerseitsvor einer Philosophischen Gesellschaft auf Mißdeutung plädieren muß' Besserwäre freilich, er verließe die Position des Verteidigers, denn dann vermöchte man sich ihm anzuschließen. Und genau in diese Richtung geht denn auch die Bemerkung, mit der ich ihn verwafnen will: daß ich nämlich ausgehend von den Erscheinungen des Unbewußten, mit denen ich mich als Änalytiker befasse,an den Punkt gelangt bin, eine Theorie der Signifikantenwirkungen zu entwickeln, in der ich wieder zur Rhetorik zufückfinde, Das bezeugt def umstand, daß meine Schüler, wenn sie Perelmans !üerke lesen, in ihnen eben das Bad erkennen, in das ich sie tauche,2 f)emnach müßte ich ihn hier also weniger darüber befragen, worüber er, zu vofsichtig vielleicht, eben gesprochen hat, als vielmehr über den Punkt, an dem seine Ätbeiten uns an den Nerv des Denkens fühten. Zum Beispiel übet die Metapher, in der ich bekanntlich eine der zwei Grundformen des Spiels des Unbewußten zur Darstellung bringe. rJüeise, l.is isinun nicht so, daß ich übethaupt nicht übereinstimme mit der Art und Operaviergliedrige eine ef an ihr wenn wie C. Perelman die Metapher abhandelt, tion aufzeigt, und ich bin auch nicht völlig anderer Meinung, wenn er Grund zu haben glaubt, die Nfetapher aufdas entschiedenstevom Bild zu trennen' Trotzdem glaube ich nicht, daß er recht hat, wenn er die Metaphet, wie er meint, auf die Funktion einer Analogie zurückführt.r \(/enn wir, was diese Funktion betrifft, als gesichert annehmen können, daß die A T ) in ihrer eigentlichen rwirksamkeit unterstützt verden gerade 89o Vcrhältnisse fr ""a i r A. <1.Hrsg.: Vir nutzen die Gelegenheit,den Text direkt im Anschluß an den Aufratz wicderzugeben,auf den er sich bezieht' r A.<1.ü.: mcttre qaelqa'andanr le bain : iemanden in eine Sacheeinweihen' t Vgl.
durch die Heterogenität, in der sie sich auf Thema und Phota aufteilen, so gilt dicccr Formalismus nicht mehr ftir die Metapher. Dieser Formalismus witd nämlich, was det beste Beweis ist, un\lar gerade in den Beispielen, die C.Perelman anführt, \üohl gibt es,wenn man so will, viet Glieder bei der Metaphet, aber deren heterogenes Verhältnis läuft über eine Scheidelinie, die sie aufteilt in: drei zu eins, eine Scheidelinie, die sich abzeichnet als die zwischen Signifikantem und Signifiziertem. Um eine Formel präziset zu fassen, die ich in dem Aufsatz wiedergegeben habe, will ich ietzt schreiben S

g

S'z

;

_*

,(p/ ^/r\

Die Metapher ist auf radikale lVeise der Effekt, in dem ein Signifikant einem andern in einer Kette substituiert wird, ohne durch irgend etwas Natüdiches für diese Funktion als Phora prädestiniett zu sein, nur daß es sich um zwei Signifikanten handelt, die als solche aufeine Phonemopposition zu reduzieren sind. Ich will das an einem der Beispiele zeigen, die C.Perelman sinnvollerweise dem dritten Dialog von Berkeley3s entnommen hat: dem Beispiel <Ein Ozean falscher Gelehrsamkeit> (rience). Das schreibt sich - und es ist besser, hier wiederherzustellen, was die Übersetzung bereits <einschläfern> will (um gemeinsam mit C.Perelman einer Metapher die Ehre anzutun, die von den Rhetorikern sehr schön erfunden wurde) -, das schreibt sich also so: anocean l----reafnrng

- false -------) /r\ anocean l;1. x \ r/

Leatning, Lehre (ennignemcnt) und es wird hier , ist in der Tat nicht rtrTissenschaft, nur um so besser spürbar, daß dieser Begriff mit dem Ozean so wenig zu tun hat wie das Haar mit der Suppe. Ganz bestimmt wird die versunkene Kathedrale all dessen,was bis dahin über die Materie gelehrt wurde, einmal mehr nicht ungehört an unser Ohr schallen, wenn sie auf den Vechsel von dumpfem und hellem Glockenton sich reduziert, mit dem der Satz uns durchdtingt: lear-ning, lear-ning - dies dann jedoch nicht aus den Tiefen eines unterirdischen Flusses herauf, sondern aus dem Falsch ihrer eigenen Argumente. Unter welchen der Ozean eines darstellt - und nichts anderes.Ich will sagen: Er ist Literatur, die man ihrer Epoche wiedererstatten muß, über die er ienen Sinn untermaueft, daß der Kosmos an seinen äußersten Grenzen ein Ort des Betrugs werden kann. Älso geht die Metapher aus von einem Signifizierten, werden Sie mir entgegenhalten. Gewiß doch, aber in ihter Reichweite erstreckt sie sich über das hinaus, 89r was hier nur Rekurrenz ist, und stützt sich auf den Nicht-Sinn dessen,was nur ein Glied Learning unter anderem ist. '!ü7as ienes hingegen im zweiten Teil unserer Formel an der Stelle des Fragezeichens entsteht, ist eine neue Ärt in der Bedeutung, eine Falschheit, unbegreifbar-unangreifbar, unergründlich, Voge und Tal eines dzerpoEdes Imaginären, in dem iegliches Geftiß versinkt, das aus ihm schöpfen wollte. tt Traiti del'argmextalion, S. t37.

t7

in ihrer ganzen Frische zeigt sich diese Metapher wie iede andere als das, was sie bei den Surrealisten darstellt. Die radikale Metapher erscheint in dem \(utanfall, den Freud von dem Kind betichtet, das, noch unbewaffnet in seiner Patzigkeit, wie sein Rattenmann es war' bcvor er dann zwangsneurotisch wird, seinen Vater, der sich ihm widersetzt, anschreit : , wobei der Vater nicht sicher ist, ob er in dem Gesagten ein Verbrechen oder das Genie erkennen soll. Vir unseresteilssind der Äuffassung, daß es hier gilt, die Dimension des Anwurfs nicht zu übersehen, denn aus ihr entspringt die Metapher, Ein Anwurf weit schlimmerer Ärt, als man sich vorstellt, wenn man das Gesagteauf eine kriegerische Invektive zurückführt. In ihm nämlich nimmt ienes Unrecht seinen Anfang, das ohne Grund einem ieden Subiekt angetan wird dadurch, daß ein beliebiges anderes Subjckt sich veranlaßt sieht, ihm irgendeine Eigenschaft anzudichten. So lernt das Kind das Alphabet von den Gewalten des Diskurses, und so setzt es das Denken ein. Man könnte sich wundern, daß ich das Bedürfnis habe, die Dinge in bezug auf die Metapher bis an diesen Punkt zu treiben. C.Perelman wird mir indessenbeipfichten, daß, bezieht man sich seiner Änalogietheorie folgend auf die Paare Schwimmer/Gelehrter, dann Festland/Vahrheit und gibt m^i zu, daß man eben darin unendlich fortfahren könnte, das, was er vorzubringenhat, ganz ofren zeigt, daß dies alles neben dem Schlag liegt, womit wir wieder bei dem sind, was ich ausdrücke, wenn ich sage: Keineflei Bedeutung hat als gesicherter Bestand auch nur irgend et'üas mit dem zu tun, was hier in Rede steht' Gewiß, von der konstitutiven Desorganisation alles Äussagens sprechen, heißt längst nicht, alles sagen; und das Beispiel aus dem Atistoteles+, das C.Perelman wieder zum Leben erveckt hat: Lebensabend für Alter, zeigt hinreichend deutlich, daß wir in ihm nicht einfach die Verdrängung dessen,v/as afl dem metaphorisiertcn Begriff am stärksten mißftillt, zeigen können, um aus ihm einen Friedenssinn cntspringen zu lassen, den er im Realen durchaus nicht impliziert. Denn, denken wir an den Abendfrieden, so merken wir, daß dieser Kontur nur gewinnt, indem die Stimmen sich senken: das Geplauder der Schnitter und nicht wenigcr das Vogelgepiepse. Auch haben wir daran zu erinnetn, daß, welch Blablabla die sprache in ihrem \(/esen 8 9 2 auch immer sein mag, doch Sein und Haben aus ihr hervorgehen' Wcnn wir hierauf die Metapher ausspielen,die wir selbst ausgesuchthaben in dem vofhin zitieften Äufsatz, nämlich Sa gerben'ötait par attareni bainean- <Seine Garbe war nicht geizig, noch von Haß erfüllt>>ms Boo4endorrai,so ist dies kein vergeblich Licd, cvoziert es doch das Band, das beim Reichen die Position des Habens an die Vcrweigerung knüpft, die sein Sein prägt. Hier ist die Sackgasseder Liebe. Und rclbst sie zu negieren, vermöchte hier, wir wissen es,nicht mehr auszurichten als : sie nufzustcllen, ließe nicht die Metapher, die dadurch eingeleitet wird, daß das Subiekt durch <scine Garbe> etsetzt wird, ienes einzige Obiekt auftauchen, das zu haben n()twcndig die Unmöglichkeit mit sich bringt, es zu sein (dont l'aaoir nöce$iteIe manqaeä l'lte): ienen Phallus, um den sich das ganze Gedicht dreht bis zu seiner lctztcn Vcndung. r 'l'raitl h I'argumcntation,p, J)i. ttl

Das heißt, daß die allerernsteste Realität, für den Menschen gar die cinzige ernste, betrachtet man ihre Rolle, die Metonymie seinesBegehrensaufrechtzuerhaltcn, nur in der Metapher zu erfassenist. $(/orauf will ich hinaus wenn nicht darauf, sie davon zu überzeugen, daß, was das Unbewußte uns zu überprüfen aufgibt, das Gesetz ist, demzufolge das Aussagen sich niemals auf die Aussage irgendeines Diskurses teduzieren läßt? Sagenwir nicht, daß ich hier meine Begriffe auswähle, egal, was ich auch zu sagen hätte. Es ist freilich nicht nutzlos, bei der Gelegenheit dartn zu erinnern, daß dcr Diskurs der rVisse4schaft,er möge sich nun durch seine Objektivitat, durch seine Neuttalität, durch sein Grau in Grau empfehlen, ia durch seine an Devotionalienkitsch erinnernde falsche Idealität, um nichts unehdicher und um nichts finsterer in seinen Intentionen ist als iede andere Rhetorik auch. Sagen muß man lediglich, daß das solcher rWahl anderswo geboren wird als da, wo der Diskurs sich ausspricht, nämlich genau bei dem, der es hört. Gibt man nicht den Status der Virkungen von Rhetorik wieder, wenn man zeigt, daß diese sich auf jede Bedeutung erstrecken? lVollte man uns entgegenhalten, sie hörten beim mathematischen Diskurs auf, so sind wir damit um so eher einverstanden, als wir diesen Diskurs gerade darum so hoch schätzen, weil er nichts bedeutet.

Die einzige absolute Äussage zu dem Thema stammt von einem, der es rechtens wissen muß: daß kein \7ürfelwurf im Signifikanten iemals den Zufall wird ausschalten könnens - weil nämlich, wie wir ergär:zer^können, kein Zufall außerhalb einer Sprachdeterminierung existiert, und zwar unter vrelchem Aspekt man ihn auch betrachten mag: als Automatismus oder als Aufeinandertreffen.

Überntqt uonCbaltal Creuot srd Norbert Haas

5 A.d.Ü.' Vgl. Mallarm6s (Jn coup de dösjanais n'abolira le basard,Paris r94y (Pl6iade-Ausgabe), p. 453.

t9

,,, ÜBER EINE FRAGE,

DrE JEDERuöcrrcHEN BEHANDLUNG

D E R P S Y C H O S EV O R A U S G E H T

Dieser Artikel enthält das Vichtigste aus dem, was wir in unserem Seminar während der ersten zwei Trimester des Studienjahresr955-r9y6 gebtacht haben; das dritte also bleibt davon ausgeschlossen.Ercchienen in La Pryebana!rc,Band 4,

Hoc quod triginta tres per annos in ipso loco studui, et Sanctae Annae Genio loci, et dilectae iuventuti, quae eo me sectata est, diligenter dedico.

I. Freud entgegen r. Obwohl ein halbes Jahrhundet Freudismus sich mit der Psychose beschäftigt hat, bleibt deren Problem noch zu überdenken, anders gesagt,es hält beim statusquoarte. Man könnte sagen,daß vor Freud die Diskussion det Psychosesich nicht zu lösen vermochte von einem theoretischenHintergrund, der sich alsPsychologieausgibt,und doch nichts anderesist alsder säkularisierteRückstandaus dem, wie wir's nennenwollen, langenmetaphysischenAbkochprozeß der Vfissenschaftinder Schola(mit großem S, das wir ihr schuldig sind). 'Wenn nun unsereWissenschaftim Hinblick auf diephlfuinihrer immer reinerenMathematisierungvon dieserKüche nur einenso unauffälligen Beigeruch behält, daß man sich legitimerweisefragen kann, ob es sich hier nicht um einen Wechselbalghandelt, so verhält es sich andersmit - d. h. mit dem lebendigen Apparat, den man für fähig det antiph-ysis hält, dasMaß der ebengenanntenPhysiszu nehmen- derenFettgeruch ohne Zweifel die lange Erfahrung verrät, die die ebengenannteKüche in der Zubereitung von Hirn hat. So hat sich die Theorie von der Abstraktion, deren es bedarf, um von der Erkenntnis Zeugnis zu geben,zu einer abstraktenTheorie von den Vermögen des Subjektsverfestigt, die die tadikalsten sensualistischen Anstrengungen in Hinblick auf die subjektiven Effekte nicht funktionsfähiger zu machenvermochten. Tatsächlich bleiben die immer wieder aufgegriffenenVersuche,deren 532 Ergebnissedurch die verschiedenenGegenkräftedesAffekts zu korrigieten, vergeblich, solangedie Frage außer acht gelassenwird, ob es wirklich dasselbeSubjekt ist, dashier affiziert wird. z. Wie man dieser Frage ausweicht,lernt man ein für allemal auf der Schulbank: Denn so bereitwillig man Wechsel in der Identität des percipiens annimmt, so wird doch dessenFunktion als einheitsstiftender Faktor für das perceptumnie in Frage gestellt. So berührt dann die 63

Strukturvielfalt des percepttmnur eine Registewielfalt im Percipiens' Billigerweise ist dieseVielfalt immer letzten Endes die der sensoriums. sichauf der Höhe det Realität zu percipiens das überwindbaf, wenn nar haltenvermag. Aus diesemGrunde habendie, die auf die Ffage antworten müssen,die durch die Existenz des Wahnsinnigengestellt ist, sich nicht enthalten, zwischendieserund sich iene Schulbankaufzustellen,in der sie gleichzeitig eine schützendeMauet gefunden haben' \Tir"wagen es tatsächlich,sämtlichePositionen egal, ob sie mechanistisch oäer dynamistischsind in dieser Sache,oder ob die Genesebei d.r, Otganismus oder den Psychismuserstreckt und die ihnen sich "oi struktur auf zerfall oder Konflikt - sozusagenauf einen Haufen zu werfen, ja,alle,so ingeniös sie sich auch geben,insofern sienämlich im Namen der offensichtlichenTatsache,daß eine Halluzination ein objektlosesperceptumist, daspercipiensnach dem Grunde diesesperceptams befragen zu müssenglauben, ohne daß irgendiemand merkt, daß bei dieseä Vorgehen eine Stufe übersprungenwurde, die nämlich, bei der das selbstdem y'ercipiens,durch man sich fÄgrnmuß, ob daspercepturn es erklärt werden soll, einen univoken Sinn läßt' Dieser Schritt müßte dennoch ieder unvoreingenommenenBeobachtung verbaler Halluzination als legitim efscheinen,insofern diese,wie wir*noch sehenwerden, nicht reduzierbarist weder auf ein besondetes vor allem auf ein percipiew,dasihr seineEinheit geben sensorilrm,noch könnte. Zu glauben,die verbale Halluzination sei von Natur ausauditiv, ist in der Tat ein Irrtum, man kann sich ia denGrcnzfzll vorstellen, wo siees nicht im geringstenist (bei einem Taubstummenz'B' oder auf einer nicht dem Gehörsinn zugeordnetenskala halluzinatorischenBuchstabeachten,daß der Hörakt nicht derselbe bierens);man sollte \rot "ll.ist, je nachdemob er auf die Kohärenz der verbalenKette zielt, namentlich auf die in jedemAugenblick zu beobachtendeÜberdeterminierung derselbendurch das Naihträgliche ihrer Abfolge, wie auch auf die in jedem Augenblick beobachtbateSuspensionihrer Geltung, sobaldein si.,n .ntrt.ht, der immer verweist - oder ob er im sprechensich auf die t t ) lautliche Modulation abstimmt zum Zweck der akustischenÄnalyse: gleich, ob es dabeium Tonalität, Phonetik oder gat musikalischeAussagegeht. I)iese sehr abrißartigen Erinnerungen sollten genügen, die Differenz so untetschiedlichenSubiektivitätenzur der in bezug a:ufdasperceptt/m 6,t

Geltung zu bringen (und zu zeigen,wie sehr dieseaußerAcht gelassen wird bei der Befragung der Patientenund in der Nosologie der < Stimmen>). Gleichwohl könnte einer auf den Gedanken kommen, dieseDifferenz auf ein Objektivationsniveauim PerciPießzu teduzieren. Zu Unrecht. Denn das Subjekt weist gerade auf der Ebene, wo die subjektive <Synthesis>dem Sprechenseinenvollen Sinn verleiht, all die Paradoxaauf, die esbei diesereigenartigenVüahrnehmungedeidet. Daß diesePatadoxaschondann auftauchen,wenn der anderedasSprechen übernimmt, das wird beim Subjekt hinreichend deutlich in der Möglichkeit, ihm zu gehorchen, sofern das Sprechensein Hinhören und Aufmerken bestimmt, denn sobalddasSubjektihm auchnur Gehör schenkt,sieht es sich einer Suggestionausgeliefert,der es nur dann zu entkommen vermag, urenn es den anderen datauf.reduziert, nur der TÄger einesDiskurses zu sein, der nicht der seineist, oder einer Absicht, die er dabei verbirgt. Auffallender noch ist das Verhältnis des Subjekts zu seinem eigenen Sprechen,bei dem das Wichtige eher verschleiertwird durch die rein akustischeTatsache,daß es nicht sprechenkann, ohne sich zu hören. Daß essich selbstnicht zuhören kann, ohne sich zu teilen, ist ebenfalls kein hervorstechendesMerkmal der Verhaltensweisendes Bewußtseins.Weiter gekommen sind die Kliniker, die die verbal-motorische Halluzination durch den Nachweis desEntwurfs von Sprechbewegungen entdeckt haben. Sie konnten tfotzdem nicht sagen,was der entscheidendePunkt ist: daß nämlich, wenn dassensoriaru gleichgültig ist für die Produktion einer signifikanten Kette: r o diesevon sichausdem Subjektsichaufzwingt in seinerStimmdimension; zo sie als solcheeine Realität annimmt, die proportional zu der in der Praxis voll und ganz der Beobachtung zugänglichenZeit ist, welche ihre subiektive Attribuierung erfordert; 3o ihre eigene Struktut als Signifikant bestimmendist in dieserAttribuierung, die in der Regel distributiv ist d.h. vielstimmig, die also als als äquivok erscheisolche das angeblich vereinheitlichendepercipiens läßt. nen tJ4 3. Was wir eben gesagthaben, wollen wir mit einer Begebenheitillustriefen, die wir einer unserer klinischen Demonstrationen der Jahre rgjt-J6 entnehmen,d.h. dem Jahr, an dessenArbeit hier erinnert 6J

werden soll. \Wir meinen, daß ein solcherFund nur um den Pteis einer totalen, wenn auch bewußten Unterwerfung unter die eigentlichen subiektiven Positionen des Kranken möglich ist, Positionen, die man nur zu oft vergewaltigt, wenn man sieim Dialog auf den Krankheitsverlauf einschränkt; denn das bewirkt nur' daß die Schwierigkeiten, die vergrößert werden von einer'vriderihrer Auf kläfung entgegenstehen, nicht ohne Grund auftritt. die des Subiekts, spenstigkeit jener typischenZweietdelirien, die wir seit langerZeit Es ging um eins imPaar Mutter-Tochter atfgezeigt hatten; bei diesemwar dasGefühl desEindringens, welchessichzu einemÜberwachungswahnentwickelt hatte, nichts anderesals die Entfaltung ienet einem affektiven Duo eigentümlichenAbwehr, ein Gefühl also, das als solchesiedem Wahn offenstand. Die Tochter führte bei unserer Untersuchung Beschimpfungenzum Beweisan, denensiebeidevon seitenihrer Nachbarn ausgesetztwafen' dazu einen Vorfall, den Freund der Nachbarin betreffend, die sie angeblich bedrängte, seitdem sie einen vertfauten Verkeht mit ihr einstellen mußten, den sie vother getn gesehenhatten. Dieser Mann, der ist, und sonstim Hintergrund alsoindirekt Parteiin den Geschehnissen bleibt, wie die Kranke vorbrachte, hatte, ihret Erzählung nach, als er ihr einmal im Flur desHausesbegegnetwaf, siemit dem übeltönenden rWort <Sau>tituliert. 'Worauf wir, wenig geneigt, datin die Retourkutsche auf ein <Schwein! > zu etkennen,wassich nur zu leicht als Proiektion extrapolieren ließe, die in solchen Fällen immer die des Psychiatersist, sie kurzerhandfragten, was sichin ihr selbstim Augenblick davor zugettagen habe.Nicht ohne Erfolg; denn sie gestanduns mit einem Lächeln, daß sie angesichtsdes Mannes tatsächlichjene Worte gefüstert hatte, die er, wenn man ihr glauben will, nicht so übel hätte aufnehmen dürfen: > eszu sagen' Auf wen zieltendiese?Es bereiteteihr einigeVeflegenheit, 'Was den worthelfen' zu zu, ihr dabei und sie gestanduns das Recht nicht die Tatsache wiirtlichen Sinn betrifft, so dürfen wir unter andetem außer Acht lassen,daß die Kranke sich auf das Schroffstevon ihrem Mann und dessenVerwandtschaft gelöst, und damit einer von ihret Mutter mißbilligten Ehe ein Ende gesetzt h^tte, die seither ohne l,)piloggebliebenwar; dies weil sie überzeugtwar, daß dieseBauern, um mit dem Flittchenausdef Stadtfertig zu wefden,nichtsGeringeres t 3 t vorhatten,als siegehörig auseinanderzunehmen. 66

Es ist hier indessenunwichtig, ob esdesRückgriffs auf dasPhantasma vom zerstückeltenKörper bedarf oder nicht, um zu verstehen,wie die Kranke, gefangen in der Zweierbeziehung, hier wiederum auf einc Situation antwortet, die ihr über den Kopf wächst. Für unserengegenwärtigenZweck genügt, daß die Kranke versichert, dieser Satzsei als Anspielung gemeint, wobei sie allerdings nur Ratlosigkeit zeigt, wenn es darum geht, auf wen von den Anwesendenoder auf welche Abwesende angespieltwurde; denn es zeigt sich auf die Weise, daß das icb (je) als Subjekt des Satzesin direkter Rede, seiner in der Linguistik I so genanntenShifterfwktion entsprechend,die Begtimmung des sprechendenSubiektsin der Schwebehielt, solangedie Anspielung, zweifelsohnein ihrer beschwörendenAbsicht, selberoszilliererld blieb. Diese Ungewißheit nahm, naih der Pause,ein Ende Sau>, dasseinerseitsalsInvektive duich die Hinzufügung desWortes << zu. schwer war, um dieser Oszillation isochtorl zw folgen. Auf diese Weise gelang es dem Diskurs, seineVerwerfungsabsichtin der Halluzinationzu verwirklichen. An dem Ort, wo dasunnennbareObjekt im Realenverworfen wird, wird ein Wort laut, das, an den Platz dessen tretend, was keinen Namen hat, det Absicht des Sublekts nicht hat folgen können, ohne sich von ihr abzulösendurch den Gedankenstrich einer Erwiderung: Es setztdamit seineauf eineVerfluchung abzielende Antistrophe dem Schimpf jener Strophe entgegen,die jetzt für die Patientin mit dem Index des ich restituiert wird, und reiht sich auf die 'Weise in seiner Opazität ein in die Ausrufe der Liebe, wenn diese,um dasObjektihres Epithalamiumsanzurufen,mit dem Signifikantenkurz schließt und die Vermittlung des rohesten Iruaginärenergreift: 4. Dieses Beispiel bringen wir hier nur, um auf das Lebendigste zu zeigen,daß die Funktion der Irrealisierung nicht alles ist im Symbol. r Roman Jakobson übetnimmt diesen Begriff von Jespersenfüt die Bezeichnung iener Kodewörter, die nur Sinn annehmen durch die Koordinaten det Mitteilung (Atttibuierung, Datierung, Sendeort). Bezieht man sich auf die Klassifizierung von Peirce, so sind es Indexsymbole. Die Personalpronomina sind das beste Beispiel dafür: Die Schwierigkeit beim Erwerb derselben wie auch ihre funktionsmäßigen Mängel veranschaulichen die durch diese Signifikanten ins Subjekt eingeführte Ptoblematik(RomanJakobson: Sltifters,uerbalcategoriet,andlherarianaerb,Russian language ptoject, Department of Slavic languages and litteratutes, Harvard Univ^ercity,r957.). 6j

Denn unbezweifelbarzeigt sich sein Einbruch ins Realebereits daran, daß es,wie es gewöhnlich geschieht,sich in Gestalt einer gebtochenen Kette darstellt2. Man berührt da auch iene Wirkung, die ieder Signifikant, ist er erst in t 3 6 den Bereich der Wahrnehmung getreten,besitzt: Er regt im p€rcipiefls eine Zustimmung an, die ausgehtvon der Etweckung der verborgenen Duplizität deszweiten durch die offensichtlicheAmbiguität desersten. Wohlgemerkt, all dies kann in der klassischenPerspektivedeseinheitsstiftenden Subiektsals Täuschungseffekterscheinen' Es fällt nur auf, daß diese Petspektive, füt sich genornmen, auf die Halluzination beispielsweisenur so dürftige Ausblicke eröffnet,daßdie Arbeit einesWahnsinnigen- freilich einessobemerkenswerten,wie der PräsidentSchteberesin seinenI war - schonvor Freud von Seitender Psychiaterlebhaft begrüßt wurde und auch noch nach ihm als ein'Sferk zur Einführung in die Phänomenologieder Psychosegelten kann - und nicht nur füt Anfänger+. Uns selber lieferte sie die Basis zu einer Strukturanalyse,als wir in unseremSeminardesJahresrytt-J6 über die FreudschenStrukturen auf dem Gebiet der Psychosen,einem Rat Freuds folgend, sie einer neuedichenUntersuchung unterzogenhaben. Auf dasdurch dieseAnalyseentdeckteVerhältniszwischendem Signifikanten und dem Subjekt trifft man, wie bei diesemBeginnen zu sehen ist, bereits auf der Seite der Phänomene,wenn man, von der Fteudschen Erfahrung zurückkommend, weiß, zu welchem Punkt sie hinführt. Aber dieses Ausgehen vom Phänomen, das ordentlich fortgeführt würde, müßte wiederum zu diesemPunkt kommen, wie esbei uns der ' Vgl. das Seminat vom 8. Februar 1956,in dem wir das Beispiel der <<normalen > Vokalisierung der Paix du soir entwickelt habeo. t DenkuürdigkeileneinesNeraenkranken,von Dt. jur. Daniel Paul Schreber, SenatspräsidentbeimKgl. OberlandesgerichtDresdena.D., Oswald Mutze, Leipzigtgo3, deren Übersetzung ins Französischewir zur Verwendung unserer Gruppe vorbereitet haben (4.d.Ü.: Neudruck, hrsg. u. eingel. von Samuel M.\Weber, Frankfurt/ Ilcrlin/\üien [Ullstein] r 973). r l)ies ist insbesonderedie Meinung, die det Verfasser der englischen Übersetzung
Fall war, als eine erste Untetsuchung det Paranoia uns vor dreißig Jahren an die Schwelleder Psychoanalysefühtes. In der Tat ist die trügerischeAuffassungeinespsychischenProzesses im t37 Sinnevon Jaspers,bei dem dasSymptom nur Indiz wäre, nirgendwo so fehl am Platz wie bei der Psychose,denn nirgendwo ist das Symptom, wenn man es zu lesenweiß, klarer in der Struktur selbstartikuliert. 'V7as uns dazuzwingt, diesenProzeßdurch die radikalstenDeterminanten der Beziehungdes Menschenzum Signifikanten zu definieren. 5. Man braucht indessennicht so weit zu sein, um sich für die Vielfalt der sprachlichenHalluzinationen in den Schrebers zu interessieren,auch nicht um in ihnen auf Verschiedenheitenzu stoßen, die ganz anders geaftet sind als die, wonach man sie klassifiziertnach den Implikationsmodi, denenzufolge sie ins percipiens(nach dem Grad seinet ) oder in die Realitätdesselben() gehören: SolcheVerschiedenheiten nämlich, die in ihrer Sprechstrukturliegen,sofern dieseStruktur bereits im perceptanist. Betrachtetman rein den Text der Halluzinationen, so zeigt sich für den Linguisten sofort eineUnterscheidungzwischenKode-Erscheinungen und Mitteilungserscheinungen. Zu den Kode-Erscheinungengehörenin dieserBetrachtungsweisedie Stimmen,die sich der , die ihre Form auszeichnet. Dieser Teil der Phänomeneist aufgeteilt in Neologien der Form nach (neueWortzusammensetzungen,die aber den Regeln der Sprachedes 5 Vgl, unsere medizinische Dissertation: De la ptJcboreparanolaqaedarc nt rapportr aacclapcrtannalitä,dieunserDoktorvater Heuyer in einem Briefan uns mit folgenden I7orten überaus treffend beutteilte: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, wobei er mit Bezug auf unsere Bibliographie hinzufügte: <\üenn Sie das alles gelesen haben, tun Sie mir leid.> Ich hatte in der Tat alles gelesen. o A. d. Ü,: Die Ausdrücke mit * stehen im Text der Eerifi auf deutsch. z Die arabischen und römischen Ziffetn it Klammern verweisen auf die entsprechenden Seiten und Kapitel det Denkwürdigkeitenin der Originalausgabe; diese Paginierung ist glticklicherweise am Rand der englischen Übersetzung (und im deutschenNeudruck, Ä. d. Ü,) wiedergegeben. 69

Patientenfolgen) und der Verwendung nach. Die Halluzinationen geben dem Subjekt Auskunft über die Formen und Verwendungsarten, die den Neokode ausmachen:Z.B. verdankt das Subiekt ihnen erst mit der es diesen einmal schon die Bezeichnung>*, henennt. Es handelt sich da um etwas, das ziemlich nahe an jene Mitteilungen herankommt, die die Linguisten autonlrzflennen,insofern nämlich das Signifikante selber (und nicht das, was es bedeutet) Gegenstandder Kommunikation ist. Dieses eigenartige,aber normale Vethältnis der il8 Mitteilung zu sich selbst verdoppelt sich hier aber dadurch, daß von gediesenMitteilungen angenommenwird, sie seienvon W'esenheiten tragen, deren Beziehungensie selberaussprechenin Modi, die sich als den Verknüpfungen des Signifikanten sehr ähnlich erweisen.Der Begriff ,der ebenfallsaus diesenMitteilungen stammt, illustriert dieseBemerkung,sofernnämlichEdeidenund Handelnzurioder reduziertsind aufdieseangeschlossenen schendiesen\Wesenheiten abgetrenntenNerven, aber auch sofern diese,ganz wie , denen sie homogen sind, nichts anderesdarstellenals die Entifi(Vgl. auf S.r3o-X das,w'as zierung det von ihnen getragenen'S7orte. ) Beziehung hier des Systemszu seiner eigenen Signifikantenkonstitution, die m nzu den Akten der Frageder Metasprachelegensollteund die unseres Erachtens zeigt, wie ungeeignet dieser Begriff ist, um differenziete Elementein der Sprachezu beschreiben. Bemerken wir andererseits,daß wir hier iene Phänomene vor uns haben, die man zu Unrecht intuitiv genannt hat, weil in ihnen die Wirkung der Bedeutungder Entfaltung derselbenvorausgeht.Es handelt sich in rüTirklichkeitum einen Effekt des Signifikanten, insofern dessenGrad der Bestimmtheit(zweiterGrad: Bedeutungvon Bedeutung) ein Gewicht annimmt, dasproportional ist zu der enigmatischen I-er,re,die sich zuerst auf dem Platz der Bedeutung selbstpräsentiert. DasAmüsantedabeiist, daßin dem Maße,wie dieseHochspannungdes Signifikantenfür dasSubjekt zusammenfällt,dasheißt, wie die Halluzinationensich auf einen Singsangreduzieren,auf ein Geleier, dessen Lcere Wesen ohne Intelligenz und Persönlichkeitzugeschriebenwird, Wesen,die geradezuaus dem Registerdes Seinswegradiertsind, daß in ebendiesemMaße also,sagenwir, die StimmenBezugnehmenauf )), die sich in die (wie es in der Grundspracheheißt) < Seelenauffassung 1o

einem Katalog von Gedankenmanifestiert,der einesWerks der klassischenPsychologienicht unwürdig wäre. Dieser Katalog verbindet sich in den Stimmen mit einer pedantischenÄbsicht, was das Subjekt nicht hindert, die triftigsten Kommentare beizusteuern.STir wollen festhalten, daß die Quelle der Begriffein diesenKommentaren immer sorgfältig unterschiedenwird, so daß das Subjekt, wenn es z.B. das Wort verwendet, in einer Fußnote hervorhebt, daß der Ausdruck y39 von ihm stammt. (Vgl. die Anmerkung auf S.1o-II und die Anmerkungen det Seitenrr bis zr-I.) So kann ihm auch die erstrangigeBedeutung,die den <Erinnerungsgedanken> in der psychischenÖkonomie zukommt, nicht entgehen,wovon es denn auch prompt im poetischenund musikalischenGebrauch der modulierendenWiederholung einen Beweisliefert. Unser Patient, der die < Seelenauffassung ) unbezahlbarbeschreibtals <<etwas idealisierteVorstellung,die sich die Seelenvon dem menschlichenLebenund Denken gebildethatten> (S.r6a-XII), glaubt,er habe dabei <Einblicke in das Wesendes menschlichenDenkprozesses und menschlichen Empfindens des gewonnen, um die (ihn) wohl mancher Psychologebeneidenkönnte> (S.I67-XII). 'V7ir gestehenihm dies um so lieber zu, als er sich, im Unterschiedzu diesen,nicht einbildet, er'ü/ürdejeneKenntnisse,derenTragweite er so humoristisch einschätzt,aus der Natur der Dinge beziehen; und als, wenn er meint, er müssediesesich zunutzemachen,es,wie wir bereits gezeigthaben,von einer semantischenAnalyse aus geschieht!a Aber, um unseren Faden wieder aufzugreifen, kommen wir doch zu jenen Erscheinungen,die wir den bisher behandeltenals Mitteilungsphänomenenentgegensetzenwollen. Es handelt sich um unterbrochene Mitteilungen, mittels welcher eine Beziehung zwischen dem Subjekt und seinem göttlichen Gesprächspartner unterhalten wird, eine Beziehung,der sie die Form eineschalhngeoder einer Geduldsprobegeben. Die Stimme desPartnersschränkt nämlich die Mitteilungen, um die es geht, ein auf einen Satzanfang,wobei der Sinn im übrigen vom Subjekt ohne Schwierigkeit ergänztwerdenkann bis auf eineplagende,beleidigendeSeite,die meist von einer entmutigendenAlbernheit ist. Die Bee Halten wir fest, daß unsere Ehrung hier die von Freud nur verlängert, der nicht abgeneigt war, im Schreberschen rü7ahneine Vorwegnahme der Libidotheorie zu sehen(G.V., VII, S.3ry).

7r

herztheit, die es an den Tag legt, wenn es in seinerEtwiderung nicht schwankt, ja sogar die Fallen wegräumt, in die man es hineinbringt, ist gewiß nicht dasUnwichtigste für unsereAnalysedesPhänomens. Wir verweilenaberhier noch beim eigentlichenText der, wie man sagen könnte, halluzinatoischen Herausfotderung (oder besser: Protasis). Von einer solchenStruktur liefert uns das SubiektfolgendeBeispiele: (S.zr7-XVI) r) z) <Siesollennämlich.,.>1) , um uns an die zu halten,auf die esjeweilsmit der Ergänzung t40 der für es unbezweifelbarrichtigen Bedeutung antworten muß, nämlich: r) Man kann erkennen,daßder SatzandemPunkt unterbrochenwird, wo die \Tortgruppe endet, bei der man von Index-Termen sprechen könnte, d.h. von Tdrmen, die durch ihre Funktion im Signifikanten nach dem oben eingeführten Ausdruck - als shiftersausgewiesenwerden, also genau jene Terme, die im Kode die Stellung des Subjekts bezeichnenausgehendvon der Mitteilung selbst. Elidiert bleibt folglich der eigentlich lexikalischeTeil desSatzes,anders gesagtderTeil, der die Wörter umfaßt,die der Kode, seiesnun der allgemeine Kode oder der delirierende,durch ihren Gebrauchdefiniert. Ist esnicht beeindruckend,die beherrschendeStellungzu sehen,die der Funktion desSignifikantenin beidenOrdnungen von Phänomenenzukommt, und ist man dadurch nicht aufgerufen, nachzuforschen,was auf dem Grund der Assoziation ist, die sie konstituieren: von einem Kode, der gebildet ist aus Mitteilungen über den Kode, und von einer Mitteilung, die reduziert ist auf das, was im Kode auf die Mitteilung hinweist. Dies allesmüßte man mit der größten Sorgfalt in eine graphischeDarstellung übertrageno,mit deren Hilfe wir in diesemJahr versucht haben, die Verknüpfungen im fnnern des Signifikanten, sofern sie das Subjektstrukturieren,wiederzugeben. Denn hier geht esum eineTopologie, die völlig verschiedenist von der, c ry'gl. unten S. r8r.

die man sich vorstellen müßte, wenn man vom Postulat einesunmittelbaren Parallelismusder Form der Phänomeneund der Führungen derselbenin Gehirn und Rückenmark ausgeht. Diese Topologie aber, die der Linie verpflichtet ist, die Freud erschlossenhat, als er, nachdemer mit den Träumen dasFeld desUnbewußten aufgetanhatte, dessenDynamik zu beschreibensich anschickte,ohne sich irgendwelcher Sorge um deren kortikale Lokalisierung hinzugeben, ist genau das, w'asam besten die Fragen vorbereiten kann, mit denenmail an die Oberflächedes Kortex wird herangehenkönnen. Denn erstnacheinerlinguistischenAnalysedesPhänomensder Sprache wird man legitimerweise die Relation festlegenkönnen, die diese im Sublekt konstituiert, und wird es zugleich möglich, die Ordnung det t4r (Automaten> (im tein assoziativenSinn, den dieserBegriffin der mathematischenNetzwerktheorie hat) abzustecken,die diesesPhänomen zu realisierenvermögen. Nicht weniger bemerkenswertist, daß die FreudscheErfahrung den Äutor dieserZeilen in die hier vorgestellte Richtung verführte. Kommen wir nun zu dem, was diese Erfahrung zu unserer Frage beiträgt.

II. Nach Freud 'S7as r. hat uns Freud hier gebracht?Wir sind in die Materie eingetreten mit der Behauptung,daßin bezug auf dasProblem der Psychosedieser Beitrag über einen Anlauf nicht hinausgekommenwar. Es ist dies unmittelbar spürbat in der Einfalt der Positionen, auf die man sich beruft bei Auffassungen,die sich alle auf das eine Grundschemazudckführen lassen: !7ie ist der Übergang des Inneren ins Außere zu bewerkstelligen?Tatsächlichmag das Subjekthier noch so entschiedenein opakesEs einschließen,eswitd in der Motivation der Psychosenichtsdestowenigerangesprochenals ein fch, das heißt auf eine Weise,die in der gegenwärtigenpsychoanalytischenOrientierung voll zum Ausdruck kommt : als ebendasunverwü sdichepercipierc.Die' sespercipienshat jede Macht über sein nicht weniger unverändertes Korrelat: die Realität, und das Modell dieser Macht entstammt einer Erfahrung, die allgemeinzugänglich ist: der affektiven Projektion. 7'

Es empfehlensichdie gegenwärtigenTheorien tatsächlichdadurch,daß dieserMechanismusder Projektion in ihnen völlig unkritisch zur Anwendung gelangt. Alles spricht dagegen,und trotzdem hilft nichts, am alletwenigstendie klinische Evidenz, daß man sieht, daß es nichts Gemeinsamesgibt zwischender gefühlsmäßigenProjektion und ihren angeblichenWahnwirkungen, zwischender Eifersucht desTreulosenund der desAlkoholikers zum Beispiel. Freud wählt in seinemVersuch einer Deutung des Falls desPräsidenten Schrebet- den man schlechtliest, wenn man ihn auf die wiederkäuendenÄdaptionen reduziert, die itrm folgten - die Form einer grammatischenDeduktion, um die Gabelung der Beziehung zum anderen in der Psychosedarzustellen:Es geht um die verschiedenenMittel, die Aussage:Ich liebeihn, zu verneinen.Danachist dasverneinendeUtteil nach zwei Momenten strukturiert: Einmal, in einem ersten,in der Umkehtung des'WertsdesZeitworts: Ich hasseihn, oder der Inversion des Handlungsttägersoder des Objekts: Ich bin es nicht, oder auch: Er ist es nicht; sie ist es (oder umgekehrt); dann, in einem zweiten Moment, in der Interversion der Subiekte:Er haßt mich, sie liebt et, sie liebt mich - die in dieserDeduktion formal enthaltenenlogischen Probleme sollen uns nicht aufhalten. Mehr noch: Fteud weist in diesemText den Mechanismusder Projektion ausdrücklichzurück, weil er ihm als dem Problem nicht angemessenerscheint,und tritt an dieser Stelleein in eine sehr ausfühtliche detaillierte und feinsinnige Erörterung über die Verdrängung, wobei er aber gleichwohl einige Orientietungssteine setzt für unser Problem, übet die wir hier nur sagenwollen, daß sie immet noch unberühtt aus den Staubwolken der psychoanalytischenBaustelleherausragen. Man z. Freud hat dann "Zur Einführung desNarzißmus" geschrieben. hat den Aufsatz für denselbenZweckverwendet:für ein, je nach den Zeiten des Theorems ansaugendesoder zurückdrängendesAuf- und Abpumpen der Libido durch daspercipiens,das auf dieseI7eise fähig wird, einer Luftballon-Realität Luft einzublasenoder abzulassen. lireud lieferte die erste Theorie dazu, nach welchem Modus in der ncuen, durch das Unbewußte determinierten subjektiven Ökonomie dasIch sich nach dem andern konstituiet: Die Antwort war, daß man in diesemlch dieWiederentdeckungdesguten alten und sttapazietfähi1rynpercipieuund der Synthesisfunktionfeierte. Kann man sich da noch wundern, daß man daraus keinen anderen 74

,42

Nutzen für die Psychosezog als den, den Begriff desRealitätnerlustcs nun definitiv einzuführen? Das ist nicht alles, r9z4 schriebFreud einen wichtigen Aufsatz, Der Realitäßaerla$bei Nearosexnd Pslchose,in dem er die Aufmerksamkeit wieder auf die Tatsachezurücklenkt, daß das Problem nicht der Verlust der Realität ist, sondern die Frage nach dem Zuordnungsbereich dessen,was an die Stellederselbentritt. Eine Redean taube Ohren, da dasProblem ja bereitsgelöst war; die Requisitenkammerist im Innern, und man holt ausihr heraus,was man geradebraucht. In der Tat ist diesdasSchema,mit dem sogarKatan sich begnügt, wenn er in seinen Studien überaus sorgfältig die Etappen der Psychosebei Schrebetabschreitet,von der Sorgegeleitet,die vorpsychotischePhase zu durchdringen, und zwar indem er die Abwehr gegen die instinkthafte Versuchung, gegen Onanie und Homosexualität in diesemFall, erwähnt, um eine Rechtfertigung zu geben für das plötzliche Auftauchen halluzinatorischerPhantasmagorien- ein Vorhang, der dutch die Wirkung despercipienrzwischendie Neigung und iht realesStimulans geschobenwird. l+i Wie wäte uns doch durch diesesimple Auffassung seinerzeitdie Aufgabeedeichtert worden, hätten wir davon ausgehenkönnen, sie reiche aus,dasProblem der literarischenSchöpfungin der Psychosezu klären' 3. Übrigens welchesProblem vermöchte sich länget dem Diskuts der Psychoanalysein den Weg zu stellen, wenn die Einbeziehung eines Triebs in die Realität bürgen würde für die Regressionbeider? Was könnte jene Geister noch müde machen,die es sich gefallenlassen,daß man von Regressionspricht, ohne dabeizu unterscheidenzwischender Regressionin der Struktur, det Regressionin der Geschichteund der Regressionin der Entwicklung (die Freud immer unterschiedenhat als topische, zeitliche oder genetische)? 'Wir wollen uns hier nicht lange aufhalten mit einer Inventur der Verwirrung. Dieser lWeg ist reichlich ausgetretenfür die, die wir bilden, und wäre für die anderenohne Interesse.Es muß uns genügen,ihrer allgemeinenMeditation jene befremdlicheWirkung vor Augen zuhalten, die im Hinblick auf eine Spekulation, die zwischen Entwicklung und Umwelt im Kreise läuft, ausgehtvon einet einfachenErwähnung der.Züge, die doch das Gerüst des FreudschenBaus ausmachen:die von Freud behaupteteGleichwertigkeit der imaginären Funktion des Phallusbei beidenGeschlechtern(langeZeit die Verzweiflung der Lieb7t

haber von ,d.h. naturalistischenTrugbildern); der Kastrationskomplex, entdeckt als normative Phaseder Annahme des eigenenGeschlechtsdurch das Subjekt; der Mythos der Vatertötung, der notwendig wird durch das Vorhandenseindes Ödipuskomplexes, der konstitutiv ist in der Geschichtejeder Person; :und,last batnot..., der Spaltungseffekt,der ins Liebeslebeneingeführt wird durch das wiederholte Drängen des Objekts, das, als einmaliges,immer neu zu finden ist. Ist es noch notwendig, an den von Grund auf dissidenten Charakter des Triebbegriffs bei Freud zu etinnern, an die prinzipielle Disjunktion desTriebes,seinerRichtung und seinesObjekts, und nicht nur an seineutsprüngliche ,sondetn auch an die Art, wie er in einebegriffiiche Systematikeinbezogenist, deren Platz Freud mit den ersten Schritten seiner Lehre bestimmt hat unter dem Titel der infantilen Sexualtheorien? Sieht man denn nicht, daß man sich von alledemlängst entfernt hat in einem erzieherischenNaturismus, der kein anderesPrinzip anerkennt als den Begriff der Gratifikation und ihres Gegenstücks:der Frustration, die nirgendwo bei Freud erwähnt ist. Ohne Zweifel stützendie von Freud entdecktenStrukturen nicht nur in ihrer Plausibilitat, auch in ihrer Handhabung, weiterhin die vagen Dynamismen, an welchen die angeblich ihren Fluß orientiert. Eine nicht mehr bewohnte Technik müßte sogar noch mehr zu <Wundern> fähig sein- gäbeesnicht ienenzusätzlichen Konformismus, det ihre Wirkungen auf den Doppelsinn von sozialer Suggestionund psychologischemAbetglauben teduziert. 4. Es fällt auf, daßeine strengeHaltung ausschließlichbei Personenzu finden ist, die der Lauf der Dinge auf irgendwelche Weise davor bewahrt hat, hier mitzumachen, wie etwa Ida Macalpine, die uns in Staunen versetzt durch den festen Sinn, dem man beim Lesen ihrer Schriften begegnet. Meisterhaft ist ihre Kritik des Klischees, demzufolge man sich zur firklärung der Psychoseauf den Faktor der Verdrängung eines im übrigen gänzlich undefiniertenhomosexuellenTtiebes beschränkt; sie zeigt dasam Fall von Schreberselbst.Die für die paranoischePsychose angeblichausschlaggebende Homosexualitätist eigentlich ein in ihrem F-ortgangartikuliertesSymptom. I)ieserProzeßist schonlängstim Gange,alsderenersteAnzeichenbei Schrcberauftauchenin Gestalt einesjener hypnopompischenGedanjG

t44

ken, die uns in ihret Feinheit eine Art tomographischeAufnahmen des Iclt geben:eines iener Gedanken,dessenimaginäre Funktion für uns deutlich genug zum Ausdruck kommt in der Form: daß es doch scbön sein müsse,ein lü7'eibzu sein, das dem Beischlafuntediege. Ida Macalpine,die hier einerichtige Kritik anmeldet,bringt esdennoch fertig, zu verkennen,daßFteud, urenne! die Frageder Homosexualität dergestaltin den Votdergrund stellt, zunächstdamit nur zeigen will, daß sie die Vorstellung der Größe im rüfahn bedingt, daß er aber, worauf es ihm eigentlich ankommt, hier die Art Andersheit namhaft machenwill, derzufolge sich die Vervandlung des Subiektsvollzieht, andersgesagt,den Platz, an dem dessendelirierende<Übertragungen) einandetfolgen. Bessethätte sie sich auf den Grund vedassen,dessenthalben Freud hier noch einmal dem Ödipuskomplex seine Referenz erweist, womit sie nicht einventanden ist. Diese Schwierigkeit hätte siezu Entdeckungengeführt, die für uns gewiß Aufklärung gebtacht hätten, denn allesbleibt noch zu sagenübet die Funktion des sogenanntenumgekehrten Ödipuskomplexes. Ida Macalpine zieht es vor, ieden Bezug auf den Ödipuskomplex zu vetund beschäftigt sich statt dessenmit einem Zeugungsphantasmeiden, l+l man bei Kindern beidedei Geschlechtsbeobachtenkann in Gema, das von denen sie übrigens anstalt von Schwangerschaftsphantasmen, nimmt, sie seienmit der Struktur der Hypochondrie verbundenro. to \(/er zuviel beweisen will, geht in die Irre. So interpretiett Ida Macalpine - die gut getan hat, einzuhalten bei dem, wie der Patient selber notiert (S.39-IV), allzu übetredenden Charakter der suggestiven Bestärkung, zu der sich Dr'Flechsig (von dem alles uns bestätigt, daß er sich sonst ruhiger benommen hat) bei Schreber hinreißen laßt im Zusammenhang mit den Versprechungen einer Schlafkur, die er ihm vorschlägt - Ida Macalpine interpretiert also ausführlich die Zeugungsthemen, von denen sie meint, sie wären durch diesen Diskurs suggeriert (vgL Mcmoirer',., Discussion, 5.396, Zeilen rz und zr), indem sie sich auf die Verwendung des Zeitworts to dcliu7 stützt zur Bezeichnung der Virkung, die die Behandlung auf seine Leiden erv/artungsgemäß haben soll, wie auch auf das Adiektiv prolifu'mit dem sie das deutscheaugiebigtuf ,wie man schon sagen muß, recht weit hergeholte rVeise übersetzt, und das auf jenen Schlaf angewendet wird. Nun braucht man den Terminus to deliacrimHinblick auf das,was er übersetzt, nicht zu diskutieren, aus dem einfachen Grunde, weil es da nichts zu übersetzengibt. \Vir haben uns die Augen gerieben vor dem deutschen Text. In diesemist dasVetb vom Autor oder vom Setzet einfach vergessen worden, und I.I\{acalpine hat es uns in ihren übersetzerischen Bemühungen unwissentlich wieder hingesetzt, Vie sollte rJ7ünschen man nicht finden, daß ihr Glück wohl verdient war, als sie es dann, ihren gemäß, wieder vorfand.

77

I)iesesPhantasmaist in der Tat von größter Bedeutung,und ich halte sogaran dieserStellefest,daßdasersteMal, alsich diesesPhantasmabei einem Mann edangte, dies auf einem $üege geschah,der in meiner Laufbahn Epoche gemachthat, und daß der Betreffendeweder hypochondrisch noch hysterischwar. Nun, was diesesPhantasmaangeht,so spürt sie sogat, auf sehrfeinfühlige Vfeise,ruirabilein der gegenwärtigenZeit, dasBedürfnis, esauf eine symbolischeStruktur zu beziehen.Um diese jedoch außerhalbdes Ödipuskomplexeszu finden, greift siezu ethnographischenReferenzen, derenAssimilierung wir in ihrer Schrift nur schlechtermessenkönnen. Es geht um das Thema, zu dessenBefürwortern sich einer der hervorragendstenAnhänger der englischenDiffusionistenschuleaufgeschwungenhat. Wir wissen um dasVerdienst dieserAuffassungen,aber sie scheinenuns nicht im geringsten dazugeeignet,die Vorstellung zu stützen, die Frau Macalpine uns von einet nichtgeschlechtlichenZeugung als einer <primitiven> Auffassung geben will". Der Irtum von Frau Malcalpineläßt sichanderserklären:nämlichso, daß sie zu einem Resultat gelangt, das zu dem, was sie sucht, den größten Gegensatzdarstellt. Indem siein einer von ihr als intrapsychischqualifiziertenDynamik ein Phantasmaisoliet - einer Perspektivezufolge, die sie auf den Begriff der Übertragung hin eröffnet - kommt sie schließlich dahin, in der Ungewißheit des Psychotikersüber sein eigenesGeschlechtden empfindlichen Punkt zu sehen,auf den die Intervention desAnalytikers sich t46 richten soll, und stellt dabei die glücklichen Wirkungen einer solchen Intervention der katastrophalenentgegen,die tatsächlichbei Psychotikern immer dann beobachtet werden kann, wenn suggestiv auf die Anerkennung einer latenten Homosexualitäthingearbeitetwird. Nun ist die Ungewißheit über das eigeneGeschlechteben ein banaler Zugbei det Hysterie, dessenÜberhandnehmenin der Diagnostik Frau Macalpinedenunziett, Keine imaginäreBildung nämlich ist spezifisch'r,keine ist ausschlagge" Macalpine,op.cit. S.36r und S. lZpf. 'r Vir fragcn Frau Macalpine(vgl. Menoirs... S.39r f,), ob die Zahl sofern sie in 9, err vcrschiedenen Zeitmaßen auftritt wie 9 Stunden, 9 Tagen, g Monaten, 9 Jahren, dic sic uns an allen Ecken der Anamnese des Patienten vor Äugen führt, und die sie noch in det Uhrzeit wiederfindet, auf die seine Ängst den Beginn der oben erwähntcrr Schlafkur übertragen hat, ja sogar in dem Zögern zwischen 4 und 5 Tagen, das 7tl

bend weder in der Struktur, noch in der Dynamik eines Prozesscs. Daher bringt man sich in die Lage, die eine wie die anderezu verfehlen, wenn man, in det Hoffnung, es besserzu treffen, det symbolischen Artikulation spottet, die Freud zu gleicher Zeit wie das Unbewußte entdeckthat, und die diesemtatsächlichwesensgleichist I Die Notwendigkeit dieser Artikulation bezeichneter uns in seinemmethodischen Bezug auf den Ödipuskomplex.

,47

5. rü7iekönnte man Frau Macalpineein solchesVerkennen als böseTat anrechnen,wo es doch nie ausgeräumtund also in der Psychoanalyse immer größer wutde! So ziehensich die Psychoanalytiketeinesteilszut Definition des Minimalunterschiedes,den man zwischen Neurose und Psychosemachen muß, daraufzutück, sich auf die Verant'ü/ortlichkeitdesZiähinsichtlich der Realitätzu berufen: Das nennenwir, dasProblem der Psychoseauf demstatusquoantezu lassen. Ein Punkt wurde dennoch g nz genaubezeichnetals Brücke auf der Grenzezwischenden beiden Gebieten. Sietrabendaraussogar den größten Staatgemachtbezüglich der Frage der Übertragung in der Psychose.Man würde es an Nächstenliebe fehlen lassen,wollte man hier sammeln,wasüber dasThema dahergeredet wurde. Nehmen wir esnur als Gelegenheit,dem Geist von M'" Ida Macalpinezu huldigen, wenn sie wie folgt eine Position resümiert, die sich entfaltenden recht eigentlich dem heutzutagein der Psychoanalyse Genie entspricht: SummaSummatumbehauptendie Psychoanalytiker, imstandezu sein, die Psychosezu heilen in allen Fällen, wo es sich um keine Psychosehandelt'3. Zu diesemPunkt äußertesich einesTages Midas, als er gesetzgebend beriet, mit folgendenlTorten: über die Indikationen der Psychoanalyse nur mit einemSubjektmöglich ist, <Es ist klar, daßdie Psychoanalyse sich mehrmals während einer Periode seiner persönlichen rWiedeterinnerung wiederholt hat, wir ftrgen, ob die Zahl 9 also begriffen werden soll als teilhabend an (d. h. als Symbol) der imaginären Beziehung, die sie als Zeugungsphantasmaisoliert hat. Diese Frage interessiert jedermann, denn sie unterscheidet sich von dem Gebrauch, den Freud beim lYolfmann von der Gestalt der Za,hlV macht, von der er annimmt, sie bewahre die Zeigerstellung auf dem Ziffetblatt bei einer im Alter von anderthalb Jahten beobachteten Szeneund sei dann im Flügelschlag des Schmetterlings, in den geöffneten Beinen eines Mädchens etc. wiedergefunden worden. rr Nachzulesenin der Einleitung, op.cit.,S,t3-t9.

für das eseinen anderen gibt ! > Und Midas ging hin und zurück über die Brücke, und nahm sie für ein hertenloses Grundstück. Wie hätte das auch anders sein können, da et nicht wußte, daß eben da der Fluß war? Der Terminus , bis dahin unerhört vom psychoanalytischen Volk, hatte für ihn keinen anderen Sinn als das Rauschen der Binsen.

III. Mit Freud r. Es ist doch ziemlich frappierend,daß eineDimension, die spürbar wird alsDimensiondesAnderen(d.'Autre-cbose)in sovielenErfahrungen, die die Menschen durchleben, durchaus nicht ohne an sie zu denken,vielmehr geradeindem sie dran denken,aber ohne zu denken, daß sie denken, und indem sie wie Telemachan die Kosten denken, daß also eine solcheDimension nie gedachtwurde, bis sie dann ange. wurde von denen,die die Vorstellung desDenmessenausgesprochen kensdesDenkensversichert. Begehren,Langweile,dasEingeschlossensein, die Revolte,dasBeten, das Wachen- (ich möchte, daß man bei diesemV?acheneinhält, denn Freud bezieht sich ausdrücklich datauf, indem er in der Mitte seines ^tzesan eine Stelleaus Nietzsches Zaratbu$ra'r erinnert), Schreberaufs schließlichdie Panik sind dazu da, uns Zeugnis zu gebenvon der Dimension diesesAnderswo und unsereAufmerksamkeit auf sie zu lenken,ich sagenicht, alsauf simpleGemütszustände, die derDenke-ohnezu-lachenan ihren Platz rücken mag, sondern viel wichtiger: als dauerndePrinzipien gemeinschaftlicherOrganisationen,außerhalbderen dasmenschlicheLeben,wie esscheint,nicht langesich zu behaupten vermöchte. Iis ist gewiß nicht ausgeschlossen, daß der allerdenkbarste Denke-zu- t48 denken,der glaubt,er selbersei diesesandete,diesemöglicheKonkurrenz immer schon schlecht7r erftagenwußte. SolcheAbneigungindessenwird völlig klar, ist erst einmaldie begriffliche Verknüpfung hergestellt,an die keiner noch gedachthatte,zwi'r Vrrr Sonnenaufgang: Also sprach Z,lrathustra, Dritter Teil. Es handelt sich um rlcn 4. Gesangdiesesdritten Teils. llo

schenienemAnderswo und dem Ort, der allen gegenwärtigund jedem verschlossenist, an dem Freud entdeckt hat, daß, ohne daß man dran denkt und also ohne daß irgendeiner denken kann, er könne besset daran denken als ein anderer,es denkt. Es denkt eher schlecht,aber es denkt unerschüttedich: In diesenV7orten zeigt er uns dasUnbewußte an: von Gedanken, die, wenn sie auch nicht genau denselbenRegeln gehorchen wie unsete hohen oder ordinären Alltagsgedanken,doch vollkommen artikuliert sind. Unmöglich also ist diesesAnderswo auf die imaginäre Form einer Sehnsuchtzw redtzieren, auf ein vedorenes oder künftiges Paradies; was mafl da findet, ist das Paradies der kindlichen Liebe, in dem, baudelairede Dieu, sich grüne Dinge tun's. Im übrigen, wenn wir noch zweifeln wollten, so hat Fteud den Ort des Unbewußten mit einem Ausdruck bezeichnet, der ihm bei Fechner aufgefallenwar (der in seinemExperimentalismusdurchausnicht der Realistist, als den ihn die Lehrbücher ausgeben): einandererScltauplatq, eine Wendung, die er an die zvanzigmal in seinen Anfangswerken wiederholt. Nachdem nun diese Benetzung mit frischem'Wasset,wie wir hoffen wollen, die Geister erfrischt hat, können wit fortschreiten zur wissenschaftlichenFormulierung der Beziehungzu jenem Änderen des Subfekts. z. Damit die gequälten Seelenhier , werden wir die genannte Beziehung auf das bereits früher entworfene Schema! anwenden, das wir hier vereinfacht haben:

s Schema ! tt'

Psychose) t4s Es zeigt an, daß die Bedingung desSubjektsS (Neuroseoder 'Was sich dort von dem abhängt, was sich im Anderen A abspielt. abspielt,ist wie ein Diskurs artikuliert (dasUnbewußte ist der Diskurs desAnderen), dessenSyntax Freud zuerst für die Stückezu definieren 's Ä.d.Ü,: Änspielung auf Baudelaites Gedicht Moesta et errabunda,5.6o der Pl€iade-Äusgabe,Patis r96r.

8r

Momenten, in Ttäumen, Versptechern, suchte,die in herausgehobenen Witzen, von dort aus zu uns gelangen. Wie wäre das Subiekt an diesemDiskurs interessiert,wenn es nicht an ihm teilhätte? Und eshat teil, in der Tat, insofern esbei allenvier Ecken desSchemasgezogenwird, namentlichbeim S als seinerunaussptechlichenund stupidenExistenz,beim a, seinenObjekten, beima'als seinem Ich, das heißt bei dem, was sich von seiner Form in seinenObjekten spiegelt,und beim A als dem Ott, von dem aus die Frage nach seiner Existenz sich an es richten kann. Denn es ist eine Erfahrungswahrheit für die Analyse, daß ffu das Subjekt die Fragenach seinerExistenz gestelltwird nicht in Gestalt der Angst, die dieseFtage auf der Ebene deslch hervorruft und die nur ein Element in ihrem Gefolge ist, sondernals artikulierte Frage: <Wasbin ich da?>, die seinGeschlechtund seineKontingenz im Seinbetrifft, daß es nämlich einerseitsMann oder Frau ist, andererseitsnicht sein könnte, da beide ihr Geheimnis vetbinden und es in die Symbole der Zeugung und des Todes flechten. Daß die Frage nach seinerExistenz das Subjekt umflutet, es trägt, es überschwemmt,ia sogat in allen Teilen die zerceißt,davon gebenihm die Spannungen,die Schwebezustände, Phantasmen,die der Analytiker vor Augen hat,Zeagnis; zudem muß gesagtwerden: Es geschiehtim Zeichen der Elemente desbesonderen Diskurses,in dem dieseFrage sich im Anderen artikuliert. Denn eben dadurch, daß diesePhänomenesich in die Figuren eines solchenDiskurseseinordnen,haben siedie Starrheit von Symptomen,sind sie lesbar, und lösen sich, wenn sie entziffert sind. 1. Man muß also damuf beharren,daßdieseFragesich im Unbewußten nicht alseineunaussprechlichedarstellt, daß dieseFragein ihm eineInfragestellungist, d. h. daßsievor aller Analyseda ist, artikuliert in untetschiedenenElementen.Dies ist entscheidend,denn genaudieseElementc habenwir in der linguistischenAnalysealsSignifikantenzu isolieren, und genau da sind sie im Reinzustand in ihter Funktion zu begreifen am unwahrscheinlichstenund wahrscheinlichstenPunkt zugleich. * am unwahrscheinlichstenPunkt, weil ihre Kette in bezug auf das Subicktsichin einerAndersheithält, die so radikalist, wie diejenigeder t t o noch nicht entzifferbarenHieroglyphen in der Einsamkeit der \7üste; am wahrscheinlichstenPunkt, weil nut da auf unzweideutige V7eise ihrc Funktion, die Bedeutungin dasSignifikateinzuführen,demsieihre Struktur aufzwingen,erscheinenkann. Itz

Denn gewiß, die Furchen, die der Signifikant in det realen tü7eltaufwirft, holen, um sie breiter zu machen,die aufklaffenden Stellen, die diesejenem als seiend anbietet, so daß eine Ambiguität fortbestehen kann, will man feststellen,ob der Signifikant da nicht etwa dem Gesetz des Signifikatsfolgt. Aber anders verhält es sich damit auf der Ebene der Infragestellung nicht vom Platz des Subjektesin der I7elt aus, sondern von seiner Existenzals Subjekther - eineInfragestellung,die, von ihm ausgehend, sich auf seineintra-weltliche Beziehungzu den Obiekten erweitert und auf die Existenz der'Welt, sofern auch dieseüber ihre Ordnung hinaus infrage gestellt werden kann. 4. Es ist von größter Bedeutung, in der Erfahrung des unbewußten Andern, zu der Freud uns hinführt, festzustellen,daß die Frage ihre Umrissenicht findet im protomorphen S7ucherndesBildes,in vegetativen Schwellungenoder in animischenFransen,die von den Zuckungen desLebens ausstrahlen. Da liegt det ganzeUnterschied zwischen seinet Orientierung und der der Schulevon Jung, die sich an solcheFormen klammert: lYandlargen Mantik zutage Libido. SolcheFormen können auf der erstenStufeeiner gefördert werden, weil sie durch geeignete Techniken (solche, die imaginäre Schöpfungenfördern: Träumereien, Zeichnungen, etc.) an bezeichenbarerStelleproduziet werden können: Diese Stelleliegt auf unseremSchemazwischena \nd a', d. h. in der Hülle der narzißtischen Täuschung, die höchst geeignetist, mit ihren Verführungs- und Verhaftungswirkungen alleszu unterstützen,was sich da spiegelt. Wenn Freud diese Mantik abgelehnthat, so in dem Punkt, wo sie die Leitfunktion einet signifikantenArtikulietung vetnachlässigte,die ihre 'STirkung ausihrem inneren Gesetzbeziehtund auseinem Material, das gezeichnetist von einer ihm wesentlichenArmut. Sofem und soweit dieser Stil der Artikulation sich in der Gemeinschaft, die sich für othodox hält, behauptenkonnte kmft des FreudschenS7ortes,wenn diesesauchzergliederterscheint,bestehtein so tier 55 fer Unterschiedzwischenden beiden Schulenfort, daß auf dem Punkt, bis zu dem es mit den Dingen gekommen ist, keine von beiden imstandeist, den Grund dafür ztrfotmulieren. Bald witd dasNiveau ihrer Praxissich auf die Distanz der verschiedenenTräumereienvon Alp und Atlantik reduzieren. Um die Formel Charcotszu verwenden, die Freud so sehrgefallenhat: 8t

pasd'exister>,und zwat denAndetenan seinemPlatz zu seinerUmwelt unterhält, die spürbar enger sind als die unseren,wobei im übrigen nicht gesagt werden kann, daß seine Beziehung zum Anderen gleich null wäre, sondern nur, daß sie uns nicht andersvorkommt als in sporadischenneurotischenEntwürfen. y. Das ! der existenziellenlnfneestellung desSubjektshat einekombinatorischeStruktur, die nicht mit seinemräumlichen Aspekt verwechselt werden darf. In dieserHinsicht ist es wirklich der Signifikant, det sich im Anderen artikulieren soll, insbesondersin seiner quaternären Topologie. Um dieseStruktur zu stützen,finden wit hier die drei Signifikanten,in denendas Andete im Ödipuskomplex sich identifizieren kann. Sie reichen aus, die Bedeutungender geschlechtlichenFortpfanzung unter den Signifikanten der Beziehungvon Liebe und Zeugung zu symbolisieren. Der vierte Term ist gegebendurch dasSubjektin seinerRealität,die als solche im System einer Verwerfung untediegt und nur unter dem Modus des 'oins Signifikantenspieleingeht,die aberdaswahrhafte Subfekt witd in dem Maße, wie diesesSignifikantenspielienen signifizierenläßt. DiesesSignifikantenspielist in der Tat nicht ohne Leben, wird es doch in iedem besonderenTeil durch die ganzeGeschichteder Aszendenz der realenanderenbewegt, die die Nennung det signifikantenÄndeten in die Zeitgenossenschaftdes Subjektseinschließt.Meht noch: indem diesesSpielsichals Regelüber jedePartie hinauseinrichtet, strukturiert cs bereits im Subjekt die drei Instanzen: (Ideal-)Ich, Realität, Überich, dic in der zweiten FreudschenTopik bestimmt werden. Das Subjekt andererseitstritt in das Spiel als ein, spielt esaber als Lebendiger, denn in seinem Leben wird es die Farbe annehmen müssen,die es da bei Gelegenheitanmeldet.Das tut es, indem es sich eines ralr von imaginären Figuren bedient, die unter den unzähligen '6 A. d. U.: Vgt. SchriftenI, S. r77. tl4

tt2

Fotmen seelischerBeziehungenausgewähltwurden, und deren Auswahl einer gewissen\7illkür folgt, da sie, um dassymbolischeTernion homolog zu decken, der Zahl nach begrenzt sein muß. Dazu liefert die polare Beziehung,durch die dasSpiegelbild(der narzißtischenBeziehung)als einheitsstiftendmit der Gesamtheitderimaginären ElementedessogenanntenzerstückeltenKörpers verbundenist, ein Paar,dasnicht allein durch eine natürliche Zweckdienlichkeit der Entwicklung und der Struktur geeignetist, als Entsprechungfür die symbolischeBeziehungMutter-Kind zu fungieren.Das imaginärePaardes Spiegelstadiumserweist sich durch das,was es an Gegen-Natur manifestiert, bezieht man es auf eine spezifischeVorzeitigkeit der Geburt beim Menschen,als fähig, dem imaginärenDreieck die Basiszu liefern, die von der symbolischenBeziehungauf gewisse'$feiseüberdecktwerden kann (vgl. das SchemaR). Durch das Aufklaffen, das diese Vorzeitigkeit ins Imaginäre hineinbringt, und in dem die $Titkungen des Spiegelstadiumswuchern, wird nämlich dasmenschlicheTierfäbig,sich als stetblich vorzustellen; man kann nicht sagen,esvermöchte diesohne seinsymbiotischesVerhältnis zum Symbolischen,sondern eher, daß ohne dies Aufklaffen, dases ins eigene Bild vedremdet, diese Symbiosemit dem Symbolischennicht hätte entstehenkönnen, in dem es sich als sujetä la mort (dem Tode unterworfen / als Subjekt zum Tode) konstituiert. 6. Der dritte Term desimaginärenTernions, derjenigein dem dasSubjekt sichim Gegensatzdazumit seinemSeinals Lebewesenidentifiziert, ist nichts anderesals das phallischeBild, dessenEnthüllung in solcher Funktion gewiß nicht daskleinsteArgernis der FreudschenEntdeckungen darstellt. Machen wir von jetzt ab schriftlich fest, als begriffliche Visualisierung diesesdoppelten Ternions, was wit von nun an das SchemaR nennen werden. Es stellt die Konditionierungslinien desperceptum,anders gesagt, des Obiektes, dar, sofern dieseLinien das Feld der Realität umschreiben,weit davon entfetnt, von ihm nur abzuhängen. tt: So kann man, betrachtetman die Ecken dessymbolischenDreiecks: I als dasIchideal,M alsSignifikantdesurspdnglichen Objekts,und P'2, Namen-des-Vaters, in der Position A, begreifen, wie das homolotz A. d. Ü.: Vir geben aus Gründen, die man dem folgenden Text entnehmen kann, die Siglen, die Lacan in den Ecritr verwendet, unvetändert wieder und vetweisen auf den < Hinweis zu den Siglen > am Ende diesesBandes unserer Übersetzung. 85

gischeFeststeckendet Bedeutung des SubjektsS unter den Signifikanten desPhallus zurückwirkin kann auf die Sttitzung desdurch dasGeviert M in I begrenzten Realitätsfeldes.rü7obeidie beiden anderen Ecken desselben:i und ra die beiden imaginären Terme der narzißtischenBeziehungdarstellen,dasIch und das Spiegelbild.

Schema R

P: Position in Ä des Namen-des-Vatets (Non-da-Pöre)

So können von i bis M, d.h. in a, die äußerstenPunkte der Segmente Sz, Sar, Sa2, San,SM angesetzt werden, an denen die Figuren des imaginärenanderenbei den BeziehungenerotischerÄggression aufgestellt werden können,wo sie sichrealisieren,- ebensokönnen von m bis I, d.h. in a',die äußerstenPunkte der SegmenteSm, Sa'',Sa'z,S4'n,SI angesetztwerden, wo das Ich sich identifiziert, ausgehendvon seinem spiegelbildlichenUtbild* bis zu derväterlichen Identifizierung desIchideals'8. 18 Es ist von Interesse, das Objekt a in diesem SchemaR zu betrachten; es läßt sich damit aufklären, was es auf das Feld der Realität bringt (ein Feld, von dem es schräggestrichen wird). lVie sehr wir auch in der Zwischenzeit seine Theorie vorangetrieben haben - indem wir gesagt haben, daß diesesFeld nur dadurch funktioniert, daß es sich mit dem Schirm des Phantasmasabschließt, so erfordert das gleichwohl noch viel Aufmerksamkeit. Möglicherweise ist es nicht ganz unwichtig zu erkennen, daß seinerzeitenigmatisch, abcr vollkommen lesbar für denienigen, der das Darauflolgende kennt, wie es det Fall ist, wenn man sich auf es zu stützen meint, dieses Schema R eine proiektive llbene darstellt, Insbesondere die Punkte, füt die wir gewiß nicht durch Zufall (noch zum Spaß) die IJuchstaben gewählt haben, mit denen sie sich entsprecheln:.m M, i I, und welche dic sind, mit denen der auf diesem Schema einzig geltende Schnitt (der Schnitt 7 Ml) eingefaßt wird, diese Punkte also zeigen deutlich genug auf, daß dieser Schnitt im Fcld ein Möbiusband heraushebt. l)amit ist alles gesagt, da diesesFeld von nun an nur der Stellvertreter des Phantasmas ist, dessenStruktur als ganze der Schnitt wiedergibt. Vir wollen sagen, daß allein der Schnitt die Struktur der gesamten Oberfläche crkcnnen laßt, weil er da jene zwei heterogenen Elemente herauszuhebenvermag, tlic in unscrem Älgorithmus des Phantasmas(SQa) aufscheinen: also das S, das S, 86

'Wer

unsetemSeminardesJahres ryt6-J7 gefolgt ist, weiß, wie wir das hiet aufgestellteimaginäre Ternion, dessenEcke I vom Kind als begehrtem realiter konstituiert wird, verwendet haben, um dem Begriff der Objektbeziehung'e,der in der letzten Zeit etwasin Mißkredit geriet desvielen läppischenZeugs wegen,das man unter ihn rubrizieren wollte, das Erfahrungskapital wieder zurückzugeben,das ihm legitimerweisezukommt. Dieses Schemaedaubt uns tatsächlich,jene Relationen zu zeigen, die sich nicht auf die präödipalenStadienbeziehen- die sind wohlgemerkt nicht nichtexistent, jedoch analytisch undenkbar (wie es das strauchelnde,aber nicht richtungslose'\ü7erk von Melanie Klein hinreichend deutlich macht) - wohl aber auf die prägenitalenStadien,sofern diese ihre Ordnung in der Rückwirkung des Ödipus finden. Die ganzeFrage der Perversionenbestehtdarin, zu begreifen,wie das Kind in seiner Beziehung zu der Mutter - eine Beziehung, die in der Änalyse nicht gebildet wird durch seinevitale Abhängigkeit, sondern durch seine Abhängigkeit von ihrer Liebe, d.h. durch das Begehren nach ihrem Begehren- sich mit dem imaginären Obiekt diesesBegehrensidentifiziert, sofern die Mutter selberesim Phallussymbolisiert. Der durch dieseDialektik erzeugtePhallozentrismusist alles,was wir t t t hier zu behaltenhaben.Wohlgemerkt ist dieserdurchausbedingt durch tt4

das hier von dem Band schtäggestrichen wiid, das man hier erwarten kann, wo es dann tatsächlich hinkommt, d.h. das Feld l[ der Realität deckend und das a, das den Feldern J und I entspricht. Als Repräsentant der Repräsentation im Phantasma,d. h. als urverdrängtes Subiekt trägt das 8,das vom Begehten schräggestrichene S, das Realitätsfeld; und dieses selber erhält sich nur durch die Äussonderung des Objekts a, das ihm gleichwohl seinen Rahmen gibt. Indem wir das, was in unserem Text nur als Effekt des Narzißmus gut artikuliert ist, an Stufen messen, die sämtlich durch ein Eindringen des alleinigen Feldes 3 ins Feld 0t vektorisiert sind, ist es völlig ausgeschlossen,daß wir durch irgendwelche Hintertüren dem Gedanken wieder Einlaß gewähren würden, iene Effekte ( < System der Identifizierung>, lesen wir) könnten auf welche rJüeiseimmer die Realität theoretisch begründen. 'Wer unseren topologischen Vorträgen gefolgt ist (die ihre Rechtfertigung in der noch zu artikulierenden Struktur des Phantasmasfinden müssen), weiß wohl, daß beim Möbiusband nichts Meßbares in seiner Struktur übrigbleibt, und daß diese sich wie das Reale, um das es hier geht, aufden Schnitt selber teduziett. Diese Fußnote deutet den derzeitigen Stand unserer topologischen Ausarbeitung an (Juli re66). Io Titel dieses Seminars.

87

das Eindringen des signifikanten in den Psychismusbeim Menschen und schlechterdingsnicht abzuleiten von irgendeiner vorgegebenen Harmonie des genanntenPsychismusmit der Natur, die et ausdrückt. Dieser imaginäre Effekt, der allein vom Vorurteil, das an eine dem Instinkt eigentümlicheNofmativität glaubt, alsDiskordanz empfunden werden kann, hat dennochienemlangen,heutzutag'e,freilich nicht ohne schaden,erloschenenStreit darum, ob die phallische Phaseprimärer oder sekundärerNatur sei, ein Ende gesetzt.Wäre dieseFrage allein nicht schon von höchsterBedeutung, so vefdiente dieser Streit unsete Aufmerksamkeit der dialektischen Leistungen wegen, die er Etnest mit Freud Jones abveflangt hat, als dieser,sein volles Einverständnis diametral Freudschen dem der vertfat, Standpunkt einen Lekräftigend, zum gewiß, Nuancen, einigen mit ihn, der den, entgegenwar, nämlich das besessen die machte, faÄpfgefanrten der englischenFeministen prinzip des<Jedemdas Seine>verfochten:den Boys der Phallus,den Girls die V... Freud als 7. Diese imaginäre Funktion des Phallus wurde also von bei beiden welcher enthüllt, Angelpunkt des symbolischenvorgangs Geihicbttrn das Geschlechtdurch den Kasttationskomplex völlig in Frage stellt. Daß diese Funktion des Phallus heutzutageim analytischenKonzert untergeht (in dem der Phallusauf die Rolle desPartialobiektsreduziert wird), ist nur die Folge iener tiefen Mystifizierung, in der die Kultur sein symbol behauptet,verstandenin dem Sinne,in dem das Heidentum selberihn erst am Schluß seinergeheimstenMysterien hervorgebracht hat. Dies ist in der Tat in der subiektivenÖkonomie- so wie wir siesehen: als vom unbewußten geleitet- eine Bedeutung,die nur durch das,was wir Metapher nennen, genauer: die Vatermetapher, evoziert werden kann. Und dies führt uns, da wir uns vornahmen, mit Frau Macalpine zu dialogisieren,zufück auf deren Bedürfnis, sich auf einen
Denn in einer anderenDebatte iener Zeit, in der die Psychoanalytikcr y16 sich noch Gedankenüber die Lehre machten,hat Ernest Jonesmit einer weiter reichenden Bemerkung als der eben zitierten ein Argument war. gebracht, das drum nicht weniger unangemessen Er weigerte sich nämlich, angesichtsdet in irgendeinem austtalischen Stamm herrschenden Anschauungen, zu glauben, daß itgendeine menschlicheGesellschaftdie Erfahrungstatsacheverkennen könnte, 'S7elt daß, bis auf rätselhafte Ausnahmen, keine Frau ein Kind zur bringt, ohne davor einen Koitus gehabt zu haben, noch daß in ihr Unkenntnis herrschen könnte über den diesbezüglicherfordedichen Zeittaum. Nun, wenn es uns auch vollkommen legitim erscheint,ein derartigesVertrauen in die menschlicheFähigkeit zur Beobachtungdes Realenzvsetzer, esist gleichwohl für unsereFtage ohne iedenBelang. Denn erfotdert es der symbolischeZusammenhang,wird die Vaterschaft halt trotzdem der Tatsachezugeschrieben,daß die Frau einem Geist begegnetean diesemoder ienem Brunnen oder an einem Monolith, den der Geist angeblichbewohnt. Das ist wohl der Beweisdafür, daß die Zeugwngdem Vater zugesptochenwerden kann allein vermittels der $Titkung einespuren Signifikanten, einerAnerkennung nicht desrealenVaters,sonderndessen,wasdie Religion uns als Namen-des-Vatersanzurufen lehrt. Es bedarf wohlgemetkt keines Signifikanten,Vatet zu sein, so wenig wie um tot zt) sein - aber ohne Signifikant wird niemand, weder von dem einen noch vom andeten dieser Seinszustände, iemalswissen. fch erinnerehier die, die nichts dazubewegenkann, in den Texten von Freud eine Ergänzung zu den Aufklärungen zu suchen,die ihnen ihte Lehter austeilen,mit welchemNachdruck in diesenTexten die Affinität der beiden signifikanten Beziehungenunterstrichenwird, die wir eben angesprochenhaben, ein jedes Mal, wenn das neurotische Subiekt, insbesonderedet Zwangsneurotiket, sie durch die Verknüpfung ihter Themen manifest werden läßt. Wie sollte sieFreud auchnicht erkennen,nachdemihn seineÜbedegungen notwendig dahin geführt haben,die Encheinung desSignifikanten des Vaters als Autoffi des Gesetzesmit dem Tod, ia sogar mit dem Vatermord zu verbinden - damit zeigend, daß, ist dieser Mord das fruchtbare Moment der Schuld,durch die das Subiekt sich auf Lebenszeit mit dem Gesetzverbindet, der SymbolischeVatet, sofern er dieses Gesetzbedeutet,wohl der Tote Vater ist. 89

IV. Von SchtebersSeite

ttz

r . Nun können wir in die Subjektivität von SchrebersWahn eintreten. Die Bedeutung desPhallus,habenwir gesagt,muß im Imaginären des Subjektsdurch die Vatermetapher evoziertwerden. Dies hat einengenauenSinn in der Ökonomie desSignifikanten,wobei wir hier nur an dessenFormalisierungednnen können, die all jenen,die unset diesjährigesSeminarüber die Bildungen des Unbewußten verfolgt haben,bereitsvertraut ist. Es ist dies die FormelderMetapberoder der signif kantenSubil i tuierung:

ä* .*'(+)

in der die großen S Signifikantensind,x die unbekannteBedeutungund r das durch die Metapher induzierte Signifikat, wobei die Metapher darin besteht, daß das S dem S' innerhalb der signifikanten Kette substituiert wird. Die Elision von S', hier so dargestellt,daß S' durchstrichenerscheint,ist die Bedingung für dasGelingen det Metapher. Das Ganze wird damit anwendbar auf die Metapher des Namen-desVaters,d. h. auf die Metaphet, die diesenNamen dem Platz substituiert, der zuerstdurch die \Tirkung der Abwesenheitder Mutter symbolisiert wird. Namen- des-Vaters Begehten der Mutter

Begehrender Mutter -+ dem Subiekt signifiziert

Namen-des-vaters / 1-\ \Phallus/

Versuchenwir nun, einenUmstand der subjektivenPosition genauerzu fassen,wo bei der Anrufung des Namen-des-Vaterszwar nicht die AbwesenheitdesrealenVaters antw'ortet,denn solcheAbwesenheitist mehr als vereinbar mit der Gegenwart des Signifikanten, sondern das Fehlen des Signifikanten selber. lis ist dies durchausnicht eine Konzeption, auf die uns nichts votbereitet hätte. Die Gegenwart des Signifikanten im Andern ist nämlich tatsächlich eine für gewöhnlich dem Subjekt verschlosseneGegenwart, dcnn für gewöhnlich befindet sie sich dort in verdrängtem20Zustand und insistiert von dort aus, um kraft des ihr eigenenrüTiederholungsim Signifikatsich darzustellen. zwangs20 ", Ä.d. U.: Deutsch im Original in Klammerzusätzen. 9o

jts Ziehen wir ausmehrerenTexten Freuds einen Begriffaus, der deutlich genug artikuliert ist, dieseTexte als nicht zu rechtfertigendeauszuweisen, wenn er nicht eine Funktion des Unbewußten bezeichnensollte, die vom Verdrängten gesondettist. Nehmen wir für bewiesen,was seinerzeitdenKern meinesSeminarsüber die Psychosenausmachte,nämlich daßdieserBegriffunveräußerlichist für seinDenken, sofernessich am Phänomender Psychosemißt: det Begriff <*. Er bildet sich in diesemRegister herausals Nichtvorhandenseiniener Bejabmg*oder jeneseigenschaftszusprechenden Urteils,von demFreud annimmt, daß es notwendig jeder möglichen Anwendung der Verneinung*vorhetgeht,die er ihm als Existenzurteil entgegenstellt: während der.ganzeAufsatz,in dem er die Verneintng*als einen Bestandteilder analytischenErfahrung herausstellt,in iht die Anerkennung eben des Signifikanten demonstriert, den sie annulliert. Also auch auf den Signifikanten bezieht sich die ursprüngliche Bejabung*; weitere Texte zeigen dies, namentlich der Brief 5z det Korrespondenzmit Fließ, wo das Signifikante ausdrücklich isoliert wird als Terminus einer ursprünglichen Wahrnehmung mit dem Namen *. Die Veraerfung*begreifen wir also als Verwerfung des Signifikanten. Am Punkt der Anrufung desNamen-des-Vaters- wie dasvor sichgeht, werden wir noch sehen- kann alsoim Anderen schlichtund einfachein Loch antworten, dasdurch dasFehlender Metaphernwirkung ein Loch hervorruft, das dem Pla:.zder phallischenBedeutung entspricht. Allein in dieserForm wird esunsmöglich, zu begreifen,wasSchreberin der Endphasedarstellt als eine Beschädigung,die er uns nur teilweise entschleiernkann, und bei der der Begriff <Seelenmord>neben den eine Hauptrolle spielt.2' Namen und <<Schreber> Es ist klar, daß es sich hier um eine Verwirrung handelt, die an der intimsten Stelle des Lebensgefühlsbeim Subjekt entstandenwat; die Zensur, die den Text beschädigt,noch bevor Schreberdie angekündigtenZusätzezu den ziemlich verdecktenEtklärungen seinesVerfahrens bringt, läßt uns ahnen,daß er an den Namen lebenderPersonenTat2r Hier die Stelle: <Einleitend habe ich dazu zu bemerken, daß bei der Genesisder betreffenden Entwicklung deren erste Anfänge weit, vielleicht bis zum r 8. Jahthundert zurückreichen,cinesteibdicNamenFlccbtigundSchreber(tron uns hervorgehoben) (wahrscheinlich nicht in der Beschränkung auf je ein Individuum der betreffenden (Sperrdruck im Text) eine Familien) und andernteils der Begriff des Seelenmorfu Hauptrolle spielen.> (II, zz).

9r

sachenheftete,derenVeröffentlichung der damaligenSitte zuwidedief. t t 9 So fehlt das darauffolgendeKapitel ganz, und Freud hat, um seinen Scharfsinnwirken zu lassen,sich mit der Anspielung auf Faast, FreischätqtndByrons Marfredbegnügenmüssen,wobei diesesletzte Werk (ausdem, wie er annimmt, der Name Ariman stammt, eine der Gottesapophanienin SchrebersWahn) ihm durch solchenBezug den ganzen Wert seinesThemas zu nehmen schien: Der Held stirbt durch den Fluch, den ihm der Tod desObjekts einesGeschwisterinzestszagezogen hat. Da wir mit Freud entschiedenhaben,einem Text zu vertrauen, der bis auf diese,allerdings bedauernswerten,Beschädigungenein Dokument bleibt, dessenGlaubhaftigkeit von höchstemRang ist, werden wir nun darangehen,in der ausgebildetstenForm des Wahns,mit der dasBuch sich vermischt, eine Struktur aufzuweisen,die, wie sich zeigen wird, dem Prozeß der Psychoseselbstgleichzustellenist. z. Auf diesemWeg vermerken wir mit jener leichten Überaschung, in der Freud die subiektive Konnotation des anerkanntenUnbewußten sieht, daß der'Wahn seinganzesMuster um die Schöpfungsmachtherum entfaltet, die er den Worten zuschreibt, die in den Gottesstrahlen hypostasierterscheinen. Das fängt leitmotivisch im erstenKapitel an, in dem der Autor zunächst beim Schockeinhält, den der Akt der Zeug:ungeiner Existenz ausdem Nichts für das Denken darstellt, weil dieserder Evidenz widerspricht, die es in der Erfahrung besitzt von jenen $Tandlungeneiner Materie, in welchen die Realität ihre Substanzfindet. DiesesParadoxonunterstreicht er durch den Kontrast, den es zu den Gedankenbildet, welchedem Menscheneherangehören,den er uns,als wäre das nötig, vorstellt alseinengebildeten* Deutschender wilhelminischen Zeit voll HaeckelschemMetaszientismus,wozu ef dann eine Leseliste aufstellt, was uns die Gelegenheit gibt, in bezug auf diese unsereVorstellung von dem zu vervollständigen,was Gavatni itgendwo eine tollkühne Vorstellung vom Menschennennt.22 In eben diesem reflektierten Paradoxon, daß ein für ihn bis dahin undenkbaresDenken in ihn eindringt, sieht Schreberden Beweisdafür, I llt geht insbesondere um die von Ernst lhcckcl (Berlin r87z) und die von Otto Casari (llrrrckhaueIeipzig t877). 92

t60

daß sich da etwas zuget:ilagen haben muß, was nicht aus dem eigenen Geist kommt: ein Beweis, dem wir uns, wie es scheint, nur dank der weiter oben für die Position desPsychiatersdargelegtenpe titionesprincipii widersetzen können. 3. Nachdem dasgesagtist, sollten wir unsererseitsuns an eine Abfolge von Erscheinungenhalten, von der Schreberim ry.Kapitel berichtet (Seitezo4-zr1). Man weiß im selbenÄugenblick, daßdas'STeiterspielen seinerPartie in dem Spiel, zu dem ihn sein Denken zwingt, daß sein Denkzwangzr, den ihm die tü7orteGottes (vgl. supra,r-5) aufedegen,einen dramatischenEinsatz veilangt; Gott, den wir weiter unten kennenlernenwerden in seinemVermögen desVerkennens,läßt dasSubjekt, wenn er es für edoschenhält, einfach liegen - eine Drohung, auf die wir zurückkommen. Sobald aber die Erwiderungskraft, an der das Subjekt also in seinem, wie wir sagen,Sein als Subjekt hängt, nur in einem Augenblick des nachläßt, welches Ausruhen doch nur das allermenschlichsteist, passiertnach Schreberfolgendes: r) Das , ein aus seinerBrust hochsteigenderSchrei,der ihn ohne alle V7arnungüberkommt, egal, ob er allein ist oder mit anderen zusammen,die beim Anblick desüber der unaussprechbaren Leere plötzlich aufklaffendenMundes und der herunterfallendenZigare, die diesereben noch festgehaltenhatte, Grauen befällt; z) Das -rufen, ausgehendvon den von der >, dessenkläglicher Ton begründetist in der größten Entfernung, in die sich Gott zurückzieht; (zwei Erscheinungen,bei denen die subjektive Zerrissenheitzur Genüge untrennbar erscheintvon ihrem signifikanten Modus, so daß wir nicht länger bei ihnen verweilen); 1) Das darauffolgendeAuftauchen von Erscheinungen im okkulten BereichdesWahrnehmungsfelds,im Flur oder im Nachbasimmer, von Erscheinungen, die ohne außerordentlich zu sein, sich dem Subjekt aufdrängenals solche,die nach seinerAbsicht produziert erscheinen; a) Die Erscheinung auf der nächstenEntfernungsstufe,d.h. außerhalb der Sinneswahrnehmung,im Park, im Realen,wunderbare Schöpfungen, d.h. neu erschaffeneSchöpfungen,von denen Frau Macalpine zr Ä.d. Ü.: Deutsch im Original in Klammern.

9t

feinsinnig bemerkt, daßsieallesamtfliegendenArten angehören:Vögel oder Insekten. Erscheinendieseletzten Meteore des Vfahnsnicht als Spur einer Bahnung oder alsAusfransungen,wenn siedie zwei Momente aufzeigen,in denender im subiekt zum SchweigengekommeneSignifikant aus seiner Nacht erst einmaleinenScheinvon Bedeutungan derOberfäche des Realenaufglimmen läßt, dann dasRealeleuchtenläßt in einer aus dem Unteren seinesUnterbausals Nichts herausgeworfenenFulguranz? An der spitze der halluzinatorischenEffekte sind esieneGeschöpfe,die, wollte man in aller Strenge das Kriterium anwenden, wonach das Phänomenin derRealitäterscheinenmuß, allein den Titel von Halluzinationen verdienen; sie lassenuns das Tdo von Schöpfer, Geschopf und Geschaffenem,das hier sich abhebt, in seinem symbolischenZusammenhaltnoch einmal überdenken.

t61

+.'Wir gehenin der Tat von der StellungdesSchöpfersaus zurück auf die des Geschaffenen,von dem sie subiektiv geschaffenist. F;inzig in seiner Vielheit, vielfültig in seiner Einheit (so die Eigenschaften,mit denen Schteber,nach Heraklit, ihn definiert) erniedrigt sich dieserGott, übertragenauf eineHierarchievon Gottesfeichen,die allein schon eine Studie wert wäre, und schlüpft in die Gestalt zah16eicher kleiner Diebe, die hinter losgeknüpftenIdentitäten her sind. Gott, der diesen Wesenimmanent ist, deren Gefangenseindurch den Einschluß in SchrebersSein seineIntegrität bedroht, ist nicht ohne die intuitive StützeeinesHyperraumes,in dem Schrebersogarsieht,wie die signifikanten Übertfagungen entlang geleitetwefden, die die Parabelbahnmaterialisieren,auf der siedurch dasHinterhaupt in seinen Schädeleingehen(S. I t I - Nachtrage IV). Im Laufe det Zeit jedoch läßt Gott die geistlosenWesen unter seinen Erscheinungenimmer mehr überhand nehmen,'Wesen,die nicht wissen,v/assiesagen,unnütze $7esenwie iene Vögel, iene in denenFreuds MisprechendenVögel, jene>, sogynieauf den erstenBlick die weißenGänseerkannte,die die iungen Mädchenin den IdealvorstellungenseinerZeit lvaren, was ef dann bedie das Subiekt ihnen spätergibt. stätigt sieht in den Eigennamen24, rr l)ic Bcziehung zwischen Eigennamen und Stimme ist in der doppelseitigen Struktur der Sprache nach Mitteilung und Kode zu situieren, auf die wir schon Bezug gcn()mmenhaben. SieheLy. Sie bestimmt den Witzcharakter der'SfloftsPielemit rlcm F,igennamen. 94

152 Bemerkenwir hier nur, daß sie für uns weit repräsentativersind vcrmöge des Überraschungseffekts,der bei ihnen hervorgerufen wird durch die !7ortähnlichkeit und die rein lautlichenAquivalenzen,denen siein ihrer Verwendung folgen (Santiago: Carthago,Chinesentum: JesumChtistum etc., S.zro XV). Im selbenMaß zieht dasWesenGottes sich immer weiter zurück in den es bedingendenRaum, ein Rückzug, der intuitiv erfaßbar ist in dem zunehmendenLangsametwerdenseinet Worte, dasbis zu einem stammelndenBuchstabierengeht (S.z3o-XVI). So würden wir, wenn wir allein der Andeutung diesesProzessesfolgen wollen, dieseseinmalige Andere, an dem sich die ExistenzdesSublektsartikuliert, fürvornehmlich dazu geeignethalten, die Orte zu leeren(sieheAnmerkung S. r96XIV), an denen sich das \Tortgelispel entfaltet, würde uns Schreber nicht die zusätzlicheInformation liefern, daß jener Gott ausjedem anderen Aspekt des Tauschesverworfen ist. Er entschuldigt sich dabei, muß iedoch,so bedauernswertes auchffu ihn ist, feststellen:Gott ist nicht nur undurchdringlich für die Erfahrung, er ist unfähig, den lebenden Menschenzu verstehen;er begreift ihn nur von außenher (was seineEigenart zu seinscheint); jedeInnedichkeit bleibt ihm verschlos), in welchemHandlungen und sen.Gewiß läßt ein in den Seelenjeden Bestand an persönlicher Identität abgeschaffthabenwird; jenesGewäschs,durch das allein Gott noch von den STerkenweiß, die dasmenschlicheIngenium hervorbringt (S. loo - Nachträge II). Erwähnenswert in diesemZusammenhangist, daß der Großneffe des Autors der Nouaespecies invctorurz(Johann-Christian-Danielvon Schre'S7undergeschöpfe eine neue Art ber) unterstreicht, daß keines der darstellt; - und ebenfalls,daß - entgegenFrau Macalpine,die hier die Taube sieht, die die fruchtbare Botschaft desLogos ausdem Schoßdes Vaters in die Jungfrau befördert - dieseWundergeschöpfeuns vielmehr an die erinnern, die der ZauberkünstlerausseinerI7este oder seinen Hemdsärmelnhervorkommen läßt. Wir können da schließlichnur staunen,daßdasdiesenMysterien ausge5q lief.erte Subfekt weder zöger.t,geschaffenwie es nun einmal ist, mit 9t

seinen Worten den Finten seinesHerrn, die von einer beschämenden Albernheit sind, Gegenweht zu bieten, noch, sich gegen die Vernichtung zur'Wehr zu setzen,die über es wie über anderezu verhängenes ihn für fähig hält, Kraft eines Rechts, das ihn im Namen der <Weltordnung > dazu ermächtigt, ein Recht, das,wiewohl esauf seinerSeite steht, dieseseinzigartigeBeispiel des SiegeseinesGeschöpfesbegründet, daseine Kette von Verwirfungen der seinesSchöpfers unterworfen hat ( sagt der Text, nicht ohne Vorbehalt: S.zz6-XVI). Ist dasnicht ein eigentümlichesGegenstückzu der fortgesetztenSchöpfung eines Malebranche,dies widersetzlicheGeschaffene,das sich gegen den eigenenZusammenbruchallein mit seinem\Wort und seinem Glaubenans SprechenbehauPtet! Dies wäre wohl wert, daß man die Autoren vom Philosophieabitur noch einmal aufwärmt, unter denenwir vielleicht dieienigenallzusehr mißachtethaben,die außerhalbder Linie standen,die ienenpsychologischenBiedermannvofbereitet hat, in dem unsereEpocheiht Maß eines, meinen Sie nicht auch, doch etwasflachenHumanismusfindet. De MalebrancheootdeLocke, plat nalin k plus loafoque... (von Malebrancheoder von Locke war der schlauereder verrücktere.. .) Nun welcherwar's?Da hapert's,mein lieberKollege.Nun, so legensie wenigstensdiesesteifeMiene ab.'S7annwefden Sie sich denn endlich wohl fühlen, da, wo Siezu Hausesind? ;. Versuchenwir jetzt,die StellungdesSubiekts,wie siesichhier in det symbolischenOrdnung konstituiert, auf die Dreiheit zu übertragen,die sie auf unseremSchemaR auszeichnet. Übernimmt nun das GeschaffeneI den in P unbesetztgelassenenPlatz desGesetzes,dann scheint uns, daß der Platz des schöpfers sich dabei abzeichnet,wo offenbar' von in diesemfundamentalen<r der verwerfung desvaters aus,die Abwesenheit sich bloßlegt, die der uranfänglichenSymbolisierungM der Muttef sich aufzubaueneflaubt hat. Von der einenzum anderenwürde eineLinie laufen,die, gipfelnd in den Schöpfungen des Sprechensund den Platz des den Hoffnungen des Subjektes versagten Kindes einnehmend (vgl. unten: Postscriptun), betrachtetwerden könnte als eine Linie, die das Loch umreißt, dasins s(,

t64

Feld desSignifikantengegrabenist durch die Verwerfung desNamensdes-Vaters(vgl. das SchemaI, S.ro4). Um diesesLoch herum, wo dem Subjekt die Unterstützung durch die signifikanteKette fehlt, und das,wie man konstatiert, nicht unsagbarzu sein braucht, weil es ja panischist, um diesesLoch herum hat sich der ganzeKampfausgetragen,durch den dasSubjekt sich wieder aufbaute. Diesen Kampf hat es zu seiner Ehre geführt, und die Vaginas des Himmels (ein andererSinn desS7orts, vgl. oben), die Wundermädchen,die kohortenweisedie Ränder desLochs belagerten,verfaßten darüber ihte Glossen mit jenem Bev'underungsgegluckseaus ihren Harpyenkehlen:. Anders gesagt:ein strammer Hund. Nur leider war es andersgemeint. 6. Denn bereitsund kurz davor hatte sich für ihn im Feld desImaginären die Kluft aufgetan, die dem Fehlen der symbolischen Metapher entsprach,diejenige,die nur eineLösung finden konnte im-Vollzug der Entmannung. Gegenstanddes Grauensfür das Subjekt zunächst,dann als vernünftiger Kompromiß akzeptiert (S. r 77 - XIII) ; von da an unabänderliches Schicksal(sieheAnmerkung S. r 79- XIII) und künftiges Motiv für eine das ganzeUniversum betreffendeEdösung. 'V7enn wir gleichwohl nicht quitt sind mit dem Ausdruck <Entmannung>,wird er uns doch bestimmt wenigerbelastenalsFrau Macalpine in der Stellung, die wir als die ihre beschriebenhaben. Zweifelsohne glaubt sie, Ordnung in die Dinge zu bringen, wenn sie das Wort ztmanningfür das Vott enasculationeinsetzt, das der Übersetzer des BandesIII der ColhctedPaparrunschuldigerweisefür angebmchtgehalten hatte; sieverwahrtesich sogargegendie ÜbernahmedieserÜbersetzung in die in BearbeitungstehendeautorisierteAusgabe. Zweifelsohne will sie damit irgendeineundurchschaubareetymologischeSuggestion aufrecht erhalten, durch die diese Begriffe sich unterscheidenlassen sollen, die aber desungeachtetdieselbeVerwendung habelzs. 'Wenn Aber wozu das alles? Frau Macalpine die Einbeziehung eines Otgans für impropörc26hält, von dem sie in bezug auf die will, daß es friedlich in den Leib des Subjekts resorbiert ,s Macalpine,op,cit.,S. 398. 26 Dies die Schreibung des englischen rü/orts, das eben Verwendung findet in der großartigen Versübersetzung der ersten zehn Gesängederlllias von Hugues Salel. Sie sollte es schaffen,das Vott im Französischenüberleben zu lassen,

wefde, meint sie dann, uns eine Dantellung desfurchtsamenKauerns zu geben,in dasesflüchtet, wenn esfriert, oder meint siedie Einsprache ,lesGewissens,bei dessenSchilderungder Autor desSatyiconsmaliziös 551 verweilt? Oder glaubt sievielleicht, eswäre ie um einerealeKastration gegangen beim Komplex diesesNamens? Durchaus mit Grund bemerkt sie die Ambiguität, die darin liegt, daß die Verweiblichung des Subfektsund die Entmannung für äquivalent gehaltenwefden. Sie übersieht iedoch, daß diese Ambiguität die der subiektiven Struktut selbstist, die sie hier erzeugt: Äus ihr folgt, daß, wasauf der imaginärenEbenean die Umwandlung desSubiektesin eine Frau grenzt, eben genau das ist, was diesesum iede Erbschaft bringt, von der es legitimerweiseerwarten könnte, es erhielte ausihr für seine PersoneinenPenis.Und diesist so,weil Seinund Haben,auchwenn sie im Pdnzip einanderausschließen,nicht zu unterscheidensind, zumindest nicht in bezug auf das Ergebnis, sofern es sich um einen Mangel handelt.'Wasandererseitsnichts daranändert, daßihre Unterscheidung für die Folge sehrwichtig ist. Man kann das daran sehen,daß der Patient nicht weil ihn die Verwerfung vom Penistfennt, sondernweil er Phallusseinmuß, der Verweiblichung anheimgegebenwird. Die symbolischeParität Mädchen: Phallus,oder im Englischen die Gleichung Girl : Pltallus,wie Fenichel sagt27,dem sie zum Thema einesverdienstvollen, wenn auch etwas vefwickelten Aufsatzeswird, hat ihre wurzel in den imaginären'sregen,über die das Begehrendes Kindes sich mit dem Seinsverfehlender Mutter identifizieren kann, in welchesdiesewohlgemerkt selbereingeführt wurde durch das symbolische Gesetz,in dem ienesVerfehlen sich konstituiert. Aus demselbenGrund dienen die Frauen im Realen, mit ihrer oder gegen ihre Einwilligung, als Tauschobiektein ienen Tauschhandlungen, deren Ordnung in den elementarenVerwandtschaftsstrukturen festgelegtist, und die sich bei Gelegenheitim Imaginäten fortsetzen, während das,was entsprechendin der symbolischenOrdnung übermittelt wird, der Phallusist. ,7 Die sJmbolirhe Ghicbung Madchen : Pballat iil Int.zeit$hrift für Pgcltoanallrc, -- Phalhtt XXII, 1936, inzwischen unter dem Titel: Tbe sltmbolieequation: Girl ftanzösische Die paarterll, S. übersetzi in Psltchoanalltic ry49,XX, vol' 1, ,ot-524' Spracheerlaubt uns, den unserer Meinung nach angemessenenBegiff pucelh(J.urrgfrau) zu vetwenden. 98

t66

7. Hier nun betreibt die Identifizierung (wie immer sie aussehenmag), durch die dasSubiekt dasBegehrender Mutter auf sich genommenhar, in ihrer Bewegung die Aufösung des imaginären Dreifußes (bezeichnenderweisehat der Patient seinenerstenAnfall von ängstlicherVerwirrung begleitet von einem selbstmörderischenRaptus in der Wohnung seinerMutter, in die er sich geflüchtet hat: S. 19-+o- IV). Zweifelsohnehat die unbewußte Divination sehr früh schon das Subjekt gemahnt, daß es, da es nun einmal nicht der der Mutter fehlende Phallus sein kann, nur die Möglichkeit hat, die Frau zu sein, die den Männern fehlt. Dies ist denn auch der Sinn jenes Phantasmas,dessenSchilderung dutch seineFeder allgemeinesAufsehen erregt hat, und das wir oben aus der Inkubationszeit seineszweiten Krankheitsanfallszitiet haben, die Vorstellung nämlich, . STomit wir dieseEselsbrückeder Schrebediteraturan ihrem Platz aufgespießthätten. Diese Lösung war hier jedoch verfrüht. Denn was die < Menschenspielerei> betrifft (ein Begriff aus der , in der heutigen Spracheetwa: Rifi6 bei den Menschen),die normalerweisehätte darauf folgen müssen,fiel der Appell an die Tapferen fach, wie man sagen könnte, aus dem Grund, daß diese ebensoder Unwahrscheinlichkeit anheimgegebenwaren wie das Subjekt selber, d.h. ebensobar jedes Phalluswie dieses.Denn nicht weniger für siealsfür eswar im Imaginären des Subjekts jener Strich ausgelassen,der parallel zur Zeichntng ihrer Gestaltläuft, so wie man ihn auf einerZeichnungdeskleinen Hans sehenkann, und der den Kennern von Kinderzeichnungenveftraut ist. Da waren die anderen von nun an nur noch <28. So daß die ganzeAffäreauf ziemlich beschämendeV7eisenicht von der Stelle gekommen wäre, hätte das Subjekt sie nicht glänzendausgebügelt. Schteberselbsthat für ihren Ausgang (im November r89y, d.h. zwei Jahrenach dem Ausbruch seinerKrankheit) den Begriffvon , und hinsichtlichder Eigenschaften '8 A. d. Ü. : Lacanläßt hier Bemerkungen über die französische übersetzung dieses SchreberschenÄusdrucks folgen. Ä. d. Ü. : Vgl. S.Freud, G. V. VII, S.z 5o.

der Grundsprachemehr noch der ursprünglicheSinn der < Sühne>, d' h' gegendie Bedeutung hin, während man ihn in Richtung auf hin betont (Kompromiß s. t 6 7 oben, S. 97,mit dem das Subiektdie Annahme seinesSchicksalsbegründet). Aier geht Fteud weit über die Rationalisierung, in die das Subjekt seinerseitsflüchtet, hinaus,und nimmt paradoxerweisean, daßdie vom subiekt angestfebte ihre Triebfeder im Kuhhandel mit dem Partner hat, den sie mit sich fühtt, d.h. in der Erwägung, daß das Weib Gottes auf ieden Fall einen Bund schließt, geeignet, die anspruchvollsteEigenliebe zu beftiedigen. \Vir glaubensagenzu dürfen, daßFreud hier gegendie eigenenNormen verstoßen hat, und zwar auf die widerspruchsvollste Weise, weil er nämlich für den Wendepunkt des !(ahns nimmt, was ef in seiner allgemeinenKonzeption abgelehnthat: dashomosexuelleThema in Abhängigkeit vom Größenwahn zu sehen (wir nehmen an, daß unsere LeserseinenText kennen). Diese Schwächehat ihren Grund in der Notwendigkeit, d. h. in der Tatsache,daß Freud seineEinfültrungdet NarTifmas noch nicht geschrieben hatte. 8. Gewiß wäre ihm drei Jahre später(r9u-r9t4) der wahte Beweggrund für die Umkehrung der ursptünglichen Entrüstung' die die Vorstellung der <Entmannung) zunächstin der Persondes Subiekts hervorrief, nicht entgangen: denn ausgerechnetin der Zwischenzeitwar dasSabjektuerstorben' Zumindest gaben ihm die Stimmen, die immer aus den wichtigen im Quellen unterrichtet waren, und immer sich selber gleichblieben mit Besorgenvon Nachrichten, diesenVorfall bekannt, nachträglich, dem genauenDatum und dem Namen der Zeitung, in der die Todesnachrichterschien(S.sr -VII)' Wir unsererseitskönnen uns mit dem Attest zufriedengeben,den wit durch die ärztlichen Zeugnissehaben, die uns zur gegebenenzeit das Bild einesPatientenin katatonischemStupor liefern. Erinnerungen an diese Zeit fehlenbei ihm, wie gewöhnlich, nicht' So erfahrenwir, daß unser Patient, die Überlieferung modifizierend, nach der man den letztenGang mit den Füßenvoran antritt, sich, um ihn nur im Transitverkehr antretenzu müssen,darin gefiel,die Füßedtaußenzu untet dem tendenziösen halten,d.h. ausdem Fensterherausgestreckt,

Vorwand, er wolle sich damit Kühlung verschaffen(S. r 7z - XII); m"g sein,daßer so (wir übedassendiesder Schätzungderer,die sichhier nur t68 für die imaginäre'$Tandlunginteressieren)die Vorctellung der eigenen Geburt erneuernwollte. SolcheKarriere nimmt man nicht wieder auf mit gestandenenFünfzig, ohne dabeieinigesBefremdenzu empfinden.Daher dastreue Bild, das die - sagenwir: Annalisten-Stimmenihm von ihm selber gaben als einem Lepratoten: (S.92-VII), eine doch sehr brillante Schilderung,muß man gestehen,von einer Identität, die auf ihr psychischesDouble reduziert ist, die aber im übrigen die nicht genetische,wohl aber topische Regression des Subjekts auf das Spiegelstadiumoffenbart, sofern das Verhältnis zum Spiegelandernda sich auf seinetödliche Schärfereduziert. Zu dieserZeit auchwat sein Körper ein einzigesAggregat von Kolonien von , eine Art Schuttabladeplatzfiirtlosgelöste Fragmenteder Identitäten seinerVerfolger (S.XIV). Der Bezug von alledemzur Homosexualität,die im \7ahn wohl offensichtlich ist, scheint uns einer fortgeschrittenerenRegelung zu bedürfen, als es,der Gebrauch, den man von diesemBezug in der Theorie macht, angezeigtsein läßt. Die Frage ist von Belang, denn es steht fest, daß die Verwendung diesesBegriffs in der Interpretation schwereSchädigungennach sich ziehen kann, wenn er nicht durch die symbolischenBeziehungenethellt wird, die wir hier für ausschlaggebend halten. Iü7irglauben,diesesymbolischeBestimmung zeigt sich in der Form, 9. in der die imaginäre Struktur sich nun wiederherstellt.In diesemStadium weist diesezwei Aspekte auf, die Freud selberunterschiedenhat. Der erste weist auf eine transsexuellePraxis hin, die durchauswürdig ist, an die Seiteder gestellt zu werden, was inzwischen zahlteicheBeobachtungenin einzelnen Zigen näherbestimmt haben2e. Mehr noch, wir müssendarauf aufmerksammachen,wie erhellenddie hier herausgestellteStruktur für jene so eigenartigeBehardichkeit sein kann, die die Subjekte dieser Beobachtungenzeigen, wenn es darum geht, für ihre am mdikalsten um Richtigstellung bemühten Forderun2e Vgl. die bemerkenswerte Dissertation von Jean-Marc ,lJby Contribationä I'Ctadc du traxrexuali tm e, Patis r 9 56.

gen von ihtem Vater autorisiert zu werden, ia sogar zu erreichen,daß dieser,wenn man so sagenkann, dafür selbstHand anlegt. Wie dem auch sei, wir sehen,wie unser Subiekt sich einer erotischen t59 Tätigkeit übefläßt, an der esunterstfeicht, daß siestrikt der Einsamkeit vorbehaltenist, die aber,wie eingestandenwird, durchausBefriedigung verschafft.Es geht um Befriedigungen,die ihm sein spiegelbild vermittelt, wenn er sichin (etwas weiblichem Aufputz > betrachtet,und wenn ihm dabei so ist, als wäre nichts an seinem Oberkörper, w'as einen möglichen Liebhaberweiblicher Brüstenicht zu überzeugenvermöchte (S.z8o- XXI). Dazu gehört, wie wir glauben, die als endosomatischeV7ahrnehmung vorgebrachte Entwicklung sogenannterweiblichet <Wollustnerven>> auf seiner I{örperoberfläche,und zwar ausdrücklich in den Zonen, in denensiebei Frauenerogenseinsollen. Die Bemerkung, daß die göttliche v?ollust, könnte sie sich unablässig und wärenihre mit der Betrachtung<weiblicherBilder> beschäftigen, \üfeiblichem, irgend etwas von Gedanken nie ohne die unterstützung auf den anderen nuf um so mehr Befriedigung finden könnte, bringt uns Aspekt der libidinösen Phantasmen. Dieser bringt die Verweiblichung des Subiektsmit der Koordinate des göttlichen Beischlafsin Verbindung. Freud hatsehr deutlich dessenMortifizierungssinn gesehen,wenn et all mit der das hervorhebt, was die ihm innewohnende <Seelenwollust>> 'sfesen > be< Seligkeit> verknüpft, die den Z:ostand und < Seele> zusammenzubringen, noch die Seligkeit, die die Liebenden hebt sofern sie die ist, die Freud mit der aus dem Don Giovanni zitierten !o Vgt. Freud, PsychoanalytischeBemerkungen über einen autobiographisch beS.264,Anmetkung r. rchricbcncn Fall von Ptznoia, G.\f.VlI,

Arie evoziert und die von der Art ist, die den sogenanntenseligen Seelenim Himmelreich versprochenwird. Im Deutschensind die vcrstorbenen nur rclig durch eine Änleihe beim Lateinischen,und deswet7o gen, weil in dieser Spracheihr Gedächtnis selig gesprochen wurde (beataememoriae, seligenAngedenkens).Ihre Seelsnhabeneher mit den Seenzu tun, in denensie sich einmal aufhielten, alsirgend mit ihrer Seligkeit. Das unbewußte kümmert sich also mehr ums Signifikante als ums Signifikat, und darum, daßfeu m0ßpäre3tim Signifikanten heißen kann, daß dieserdasFeuer Gottes war, ja sogar,daß gegenihn der Befehl: Feuer! gegebenwird. Nach diesem Exkun wollen wir nur feststellen,daß wir uns hier in einemJenseitsder'welt aufhalten,dassichwohl mit einer unbeErenzren Vertagung der Verwirklichung seinesZiels ab6ndet. Iü7ennSchreberseineUmwandlung in eine Frau beendigt habenwird, wird gewiß der Akt der göttlichen Befruchtung stattfinden, bei dem Gott sich wohlgemerkt (S. I - Einleitung) nicht darauf einlassenwird, nur auf obskure Weise durch die Organe zu wandern. (Vergessenwit dabei nicht die Abneigung Gotres gegen alles Lebendige.) Schreber wird also durch einen spirituellen Eingriff spüren,wie der Fruchtkeim in ihm erwacht, dessenRegungen er in den ersten Zeiten seiner Erkrankung gespürt hat. Zweifelsohnewird die neuespirituelleMenschheitschreberscherKreatuten g nz aus seinemEingeweide geboren werden, damit die verdorbene und der Verdammung anheimgefalleneMenschheit der heutigen Zeit neu geboren werde. Es handelt sich tatsächlichum eine Art Edösung - so wurde ja der lü7ahnkatalogisiert-, die jedoch nur die kommende Kreatur anbelangt, denn die gegenwärtigeist geschlagenmit einemVerfall, der der Erschleichungder göttlichen Strahlendurch die Wollust entspricht,die dieseStrahlenan Schreberfestmacht(S. 5I f.-V). Darin zeichnet sich die Täuschungsdimensionab, die noch durch die unbestimmte Zeit, um die sich seineVerheißung vetzögett, unterstrichen wird, und die zutiefst von der Vermittlungslosigkeit bedingt ist, von der dasPhantasm^zevgt. Denn esparodiet, wie man sehenkann, die Stellung des letzten Paaresvon übedebenden, das infolge einer Katastrophe der Menschheit sich mit der Macht, die Erde wieder zu bevölkern, konfrontiert sähe mit dem, was der Akt tierischer Fortpflanzung an Totalem an sich hat. st A. d. Ü. : << mein verstorbener Vater >, worin das Vort Feuer ( fea) anklingl IO'

Hier noch kann man untef dem zeichen der Kreatur den wendepunkt ansetzen,von dem eine doppelteLinie ausgeht,die der narzißtischen wollust und die der idealen Identifizierung. Dies iedoch in dem Sinn, daßihr Bild zum Lockmittel der imaginärenVerhaftung wird, in der die eine wie die andere Vfurzeln schlägt. Hier auch geht die Linie um ein > den Tod Loch herumrgenaugesagtum das,in dem der < Seelenmord installierte. lwirkung, die der t 7 r Öffnetesich dieserandereAbgrund durch die einfache im Symbolischenvergeblich an die väterliche Metapher gerichteteAppell aufsImaginärehat? oder müssenwir ihn begreifenals ein in einem zweitenGrad durch die Elision desPhallusProduziertes,die dassubjekt zu ihrer Lösung auf dastodbringendeAufklaffen des SpiegelstaVerbingenetische diumszurückführte?Gewiß solltehier die diesesmal urals,der Mutter der dung diesesStadiumsmit der Symbolisierung läßt' begründen sprünglichenevoziertwerden,damit sichdieseLösung R auf ein PunktedesSchemas Irt et nnt nun möglich,die geometrischen Prozesses psychotischen Ende des am des Subjekts der Struktur Schema zu übertragen?wir versuchenes durch das Schemar, das wit unten wiedetgeben (wendet sich an uns) a

a'(liebt seine Frau)

Zweifelsohne hat ein solchesSchemateil an derÜbertreibung, ohne die keine Formalisierung auskommt, die im Intuitiven ankommen will. Damit ist gesagt, daß die in diesem Schema manifestierte Diskrepanz zwischen den Funktionen, die hier durch die Buchstaben identifiziert sincl,die aus dem SchemaR stammen, nur in ihrer Verwendung zu einer clialektischen\Tiederaufnahme gewürdigt werden kann' wir hier nur in der doppelten Bogenlinie von der in diesem :::t*..

SchemagezeichnetenHyperbel bis zum Gleiten beider Linien längs 572 einet derLeidinienihrerAsymptote die spürbareVerbindung herausin der doppelten Asymptote, die das delirierendeIch mit dem göttlichen anderenverbindet von ihrer imaginärenDivergenz im Raum und in der Zeitzvidealen Konvergenzihrer Koniunktion. Nicht ohne zu bemerken, daß Freud eine solche Fotm geahnt hat, da er selbst hier den rz verwendete. Terminus > Es stellt sich hingegen für das Subjekt die ganze Dichte der realen Kreatur zwischendie narzißtischeLust an seinemBild und die Entfremdung des Sprechens,in dem dasIchideal den Platz desÄnderen eingenommen hat. Das Schemazeigt, daß det Endzustand der Psychosenicht jenes erstarrte Chaoswie nach einem Erdbeben darstellt,sondern eherdasZutagebringenvon Wirklinien, die man in der Mathematik als elegante Lösung bezeichnenwürde. Es materialisiertauf signifikanteWeisedas,was dasPrinzip der wirklichenFruchtbarkeit der FreudschenForschung dantellt; denn Tatsache ist, daßFreud, ohne andereHilfe noch Stützezu habenalsein geschriebenesDokument, daskein einfachesZeugnis, sonderneineProduktion diesesEndzustandsder Psychoseist, in die Entwicklung desProzesses selber erstes Licht gebracht hat, wodurch es möglich wurde, seine eigentlicheBestimmung zu beleuchten,dasheißt die einzige Organtzität, um die esin diesemProzeßgeht: die, die der Struktur von Bedeutung zqgrunde liegt. Gesammeltin Form diesesSchemaszeichnensich die Beziehungenab, durch die die Induktionswirkungen des Signifikanten,die auf dasImaginäre gerichtet sind, iene Verwirrung des Subiekteszur Folge haben, die die Klinik als <WeltdämmerungDkennt, worauf zu antworten es neuer Signifikantenwirkungen bedarf. \Vir haben in unseremSeminar gezeigt,wie die symbolischeAufeinanderfolge der vorherigen ReicheGottes, dann der folgenden,dasUntere und das Obere, Ariman und Ormuzd, sowie auch die'$Tendungen,die ihre (ein'Wort aus der Grundsprache)gegen das Subjekt nimmt, eben dieseAntworten auf die verschiedenenEtappen der imaginären Auflösung darstellen,die im übrigen durch die Erinnetungen desKranken und die ärztlichenZeugnissehinreichendkonnotiert sind, um hier eine Ordnung des Subjektswiederherzustellen. rz Freud, G. \ütr,,VnI, S.284und Änmerkung dazu. IOJ

Iflas hier die Frage der entfremdendenInzidenz des Signifikanten an- t 7 t geht, die wir im Auge haben,so behaltenwir diesenNadir einer Nacht im Juli 94 im Gedächtnis,da Ariman, der niedere Gott, sich im glänzendstenOrnat seiner Macht Schteberenthüllte und ihn mit dem einfachenWort: ! anrief,dasnachAuskunft desSubiektsein istr. Die ÜbersetzungdiesesWorts vetdient ein besseresSchicksalals bloß den Rückgriff auf Sachs-Villatte,mit dem man sich im Französischen begnügte.NiededandsRekurs auf das englischelend, was bedeutet,scheintuns nicht annehmbarin seinerAnstrengung, den Sinn einzuholen,der seinerVerwendung als von <Schlampe>oder <<Sau> Schmutz-und Schimpfwort innewohnt. Tragen wir aber dem Archaismus Rechnung, der, wie uns bedeutet w'urde, für die Grundsprachecharakteristischist, so glauben wir uns im Recht, wenn wir diesenTetminus auf dasWurzelwort desfranzösischenleune3a,des englischenlure beziehen- was wohl die beste Anredead homiren darstellt,auf die man von seitendes Symbolischengefaßt sein darf: das große Andere gteift nicht seltenzu solchenUnverschämtheiten. Bleibt noch die Eindchtung des Feldes $ im Schema,sofetn sie die Bedingungen darstellt, unter denen die Realität sich fürs Subiekt wiederherstellte: für diesesals eine Art Inselchen, dessenFestigkeit ihm zugerechnetwird nach der Probe auf die Beständigkeit3s,für uns gebunden an das, was ihm diese bewohnbar macht, was sie aber auch yerzerct,durch exzentrischeNeugestaltungendes Imaginären J und des SymbolischenQ, die jene auf das Feld ihrer Versetzung reduzieren. Die untergeotdneteVotstellung, die wir uns hier von der Funktion der rr S.r16-X. s+ A. d. U.: franz. lenre, engl. lare : Köder, Lockung, Täuschung. Der Ü., dessen Muttersprache das Vienerische ist, bestätigt die Bedeutung . Seine Schwesterist oft genug von seiten der Großmutter mit dem Vort in dieser Bedeutung liebevoll beschimpft worden. In der \üeidmarrnssprachehat das rVort tatsächlich den Sinn von Ködet, Äas. rr Auf dcm Gipfel der imaginären Auflösung hat das Subjekt in seiner delirierenden rVahrnehmung einen eigentümlichen Bezug auf jenes Realitätskriterium gezeigt, {ar datin besteht, daß real ist, was immer an demselben Platz wiederkehrt; darum wurdc die Realität auf besondete rlTeisevon den Gestirnen dargestellt: Dies ist das Motiv, das von den Stimmen mit dem Namen (S' lz5 -IX) bczcichnctwutde, I o(r

Realität im Prozeß, sowohl hinsichtlich seiner Ursache als auch hinsichtlich seinerWirkungen, machenmüssen,ist hier das \üichtige. Wir können uns hier nicht über die gleichwohl erstrangigeFrage verbreiten, was wir für dasSubjekt sind, wir, die esuns alsLeseranspricht, auch nicht darüber, was vom Verhältnis zu seinerFrau bleibt, der der erstePlan desBuchs gewidmet war und deren Besuchewährend seiner Krankheit immer von tiefster Empfindung begleitet waren, und von 574 derSchreberbehauptet,zusammenmit dem entscheidendenGeständnis seinerBerufung zum Vfahn, er habefür sie (s. Änmerkung S.r79 - XIII). Daß im SchemaI die StreckeSaa'Aauftechterhaltenwitd, symbolisiet die Meinung, die wir ausdet Prüfung diesesFallsgewonnenhaben,daß nämlich die Beziehung ^rm anderenals zu seinesgleichen,ia sogar eine so hohe Beziehungwie die der Freundschaftin dem Sinne,in dem Aristotelesin ihr das\üesender ehelichenVerbindung sieht,durchausvereinbar sind mit demAus-der-Achse-HebenderBeziehungzum großen Anderen und allem,was diesean radikaler Anomalie mit sichführt, was man in der alten Klinik auf unpassendeWeise,aberdennochnicht ohne einigen Annähetungswert Partialwahn genannt hat. Dieses Schemagehörte dennoch in den Papierkotb, wenn es, wie so viele andereauch,irgend iemand dazuvedeiten sollte, in einemintuitiven Bild die Analyse zu vergessen,die es unterstützt. Der bloße Gedanke daran macht, daß man begreift, wie sehr die Gesprächspartnerin,deren authentischeÜbedegungenwir hier noch einmal grüßen, Ida Macalpine,auf ihre Kosten käme bei der Verkennung dessen,q/ases uns konstituieren ließ. rü7it behaupten hiet nämlich, daß die Vernunft, die das Drama des Wahnsinnsetkennt, bei ihtem Geschäftist- wa ret agitur-, denn dieses Drama ist situiert in der BeziehungdesMenschenzum Signifikanten. Die Gefahr, die man heraufbeschvrört,wenn man mit dem Kranken deliriert, kann uns nicht einschüchtern,so wenig wie seinerzeitFreud. Mit ihm halten wir daranfest, daßman den zu höten hat, der spricht, da essichum eine Mitteilung handelt,die nicht von einem Subjektjenseits der Spracheherrührt, sondern vielmehr von einem Sprechenjenseits desSubjekts.Denn erst dann wird man jenesSprechenvernehmen,das Schreberim Andern einfängt, wenn es von Atiman zu Ormuzd, vom verschlagenenbis zum abwesendenGott, die Mahnung vorbringt, in der dasGesetzdes Signifikanten selbstartikuliet wird: (S. ßz-t87 - XIII und 1rz - NachttageIV) r07

An diesemPunkt finden wir (und übedassenes denen, die sich später einmal mit uns befassenwerden, herauszufinden,warum wir dies zehn Jahrelang anstehenließen)jeneAussageausunseremDialog mit Henry Ey wieder: 16.

V. Postskriptum ist, Wir lehren nachFreud, daßder Andere der Ort jenesGedächtnisses daser unter dem Namen desUnbewußtenentdeckthat, ein Gedächtnis, das für ihn eine ungelösteFrage blieb, soweit es die Unzerstörbarkeit bestimmter'S7ünschebedingt. UnsereAntwort auf dieseFrage ist das Konzept der signifikanten Kette, insofern dieseKette, einmal von der ursprünglichenSymbolisierunginauguriert(wasdasSpielmit und manifestmacht, das Freud am Ursprung des lfiederholungszwangesentdeckt hat), sich entwickelt in logischen Verbindungen, welche sich auf das,was bedeutetwerden soll, das Sein des Seienden also, auswirken durch die von uns als Metaphet und Metonymie beschriebenenEffekte des Signifikanten. Der Defekt, der die Psychoseu/esentlichbedingt und ihr eine Struktur gibt, die sievon der Neuroseunterscheidet,bestehtunsererAuffassung nach in einem Defekt diesesRegistersund dessen,was in ihm sich erfüllt, nämlich die Verwerfung desNamen-des-VatersamPlatz desAnderen und im Mißlingen der Vatermetapher. DieseAuffassung,die wir hier vortragen alsFnge, die ieder Psychosenbehandlungvorausgeht, geht in ihter Dialektik noch darüber hinaus: \üüirbleiben hier trotzdem stehenund wollen sagen,warum. Zunächst lohnt es sich, von unserm Halt ausanzugeben,was man entdcckt. liinc Perspektive, die die Beziehungen Schreberszu Gott nicht von ihrem subjektiven Relief ablöst, das Merkmal negativer Zige, die diese t6 Propot ur la caunlitä pychiqrc (Bericht vom e8. September 1946für die Tage von llrnncval), vgl. Ecrits, Patis r966, S. r5r. t clll

mehr alsVermischung denn alseineVereinigung zweier tüfesencrschcinen lassen,und die in der Gier, die sich da mit dem Überdruß zusammentut, in der Komplizenschaft, die deren erpresserischeForderung stützt, nichts an sich hat von jener, nennenwir die Dinge so, wie sie es vetdienen: Gegenwatt und Freude, die im mystischenEdebnis strahlen: ein Widerspruch, der nicht nur demonstriert, sondern geradezu 'Weise begründet wird dadurch, daß auf erstaunliche in dieser Bezie575 hung dasDu fehlt, dessenWort bestimmteSprachen(tbou) dem Anruf Gottes wie dem Anruf an Gott votbehalten, und die der Signifikant des Anderen im Sprechenist. Wir kennen die falsche Scham,die die Wissenschaftdiesbezüglichan den Tag legt: Siegeht Hand in Hand mit jenenfalschenschulfuchserischenVorstellungen, die da dauerndvon unaussprechlichenEdebnissen, ja sogar von reden, um die Anstrengung zu entwerten, von der sie sich selbst dispensieren,die Ansttengung nämlich, die es gerade an dem Punkt braucht, wo es nicht um Unaussprechlichesgeht, weil eben es spricht; wo das Edebte, weit davon endernt, zu trennen, sich mitteilt; wo die Subjektivität ihre wahrhafteStruktur preisgibt, diejenige,bei der das,wassichanalysieren läßt, identisch ist mit dem, was sich artikuliert. Vom selbenAussichtspunkt aus,auf den uns die delirierendeSubjektivität geführt hat, v/erdenwir uns auch der wissenschaftlichenSubjektivität zuwenden: derjenigennämlich, die der Gelehrte, der in der \7issenschaftarbeitet, teilt mit dem Menschen der Kultur, von der seine l7issenschaftgetragenist. lü7irwetden nicht vedeugnen, daß wir von der Stelle der rü7eltaus, wo wir uns aufhalten, bereits genug von den Dingen gesehenhaben,um uns Gedankenmachenzu können übet die Kriterien, vermittels welcher der Mensch eines Diskurses übet die Freiheit, den man mit Recht als delirierendbezeichnenkann (wir haben ihm eins unseterSeminaregewidmet) einesBegriffs desRealen,bei dem der Determinismus nur ein Alibi ist und der sofort beängstigendwird, wenn man ihn auf denZufall ausweitet(wir haben das unserer Zuhörerschaft in einem Test-Experiment gezeigt), eines Glaubens,der ihn füt zumindestensdie Hälfte des Universums unter dem Symbol des 'VTeihnachtsmannes vetsammelt (was wohl niemand entgehen kann), uns davon abhalten könnte, ihn durch eine legitime Analogie in die Kategorie der sozialenPsychoseeinzureihen,die, wenn wir uns nicht iren, Pascallange vor uns konzipiet hat. Daß einesolchePsychosesichalsdurchausver.einbarzeigtmit dem, was r09

man die gute Ordnung nennt, ist nicht zu bezweifeln; das berechtigt aber den Psychiater, sei er auch Psychoanalytiker,noch keineswegs dazu,an seineeigeneVereinbarkeit mit jener Ordnung zu glauben,um sich in Besitz einer adäquatenVorstellung der Realitätzu wähnen,von der sein Patient abweichenwürde. Vielleicht täte er unter diesenBedingungenbesserdaran,dieseVorstellung von seinerEinsicht in die Gründe der Psychoseaufzugeben:was unserenBlick zurück auf den Richtpunkt ihter Behandlunglenkt. Um den Weg zu efmessen,der uns davon trennt, sollte esgenügen,an jene Anhäufung von Langsamkeitenzu erinnern, mit denenihre rüfall- t 7 7 fahrer ihn abgesteckthaben.Jederweiß, daßkein Konzept desÜbertragungsmechanismus,so kenntnisreich es auch immer sein mochte, bis heute etwas anderesvorgelegt hat als die Beschreibung eines in der Praxis rein dualen Verhältnisses,das in seinem Substrat iedoch vollkommen konfus gebliebenist. Stellenwir hier die Frage,was denn die Übetragung, wenn man sienur einmal in ihrer Grundbedeutung als l7iederholungsphänomennimmt, in den Verfolgern wiederholen soll, an denenFreud ihte Auswirkung aufzeigt. Darauf kommt uns eine weiche Antwort: Ihtem Gedankengangfolgend, wird es sich ohne Zweifel um ein vätedichesVersagenhandeln. In dem Stil hat man dann draufos geschrieben,und die desPsychotikerswurde zum Gegenstandeiner minuziösenAufzählung all der biographischenund charakterologischenEtikettchen, die man in der Anamnese von den dramatispersonae,von deren , ablösenkonnterT. menschlichenBeziehungen Halten wir uns aber an die Strukturbestimmungen, die wir herausgestellt haben. Damit die Psychoseausgelöstwird, muß der Namen-des-Vaters,der verworfen*, d.h. nie an den Platz desAndern gekommenist, daselbst angerufenwerdenin symbolischerOpposition zum Subjekt. an diesemPlatz leitet nämlich durch I)as FehlendesNamens-des-Vaters dasLoch, dasesim Signifikat aufreißt, jene kaskadenartigenVerwandlungen des Signifikantenein, die einenprogressivenZusammenbruch t7 Vgl. Andr€ Greens These über das Familienmilieu der Schizophrenen (Le nilieu lanilial desrcbiqopbrlnet,Parisr 9 57), eine Atbeit, deren Verdienst nicht geschmälert wordcn wäre, wenn etwas bestimmtere Maßstäbe sie zu einem besserenErfolg gcftihrt hätten; namentlich die Annäherung an den , wie r"t,r"-"rweise sagt, hätte nur gewinnen können. :l:r

desImaginärennx Folge haben,bis an den Punkt, wo Signifikant und Signifikat sich in der delirierendenMetapher stabilisieren. Wie aber kann der Namen-des-Vatersvom Subjekt angerufenwcrden an dem einzigen Platz, von dem aus et ihm hätte zukommen können, und wo er nie gewesenist? Durch nichts anderesals durch einen realen Vater, nicht unbedingt durch den Vater des Subjektes,durch EinenYater (Un-päre). Darüber hinausmuß dieserEine-Vater an jenenPlatz kommen, tvo das Subjekt ihn von früher her nicht rufen konnte. Es genügt dafür, wenn dieser Eine-Vater in Ddttposition steht in einem Verhältnis, das das imaginärePaara-ä, d.h. Ich-Obiekt oder Ideal-Realität,zur Basishat, y78 das das Subjekt in das von ihm induzierte erotisierte Aggressionsfeld miteinbezieht. Man suche diese dramatischeKonjunktur am Anfang der Psychose. \7ie immer sieauftretenmag, in der Gestalt desEhemannsfür die Frau, die eben ein Kind geboren hat, in der PersondesBeichwatersfür eine Beichtende,die ihren Fehler bekennt, in der Begegnung, die das verliebte iunge Mädchen mit <dem Vater des iungen Mannes> hat, man wird sie immer finden, und zwar um so leichter, ie mehr man sich von den < Situationen) im romanhaften Sinne desWortes leiten läßt. Man kann hier im Votbeigehen erkennen,daß solcheSituationendie eigentliche Quelle desRomancierssind, nämlich die, die die <Tiefenpsychologie > fießen läßt, und zu der keinepsychologischeSichtihn hinzuführen vermöchter8. Um nun zum Ursprung der Verwerfung* des Namen-des-Vaterszu kommen, muß man sehen, daß der Namen-des-Vatersam Platz des Änderen den Signifikanten des symbolischenTernions selbstverdoppelt, sofern er das Gesetzdes Signifikanten konstituiert. Die Probe drauf wird denenbestimmt nicht teuer zu stehenkommen, die in ihrer Suchenach den koordinaten der Psychose ohnehin mutterseelenalleinvon der ftustrierenden zur päppelnden Muttet irren, nicht ohne dabeizu spüren,daßsie,wenn siesich der Seite des Familienvaters zuwenden, brennen, wie es beim Cacbe-tamponSpieltoheißt. 18 rl(/ir wünschen hier demienigen unserer Schüler Glück, der sich auf die Spur dieser Bemerkung gemacht hat; hier wird die Kritik sich einesFadensvergewissern können, der sie nicht betrügt. ro Ä. d. Ü. : Entspricht dem Spiel, bei dem mit dem Kommentar oder die Nähe oder Entfernung zu einem gesuchten Gegenstand angezeigt wird. I I I

Ja,aberwäre es nicht übertrieben bei solch tappendemHerumsuchen nacheinemvätedichen Mangel, den man seelenruhigunterteilt in einen donnerndenVater, einen gutmütigen Vater, einen allmächtigen,einen gedemütigten,einensteifen,einenlächedichenVater, einenHausvater, einen Vater, der bummelt - wäre esnicht übertrieben zu erwarten; daß folgende Bemerkung irgendwas auszulösenvermöchte: daß nämlich die Prestigeeffekte,die bei alledemim Spielsind, und bei denenGott sei Dank die ternäre Beziehung des Ödipus nicht ganz wegfällt, da die Reverenzder Mutter dabei für entscheidendgehaltenwird, zurückzuführen sind auf die Rivalität der beiden Eltern im Imaginären des Subjekts,dasheißt auf das,was sichin der Frageausdrückt,die anscheinend regelmäßig,um nicht zu sagenobligatorischin jeder Kindheit, die sich nichts vergibt, auftaucht: <Wen liebst du am meisten,Vati oder Mutti? > Mit diesemVergleich wollen wir nichts unterschlagen,g nzim Gegenteil, denn dieseFrage,in der dasKind unweigerlich den Ekel konkreti- t79 siert, den esvor dem Infantilismus seinerEltern empfindet,ist ebendie, anhandderer diesewahrhaftigen Kinder, die die Eltern sind - in diesem Sinn gibt es keine anderenin der Familie, als sie- dasGeheimnisihrer Ein- oder ihrer Zwietracht, je nachdem,maskierenwollen, d.h. das Geheimnis,von dem ihr Sprößling g^nz genauweiß, daß da dasganze Problemliegt, und daß es sich hier stellt. Darauf wird man uns entgegenhalten,man legeebenden Akzent auf das tsand der Liebe und Verehtung, durch das die Mutter den Vater auf seinenidealen Platz setztoder nicht. Merkwürdig, antworten wir fürs erste, daß man dieselbenBande im umgekehrten Sinn kaum erwähnt, wodurch sichherausstellt,daßdie Theorie an dem Schleiermitwebt, der von der kindlichen Amnesie über den eltedichen Koitus geworfen wird. Nachdrücklich betonenwollen wir aber, daßman sich nicht nut darum kümmern sollte,wie die Mutter sichmit det PersondesVaters abfindet, sondern darum, welchen Wert sie seinemWort beimißt, seiner,sprechenwir dasWort aus,Autorität, andersgesagt,welchenPlatzsiedem Namen-des-Vatersbei der Etrichtung des Gesetzeseinräumt. l)es weiteren muß dasVerhältnis desVaters zu diesemGesetzan sich selbstin Betrachtgezogenwerden,denn in ihm findet sich der Grund Auswirkungen der für dasParadox,nachwelchemdie verheerendsten Vaterfigur mit einer bemerkenswertenHäufigkeit in den Fällen auftretcn, wo der Vater wirklich eine gesetzgebende Funktion ausübt oder

doch so tut, sei es, daß er tatsächlichzu denen gehört, die die Gesetze machen, oder sei es, daß er sich als eine Stütze des Glaubens nur hinstellt, alsAusbund an Integrität oder Ergebenheit,als Tugend- oder Tatenbold, als Diener einesheiligen Werks, egal um welchen Gegenstand oder Nichtgegenstand es dabei gehen mag, um Nation oder Geburtenzahl,um W'ehroder Wache,um Legat oder Legalität, um den Kampf für die Reinheit, die Richtigkeit oder fürs Reich, allesIdeale,die ihm nur zu oft Gelegenheitgeben,in einer Haltung zu etscheinen,die Schuldausdrückt,Ungenügenoder Betrug und auch,um alleszu sagen, Gelegenheit,den Namen-des-Vatetsaus seinerStellung im Signifikanten auszuspetren. Soviel braucht esfreilich gar nicht, um zu diesemResultatzu kommen, und niemand,der Kinder analysiert,wird abstreiten,daß die \Tahrnehmung von lügenhaftem Verhalten für diese oft die vetheerendsten 'Weise 's7irkungen hat. Wet aber faßt in Worte, daß die auf diese wahrgenommeneLügenhaftigkeit die Beziehung auf die konstituierende Funktion des Sprechenseinschließt? So stellt sich denn heraus,daß ein bißchen Strenge nie fehl amPlatz 58o ist, wenn es darum geht, der allerzugänglichstenErfahtung den Sinn zu geben, den sie wahrhaftig hat. Über die Folgen, die man davon für Beobachtung und Technik erwarten darf, witd andernorts befunden. Iüir sagenhier nur, woran man die Ungeschicklichkeiterkennenkann, die die inspiriertestenÄutoren an den Tag legen im Umgang mit den Erkenntnissen,die den Vorrang betreffen,den Freud der Übertragung der Beziehungzum Vater bei der Genesisder Psychosebeimißt. Ein hervorragendesBeispiel dafüt ist Niededand+o,der auf die delirierende GenealogieFlechsigsaufmetksammacht, die konstruiert ist aus den Namen det realen Abstammung Schrebers:Gottftied, Gottlieb, Fürchtegott, und insbesondereDaniel, der sichvom Vater auf den Sohn überträgt, und dessenSinn im Hebräischener wiedergibt, um in dem Umstand, daßsieauf den Namen Gottes hin konvergieten, einesymbolischeKette a:ufzuzeigen, die ihre Bedeutungdarin hat, daßsieim lü7ahn die Funktion desVaters manifestiert. Da et aber die Instanz des Namen-des-Vatetsnicht erkennt, zu deren Erkenntnis eshalt nicht reicht, daß siehier mit bloßem Äuge zu erkennen ist, verpaßt er die Gelegenheit,hier die Kette zu fassen,in die die ao oP.cit. 8

vom Subiekt empfundenenerotischenAggressioneneingewirkt sind, und alsobeizutragen,daß,wasman eigentlichdelirierendeHomosexualität nennenmuß, an seinenPlatz gerückt wird. Wie hätte er dann einhaltenkönnen bei dem, was der oben angeführte Satzausden erstenZeilen deszweiten Kapitels+'von Schreberin seiner Aussageverbirgt: eine der Aussagen,die so offensichtlich dafür gemacht sind, um überhört zu w'erden,daß sie die Äufmerksamkeit auf sich ziehen müssen.Was will, buchstäblich genommen, besagen,daß der Autor auf der gleichen Ebene die Namen Flechsig und Schreber mit dem <<Seelenmord> verbindet, um uns in das Prinzip des Mißbrauchseinzuführen, dessenOpfer er ist. Wir müssendem Scharfsinn der künftigen Glossatorennoch etwasübriglassen! Gleich ungewiß ist der Ausgang, wenn Niededand im selbenAufsatz, diesmal ausgehendvom Subjekt und nicht mehr vom Signifikanten (Begriffe, die ihm, wohlgemetkt, unbekannt sind), versucht, die Rolle der Vaterfunktion bei der Auslösung desS7ahnsgenauerzu bestimmen. 'Wenn er nämlich behauptet,er könne in der einfachenAnnahme der t 8 r Vaterschaftdurch das Subjekt den Anlaß zur Psychoseerkennen- ril/as dasThema seinesAufsatzesbildet -, so ist esein STiderspruch,die von Schrebervermerkte Enttäuschungüber eineausgebliebeneVaterschaft und seineBerufung ans Obedandesgericht,die ihm den Titel < Senatspdsident> einbrachteund somit die Eigenschaft einespater constiptus, für äquivalent zu halten: dies aus dem einzigen Grund seinerzweiten Krise ohne PÄjudtz der ersten,die dasScheiternseinerKandidatur zum Reichstagebensogut erklären könnte. Dabei wäre eine Referenz auf die Position als Drittes, auf die der Signifikant in allen Fallen berufen wird, passenderund vermöchte diesenWiderspruch aufzuheben. Aber in der Perspektive unserer Ausführungen ist die ursprüngliche Vcrwerfung dasalles überragendeProblem, und esist längst nicht so, daß die vorigen Betrachtungenuns auf keinen grünen Zweig kommen ließen. Dcnn schlägtman nachim Werk von Daniel Gottlob Motitz Schreber, dem BegründereinesorthopädischenInstituts an der Leipziger Universität, dem Erzieher, oder besser,um es auf englisch zu sagen,dem , dem Gesellschaftsreformer mit (siclda .' Vgl, dicsen Satz,der in der Änmerkung zu S.9r zitiert ist. tr4

t82

Macalpine,loc. cit.3. 1+z)durch Gymnastik, dem Propagator jener grünen Klitschen, die den Angestellten ihren Suppengrünidealismus erhalten sollen und die in Deutschlandnoch immer < Schrebergäten> heißen, ganz zw schweigenvon den vierzig Auflagen der <ärztlichen Zimmergymnastik >>, deren von Schreber eigenserwähntwerden(S.r 66-XII), schlägtman da nach,sodürfen wir jeneGrenzenfür überschdttenhalten,wo dasNative und Natalezur Natur kommen,zum Natüdichen,zum Naturismus,sogafzur Naturalisierung, wo die Tugend sich verwandelt in Taumel, das Legat in die Liga, Salus,das Heil, in den Salto, wo das Reine an die Verschlimmerung rührt, und wo wir uns nicht wundern werden, wenn das Kind, ganz wie der Schiffsjungeim berühmten Fischfang von Prövert, den Wal der Hochstapeleiverwirftra, nachdem er ihn, um dasunsterbliche Sttick wieder aufzunehmen,am Einschlagdepäreenpart durchbohrt hat. Kein Zweifel, daß es det Gestalt des Dr. Flechsig in ihrer Forscherstrenge(im Buch von Frau Macalpinefindet sich ein Bildaa,dasihn vor dem Hintergrund einer kolossalenVergrößerung einer Gehirnhemisphäre zeigt) nicht gelungen wat, Ersa;tzzu bieten für die plötzlich wahrgenommeneLeere der Inauguralverwerfung:( rufen die Stimmen.) Jedenfallsist diesdie AuffassungFreuds,wenn die Übertragung,die das Subjektaufdie Personvon Flechsigrichtet,alsder Faktor erscheint,der dasSubjekt in die Psychosegestürzthat. Auf diesemWeg geben einige Monate späterdie göttlichen Anwürfe im Subjektihr Konzert und bringen so den Namen-des-Vaters dazu, sich mit dem Namen Gottes4sa. . . f .. . zu lassen;den Sohn bestärken sie in der Gewißheit, daß am Ende seinerPrüfungen er nichts Besseres zu tun habenwird alsauf die ganze\7elt zu <machen>+o(S. zz6- XVI). € In einer Änmerkung auf derselben Seite zitiert Ida N{acalpineden Titel eines der Bücher diesesÄutors: . +r Ä. d. Ü. : Deutsch im Original in Klammern. ++ A.d.Ü.: Vgl. auch Daniel Paul Schreber, DetkwürdigkciteneinerNeruenkranken, hrsg. S.M.Veber, Berlin r973, S.487. +s (S. rp4 - XIV) Die Redensart <Ei verflucht. ..) war noch ein Überbleibselder Grundsprache,in welcher die S7orte<Ei verflucht, das sagt sich schwer> jedesmal gebraucht wurden, wenn irgendeine mit der Veltordnung unverträgliche Erscheinung in dasBewußtseinder Seelentt^t,z.B. <Ei verfucht, dassagtsich schwer,daß der liebe Gott sich f . . . Iaßt >. a6 Vir glauben, wir können aus dem Register der Grundsprache selbst diesen

So ist schließlich das letzte Wott, in dem die unseresJahrhundertsuns ihre Zeitrechnung gab, fnnfzig Jahrevorher artikuliert worden in der Theodizee,der Schrebersich überantwortet sah:,nachdemdas Falliment des Namen-desVaters offenkundig war, d. h. desSignifikanten,der im Anderen, als Ort des Signifikanten,der Signifikant desAnderen als Ort desGesetzesist. Vilir wollen es in der Frage, die jeder möglichen Behandlung der Psychosevorausgeht,fürs erstedabeibewendenlassen;sie führt, wie man sieht, die Konzeption ein, an die man sich in der Behandlung bei der Handhabung der Übertragung halten soll. Euphemismus nehmen, dessen sich hier die Stimmen und Schreber selbst ganz gegen ihre Gewohnheit enthalten. Vir glauben so auch dem Gebot wissenschaftlicher Sttenge besser zu genügen, wenn wir die Heuchelei hervorheben, die auf diesem Umweg wie auf anderen, das, was die Freudsche Etfahrung zeigt, verharmlost, ia sogar zu einem läppischen Geschwätz werden laßt. Vir meinen die undefinierbare Verwendung, die man für gewöhnlich von bestimmten Hin'üeisen macht, etwa: In diesem Moment seinef Analyse regtedierte der Patient auf die anale Phase.l$as für ein Spaßwäre es da, das Gesicht des Analytikers zu sehen, wenn der Ktanke auf seiner Couch zu <stoßen > znfängt, oder auch nur sabbert. All das ist nur eine maskierte Rückkehr zur Sublimierung, die sich in dem inter urinas etfaecu nascimarversteckt und mit ihm implizite zum Ausdruck bringen will, daß iener schmutzige Ursprung nur unseren Körper betrifft. Die Analyse entdeckt ganz andete Dinge. Nicht sein Fetzen Fleisch, sondern das Sein des Menschen selbstgerät unter die Äbfälle, an die sich schon seineersten Spiele hielten, sofern nämlich das Gesetz der Symbolisi"rong, ä.t das sein Begehren notwendig gebunden ist, den Menschen in seinem Netz ( fht*t 1 fängt, und zwar durch seine Stellung als Partialobiekt, als welches er sich darbietet bei seinemEintritt in die Velt, in der das Begehren des Änderen das Gesetz macht. Diese Beziehung bringt Schreber wohlgemerkt klar zum Ausdruck, wenn ef, um es unzweideutig zu sagen,aufden Akt des Sch. . . namentlich zurückftih(t, daß ef sPüft, wie sich da die Elemente seinesSeinsversammeln, deren Zerstreuung in die Unendlichkeit seinesrVahns sein ganzesLeid ausmacht. +r Ä.d.Ü.: Ygl.däflCsdasignifant,Lacatt Schriftenl, S'zo9; dazu S.Leclaire: Der psychoanalytischeProzeß, Ein versuch über das unbewußte und den Aufbau einer buchstäblichenOrdnung, \Valter, Olten und Freiburg im Breisgau rg7r, S.t41f' Anmerkung r49. rs Und zwar in der Form: (S.384-Änlagen). Die Sonne bitdet hier für Schreberden zentralen Aspekt Gottes. Die innere Erfahrung, von der hier die Rede ist, ist Titel des zentralen \flerks von Georges Bataille. In Madame Ednarda beschreibt er das besondere Extrem dieser Erfahrung. rr6

t8j

Zu sagen,was wir auf diesemGebiet machen können, wäre verfrüht, denn eshieße,<über Freud hinaus> zu gehen,und Freud zu überholen, kommt nicht in Fnge, solangedie Psychoanalysenach Freud, wie wir gesagthaben,auf die Stufe vor ihm zurückgefallenist. Jedenfallshält uns dies von allen Gegenständenab außer dem einen: denZugangwiederherzustellenzu der Erfahrung, die Freud freigelegt hat. Denn verwendet man die von ihm eingerichteteTechnik unabhängig von der Erfahrung, der sie verbunden ist, handelt man ebensostupid wie einer der hechelnd die Ruder schwingt in einem Schiff, das auf Sandliegt. (Dezemberryfl - Januarr9y8) Übersetqt aon Cbantal Cressot und Norbert Haat

II7

r S ID I E B E D E U T U N G D E S P H A L L U S

Vir geben hier ohne Textänderungen den Vortrag wieder, den wir am 9. Mai r95 8 im Max-Planch-Institut in München gehalten haben, wo zu sprechen Prof. Paul Matussek uns eingeladen hatte. \flenn man einigermaßen weiß, welche geistigen Moden damals beherrschend waren in Kreisen, die für ihre Zeit durchaus nicht als unaufgeklärt gelten konnten, so wird man ermessenkönnen, welche ResonanzBegriffen beschert sein mußte, die wir als etstet bei Freud ausgezogenhaben, etwa, um einen zu nehmen, der im Folgenden auftaucht, jener . Und vrenn die , um noch einen dieser Begriffe aufzunehmen, die heute in der schöngeistigen Szenekursieren, eine solche Anstrengung inpraktikabel erscheinen läßt, so nehme man zur Kenntnis: Damals vzaren sie unerhört.

Der unbewußte Kastrationskomplex hat bekanntlich die Funktion einesKnotenpunkts, und zwat: r. in der dynamischenStrukturierung der Symptome im analytischen Sinr-rdes'Sflottes,also dessen,was in den Neurosen, Pervetsionenund Psychosenanalysierbatist ; z. in einer Regulation der Entwicklung, die diesererstgenanntenRolle ihre ratio vedeiht: nämlich die Einrichtung einer unbewußtenPosition im Subjekt, ohne die diesesweder sich mit dem Idealtypus seines Geschlechtsidentifizieren,noch ohne die Erfahrung tiefer Ungewißheit auf die BedürfnisseseinesPartnersin der sexuellenBeziehungantworten, noch gat dieienigendesin diesererzeugtenKindes aufangemessene 'Weise wahtnehmen könnte. Darinzeigtsich eineAntinomie, die dem Prozeßinnewohnt, in dem der 'Warum kann et dessenAttribute MenschsichseinGeschlechtaneignet: nur über eine Bedrohung, ja sogar nur untet dem Aspekt einer Beraubung sich zu eigen machen?In ging Freud bekanntlich so weit, einekeineswegszufällige,sondernessentielle Störung der menschlichenSexualitätanzunehmen,und einer seinerletzten Aufsätzehandelt von der Unmöglichkeit, die Folgen, die ausdem Kastrationskomplex im männlichen Unbewußten, aus dem Penisneid im weiblichen,resultieren,auf eine <endliche> Analysezu reduzieren. 686 DieseAporie ist nicht die einzige,aberdie erste,die durch die Freudsche Erfahrung und die daraus resultierende Metapsychologie in unsere Edahrung vom Menscheneingeführt urordenist. Keinetlei Reduktion auf biologische Gegebenheitenvermag sie aufzulösen: Das beweist ausreichenddie Notwendigkeit desMythos, der der Strukturierung des Ödipuskomplexeszugrunde liegt. Es ist nur ein Kunstgriff, wenn man sich bei diesetGelegenheitauf eine erbliche amnetischeErwetbung beruft, nicht nur weil diese schon in sich strittig wäre, sondern weil sie das Problem nicht tdfft: rüTelche Beziehungbestehtzwischen dem Vatermord und dem Pakt des Urgesetzes,wenn dieseseinschließt, daß die Kastration die Strafe für den Inzestist? Diese Diskussion kann nut dann fruchtbar sein, wenn sie auf der Grundlage von klinischen Tatsachengefüht wird. Diese zeigen eine Beziehungdes Subjektszum Phallus, die sich ohne Rücksicht auf den herstellt und die deswegeneine anatomischenGeschlechtsunterschied besondersheikle Deutung bei der Frau und in bezug auf die Frau vedangt, namentlich in den folgenden vier Punkten: t2l

'Süarum betrachtet sich das kleine Mädchen, und sei's auch nut für r. einen Augenblick, als kastriett (sofern dieserAusdtuck bedeutet: des Phallus beraubt sein),und zwar durch dasOperieren von iemand, der zuerst, wichtiger Punkt, seineMutter ist, und dann sein Vater' immet jedoch so, daß man in ihm eine Übertragung im analytischenSinn des Begriffs erkennensollte. z.'Sü'arum,noch grundsätzlicher, wird die Mutter von beiden Geschlechternals mit einem Phallusausgestattetangesehen,als phallische Mutter? 3. Warum wirkt sich korrelativ die Bedeutung der Kastration auf die Symptombildung nur aus auf Grund der (klinisch manifesten) Tatsache,daß die Kasttation als die der Mutter entdeckt wird? 4. Diese drei Probleme kulminieten in der Frage nach dem Sinn der phallischenPhasein der Entwicklung. Bekanntlich benutzt Freud diesen Begriff, um die erste genitale Reifung zu spezißzieren:und zwat, einerseits,insofern siesich durch die imaginäreVorherrschaft desphallischen Attributs und durch den masturbatorischenGenuß charakterisierenließe,wähtend et, andererseits,diesenGenuß bei det Frau an der Klitoris, die damit zu einer phallischenFunktion aufrückt,lokalisiert, womit er nun bei beidenGeschlechternbis zum Ende dieserPhase(das heißt bis zum Untergang des Ödipuskomplexes)iede instinktive Ein- 682 ordnung der Vagina als Ort genitaler Penetration auszuschließen scheint. DiesesNichtwissen stehtunter dem starkenVerdacht einesVerkennens im technischenSinn desVTortes,und dasum so mehr, alsesgelegentlich fingiert ist. Sollte es sich dabei nur um das Nichtwissen in iener Geschichtehandeln, mit der Longus uns die Initiation von Daphnis und Chloe wiedergibt, die er den Aufklärungen einer alten Frau aussetzt? Manche Autoren sind daher soweit gegangen,die phallischePhaseals \ü/irkung einer Verdrängung zu betrachtenund die Funktion, die das phallischeObjekt dabei einnimmt, als Symptom. Schwierigkeiten zeiSymptom: Phobie, meint der gen sich, sobald man wissen will, welches sagteinerbeides'Im letzten manchmal andere, und eine,Perversion,det Fall scheint : Nicht daß es nicht interessante Verwandlungen gäbe, in welchen ein phobisches Obiekt zu einem l,'etischwerden kann; aber wenn es sich um interessanteVerwandlungen handelt, so geradewegen der unterschiedlichenStellung, die das phobischeObjekt und der Fetischin der Struktur einnehmen.Von den zu verlangen, sie sollten diesen Unterschied gemäß den Be::.*"

trachtungsweisenformulieren, die heuteunter dem Titel der Obicktbcziehung im Schwangesind, wäre ein müßigesUnterfangen. Und dies nicht zuletzt, weil sie sich auf nichts anderes stützen als auf jenen approximativenBegriffdes Partialobjekts,der nie einer Kritik unterzogen worden ist, seitdemKarl Abraham dasUnglück hatte,ihn äufgrund der Edeichterungen, die er unsererZeit offeriert, einzuführen. Es bleibt, daß die nunmehr eingeschlafeneDiskussion über die phallische Phase,wenn man die übriggebliebenenTexte aus den Jahren r9z8-r912 wieder liest, uns erfrischt durch dasBeispieleiner theoretischenLeidenschaft,der der inzwischen eingetreteneVerfall der Psychoanalyseals Folge ihrer Transplantation nach Amerika einen Hauch von Nostalgie hinzufügt. rüTollteman diese Debatte lediglich resümieren,würde man nur die authentischeVemchiedenartigkeitder Positionenvon HeleneDeutsch, Karen Horney und Ernest Jones- um nur die bekanntestenNamen zu nennen- verfälschen. Die Folge von drei Aufsätzen, die der letztgenanntediesem Thema gewidmet hat, ist von besondererSuggestivkraft: und wäre esauchnur dadurch, daß er als erster hier etwas gesehenhat, woraufer aufbauen konnte, und was ausgedrücktwerden kann durch den von ihm geprägten Begriff der Aphanisis.Obwohl er sehr richtig die Beziehung der Kastration zum Begehrenproblematisiert,beweister dabeiseineUnfähigkeit, anzuerkennen,was er trotzdem fast in den Griffbekommt, so daß der Begdff, der uns gleich den Schlüsselliefern wird, hier aus seinemNichtvorhandenseinselbstaufzusteigenscheint. 688 Amüsant ist vor allem seinErfolg bei dem Unternehmen,Freud bis in den Buchstabenhinein zu folgen und dennoch zu einer Position zu kommen, die der von Freud strikt entgegengesetztist: in der Tat ein Musterbeispielfür ein schwierigesGenre. So leicht läßt sich aber der Fisch nun auch wieder nicht ertränken, so offensichtlichvoll des Spotts über Jones' Plädoyer für die Wiederherstellung naturrechtlicherGleichheit (dasihn fortreißt bis zu jenem Bibelwort, nach dem Gott beide, Mann und Frau, erschuf). In der Tat, was ist gewonnen, wenn Jones die Funktion des Phallus als Partialobjekt normalisiert, gleichzeitig aber gezwungenist, sich auf die Präsenzdes Phallusim Mutterleib, den Phallusals zu berufen, d.h. auf einen Begriff, der erst in den PhantasienseineFunktion erhält, die Melanie Klein entdeckt hat, und der deshalbuntrennbar mit der KleinschenDoktrin verbundenist. die diesePhantasienauf r23

die Rekurrenz des Ödipuskomplexesbis auf die früheste Kindheit zurück bezieht. Man wird nicht fehlgehen,wenn man die Frage wieder aufgreift, wie Freud zu seineroffensichtlichparadoxenAuffassunggekoÄmen ist. Man wird nämlich einräumenmüssen,daß er wie kein anderer angeleitet war in seiner Anerkennung jener ordnung der Erscheinungendes Unbewußten, deren Finder e1war, und daß, weil die Natur dieserErscheinungennicht ausreichendartikuliert wurde, seine Nachfolger mehr oder weniger unausweichlichin die Irre gehenmußten. von uns nun schonseitsieben Ausgehendvon dieserAtt \/ette, die dem 'S(/erke Freuds zugrunde liegt, vrm Komment^r Jahrin fortgesetzten allem zu dem, daß der vor ri.td *it zu gewissenResultatengelangt: Begriffdes signifikanten, wie er in der modernenlinguistischenAnalyse deÄ Begriff des Signifikatsentgegengesetztwird, unverzichtbar ist für iede Ärtikulation des analytischenPhänomens.zwat ist dieseLinguistik Freud nicht verfügbar gewesen,da sie nach ihm entstand; doch behauptenwir, daß das Besondeteder Entdeckung Freuds eben darin üegt, äaß sie die Formeln der Linguistik antizipiert, ausgehendvon einemBereich,in dem man ihre Herrschaft am allerwenigstenerwaften konnte. umgekehrt verleiht Freuds Entdeckung dem Gegensatzvon Signifikant und signifikat seinvolles Gewicht: d. h. der signifikant übt seineaktive Funktion ausin der Bestimmungiener\Tirkungen, über die dasBedeutbareseinePrägung erleidetund durch diesesEdeiden Signi6kat wird. DiesesErleiden, diese Passiondes Signifikanten wird von da her zu einer neuen Dimension der Conditiobsmana:sofern nämlich nicht einfach der Mensch spricht, sondefn Es in dem Menschenund durch den rüTirkungen,in Menschenspricht; sofern seineNatur eingewobenist in denen die Struktur der Sprache,zu deren Material er wird, wieder auftaucht, und sofern damit die Relationl des Sprechensin ihm Resonanz findet, jenseitsvon allem, was dem Vorstellungsvermögen der zugänglichist. Vorstellungspsychologie Man kann d"h.t t"g.tt, daß die Konsequenzender Entdeckung des Unbewußtenin der Theorie noch nicht einmal halb erfaßt sind, wennglcich die Erschüttefung, die sie in det Praxis bewirkt hat, spürbater ist, alsman sich davon Rechenschaftgibt, selbstin der Form von Rückschlägen.Es muß allerdings deutlich werden, daß dieseBetonung, die ' A . d . Ü . : V g l . u n t e nS ' z r 8 A n m . r24

68g

wir auf die BeziehungdesMenschenzum Signifikantenlegen,nichts zu schaffenhat mit jener Position (im gewöhnlichen Sinne des Begriffs), die von Karen Horney beispielsweisevorweggenommen wurde im Streit um den Phallus, eine Position, die Freud als feministischbezeichnethat. In der Tat handelt essich nicht um die Beziehung desMenschenzut Spracheals zu einemgesellschaftlichenPhänomen, auch nicht um so etv/aswie jenesattsambekannteideologische Psychogenese,die freilich nicht einfach durch den Rekurs auf jenen völlig metaphysischenBegriff aus dem \7eg zu täumen ist, der auf den Krücken dner petitioprircipii, nämlich der Anrufung des, unter dem Namen des recht kümmedich daherkommt. Es geht hier darum, daß die zitiettenWirkungen wiedergefundenwerden sollen in jenen Gesetzen,die den beherrschen, den Freud in bezug auf die Träume als Ort des Unbewußten bezeichnethat, die V7irkungen,die offenbatwetden aufder Ebenejener Kette ausmateriell instabilen Elementen, die die Sprachekonstituiert, und die determiniert sind durch jenesdoppelte Spielvon Kombination und Substitution im Signifikantennach den zwei Abhängen (aersants), die das Signifikat erzeugen: Metonymie und Metapher, jene \Tirkungen also,die bestimmendsind für die EinsetzungdesSubjekts.Zu di* sem Zweck erscheint dann eine Topologie (im mathematischenSinn diesesBegriffs),ohne die, wie man bald bemerkt,esunmöglichist, die Struktur einesSymptoms(im analytischenSinne)auchnur zu notieren. Es spricht im Andern, sagenwir, und bezeichnenmit dem eben den Ott, den der Rückgtiff auf das Sprechenevoziert in jeder Beziehung,in die er interveniert. W'ennEs im Andern spricht, egal, ob das dann vom Subjekt mit den Ohren vernommen wird oder nicht, dann deswegen,weil das Subjekt in ihm seine signifikante Stellung 6ndet durch etwas,dasjedem Erwecken desSignifikatslogisch voraufgeht. Die Entdeckung,was dasSubjektan diesemOrt, d.h. im Unbewußten, artikuliert, läßt uns begreifen,auf Kosten welcher Spaltung* es sich konstituiert hat. 69o Der Phallus läßt sich hier aus seinerFunktion erhellen.Der Phallus in der FreudschenDoktrin ist kein Phantasma,wenn man unter PhantasmaeineimaginäreVirkung verstehenmuß.Es ist alssolcherebensowenig ein Objekt (ein partiales,internes,gutes,bösesetc.),insofern * Ä,d.Ü.: Die mit * versehenenÄusdrücke stehen im Druck. den die <Ecrits> bringen, auf deutsch. r2t

dieserBegriffdie Realitäthervorhebt,die in einerBeziehungangesprochenwird. Noch weniget wohl ist er dasOrgan, Penisoder l(litoris, das er symbolisiert.Nicht ohne Grund hat Freud hier sich auf jenesSimulacrum bezogen,das der Phallus für die Antike-war. Denn der Phallusist ein Signifikant, ein Signifikant, dessenFunktion in der intrasubjektivenÖkonomie der Analysevielleicht den Schleierhebt von der Funktion, die er in den Mysterien hatte. Denn es ist der Signifikant, der bestimmt ist, die Signifikatswirkungenin ihrer Gesamtheit zu bezeichnen,soweit der Signifikant diese konditioniert durch seineGegenwart als Signifikant. 'Wenden wir uns von da ausje*-rültttungen dieset Gegenwart zu. Sie bestehenzunächstauseinÖ-rUmleitung der Bedürfnissedes Menschen, die dadurchauftritt, daßdieserspricht,.indem Sinne,daßseineB€dürf-' nissein dem Maße, wie sie dem Anspftich unterstellt sind, Cntfremdet zu ihm wiederkehren.Es ist diesnicht die Folge seinerrealenAbhängigkeit (und man glaubeja nicht, daßman hier jeneparasitäreKonzeption vor sich hat, die det Begriff der Abhängigkeit in det Neurosenlehre darstellt),sondernvielmehr die Folge der signifikantenAusformung als solchen und des lJmstands, daß seine Mitteilung vom Ort des Andern aus ergeht. Was also in den Bedürfnissensich entfremdetfindet, bildet eine Urverdrängung*, weil es,per Hypothese,sichnicht im Anspruch zu artikulie,".r rrir-"g t wasaberdennocherscheintin einemAbkömmling, der das darstellt,vrassichbeim MenschenalsBegehten* zeigt, die Phänomenologie, die sichausder analytischenErfahrung herausschält,ist sehrwohl geeignet,den paradoxen,abweichenden,efratischefl, exzenttier'ten,ia sogar skandalösenCharakter des Begehtens zu demonstfieten, wodurch diesessichvom Bedürfnis unterscheidet.DieseTatsacheist sogar so gesichert, daß sie kaum einem Moralisten der vergangenheit, der diesesNamenswüfdig v/af, entgangeoist. Der Freudismusvon ehedem schien dieser Tatsacheden Statuseiner sichetenErkenntnis geben zu sollen. Heute befindet sich die Psychoanalyseaber paradoxerweisean der Spitze des ewigen Obskurantismus und übt ihre einschläfernde 'üüirkung nur um so mehr, als sie die Tatsacheleugnet, gestütztauf ein Ideal der theoretischenund praktischenReduktion des Begehrensauf dasBedürfnis. I)arum haben wir hier jenen Statusfestzuhalten,ausgehendvom Anim Begriffder (FfustfaEigenschaften spruch,dessencharakteristische tion > (den Freud nie vetwendet hat) ausgeklammertbleiben. t z(t

Der Anspruch an sich zielt auf etwas anderesals die Befriedigungen, 69r na'chdenener ruft. Er ist Anspruch auf eine Gegenwart oder auf cine Abwesenheit.Das bringt jeneursprünglicheBeziehungzur Mutter zum Ausdruck, die schwanger geht mit jenem Anderen, das dieseits des Bedürfnissezu situierenist, die esbefriedigen kann. Sie konstituierr er bereitsals Inhaber des, die Bedürfnissezu befriedigen, das heißt der Macht, ihnen dasvorzuenthalten,wodurch allein siebefriedigt wären.DiesPrivilegdesAndern umreißt sodie radikaleGestaltderGabe dessen,wasesnicht hat, dasheißt dessen,was man seineLiebe nennt. Auf diesemWegehebt der Anspruch die Besonderheitvon alledem,was gewährt werden kann, auf und verwandelt es in einen Liebesbeweis, wobei selbst die Befriedigungen, die er für das Bedürfnis erwirkt, erniedrigt werden dadurch, daß sie nicht mehr darstellen als dasZerschellendes Liebesanspruchs(all das ist vollkommen spürbar in der Psychologie der Säuglingspflege,an die sich unsere KindermädchenAnalytikerinnen gehängt haben). So entstehtdann also die Dringlichkeit, daß die dergestaltaufgehobene Besonderheitj ensei ts des Anspruchs wieder auftaucht. Und tatsächlich erscheintsie auch dort wieder, aberindem siedie Struktur konserviert, die vom Unbedingten des Liebesanspruchsunterschlagenwird. Vermöge einer Umkehrung, die keine einfache Negation der Negation darstellt, taucht die Macht des reinen Vedusts auf aus dem Überrest einer Obliteration. Dem Unbedingten des Anspruchs substituiet das Begehrendie Bedingung: DieseBedingung entbindetin der Tat, was im Liebesbeweisgegen die Bedürfnisbefriedigungrebelliert. Daher ist das Begehren weder Appetit auf Befriedigung, noch Anspruch auf Liebe, sondern vielmehr die Differenz, die entsteht aus der Substraktiondeserstenvom zweiten,ja dasPhänomenihrer Spaltung* selbst. Man begreift, wie die sexuelleBeziehungdiesesgeschlossene Feld des Begehrenseinnimmt und ihr Los hier ausspielenwird. Denn diesesFeld ist gemacht dazu, daß auf ihm sich das Rätsel produziert, das jene Beziehungim Subjekt aufwirft und das sieihm doppelt <signifiziert> : als \Tiederkehr des Anspruchs, den sie auslöst, als Änspruch an das SubjektdesBedürfnisses; alsAmbiguität, die vergegenwärtigtwird bezüglich des Andern, das im beanspruchtenLiebesbeweisim Spiel ist. Das Auseinanderklaffenin diesemRätselzeigt, wodurch esdeterminiert ist, in der einfachstenFormel, die es offenlegt: daß nämlich weder das Subjektnoch det Andere (für jedender Beziehungspatner)sich damit r27

zufrieden geben können, Subjekte des Bedürfnissesoder Obiekte der Liebe zu sein,sonderneinzig und allein damit, Statthalterzu seinfür die Ursache(cause ) des Begehrens. Diese lfahrheit bildet innerhalb des sexuellenLebens den Kern aller Fehlbildungen, die in den Bereich der Psychoanalysefallen. Sie macht 692 hier auch die Bedingung für das Glück des Subiektsaus: Aber das Aufklaffen desselbennr tatnen, indem man sich wiederum auf die Kraft der beruft, und es zu lösen durch das Heranreifen derZärtlichkeit (dasheißt allein durch den Rekurs auf den Anderen als Realität),ist, so fromm die Absicht auch seinmag, darum nicht weniger ein Schwindelgeschäft.Man muß hier hinzufügen,daßausgerechnetdie französischenPsychoanalytikermit ihrem heuchlerischenBegriff einer ienenmoralisierendenGleichschritt einführten, det ztt den Liedern heilsverkündender Gesangvereinenun überall sich durchsetzt. Jedenfalls,der Mensch kann nicht die Absicht haben,g nz a) sein (im Sinneiener oder der als einet weiteren Prämisse,in deren Namen die moderne Psychotherapie vom Süegeabkommt), sobald das Spiel der Verschiebung und der Verdichtung, dem er in der Ausübung seinerFunktionen unterworfen ist, seineBeziehungals Subjekt zum Signifikanten markiert. Der Phallus ist der privilegierte Signifikant dieser Markierung, in der der Part des Logos mit der Heraufkunft des Begehrenskonvergiert. Man kann sagen,daßdie rü7ahlauf diesenSignifikantenfällt, weil er am auffallendstenvon alledem,wasman in der Realität antrifft, die sexuelle Kopulation ausdrückt wie auch den Gipfel des Symbolischenim buchstäblichen (typographischen)Sinn diesesBegriffs, da er im sexuellen Bereich der (logischen)Kopula entspricht. Man kann auch sagen,daß er kraft seiner Turgeszenzdas Bild des Lebensfussesist, soweit dieser in die (in der) Zeugung eingeht. Alle dieseVorstellungen verschleiernaber immer noch die Tatsache, daßer seineRolle nur vetschleiertspielenkann, dasheißt seinerseitsnur als Zeichen derLatenz, mit der allesBedeutbaregeschlagenist, sobald es in der Signifikantenfunktionaufgehoben*ist. Der Phallusist der SignifikantdieserAufhebung* selbst,die er durch seinVerschwinden inauguriert (initiiert). Daher taucht der Dämon des Aiöa4,(Scham)* geradein dem Augenblick auf, in dem der Phallus in den antikenMysterienenthüllt wird (vgl. dasberühmteGemäldein der Villa von Pompeji). r28

6gt

Er wird dann zum Balken, der in der Hand diesesDämons das Signifizierte schlägtund es dadurch als bastardhafteNachkommenschaftseiner signifikanten Verkettung kennzeichnet. Soentstehtein Verhältnis der Komplementaritätin der Instauration des Subjektsdurch das Signifikante,dassowohl dessenSpaltung* erklärt wie auch die Bewegung desEingreifens, in der diesesich vollendet. Undzwar: r. dadutch,daßdasSubjekt seinSeinnur bezeichnet,indem esalles,was es bedeutet,schrägstreicht,wie datauserhellt, daß es um seinerselbst willen geliebt werden möchte, ein Trugbild, das nicht darin aufgeht, alsgrammatikaüschbenanntzu v/erden(da esja denDiskurs abschafft); z, dadurch,daß das,was von diesemSeinim Urverdrängten* lebendig ist, seinSignifikantesdarin 6ndet, daßesdasKennzeichender VerdÄngung* vom Phallus erhält (durch das das Unbewußte Spracheist). Der Phallus als Signifikant gibt die raisondes Begehrens(nach der Bedeutung, die dieser Begriff in der französischenSprachehat, wenn von einer <mittleren und äußerenraison>> im Goldenen Schnitt die Rede ist). Ich vetwende ihn auch wie einen Algorithmus, um mein Exposd nicht endlosaufblasenzu müssenund im Vertrauen auf den Widerhall unseter gemeinsamenErfahrung, die Ihnen ermöglicht, dieseVerwendung zu verstehen. Daß der Phallusein Signifikant ist, bedeutet,daßdasSubjektZugangzu ihm findet am Ort des Andern. Da aber der Signifikant hier nur verschleiert sein kann, und z'war als Grund (raison) des Begehrensdes Andern, ist das Subjekt gezwungen, das Begehren des Andetn als solchesanzuerkennen,das heißt den andern, sofern er selbstdurch die signifikante Spaltung* gespaltenesSubjekt ist. Die in der psychologischenGeneseaufttetendenErscheinungenbestätigen dieseFunktion des Phallus als Signifikanten. So wird es möglich, die Tatsache,die Melanie Klein hervorhebt, genauerzu formulieren: daß nämlich dasKind von Anfang an der Auffassung ist, die Mutter <enthalte>den Phallus. Die Entwicklung aber erhält ihre Ordnung in derDialektik desLiebesanspruchsund der Ptobe auf dasBegehren. Unter einem solchenBegehren,dessenSignifikant ihm fremd ist, kann der Liebesanspruchauch nur leiden. W'enn das Begehrender Mutter det Phallus ist, will das Kind, um es zu befriedigen, Phallus sein. So macht sich die dem BegehrenimmanenteSpaltungschondadurchber29

merkbar, daß sie im BegehrendesAndern erfahrenwird; denn sie opponiert dagegen,daß das Subjekt sich damit begnügt, das, was es an Realem,was diesemPhallus entspricht' ltabenkann, dem Anderen zu präsentieren,denn, was es hat, zählt nicht höher als das, was es nicht hat, inAnbetracht seinesAnspruchsauf Liebe, der möchte,daßesist. SolcheProbe auf das Begehrendes Andern ist, wie uns die klinische Erfahrung zeigt, nichtentscheidenddadurch,daßdasSubjekt durch sie erfährt, ob es selbst einen realen Phallus hat oder nicht, sondern dadurch, daß es erfährt, daß die Mutter ihn nicht hat. Dies ist dasErfahrungsmoment, ohne welches sich keine auf den Kastrationskomplex bezüglicheKonsequenz,seisiesymptomatisch(Phobie)oder sttuktural 69+ (Penisneid)*,zeigen kann. Hier zeichnetsich die Koniunktion desBegehrensab, sofern der phallischeSignifikant sein Kennzeichenist, mit der Drohung oder Sehnsuchtdes Habensverfehlens(wanqueä auoir). Gewiß hängt seineZukunft von dem Gesetzab, das der Vater in diese Sequenzeinführt. Man kann aber,hält man sich an die Funktion desPhallus,Strukturen herausarbeiten,denen die Beziehungenzwischen den Geschlechtern unterworfen sind. Diese Beziehungendrehcn sich, wie wir sagen,um ein Sein und ein Haben, die dadurch, daß sie sich auf einen Signifikanten,auf den Phallus, beziehen,die ärgerlicherüTirkunghaben,daßsieeinerseitsdem Subiekt Realität in diesemSignifikanten verleihen, anderetseitsdie zu bedeutendenBeziehungenirrealisieren. Dies geschieht über das Dazwischentreteneines Scheins,der an die StelledesHabenstückt, um esauf der einen Seitezu schützen,auf der andernden Mangel im andernzu maskieren,und der zur Folge hat, daß er die idealen oder typischenEtscheinungsfotmendesVerhaltens beider Geschlechter,bis zut äußerstenGrenzeim Akt der Kopulatiort, g nz ins Komödienhafte projiziert. DieseIdeale erhaltenihre Kraft ausdem Anspruch, den siezu befriedigen vetmögen, und der immer Liebesanspruchist, mit seinemKomplement der Reduktion desBegehrensauf den Anspruch. So paradox dieseFotmulierung auch erscheinenmag, wir behaupten, daßdie Frau, um Phalluszu sein,Signifikant desBegehrensdesAndern, einenwesentlichenTeil der'$Teiblichkeit,namentlich all ihre Attribute wassie in die Maskeradezurückbannt.Ausgetechnetum dessentwillen, indeszu werden' Was geliebt zugleich und begehrt nicht ist, meint sie, im dessen Signifikanten scnihr eigenesBegehrenanbelangt,sofindetsie I lc)

Körper dessen,auf den sichihr Liebesanspruch richtet. Man darf aber nicht daß das Organ, das mit dieser signifikanten gewiß vergessen, ist, von hier ausdenWert einesFetischannimmt. Funktion ausgestattet Abet als Ergebnis bleibt für die Frau, daß in ein und demselbenObjekt sowohl eine Liebeserfahrung,die als solche (siehe oben) sie idealiter dessenberaubt, was diesesihr gibt, als auch ein Begehren, das hier seinen Signifikanten findet, konvergieren. Deswegen wird, wie man beobachtenkann, dasFehlen der dem SexualbedürfniseigenenBefriedigung, andersgesagt:die Frigidität, von der Frau verhältnismäßiggut ertragen,während die dem BegehreninnewohnendeVerdrängung bei ihr geringer ist als beim Mann. Beim Mann aber zeitigt die Dialektik von Anspruch und Begehren 695 Folgen, angesichtsderen man sich noch einmal über jene Sicherheit vrundern kann, mit der Fteud sie genauan den Verbindungsstellen,an denensieerscheinen,situiert hat unter dem Titel einer für dasLiebesleben spezifischenErniedrigung. Findet det Mann die Möglichkeit, seinenLiebesanspruchin der Beziehung zur Frawzu befriedigen, sofern der Signifikant desPhallus sie als diejenige konstituiert, die in der Liebe das gibt, was sie nicht hat, so wird umgekehrt seineigenesBegehrennachdem PhallusseinenSignifikanten hochkommen lassenin seiner übrigbleibenden Divergenz auf <eine andere Frau> hin, die auf vetschiedeneWeise diesenPhallus bedeutenkann, ob als Jungfrau oder als Hure. Hieraus ergibt sich eine zentrifugale Tendenz des Genitaltriebsim Liebesleben,die dazu führt, daßvom Mann die Impotenz viel schlechterertragenwird, wähtend die demBegehtenimmanenteVerdrängung* größereBedeutungannimmt. Man darf freilich nicht glauben, daß die Art Untreue, die hier für die männlicheFunktion konstitutiv zu sein scheint,dieserallein eigentümlich sei. Denn betrachtet man die Sachegenauer, so findet sich die gleiche Verdoppelung bei der Frau, nur daß der Andere der Liebe als solcher, das heißt insofern ef dessenberaubt ist, was er gibt, sich schlechtbemerkbarmachtin demRückstoß,durch dener sichdem Sein desselbenMannessubstituiert,dessenAttribute sieschätzt. Man könnte hier hinzufügen, daß die männliche Homosexualitätdem phallischenKennzeichenentsprechend,dasdasBegehrenkonstituiert, sich auf dem Abhang des Begehrenskonstituiert, daß hingegen die weibliche Homosexualität,'üriedie Beobachtungzeigt, sichan einerEnttäuschung orientiert, die den Abhang des Liebesanspruchsverstärkt. Diese Bemerkungenbedürften eigentlich weiterer Nuancierung durch rtl

einen Rekuts auf die Funktion det Maske, sofern dieseiene Identifikationen beherncht, in denen die Verweigerungen des Änspruchs sich aufösen. Die Tatsache,daßdie \ileiblichkeit ihr Refugium in dieserMaske findet Curchdie Verdrängung *, die dem phallischenKennzeichendesBegehrens inhätent ist, führt zu der merkwürdigen Konsequenz, daß beim Menschendie männlicheParadeselbstals weiblich etscheint. Korrelativ dazuläßt sich der Grund für jenen Zug begreifen, der nie aufgeklärt worden ist, und an dem die Tiefe der FreudschenIntuition noch einmal sichermessenläßt : warum Freud nämlich behauptet,daßes nur eineLibido gebe,wobei seineSchriftenzeigen,daß er sie als männlich auffaßt.Die Funktion desphallischenSignifikantenmündet hier in seinetiefsteRelation: die, durch die die Alten hier NoÜ5 und Aoyög Fleischwerden ließen. Übersetztpon Chantal Creusot,Norbert Haas und SamuelM.'Weber

76'KANT MIT SADE

Diese Schrift sollte als Votwort zu ( Die Philosophie im Boudoir > dienen. Erschienen ist sie in der Revue <, München (Rogner u. Bernhard) r97z'

Daß SadesWerk Freud antizipiett, und sei's auch nur als Katalog der Perversionen, ist eine in den Geisteswissenschaftennachgebetetc Dummheit, an der wie stetsdie Spezialistenschuld sind. Boudoir von Demgegenübermöchtenwir behaupten,daßdasSadesche der Art jener Stättenist, denendie Schulender antiken Philosophieihre Namen verdanken: Akademie, Lyzeum, Stoa.Hier wie dort geht man die Position der Ethik an die Vorbereitung der'$flissenschaft,indemman einer Korrektur unterzieht. Mit dieserFlurbereinigung aberbildet sich unterirdisch in den Mäandern desGeschmacksüber hundert Jahre hin allmählich eine Bahn, die Freud denl7eg ebnen sollte' Sechzigweitere Jahrewärenhinzuzurechnen,um absehenzu können,wozu dasGanze. 'Wenn Freud seinLtstprinzip artikulieren konnte, ohne sich noch im geringsten um den Hinweis zu kümmern, worin es sich gemessenan seiner Funktion innerhalb der traditionellen Ethik unterscheidet,ia ohne daß er noch hätte Gefahr laufen müssen,im Nachhall des unbestrittenenVorurteils zweier Jahrtausende- wir meinendie Tendenz,die Kreatut ihrem Wohl vorzuordnen, gemäß einer Psychologievorstellung, wie siein den vielfältigen Mythen desWohlwollens enthaltenist verstandenzu werden, können wir nicht umhin, der unmerklich ansteigendenLinie desThemasvon der ,wie sie dasneunzehnteJahrhundert durchzieht, unsereReverenzzu etweisen. Hier ist Sadeder allerersteSchritt einer Subvetsion,deren, soweit wir sehen,niemalsbemerkter'sfendepunktKant ist, wie überraschenddies angesichtsder Kälte diesesMannesauch scheinenmag. Die Philosopbiein Boadoir erscheint acht Jahre nach der Kritik der praktivben Vernurft. Wie man sehenwird, velträgt sie sich nicht nur sie vielmehr, ja sie spricht, wie wir schließlich 766 mitihr, sondern ergänzt'Wahrheit der Kritik aus. nachweisenwerden, die Drum kuz die Postulate, in denen sich diese erfüllt: das Alibi der Unsterblichkeit, wohin sie Fortschritt, Heiligkeit und sogat Liebe, alles,was sichan Befriedigung ausdem Gesetzableitenließe,verdrängt, die Garantie, daß sie einesWillens bedatf, für den der Gegenstand,auf den dasGesetzsich bezieht,intelligibel sei,womit siegar noch die platte Hilfsfunktion der Nützlichkeit einbüßen,auf die Kant sie zu beschränken suchte,verleihendiesemWerk in seinerumstürzenden'Wirkung Daraus erklärt sich die ungemeineFaszidas Schneidend-Geschliffene. jedem seiner durch die akademischeAutorität nicht nation, wie sie eingeschüchtertenLeser widerfährt. Und diesemEffekt kann es nicht schaden,versucht man, sich ihn zu verdeutlichen. r)t

Daß es einemwohl sei im Bösen,oder, wenn man so will, das <Ewig Weibliche > uns nicht hinanzieht, dieseWendung verdankt sich einer philologischenBeobachtung:Beruht doch die bis dahingültigeAuffassung, wonach, wie es im Französischenheißt, , auf einer Homonymie, die im Deutschennicht möglichist: .l,[an fühlt rich woblin Guten.So jedenfallsführt Kant uns in die Praktisclte Vernunft ein. Das Lustprinzip ist das Gesetzdes !7ohls, genauerdes $Tohlseins.In der PraxisunterwürfeesdasSubjektderselbenVerkettung der Erscheibestimmt.Kants Einwand dagegen nungen,wie sieseineGegenstände erfolgt, seinemstrengenDenkstil gemäß,immanent. Kein Phänomen kann sichauf einedauerhafteBeziehungzvr.Lust gründen. Kein Gesetz Wohls ließesichso formulieren,daßdasSubjekt, einesso verstandenen das dies Gesetzin sein Handeln aufnähme,als Wille bestimmt würde. So wäre denn die Suchenach dem als STohlverstandenenGuten eine lebtedasGute nicht wieder auf, und zwar alsGegenstanddes Sackgasse, moralischenGesetzes.Es kündigt sich uns an durch die Erfahrung, daß wir Befehle in uns vernehmen, deren Imperativ sich als kategorisch, andersgesagt,als unbedingt darstellt. Nun ist, wohlgemerkt, diesesGute vermudichnur darschlechthinGute insofern,alses,wie schongesagt,jedwedemObjekt gegenübet,dassich ihm seinerseitsals Bedingung zu stellen sucht, mit Insistenz daran festhält, sich allen, aber auch allen unbestimmten Arten des Guten zu widersetzen,die dieseObjekte ihm alsprinzipiell gleichwertig vorschlagen könnten, um sich damit seine universelle Gültigkeit unterzuotdnen. So scheintseinGewicht denn nur auszuschließen, wasimmer auch, Trieb oder Gefühl, zum Pathos des Subjektsin seinemInteressean einemGegenstandwerdenkönnte,wasKant daherals <pathologisch> bezeichnet. DamitlägederSchlußnahe,manträfehierwiederjeneshöchsteGut an, 767 wie esdie Antike verstand,nur fügt Kant wie gewöhnlichpräzisierend hinzu, daßdiesesGut nicht alsausgleichendes Gegen-,sonderneherals ein Antigewicht agiert,d.h. unter Abzug desGewichtes,das sich als Selbstsuchtauswirkt, wie sie dasSubjektim Eigendünkel(arrogantia) seinerLusterlebnisse zufolgeverspürt,insoferneinBlick aufdiesesGut sein Vohlgefallen an der Lust in seinerAchtung mindert2. 2 Vir haben uns an den französischenText der durchaus annehmbaten Übersetzung von Barni, die auf 1848 zurückgeht (vgl. S. 247tr.), bzw. an den deutschender Äusgabe von Vorländer (bei Meiner) gehalten,s. S. 86. rt6

Erst in demAugenblick - und diesesParadoxonverdient Aufmerksamkeit-, wo dasSubjekt sich keinerlei Objekt mehrgegenübersieht,stößt esauf ein Gesetz,dasvon vornherein schonalssignifikant erscheintund sich von einer Stimme im Bewußtsein her kundgibt, die, um sich als Maxime zu artikulieten, einen Bereich schafft, der reine praktische Vernunft odet Wille ist. Soll dieseMaxime das Gesetzedassenkönnen, ist es erfordedich und zugleich hinreichend, wenn sie zur Probe ihret Vernünftigkeit sich in logischer Hinsicht als universell erweist. Was freilich iure logico nicht heißt, sie nötige sich damit auch jedermann auf, wohl abet, daß sie für alle Fälle, oder genauer, daß sie für keinen Fall gilt, wenn nicht für ieden. Da aber diesePrüfung vernunftgetecht sein muß, und zwar im Sinne reiner, wenngleich praktischer Vernunft, kann sie nur im Falle von Maximen einesTypus gelingen,die sichauf analytischemWegeableiten lassen. Exemplifiziert wird dieserTypus an Hand der Vedäßlichkeit, wie siefür die RückgabeeinesDepositumsr unabdingbarist: hängt doch die Praxis desDepositumsvon beidenOhten ab, die sich, soll derjenige,dem es anvertraut wird, sich seinerAufgabe würdig zeigen,jedweder Einflüsterung verschließen müssen, die diese Vedäßlichkeit anfechten könnte. Anders gesagt:kein Depositum, wenn nicht det damit Betraute seinerRolle gewachsenist. Nun regt sich selbstin diesemevidentenFall womöglich bei manchem dasBedürfnis nach einet synthetischerenBegründung. Ihr Ungenügen wollen wir daher am Beispiel einer Maxime illustderen, die, so respektlosdies auch klingen mag, dem Pöre Ubu nachgebildetist: <Es lebePolen,denn gäb'skein Polen,gäb'sauch keinePolen.> 768 Niemand wolle nun auf Grund einer gewissenSchwerfälligkeit bzw. Erregbarkeit in Zweifel ziehen,wie sehr wir an einer Fteiheit hängen, ohne die die Völker in Trauer gehen.Aber ihre analytische,wenngleich unwiderlegbare Begründung ist doch von der Art, daß sie bei aller Unfehlbarkeit sichein wenig moderiert, bedenktman, daßdie Polen seit je, wenn immer sich der Himmel über Polen verfinstette, sich bemerkenswert unerschüttedich zeigten, und das selbstnoch in Anbetracht der Klagen darüber. 3 Vgl. die Änmerkung zum Lehrsatz III des ersten Kapitels det Anafitik dr reinen praktirchen Vrnanft. Vorländet, S. 3r.

r37

Daran zeigt sich einmal mehr, wieso Kant sein Bedauern darübet äußert, daß sich det Erfahrung des moralischen Gesetzesals Gegenstand der Erscheinung keinedei Anschauung darbietet. Dieser Gegenstandverbirgt sich, wie wit zugebenmüssen,innethalb der gesamtenKritik. Allerdings läßt er sich eraten anhand der Spur, wie Kant siein der unetbittlichen Folgerichtigkeit hintedäßt, mit der er sich bemüht, diese Verbergung aufzwzeigen,verdankt iht doch das \7erk jene zweifellos unschuldige, aber spürbareErotik, die, wie wir zeigenwerden,zuinnerstim S7esendiesesGegenstandesselbstbegründet ist. Deshalb möchten wir geradean diesemPunkte unsererAusführungen alle diejenigen unter unseren Lesern, die mangels Lektüre ein noch jungfräulichesVerhältni s zw Kriti khaben,bitten innezuhalten,um hier späterwieder anzuknüpfen.Inzwischenmögen siesich überzeugen,ob siedie l7irkung hat, von der wit sprachen,auf alleFälleversprechenwir ihnen jene besondereLust, die sich auf diese Leistung hin bei ihnen einstellenwird. in Botdoir folgen, zuminDie anderenwollen uns nun indie Philoropbie destin die Lektüre. Ein Pamphlet,wie sich zeigt, aber dramatischerArt, worin die Szenenbeleuchtungdem Dialog wie den Gestenermöglicht, bis an die Gtenzen edischt füt desVorstellbaren vorzuddngen. Diese Szenenbeleuchtung des innerhalb Pamphlet Streitschrift, Augenblick, um einer einen eine noch < Gewöhnlich glaubt man, ausdem, was hier sich äußert,eine Mystifikation herauszuhöten,wenn man esnicht gar ausdrücklichdafür hält. Nur müßte man nicht einmal durch die bedeutsameRolle des Traums im 'Iraurn gewarnt sein, der auf größere Nähe zum Realen zielt, um im Hohn auf die historischeAktualität hier ein Merkmal gleicher Art zu erkennen. Es ist offenkundig, und man täte besser daran, zweimal hinzusehen. I)cr Nerv det Streitschrift,wenn man so sagendarf, tdtt in der Maxime ?.utagediedem GenießenseineRegelaufstellt,ungewöhnlich, weil ihte Rechtsetzungauf KantischeWeiseetfolgt, nämlichin der Ethebung zur allgemeinenRegel.Sprechenwir dieseMaxime aus: < Ich habe das Recht, deinen Körper zu genießen,kann ein ieder mir sallcn, und ich werde von diesemRecht Gebrauch machen,ohne daß r lll

769

irgendeine Schrankemich daran hindern könnte, diesenLustzoll nach Beliebenzu erpressen.)) So sähe die Regel aus, der man die volontö de tous zu unterwerfen gedenkt, sofern ihr eine Gesellschaftdurch Zwang Geltung verschafft. Für jedesvernünftige \Jüesenbestenfallsschwar.zerHumor, um einen Unterschiedzumachenzwischender Maxime und der Zustimmung, die ihre Voraussetzungbilden soll. Nun aberhabenwir außerder Untetscheidungzwischendem Vernünftigen und Vernünftelei - und die Kritik hat uns, wenn in irgend etwas, so in ebendieserUnterscheidunggeschult-, jenerArt Vernünftelei, die nichts als eine verirrte Zuflucht zum Pathologischenist, inzwischen gelernt, daß im Humor die Funktion des <Überich> ins Lager des Komischen überwechselt.Damit könnte diese psychoanalytischeInstanz, dem Labyrinth von Obskutantismus entrissen,in dem unsere Zeitgenossenden Begriffverwenden, nicht nur ein wenig an Lebendigkeit gewinnen, sondern auch die Kantische Prüfung der allgemeinen Regel um jenesQuentchen Vfitz bereichertwerden, dasihr fehlt. Sind wir von daher nicht gehalten,um so mehr füt etnst zu nehmen, was sich uns datbietet, als es so ernst gar nicht ist. \Vir wollen daher, wie man wohl sieht, nicht danachfragen, ob es vonnöten ist odet genügt, daßeineGesellschaftein Recht auf Genießensanktioniert, indem sie jedermannedaubt, sich darauf zu berufen, soll damit ihre Maxime zum Imperativ des moralischenGesetzeserhoben werden. Vermag doch keinedei positive Legalität über die Erhebung dreser Maxime zum Rang einer allgemeinenRegel zu entscheiden,da eben jener Rang siemöglicherweisein l7iderspruch zu allen anderenRegeln bringen kann. Aber so wenig es sich hier darum handelt, die Frage zu entscheiden, steht in diesem Zusammenhangdie Ausdehnung diesesRechtesauf jedermannzur Debatte, wie es die Maxime beansprucht. Bewiesenwäre damit nämlich bestenfallsnur eine Möglichkeit ihrer Allgemeinheit, nicht aber ihrer universellenGültigkeit, die die Dinge beuteilt gemäßihrer Begründung und nicht nach ihrem Arrangement. Bei dieserGelegenheitsei dahernicht versäumt,die Überschätzungder Rolle anzuprangern,wie man sie gegenwärtig dem Moment der Reziprozität insbesondereim Falle subjektiver Strukturen zuschreibt, die sich zuinnerst dagegensträuben. Die Reziprozität, eineumkehrbareBeziehung,die in Form einer einfachen Linie zwei Subjekte miteinander verbindet, die dieseBeziehung rt9

auf Grund ihrer Position für äquivalent halten, findet, wenn schonnur mühevoll alslogische Zeit irgendeinerÜberschreitung des Subiektsin seinerBeziehungzum Signifikanten,so noch mühevoller als Etappe einer Entwicklung zu ihtem Platz, nehme man dieseals eine psychischean oder nicht (wobei stetsdas Kind dazu herhält, daß Absicht andemonsttiertwird). ihm allesMögliche in pädagogischer rWiedem auch sei, bereits an dieser Stelle läßt sich für unsereMaxime verbuchen,daß sie als Paradigmaeiner Aussagedienen kann, die Reziprozität schlechthinausschließt(Reziprozität,nicht aber die Verpflichtung zur Erwiderung). JedwedesUrteil über die Ordnung desVerruchten, dasunseretMaxime Geltung venchaffen würde, gleicht sich darin, daß es ihr die Eigenschafteiner in Hinsicht auf die Moral als allgemeingültig angenomrnenen Regel zugestehtoder bestreitet,seit die Moral mit Kant als unbedingte Praxis der Vernunft gilt. Man wird ihr diesenTitel schonausdem einfachenGrunde zugestehen müssen,daßihre bloße Kundgabe (iht Kerygma) zugleich einerseitszu begründen vermag, daß das Pathologische,iegliche Rücksicht auf ein Gut, auf eineLeidenschaftbzw. auf Mitleid radikal abzuweisenist - und Kant legt, indem er sieabweist,dasFeld desmoralischenGesetzesfrei andererseits,daß diesesGesetz seine Substanz einzig in seiner Form findet, da sich der Wille ihr nur dann verpfichtet, wenn er aus seinem der nicht ausseiner HandelnjedwedenBestimmungsgrund ausschließt, Maxime selberfolgt. Zwar sind uns diesebeiden Imperative, zwischendenensich die moralische Erfahrung bis ntm Zerreißen des Lebens spannenläßt, in der Form desSadeschenParadoxonsaufedegt, als gälten sie dem Anderen, nicht uns selbst, Indes bestehthier nur auf den enten Blick eineKluft, verfäht doch der moralischeImperativ auf latenteWeisegenauso,da sein Gebot alsvom Anderen her an uns ergeht. Hiet zeigt sich, wie man sieht, g nzvnverhüllt, worauf die am Beispiel der Verwahrungspflicht desDepositums offenkundige Parodie des Formal-Allgemeinen oben erst hinweisen sollte, daß nämlich die Bipolarität, auf der das Moralische Gesetzsich begründet,nichtsweiter ist als jeneSpaltungdesSubfekts,wie sie sich jedesmal,wenn der Signifikant sich einschaltet,vollzieht: insbesondere zwischendem SubjektdesAussagensund dem Subjektder Aussage. Das Moralische Gesetz hat kein anderesPrinzip. Das gilt es noch 140

771

einmal zu verdeutlichen, ohne iener Mystifikation stattzugeben,wie man siean Hand desGag <Es lebePolen> verspürt. Geradeweil die SadescheMaxime ausdem Munde desAnderen ergeht, ist sie aufrichtiger, als wenn sie an die Stimme im Innern appellieren würde, da sie die für gewöhnlich unterschlageneSpaltungdes Subiekts demaskiert. Das SubjektdesAussagenslöst sichhier ebensodeutlichab wie in <Es lebe Polen>, wo sich nut voneinanderscheidet,was mit seinerKundgabe stetszugleich Klamauk erregt. Man möge sich, um es so zu sehen,nur die Doktrin vor Augen halten, auf die Sadeselbst die Herschaft seinesPrinzips gründet. Es ist die Doktrin der Menschenrechte.Daß kein MenschdesandetenEigentum noch jemalsdessenÄpanage sein könne, dürfe et nicht zum Vorwand nehmen, das Recht aller andeten aufzuheben,um aus ihm nach Belieben Genuß zw ziehen+. Was ihm daher an Zwang widerfährt, geschieht nicht so sehr aus Gewalt heraus,sondern eher in Konsequenz desPrinzips, bestehtdoch die Schwierigkeit ftir denjenigen,det diesen Zwang zum Richtspruch macht, nicht so seht darin, jemanden zur Zustimmung zu bewegen,als vielmehr, diesenSpruch an seiner Stelle zu fällen. Den Anderen als frei also, die Freiheit desAnderen macht der Diskurs vom Recht auf Lustedüllung zum Subjekt seinesAussagens,und zwat '$7eise, die sich vom sunterschiede,wie sieaus nicht auf eine dem mörderischenGrunde einesjeden Imperativs hervorgeht. Dieser Diskurs wirkt jedoch nichtsdestowenigerbestimmendfür das Subiektder Aussage,indem er esbei jedemAnruf ausseinemäquivoken Inhalt heraustreibt:macht doch dasGenießen,dasin seinerRedebereits sich schamloseinbekennt,sich zum Pol in einem Paar,bei dem der andere sich in der Höhlung befindet, die esjeweils schonam Ort desAnderen bohrt, um dort das Kreuz der SadeschenErfahrung zu errichten. Ehe wir nach deren Triebfeder fuagen,bliebe zu erwähnen, daß der zeichnet,sichnur mit einer Schmerz,der hiet sein Schmachversptechen den Konnotationen der Kant unter ausdrücklichen Erwähnung bei Erfahrung bedeumoralischenErfahrung trifft. VTaser für die Sadesche r La Philosophie dans le Boudoir. In CEuvrescomplötes du Marquis de Sade.Paris r 9 6 6 ,B d . 1 , S . 5 o r f . s A. d. U.: Vgl. dazu Schtiften I, S. zz6, Anm' 28.

tet, zeigtsich am ehesten,rückt man ihn in die Nähe dessen,worauf ihm gegenüberder entwaffnendeEffekt des ingeniösen Kniffs der Stoiker beruht: die Verachtung. Man stelle sich vor, eine V7endung Epiktets hätte Eingang in die Sadesche Erfahrung gefunden.< Siehstdu >, sagter, und zeigtauf seinBein.Wird nicht die Lust, herabgewürdigtauf das Schmählicheeinet solchen Wirkung, an der ihre Erforschung ins Strauchelngerät, in Ekel verwandelt? So zeigt sich, daß gerade in der Lust die SadescheErfahrung sich modifiziert. Trachtet sie doch nicht danach,sich eines lTillens zu bemächtigen, es sei denn, sie hätte ihn schon durchquert, um sich im Innersten des Subjekteseinzunisten, das sie dadber hinaus bis aufs Schamgefühlaufrcizt. Das Schamgefühlnämlich umfaßt die Verbindungen desGeschöpfesin zwiefacher'$feise: bringt doch schonzwischenzweienallein die Schamlosigkeit deseinen esfertig, die SchamdesAnderen zu vergewaltigen. Auf diesemV?egeließesich nötigenfallsrechtfertigen,waswir zunächst von der Behauptung des Subjektsan der StelledesAnderen z:uzeigen suchten. Befragenwir sie doch einmal näher,dieseLust in ihrer Flüchtigkeit, da sie im Andern an ein Echo gebundenist, welchessie, kaum daß sie es hervorgerufen hat, schon wieder zum Verstummen bringt, indem sie ihm das Unerträgliche zufügt. Scheintsie sich nicht ausschließlichaus sich selbst heraus nach Art einer zweiten, grauenhaften Freiheit zu übersteigern? Damit wird sich uns auch jener dritte Terminus enthüllen, über den, Kant zufolge, die moralischeErfahrung nicht verfügt: dasObjekt, das Kant, um esin der Erfüllung desGesetzesdem \Tillen zu untenverfen, auf dasUndenkbaredesDinges an sich beziehenmuß. DiesesObjekt, habenwir esnicht direkt vor uns in der Sadeschen Erfahrung, herabgestiegenaus seinemunzugänglichenBezirk, enthüllt alsDaseini, als das Agensder Qual? Nicht ohne daß es sich dasUndurchdringliche desTranszendentenbewahrte. DiesesObjekt nämlich ist vom Subjektauf merkwürdigeArt getrennt.Brauchtdoch der Herold der Maximenichtsweiterzu seinals der Punkt, von wo ausdieseergeht.Wie etwaeineStimmeim Radio, die an den Durchhalteappellerinnert, dem auf SadesAufruf hin die Franzoo A. <1.ü. : Deutsch im Otiginal. t42

aal

senzugestimmt hätten, sou/iean die Maxime, die mit der'Wiedererstehung ihrer Republik für diesezum organischenGesetzgeworden wärc' Phänomeneder Stimmewie diese,zumaldie der Psychose,habenin der war in ihren AnfänTat diesenObiektcharakter,und die Psychoanalyse zu beziehen. darauf des Gewissens Stimme die nahe daran, gen kann, dieses Objekt meinen Kant So wird denn ersichtlich, wieso entziehesich ieglicher Bestimmung im Rahmen der transzendentalen Asthetik, obwohl esan einerAusbuchtungdesSchleiersderErscheinungen immer wieder erkennbar wird, ist es doch weder wurzellos noch zeitlos in der Anschauung, weder irreal in seinem Modus noch wirkungslos in seiner Außerung: nicht nur weil Kants Phänomenologie hier mangelhaftist, sonderndie Stimme,selbstwenn sieverrückt ist, die Idee eines Subiekts aufddngt und nicht das Obiekt des Gesetzesauf eine Bösartigkeit des realenGottes muß schließenlassen' Zweifellos hat das Christentum die Menschen dazu erzogen, wenig danuf ntachten, wie esmit der Lust auf seitenGottes steht.Daran geht auch Kants Voluntarismus desGesetzesum desGesetzeswillen achtlos vorüber, der damit, wie man wohl sagendarf, die stoischeErfahrung an Ataraxie noch überbietet. Kant, könnte man denken,steht hier unter demZ:wangevon etwas'was 773 et, allzu nahe,wenn auch nicht von Sade,so doch von ienem Mystiker in sich vernimmt, im Seufzer,mit dem erstickt wird, was er darüber hinaus noch füchtig erblickte, als er seinen Gott ohne Gesicht sah: GrinrnigkeitTSadenennt es: das Höchste'Wesenin der Ordnung des Bösen. hinweg! Kommen wir lieber auf Aber pah! SchwatzeSchaärmereien7 die Funktion der Präsenzim SadeschenPhantasmazurück. Dies Phantasmahat eine Struktur, von der späternoch die Rede sein wird; in ihr bildet dasObiekt nur einender Terme' worin seinephantasmatischeSucheihren Stillstandfinden kann. Versteinert sichdie Lust in ihm, wird es zum schwarzenFetisch, worin die Form, wie sie sich an bestimmtem Ort und Zeitpunkt darreichte,sich auch heutzutagenoch wiedererkennt, auf daß man den Gott in iht bewundere. Eben dies widerfährt dem Henker in der SadeschenErfahrung, wenn seine Präsenzletzflich nur noch darin besteht, als ihr Instrument zu fungieten. z A. d. Ü. : Deutsch im Original. r4t

'Wenn indessenseinGenießendarin aucherstarrenmag, entgehtesdoch nicht der Erniedrigung in einem Akt, den er nicht umhin kann, als ein Geschöpfvon Fleischzu vollziehen, bis ins Mark hinein geknechtet von der Lust. Nfeder spiegelt noch erwidert dieseSpaltung die Verdoppelung (warum sollte siesienicht ( vergegenseitigen> ?),die sichim Anderen beider Zuständedes Subjektsvollzogenhat. Zweifellos würde die Begierde,die dieser Spaltung des Subjektsergeben ist, sich damit zufriedengeben,Wi[e zum Genuß zu heißen. Nur machte dieserName sie des V7illens,an den sie im Anderen sich richtet, nicht würdiger, indem sie ihn bis zum Extrem der Zvtietncht zwischensichund seinemPathosin Versuchungführt; um diesnämlichzu tun, geht sie, der Ohnmacht nahe, geschlagendavon. Denn wie sie losgeht, bleibt die Begierdeder Lust unterworfen, deren Gesetzsie dazu bestimmt, sie in ihrer Absicht immer wieder zu kurz kommenzu lassen.Homöostase,die sichimmer wiedernur allzuschnell an der tiefsten Schwelleder Spannungwiederfindet, an der dasLebendige sein Dasein fristet. Ewig verfrüht, der Niederschlagdes Flügels, kraft dessen es das Siegel der Reproduktion seiner Form zu setzen vermag. Ein Flügel gleichwohl, der sichhier zu erhebenhat, um die Verbindung des Sexusmit dem Tode zu verbildlichen. Lassenwir ihn ruhen unter einemeleusinischen Schleier. Die Lust also, dort unten noch in ihrem Wettstreit mit dem Willen ein Ansporn, ist hier nur mehr ein wankenderKomplice. Selbstin der Zeit des Genießenswäre sie ganz einfach aus dem Spiel, griffe nicht das Phantasmaein, um sie durch eben jenen Zwist zu erhalten, dem sie erliegt. Anders gesagtmacht das Phantasmadie eigentlicheLust der Begierde 774 aus. Noch einmal sei daher unterstrichen, daß Begierde nicht gleich Subjektist, da esniemalsdurch einenSignifikantendesAnspruchs,was immer dieserauchsei,kann bezeichnetwerden, da esdarin nicht artikulierbarist, wenn esauch in ihm artikuliert ist. So läßt sichhier mit Leichtigkeiterfassen, wiesodie Lust ins Phantasma greift. Wic die physiologischeErfahrungzeigt, durchläuftder Schmerzeinen in jeder Hinsicht längerenZyklus als die Lust, da der Reiz ihn erst in dem Punkt erregt, wo die Lust endet.ITie langeer freilich auch dauern mag, hat er doch wie die Lust seinenEndpunkt: die Ohnmacht des t44

Subjekts. Diese vitale Voraussetzungaber macht sich das Phantasma Erfahrung die zuntttze,um an der empfindlichstenStelleder Sadeschen Begierdezu fixieren, die an ihrem Ägenten erscheint. Definieren läßt sich das Phantasmain der allgemeinstenFotm einer Algebra, die wir eigens zu diesem Zweck entworfen haben, d.h. die zu lesen Formel (S Oa), worin dasPunzzeichenO als > ist, eine Formel, die man ebensogutauch von hinten nach vorn lesen kann, und zsvarmit der Einführung einer ldentität, die auf absoluter Nicht-Reziprozität beruht. (Eine Relation, die in ihrem Umfang den Formationen des Subjektsentspricht.) \üüieesdamit auchbestelltseinmag, im vodiegenden Fall jedenfallsläßt sich dieseForm besondersleicht vedebendigen,Sie verbindet nämlich darin die Lust, welcher ein Instrument (Objekt a det Formel) substituiert wurde, mit der Art Spaltung,die vom Subjektgetragenwird, wie das Experiment sie anordnet. Dies ist möglich nur deshalb,weil ihr sichtbarerAgent in der Starredes Objekts versteinert, und zwar mit dem Ziel, daßseineSubiektspaltung vom Anderen her im vollen Umfang auf ihn zurückschnellt. Es handelt sich also um eine vierteilige Struktur, deren es, ausgehend vom Unbewußten, stetsbedarf, um die Verfassungdes Subjektiven in seinerKonstruktion zu erfassen.Dem entsprechenunseredidaktischen Schemata. Modulieren wir dahernoch einmal dasSadesche Phantasmagemäßdieser Schemata: S

Schema r d+d

I

.

V: Ville (zum Genuß) [uolontd ( dejoairance) ] d: Begehren (dödr)

ns Die untere Linie entspricht dem Aufbau desPhantasmas,insoweit auf ihm die Utopie der Begierde beruht. In der geschlängeltenLinie ist die Kette verzeichnet, durch die ein Subjektkalkül möglich wird. Diese Linie hat eine Richtung, und ihre Richtung bildet darin die Grundlage einet Ordnung, innerhalb derer die Erscheinung des Obiektes a an der Stelle der Ursache aus det Universalität ihrer Beziehungzur Kategorie der Kausalität zu etklären ist, die, wollte sie die Schwelleder transzendentalenDeduktion Kants aufsprengen,auf dem Pflock des Unteinen eine neue Kritik der Vernunft zu begründen hätte. r4t

Bleibt noch dasV8, das an seinerhervorragendenStelledie Vorherrschaft desWillens in dieserg nzen Sachegebieterischscheintzur Geltung zu bringen, dessenForm jedoch zugleich an die Vereinigung dessendenken läßt, was es spaltet, da sie dies in Gestalt einesuel wiederumeint, d. h. indem sie dasschräggestrichene ß der praktischen Vernunft gegenübetS dem rohen (dem<pathologischen >) Subjektder Lust zur !7ahl stellt. Kants \7ille alsobefindetsichan der StellejenesWillens, der als Wille zum Genuß nur bezeichnetwerden kann, um damit zu verdeutlichen, daß er daswiederhergestellte Subjektder Entfremdung meint, dasdamit nur noch als Instrument desGenießensfungiert. Damit muß Kant, <mit Sade>auf die Folter gespannt,wobei Sadefür unsereflGedanken wie zugleich in seinemSadismusdie Rolle des Marterwerkzeugsspielt, einbekennen,wassichauf denNenner jenerFrage<Waswill er?> bringen ließe,die ja wohl niemandganzfremd ist. Wolle man sich denn nunmehr dieser Skizzein ihrer gedrängtenForm bedienenund damit ins \Taldesinneredes Phantasmasbegeben,das Sadein seinemWerk in einer Art von systematischem Aufriß entwickelt. Wie mansehenwird, gibt eseineStatikdesPhantasmas, wonachder in I angenommene Punkt der Aphanisiseendlosin der Einbildung hinausgeschobenwerdenmuß.Von daherdie schierunglaublicheüberlebenskraft, mit der Sadedie Opfer der Mißhandlungen und Torturen begabt, die er in seinenfabulösenGeschichtenan ihnen verübt. Der Augenblick ihres Todes scheinteinzigdurch dasBedürfnismotiviert, sie innerhalb eines Kombinatorik zu ersetzen,um derentwillen allein es mehrerer bedarf. Gleichgültig, ob das Opfer allein (Justine) oder in der Mehrzahlvertretenist, untediegtesder Monotonie der Beziehung, wie sie das Subjektzu dem Signifikantenunterhält,worin es unserer Skizzezufolgebesteht.Indem sie dasObjekt a desPhantasmasdarstellt und sichim Realenansiedelt,aberkennt die Scharder Peinigereherdie Variation (s. Juliette). Eineandere Bewandtnishat esmit derForderung,dasGesichtderOpfer müssestetsvon unvergleichlicher(und im übrigen, s.o., unverwüstlicher) Schönheitsein.Und diesesProblemerledigt sich nicht durch ein paar hastig zusammengeklaubte Allgemeinplätzeüber den sexuellen s A. d. U.: Französ,Y (fnt aolonti)mit zwei Asten. o A. d. Ü.: Erlöschung des sexuellenrVunsches. r46

Reiz.Eher zeigt sich darin die Grimassevon etwas,was wir schonin der 776 Tngödie an Hand der Funktion der Schönheitaufzuzeigenzuchten:die äußerste Schranke, die den Zutritt zu einem Bezirk fundamentalen Schreckensversperrt,man denkenur an dieAntigonedesSophoklesund den Augenblick, in dem dot derEqag äutyatep,d.xau ausbrichtto. Dieser Exkurs aber wäre hier fehl am Platze, führte er uns nicht zu einemPhänomen,dasman alsdie Diskordanz der zwei Tode bezeichnen könnte, die sich aus der Existenz der Verurteilung ergibt. Wesentlich an dem, was sich zwischen zwei Toden im Diesseitsabspielt, ist, daß es uns erkennenläßt, daß auf nichts anderemdasJenseitsberuht. Das zeigt sich deutlich an der Paradoxiein SadesEinstellung zur Hölle. Die Idee der Hölle, die et woil hundertmal als Mittel der Unterwerfung unter die religiöse Tyrannei schmäht,ist nämlich auf eigenartigeWeise in den GesteneinesseinerHelden wieder wirksam, obwohl einesbegeistertenVerfechtersdes Subversiven,der Libertinage in ihrer vernunftgerechtenForm, wir meinen den greulichen Saint-Fond". Die Praktiken, mittels deren er nämlich seinenOpfern ihre Todespein aufedegt, beruhen auf dem Glauben, er vermöchte damit für sie im Jenseitsdie ewige Qual zu erwirken. Geradeweil das Verhalten dieserFigur sich dem Blick der Komplicen in gewisserWeise verbirgt und ihr Glaube durch die Scheugeprägt scheint,sich näher über ihn zu äußern,unterstreicht sie ihre Authentizität. Und ein paar Seitenweiter erblickt man sie bei dem Versuch, dies Verhalten ein wenig glaubwürdiger ztr machen,indem sie vom Mythos einer Attraktion redet, die dazu tendiere, die <Patikel desBösen>zu versammeln. Dies Moment desInkohärenten bei Sade,dem die Sadisten,auch ihrerseits ein wenig hagiographisch,zu wenig Aufmerksamkeit schenken, würde klarer, höbe man den in SadesSchriften ausdrücklich erwähnten Terminus des zweiten Todes hervor. DessenGewißheit abe4 auf die Sadegegen die schrecklicheRoutine der Natur (die, wie es an anderer Stelleheißt, dutch dasVerbrechendurchkreuzt werden soll) seine Erwartung setzt, machte es erfordedich, bis zu einer Grenze vofzustoßen,an der der Untergangdes Subjektsdoppelt geschieht:womit Sadeim \Tunsch symbolisiet, daß die auseinandergerissenen Bestandteile unseresKörpers, nuf um zu verhindern, daß sie sich ie wieder verbinden, ihrerseits endgültig vernichtet werden. ro Antigone. v. 78r. " Vgl. Histoire de Juliette. Ed. Jean-Jacques Pauvert. Bd. 1I, S, r96ff.

r47

'Wenn

in bestimmten Freud indessendie Dynamik dieses'Wunsches12 vielleicht allzu dessen Funktion wobei er anerkennt, seiner Praxis Fällen indem er es rcduziert, eindeutig auf eine Analogie zum Lustptinzip -Ansptuch) zuordnet, wird ihm gerade einem (besser: nicht zustimmen können, wer selbstin der Technik, die er Freud verdankt, wie in seinenVodesungen, nur hat lernen können, die Sprache sei allenfalls Hilfsmittel oder Paradeinstrument.Ihm freilich erweist sich Freud nützlich auf Kongressen.Nun sind zweifellosin den Augen solch blassetEpigonen die Millionen von Menschen,für die das Leiden am Dasein der offenkundigeBeweisfür die Praktiken desHeils ist, die sie auf ihrem Glauben an Buddha begründen, unterentwickelt. Ja, desDesx Monesmag ihnen sogarwie etwa Buloz, dem Leiter der Reaae des,det es Renant3ganz unverblümt zu verstehengab, als er, wie Burnouf berichtet, irgendwann in den finfziger Jahren (desvorigen Jahrhunderts) dessenArtikel über den Buddhismus zurückwies, < erscheinen,. Solltensiedenn nicht, wenn siesicheinbilden,ein feineresOhr zu haben als die anderenPsychiater,je vernommenhaben,wie diesetSchmerzim ReinzustanddasKlagelied mancherKranker prägt, die man Melancholiker nennt? Oder einendieserTräume festgehaltenhaben,derenNachwitkung den Ttäumer noch lange verstört, weil er in dem Zustand, in etlebte, auf den dem er dasGefühl einer unversiegbarenrüTiedergeburt Grund des Schmerzesam Dasein drang? Oder sollten wir ihnen, um dieseHöllenstrafen, die man sich niemals jenseitsdessenausmalenkonnte, womit die Menschenhier auf Erden den gewöhnlichenUnterhalt bestreiten,wieder gebührcndzur Geltung zu bringen, inständig vot Augen halten, einmal zu bedenken,wie sich unser täglichesLeben als ewigesDasein ausnimmt? Nichts, nicht einmal die Verzweiflung, berechtigt zu Hoffnung gegen eine letzten Endes soziologischeDummheit, die hier nur erwähnt sei, damit man draußennicht übertdebeneErwartungen an Kreise knüpfe, in denen man eine gesicherteteErfahrung der Formen des Sadismus hat. Das gilt vor allem in Anbettacht der Aquivokation an dem Beispiel jcner Umkehrbeziehung,wie sie von da aus Verbreitung findet, wonach nämlich der Sadismusan eine ldee des Masochismusgebunden I' Subiektiver Dynamismus: der physische Tod gibt dem Verlangen nach dem zwcitcn Tod seinen Gegenstand, t3 Vgl. das Vorwort Renans zu seinen Nozuelleritudesd'hittoire rdligicue von r884. r48

sei,von der man sichdraußennur schwedichvorzustellenvermag,was für ein Durcheinander sich auf ihr aufbaut. Treffender dürfte es wohl sein,wenn man da die PointejenesbekanntenGeschichtchens über die Ausbeutungdes Menschendurch den Menschenwiedererkennt:bekanntlichdie Definition desKapitalismus.Und der Sozialismusdemzufolge? Nun, dasGegenteil. Sounfreiwillig diesetHumor auchist, ist diesdochderTon, in demeine sich verbreitet.Und er vermag bestimmteVersion von Psychoanalyse zra.fasziniercn,weil man ihn gar nicht erst bemerkt. Und doch ist diesder Ton det Doktrinäre, die sichum einegepflegtere Toilette bemühen.Und dazu trägt man wohl, fein existentialistisch, 77s Maßanzug,oder ein wenig schlichter,personalistisch, Konfektion. Der Sadist,so heißt eshier etwa, (negieredie ExistenzdesAndern >. Eben diesaberging zugegebenermaßen aus unsererAnalysehervor. Sollte es sich indessenihr zufolge nicht eher so verhalten, daß der Sadismusdie Qual desDaseinsabweistauf den Anderen,nur daßihm in ein <ewiges darüberentgeht,daß er sich auf diese\Weiseseinerseits Ding > verwandelt, sofern uns denn Mr. Whitehead den Gebrauch diesesTerminus gestattet? Watum sollte er nicht aber auch für uns Gemeingutsein?Ist es nicht genau dies, Edösung, Unsterblichkeitdet Seele,was den Stand des Aber nicht zu hastig,sonstwagenauchwir uns Christenkennzeichnet? zu weit vor. Eher solltenwir schonim Auge behalten,daßSadedemTrugbild seines Phantasmas nicht aufsitzt,in dem Maße,wie nämlichdie Strengeseines Gedankenseingehtin die Logik seinesLebens. Wir möchten unsefenLesern daher an dieser Stelleeine Aufgabe vorschlagen. Das Recht auf Genuß, das Sadein seinerRepublik als für jedermann verbindlich erklärt, erscheintin unserer Skizze nicht in Gestalt einer Umkehrung der Symmetrieauf der Achseoder im Mittelpunkt, sondern nur in Form einer Vierteldrehung auf dem Kreisbogen, etwa:

Schema z

,Z'

r49

Damit kann V, demlüTillenzum Genuß,nicht längerbestritten werden, daß er sich in moralischenZwang verwandelt, wie ihn etwa die Prdsidente de Montreuil erbarmungslosüber das Subjekt ausübt, dessen Spaltungsich,wie man sieht, nicht auf eineneinzigenLeib beschränken muß. (Bemerkenswerterweise stempelterstder Erste Konsul dieseSpaltung als Geisteskrankheitab, indem er sie administrativ bestätigt.) ITas sich hier spaltete,vereinigt sich in S, dem rohen Subjekt und typischen Träget des für das PathologischekennzeichnendenHeroismus, der sich etwain der Art von Ergebenheitäußerte,wie sieSadevon seitenderer bewiesenwurde, die sich, wie seineFrau, seineSchwägerin - seinDiener, varum nicht? - zunächstseinenExzessenlaaussetzten, oder auch in Form anderer Beispiele von Devotion, die aus seiner Geschichtegelöschtsind. Und was schließlichSadeselbst,das schräggestrichene$, angeht,zeigt sich, daß er erst, nachdemdie Dinge zu ihrem Abschluß gefundenhaben,ihnen im Verschwindenals SubjektseinenStempelaufdrückt. Sade ist ausder\7elt gegangen,ohne auch nur dasGeringste,und dasist unglaublich genug, weniger noch als Shakespeare, von seinemBilde hinterlassenzu haben,nachdemer in seinemTestamentverfügt hatte, ein undurchdringliches Buschwerk solle bis hin zum Schriftzug auf dem Stein den Namen verdecken,der sein Schicksalbesiegelte. Mi1göaat's,daßman doch nicht geborenwäre, seinFluch, unheiliger als der desÖdipus, trägt ihn nicht empor zu den Göttern, sondernverewigt sich in dem Werk, auf dasmit ededigenderHandgebärdeJules Janin weist, wie es sich unversinkbarüber Wasserhält, indem er eszugleich von den Büchern begrüßenläßt, die, glaubte man ihm, wie der heilige esin jeder ehrwürdigen BiblioJohannesChrysostomosoder die Pensöes thek verdecken. Ja, esist ein Argernis, SadesWerk, hört man Euch, Ihr Herren Justizund Universitätsräte,wie Jahrmarktsdiebemiteinander tuscheln, nur vermag esimmer noch beidenvon Euch, demeinendurch denanderen, dem einen und dem anderen, dem einen im anderen die Fassungzu rauben t6.

I)enn ein Phantasma ist in der Tat verwirrend,

da man nicht weiß, wo

'r Man möge nicht glauben, wir schenkten der Legende Glauben, er hätte sich in der Zcit sciner Gefangenschaft persönlich eingeschaltet. Vgl. Gilbert Ldly, Vie du Marquis de Sade,Bd. II, S. j77-t8o, sowie die Änmerkung auf der Seite 8o. rs (lhor desÖdipus, v, rrzj. l0 NfauriceGargon. L'affüre Sade. J.-J.Pauvert. t9j7. Bt zitiert Janin nach der Ito

780

man eseinordnen soll, weil es, ganzund garPhantasma,nur im Diskurs wirklich, einfach so da ist und keine Ansprüche an Eure Fähigkcitcn stellt, Euch hingegen zumutet, daß Ihr Euch mit Euren Begierdenins Benehmensetzt. Wolle der Lesersichnunmehr achtungsvolljenenexemplarischenFiguren nähern,die nach einem Jahrmarktsdtusim Sadeschen Boudoir ihre Verbindungen eingehenund lösen. ZeremoniellePause,weihevolle Skandietung. Gelegenheit, darin die Gegenständedes Gesetzeszu begrüßen, die Euch unbekannt bleiben werden, da Ihr unfähig seid,Euch in den Begierden wiederzuerkennen,deren Grund sie sind. Cut ist's, barnlterTigqusein Fragt sicbnurr qa wem? Ein gewisser Herr Verdoux löst das Problem tagtäglich, indem er Frauenin den Ofen steckt, bis er seinerseitsauf dem elektrischenStuhl landet. Die Seinigen, meinte er, wünschten angenehmzu leben. Erleuchteterals er, bot Buddha sich denjenigenzum Fraße,die den \7eg nicht kannten. Trotz solch außerordentlicher Gönnerhaftigkeit, die möglicherweisenur aus einem Mißverständnis resultiert (ist es doch keineswegssicher, ob die Tigerin Buddha als Fraß überhaupt mag), liegt auch det Selbsrvedeugnungvon Herrn Verdoux ein Irrtum zugrunde, der sich mit einem nicht einmal teuren Quentchen Kritikhätte vermeiden lassen.Niemand zweifelt datan,daß die Praxisder Vernunft ökonomischerund gleichzeitiglegalergewesenwäre, hätte er die Seinigen den Riemen etvrasenger schnallenlassen. Monströs in der Att, wie sie sich hiet zu funkelndem Genuß versammeln, lassendieseMoleküle uns plötzlich innewerden,daß esihrer im Leben noch andere,gewöhnlichere gibt, deren Zweideutigkeiten wir uns soebenvor Augen führten. Plözlich sind sie es, die uns achtungswürdiger erscheinenals jene, weil nämlich reiner in ihren Valenzen. Begierden.. ., hier allein dabei, sie miteinander zu bündeln, in all ihrer Überdrehtheit, damit deutlich werde, daß das BegehrendasBegehren desAnderen ist. 'V?'er uns bis hierher gefolgt ist, weiß, daß der Begierdeein Phantasma Reuzede Parir von t874,in seiner Verteidigungsrede, S,851o. Zweite Belegstelle, S.6z: J.Cocteau als Zeuge schreibt, Sadesei ein Argernis, nicht ohne in ihm den Philosophen und Sittenprediger anerkannt zu haben.

zugrunde liegt, das einen Fuß zumindest im Anderen hat, geradeden, auf den es ankommt, auch wenn er, ia vot allem, wenn er hinkt. Das Objekt, wir habenes an Hand der FreudschenErfahrung gezeigt, dasObjekt der Begierde,wo es sich nackt darbietet,ist nur die Schlacke einesPhantasmas,worin dasSubjekt ausseinerOhnmacht nicht wieder zu sich kommt. Es ist ein Fall von Nekrophilie. Unä im allgemeinenschwankt dies Objekt entsprechenddem Subjekt. Geradedamit erweist es sich als ebensounfaßbarwie der Gegenstand des Gesetzesnach Kant. Nunmehr aber mag der Verdacht hervortreten, wie er sich durch diese Annäherung aufdrängt. Sollte das moralische Gesetz nicht die Begierdein dem Falle repräsentieren,wo nicht das Subjekt,sonderndasObjekt esist, dasfehlt? Scheintnicht das Subjekt, allein mit sich als innerer Stimme, ohne daß 7 8 1 doch, was siezumeist sagt,Hand und Fuß hätte, sich hinlänglich durch den Balken zu bezeichnen,durch den der Signifikant $ es zum Bastardzeichenmacht, aus dem Phantasma($ O a) entlassen,von ihm abkünftigtz 1- doppeltenS7ortsinn? 'Wenn, worüber Kant sich verwundert zeigt, diesesSymbol dem Gebot von innen weicht, öffnet es uns den Blick ftir eine Begegnung,die, auf dem \7ege vom Gesetzzur Begierde,ftir beidejeweils weiter reicht als nur bis zur Unterschlagungihres Gegenstandes. Es handelt sich um die Begegnung, mit der die Zweideutigkeit des 'Wortes Freiheit spielt: wobei uns der Moralist, der sie in Beschlag nehmen möchte, eher scham-als gedankenloserscheint. Hören wir denn lieber, wie Kant sie selbstein weiteres Mal exemplifiziertts. ( Setzet>, schreibt er, (franz. pulsion) mit (. Ä . d . Ü . ) tr Es handelt sich um die Änmerkung ntr zweiten Äufgabe zum Lehrsatz III im crsten Kapitel der Analltik. Edition Vorländer, S. 31. rJz

falsches Zeugnis wider einen ehdichen Mann, den er gerne untcr scheinbarenVorwänden verderben möchte, abzulegen,ob er da, so groß auch seineLiebe zum Leben wohl sein mag, siewohl zu überwinden für möglich halte? Ob er estun würde oder nicht, wird er vielleicht sich nicht getrauenzu versichern; daß esihm aber möglich sei,muß er ohne Bedenkeneinräumen.Er urteilt also, daß er etwas kann, darum weil er sichbewußt ist, daßer essoll, und erkenntin sich die Freiheit, die ihm sonst ohne das moralischeGesetzunbekannt gebliebenwäre.> Die erste Antwort, die hier ein Subiekt geben soll, bei dem, wie man zunächsterfthrt, sich vieles nu( in Form von Worten abspielt,legt den Gedanken nahe, daß man uns deren Wortlaut vorenthält, obwohl es darauf geradeankäme.Um ihn aufzuschreiben,würde man sich daher lieber an eineFigur halten, bei der wir indessenGefahr liefen, auf jeden Fall ihre Schamhaftigkeitzu vedetzen,möchte siedoch keineswegsmit dieserAngelegenheitin Verbindung gebtacht werden. Iü7irmeinen die jenes idealen Bürgers, von dem, wie Kant an anderer Stelle Figur 782 erklärt, und zweifellos aus Opposition zu Fontenelle,dem allzu galanten Hundertjähdgen,<seinGeist sichbückenwürde>Ie. 'V7ir wollen Kants Strolch daher davon entbinden, seine Aussagezu beeiden. Es wäre indessenmöglich, daß ein Verfechter der Leidenschaft, blind genug, in der Frage eine Ehrensachezu sehen,Kant in Schwierigkeitenbrächte, könnte er ihn doch zu der Feststellungnötigen, daßbestimmteLeute dutch nichts so sicher dazugebr.achtwerden, sich auf iht Ziel zu stürzen,alswenn essich darum handelt,die Geringschätzung,die Verachtung des Galgenszu beweisen. Denn weder ist der Galgen dasGesetznoch kann er von diesembefördert werden. Den Galgen befördert immer die Polizei, die, wie esnach Hegel heißt, wohl der Staatsein kann. Das Gesetzaber ist, soviel weiß man seit Äntigone, etwasanderes. Dem widerspricht Kant mit seinemLehrbeispiel übrigens nicht: dem Galgen erteilt er hier nur die Funktion, daß mit dem Subjekt zugleich seineLiebe zum Leben daran geknüpft werde. Geradedazuaberkann die Begierdein der Maxime zEt nonpropteraitant perderecautasimFalle einesmoralischen'Wesens uiuendi werden, und aus det Tatsacheheraus,daßesmoralischist,zum kategorischenImpetativ erhoben,auchwenn esmit dem Rücken zurWand steht,Soweitnämlich wird sie hier getrieben. 'o Vgl. Edition Votländer, S, 9o. rJ,

Die Begierde,das, was wirklich Begierdeist, genügt, dem Leben den Sinn zu nehmen,beständees darin, einen feige zu machen.Nüennaber das Gesetz wirklich da ist, hält die Begierde nicht stand, aus dem einfachenGrunde, daßdasGesetzund die verdrängteBegietdeein und dasselbesind; und genau das waf's, was Freud entdeckte.1ü7irverbuchen diesenPunkt bei Halbzeit für Sie,Professor. Schreibenwir denn unsefenErfolg den Bauern zu, die, wie man weiß, die eigentlichenKöniginnen im Schachspielsind.Bisher nämlich haben vrir weder unseren Springer, mit dem wir eine leichte Partie hätten, wäre Sadedoch, wie wir meinen, dafür wie geeignet, noch unseren Läufer, den Narren, noch unserenTurm, die Menschenrechte,die Gedankenfreiheit,Dein-Körper-gehöt-Dir, noch unsereDame ins Spiel gebracht, eine Figur, wie dazu geschaffen,die hohen Taten det höfischenLiebe zu bezeichnen. Denn wir hätten auf dieseWeisefür ein minder gewissesResultatallzu viele Figuten von ihren Plätzenverschoben. Wollte ich nämlich argumentibren,Sadehätte für sich ein bißchenTändelei (und man vergegenwärtigesich nur, was er sich in seinenedaubten oder unzulässigenherausnahm)bewußtermaßen für ein Drittel seinesLebensdem Kerker ausgesetzt,ein Getändel, das, 783 war es auch ein wenig forciert, gemessenan der Vergeltung doch nur um so demonstrativefwar, bekommeich esalsbaldmit Pinselund seiner Pinellerie zu tun. Moralische Tollheit, würde deren Einwand heißen, jedenfalls der Aufregung nicht wert. Damit ist es aber an der Zeit, Pinel die fällige Reverenzzu erweisen,verdanken wir ihm doch einen der edelstenSchritte der Menschheit.- Dreizehn Jahre Charenton jedenfallsgehenauf dasKonto diesesSchrittes.- Das aber war nicht SadesPlatz. - Und dasist det springendePunkt. Denn ebenjener Schritt führte ihn dorthin. Dieser Platz, darüber ist alles,was denkt, sich einig, wäre anderswogewesen.Nur, und da ist der Haken: während die wirklich DenkendendiesenPlatz draußensahen,sahihn seit Royer-Collard, der seinerzeitdie Forderung erhob, die Meinung det Spießerim Kerker bzw. a:ufdem Schafott. Und gerade darin erweist sich Pinel als ein Moment des Gedankens.Wohl oder übel ist er ein Bürge ienet Halbherzigkeit, die auf der Rechten wie auf derlinken der Gedanke die Irreiheitenedeidenedäßt, die die Revolution in seinemNamen verkündet hatte. Retrachtetman nämlich die Menschenrechteunter dem Gesichtspunkt der Philosophie,zeigt sich alsbald,was inzwischeniedermannüber ihre rt4

\Tahrheit weiß. Die Freiheit, auf die siesich zurückführen lassen,ist die, vergeblich zu begehren,denn was nützt es schon?- aber doch auch ein Anlaß, unseregeradeefst entspfungeneFteiheit zu efkennen urid die Gewißheit zu finden, daß sie die Freiheit ist, zu sterben. Freilich auch ein Anlaß, bei dem wir uns das Stirnrunzeln derer zuziehen, die wenig Nahrhaftesan ihr finden. Ihrer gibt esheutzutageviele. Eine Neuauflagedes Konflikts zwischenBedürfnissenund Begierden, aus dem wie durch Züall das Gesetzsich speist. 'Vüas den Widerstand gegen Kants Lehrbeispiel anlangt, wiese die höfischeLiebe einen nicht minder verführerischenWeg, nuf effofdeft ef Kennerschaft.\7er aber seiner Stellung nachzu den Experten gehört, zieht seinerseitswiederum die Experten an, und die Experten auf diesemGebiet: dasist der Auftritt der Clowns. Viel fehlt schonbei Kant nicht mehr, und er raubteuns den Ernst, hat er doch (man lesenur nach, was er darüber gelegentlich sagt) nicht den geringsten Sinn für Komik' Wenn indessenjemandem diesesGespür fehlt, und zwar durch und durch, ist es, wie man schon merkte' Sade.Und dieseSchwellekönnte ihn zum Stolpernbringen, nur schreibtman, um iemandenreinzulegen, kein Vorwort. Kommen wir denn zum zweiten Punkt von Kants Lehrbeispiel. seine an seinerAbsicht, nicht größer. Ge784 Überzeugungskraftist, gemessen wäre auch nuf ein klein wenig schlagWicht elender nämlich, sein setzt ob es zufälligerweiseseineAufkönnen, fertig, würde man ihn fragen gabesei,die Wahrheit zu sagen,für den Fall, daßmit diesemMittel det Tyrann sein Vedangen befriedigen könnte. Sollteer z.B. sagen,der Unschuldigesei ein Jude,wenn er eswirklich ist, vor einemGericht, das,wie man eseflebt hat, daranAnstoß nimmt oder gar, er seiAtheist, für den Fall, daß er selbstsich besserüber die Tragweite der Anklage im klaren wäre alsein Konsistorium, dasnur auf eine Prozeßakteaus ist - oder wird er etwa seine Abweichung vom in einem Augenblick als unschuldig hinstellen wollen, 'tro die Spielregel Selbstkritik heißt -, und, nun ia, hat ein Unschuldiger überhaupt jemals eineganz reine Weste,wird er sagen'was er weiß? Man kann die Maxime zur Pflicht erheben,der BegierdedesTyrannen sei Widerstand zu leisten,sollte der Tyrann es sein, der sich die Macht anmaßt, sich die BegierdedesÄnderen zu unterwerfen. rtt

Damit erweistsichauf beidenEbenen(sowiean Hand der schwierigen Vermittlung), die I(ant zu bewerkstelligensucht, um zu zeigen,das Gesetzlege nicht nur die Lust, sondernauch den Schmerz,dasGlück oder aber den Druck des Elends bzw. die Liebe zum Leben, kurzum alles,was<pathologisch> ist, auf die Waage,daßdie Begierdenicht nur denselbenErfolg haben, sondern ihn auch mit größerem Recht etlangen kann. Wenn indessendie Vorgabe, die wir der Kritik auf Grund der Wendigkeit ihrer Argumentation eintäumten,ein wenig unsererintellektuellen Neugier entsprang,in Erfahrung zu bringen, worauf sie wohl abzielt, solltenicht dann dieserImpuls angesichtsder Ambiguität jenesErfolzu revidieren? gesunsveranlassen, die überaschendenZugeständnisse Wie etwa die Ungnade, die sich ein wenig schnell alle Gegenstände zuzogefl,soweit sie jeweils mit dem Anspruch atfttaten, das Gute zu sein,weil nämlich unfähig, die Eintracht der N0illenzuwegezu bringen, da sie statt desseneinfachderen'Wettstreitentfachten.So im Fall von Mailand, woran Kad V. und Franz L erfuhren, um welchen Preis ein jeder von ihnen darin dasselbeGut erblickte. Das hieße doch wohl mißverstehen,was es mit dem Objekt der Begierdeauf sich hat. Hier können wir esnur streifen,um in Erinnerung zu rufen, was wir an andererStelleüber das Begehrenlehrten,als wir es als Begehrendes Anderen definierten,insofern esimmer schonals Begehrennachseinem Begehrenentspringt.Damit würde die Eintrachtder Begierdenbegreifbar, freilich nicht ohne Gefahr. Insofern sich diese nämlich zu einer Kette gliedern,ähnlichder Prozessionder Blinden bei Breughel,in der 7 8 t ein jederzwar seineHand in der Hand dessenhat, der vor ihm geht, nur daß keiner weiß, wohin alle gehen. Alle machen daher, kehren sie um, die Edahrung einer allgemeinen Regel,nur wissensie damit nicht weiter. Sollte die Lösung im Sinneder praktischenVernunft darin bestehen,sie im Kteise marschierenzu lassen? Noch da,wo er fehlt, ist der Blick sehrwohl Objekt, dasjederBegierde ihre universelleRegelpräsentiert,indem er derenUrsachematerialisiert und die Spaltungzwischen<Mittelpunkt und Absenz> des Subjekts dadn festmacht. An dieserStelleseinur soviel gesagt,daßeinePraxiswie die Psychoanalyse,die in der Begierdedie \Tahrheit desSubjekteserkennt, die Folgen r;6

dieserEinsicht nicht verkennen kann, ohne sich darüber auszuweisen, was sie verdrängt: Erfahrungsgemäßgilt ihr zufolge die Unlust als Vorwand füt die Verdrängung der Begierde, insofern sie als Unlust auf dem Wege ihrer Befriedigung entstünde: zugleich aber als die Form, die dieseBefriedigung sogar noch in der Wiederkehr des Verdrängten annimmt. In ähnlicherWeiseverstärkt die Lust ihre Aversion, dasGesetz^nzruerkennen, indem sie den Wunsch, ihm zu gehorchen- der die Abwehr ist - unterstützt. 'Wenn, wie die Kritikb sehr klassischdefiniet, die Glückseligkeit des Subjektsin einer sein ganzesDasein ununterbrochenbegleitendenAnnehmlichkeit desLebensbesteht,wird sie sich evidenterweisedemfeni.W'eg der Begierdeabläßt. Dieser Vergen verweigern, der nicht vom zicht kann willentlich geleistetwerden, nut wird er damit erkauft, daß der Mensch seines7ahrheitpreisgibt, was sich ziemlich deutlich an der Ablehnung zeigt, auf die die Epikuräer und Stoiker bei den Anhängern der gewöhnlichen Lebensvotstellungstießen.Ihre Ätaraxie schmälert ihre \Teisheit. Daß sie die Begierde herabsetzen,ist ihnen nicht als Verdienst anzurechnen.Denn man erweist dem Gesetznicht dadurch Gehorsam, daß man es auf einen so hohen Sockel stellt, vielmehr hat man dasGefiihl, mag man sich dessenbewußt sein oder nicht, eswerde dadurch eher entwertet. Sade,der Ci-devant,greift, wo diesfällig wird, auf St.Just zurück. Daß das Glück zu einem Faktor der Politik geworden sei, ist eine schiefe Behauptung.Denn daswat esstets,und esführte nur zur Rückkehr von Zepter und Weihtauchfaß,die sich vorzüglich damit vertragen.Neu ist vielmehr ein anderet Faktor, die Freiheit zu begehren,und neu nicht etwa, weil er eineRevolution auslöst,kämpft oder stirbt man doch stets um einer Begierde willen, sondern weil diese Revolution aus dem rüTillenentspringt, ihten Kampf um die Freiheit der Begierdezu führen' 785 Darausfolgt zugleichihr \fille, daßdasGesetzfrei sei,so frei, daßsiees als Witwe braucht, und zwar als Urbild der'S7itwe,die Euren Kopf in denKorb schickt,sobalder sichnur regt. Hätte St.JustdenPhantasmen Organts in seinemKopf weiterhitPlatz gewährt, der Thetmidor wäre vielleicht zu seinemTriumph geworden. Fände dasRecht auf GenießenAnerkennung, würde esdie Herrschaft 20 Lehrsatz II des ersten Kapitels det Analytik, Edition Vorländer, S. z5'

rt7

des Lustprinzips in eine forthin abgelegteEpoche abschieben.Sade bringt, um esauszusprechen, durch einenfür kaum jemandmerklichen Bruch dasalteRichtmaßder Ethik ins Spiel:esist nichtsanderesalsder EgoismusdesGlücks. Freilich ist auch bei Kant die Erinnerung daran nicht ganzedoschen, wenn man nur bedenkt, mit welcher Geläufigkeit er auf sie zurückkommt, oder mehr noch sich ihre Nachwirkungen, efwa anhand der Postulatevergegenwärtigt, mit denen er sowohl auf Vergeltung dort droben wie auf einen Fortschritt hier unten schließt. Möge sich uns denn ein anderes Glück zeigen, dessenNamen wir eingangsnannten,und der Statusder Begierdeändert sich, zwingt uns, ihn noch einmalzu untersuchen. 'S7ohin Hier aber wird eine Entscheidung füllig. eigentlich führt Sade uns in der Erfahrung des Genießens oder auch nur seiner Wahrheit? Denn diese Menschenpyramiden,phantastisch,wie sie das Kaskadenhafte des Genießensdartun, lüasserspieleder Begietde, deren Anlage die Gärten der Este in barockem Schwelgenschillern läßt, höher noch würden sie die Lust gen Himmel schießenlassen,nur um uns in den Bann der Fnge zu ziehen, was es eigentlich ist, das da hinabsprüht, UnabsehbareQuanten, deten Atom, Haßliebe,in der Nähe der Sache, aus der der Mensch mit einem Schrei auftaucht, wie Moitd schillert, woran sich nach der Übertretung bestimmter Schrankenerweist,daßes nichts damit zu tun hat, worauf die Begierdeim Phantasmaberuht, das durch ebenjene Schrankenentsteht. Über sieist Sade,wie wir wissen,in seinemLebenhinausgegangen. Und andershätte er uns zweifellos,was sich von seinemPhantasmaim Werk abzeichnet,nicht mitgeteilt. Es mag frappieren,wenn wir in Frage stellen,was das S7erkselbstvon dieserrealenErfahrung vorgeblich übermittelt. Beschtänkenwit uns aufs Boudoir zwecks einer kurzen Bemerkung über die Gefühle, die eineTochter für ihre Mutter hegt, kann man wohl sagen,daßdie Bosheit,die Sadeso treffendin ihrer T ranszendenz erfaßt, 787 uns hier nicht viel Neuesüber die InterferenzendesHerzenslehrt. Ein 'Werk, dasbösartig seinwill, sollte essich nicht edauben,ein bösartiges Werk zu sein,und dieserPointe kommt diePbilosoplue allerdingsentgegen, stecktin ihr doch ein gut Teil von einem (guten) Werk. l,)inwenig zu viel Predigtton darin. r Jtl

Z'weifellosist esein Traktatüber die Erziehung der Mädchen2lund als 'V7enn es auch dasolcher den Gesetzeneiner Gattung unterworfen. > offen zutagelegt, das durch hervorsticht, daß esdas
Titel ausdtücklich

daraufhin. tJ9

anderen Gnaden als den göttlichen offensteht),verspürt man in dem Werk bisweilen den Mangel anWitz, allgemeinervielleicht jeneswit, wie ihn Pope damalsseit fast einem Jahrhundert gefordert hatte. Dies ist natüdich über dem Einbruch der Pedanterie,die seit rü7odd War II auf dem französischenSchrifttum lastet,in Vergessenheitgeraten. rWennes denn schon einesgefestigtenHerzensbedarf, um Sadenoch folgen zu können, wo ef etwa die Vedeumdung preist, und zwar als den ersten Artikel der Moralität, die er in seiner Republik einführen will, wünschteman sich doch, er bewiesedarin wenigstensdie Bissigkeit einesRenan. < Schätzenwit uns glücklich rel="nofollow">, schtieb dieser, Und et fährt fort: 2r Wie treffsicher dieseBemerkungen sind, zeigt sich an den bekannten Folgen, nämlich det Betufung des Apostels in die Reihe der Phadsäer und dem universellenTriumph der pharisäischenTugenden. Und daraus ließe sich, wie man wird zugeben müssen, ein Argument von anderemKaliber schnitzenals ausder eher kläglichen Entschuldigung, mit der Sadesichbei seinerApologie der Verleumdungbescheidet:daß der rechtschaffeneMensch doch stetsdarüber triumphiere. Gleichwohl tut dieseBanalitätder düsterenSchönheitkeinenAbbruch, wie sie ausdiesemMonument von Hohn erstrahlt. In ihr ist die Erfahrung bezeugt, die wir hinter dem suchen, was sich zum Phantasma zusammenspann.Eine tragischeErfahrung, wie sie hiet, ganz Furcht und Mitleid, unter einemLichtstreif ausdem Jenseitsden Schattenihrer Situationvor sichhinwirft. u Vgl. Renan.Vie de Jösus.r7,Äusg., S. 339, .r ibid. S. 146. r6o

tüfitze+die 789 Verblüffung und Verfinstetung, dies ist im Gegens^tza)m Verbindung, die uns in diesenSzenendurch ihren kohlschwarzenGlanz faszintett, DiesesTragischehat in seinerArt erst spätetin diesemJahrhundert in mehrals einemWerk, im erotischenRoman sowieim religiösenDrama, konkretere Gestalt angenommen.Wir wütden es das Debil-Tragische nennen,vrovon man, es sei denn in Pennälerwitzen,bis in unsereTage hinein nicht wußte, daß es nur um Steinwurfweite von den erhabenen Formen desTragischenentfernt liegt. Man muß sich, um zu vetstehen, was wir meinen, nur Claudels,Trilogie des Päre buniliti vor Augen halten. (Und sollte, um uns recht zu verstehen, wissen, daß wir an diesem \7erk die Zige der Tragödie in ihret authentischstenForm nachgewiesenhaben.Melpomene,die mit Klio zusammenbricht,ohne daßman sähe,welcheder beiden det anderendasGrab schaufelnwird.) Damit wären wir denn endlich soweit, Sade,meinenNächsten,zubefragen; den Anstoß dazu verdanken wir dem außerordentlichenScharfblick PierreKlossowskis'5. Nun ist eszweifellosder Diskretion diesesAutors zuzuschteiben,daßer seineFormel hinter einer Anspielung auf St.Labre verbarg. Wir aber fühlen uns nicht mehr veranlaßt,ihr dieselbeDeckung zu gewähren. Daß das SadeschePhantasmasich eher den Stützpfeilern der christlichenEthik eingliedertalsanderenOrdnungen,läßt sichanhandder von uns aufgewiesenenStrukturen leicht begreifen. Sadeaber, und das sollte man darüber nicht vergessen,würde es von sich weisen,mein Nächstet zu sein,und man sollte ihm, was er von sich weist, nicht mit gleicher Münze rückzuerstattenversuchen, sondetn vielmehr den Sinn dieserZurückweisung darin nt erkennen. Sade stand, wie wir meinen, seiner eigenen Bösartigkeit nicht nahe genug,als daßer in ihr seinemNächstenhättebegegnenkönnen.Diesen Z,tgtellt er mit vielen, und insbesonderemit Freud. Dies mag nämlich daseinzige Motiv sein,aus dem Menschen,bisweilen unter ihnen auch aufgeklärteGemüter, vor dem christlichen Gebot zurückschrecken. Bei Sadesehenwir diesenunsererAnsicht nach entscheidendenTest in 2r Bekanntlich geht Freud von Heymanns
r6r

seiner Ablehnung der Todesstrafe, deren Geschichte ausreichen würde zu beweisen,daß sie eins der Korrelate, wenn nicht gar die Logik der Barmherzigkeitist. An dieserStelle,an dem Knotenpunkt zwischenBegierdeund Gesetz, ist Sadealso stehengeblieben. Sollte etwas in ihm sich doch ans Gesetzgeklammet haben, weil er darin die Gelegenheit erblickte, von der der Apostel Paulus spricht, 790 über alle Maßen sündig zu sein,wer wollte den Steinnachihm werfen? 'Weiter aber ist er nicht gegangen. Nicht nut, weil bei ihm vrie bei einem ieden das Fleisch schwachist, sondern det Geist zu willig, als daß er sich keiner Täuschunghingäbe. Die Apologie desVerbrechenstreibt ihn nur auf dem Umweg dazu,sich zum Gesetzzu bekennen.Im Malefiz wird das Höchste \fesen restauriert. Man höre nur, wie er mit seinetTechnik renommiert, alles,was ihm in den Kopf kommt, in die Tat umzusetzen,in dem Glauben, er werde, wenn er an die Stelleder Reuedie Wiederholung setze,dem Gesetzim Innern ein für allemalein Ende bereiten.Und um uns zu ermutigen,ihm zu folgen, fällt ihm nichts Besseresein als das Versprechen,daß die Natur auf ihre magische Ärt, Weib, das sie ist, uns immer weiter nachgebenwerde. Man wäre schlecht beraten, in diesen Allmachtstraum Vertrauen zu setzen. Er zeigt uns in jedem Falle zur Genüge, daß keine Rede davon sein kann, Sadehätte, wie Klossowski es sehenmöchte, nicht ohne freilich zu erkennenzu geben,daß er selbstnicht daranglaubt, ienenGrad von Apathie erreicht, daßer schließlich. Über das,was Sadehietzu fehlt, habenwir esuns versagt,auch nur ein rü7ort zu vedieren. Spürt man es nicht aber an det Steigerung der an der Tatsacheetwa der gebogenenNadel, die den Helden Pbilosopbie, Bufiuels so viel bedeutet,und die zu guter Letzt herbeizitiert witd, um zu beheben. bei der Tochter einen aussichtslosenPenisneid nichts dadurch gewonnen,Diotima Sei dem wie es sei,so scheintdoch hier durch Dolmancd zv ersetzen,eine Gestalt, die der gewöhnliche Weg über Gebtihr zu erschreckenscheint, und die, wie Sadesah, die 16 S.Klossowski. Sade mon prochain. S.94. t6z

gaflze Angelegenheit durch ein Noli tangerematremzum Abschltrll bringt. Getr.. . und zugenäht"dieMutter bleibt untersagt.Damit bestiltigt sich unser Verdikt über SadesFügung unter das Gesetz. Von einemTraktat, in dem eswirklich um die Begierdeginge, hier nur wenig, praktisch gat nichts. Was auf diesem Querweg nach einer Begegnung davon anklingt, ist allenfallsein vernünftiger Ton. R' G" September196z übersetqtuonlyotfgangFietka,

r63

7 %S U B V E R S I O ND E S S U B J E K T S UND DIALEKTIK DES BEGEHRENS IM FREUDSCHEN UNBEWUSSTEN

Dieset Text gibt den Vortrag wiedet, den wir an einem von d,enColloquupbilosopbiqaet internationasx iJlber das Thema veranstalteten Kongreß in Royaumont gehalten haben. Der Kongreß, zu dem uns Jean tVahl eingeladen hatte, fand vom r9. bis 23.September196ostatt. Veranlassung zur Veröffentlichung diesesTextes gibt uns sein Datum. Er liegt vor dern Kongreß von Bonneval, aus welchem der Text hervorging, der aufihn folgt. Dem Leser soll damit eine Vorstellung vermittelt wetden von dem Vorsprung, den unsere I-ehre verglichen mit dem, was wir von ihr bekanntmachen können, allemal hielt. (Der Graph, den wir im Text wiedergeben, var für unser Seminar über die Bildungen des Unbewußten angefertigt worden. Er entstand speziellzur Struktur des \i7itzes, von det wir damals zur überraschung des Publikums ausgingen, Das war im ersten Trimester bzw. im letzten des Jahres r9y7. Eine Zusammenfassungdieses Seminars mit der hiet wiedergegebenen Zeichnung erschien seinerzeit im Bslletin depgcbologie.)

Eine Struktur ist konstitutiv für die Praxis, der man den Namen gibt. Diese Struktur dürfte einem Publikum wie dem hier anwesenden,das als philosophisch gebildet gelten darf, nicht gleichgültig sein. Die Behauptung,Philosoph zu sein heiße,sich für Dinge zu interessieren, an denenjeder, ohne eszu wissen,interessiertist, ist in der Tat interessant,denn das Besonderean ihr ist, daß sie gilt, auch wenn sie letztlich nicht entscheidbarist. Entscheidbar wäre sie ja nur, wenn jedermann zum Philosophenwürde. Ich sprechevon ihrer philosophischenGeltung, denn detart ist letzten Endes das Schema,das uns Hegel in der
unsereSchülerbezeugenkönnen, ein Mangel an Theorie, der noch verdoppelt wird durch den Mißbrauch in ihrer'Weitergabe,wobei daseine wie das andere,nicht ohne Gefahr für die Praxis, hinausläuft auf das totale Fehlen einer'S7issenschaftlichkeit.Dabei wäre die Frage nach den Minimalbedingungen einessolchenWissenschafts-Status vielleicht kein schlechterAusgangspunkt. Er hat sich immerhin als techt weitführend erwiesen. lüfir beziehenuns hier nicht auf das weite Feld, das durch eine gesellschaftlicheFragestellungaufgetanwitd. Insbesonderenicht wegen der Schlußfolgerungen,die wir aus jenen notorischen Abweichungen haben ziehenmüssen,die in Amerika und England als psychoanalytische Praxis ausgegebenwefden. Im folgenden geht es uns um die Definition der Subversion,und wir möchten uns vor dieserVersammlung, auf deren Rang wir schon hingewiesenhaben,dafür entschuldigen,daßwir in ihrer Gegenwartnicht mehr zu tun vermögen als sonstwo, daß wir sie nämlich, so wie sie ist, zum Drehpunkt unsererBeweisführungnehmen.Dabei mag uns dann die Aufgabe zufallen, den geringen Abstand ihr gegenüberzu techtfertigen. Jedenfallstechne ich mit ihrem \Tohlwollen, wenn ich es für ausge- 79t nicht im Empimacht halte, daß die Bedingungen einer'V7issenschaft rismus liegen können. In zvreiter Linie stoße ich auf jene Disziplin, die unter wissenschaftlichem Etikett bereits als Psychologiefirmiert. Diese lehnen wit ab. Und zwar genau aus dem Grund, weil, wie wir zeigenwerden, die Subjekdunktion, die die FreudscheErfahrung herausatbeitet,radikal disqualifiziert,was unter diesemNamen allein eine akademischeDisziplin verewigt, in welche Form man ihre Prämissen auch einkleidenmag. Ihr Kriterium ist die Einheit desSubjekts,und dieseEinheit bestimmt alle VoraussetzungendiesetArt Psychologie,wobei symptomatischist, daß sie mit zusehendswachsendemNachdruck thematisiert und herausgehobenwird, als ginge es um die \fiederkeht eines bestimmten Subjektsdet Etkenntnis oder als müssesich das Psychischeals VerdoppelungdesOrganismuszur Geltung bringen. Man muß sich hier an die Vorstellung halten, in welchet eine ganze übcrkommeneDenkungsart zum Ausdruck kommt, die nicht ohne Grund sich um den Begriff des Erkenntnisstandesdreht. Es mag sich dabci um die verschiedenenStufen des Enthusiasmusbei Platon hanr68

deln, um die StufendesrarzadbiimBuddhismus odet um das<Edebnis > beim Genuß halluzinogenerDrogen, es geht einzig und allein darum, was eine Theorie von alledemauthentifiziert. Von alledemauthentifiziertin dem Registerdessen,was die Erkenntnis an Konnatunlität mit sich führt. Es ist klar, daßdasHegelscheWissenim Logizismus der in ihr keinedei Rolle spielen - man läßt jedoch meistensaußeracht, daß die sogenannteTiefenpsychologie nicht einmal daran denkt, aus ihnen eine Edeuchtung zum Beispielzu bekommen, und sie nicht einmal als Wegzeichenanerkennt auf der Bahn, die sie einschlägt. Dies ist genaudie Bedeutung desAbstands, den Freud den hypnoiden Zuständengegenüberwahrt und den man keineswegsgenug würdigt. Der Abstand, der eingehaltenwird auchdann, wenn eslediglich um die Erklärung der Phänomeneder Hystede geht. Es ist in der Tat überaus bemerkenswert:Freud zieht hier den Diskurs desHysterikersvor. 796 l y'aswir in unsererBestimmung paranoischerErkenntnis genannt haben,bezieht sich nicht auf Freud. Nicht wenig Mühe macht es uns, in einem Milieu, das sich mit den unglaublichstenIllogismen brüstet, deutlich zu machen,was dasheißt: das Unbewußte zu befragen, so wie wir das tun, das heißt, zu fragen, bis es eine Antwort gibt, die nicht auf der Ebene der Verzückung liegt und auch nicht niederschmetterndwäre, sondern eher zu fragen, bis <essagtwarum>>. Wenn wir das Subjekt überhaupt irgendwohin fühten, so zu einer Entzifferung, die im Unbewußten bereitsdie Ärt Logik voraussetzt:in welcher sich beispielsweiseeine fragende Stimme erkennen läßt oder das Sichanbahneneiner Ärgumentation. Die ganzepsychoanalytischeTradition ist aufgeboten,zu z€rgen,daß die unsere nur dann intervenieren darf, wenn es am rechten Ort geschieht, und daß sie, wenn sie auf jene Logik vorgriffe, nur deren Verschluß ereichte. 'Worten, Mit andem eine Psychoanalyse,die sich Freud verpflichtet r69

weiß, kann sich in keinem Fall als ein Ritual darstellen,das auf eine archetypischeoder auf eine irgendwie nicht aussprechbareErfahrung hinführt: An dem Tag, wo jemandan dieserOrdnung etwashörbar machenwird, das kein Minus wäre, werden alle Grenzen aufgehoben sein. Davon sind wir aber noch weit entfernt.r Sovielnur alsAnnäherungan unserSujetSubjekt.Es geht nun darum, näher an das heranzukommen,was Freud selber in seiner Lehre als \7ende bezeichnet. Reicht dafür, daß ein Vorrecht vedorengeht, in unseremFall dasVorrecht, die Erde als Zentntmanzusehen?Die darauffolgendeAbsetzung des Menschenvon einer analogenStelledurch den Triumph desEvolutionsgedankensweckt in uns das Geftihl, es könnte da um einen Gewinn gehen,der sich durch Beständigkeitauszeichnet. Ist man sich aber so sicher,daß da ein Gewinn ist oder ein wesentlicher Fortschritt? Gibt es da irgendeine Andeutung, daß die andere\Vahrheit, wenn wir die geoffenbartelüTahrheiteinmal so nennen dürfen, darunter ernsthaft gelitten habe? Meint man nicht, daß der Heliozentrismus, der das Zentrum in den Himmel hebt, keineswegsweniger trügerisch ist, als die Erde an dieser Stellezu sehen,und daß das Faktum der Ekliptik ein zweifellos recht anregendesModell für unsereBeziehung zum Wahren darstellte,bis sie dann ebenfallsan Interesseverlor, da sie doch nicht mehr darstellte als eine Erde, die nickend ihr Einverständnisgab? Jedenfallskann man esDarwin kaum als Verdienst antechnen,daß die Menschen sich nicht länger für die Creme der Kreatur halten, denn genaudavon hat er sie ja überzeugt. Daß der Name des Kopernikus fällt und in der Spracheseine suggestive Wirkung tut, hat verborgenere Quellen; sie rühren an das, was unsererFeder bereits entfloß als Bezug aufs STahre:jenesAuftauchen ' Nie wird es dem vulgärsten Marktschreier, der mit denPsi-PhänomenenAufmerksamkeit erregefl möchte für die Telepathie, d. h. für jene ganz gothische Psychologic, die ein Myers von den Toten wiedererweckt hat, nie wird der vulgärste Marktschreier über das Feld hinauskommen, in das ihn Freud von vornherein cingewiesen hat, als er mit Blick auf die genannten Phänomene ein für allemal bcstimmt hat, daß man sie im strengen Sinn eigentlich übersetzen müßte in die lVirkungen, die an den Schnittstellen zeitgenössischerDiskurse entstehen. l)ie psychoanalytischeTheorie bleibt selbst da noch prüde, wo sie sich prostituiert (was ia am Bordell ein bekannter Z:ugist). Sie ist eben ehrbar, wie man mit Sarre sagt : Ir)sist ihr durchaus nicht gleichgültig, auf welcher Seite der Straße sie auf den Strich geht (Anmerkung von r966). t70

der Ellipse, der jener Ort gebührt, von dem die sogenanntenhöheren 'WahrheitenihrenNamenhaben. Die Revolution, die sichnurauf >bezieht,ist darum nicht minderen W'erts. Sich damit aufzuhalten,hat von diesem Moment an nicht länger ausschließlichdie BedeutungeinesS7iderrufseiner Dummheit der religiösen Übedieferung, welcher es darüber offensichtlich nicht schlechter geht, sondern verfolgt dasZiel, die Herrschaft des Wissensenger mit der Herrschaft der Wahrheit zu verknüpfen. Denn wenn, wie andereschon zu bedenkengegebenhaben, das Werk des Kopernikus durchausnicht so kopernikanischist, wie man meint, dann eben deshalb,weil in ihm die Lehte von det doppelten Wahrheit immer noch einem S7issenZuflucht bietet, dasbis dahin, wie man sagen hatte. muß, sichmit einer solchenganzoffensichtlichzufriedengegeben jener Grenze, die spürbar'W'ahrheitund Wissen Damit wären wir an wie es scheidet,wobei man doch sagenmuß, daß unsere'STissenschaft, scheint, in einer ersten Annäherung auf die Lösung, sie zu schließen, zurückgegriffenhat. Wenn uns abet die Geschichte der Wissenschaft,bei ihrem Eintritt in die Welt, noch so lebendig gebliebenist, daß wir wissen,an dieser Grenzehat sich etwasbe'üregt,so kündigt sich die Psychoanalysevielleicht an als ein neuesErdbeben, das da hochkommt. Nehmen wir also von dieser Seiteabermalsdie Hilfe in Anspruch, die uns Hegels Phänomenologiebietet. Sieentwirft eineidealeLösung, die Lösung eines,wenn man so sagenkann, permanentenRevisionismus, wo die S7ahrheitkonstant aufgehtin der Funktion, zu verwirren, nichts anderesdarstellendan sich als das, w'aszur Verwitklichung des STis798 sensfehlt. Die von der Scholastikfür prinzipiell gehalteneAntinomie wird hier als gelöst betrachtet,weil sie imaginät ist. Die Wahrheit ist nichts anderesals das,wovon zu wissen das Wissen erst lernen kann, 'wennesseinUnwissenwirken läßt. Eine tealeKrise, in der, um unsefe Kategoden zu verwenden, das Imaginäre sich auflöst, indem es eine neue symbolischeForm hervorbringt. Diese Dialektik ist konvergent und läuft hinausauf eineVereinigung, die definiert ist alsabsolutes\7issen.In diesetDeduktion kann sienur die Verbindung desSymbolischen mit einem Realendarstellen,von dem nichts mehr zu erwartenist. Und was wäre dies,wenn nicht ein Sublekt, dasvollendet wäre in der Identität mit sichselbst.'Woraus sichentnehmenläßt, daßdiesesSubiektbereits vollkommen da ist und die GrundhypothesediesesganzenProzessesdarstellt. Es ist in der Tat bestimmt als dessenSubstratund I7I

nennt sich "Selbstbewußtsein',, dasseinerselbstbewußte,all-bewußte Sein. Der Himmel wolle, daßdem so sei!Doch die Geschichte der'Wissenschaft,wir meinenunserer\Tissenschaft,und zwar seitihrer Geburt ihr:eersteGeburt sehenwir in der griechischenMathematik- präsentiert sicheherin LJmwegen,die ganzund garnicht gleichzusetzen sind mit jenemImmanentismus,und die Theoden - man täuschesich da ja nicht durch die Übernahmerestringierter Theorie in eine allgemeinehalten sich durchausnicht an die Dialektik von These, Antithese und Synthese. Daß esda übrigens ab und zu knackt, was ziemlich konfus zu hören ist bei den großen Geistern, denenwir einige grundlegendeAnderungen in der Physik verdanken,erinnert uns ebenfallsdaran,daßfür diesewie für die anderen V7issenschaften die Stunde der Wahrheit anderswo schlägt. Und warum sollten wir nicht sehen,daß die erstaunlich vorsichtige Behandlung,die dem psychoanalytischenRummel in der Vfissenschaft zuteil wird, sich dem Umstand verdankt, daß dieseeine theoretische Hoffnung anzeigt,die nicht bloß Verwirrung ist? Wir sprechenwohlgemerkt nicht von jenem außerordentlichenSeitenstrom, über den die Kategorien einer Psychologiean der Psychoanalyse wieder zu Kräften kommen wollen, einer Psychologie,die die Psychoanalyseauf die Zwecke gesellschaftlicherAusbeutung herabdrücken möchte. Aus den genanntenGründen halten wir dasLos der Psychologie für unwiderruflich besiegelt \V'iedem auchsei,esverschafftuns unserdoppelterBezugauf Hegels absolutesSubjektwie auf das zerstörteSubjekt der'Wissenschaftdie notwendige Aufklärung, mit deren Hilfe wir Freuds Dramatik in ihrem wahren Ausmaß formulieren können als Rückkehr der'S7ahrheit auf dem Feld der rüfissenschaft mit ebendem Schritt, mit dem sie sich auf dem Feld ihrer Praxis behauptet:verdrängt, kehrt sie dort wieder. \(er sieht nicht, was dasunglückliche Bewußtsein,das man - so profiliert esbei Hegel aucherscheinenmag - ersteinmal nicht andersdenn als SuspendierungeinesWissensbeschreibenmuß, von dem Unbehagenin dcr Kultur bei Freud trennt, selbst wenn Freud nur im Hauch eines gleichsam desavouiertenSatzesuns zu verstehengibt, was sich, liest man es,nur so wie die Querbeziehungausdrückenläßt (im Englischen würde mantkey dafür sagen),die dasSubjekt vom Geschlechttrennt! r72

Nichts also auf unseremSchrägwegzu einer Situierung Freuds könnte iener richterhaften Astrologie gleichkommen, in welcher der Psychologe bis über den Kopf versinkt. Nichts was sich der Qualität, der Intensität verdankt oder irgendwelcher Phänomenologie könnte dem IdealismuseineBeruhigung sein.Auf dem FreudschenFelde sucht das Bewußtsein, trotz der Wörter, ebensovergeblich das Unbewußte auf seineNegation zu gründen (diesUnbewußtestammtvom heiligen Thomas),wie der Affekt unfähig ist, die Rolle desprotopathischenSubjekts zu übernehmen,handelt es sich doch um ein Amt, das keinen Träger hat. Das Unbewußte ist seit Freud eine Signifikantenkette, die irgendwo (auf einem andern Schauplatz,schreibt er) sich wiederholt, hartnäckig sich wiederholt und in jenen Einschnitten interferiert, die ihr der tatsächlicheDiskurs anbietetund auch die grübelndeReflexion,die dieser mit Information versieht. In dieser Formel, die allein unsere,weil sie sowohl dem Text von hat, konform ist, Freud wie auchder Erfahrung,die diesererschlossen ist zentral der Begriff des Signifikanten, der aus der antiken Rhetodk stammt und den die moderneLinguistik wieder zum Leben erweckt hat in einer Theorie, derenverschiedeneEtappen wir hier nicht nachzeichnen können, über die wir aberimmerhin sagenkönnen, daßdie Namen Ferdinand de Saussureund Roman Jakobson füt ihte Morgenröte beziehungsweisefür ihren gegenwärtigen Höhepunkt stehen, wobei wir daran erinnern wollen, daß die Führungswissenschaftdes Strukturalismusihre abendländischenWurzeln in Rußland hat, v/o der Formalismus aufgeblühtwar. Genf r9ro, Petersburgrgzo - dassagt genug, weshalbFreud diesesInstrument gefehlt hat. Es wird abet durch dieses Manko der Geschichtenur noch interessanter,daß die dasUnbewußte regierenden,von Freud als PrimärptozeßbeschriebenenMechanismen sich genau mit den Funktionen decken, die dieser Schule zufolge bestimmend sind für die radikalstenSprachwirkungen,namentlichfür die Metapher und füt die Metonymie, anders gesagt für die Effekte der Substitution und der Verbindung des Signifikanten in den Dimensionen, in welchensieim Diskuts auftauchen:in Synchronieund Diachronie. Ist die Struktur der Spracheim Unbewußten erkannt, stellt sich die Fragenach ihrem Subjekt. Methodisch hätten wir die Möglichkeit, auszugehenvon der strikt linguistischenDefinition desIch als Signifikanten:Nach dieserDefinit73

tion wäre das Ich nichts anderesals jener $if*r oder Indikativ, der im Subjektder AussagedasSubjektbezeichnetals aktual sprechendes. Das heißt, daß es das Subjekt des Aussagensbezeichnet,aber nicht bedeutet.Dies erhellt aus dem Umstand, daß in der Aussagejeder Signifikant des Subjekts des Aussagensfehlen kann, ganz abgesehen davon, daß esja noch welchegibt, die sich vom Ich unterscheiden,und zwar nicht bloß die, die man mit einemsehrungenauenAusdruck alsdie Fälle der erstenPersonSingularbezeichnet,selbstnoch mit Einschluß der Pluralanredenoder desSicbder Autosuggestion. 'V7ir glaubendasSubjektdesAussagens erkanntzu habenbeispielsweise in dem Signifikantenneim Französischen, dasvon den Grammatikern als expletivesne bezeichnetwird, ein Begriff, in dem bereits jene unglaublicheAuffassungzum Ausdruck kommt, der nicht die Dümmsten anhängen,daßnämlichdie Form diesesexpletivennealsvöllig willkürlich zu betrachtensei. Möge das Gewicht, das wir unsererseitsihm beimessen,bewirken, daß sie ihre Fassungwiederfinden, bevor sich womöglich herausstellt,daß sie keine Ahnung davon haben (auantqu'il ne soit audriqa'il n'1 conprennent rien - nehmen Sie hier dasne heraus, und mein Aussagenvediert den Wert einesAngdffs, weil ich mich dann im Unpersönlichenvedierc). Maisje craircqu'ilsn'enuiennent ä meltonnirich befürchteabet, daßsiedann über mich herfallenwürden (gleiten Sie über diesesn'hinweg, und seinNichtvorhandenseinnimmt, indem es die Befürchtung, die in der Mitteilung meiner Abneigung anklingt, auf eine ängstlicheVersicherungreduziert,meinem Aussagendie Spitze und siedeltmich in der Aussagean. Wenn ich aber sagetue,töte, weil siemir auf den W'eckergehn,wo siedle ich mich dann an wenn nicht im tu,Du, mit dem ich sie mustere (dontje hs toise) ? Nun habenSiesichnicht so! Ich versucheja hier nur um die Ecke herum an dasheranzukommen,was ich nicht länger mit der überreiztenKarte der Klinik ausspielenwill. 'Vfer Eine richtige Antwort zu finden nämlich auf die Frage: spricht? wenn es um das Subjektdes Unbewußtengeht. Von ihm selbstkann dieseAntwort ja nicht kommen, weiß es doch nicht, was es sagt, ja nicht einmal, daß es spricht, was die ganzeE{ahrung der Analyse uns zeigt, Daraus folgt, daß der Ort des Unter-sagten (inter-dit), den die Zwischen-rede( intra-dit) eines Zwischen-zwei-Subjektenbildet, eben der Ort ist, an dem sich die TransparenzdesklassischenSubjektsaufspaltet r74

und in jenefading-Effekteübergeht, die die Besonderheitdes FreudschenSubjektsdamit begründen,daßesdurch einenzunehmendreinc8or ren Signifikanten abgedecktwird: Führen uns diese Effekte dann an jeneGrcnzeheran,wo Versprecherund Witz sichmiteinandervermengen, oder gar, wo die Auslassungeines Worts so voll Anspielung ist, daß sie die Gegenwart auf ihr Lager zwirrgt, kann man sich nur wundern, daß die Jagd aufs Dasein*'hier nicht mehr Profit herauszuschlagen vefstandenhat. Damit für uns Analytiker die Jagd nicht umsonst ist, müssenwir alles auf die Funktion des Einschnitts im Diskurs zurückführen, wobei der stärkste der ist, der einen Strich zieht zwischen Signifikantem und Signifiziertem.Hier ist dasSubjekt zu überraschen,dasuns interessiert, denn indem es sich in die Bedeutung verwickelt, ist es im Stand des Vorbewußten. Das führt zu dem Paradox, daß der Diskurs in der analytischenSitzung nur Geltung hat, sofern er strauchelt oder sogar unterbrochen wird. Möglicherweiseist die Sitzung selbstals Bruch in einem falschenDiskurs zu verstehen,sagenwir: in dem, was der Diskuts realisieft, wenn er sich als Sprechenentleert und nichts anderes meht ist als iene abgegriffeneMünze, die, nach einem Bild von Mallarm6, <stillschweigend> von Hand zu Hand geht. Dieset Einschnitt der signifikanten Kette allein veißziert die Struktur des Subjektsals Diskontinuität im Realen.Wenn die Linguistik den Signifikanten darstellt als das, was das Signifikat mit Bestimmtheit vetsieht, so offenbart die Analyse erst die Wahrheit dieser Beziehung, wenn sieausden Löchern desSinnsdie DeterminantenihresDiskurses macht. Auf diesem$7egdann setztsichder Imperativ durch, den Freud in der ganzenlü(ürdevorsokratischerGnomik formuliert hat: "\7o Es war, soll Ich werden,',was wir bereitsmehr alseinmal kommentierthaben und sofort andersverstehenlassenwollen. Indem wir uns mit einem Schritt in seinerGrammatik begnügen: \7o 'War Es war... was heißt das? es nur das,was einmal gewesenist (im Aorist), wie sollte ich dann dorthin kommen, um mich werdefl zu lassen,indem ich es jetzt aussage? Das Französischesagtabet I) oi c'dtait.. . nutzenwir denVorteil, den es uns mit diesemdistinkten Imperfekt bietet. Da, wo Es im Augenblick noch waf, wo Es gerade noch war, zwischen diesem Edöschen, das . Ä. d. Ü.: Ausdrücke mit * deutsch i, Orie. 17J

noch nachleuchtet,und jenem Aufgehen, das noch zögett, kann Ich zum Seinkommen,indem ich ausmeinerAussageverschwinde. Ein Aussagen,das sich anzeigt, eine Aussage, ein Ausgesagtes,das sich vedeugnet, ein Nichtwissen, das sich zerstreut, eine Gelegenheit, die vodbergeht - was bleibt hier wenn nicht die Spur von etwas, das wohl sein muß, wenn es aus dem Seinfallen soll! Ein Traum, von dem Freud in seinemAufsatz berichtet, liefert uns, verbunden mit dem Pathos,dasdie Gestalt einesverstorbenen,hier als Geist auftretendenVaters auszeichnet,den Satz:Er wußte nicht, daßer tot wat3.

\flir habendamit schoneinmal die Beziehungdes Subjektszum Signifikantenillustriert: anhandeinesAussagens,dasin seinemSflesenerzittert durch das,wasvon seineteigenenAussage,demAusgesagten auf es zurückwirkt. 'S7enn die Figur nur dadurchfortbesteht, daßman ihr die Wahrheit, die sienicht weiß, nicht sagt,wie verhält essich dann mit demlch, von dem diesesFortbestehenabhängt? Es wußte nicht... Schon eher wußte es, ah!, daß dies nie eintreten möge. Eher als eswüßte, daß Ich sterbe. Ja, genauso komme Ich hin, dorthin, wo Es war: Wer wußte denn, daß Ich tot war! Sein von Nicht-Seiendem,so kommt Ich als Subiekt herauf, das sich vereinigt mit der doppeltenAporie eineswahrhaftenFortbestehens,das sich durch seinWissenliquidiert, und einesDiskurses,in dem der Tod die Existenz aufrechterhält. Sollen wir nun diesesSein ausbalancierenmit dem, das Hegel als Subjekt konzipiert,wobei diesesSubjektebendasist, was den Diskurs des absolutenN7issensüber die Geschichtehält? Man entsinnt sich der Bemerkung Hegels,er habe hier die Versuchungdes Wahnsinnsgespürt. Führt denn unser Weg nicht darüber hinaus, wenn er bis zu der Wahrheit vorstößt, daß jenerDiskurs ganzund gar eitel ist? Es geht uns hiet nicht um unsere Lehre über den Wahnsinn. Die eschatologischeAbschweifung hat nur den Zweck, die Kluft deutlich werden zu lassen,die zwischender Freudschenund der Hegelschen Auffassungdet Beziehungdes Subjektszum $Tissenbesteht. Auch zu zeigen,daß es dafür keine besserenFundamentegibt als die Weisen,nach denensichhier die Dialektik desBegehrensabhebt. I Vgl. Freud, G.V. VIII, S.238. tt6

Denn eben der Begierde* ist bei Hegel die Last ienes Minimums an Bindung überantwortet, die das Subjekt bezüglich der antiken \üTisscnschaftbewahrenmuß, damit die Wahrheit der Verwirklichung desWissenseinwohne. Nichts anderesbedeutetdie List det Vernunft, als daß das Subjekt von Anfang bis Ende weiß, was es will. An diesemPunkt erschließtFreud der Beweglichkeit,ausder die Revolutionen hervorgehen,neu die Verbindung von Wahrheit und Vfissen. Darin, daß dasBegehrensich hier an dasBegehrendesAndern knüpft, und zwar so, daß in dieserVerknüpfung die Vißbegierde liegt. 8o3 Dabei hat der Biologismus Freudsnichts zu tun mit jener predigthaften Niederträchtigkeit, die Ihnen wie Dampfwolken aus der psychoanalytischen Oftzin entgegenschlägt. Den Todestrieb, den man an diesen Orten für verabscheuenswürdig hält, mußten wir in Ihnen lebendig werden lassen,damit Sie den Tenor der Biologie von Freud mitkriegen. Wer nämlich den Todestrieb aus seinerLehre wegläßt, verkennt diesetotal. Sie können ietzt von dem Zugang aus, den wir für Sie erschlossen haben,in dem Bild von der Rückkehrin den Zustandder Leblosigkeit, mit welcher Freud iedenlebendenKörper affiziert,iene Spannejenseits des Lebens erkennen, die die Sprache dem Sein galo:ntiertaus der Tatsacheheraus, daß es spricht. Es ist die Spanne,in der diesesSein nicht allein dasin Signifikantenpositionbringt, rvasan seinemKörper, weil esaustauschbarist, sich dazuanbietet,sonderngeradeden Körper selbst.Damit ist klar, daß die BeziehungdesObjekts zum Körper sich dutchausnicht als solcheeiner partiellen Identifikation definierenläßt, die darin totalisiert werden soll, sondern vielmehr ist diesesObiekt geradeder Prototyp der SignifikanzdesKörpers alsEinsatzdesSeins. '$7ir greifen hier den Fehdehandschuhauf, den man uns hingeworfen hat, als man Freuds mit dem Wo ft instittctübersetzte: englisch driue wäre als Übersetzvng ganzgut, ist aber nicht gebräuchlich,und so bleibt uns als letzte Ausfucht im Französischendas \Xlort diriue+, falls es uns nicht gelingt, demWortbastardpalsiondoch noch eine Stelle \Tirkung ausüben zuzuweisen,von der aus er eine durchschlagende könnte. Von daher behauptenwir mit Nachdruck, daß, ob nun auf biologische Beobachtunggegründetoder nicht, der Instinkt unter allen Erkenntnisweisen,die die Natur dem Lebewesenzu Zweckender Bedürfnisber Ä.d.Ü.: Etwa <Äbdrift>.

friedigung abvedangt, als die Kenntnis zu definierenist, die man dafür bewundert, daß sie kein Wissen zu sein vermag. Ganz anders aber verhält essich bei Freud, bei dem der Trieb sehrwohl ein Wissenist, ein Wissen aber, das nicht die geringste Kenntnis mit sich fühtt, weil es nämlich eingeschrieben ist in einenDiskurs, dessenSubjekt- wie der Nachrichtensklaveim antiken Brauch - unter seinemHaar dasKodizill mit seinemTodesurteil tdgt und weder Sinn noch Text kennt, noch in welcher Sprachees geschriebenist, noch schließlich, daß man es auf seineblankgeschabteHaut tätowierte, als es schlief. DiesesLehrbeispiel dürfte das\Tenige an Physiologie, für das dasUnbewußte von Interesseist, kaum übertreiben. Man könnte da die Gegenprobe machen mit der Frage, was die Psychoanalyseihrerseitsin der Zeit ihres Bestehenszur Physiologie beigetragen hat: nichts, und nichts auch was die Physiologie der Sexualorgane anbetrifft. An dieserBilanz ändeft kein Fabulierenetwas. Zwar umfaßt die PsychoanalysedasRealedesKörpers und desImaginären seinesDenkschemas.Um jedoch ihre Reichweitein der Perspektive der Entwicklung abschätzenzu können, muß man sich als erstes vor Augen halten, daß die mehr oder weniger stückhaften Integrationen, die derenAufbau anscheinendausmachen,vor allem als Elemente einer Heraldik funktionieren, als ElementeeinesKörperwappens. Man braucht sich in diesemZusammenhangnuf datanzu erinnern, in welcher Weise manZeichnungen von Kindern liest. In diesenZusammenhanggehört dasPrinzip der paradoxenAusnahmestellung (wir kommen noch danuf zurück), die der Phallus in der unbewußtenDialektik einnimmt, wobei die Theorie desPartialobjekts nicht ausreicht,sie zu erklären. Müssenwk ietzt noch hervorheben, daß es, hält man sich vor Augen, wie wir uns auf Hegel gestützt haben, um eine Depravation der Psychoanalysezu kritisieren, die so läppischist, daßsieeinzig und allein den Anspruch erhebenkann, von heutezu sein,müssenwir noch hervorheben, daß man uns zu Unrecht unterstellt, wir ließen uns von einer rein dialektischenAusschöpfung des Seinsan der Nase herumführen und wir dürften einen gewissenPhilosophens nicht für unverantwortlich halten, u/enn er einem derartigen Mißverständnis Vorschub leistet? s Gemeint ist der Freund, der uns zu diesem Kolloquium einlud, nachdem er ein paat Monate vorher aus seiner persönlichen Ontologie heraus seineBedenken gegen die veröffentlicht hatte, die seiner Meinung nach zu sehr an rr8

8o4

Denn weit davon entfernt, einer logizistischenReduktion das Feld zu räumen,wo esums Begehrengeht, finden wir in dem Umstand, daßdas Begehrennicht auf den Anspruch zu reduzierenist, den Grund auchfür die Unmöglichkeit, in ihm lediglich das Bedürfnis zu erkennen.Elliptisch ausgedrückt:Artikuliert ist das Begehren,geradeweil es nicht artikulierbar ist. Gemeint ist: in dem ihm gemäßenethischenDiskurs, nicht in einem psychologischen. Dataus folgt nun, daß wir hier vor Ihnen die Topologie, die wir in diesemletztenLustrum für unsereLehre ausgearbeitethaben,ein gutes Stück weiter vorantreiben müssen,d. h. wir wollen einen bestimmten Graphen einführen, über den wir zum vornherein sagenmüssen,daß die folgende Anwendung nur eine unter andern darstellt, da wir ihn vor aller Augen entworfen und hergerichtet haben mit dem Ziel, in 8o5 seinemAufbau die im weitestenSinnepraktische Struktur unsererEtfahrungsdatenzu definieren.Er wird uns hier eine Vorstellung davon verschaffen,wo das Begehrensich situieren läßt in bezug auf ein Subjekt, dasdefiniert ist durch seineArtikulation durch dasSignifikante. Dies alsodie ElementarzelledesVorgangs, wie man sagenkönnte (vgl. Graph r). Hier artikuliert sich der von uns so genannteSteppunkt,

Graph r

Hegel orientiert sind - als ob einer außer uns dazu die geringste Veranlassung geboten hätte in dieset Gesellschaft. Dies in einem Impromptu auf Seiten seinesJoutnals, die in den Wind (des Zufalls sicher) geworfen waren, der sie ihm entrissen hatte. Vir haben ihm in dieser Angelegenheit vorgehalten, daß wir, wenn er seineOntologie mit ienen unterhaltenden tVorten, mit welchen er sie in vertraulichen l\{itteilungen ausstafFert, hier hereinzieht, daß, wenn er das macht, wit also sein Vorgehen , als einesansehen,das die Geister verwitren kann. r79

durch den der Signifikant das Gleiten der Bedeutung, das sonst unbegtenzt wdre, anhält. Die signifikante Kette ist ausgedrücktdurch den Vektor S.S'.Ohne auf die Feinheiteinzugehen,daßsiein rückläufigem Sinnezweimaldutch denVektor A.S durchschnittenwird, sehemanin diesemletztefen nur den Fisch, den der efste an den Haken nimmt. Er eignet sich weniget dazu, darzustellen, was er in seinem lebhaften Dahinschwimmen demZugriff entzieht, als vielmehr die Intention, die ihn im Strom desvorgegebenenTextes6ertränkenmöchte,dasheißt die Realität,die im ethologischenSchemader Wiederkehr desBedürfnisses darstellbarist. Was nun den genanntenSteppunkt angeht, interessiertseinediachronischeFunktion im Satz,insofern nämlich der SatzseineBedeutungerst mit seinemletzten Term fixiert, wobei ein leder Term in der Konstruktion der übrigen antizipiert wird und umgekehrt deren Sinn dadurch, daß er auf sie zurückwirkt, besiegelt. Versteckterist die synchronischeStruktur, sie bringt uns an den Ursprung.Mit der Metapher,insofernsichin ihr jeneersteAttribuierung konstituiert, die aussagt:"Der Hund machtmiau, die Katzewauwau>, erhöht das Kind mit einemStreich,dasDing von seinemSchreitrennend, dasZeichenzur Funktion desSignifikantenund die Realitätzur Sophistereider Signifikationund erschließt,sichüber die \üahrscheinlichkeit hinwegsetzend,den ganzenReichtum aller verifizierbaren Objektivationen ein und derselbenSache. Erfordert nun dieseMöglichkeit die Topologie desKinderspiels 7? Das ist so eineFrage,die nach nichts aussieht,die cinem aber ganz schön zu schaffen machen kann, soll von ihr die folgende Konstruktion abhängen. Wir ersparen Ihnen die einzelnen Etappen und geben Ihnen gleich schon die Funktion der zwei Kreuzungspunkte in diesemersten Graphen. Der eine mit der BezeichnungA bildet den Hot des Signifikanten, was nicht heißt: den Ort desKodes, denn esgeht hier nicht um die univoke EntsprechungvonZeichen und Sache,sonderndarum, daß sich das Signifikante allein konstituiert in einer synchronischenund abzählbarenAnsammlung von einzelnen Gliedern, deren jedes nur durch seineprinzipielle Opposition zu allenandernvon Bestandist. Der 6 A.d.U.: PrC-tcxte,was zunächst bedeutet. z A,d,Ü,t jet ä qaatrecoiw, steckt das auch im deutschenNamen diesesSpiels,der an die urbs quadrataerinnert? r8o

zweitemit der Bezeichnungs(A) stehtfür das,wasman die Interpunktion nennenkönnte, in der sich die Bedeutungals endlichesProdukt konstituiert. Halten wir die Dissymmetde der beiden Punkte fest: Der erste stellt einen Ort dar (ehereine Stelleals einen Raum), der zweite ein Moment (ehet eine Skandierungals eine Dauer). Beidepartizipierenan demAngebot für den Signifikanten,dasdasLoch im Realenbildet, der einealsHehlerversteck,der andrealsBohdoch für den Äusgang. Die auf der Bahn von r(A) zu A und von Ä zurück zu r(A) stattfindende Unterwerfung des Subjekts unter den Signifikanten bildet eigentlich einenKreis, weil nämlich die Assertion,die so entsteht,die aufnichts als aufihre eigeneSkandierunghinausläuft- andersgesagt:bei der ein Akt fehlt, in dem sie sich ihrer selbstvergewissernkönnte -, allein auf ihte eigeneAntizipation in der Komposition desSignifikantenverweist, die in sich insignifikant ist. Soll die Quadratut diesesKreisesmöglich werden, ist nut die Vollständigkeit der in A installierten signifikantenBatterieerfordetlich, die von da an den Ort des Anderen symbolisiert. Daran sieht man, daß dieser Andere nichts anderesist als dasreine Subjekt der modernen Spieltheorie und als solchesvoll und g nz vom Konjekturkalkül erfaßbar,vorausgesetztdaß dasteale Subjekt, um seineAngelegenheitenzu regeln, keiner wie man gewöhnlich sagt: subfektiven, d.h. psychologischen Abirrung Rechnung tragen muß und dafür allein einer Kombinatorik folgt, deren Äusschöpfung möglich ist. Gleichwohl ist diese Quadratur unmöglich, jedoch allein aus dem Grund, daß das Subjekt, um sich konstituieten zu können, sich ihr 8o7 entziehenund an ihre Vollständigkeit entscheidendrühren muß, muß es doch gleichzeitig sich einerseitsdazurechnenund andererseitsals Mangel fungieren. Das Andere alsvorgegebenerSitz desreinen SubjektsdesSignifikanten hält dabei die Position des Herrn, auch schon bevor es, um mit und gegenHegel zu teden, als absoluterHett zut Existenz kommt. Denn und das fehlt in den Plattitüden der modernen Informationstheorie von Kode kann man eigentlicherst sprechen,wenn essichum den Kode desAndern handelt. Um etwasdurchausanderesgeht esbei der Mitteilung, denn von ihr her konstituiert sich das Subjekt, wonach also das Subfekt noch vom Andern her die Mitteilung empfängt, die esaussendet. Also sind die BezeichnungenA und r(A) gerechtfertigt. r8r

Kodemitteilungen und Mitteilungskodes unterscheidensich in terner dem Subjekt,dasalleinauf jenesvorgeForm im Subjektder Psychose, gebeneAndere angewiesenist. Wir wollen in Klammern die Bemerkung hinzufügen, daß diesesAndere,dasals Ort desSprechensunterschiedenist, sich ebensoals Zeuge der Nfahrheit bemerkbar macht. Würde durch es nicht eine besondere Dimension aufgetan,würden sich die Täuschungender Sprachenicht von der Finte unterscheiden,die im Kampf oder beim geschlechtlichen Imponierverhalten ihretseits etwaseigenesdarstellt. Sichinnerhalb der imaginärenVerhaftung entfaltend,gehört die Finte g nzzlrjenem Spiel aus Annäherung und Entfernen, das den Uftanz bildet, in welchem diesezwei vitalen Situationen sich ausformenund wo die Partner, die hier eineOrdnung eingehen,finden, waswir, etwasgewagt,ihte <8nennenwollen. DiesselbeFähigkeit zeigt dasTier, dasin die Enge getriebenist; esgelingt ihm, einenVerfolget von seinerSpur abzubringen, indem eszunächsteine Spur anlegt, die täuschensoll. Dies kann so weit gehen,daß man meinen kann, dasTier vermöchte seinerseitseiner Schaujagdeinen Reiz abzugewinnen.Ein Tier ist jedoch außerstande, vofzutäuschen,daß es vortäuscht. Es legt keine Spur an, deren Täuschungdarin bestehenwürde, daß sie sich für die falscheausgibt und in rVirklichkeit die richtige ist, dasheißt die richtige Fährte anzeigt.Auch löscht esseineSpurennicht, wasnämlich für esbereitsbedeutenwürde, daß es sich zum Subiekt des Signifikanten macht. Dies alleswurde nur sehrunscharfformuliert von Philosophen,die hier immerhin alsprofessionellgelten dürfen. Klar ist jedoch, daßdasSprechen erst beginnt mit dem Übergang von der Finte zur Ordnung des Signifikanten und daßder Signifikant einen andern Ort erfordert - den Ort des Andern, des Andetn als Zeugen, der Zeuge Anders als jedet der Partner sein könnte -, damit das Sprechen,das er stützt, lügen kann, dasheißt sich als tü(ahrheitsetzen. So ist also die Süahrheit von andetswo her ganntieft als von der Realität, die sie betrifft: aus dem Sprechen.Aus diesemauch trägt sie das Merkmal davon, dassie in einer Fiktionsstruktur ansiedelt. Der erste Spruch dektetiert, gibt Gesetze,aphorisiert,ist Orakel, er verleiht dem realenandern seineobskure Autorität. Nehmen Sienur einenSignifikantenzumZeichensolcherAllmacht, was s A.d.Ü.: französ. dansitC,womit verwiesen wird auf danse: l)ichte. rllz

Tanzlur.d densiti

bedeutet: dieserganz und gar potentiellen Machtc, dieser Geburt der Möglichkeit, und Sie haben den einzigen Ztg, der, indem er das unsichtbare Merkmal zuschüttet, das das Subfekt vom Signifikanten davonträgt, eben diesesSubiekt entfremdet in der Primäridentifizierung, die das Ichideal bildet. Niedergeschriebenist dies in der Notierung I(A), die wir in diesem Stadium dem d, dem von dem rückläufigen Vektor durchstrichenenS, substituieren und das wir dabei von seiner Spitze zu seinem Anfang verschiebenmüssen.$rgl. Graph z.)

Graph z

Ich (noi) m: i (a) : Bild des andern (inage deI'antfe) I(A)

Ein Umkehrungseffekt, dutch den das Subiekt auf jeder Stufe zu dem witd, was es wie von votnherein schon war, und sich allein im Futufum exactum - es v/ifd gewesensein - kundgibt. Hier schleicht sich die Ambivalenz einesVerkennens (näeornaltre)ein, das dem Sich-Kennen (me conruitre.)wesentlich ist. Denn das Subjekt kann sich in dieserRückschauallein einesBildes vergewissern,im Moment, wo es ihm gegenübersteht:des antizipierten Bildes, das es sich von sich selber macht in seinemSpiegel.VTir lassenhier die Funktion unseres< Spiegelstadiums> auf sich beruhen,esbildet den erstenstrategischen Punkt, von dem aus wir unsere Einwände geltend gemacht habengegenden Votzug, den das angeblichautonome fchinder Theode genießt. Der Widersinn einer Stärkung diesesIch wurde akademisch restauriertin einer Kur, die fortan nur noch Anpassungserfolgezeitigen sollte: Solche geistige Kapitulation hing wohl mit dem Altern der c A.d.Ü.:

pottr intigne de celle toule-pdttancc,

cc qui aeat dire de ce ponoir

toüe en ptit-

r8,

Gruppe in der Diaspora des Kriegs zusammen,in ihr sah sich eine außergewöhnlichePraxis reduziert auf ein Label, dasman der Ausbeu- 8o9 tung des Americanwa-yof ltfe 'o aufdrücken konnte. tü7iedem auch sei,das Subjekt findet in diesemverfälschtenBild seines I(örpers dasParadigmafür alldie Formen von Ahnlichkeit, die nun auf alle Objekte einenHauch von Feindseligkeitübertr gen,weil sieauf sie die Verwandlung des narzil3tischenBilds projizieren, das ausgehend von dem Jubel, der seineBegegnungim Spiegelbegleitet,im Zusammenstoß mit seinesgleichenzum Sammelbeckenfür die allerintimste Aggressivität wird. DiesesBild, dasIdealich,fixiert sichvon demPunkt aus,wo dasSublekt als Ichideal stehenbleibt.Nun ist das Ich Herrschaftsfunktion, Prunkgebärde,festverankerteRivalität. In der Verhaftung, der esvon seiner imaginärenNatur her untediegt, maskiert es sein Doppelwesen,die Tatsachenämlich, daß das Bewußtsein,worin es sich einer unleugbaren Existenz vergewissert(ein naiver Schluß,den die Meditation eines Fönelon ausbreitet),ihm in keiner lfeise immanent ist, sehr wohl aber transzendent,denn seineganzeStützeist der einzigeZug desIchideals (was dasCartesianischeCogito nicht verkennt) ". Dadurch wird selbst das transzendentaleEgo relativiert, da es ja mit einbegriffenist in der Verkennung, in der sich die Identifikationen des Ich herstellen. Dieser imaginäte Prozeß,der vom Spiegelbildhin zur Konstituierung des Ich auf dem \7ege der Subjektivierung durch den Signifikanten verläuft, ist in unseremGraphen bezeichnetdurch den Vektor i(a) .n' der einbahnig verläuft, aber doppelt artikuliert ist, ein erstesMal kurzschlüssigüb; g{ö, ein zweitesMal wiederkehrendtiber r-@7. Datauserhellt, daß dasIch nur dadurch zu einem Abschluß kommt, daß es nicht alslch (Je) desDiskursesartikuliert wird, sondernals Metonymie seinerBedeutung(Damourette und Pichon habendafür den Begriffder die nichts andestoffiichenPetson, die sie der subtilen entgegensetzen, res darstellt als die Funktion, die wir weiter oben als sbifterbezeichnet haben). Daß dasBewußtseinin det historischenNachfolge deskartesianischen Cogitoalswesentlichfür das Subjekt dargestelltwutde, betont in unseren Augen auf tdgerische Weise die Transparenzdes lch (Je) in actu 'o lVir lassen diesen Absatz nur stehen als Gedenkstein eines Kampfes, der längst überholt ist (Änmerkung von r96z: \ü7ohatten wir da nur unseren Kopf!). ' Die hier eingefügten Klammern notieren spätere Ausführungen zur Identifikation (r962). r84

auf Kosten der opaken Qualität desSignifikanten,der esbestimmt, und das Gleiten, wodurch dasBewußtsein* die Konfusion des Selbst* zuo decken soll, zeigt getadein der << PhänomenologiedesGeistes>, an He8r gels Rigorismus, den Grund für seinenIrrtum auf. Noch die Bewegung,die dasPhänomendesGeistesausder Achse hebt hin auf die imaginäreBeziehungzum andern (zum andern,dasheißt zu seinesgleichen,mit klein a zu bezeichnen)bringt dessenWirkung an den Tag: nämlich die Aggressivität, die zum Balken der'Waagewird, um die hetum sichdasGleichgewichtzwischenGleichenauflöstin jener Beziehungvon Herr und Knecht, die voller List steckt, und durch die die Vernunft sich Bahn bricht für ihre unpersönlicheHerrschaft. Iüfleilwir sieenthüllt habenwie nie zuvor, können wir zeigen,was diese Knechtschaft verbirgt, die der Freiheit den ITeg bahnt, Mythos viel eher als tatsächlicheGenese. Der Kampf, der die Knechtschaft instauriert, ist, wie man mit Recht sagt, ein Kampf um die reine Geltung, und der Einsatz - es geht dabei ums Leben- entspricht der Gefahr, die in der generischenVorzeitigkeit der Geburt liegt, die Hegel nicht erkannt hat, die wir aber zur dynamischenTriebfeder des Verhaftetseinsim Spiegelbildgemacht haben. Der Tod aber, der hier auch als Einsatz fungiert - wobei es um eine aufrichtigere Wette geht als die Pascals,obschonesauchhier nicht ohne Pokernabgeht,istdoch dem ÜberbieteneineGrenzegesetzt-,derTod nun zeigt auf den selbenSchlag,daßEinschränkungenzu machensind, sowohl was eine Eingangsregelals auch was ein abschließendes Reglement betrifft. Denn schließlichdarf der Besiegte,soll er Sklavewerden, nicht draufgehn. Mit anderen Worten, der Pakt geht allenthalbender Gewalt voraus, die er dann verewigt, und das von uns so genannte Symbolischebeherrscht das Imaginäre, woraus folgt, daß man sich fragen kann, ob der Mord tatsächlichder absoluteHerr ist. Es genügt nämlich nicht, daß man hier nur nach dem Endeffekt urteilt: dem Tod. Wissenmuß man auch noch, welcher Tod'r: der, den das Leben in sich rägt, oder der, der diesesselbstträgt. Ohne der HegelschenDialektik Abbruch zu tun durch die Feststellung einesMangels(die ja seiteiniger Zeit schongetroffenwurde in Hinblick t2 STir beziehen uns auch an dieser Stelle auf das, was vrir in unserem Seminar zur Ethik der Psychoanalyse(195916o)über den zweiten Tod gesagt haben. Mit Dylan Thomas wollten wir allerdings, es gäbe nicht zwei. Ist aber der absolute Herr der einzige Tod, der bleibt?

r8t

auf die Fmge nach dem Band, das die Gesellschaftder Herrschenden zusammenhält)wollen wir hier nur hervorheben,was uns von unsefef Erfahrung her alssymptomatischerscheint,dasheißt als Einrichtung in der Verdrängung. Dies wäre eigentlich das Thema der List der Ver- 8 r r nunft, deren oben dargestellterIrrtum ihre Verführungskräfte durchaus nicht schmälert.Die Atbeit, heißt es da, der der Sklavesich unterzog, alser aus Ängst vor dem Tod Verzicht tat auf den Genuß, weist genauden Weg, auf dem er die Fteiheit verwirklichen wird. Es gibt im politischen und auch im psychologischenSinne keine offensichtlichere Täuschung. Der Sklave ist leicht zu befriedigen, und so bleibt es bei der Sklavenarbeit. Die List der Vernunft verführt durch genau das, was hier anklingt von einem wohlbekannten individuellen Mythos, dem Mythos des Zwangsneurotikers, der seiner Struktur nach nicht selten ist in der intelligentsia. Sobaldaberder Zwangsneurotikersichnur um ein weniges der professoralenPerfidie zu entziehenvermag, kann er sich nur noch schwer der Täuschung hingeben, daß seineAtbeit ihm Zugang zum Genuß verschaffenmüsse.Im eigentlichen Sinne unbewußt der von Hegel geschriebenenGeschichtehuldigend, findet er nicht seltensein Alibi im Tod des Herrn. Vfie abet steht es mit diesem Tod? Ganz einfach,et wartet auf ihn! Tatsächlichfolgt er dem Spiel vom Ort desAndetn aus,an dem er sich einrichtet; er schaltet so jedes Risiko aus, speziell das Risiko eines >, für dasder Tod Kampfes,und wiegt sichin einem < Selbstbewußtsein nur zum Spaßexistiert. Die Philosophendüden also nicht glauben,jener gewaltige Einbruch, den Freuds Ausführungen über das Begehren darstellen, sei auf die leichteSchulterzu nehmen. Etwa auch noch untef dem Vorwand, der Anspruch mitsamt den Wirkungen der Frustration habe alles überschwemmt mit dem Zeug, das sie aus einer Praxis beziehen,die zu einer erziehlichenBanalität verkommen ist, an der auch ihre Anwandlungen von Milde nichts zwändern vermögen. In der Tat, die rätselhaften Traumata, die Freud entdeckte, sind da nichts anderesmehr als heimgekehrteGelüste. Und die Psychoanalyse zchrt von der Beobachtung von Kindern wie vom Infantilismus der l]cobachtungen. Schenkenwir uns hier die Berichte, so erbaulich sie auch seinmögen. Und so schrecklichhumorlos wie sie sind. r86

Sorgen machen sich die Autoren dann nur noch um ihre honorigcn Positionen, und den unheilbar tollen Einschlag, den das Unbewußte von seinenlinguistischenWuzeln her hat, nehmensie überhaupt nicht meht zur Kenntnis. Es ist aber ein Ding der Unmöglichkeit, daß die, die behaupten,durch das Hereinnehmen des Anspruchs komme Zwietracht in die Bedürfnisse,die am Ursptung des Subjektsstehensollen, den Umstand außer acht lassenkönnen, daß es schlechterdingskeinen Anspruch gibt, der nicht irgendwie durch die Engführungen des Signifikanten hindurchmüßte. Und wenn auch die somatischeanarkä,durch die der Mensch für eine bestimmte Zeit nach seinerGebutt in seinerBeweglichkeit gehindert 8rr ist, a fortiori gehindert ist, aufeigenen Füßen stehenzu können, einer Psychologieder Abhängigkeit den Boden bereiten mag, so kann diese doch nicht einfachan der Tatsachevorbeisehen,daß die Abhängigkeit sich auf ein Universufn aus Sprachestützt, und zwar in der'Weise,daß durch seineHilfe und durch es hindurch die Bedürfnisseeine Diversifikation und Übersetzungerfahren mit dem Ergebnis, daß ihre Tragweite nun offenbar von ganz anderer Art ist, egal ob sie sich auf das Subjekt oder die Politik erstreckt. Ich will esaussprechen:Das Ergebnis ist, daß die Bedürfnissenun auf der Stufe desBegehrensetscheinen mit all den Konsequenzen,mit denensich nun unsereneue Erfahrung konfrontiert sieht, eine Erfahrung, die für einen Motalisten immet schon ein Paradoxdargestellthat und an der die Theologen das Merkmal des Unendlichen herausstreichen,ja sogar jenen prekären Status, der im letztefl Schreiiener Formulierung erscheint,die ihr Sartregegeben hat: dasBegehren,eine unnütze Leidenschaft. tü7asdie Psychoanalyseuns an der Funktion des Begehrenszeigt, die man die allernatüdichstenennenkann, hängt von iht doch dasFortbestehender Art ab, ist nicht nur, daß es in seinemDrängen, seinembesitzergreifendenCharakter,in seinerNormalität, um alleszu sagen,den Z:ufällender Geschichtedes Subjektsausgeliefertist (Begriffdes Traumasals Kontingenz), sondernviel mehr, daßebendiesdie Mitwirkung von strukturellen Elementen erfordert, die, wenn sie eingreifen, sich durchaus nicht an diese Zufälle halten, wobei dann dieser unharmonische, unervartete und schwer reduzierbare Einfall der Erfahrung ein Residuum übriglaßt, das Freud das Geständnis abgenötigt hat, in der Sexualität müsse es die Spur eines kaum natüdichen Risses geben. r87

Man hätte unrecht, wollte man glauben, der FreudscheMythos von Ödipus liefe hier auf eineTheologie hinaus.Es genügt in der Tat nicht, nur den Hanswutst der sexuellenRivalität zu schwenken. Man tut besserdaran,nachzulesen,was Freud hier in seinenKoordinaten unserer Refexion auferlegt; dieseführen nämlich zurück auf die Frage, von der er selberausging: Was ist ein Vater ? - Es ist der tote Vater, ist die Antwort Freuds,aber niemand will das hören, und wenn Lacan unter dem Titel des Namen-des-Vaters auf dieseFrage zurückgreift, ist esnur bedauedich,daß eine Situation, die mit Wissenschaftso gut wie nichts zu tun hat, ihn permanentum seine nortnale Hörerschaft bdngt. Ir Trotzdem, die analytischeReflexion hat sich, wenn auch vage, mit 8 r l jenem problematischenVerkennen der Funktion des Erzeugers beschäftigt, das bei bestimmten Primitiven feststellbarist, ja sogar eine Diskussion fand statt über die Formen der Autotität, und zwat unter des ,wobei, wie man betonen der Schmugglerflagge muß, kein einziger Zweig der Anthtopologie bisher eine halbwegs befriedigendeDefinition von Autorität zu liefern vermochte. Müssen wir erst von der Praxis eingeholt werden, die vielleicht eines TagesUsuswird, daßnämlich alle die Frauen,die den phallischenBann durchbrechen, künstlich besamt werden mit dem Sperma eines großen Mannes, um uns ein Urteil über die vätediche Funktion abzuringen! Allerdings dürfte sich der Ödipuskomplex nicht mehr lange halten in Gesellschaften,in denen sich mehr und mehr der Sinn fürs Tragische vediert. Gehen wir aus von der Auffassungdes Andern als Ort des Signifikanten. Keine Aussagevon Autorität kann hier anders ganntiert sein als in ihrem Aussagenselbst,vergeblich würde sieihre Gatantien in einem andern Signifikantensuchen,der unter keinenUmständenanderswoerschcintalsan diesemOrt. UnsereFormel dafür ist: Es gibt keineMetasprache,die man sprechenkönnte, oder aphoristischer:Es gibt keinen Andern desAndern. Der Gesetzgeber,also det, der vorgibt, dasGesetz 'r Daß wir seinerzeit, wenn auch mit kräftigeren rVorten, unsere Meinung zu dem Punkt auf diesem Umweg gesagthaben, nimmt die Bedeutung eines Rendezvous an. f)rci Jahre später nämlich haben wir, weil die Situation sich nicht verändert hatte, als Sanktion ausgerechnetunsete Thesen zum Namen-des-Vaters, die wir in unserem Untctricht vorstellen wollten, dem Schlaf übergeben. Ä.d,Ü.: Vgl. unten . Änm. ro. r ll8

aufzurichten,stapelthoch, wenn er sich darstellt als einer, der hier Abhilfe wüßte. Nicht aber das Gesetz selbst,oder derjenige, der seineAutorität von ihm ableitet. Wollen wir den Vater als den ursprünglichen Reprisentanten dieser gesetzlichenAutorität bestimmen, müssen wir genauer angeben, in welcher besonderenArt von Präsenzer sich behauptet jenseits des Subjekts,das gehaltenist, den Platz desAndern realiter einzunehmen, den der Mutter nämlich. Damit ist die Frage zurückgestellt. Es ist wohl befremdlich, daß wir, wenn sich hier der unermeßliche Raum auftut, den jeder Anspruch einschließt: weil er Vedangen nach Liebe ist, der genanntenFrage nicht mehr Platz einräumen. Sie vielmehr daraaf konzentrieren, vras sich, vermöge derselbenAnspruchswirkung, diesseitszuschließt,um recht eigentlich den Platz des Begehrensauszumachen. Das Begehrendes Menschengewinnt in der Tat recht einfach Gestalt (und wir werden noch sagen, in welchem Sinn) als Begehren des Andern, zunächst aber so, daß es lediglich eine subjektive Opazität bewahrt, in der es dasBedürfnis repräsentiert. Eine Opazität,von der wir späternoch sagenmüssen,um welcheEcken hetum sie gewissermaßenzur SubstanzdesBegehrenswird. 8r4 Das Begehrengewinnt Gestaltin der Spanne,in der der Anspruch sich vom Bedürfnis losreißt: wobei die Spanne eben die ist, die der Anspruch (dessenAppell bedingungslosnur an den Andern sich richten kann) auftut in Form einesmöglichen Fehlens,das das Bedürfnis hier beitragen kann, weil es keine universaleBefriedigung kennt (was man Angst nennt). So linear diese Spanneauch sein mag, sie bringt ihren Taumel zum Ausdruck, wenn nur nicht der Elefantentritt eineslaunischenAndern sie einebnet.Desungeachtetführt aber dieseLaune das Phantom der Allmacht ein zsvatnicht des Subjekts,aber des Andern, in dem sich sein Anspruch einnistet (es wäre an der Zeit, dzß dieses schwachsinnigeKlischee ein für allemal und einmal für alle an seinen rechten Platz gerückt würde) - und mit diesemPhantom entstehtauch die Notwendigkeit seinerBezähmungdurchs Gesetz. Aber wir unterbrechenhier noch einmal und wenden uns zurück zum StatusdesBegehrens,welchessich alsautonom ausgibtbezüglicheiner solchen Vermittlung über das Gesetz, und zwar darum, weil dieses seinerseitsausihm entspringt in dem Umstand,daßdasBegehrendurch eine besondere Symmetrie die Bedingungslosigkeit des Liebesanr89

spruchs,in dem dasSubjekt dem Andern unterworfen bleibt, umkehrt, um es der Gevralt der absolutenBedingung auszuliefern(absolut dann auchin der Bedeutungvon ). \fas den Sieg angeht, den man so über die Angst erringt in bezug auf dasBedürfnis, kann eine solcheLoslösung bereitsin der bescheidendsten Form als gelungengelten, bereitsin der Form nämlich, die ein gewisser Analytiker ip seinerKinderpraxis erkannt und <Übergangsobjekt> genannthat: dasStückchenWindel, der geliebteFetzen,die weder vom Mund noch aus der Hand gelassenwerden. Sprechenwir es aus, es ist hier nur emblematisch: die Vorstellungsrepräsentanzin der absolutenBedingung hat ihren Platz im Unbewußten, wo sie dasBegehrenkausiert gemäßder Struktur desPhantasmas, daswir ausihm herauslesen. Hier läßt sicherkennen,daßdie Unwissenheit,det der Menschin bezug auf sein Begehren verhaftet bleibt, weniger eine Unwissenheit ist in bezugauf das,waser beansprucht(dasläßt sich ia letztlich ausmachen), als vielmehr eine Unwissenheithinsichtlich des Punkts, von wo aus er begehrt. Eine Antwort darauf stellt unsere Formel dar, daß das Unbewußte Diskurs des Andern isq besser:über den Anderen im Sinne des lateinischen (als obiektive Bestimmung): deAlio in oratione(tua resogttn ' wie man ergänzenkönnte). Dem wäre aber hinzuzufügen, daß das Begehren des Menschen das Begehrendes Andern ist, wobei diesmaldas <des> in dem Sinn zu nehmen ist, den die Grammatiker subjektiv nennen, d.h. daß der MenschalsAnderer begehrt (worin die wahre Tragweite der menschlichen Leidenschaftliegt). Darum ist die FragedesAndern, die zum Subjektzurückkommt von 8 t t dem Platz aus, wo es ein Orakel erwartet - in der Form eines Cäe uuoi?,V aswillst du ?-, die Frage,die am allerbestenauf den Weg seines eigenen Begehrens füht - wenn es sie, dank dem Geschick eines Partners mit dem Namen ,wjederaufnimmt, sei es auch,ohne es so recht zu wissen,im Sinneeines:Was will er mit? I)iese Aufstockung der Struktur komplettiert unseren Graphen (vgl. Graph 1), indem sie in diesemzunächstin Form einesFragezeichens erscheint,das sich über dem Kreis des groß A des Andern erhebt und so in einer verwirrenden Homographie die von ihm bedeuteteFrage symbolisiert. t9c)

Graph 3

d: Begehten (d4ir)

rüTelche Flascheöffnet nun dieserFlaschenöffner?Für welche Äntwort ist et Signifikant, Universalschlüssel ? Halten wir eins fest: Ein Hinweis liegt in der klaren Entfremdung, die dem Subjekt den Vorteil läßt, auf die Frage nach seinem'Wesenzuzustreben, kann es doch nicht verkennen, daß das, was es begehrt, ihm sich darstellt als das, was es nicht will - eine akzeptierte Form der Verneinung, in die sich auf eineeigentümlicheV7eisedasvon ihm nicht erkannte Verkennen einschleicht, wodurch es das Fortdauern seines Begehrensauf ein offenbarintermittierendesIch überträgt und umgekehrt sichvor seinemBegehrenschützt,indem esihm dieseIntermissionen zuschreibt. Es ist gewiß erstaunlich,wieviel eigentlich dem Selbstbewußtseinzugänglich ist unter der Bedingung, daß man's von anderswohere{ährt. Was wohl auch hier der Fall ist. Um nun wieder auf die eigentlichenGeltungsfragenzurückzukommen: Es bedarf wohl eineseingehenderenStudiums, das nur in der analytischenErfahtung verankert sein kann, wenn wir die Struktur desPhan816 tasmas dadurch etgänzenwollen, daß wir in ihr, was immer da an zufälligen Ausfallserscheinungenvorkommen mag, an die Bedingung einesObjekts (dessenSonderstellungwir oben nur durch die Diachronie angedeutethaben) das Moment einesfadingoder einet Eklipse des I9I

Subiektsknüpfen, das strikt mit der Spaltung* verbunden ist, die das Subiekt durch seineUnterotdnung unter den Signifikanten erleidet. Das Symbol dafür ist die Sigle (d O a), von uns als Algorithmus eingeführt, der nicht zufällig das phonematischeElement bricht, das die signifikante Einheit bis in ihr buchstäblichesAtom konstituiert. Denn es scheint gemacht, um hundert und zwanzig verschiedeneLesarten möglich zu machen,eineVielfalt, die so langezu Recht besteht,als das Gesprochenedabei seinerAlgebra verhaftet bleibt. DieserAlgorithmus und seineAnalogien,die wir im Graphenverwenden, stehendurchausnicht im $?iderspruchzu unsererThesevon der Unmöglichkeit einer Metasprache.Es dreht sich hier nicht um transzendentaleSignifikanten, es geht um die Indizes einer absoluten Bedeutung,ein Begriff, der hoffentlichohneweitereErklärung alsder erscheint. BedingungdesPhantasmasangemessen Dem Graphen zufolge richtet sich das Begehrennach dem in diesem Sinne aufgefaßtenPhantasmain gleicher Weise wie das Ich nach dem Körperbild, mit dem einen Unterschiedfreilich, daß eszusätzlichnoch die Inversion der Verkennungenfesthält,in denenieweils daseine oder andere sich gdnden. So schließt der imaginäre Weg, auf dem ich in der Analyse da werden soll, wo dasUnbewußte für sich war. Um die Metapher von Damourette und Pichon über dasgrammatische Ich noch einmal aufzugreifenin Anwendung auf ein geeigneteresSubjekt: Das Phantasmaist recht eigentlich der <Stoff> dieseslch, das deshalbder Urverdrängung untediegt, weil esnv imfadirgdes Aussagensangebbarist. Das nimmt nun in der Tat unsereganzeAufmetksamkeit in Anspruch: der subjektive Status der signifikanten Kette im Unbewußten oder besserin der Urverdrängung.'n Den Grund dafür, daß wir in unserer Äbleitung nach der Funktion fragen mußten, die dem Subfekt desUnbewußten zugtunde liegt, wird man bessererkennenkönnen, wenn man begreift, wie schwietig esist, dasSubiekt auf keinenFall als Subiekt einer Aussagezu definieren,also als dieseartikulierend, weiß es doch nicht einmal, daß es spricht. Desrüregender Begriff desTriebs, mit dessenHilfe man es mit einem organischenKennzeichenausstattet,otal, analetc.; diesesKennzeichengenügt der Forderung, daß esum so weiter davon weg ist vom Sprechen, ie mehr es spricht. t+ A,d.Ü.: Deutsch alsZusatz in Klammern. r92

Vollständiger Graph

I(A)

8r7 \7enn nun unservollständigerGraph uns den Trieb alsSignifikantenschatzdarstellenläßt, so gibt die BezeichnungdesTriebs als (8 0 D) seinestruktur in verbindung mit der Diachroniewieder.sie bestehtin dem, was vom Anspruch herau{kommr,wenn dasSubjektsichin ihm auflöst. Daß der Anspruch seinerseitsdann auch verschwindet,versteht sichvon selbsr,mit dem Unterschiedfreilich, daßder Einschnitt zurückbleibt, denn er bleibt gegenwärtigin dem, was den Trieb von der von ihm bewohnten organischenFunktion unterscheidet:Seine grammatischeKünstlichkeit nämlich, die überausoffenkundig ist in den UmkehrungenseinerArtikulation auf die Quelle wie auf dasObjekt (in dem Punkt ist Freud unerschöpflich). Doch die Eingrenzung der <erogenenZone>>,dieder Trieb vom Metabolismus der Funktion isoliert - der Freßakt geht andereOrgane an als den Mund, da brauchen Sie sich nur den PawlowschenHund anzusehen -, ist das Faktum eines Einschnitts, det begünstigt wird durch anatomischeEigenheiten wie einen Rand oder einen Übergatg: zvm BeispielLippen, das>, den Anusrand,Penisfurche, Vagina, Lidspalte, sogar die Ohrmuschel (wir lassenhier die näheren embryologischenAngabenaußeracht).Die Erogeneitätder Atmung ist nur sehr ungenügendbekannt, doch kommt sie unübersehbarbei spastischenBeschwerdenins Soiel. r9t

Vir wollen bemerken,daß dieserZug desEinschnittsnicht weniger hervorstechendist beim Objekt, das von der analytischenTheorie beschriebenwird: bei Brustwarze, Skybalon, Phallus (imaginäres Objekt), Urinfluß. (Undenkbarwäre für uns dieseListe, wenn wir sie ntcht ergänzenwürden durch das Phonem, den Blick, die Stimmedas Nichts.) Denn es gilt zu erkennen,daß der Partialcharakter,den man mit Recht an den Objekten herausstreicht, nicht daraufverweist, daß sie Teil einestotalen Objektes, des Körpers also, sind, sondern vielmehr, daß sie die Funktion, die sie hervorbringt, nur partialiter repräsentieren. Gemeinsamist diesenObjekten nachunsererAuffassung,daß sie kein 8 r 8 Spiegelbild,anders gesagt keine Anderheit's haben. Das macht es ihnen möglich, der < Stoff> oder bessergesagtdas Futter (datum aber noch nicht die Kehrseite)desSubjektszu sein,dasman für dasSubfekt desBewußtseinshält. Denn diesesSubiekt, dasglaubt, eskönne zu sich selbstkommen, indem es sich in der Aussageausweist,stellt ebenein solchesObf ekt dar. Fragen Sieeinen, der angesichtseinesleerenBlatts von der Angst erfaßt wird, er wird Ihnen bezeugen,was das Kothäufchen seinesPhantasmasirf. Diesem Objekt, das für den Spiegelunfaßbar ist, gibt das Spiegelbild seineBekleidung.Beute, gefangenin den Netzen des Schattens,die, im Auffiug den Schattenaufblasendnach ihrem Umfang, dessennachlassendeLockung wieder anspanntmit einemScheinvon Beute. \ü7asuns der Graph ietzt vor Äugen stellt, gehört an den Punkt, $/o eine jede signifikante Kette sich beehrt, ihre Bedeutung festzumachen. \flenn ein solcher Effekt vom unbewußten Aussagenat erwarten ist, so in S(Ä), das zu lesenist: SignifikanteinesMangelsim Andern, der ebenseinerFunktion als Thesaurusdes Signifikanteninhätent ist. Und zwar insofern der Andere aufgerufen ist (clteuuoi) , die Verantwortung für den Wert diesesThesauruszu übernehmen,sichedich von seinem Platz in der unteren Kette aus,aber in den die obere Kette konstituierendenSignifikanten,andersgesagt:in Triebbegriffen. Der Mangel, um den eshier geht, bestehtwohl, wie wir bereitsformuliert haben,darin, daß es keinen Andern desAndern gibt. Aber ist mit diesem Zug von Un-Glauben, den die Vahrheit an sich hat, auch schon das letzte Wort gesprochen,das Antwort wäre auf die Frage: 's I)ies habenwir in der Folge ausgewiesenan einem topologischen Modell aus der 'l'hcoric der Oberflächenin det analtsitsitut (Anm, von r96z). t94

Was will mir der Andere? wobei wir, Analytiker, Wortträger sind? Gevrißnicht, und geradedeshalbnicht, weil unserAmt durchausnichts Doktrinäresan sichhat. Wir tragenfür keineArt von letzter\üTahrheit die Verantwortung, speziellweder für noch gegen irgendeineReligion. Es ist bereitsnicht wenig, daßwir hier in den FreudschenMythos den toten Vater einzuführenhaben. Aber ein Mythos genügt sich nicht ist nun einmal darin,keinenRituszu begründen;und die Psychoanalyse nicht der Ritus desÖdipuskomplexes- worauf wir noch zurückkommen. Ohne Zweifel, der Leichnamist ein Signifikant,jedochist dasGrab des Mosesfür Freud so leer wie dasGrab Christi für Hegel. Keinem von beidenhat Abraham seinGeheimnispreisgegeben. 8r9 STir selbstwerden ausgehenvon dem, was artikuliett ist in der Sigle S(Ä), die zunächstein Signifikant ist. lJnsereDefinition des Signifikanten- esgibt keineandere- lautet: Ein Signifikantist, wasfür einen anderenSignifikantendas Subjektvorstellt'6.Dieset Signifikantwird alsoder Signifikantsein,für den alle andernSignifikantendasSubiekt vorstellen:dasheißt, daß ohne diesenSignifikantenalle andernnichts vorstellenkönnten. Denn nichts wird vorgestellt,wenn nicht für etwas. Da nun die Batterieder Signifikantenschondadurchvollständigist, daß sie ist, kann dieserSignifikantnur ein Zug sein,der von ihrem Kreis aus abzweigt, ohne zu ihm gezähltwerden zu können. Das Symbol dafür wäre, daß ein (-r) der Menge der Signifikanteninhärent ist. nicht aber seinWirken, denn dieses Es ist als solchesunaussprechbar, jedesmal zuttägt,wenn ein Eigennameausgebestehtin dem, was sich mit seinerBedeusprochenwird. DessenAussageist gleichzusetzen rung. Darausfolgt, wenn man dieseunsererAlgebrazufolgein einemKalkül darstellenwill. daß S(Signifikant) : s (dieAussage) ; setztmanS: (-r),ergibt dm r s : t/J. s (Signifikat) Es ist das,was dem Subiektfehlt, wenn es sich als von seinemCogito '6 A.d. Ü.: An dieser Stelle, notwendig wäre es an vielen andern auch, soll betont werden, daß frrnzös. sujet auch < SujeoI ( : Sto{ Vorwurf ) bedeutet. Hier also : Ein Signilikant ist das, was den Vorwurf darstellt füt einen anderen Signifikanten.

r9,

ausgeschöpftvorstellenv/ill, d. h. das,wasesan Undenkbatemist. Äber woher kommt dann diesesSein,dassozusagenals Nichtvorhandensein im Meer der Eigennamenauftaucht? Diese Frage können wir dem Subjekt als Ich (entant queJe) nicht stellen. Das zu wissen,fehlt es ihm an allem, denn wenn diesesSubjekt, wenn also Ich tot wäre, es würde dies,wie wir schon gesagthaben, nicht wissen.Es weiß mich alsonicht lebend. VTiealsowerde Ich esmir beweisen? Ich kann nämlich bestenfallsdem Andern beweisen,daß er existiert, gewiß nicht auf die Art, wie man die Existenz Gottes zu beweisen versucht hat und womit die Jahrhunderteihn getötet haben, sondern nur, indem ich ihn liebe, eine Lösung, die ihren Ursprung in der christlichen Verkündigung hat. Eine allerdingsallzu heikle Lösung, daßwir darandenkenkönnten, hier über einenUmweg an unserProblemheranzukommen, nämlichan das: Was bin Ich? Ich bin an dem Ort, von dem der Schreiaufsteigt,daß . Und dies nicht ohne Grund, denn hütet man sich, so läßt dieser Ort sogar das Sein schmachten.Er nennt sich Lusterfüllung. Und deren Nichworhandensein würde das ganzeUniversum überflüssigmachen. Ist das aber meine Aufgabe? Ja, ohne allenZureifel. Ist solche Lusterfüllung, deren Fehlen den Andern in seinerKonsistenz auföst, also 8zo meine Lusterfüllung? Die Erfahrung beweist,daß sie mir für gewöhnlich untersagt ist, und das nicht nur, wie die Schwachköpfe gerne meinen, aufgrund der schlechtenEinrichtung der Gesellschaft,sondern, wie ich sagenwürde, durch die Schuld desAndern, wenn er existiert: wenfi der Andere nicht existiert, bleibt mir nur noch, die Schuld aufs Ich zu nehmen,d.h. an daszu glauben,wohin die Erfahrung uns alle füht, Freud allen voraus: zur Erbsünde. Denn selbst wenn wir nicht jenesausdrücklicheund bittere GeständnisFreuds die Erbsünde betreffendbesäßen,so bliebe, daßder Mythos, den wir seinerFederverdanken,der letztgeborenein der Geschichte,zunichts anderemnütz ist als der Mythos desverfluchten Apfels, mit dem einen Unterschied jedoch, der nicht auf die Rechnung des Mythos geht, daß er, weil er bündiger ist, erheblich weniger verdummt. Kein Mythos ist aber, was Freud so früh wie den Ödipuskomplex fbrmuliert hat: der Kasttationskomplex. Im Kastrationskomplex sehenwit den hauptsächlichenGrund für die t96

Subversion, die wir hier in ihrer Dialektik zum Ausdruck bringen wollen. Völlig unbekannt bis Freud, der ihn in die Formierung des Begehrenseinführt, kann der Kastrationskomplexvon keiner Reflexion über das Subjekt länger ignoriert werden. In der Psychoanalysehat man sich, daran besteht kein Zweifel, weit entfernt davon, seine nähere Bestimmung versucht zw haben, gerade datum bemüht, sich nicht mit ihm auseinanderzusetzen. So wird dieser gewaltige Leib, einem Samsongleich, darauf reduziert, die Mühle zu treten für die Philister der allgemeinenPsychologie. Da ist allerdingsSandim Getriebe,wie man so sagt.Damit er genaudas ist, was uns hier interessiert,strukturbildend für das Subjekt, konstituieft er wesentlich iene Spanne,die alles Denken vermieden, übersprungen, umgangen oder zugepappt hat, so oft es ihm offensichtlich geglückt ist, sich in einem Zirkel zu behaupten,egal ob essich nun um dialektischesoder mathematischesDenken handelt. Datum ziehenwir esvor, die, die uns folgen, an Orte zu führen, wo die Logik durcheinandergerät durch die Disjunktion, die vom Imaginäten zum Symbolischenhiq aufbricht, und zwar nicht, weil wir unsern Spaß hätten an den hier entstehendenParadoxienoder an der sogenannten Krisis des Denkens, sondern vielmehr, weil wir ihren falschenSchein zurückführen wollen auf die Kluft, für die sieeinstehen,und die füt uns immer erbaulichwar, vor allem abef, um zu versuchen,in methodischer Absicht hier eineArt Kalkül aufzustellen,durch dessenUnangemessenheit geradedas Geheimnis aufgelöstwerden könnte. 8zr So etwa jenesPhantomeinet Ursache,daswir in der reinstenSymbolisierung des Imaginären durch dasAlternieren zwischendem Gleichen und dem Ungleichenrzverfolgt haben. Beobachtenwir alsogenau: Was spricht denn dagegen,unserenSignifikanten S(Ä) als dasMana zu erkennen oder als etwas Ahnliches. Wir können uns nämlich nicht damit zufrieden geben, ihn allein von der Misere der gesellschaftlichenUmständehet zu artikulieren, und würde dieseauch als Totalität ausgegebenwerden. Zweifellos war es die Absicht von Claude Ldvi-Strauss,Mauss kommentierend,darin die Wirkung einesNullsymbols zu erkennen.Uns aber scheint es sich in unseremFalle eher um den Signifikantengerade tz Aktueller in der umgekehrten Richtung bei dem.Versuch, topologisch defnierte Flächen mit den hiet ins Spiel gebtachten Termini der subjektiven Ärtikulation in Übereinstimmung zu bringen. Ja sogar bei der einfachenViderlegung desangeblichen Paradoxons (Änmerkung von r96z). 197

des MangelseinessolchenNullsymbols zu handeln.Aus dem Grund auch habenwir, selbstauf die Gefahr hin, daß wir uns dadurch bei bis zu welchemPunkt wit einigenunbeliebtmachen,genauangegeben, zu unserenZwecken Algorithmus die Umbiegungdesmathematischen -t treibenwollen : Das Symbol1/ ,in der Theorieder komplexenZahlen nur dann rechtfertiläßt sich selbstverständlich auchals i geschrieben, gen, wenn es keinemAutomatismusin seinerfolgendenVerwendung Vorschub leistet. An das Folgende muß man sich halten: Lusterfüllung ist dem, der spricht,als solchemschonuntersagt;oder: Sie kann für jeden,der als Subjekt dem Gesetz unterworfen ist, nur zwischenden Zeilen ausgedrückt werden, weil das Gesetzsich auf eben jene Untersagung gründet. Würde nämlich das Gesetz befehlen: Joais, genieße,so könnte das Subjektnicht andersantwortenalsmit einemJ'ouis,ich höre,wobei der Gedankean Genuß nur noch der Hintergedankewäte. Indessenversperrt nicht das Gesetz selbstdem Subjekt den Zugang zum Genuß, es macht nur aus einer beinahe natürlichen Barriere ein gebarrtesSubjekt. Denn die Lust setzt dem GenießenGrenzen, die Lust als inkohärentesBand des Lebens,bis daß eine andere,diesmal nicht anfechtbarelJntersagungaus jener Regulierung entsteht, die Freud als Primärprozeßund entsprechendals Gesetz der Lust entdeckt hat. Man hat behauptet,Freudseidanur den VTeggegangen,aufdembereits die WissenschaftseinerZeit, ja sogar die Überlieferun g seitlanger Zeit war. Doch will man die I(ühnheit seinesSchritts schonvorangegangen erkennen,so brauchtman sich ja nur die Quittung vor Augen halten, die nicht auf sich warten ließ: das Scheiternan der Heteroklisiedes Kastrationskomplexes. Allein der Hinweis auf das Genießenin seiner Unendlichkeit schließt Zeichen seinet Untersagung ein und impliziert, zur Konstituierung diesesZeichens,ein Opfet: dasjenige,dasin ein- und demselbenAkt mit der Wahl seinesSymbols(desPhallus)verknüpft ist. Möglich wird dieserüfahl dadurch, daß der Phallus, d. h. das Bild des Penis, an seinem Platz im Spiegelbild negativiert wird. So ist det Phallusdazuvorherbestimmt,dasGenießenzu verkörpernin der Dialektik desBegehrens. ist, muß alsodie imagiVom Prinzip desOpfers,dasein symbolisches näreFunktion unterschiedenwerden, die sichzwar dazuzurYetfügung rg8

8zz

stellt, die es aber in dem Moment verschleiert,wo sie ihm ihr Instrument leiht. Die imaginäre Funktion bestimmt nach der Formulierung Freuds die Objektbesetzungals eine nanißtische. Darauf haben wir unsererseits zurückgegriffen,als wir zeigten, daß das Spiegelbildden Kanal bildet, durch den die Transfusion der Libido desKörpers zum Objekt stattfindet. Aber wenn auch nur ein Teil vor dieserÜberfutung bewahrt und so das Allerintimste an Autoerotik auf sich vereinigt, ist dieser Teil durch seine< Spitzen>position in der Form zu jenemVergänglichkeitsphantasmaprädisponiert, in dem sich sein Ausschlußvom Spiegelbild vollendet,seinAusschlußvom Spiegelbildund vom Muster,dasdieses für die \7elt der Objekte darstellt. SoalsosymbolisiertdaserektionsfähigeOrgan denPlatz desGenießens, nicht alses selbst,nicht mal alsBild, sondernalsder dem begehrtenBild fehlendeTeil: darumauchist esdem/-- der weiter obenproduzierten Bedeutunggleichzusetzen,desGenießens,den esdurch den Koeffizienten seinerAussageder Mangelfunktion des Signifikantenwiedererstattqt: (-r). Nfenn es auf diese Weise die Untersagung des Genießensbinden soll, so geschiehtdies trotzdem nicht aus solchenformalen Gründen, sondern deshalb,weil deren Übertretung das bedeutet,was jedesangestrebte Genießen kurzerhand auf den Autoerotismus zurückführt. Tatsächlich hat man es nicht verschmäht,jene durch die anatomische BeschaffenheitdessprechendenW'esensbereitsvorhandenenWege,die weiter perfektionierte Affenhand also, in bestimmter philosophischer Askese als Wege einer mißbräuchlich als zynisch definierten S7eisheit anzusehen.GewisseLeute von heute,die von einet solchenErinnerung fraglos besessensind, waren, indem sie sich an urls ausgerichtethaben, der Auffassung, Freud selber mit dieser Tradition verbinden zu dürfen: Körpertechnik,wie Mausssagt.Bleibt, daßdie analytischeEr823 fahrung uns den ursprünglichenCharakterdesSchuldgefühlslehrt, das ihre Praxis hervorruft. Schuldgefühl,dasverbundenist mit der Erinnerung an den Genuß, den der Dienst am realenOrgan verfehlt, und Konsekration der Funktion des imaginären Signifikanten,über die Obiekte ein Verbot zu verhängen. So sieht in der Tat die radikale Funktion aüs,deren mehr akzidentelle (edukative) Ursacheneine wildere Epoche der Psychoanalyseaufgedeckt hat, wie sieauchdie anderenFormen,um derenEntdeckungsie t99

sich verdient gemacht hat, von der Sakralisierungdes Organs (Beschneidung)weg zum Trauma hin umbog. Der Übergang des(-9) ftlein Phi) desphallischenBildes von der einen zur anderenSeiteder Gleichung, vom Imaginären zum Symbolischen, positiviert esin jedemFall, selbstwenn eseinenMangel ausfüllensoll. Wie auchimmeresdas(-r) unterstützt,eswird dabeizum@ (groß Phi), zum symbolischenPhallus,der nicht negativierbarist, Signifikantdes Genießens.Eben dieserCharakterdes@erklärt sowohl die Besonderheit desweiblichen Zugangszur Sexualitätals auch die Gründe, die aus dem männlichen Geschlechtdas schwacheGeschlechthinsichtlich der Perversionmacht. Wir werden hier nicht dasThema der Perversionenanschneiden,da sie nur schlechtdie Funktion desBegehrensbeim Mann herausstellen, sofern diesesam hervorgehobenenOrt desGenießensdie Dominanz des Objekts a des Phantasmasinstituiert, mit dem es das A ersetzt.Die Perversionfügt hiet eine Rückgewinnung desg hinzu, die gar nicht als originell auftreten könnte, würde diesesnicht den Andern als solchen auf ganz besondereWeiseangehen.Allein die Formel, die wir für das Phantasmagefundenhaben,edaubt uns herauszustellen, daß das Subjekt sich in ihm zum Instrument desGenussesdesAndern macht. Philosophenwerden eher daran interessiertsein, den Geltungsbereich dieserFormel beim Neurotiker zu erfassen, weil diesersieverfälscht. Der Neurotiker nämlich, der hysterische,zwanghafte oder radikaler: der phobischeNeurotiker ist jemand,der den Mangel desAndern mit seinemAnspruch identifiziert, @mit D. Dataus folgt, daß det Anspruch des Andern in seinem Phantasma Objektfunktion übernimmt, d.h., daß sein Phantasma(dank unserer Formeln wissenwit es sofort) sich auf den Trieb reduziert: (SOD). Darum war esmöglich, am Neurotiker den Katalog der Triebe abzulesen. Dieser Vorzug aber, den der Neurotiker dem Anspruch einräumt, und der in einer Analyse, die es sich bequem macht, die ganzeKur zur 8:'4 Manipulation der Frustration hat verkommen lassen,verbirgt seine Angst vor dem Begehrendes Andern, die man unmöglich verkennen kann, wenn sie nur mit dem phobischenObjekt verdeckt ist, die aber schwererzu verstehenist bei den zwei andern Arten von Neurose, wo man nicht den Faden besitzt, der das Phantasmaals Begehren des Andern ztrsetzenedaubt.Man 6ndet dann die zwei Termini wie aufgeborsten vor: den einen beim Zwangsneurotiker,insofern dieser das

BegehrendesAndern negiert,indem er seinPhantasmaso gestaltet,daß er mit ihm die Unmöglichkeit eines Schwindensdes Subjekts hervorhebt, den andern beim Hysteriker, sofern dasBegehrensich bei diesem nur durch Nichtbefriedigung aufrecht erhalten kann, die man hier hinzuträgt, indem man sich als Objekt entzieht. Diese Züge werden bestätigt durch das- fundamentale- Bedürfnis des Zwangsneurotikers,sichfür den Andem zu verbürgen, wie auch durch den Aspekt von Un-Glauben bei der hysterischenIntrige. In der Tat ist das Bild des idealenVaters ein Neurotikerphantasma. Jenseitsder Mutter, des realen And"ern des Anspruchs, von dem man wünscht, daß er das Begehren(das heißt ihr Begehren)stillt, wird das Bild eines Vaters sichtbar, der angesichtsder Begierden beideAugen zudrückte.Dadurch wird die wahre Funktion desVaters eher geprägtals geoffenbart,siebestehtdurchausdarin, eineBegierde mit dem Gesetz in Einklang zu bringen (und nicht entgegenzusetzen). Der Vater, den der Neurotiker wünscht, ist ganz klar, wie man sehen kann,der tote Vater. Ein Vater indessen,der vollkommen auch Herr seinesBegehrenswäre, was für das Subjekt gleichviel gälte. Man erkennt da eine der Klippen, die der Analytiker umfahren muß, und man erkennt dasPrinzip der Übertragung ebenan dem,wasesda an Unendlichem auf sich hat. Deshalbkönnen für eineHysterikerin kalkulierte Schwankungenin det des Analytikers mehr bedeutenals alle Deutungen,auf die Gefahr hin, daßdarauseineArt Betörung entstehenkann. Untet der Votaussetzung wohlgemerkt, daß solche Betörung nicht einen Abbruch nach sichzieht, und daßdasSubjektin der Folge zu der Überzeugung gelangt, daß dasBegehtendesAnalytikers sich hier für nichts in die Affäre einmischt.Diese Bemerkungist wohlverstandenkein technischerRat, sondernein offenerAusblick auf die Frage nach dem Begehren desAnalytikers, für alle die, die anderskeineVorstellung davon sich verschaffenkönnten: Wie der Analytiker für den andern die imaginäre Dimension seiner Nicht-Meisterschaft, seiner notwendigen Unvollkommenheit bewahrenkann, dasbedarf ebensodringlich einet Feststellung, wie die Unwissenheit, die er freiwillig von sich bekräftigt in Hinblick auf jedes Subjekt, das zu ihm in die Analyse kommt, seiner immer wieder neu sich darstellendenlJnwissenheitund seinerimmer neuenÜberzeugung, daß keiner ein Fall ist. Wenn wir aufs Phantasmazurückkommen, so wollen wir festhalten,

daß der Perverse sich einbildet, er sei der Andere, um sich seines 8 z t Genießenszu vergewissetn,und daß eben dies der Neurotiket an den Tag bringt, wenn ir sicheinbildet,er seipervers:er, um sichdesAndern zu vergewissern. Das wäre der Sinn der vermeintlichen, zum Prinzip der Neurose erhobenen Perversion. Sie ist im Unbewußten des Neurotikers als Phantasma des Andern. Aber dies heißt nicht, daß das Unbewußte beim Perversenoffen daliegt. Auch er schützt sich auf seineArt in seinem Begehren.Denn das Begehrenist eine Abwehr, die Abwehr dagegen, eine Grenze im Genießenzu überschreiten. Das Phantasmain der von uns definiettenStruktur umschließtdas(-g), die imaginäre Funktion der Kastration in versteckter Form, die umkehrbar ist von dem einen seinerTerme auf den andern. Das heißt, es imaginarisiert wie eine komplexe Zahl abwechselndden einen dieser zwei Terme in bezugauf den andern(wenn wir dasV/ort gebrauchendürfen). Eingeschlossenim Objekt a ist es dasdya)"pa,der unschätzbarcThesaurus, von dem Alkibiades sagt, er sei eingeschlossenin die rauhe Schale,die ihm zu formen schiendie Gestalt des Sokrates.Halten wir nur fest, daß esmit dem Zeichen(-) versehenist. Weil er den Schwanz des Sokratesnicht gesehenhat (man edaube uns, dies Platon nachztsprechen)preist Älkibiades, der Verführer, das dya),pa in ihm, das 'tüunder, das Sokratesnach seinemVfunsch ihm abtreten sollte, indem er seinBegehreneingesteht:wobei die Teilung desSubjekts,die er in sich selbstträgt, bei der Gelegenheitsich mit einem Schlagzu erkennen gibt. Eine solcheGelegenheitist die Frau hinter ihrem Schleier: die Abwesenheitdes Penismacht sie zum Phallus,zum Objekt des Begehrens. EvozierenSie diesesFehlendeutlicher,indem Sie sie einenhübschen Zopf unter einet Ballmaskierungtragen lassen,und ich glaube, Sie oder eher: sie - werden uns Wunderdingezu sagenwissen:Die \Virkung ist rooprozentig garantiert,wie man Männet ohne Umschweife sagenhören kann. So geschieht,daß Alkibiades,indem et seinObjekt kastriertzeigt (die Sacheentgeht Sokratesnicht), sich als Begehrenderfür einenanderen unterdenAnwesenden,Agathon nämlich,aufspielt,den Sokrates,Vorläufer der Analyse und selbstredendin dieserfeinen tX/eltseiner Sache sicher, ohne Zögern zum Übertragungsobjekterklärt, wobei er die 'l'atsache ins Licht einer Deutung rückt, die von vielen Analytikern

immer noch verkannt'wird: daß die Haß-Liebe-Wirkungenaus der analytischenSituationverbanntsind. Alkibiadesist aber durchauskein Neurotiker. Und geradeweil er der ist und auchder Mann, der im Genußso weit par excellence 826 Begehrende ist imstande(wenn auchnut mit Hilfe eines er möglich geht, nur wie instrumentalen Rauschs)im Vergleich mit allen die zentraleArtikulation der Übertragung.vor nzttreiben, in Gegenwartdes mit ihrem Objekts' Widerscheinausgeschmückten Er hat aber nichtsdestowenigerSokratesprojektiv zum Idealbild des vollkommenen Meistershochstilisiertund hat diesendurch Wirkunq des (-9) vollkommen imaginarisiert. Beim Neurotiker schleichtsich das (-E) unter das I des Phantasmas, wobei esdie ihm eigeneImagination,die desIch, begünstigt.Denn die imaginäreKastrationhat der Neurotiker gleichvon vornhereineditten, sieist es,die jenesstarkelch, dasseine,unterstützt,dasso starkist, kann man sagen,daß sein eigenerName ihm zur Last wird, daß also der Neurotiker im Grunde ein Namenloserist. Ja, diesesIch, dasgewisseAnalytiker noch dazu stärkenmöchten,ist das, worunter der Neurotiker die Kastration, die er vedeugnet, zudeckt. An dieserKastration aberhält er gegendiesenAnscheinfest. Was der Neurotiker nicht will und was er bis zum Ende der Analyse heftig von sich weist, ist: seineKastration dem GenießendesAndern aufzuopfern, indem er diesehier dienen läßt. Gewiß ist er nicht im Unrecht,denn kommt er sichauchim Grunde als die allervergeblichsteExistenz vor, als ein Seinsverfehlenoder auch als ein Zuviel, warum sollte er denn seine Differenz (alles, bloß das nicht) dem Genießeneines Andern aufopfern, der, vergessenwit das nicht, ja gar nicht existiert. Ja, aber existierte er doch, per Zufall, so würde et seinergenießen.Und ebendaslehnt der Neurotiker ab.Denn er bildet sich ein, der Andere vedangeseineKastration. Wie die analytische Erfahrung beweist, reguliert die Kastration in jedemFall dasBegehren,im Normalen wie im Abnormalen. Unter der Bedingung, daß sie im Phantasmaalternierendvon $ nacha hin schwingt, macht die Kastration aus dem Phantasmaiene zugleich geschmeidige und undehnbare Kette, durch die der Stillstand der Objektbesetzung,die kaum bestimmtenatüdicheGrenzenüberschreiten kann, die ttanszendentaleFunktion übernimmt, das Genießendes Andern, der mir dieseKette ins Gesetzübedeitet, zu garantieren. zo,

Ifer sich v'irklich diesemAndern stellenwill, dem öffnet sich der Weg, zwar nicht dessenAnspruch,szohlaberdessen'Willen zu erfahren.Und dann gilt es, entweder sich als Objekt zu tealisieten, sich zut Mumie dieser oder jener buddhistischenInitiation zu machen, oder dem im Andern eingeschriebenenKastrationswillen zu willfahren, was bis in den höchstenNarzißmus der vedorenen Ursache (Cause)hineinführt (dies zrl der Weg der griechischen Tragödie, den Claudel in einem 827 Christentum der Verzweiflung wiederaufnimmt). Die Kastration besagt,daßdasGenießenmit Notwendigkeit nur als ein verweigertes erreichbar ist auf der umgekehrten Skala, die für das GesetzdesBegehrensgilt. 'Wir wollen hier nicht weiter gehen. Dieser Äufsatz erscheint hier zum ersten Mal: eine unerwattete Knappheit der Mittel, die ja, wenn es um die Veröffentlichung, und zwa.t integtale Veröffentlichung solcher Art Kolloquien geht, ftir gewöhnlich reichlich fließen, hat ihn zusammen mit all den schönen Sachen, die sein Dekorum bildeten, unededigt gelassen. Bemerken wir, damit alles seine Ordnung hat, daß die Ausführungen eine Hinzufqgung darstellen, und daß der Schluß über die Kastration aus Zeitmangel nicht zum Vortrag kam, statt dessenübrigens eine knappe Skizze über die Maschine im modernen Sinn, womit der Bezug des Subjekts zum Signi6kanten sich materialisieren Iäßt. In den sympathetischen Kontext, den eine iede Diskussion bildet, wollen wir auch hereinnehmen, vras uns ein Mißklang damals eingegeben hat. Es vermochte uns nämlich die Bezeichnung r,mit der ein Teilnehmer unsere Rede qualifizierte, durchaus nicht zu Boden zu schlagen, denn das Neue, das in dieser Kategorie zum Ausdruck kommt, schmeichelt uns eher, haben wir doch die Gelegenheit gehabt, es entstehen zu lassen. Mit kaum geringerem Interesse haben wir hierauf registriert, wie dann in knisternder Atmosphäre das liüort gefallen ist, zumal der Mund, aus dem es kam, sich noch auf den Marxismus betief, was der Sache eine gewisse Kontur gab. Offen gestanden, wir sind in der Tat cmpfindlich gegen einen Humanismus, der von einer Seite kommt, wo ef, wenn auch kaum weniger listig als anderswo, so einen treuherzigen Ton annimmt: <wenn der Bergarbeiter nach Hause kommt, dann schrubbt ihn seine Frau . . . > Da sind wir wehrlos. ln einer petsönlichen Unterredung fragte uns einer der Unseren, ob (und das war die Form seiner Frage) das Predigen für taube Ohren den Glauben an einen ewigen Schreiber impliziere. Den btaucht esnicht, war unsere Antwort, bei all denen, denen cs bckannt ist, daß ein jeder Diskurs seineVirkungen aus dem Unbewußten bezieht.

Übersetqt tton Cbantal Creant and Norbert Haas

204

rI,qDIE STELLUNG DES UNBE$TUSSTEN auf dem Kongreß von Bonneval t96o, wiederaufgenommen r 964

Eingeladen hatte Henry Ey kraft seinet ganzenÄutorität, mit der er das psychiatrlscheMilieu in Frankreich dominiert, und es waren (vom 3,o.Okt. bis z. Nov. I96o) in seiner Abteilung im Ktankenhaus von Bonnevzl zahl'eiche Spezialisten zusammengekommen, zum Thema des Freudschen Unbewußten. Unsere Schüler Laplanche und Leclaire stellten bei det Gelegenheit eine Konzeption erschienenist' seit der unserer Arbeiten vor, die, nachdem sie in den Tempt moderner Zeitals ein Zeugnis gilt, obschon sie zeigt, daß es eine Divergenz zwischen dcm einen und dem anderen gibt. Die situative Bedeutung von Interventionen, zu denen man sich während eincs solchen Kongresses versteht, erfordert, steht in der Debatte überhaupt etwas auf dem Spiel, gelegentlich ebensoviel Kommentar. Es genügt, daß die bereffenden Texte von allen wiederhergestellt werden, und die Aufgabe wird schwierig. Dazu kommt, daß dieseihr Interessevetliert mit der Zeit, die solche Viederherstellungen in Anspruch nehmen, Ihm wäre zu substituieren, was in dieser Zeit,vetstan.' den als logische Zeit, sich auttägt. Kurz, wir sind nach dreieinhalb Jahren, in welchen wit kaum die Muße fanden, auf den Zeitraum zu achten, zu einem Standpunkt gekommen, den Henry Ey in dem Buch über den Kongreß, das bei Descl6ede Brouwer etscheinen soll, folgendermaßen präsentiert: , schreibt er, Der Leser möge gestatten, daß für uns iene besagte logische Zeit die Umstände einzuschränken vermochte aufdie Erwähnung, die ihrer ein Text tut, der sich durch eine intimere Zusammenstellung auszeichnet.

(re66)

83o Bei einem Kolloquium wie diesem, zu welchem Philosophen, Psychiater, Psychologen und Psychoanalytiker im Namen ihrer ieweils besonderen Technik zusammenkamen, wird der Kommentar sich nicht auf dem \Tahtheitsniveau halten können, das die Texte von Freud auszeichnet. Wir müssen, was das Unbewußte der Freudschen Erfahrung angeht' zuf Sachekommen. Das Unbewußte irl ein Begtiff, entstanden auf der Spur ienes Tuns, das das Subjekt konstituiert. Das Unbewtßte ist nicht so geartet, daß es in det psychischen Realität alles das umfassen würde, was nicht mit dem Attribut (oder der Eigenschaft) des Bewußtseins ausgestattetist.

Iis mag Erscheinungen geben, die man in beiden Bedeutungen dem einUnbewußtenzurechnenmuß: diesesind dann nichtsdestoweniger anderfremd. Ihre Beziehungist lediglich homonymisch. Das Gewicht, daswir der SprachealsUrsachedesSubjektsbeimessen, zwingt uns zu präzisieren:Der Irrtum blüht, wo versuchtwird, den erstgenanntenBegriff auf Erscheinungeneinzuschtänken,die sich der Homonymie verdanken und daheradlibitun aneinandergereihtwetden können. Es ist undenkbar,wie der Begriff von diesenErscheinungen werden könnte. auswiederhergestellt Bestimmenwir unserePosition genauermit Hilfe desDoppelsinns,der durch dasist und das ist nicltt unserer Ausgangspositionenentstanden ist. Das Unbewußte ist das, was wir sagen,wenn wir hören wollen, was Freud in seinenThesenYorträgt. Die Aussage, daß das Unbewußte für Freud nicht das ist, was man andernorts so nennt, könnte dem nur wenig hinzufügen, wollte man nicht höten, was wir sagen wollen: daß das Unbewußte vor Freud schlichtundeinfachnicbtist,Esbezeichnetnämlichnichts,wasnoch als Objekt gelten könnte, odet wasesverdienenwürde, daßman ihm meht Existenz zuspricht als man tut, wenn man es durch seineDefinition im ansiedelt. Un-Schwarqea das Das Unbewußtevor Freud ist nichts Festeresals diesesUn-Schwarqe, heißt als das Ensembleall dessen,was man unter den verschiedenen BedeutungendesWortes <schwatz> sammelnkönnte ausdem Grund, daßihm dasAttribut (oder die Eigenschaft)der Schwärze(im physikalischenoder moralischenSinne)abgeht. Was ist dasGemeinsame- wenn wir nur die acht Definitionen hernehmen, die Dwelshauvers miteinander vergleicht in einem alten Buch (r 9 r 6), dasabernicht so alt ist, daßdasbunt Zusammengeworfenenicht wieder aufgelegtwetden könnte heutzutage- was ist dasGemeinsame bei dem Unbewußten der Empfindung (in den sogenanntenoptischen 8 j t bei der unbewußtenAutoKontrast- oder Täuschungserscheinungen), matik, die sich in den Gewohnheiten zeigt, beim Mitbewußten (?) der Doppelpersönlichkeit, bei jener verborgenen Aktivität, die sich in Ideenniederschlagenund bei der Erschaffungvon Gedankenam Werk sein soll, bei der Telepathie, die man auf diese letztere beziehenwill, beim erworbenen,sogar integriertenGrund der Erinnerung, bei der Leidenschaft,die uns in unserem Charakter einholt, beim Vererbten, classich in unsernnatüdichen Gabenzu erkennengibt, beim rationalen 2o8

8),

Unbewußten schließlich oder beim metaphysischenUnbewußten, dic > impliziert? die <') \7ir behaupten,es gibt kein Gemeinsames'dasin einerpsychologischen Gegenständlichkeitbegründet wäre (wäre diese auch hergeleitet aus den Schemataeinet Psychopathologie),und ienesChaos spiegelt nur erkennbar den Zenttalirrtum der Psychologie wider: Daß man nämlich dasBewußtsein selbstfür ein einheitlichesPhänomenhält, für das synthetischeVermögen sowohl im hellen Teil eines Empfindungsfeldes,wie in der bewußten Überformung desselben,in der Dialektik des Urteils wie in der gängigen Träumerei. Dieser Irrtum beruht auf einer für dieseErscheinungenunangemessenen Übertragung eines sonst verdienstvollen Gedankenexperiments' für das dieseErscheinungennut Beispielesind. Descartes'cogitoist die größte Leistung diesesExperiments, vielleicht vorstößt. Sie da es bis zu einer'Wissensgewißheit die abschließende, ist,auf Moment zeigt indessennur um so deutlicher,wie privilegiert das dassie sich stützt, und wie trügerisch es ist, diesesPrivileg auf alle mit Bewußtsein ausgestattetenPhänomeneauszudehnen,um ihnen einen Statuszu geben. Für die Wissenschaftmatkiert daseogitoim Gegenteil den Bruch mit jeder auf Intuition begründetenVersicherung. Und was Hegel auf der Suchenach der Latenz einessolchengrundlegenden Moments in der dialektischenSequenzeiner Phänomenologie des Geistes als Selbstbewußtseinherausarbeitet,beruht auf der AnnahmeeinesabsolutenWissens. Dagegenweist allesin der psychischenRealität,gleich welcheOrdnung man in ihrer Textur sehenmag, hin auf die in den verschiedenenEbenen heterotopischeund auf jeder derselbenwiederum erratischeVerteilung des Bewußtseins. Die einzigehomogeneFunktion desBewußtseinsist in der imaginären Verhaftung desIch, die sich über sein Spiegelbildherstellt, und in der Verkennungsfunktion, die es von daher begleitet.

Die an dieser Stelle der Psychologieinhärente Verneinung wäre wohl Hegel zufolge dem zuzuschreibenund dem <Wahnsinndes Eigendünkels>. Die Unterstützung, die diesefortgesetzteAnmaßung, sei'sauch nur in den verschiedenenGestaltenwissenschaftlicherEhrbezeugungen,genießt, wirft die Frage auf, wo denn das gute Ende ihres Gewinns zu fassenist; dieser kann sich doch nicht in der Herausgabemehr oder weniger umfangreicherAbhandlungen erschöpfen. Die Psychologieist dasVehikel von Idealen: Die Psychestehtdabeinur Pate,wenn esdarum geht, siein den Rang einer akademischenWissenschaft zu erheben.Das Ideal ist Sklave der Gesellschaft. Ein gewisser Fortschritt unserer eigenen kann das illustrieren: Die Psychologieliefert nicht nur auf den S7egen,sondern unterwirft sich förmlich den Wünschender Marktforschung. Als eine diesbezüglicheStudie zu Schlüssengekommen war, mit welchen Mitteln der Konsum in den USA aufrechtzuerhalten wäre, zögertedie Psychologienicht, sich und mit ihr Freud dazuherzugeben, jene Hälfte der Bevölkerung, die sich dafür am ehestenanbot, datanzw erinnern, daßdie Frau nur über die IdealedesSexusErfüllung zu 6nden imstand sei (vgl. dazu Betty Fdedan über die gesteuerteWelle einer <Weiblichkeitsmystik> in j enem J ahrzehntder Nachkriegszeit). Vielleicht enthüllt die Psychologiein der Ironie einessolchenAbsatzes den Grund für ihr Fortkommen seit jeher. Immerhin mag die Wissenschaftsich daran erinnern, daß die Ethik, die ihrer Bildung innewohnt, iht jede Ideologie, die als solcheerkannt ist, verbietet.Dazwkommt, daßdasUnbewußteder Psychologenverblödend wirkt auf dasDenken, da diesesihm ebenGlauben schenkenmuß, um es, dasUnbewußte, zu diskutieren. Immerhin habendie Debatten diesesKolloquiums daseinebemetkenswerte Ergebnis gehabt, daß sie sich unentwegt auf den Freudschen Begriff in seinet Schwierigkeit zubewegt haben und daß sie ihre Kraft sogar aus dem Querschlagdieser Schwierigkeit in jedem bezogenhaben. Dieset Umstand verdient um so mehr hervorgehobenzu werden, als in diesemAugenblick die Psychoanalytikerin aller \7elt nichts anderesim Sinn haben, als sich aufdie Ebene der Psychologiezurückzubegeben. Die Aversion, mit der ihre Gemeinschaft a:ufalles, was von Freud kommt, reagiert, kommt deutlich zum Ausdruck geradein einer Fraktion der hier anwesendenPsvchoanalvtiker.

Man kann dasnicht verschweigen,bei dem Thema, über daswir hier zu 833 reden haben.Auch nicht dies, daß man es unsererLehre zu verdanken hat, wenn diesesKolloquium dieserSttömung entgegengearbeitethat. Nicht nur, damit man den Punkt zählenkann, wie viele dasgetanhaben, sondern damit wir angehaltensind, Rechenschaftzu geben über die 'Süege, die wir eingeschlagenhaben. Eine Psychoanalyse,die in den Schoßder zurückkehrt, leistet jener Mentalität Vorschub, die man gerade hier, und nicht in der FerneuntergegangenerKolonien, mit Recht alsprimitiv bezeichnenkann. Hier nämlich macht die Art Intetesse,dem sich die Psychologie in unserer Gesellschaft als Dienedn anbietet, seinen Schnitt. sorgt dann für eineAstrologie dezenteterArt alsdie, Die Psychoanalyse der unsereGesellschaftin aller Stille zu opfern nicht müde wird. Wir halten also die Vorbehalte, denen die Psychoanalyseim Osten begegnet,für gerechtfertigt. An ihr lag es, dieseVorbehalte zuentkräften, wobei es durchaus möglich ist, daß sie, nachdem man ihr die verschiedensten sozialen Bedürfnisse zur Nachprüfung angeboten hatte, sich als weniger traktierbar erwiesen hat, weil sie schlechter traktiert worden ist. Wir urteilen in diesenDingen nachunserereigenen Position in der Psychoanalyse. hätte besserdarangetan,ihre Ethik zu vertiefen und, Die Psychoanalyse sich an die Einsicht der Theologie haltend, einem Weg zu folgen, den Freud alsnotwendig bezeichnethat. Zum mindestenhätte ihre Deontologie in det Wissenschaftsie müssen spüten lassen,daß sie für die Präsenzdes Unbewußten auf diesemFeld die Verantwortung trägt. DieseFunktion habenunsereSchüleran diesemKolloquium übernommen, und unsereAufgabe bestandwie immer bei solchenGelegenheiten darin, einen ieden in seinerPosition bezüglich des Themaszu bestimAntwormen.'V7orumesging, ist deutlichgenugan denfestgehaltenen ten abzulesen. Es wäre nicht ohne Interesse,wenn auchvielleicht nut füt den Historiker, hätte man die Aufzeichnungen von den Redebeiträgen,wie sie tatsächlichwaren, selbstwenn dieseverkützt sind durch die Mängel der mechanischenAufnahmeverfahren.SielassendasVersageneinesManneserkennen,der durch seinAmt designiertwar, mit einemHöchstmaß an Takt und ZuvedässigkeitjeneUmwegehetvorzuheben,für die ein bestimmtes Kampfmoment an einem solchen Umschlagpl^tz Yerantwortlich war; seineVerbindungen,seineKultur, seineUmgänglichkeit ztl

erlaubtenesihm viel eherals iedemanderen,ausder Intonation herauszuhören,wie die Aufnahme war. SeineOhnmacht hat ihn dann auchdie Vorteile suchenlassen,die eine Absagebot. 'Wir wollen indessennicht länger darüber klagen, welche Gelegenheit hier vertan wurde, denn seither hat ja doch ein jeder sich reichlich die Genugtuung verschafft,die ihm das übliche Verfahren bietet, und hat 8 l + mit Sorgfalt seinenBeitrag überarbeitet.Iü7irprofitieren von der Gelegenheit und erklären uns über unsere Doktrin des Unbewußten an jenem Tag, und dies um so legitimer, als uns damalsWiderständevon besondererAufteilung gehindert haben,mehr darüber zu sageo. Diese Überarbeitung verfolgt keine politischen Absichten, sondern technische.Sie geht aus von der folgenden von unserer Lehre eingeführten Bestimmung: daß die Psychoanalytikeram Begriff des Unbewußten teilhaben,da sie seineAdressatensind. \Wir können daher von nun an nicht länger unsern Diskurs übers Unbewußte von der These ausschließen,die er aussagt:daß die Gegenwart des Unbewußten, die im Ort desAndern ihre situative Bestimmungfindet, in iedemDiskurs, in seinemAussagen,zu suchenist. Selbst das Subjekt dessen,der diese Gegenwart aufrechtzuerhalten vorgibt, der Analytiker, muß nach dieser Hypothese durch ein und dieselbeBewegung infotmiert und in die Sacheverwickelt, ins Spiel gebncht werden ( <> ), das heißt, er muß sich erfahren als der Spaltung des Signifikanten unterwoffen (assujetti). Daher rüht jener Aspekt einer uflterbrochenen Spirale, den man in jener Arbeit beobachtenkann, die unsereSchülerS.Leclaire und J. Laplanchevorgelegt haben. Sie setztenihr eine Grenze in der Überprtifung einesabgelöstenStückes. Und dies selbst ist ein Zeichen daftir, daß unsere Äussagenin ihrer Strengezuerst für die Funktion gemacht sind, die sie allein an ihrem Platz erfi;llen. Auf der propädeutischenStufe kann man die Wirkung desAussagens damit illustrieren, daßman den Schülerfragt, ob er sich dasUnbewußte beim Tier nicht irgendwie alsSprachwirkung,und zwar alsmenschliche Sprachevorstellt. V7enner tatsächlichzugibt, daßgenaudiesdie Bedingung ist, unter der er überhaupt dann denken kann, sehensie bei ihm die Spaltung der Begriffe des Unbewußten und des Instinkts verifizieft. Ein gutes Zeichenfür denAnfang ! I(elcher Analytiker, gleichwelchem Credo er vorher angehangen,könnte denn auch,wenn man ihn so fragt,

sagen,er wäre in der Ausübung seinerFunktionen (den Diskurs des Patientenin Gang halten,dessenSinnwirkung wiederherstellen,sich in die Sacheverwickeln [11 nettre encarce]durch Antworten, aber auch durch Schweigen)ie dem Gefühl begegnet,es mit etwaszu tun gehabt zu haben,was einem Instinkt ähnlich sieht? Liest man im analytischenSchrifttum wie in den offiziellenÜbersetzungen von Freud (der diesesWort nie geschriebenhat), so begegnetman auf Schtitt und Tritt dem Instinkt; möglicherweisegilt es hier schon, einer Rhetorik Einhalt zu tun, die jedeWirkung desBegriffs auslöscht. Der strenge Stil des Erfahrungsberichts ist nicht die ganzeTheorie. r35 Doch garantierter, daßdie Aussagen,nach denendieseverfährt, in sich jenen Aussagensrückstoßaufbewahren,in welchem sich Metaphernund Metonymiewirkungen aktualisieren,dasheißt unserenThesenzufolge jene Mechanismen,die Freud als jene desUnbewußten beschrieben hat. Aber erneut stellt sich uns hier legitimerweisedie Frage: Geht es dabei um lüirkungen der Sprache (krgage) oder des Sprechens (parole)? Halten wir fest, daß die Frage hier nur im Sinne der SaussureschenDichotomie gemeint ist. Angewendet auf das, was ihren Autor interessiert,die Wirkungen auf die Sprache( laxgae ) , bringt diese Frage Schuß und Kette dessenzum Vorschein, was zwischen Synchronie und Diachronie wirkt. Angewendet auf das,was uns in die Sacheverwickelt (und ebensoden, der uns die Fmge stellt, falls er nicht schon in den Grundpfeilern der Frageirrt), dasheißt dasSubjekt, stellt sich die Alternative alsDisjunktion dar. Doch die Antwort gibt uns gerade diese Disjunktion oder besser:Indem wir den Anderen dazu bringen, sich als den Ort unserer Antwort zu begründen,indem er sie selbergibt in einer Form, die seine Frage in eine Mitteilung verkehrt, führen wir die wirkliche Disjunktion ein, von der aus die Frage einen Sinn hat. Die Sprachwirkung ist die ins Subjekt eingefühte Ursache.Vermöge dieserWirkung ist diesesnicht Ursacheseiner selbst; es trägt nur den Wurm der Ursachein sich, der es spaltet.SeineUrsachenämlich ist der Signifikant,ohne den kein Subjekt im Realenwäre. Dies Subjekt ist aber, was der Signifikant repräsentiert,und zu repräsentierenvermag dieser nichts, es sei denn, für einen anderenSignifikanten: Auf diesen reduziert sich folglich das Subjekt, das zuhört. Man spricht folglich nicht zum Subjekt. Es spricht von ihm, und genau da bekommt das Subjekt sich zu fassen,und dasum so zwingender,als es, bevor es - aus dem einzigen Grund, daß es sich an es richtet - als 2t,

Subjekt unter dem Signifikantenverschwindet,zu dem eswird, absolut nichts war. Aber diesesNichts behauptetsich durch seineHetaufkunft, die nun ausgelöstwird durch den Appell, der im Andern an den zweiten Signifikanten ergeht. Sprachwirkung darin, daß es aus diesemursprünglichen Spaltenentsteht, übersetzt das Subjekt eine signiSkante Synchronie in jene ursprünglichezeitliche Schwingung, die daskonstituierendefading seiner Identifizierung darstellt. Dies wäre die ersteBewegung. In der zweiten indessenkehrt, während dasBegehrensich vom signifikanten Schnitt her einnistet, in dem die Metonymie entsteht,die Diachronie (die sogenannte ), welche sich im fading einschrieb, zurück in jene Unzerstörbarkeit, die Freud dem unbewußten Wunschzugeschrieben hat (im letztenSatzder ). Diesezweite Unterwanderungrundet nicht nur die \Tirkung der ersten ab, indem siedie Topologie desSubjektsin den Augenblick desPhantasmasptoiiziert; sie versiegelt sie, indem sie dem Subjekt des Begehrens verwehrt, sich als Wirkung des Sprechenszu wissen,dasheißt zu wissen,was es ist, indem es nichts anderesist als das Begehrendes Andern. Darin ist jeder Diskurs im Recht, der für dieseIfirkung die Verantwortung ablehnt. JederDiskum * ausgenommender desLehrenden,wenn diesersich an Psychoanalytiker wendet. 'Was uns anbelangt,so haben wir uns immer für eine solche\Tirkung verantwortlich geglaubt, und wenn wir auch nur schlechtuns mit der zu bewältigenden Aufgabe messenkonnten, war doch hier die insgeheimeLeistung einesjedenunserer< Seminare>. Freilich sind die, die kommen, uns zu hören, nicht die Erstkommunikanten, die Platon den Fragen von Sokratesaussetzt. Wie überflüssigallerdingsund mangelhaftdie < Sekundarstufe> ist, aus der sie kommen, zeigt, daß sie noch einmal mit einer Propädeutik verdoppelt werden muß. Aus ihrem Philosophieunterricht haben die meistenallein eine Mischung von Formeln behalten,einenwirren Katechismus,der sieunempfindlichmacht gegenjedeÜberraschungdurch die \üTahrheit. Um so leichter fallen sie dann irgendvzelchenprestigehaftenUnternehmungen zum Opfer und verkaufen sich an die ldeale des Persönlichkeitskults, durch den unsereKultur sie zwingt, über ihre Verhältnisse zu leben. Über ihre geistigenVerhältnisse,verstehtsich. 214

816

Das Ideal von Autorität, an dem der angehendeArzt sich orientiert die Meinungsbefragung,durch die der Mediator zwischenmenschlicher Ausweglosigkeit sich hindurchzwängt - das rueanirgofmeaning, in dem jede Forschung ihr Alibi findet - die Phänomenologieals Wurfschaufel, die die gebratenenTauben vom Himmel herunterholen soll -, der Fächerist weit gespannt,die Auswahl groß bei solch verordneter Verstocktheit. Der Widerstand egalisiert in seiner Verneinungswirkung trotz Hegel und Freud unglückliches Bewußtseinund Unbehagenin der Kultur. Eine xowfi der Subjektivierungwirkt unterschwelligin ihm; sieobjektiviert die falschen Evidenzen des Ich und verkehrt jeden Beweis für eine Gewißheit in einen Aufschub. (Man halte uns nicht die Marxisten efltgegenoder die Katholiken oder gar die Freudianer- wir verlangen sonst, daß Namen genannt werden.) Deshalb öffnet allein eine Lehre, die diesexotufi zerschlägt,denWeg für die so betitelte Lehranalyse,denn die Resultateder Erfahrung werden bereits dadurch verfälscht, daß sie sich in diesexontl einschreiben. s37 DieserLehrbeittaghat einenNamen: An den Plätzen,wo die Psychoanalytiker herangebildetwerden, fehlt esganz einfachan wissenschaftlichem Geist. UnsereLehre ist Anathema,weil siesichin dieseV7ahrheiteinschreibt. Der Einwand, den man wegenderenInzidenz in der Übertragung der in Ausbildung befindlichenAnalytiker erhobenhat, wird künftige Analytiker zum Lachen teizen, wenn anders dank uns noch welche sein 'ü/erden,für die Freud existiert. Immerhin beweist er dasNichtvorhandenseineiner Theorie der Lehranalysein ihren Beziehungenzur AfFrmation desUnbewußten. Man wird von hier ausbegreifen,daß unser Rekurs auf Hegels Phänomenologie nicht Systemgefolgschaftanzeigte, sondern ein Versuch war, ein Beispiel zu geben, das dem Augenschein der Identifikation entgegenwirkensollte. In der Art, wie man einen Kranken beobachtet und Schlüssedaraus zieht, bildet sich die Kritik am intellektuellen Bestiarium.Weicht man den ethischenImplikationen unsererPraxisin Deontologie und wissenschaftlichemStreit nicht aus, so wird man die SchöneSeeleentlarven.Das GesetzdesHerzenstreibt sein'S7esen, wie wir gesagt haben, viel ärger als die Paranoia.Es ist das Gesetzeiner List, dasin die List der Vernunft einen Mäandergräbt mit starkvedangsamtemLauf. Darüber hinauseignensichdie HegelschenAussagen,selbstwenn man 2rt

sich an ihren Text hält, vorzüglich dazu, unentwegt Etwas Anderes (Aztre;chov) zt sagen.Anderes, das an der Fesselder phantasmati'S7irkung läßt, inschenSynthesisrüttelt, ihr iedoch voll und ganz die Identifikationen entlarvt. dem sie den scheinhaftenCharakterihrer UnsereArt Aufhebungl transformiert die von Hegel, den Trug derselben, in eine Gelegenheit,an Ort und Stelle der Sprünge einesidealen Fortschritts die Verwandlungen einesVerfehlens aufzuzeigen. Es gibt, um die Funktion diesesVerfehlenspunktszu bestimmen, bei der Gelegenheitnichts Besseresals den Dialog Platons, weil dieserder komischenGattung angehört und nicht zurückschreckt,den Punkt zu markieren, wo man den nur noch die < Maske desHanswursts) entgegenzuhaltenbraucht, und ein Marmorgesicht aufsetzt, wenn er die Jahrhundete voll Ulk durchwandert, wartend, wer denn endlich besserabschnitte in dem versteinernden Griff seinesJudokampfesmit der Wahrheit. So ist Freud ein Teilnehmer des ,den man unverhofft einladenkann, schon aus dem Vertrauen in die kleine Notiz heraus,in welcher er uns mitteilt, waser dem an Scharfsinnin Sachen Liebe verdankt und vielleicht auch an Ruhe, was seinenBlick für die Übertragungangeht. Ohne Zweifel wäre er det Mann, iene bacchantischenReden wieder auflebenzu lassen,an die sich, ist der Rauschverklungen, keiner mehr erinnern will. Unser Seminarwar nicht , wie man es gefällig ausgedrückt hat. Es hat den Platqbercitet, von dem aus es sprechen konnte, und hat damit mehr als ein Ohr geöffnet, das zu hören, was sonst, wäre es nicht erkannt worden, als gleichgültig durchgegangen wäre. Und es ist waht, um es naiv mit der Tatsachezu unterstreichen, daß einer unsererHörer uns dadurch in Erstaunen setzte,daß er sagte, noch am Abend selbst,womöglich sogar am Vorabend sei es gewesen, daß er in der Sitzung einesPatientenwiedergefundenhabe,bis auf den Text genau,was wir in unserm Seminargesagthätten. Der Platz, um den es hier geht, ist der Eingang zu iener.Höhle, hinsichtlich dessenPlaton uns bekanntlich zum Ausgang führt, während man sichvorstellt, den Analytiker eintretenzu sehen.Damit ist esjedoch nicht so einfach,denn eshandelt sich dabei um einen Eingang, zu dem wird man immer geradein dem Augenblick kommt, wo geschlossen , A.d.U.: Deutsch im Original. zr6

818

8lg

(für den Tourismus wird dieserPlatz nie da sein),und daseinzige Mittel, damit er sich öffne, bestehtdarin, daßman von innen herausruft. Das Problem ist nicht unlösbar,wenn das SesamdesUnbewußten darin besteht,Sprechwirkung zu haben- ist esdoch Sprachstruktur-, vom Analytiker aber fordert, auf den Modus seinesAbschließenszurückzukommen. Ein Aufklaffen, ein Pulsieren,ein Ein- und Aussaugen,um gewissen Hinweisen Freuds zu folgen, genau dies haben wir zu beachtenund genau so weit sind wir gekommen'in unseren Vetsuchen, es in einer Topologie zu begründen. Die Struktur dessen,was sich schließt,schreibt sich tatsächlichin eine Geometrieein, wo der Raum sich auf eine Kombinatorik reduziert: Sie ) nennt. ist genau das,was man in diesereinen < (wir erinnern dar.an,daß wir als erste das ITort aus dem Text von Freud herausgelösthaben),demzufolgedasTrauma sich ins Symptom kleidet, weist eine Zeitstruktur höheren Ranges auf. Die Erfahrung ienesAbschließenszeigt abervor allem, daßdie Psychoanalytiket nicht umsonst die Debatte über die Ursache, die carca,wieder aufgreifenwütden, ein Phantom, dasunmöglich durch dasDenken zu beschwörenist, egal ob kritisch oder nicht. Denn die Ursacheist nicht, wie man esauch vom Seinsagt,ein Trug, der den verschiedenen Formen des Diskursesinnewohnt - den hätte man längst ausgeräumt. Sie perpetuiert den Grund, der das Subjekt der l7irkung des Signifikantenunterstellt. AusschließlichalsInstanz desUnbewußten,desFreudschenUnbewußten,wird dieseUrsachefaßbarauf der Ebene,von der ein Hume siever-

treiben wollte und auf der allein sie doch Konsistenzannimmt: die Rückwirkung des Signifikanten in seinem S7irken, die man durchaus von det Zweckursachezu unterscheidenhat. Sie aufzeigend als die einzige und wahre prima cauta,könnte man beobachten,wie die augenscheinlicheDisharmonie der vier Ursachen bei Aristotelesneu sichordnet, wobei die Analytiker von ihrem Feld aus zu einer solchen Sfiederaufnahmebeitragen könnten. Ihre Belohnung bestünde darin, daß sie sich nun des Fteudschen Terminus der Überdeterminierung zu anderen Zwecken bedienen könnten als nur, um mit ihm ein eitel Rad zu schlagen.Im Folgenden sprechenwir von dem Merkmal, dasdie Relation bestimmt, in welcher dieseFormen miteinander funktionieren: ihre zirkuläre, ledoch nicht reziproke Artikulation. Wenn es Abschließenund Eingang gibt, so ist nicht gesagt,daß diese trennen: Siegebenzwei Bereichenihren Konjunktionsmodus.Es sind dies jeweils das Subjekt und dasAndere; dieseBereichegewinnen hier nur Substanzvon unserenThesenzum Unbewußtenher. Das Subjekt,dasCattesianische Subjekt,bildet die Voraussetzungdes Unbewußten, was wir an seinemOrt gezeigt haben. Das Andete ist die Dimension, die erfordedich ist dadurch, daß das Sptechensich in Wahrheit behauptet. Das Unbewußte liegt zwischenihnen als ihr Schnitt in actu.

Dieserbeherrschtauch die zwei Grundoperationen,in welchensich die VerursachungdesSubjektsformelhaft erfassenläßt. DieseOperptionen folgen einer zirkulären und trotzdem nicht-reziproken Ordnung. 84o Die erste,die Entfremdung, ist die Tatsachedes Subjekts.In einem Objektfeld ist keine andere, Entfremdung produzierende Relation2 denkbarals die desSignifikanten.Nehmenwir für den Ursptung dies: I{ein Subjekt hätte Grund, im Realenzu erscheinen,wenn nicht sprechende'$7esen in diesemexistierten.Denkbar ist eine Physik, die von allem in der'Welt Rechenschaftgibt mit Einschluß des belebtenTeils derselben.Ein Subjekt taucht erst dann zwingend auf, wenn es in det Welt Signifikantengibt, die nichts sagenwollen und die entziffert wetden müssen. . A.d.Ü.: Franz. relationhat die doppelte Bedeutung von und . er8

'Vfenn

wir dem Signifikanten diese Vorherrschaft über das Subjekt einräumen,so tragenwir damit nur der Erfahrung Rechnung,die Freud uns eröffnet hat: daß der Signifikant spielt und gewinnt, wenn wir so sagenkönnen, bevor das Subjektdas metkt, und zwar so, daß er das Subjekt im Spiel des Witzes3zum Beispielüberrascht.Durch seinen fash+beleuchteter die Teilung desSubjektsmit sich selbst. Jedochdaßer sieihm enthüllt, darf uns nicht darüberhinwegtäuschen, daß dieseTeilung durch nichts anderesgeschiehtals durch eben dies Spiel, das Spiel des Signifikanten... der Signifikanten,nicht derZeichen. Zeichen sind mehrwertig: Sie tepräsentierenohne Zweifel etwas für iemanden;diesetJemandindessen,seinStatus,ist ungewiß,soungewiß wie der Status einer sogenanntenSprache bei bestimmten Tieren, Zeichensprache,die weder die Metapher kennt noch die Metonymie hervorbringt. Im Grcnzfall kann dieserJemand das Universum sein, soweit in ihm, wie man sagt,Information zirkuliett. JedesZenttum, in dem Information sich totalisiert,kann <Jemand>heißen,jedochnicht Subjekt. Das RegisterdesSignifikantenentstehtdadurch,daßein Signifikant ein Subjekt für einen anderen Signifikanten repräsentiert. Dies ist die Struktur- Ttaum, Lapsus,Witz - sämtlicherGebilde desUnbewußten. Es ist auch die Struktur, die die ursprüngliche Teilung des Subiekts erklärt. Am Ort des noch nicht ausgezeichnetenAndern entstehend, läßt der Signifikant das Subjekt des Wesensauftauchen,dasnoch nicht über das Sprechenverfügt, um den Preis allerdings, es stocken zu machen.Was da nahe dran war zu sprechen(ceqa'il y avait lä depr4t ä parler) - dies in dem doppelten Sinn, den das französischeImperfekt demi j auaitgibt, indem esdiesesin den Augenblick davor versetzt: Es war da und esist nicht mehr da,aberauchin den Augenblick danach:Es war ein wenig mehr da, indem es hätte da sein können - was also >(ceqa'il y avait lä) , verschwindet, da es nur noch ein Signifikant ist. 84r DiesesTun ist alsonicht deswegenEntfremdung,weil es seinenAusgang im Andern nimmt. Daß der Andere für das Subjekt Ort seiner signifikantenUrsacheist, ist hier nur der Grund dafür, daßkein Subjekt Ursacheseinerselbstseinkann.Dies ist so,nicht alleinweil dasSubiekt I A. d. U.: Deutsch im Original. + Ä.d.Ü.: Das Fremdwo* flasb bedeutet im Französischen und kurze Nachricht. 2r9

nicht Gott ist, sondernweil Gott selbstnicht Ursacheseinerselbstsein kann, wenn wir ihn uns als Subjekt denken sollen - was der heilige Augustinus klar gesehenhat, alser dem persönlichenGott dasAttribut, Ursacheseinerselbstzu sein,absprach. Die Entfremdung sitzt in der Teilung desSubjekts,die wir ebenin ihrer Ursachebestimmt haben. Gehen vrir weiter in der logischen Struktur. Die Struktur ist die einesuel,das hier neu seineUrsprünglichkeit produziert. Es ist aus diesemGrunde von dem abzuleiten,vrasman in der sogenanntenmathematischenLogik eine Vereinigung nennt (die ia bereits anerkanntermaßenein bestimmtesaeldefiniert). Diese Vereinigung ist so beschaffen,daß das ael,das wir ein uel der Entfremdung nennen,einelü7ahlzwischenseinenTermen nur insofetn aufedegt,alseseinender beideneliminiert, und zwar immet denselben, welchesauch die Wahl sei. Der Einsatz ist offenbar limitiert und geht nur auf Konservierung oder Nichtkonservierung des anderenTerms, wenn die Verbindung binär ist. Diese Disjunktion inkarniert sich auf sehr illustrative, wenn nicht gar dramatischeAtt, wenn der Signifikant sichauf einer mehr personalisierten Ebene in Nachfrage/Anspruch und Angebot inkarniet: in jenem oder in >. Hier geht es nur darum, ob Sie das Leben erhalten oder den Tod zurückweisenwollen oder nicht (sic alt non), denn was den anderen Term der Alternative angeht: Geld oder Freiheit, so wird Ihre \fahl in jedem Fall eine Enttäuschung sein. Man darf nie aus den Augen verlieren, daß das, was bleibt, in jeder 'Weise angeschlagenist: Ein Leben ohne Geld - und auch,weil man den Tod von sich wies, ein Leben, das ein wenig inkommodiert ist durch den Preisder Freiheit. Dies ist die Stigmatisierung,die dashier dialektischfunktioniercndeael wohl auf dasaelder logischen Verbindung überträgt, das bekanntlich einem et (sicet non) gleichbedeutendist. Das zeigt sich daran, daß man letztenEndes dasLeben nach dem Geld fahren lassenmuß und schließlich nur noch die Freiheit hat zu sterben. libenso ist unser Subjektauf dasaelgestellteinesbestimmtenSinns,den es annehmensoll, odet der Versteinerung. Behält es aber den Sinn, so grcift auf diesesFeld (des Sinns) der Un-sinn über, der aus seinerVerwandlung in einenSignifikantenentsteht.Und wenn er auchalsEklipse 8 4 2 des Subjektssich herstellt, so gehört dieserUn-sinn doch auf das Feld dcs Andern.

Die Sacheist es wert, daß man sie ausspricht,denn sie qualifiziert das wie wir sagenwürden, Feld desUnbewußtendazu,sich niederzulassen, auf dem Platz des Änalytikers, verstehenwir es wörtlich: auf seinem Fauteuil. Das führt soweit, daßwir ihm diesenFauteuil in einet (symbolischenGeste> übedassensollten.Dies der gängigeAusdruck, um zu sagen:eineGestedesProtests,und diesehätte dann die Tragweite eines Einspruchs gegen die Order, die sich so hübsch verrät in der plumpen Devise, demfrancglaire,bilden wir doch das lü7ort,direkt entsprungen det apaSia,deren Inkarnation in der französischenPsychoanalyseeine Prinzessinwar, die an die Stelle des präsokratischenTons in Freuds <S7oEs war, soll Ich werden>sdas Gequakeeines (wohlverstanden das desPatienten)gesetzthat. !ilenn man es S.Leclaire zum Vorwurf macht, daß er die Einhornfür unbewußthält, wo er selbstdoch sichihrer bewußt sei,so Sequenz6 heißt dies, daß man nicht sieht, daß das Unbewußte nur auf dem Feld desAndern Sinn hat - und noch weniger, was datausfolgt: daß nicht der Sinneffektin der Interpretation wirkt, sonderndie Artikulation der Signifikanten im Symptom (ohne feglichen Sinn), die sich hier gefaßt sehenT.

Kommen wir zur zweiten Operation, in der sich die Kausierung des Subjektsschließt.!üir erkennenin ihr die Struktur desRandsin seiner Grenzfunktion, aber auch in der Drehung, die die Beeintdchtigung desUnbewußtenmotiviert. Wir nennendieseOperation,oder auchErgebnis t Ä. d. Ü.: Deutsch im Original. 6 Ä. d. Ü. : Siehe Serge Leclaire: Der psychoanalytische Prozeß, Ein Versuch über das Unbewußte und den Äufbau einer buchstäblichen Ordnung, Olten und Freiburg im Breisgau r 97r, S.89ff. z Äbkürzung unserer Antwort auf einen unergiebigen Einwand. 8 A. d. Ü.: Deutsch im Original. z2l

einer Zugehörigkeitzu- und zu-. Diese Funktion erfährt eine Modifikation durch eine Teilhabe des Mangels am Mangel, durch die das 8 + 3 Subjektim BegehrendesAndern seinAquivalent zu dem wiederfinden soll, was esals SubjektdesUnbewußtenist. Auf diesemWegerealisiertsichdasSubjektin demVedust, in welchem es als unbewußt auftauchte, durch den Mangel, den es im Andern erzevgt, der Schneisefolgend, die Freud aufdeckt als den radikalsten Trieb und den et (ein Kind dem Mann). Deshalb kann dasSubjektsich dasverschaffen,waseshier angeht,einenStand, den wir als Zivilstand bezeichnen.Nichts im Leben einesjeden entfesseltmehr Eifet, zu diesemzu gelangen.Um pars zu sein,würde er wohl einengutenTeil (part) seinetlnteressenopfern,und diesdurchaus nicht, um sichder Totalität zu integrieren,die übrigenskeineswegs von clen Interessender anderengebildet wird, und noch weniger vom allgemeinenInteresse,das sich von ihr ganz andercunterscheidet. .\'eparare, v parare: um sich mit dem Signifikanten zu schmücken (se parcr),demesuntediegt,kommt dasSubjektauf die Kette, die wir, was ihren Intervallspunkt angeht, sehr genau auf eine Zweiheit reduziert haben.Das sichwiederholendeIntervall, radikalsteStruktur der signifi-

kanten Kette, ist der Ort, an dem die Metonymie ihr l7esen treibt, Vehikel, wie wir lehten, des Begehrens, Es geschiehtjedenfallsunter der Einwirkung, in der das Subjekt in diesemIntervall erfährt, daßAnderes ( Autre cbose ) esmotiviert als die t44 Sinneffekte,mit denen es ein Diskurs umwirbt, daß es tatsächlichauf dasBegehrendesAndern trifft, sogarnoch bevor esdiesesBegehrenso nennenkann noch auch sich seinObjekt vorzustellenvermag. Es bringt nichtsanderesan dieseStellealsseineneigenenMangelin der Form jenesMangels, den esbeim Andern hervorriefe durch sein eigenesVerschwinden. Ein Verschwinden,das es,wenn wir so sagenkönnen, in der Hand hat von lenemTeil seinerselbstaus,der ihm ausseiner erstenEntfremdung wiederersteht. STases aber damit ausfüllt, ist nicht die Kluft, der es im Andern begegnet,es ist zuerst die des konstituierendenVerlusts einer seiner Teile, durch den es sich dann in zwei Teilen konstituiert findet. Hier liegt die Drehung, durch die die Trennung die Wiederkehr der Entfremdung repräsentiert.Daß es ait seinemeigenenVedust operiert, bringt esan seinenAusgangzurück. Mit Bestimmtheitist das seineZufucht vor der Undurchddnglichkeitdessen,wasesam Ort desAndern alsBegehren antrifft, doch nur darum, um dasSubjekt zur Undurchdringlichkeit desSeinszudckzuführen, die ihm ausseinemSubjektwerdenwiedererstand,so wie essich zuerstausder Aufforderung desandernherstellte. Es ist dies eine Operation, deren Grundmuster man in der Technik wiederfinden wird. Man wird sehen,wie auf die SkandierungdesDiskurses des Patienten, sofern hier der Analytiker eingreift, diesesPulsierendes Randssich einstimmt, durch welchesdas Sein entspringen muß, dasdiesseitswohnt. Die Erwartung der Ankunft diesesSeinsin seinerBeziehungzu dem, waswir als BegehrendesAnalytikersbezeichnenin dem,wasdiesesan Unvermerktem an sich hat, seine Stellung betreffend, wenigstensbis heute noch, ist die wahre und letzte Triebfeder zur Konstituierung der übertragung. Deswegenist die ÜbertragungeineBeziehung,die wesentlichmit der Zeit verknüpft ist und dem Umgang mit dieser.Vfasaber ist das Sein, das,indem esuns vom Feld desSprechens und der Spracheaushervorbringt, von diesseitsdes Höhleneingangsaus antwortet? ITir geben ihm den Körper der Höhlenwändeselbst,die damit zum Lebengelangen oder vielmehr sich beseelenkönnten durch ein Beben, dessen 22'

I-ebensregungetfaßbargeworden ist, nachdemwir Funktion und Feld des Sprechensund der Sprachein ihrer Bedingung bestimmt haben. Wir sehennicht ein, daß man uns zu Recht vorwerfe, wir vernachlässigten die Dynamik in unsererTopologie: Wir gebenihr eine Richtung, und das heißt mehr, als aus ihr einen Gemeinplatz zu machen (daswörtlichste ist nicht, wo man es gerne sagenmöchte). \ü7asnun die Sexualitätangeht,wo man uns daranerinnern möchte, daß 8qs siedie Kraft ist, mit der wit's zu tun haben,und auch,daßsiebiologisch ist, gebenwir zurück, daß die Analytiker vielleicht nicht in dem Maß zur Erhellung ihrer Gründe beigetragenhaben,wie man eineZeiilang geglaubt hat, es sei denn, man zählt all die Versuche, das Natüdiche der Sexualitäthymnisch zu feiern oder gar zu begurren. Wir wollen da doch etwas Neueres beitragen und greifen zu einer Form, die Freud hinter sich gelassenzu haben nie behauptethat: zu der des Mythos. Wir folgen alsoden Spurenvon Aristophanesim schonzitierten und erinnernuns seinesprimitiven Tiers mit den zwei Rücken,in dem zwei deckungsgleicheHälften sichvereinigenwie bei einer Magdeburger Kugel, zwei Hälften, die dann, in einer zweiten Phasedurch einen chirurgischen Eingriffdes eifersüchtigenZeus getrennt, die Wesenvorstellen, die wir - voll Hunger nach einer unauffindbarenErgäna)ng - in der Liebe geworden sind. Hält man sich dieseKugelhaftigkeit desursprünglichen Menschenwie auch seineTeilung vor Augen, so denkt man unwillküdich an das Ei, das womöglich nach Platon in verdrängter Form weitedebte in jener beherrschendenStellung, die man in der von den Naturwissenschaften sanktioniertenHierarchie der Formen Jahrhundertehindurch der Kugel eingeräumthat. Sehenwit uns diesesEi an im lebendgebärendenBauch, wo es keiner Schalenbedarf, und erinnern wir uns, daß ein jedes Mal, wenn die Membranenbrechen,ein Teil desEis veiletztwird, denn die Membranen beim befruchtetenEi sind die Töchter desselbenso gut wie dasLebewesen,dasdurch ihre Perforationzutagetritt. Darausfolgt, daß,was das Neugeborenebeim Abschneiden der Nabelschnur vediert, nicht, wie die Analytiker meinen,seineMutter ist, sondernseineanatomische Ergänzung. 1ü7as die Hebammenin Frankreich ddliareenennen. Älso! Stellenwir uns vor, daß ein jedes Mal, wenn die Membranen brechen, durch eben diesen Ausgang ein Phantom davonfliegt, das c Ä. d. U.: Die Plazenta. Diliare von diliarer : befreien, ausliefern, entbinden. 224

Phantom einer unendlich ursprünglicherenForm desLebens,welches kaum die Bereitschaft zeigenwürde, die rü7eltmikrokosmisch zu verdoppeln. Wenn dasEi bricht, entstehtder Mensch,ftanzösischl'Horume,fedoch auch die Homnelette. Denken wir uns dieseals einen breiten Eierkuchen, der sich wie eine Amöbe fortbewegt, ultraflach, so daß sie unter den Türen durchkann, so allwissend,daß sie vom reinen Lebensinstinkt angeleiteterscheint, unsterblich,weil sie sich durch Teilung fortpfanzt. Also etwas,das Sie nicht gern übers Gesicht laufen ließen, welches es, geräuschlosund während Sie schlafen,zupappenwürde. 8ar Nimmt man an, daß an diesemPunkt der Verdauungsvorgangbeginnt, kann man begreifen, daß die Hommelette eine lange Zeit daran sich sättigenkönnte (erinnern wir uns daran, daß es,Organismengibt, sogat sehr differenzierte,die keinen Verdauungsappant besitzen). Ich brauchenicht hinzuzufügen,daß der Kampf gegenein so schrecklichesWesenschnellaufzunehmen,wenn auch schwierigzu führen wäre. Man muß nämlich annehmen,daßdie Hommelette, der ein sensorischer Apparat fehlt und die sich daheran nichts alsam reinen Realenorientieren kann, ebendadurchuns Menschengegenübereinenentscheidenden Vorsprung hat, da wir ja immer einen Homunculus in unsermKopf brauchen,um aus diesemRealeneine Realität zu machen. Ihren Angriffen zu steuern,wäre in der Tat nicht leicht, zumal sie unmöglich vorhersehbarsind, denn siekennt auchhier keineHindernisse. Unmöglich, siezu erziehenund unmöglich auch,ihr Fallen zu stellen. rü7asnun die Zerstörung der Hommelette angeht, so nehme man sich davot in acht, daß sie nicht zu wuchern beginnt; sie anschneidenheißt nämlich, ihrer Reproduktion vorarbeiten,und der geringsteihrer Ableger würde, wollte man ihn auchins Feuerwerfen, alle seineschädlichen Kräfte bewahren,um zu übedeben. Sieht man ab von den Wirkungen tödlicher Strahlen,die aber noch nicht erprobt sind, bleibt als einziger Ausweg, sie einzusperren,sie beispielsweiseeinzuklemmen zwischen den Hälften einer Magdeburger Kugel, die sich hier wiederum wie durch Zufall als einzigesInstrument nahelegt. Sie müßte dann aber ganz und ganz alleine dorthin gelangen.Denn wenn man sie mit den Fingern anrührt, sie anstößt als ein Nichts, das überfließt, dann würde der Tapferste Grund haben, zweimal hinzusehen, er müßte fürchten, daß sie ihm durch die Finger glitte, und wo würde sie sich dann niededassen? rt

Bei ihrem Namen, den wir dutch den dezenterenNamen ersetzenwollen (zu dem das Wott Omelettenur eine Metastaseroist), scheinenuns Bild und Mythos hinreichend geeignet,das;was wir Libido nennen,nicht nur darzustellen,sondetn auch an den rechtenPlatz zu rücken. Das Bild stellt:unsdieLibido vor alsdas,wassiein der Tat ist, ein Organ. Sie steht einem solchendurch ihre Eigenschaftenweit nähet als einem Kraftfeld. Wir können auch sagen:Sieorganisiertein solchesKraftfeld als Oberfläche.Diese Konzeption läßt sich überprüfen, wenn man die Montagestruktur, die Freud dem Trieb zuerkannt hat, erkennt und ihn in einer solchenartikuliert. Der Bezug auf den Elektromagnetismusund namentlichauf dasSto- 8+7 kesscheTheorem würde esuns ermöglichen,den Grund für die KonstanzdesDrangesdesTriebes,auf welcherFreud so sehrinsistiert,in der Bedingungzu sehen,daßjene Oberflächesich auf einengeschlossenenRand stützt, der die erogeneZone darstellt.lt Man sieht auch, daß das,was Freud den Triebcschub>" nennt, nicht die Entladung desTriebs meint, sondernviel eher zu beschreibenwäte als das Evaginieren hin und zurück einesOrgans, dessenFunktion in den vorausgehendensubjektiven Koordinaten zu situieren wäre. Dies Organ muß irreal genannt wetden in dem Sinne, daß das Irteale nicht das Imaginäte ist und dem Subfektiven, das es bedingt, vorausgeht, da es im direkten Zusammenhangmit dem Realensteht' Genau dem will unser Mythos, wie ieder andere Mythos, zu symbolischerAttikulation eher als zu bildhaftem Ausdruck verhelfen. Io Es ist uns zu Ohten gekommen, daß man sich voll der Milch der ftommen Denkart lustig macht über unsere Bezugnahme auf Metastaseund Metonymie (sic !). In der Tat gibt der nur selten was zu lachen, dessenGesicht den Slogan illustriert, aus dem vrir sein Markenzeichen machen: einen lachenden Kuhfladen. !I Es ist bekannt, was dieses Theorem über den Rotationsfluß aussagt. Es setzt ein stetiges und difrerenzierbaresVektorfeld voraus. In einem solchen Feld, in dem die Rotation eines Vektors definiert ist durch die Äbleitungen der Komponenten desselben,läßt sich zeigen, daß die Zirkulation diesesVektors auf einer geschlossenen Linie gleich ist dem Rotationsfluß, der gebildet wird aus der Oberfläche, die sich auf diese Linie als auf einen Rand stützt. Damit ist gesagt: Nimmt man diesen Fluß als invariant, dann erlaubt das Theorem den Begriff eines Stromes (quer) zum Kteisen um eine Öffnung, nämlich so, daß die Ausgangsoberfäche hicr nicht in Änschlag zu kommen braucht.

rrürTopotoge",f a*.ü : lf ä3.no,. ü. '' A.d.U.: <Schub>im Original deutsch. zzG

Unsere Lamelle stellt hier jenen Teil des Lebenden dar, der sich verliert, wenn diesessich auf den Wegen des Geschlechtsproduziert. Dieser Teil kommt gewiß nicht ausohne jene"käger,die die mikroskopischeAnatomie materialiterin jenenzweiphasigausgestoßenen Tröpfchen nachweistbei den Erscheinungen,die sich um die chromosomatische Reduktion bei der Reifung einer Geschlechtsdtüsegruppieren lassen. Indem er hier repräsentiertist durch ein sterbliches'Wesen, bezeichnet er die Beziehung,an der das Subjekt sein Teil hat von der, im Individuum spezifizierten,Sexualitätbis zu seinemTod. DasErstaunlichean dem,wassichdabeiim Subjekttepräsentiert,ist die Form desanatomischenSchnitts(hier wird der etymologischeSinn des Wortes wieder lebendig),in welchemsich die Funktion gewisserObjekte entscheidet,gewisserObjekte,die man nicht partiell nennensollte, weil sie vielmehr eine Lage ä part, eine durchausbesondere Lage haben. tiai Die Brustt3,wenn wir siehier alsBeispielfür die Problemenehmen,die dieseObjekte aufwerfen,ist nicht nur Quelle einer Sehnsucht, weil sie für eine geschätzteNahrung einsteht.Sie ist mit dem müttedichen Körper verbunden, wie man uns sagt, mit seinerWärme, das heißt mit der liebenden Fürsorge. Das ergibt freilich noch nicht den hinreichendenGrund für ihren erotischenV7ert,den ein Gemälde von Tiepolo (in Berlin), dasdie hl. Agathe nach ihrer Marter darstellt, in seiner übersteigerten Gräßlichkeit viel besser veranschaulichen kann. Tatsächlichhandeltessich nicht um den Schoßim Sinnevon
zum Neugeborenenin bezug auf den Köryer der Mutter bringt, wird die Brust als dieselbeArt, als Ektopie von einem Individuum auf ein andereszu betrachtendesOrgan erscheinen,das die Plazentain der ersten Zeit des Wachstums eines bestimmten Typs Organismus realisiert, der durch diesenSchnitt spezifrziettbleibt.

Die Libido ist jeneLamelle, die vom SeindesOrganismusan ihre wahrhaftige Gtenze geschobenwird, die weiter reicht als die des Körpets. Ihre radikale Funktion für dasLebewesenzeigt sich materialitet in der Ethologie darin, wie es an der Grenze seinesrplözlich die Fähigkeit einzuschüchternvetliert. Als Instrument desOrganismusist dieseLamelleOtgan. Sieist manchmal wie spürbar,wenn det Hysteriker sie auf Biegen und Brechenausprobiert. Das sprechendeSubjekt genießt den Vorzug, den tödlichen Sinn dieses Organs aufdecken zu können und damit auch seinen Bezug zut Sexualität.Dies weil der Signifikant als solcher in das Subjekt, indem er in erster Intention es schräg durchstrichen hat, den Sinn füt den Tod eintreten ließ (Der Buchstabe tötet, aber wir etfahren dies durch den Buchstabenselber).Deswegenist jeder Trieb virtuell Todestrieb. tüTichtigist, daß man begreift, wie der Organismus sich verwickelt in 8+g die Dialektik des Subiekts. Dies Organ des Unkörperlichen im Geschlechtswesenist das am Organismus, was das Subjekt in dem Moment einrichtet, in dem sich seineTrennung vollzieht. Dutch es kann es aus seinemTod realiter den GegenstanddesBegehrensdesAndetn machen. Damit treten an dieseStelle dasObiekt, dases von Natur aus vediert: das Exkrement, oder aber die Unterstützung, die es am Begehrendes Andern findet: seinBlick, seineStimme. DieseAktivität, die wir bei ihm Trieb nennen,dient dazu,dieseObjekte so zu wenden, daß sie dutch sie versuchenkann, den ursprünglichen Vedust wiederaufzunehmenund sich zu restaurieren. '$7eg, auf dem sich im Subjekt Inzidenz der Es gibt keinen anderen Sexualität manifestieren könnte. Sofetn der Trieb die Sexualität im Unbewußten repräsentiert,ist er immer nur Partialtrieb. Hier ist der wesentlicheMangel, das heißt der Mangel dessen,was im Subjekt, in zz8

seinem'Wesen,den Modus dessenzu repräsentierenvermöchte, was in ihm männlich oder weiblich ist. Die Schwankungen,die unsereErfahrung im Subjekt bezüglich seines Mann- oder Frauseinsaufdeckt,sind nicht so sehrauf seinebiologische Zweigeschlechtigkeitzu beziehen,als vielmehr auf den Umstand, daß nichts in seinerDialektik die Zweipoligkeit des Geschlechtszeigt mit Ausnahmevon Aktivität und Passivitär,dasheißt einer P olatitätTriebHandlung-des-Außen, die sich überhaupt nicht eignet, sie in ihrem Grund zu repräsentieren. Soweit wollen wir mit diesemDiskurs gelangen:daßdie Sexualitätsich umverteilt von der einenauf die andereSeiteunseresRaxdsalsSchwelle desUnbewußten,und zwar wie folgt: Auf der Seite des Lebendigen, sofern es ein im Sprechengefangenes Seinist, sofern es schließlich nie ganz in diesemanzukommenvermag, in diesem Diesseitsder Schwelle,das gleichwohl weder ein Drinnen noch ein Draußenist, gibt eskeinenanderenZugang zum Andern des entgegengesetzten Geschlechtsals den Weg über die sogenanntenPartialtriebe,auf dem das Subjekt ein Objekt sucht, das ihm diesenLebensvedustersetzt, der ihm widerfährt, weil es ein Geschlechtswesen ist. Auf der Seitedes Andern, an jenem Ort, wo das Sprechensich verifiziert, indem esauf den Austauschder Signifikantentrifft, auf die Ideale, die von ihnen gestütztwerden, die Elementarstrukturender Verwandtschaft, die Metapher des Vaters als Prinzip der Trennung, die im Subjektin seinererstenEntfremdung immer offeneSpaltung,auf dieser Seite und auf dieseneben genanntenWegen müssenOrdnung und Norm sichherstellen,die dem Subjektsagen,wasesals Mann oderFrau zu tun hat. 3;o Es ist nicht wahr, daßGott siemännlichund weiblich schuf,wenn die Redevon Adam oder Eva ist; dem widerspricht ja auch der überaus dichte Mythos ausdrücklich,den man im selbenText über die Erschaffung der Gefährtin findet. Gewiß, es gab da von früher noch Lilith, aber diese bringt nichts in Ordnung.

Wir brechen hier ab und übedassenjene Debatten der Vergangenheit, in welchen, urasdas FreudscheUnbewußte anbelangt, unverantwort229

liche Interventionen durchaus willkommen waren, weil nämlich die verantwortlichen auseiner bestimmtenEcke, um nicht mehr zu sagen' sich doch sehr bitten ließen. Ein Ergebnis war dann trotzdem, daßdie Schweigeordetdieserunserer Lehre opponierendenGruppe dabei durchbrochen worden ist. Daß dann, was den Ödipuskomplex angeht, der Schluß- oder besser Starvortrag sich in hermeneutischeHöhen schwang, bestätigt uns in unserer Einschätzung des Kolloquiums und hat seithet seineFolgen gezeigt. tü7irzeigen hier auf unser Risiko den Apparat, von dem her die Genauigkeit erneut Einzug halten könnte'+. Übertetqt aon Norbert tJaas

rr Heben wir trotzdem hervor, daß, wenn wit hier in ironischer Form die Funktion des <Partial>obiekts ienseits der Beziehung auf die Regression wiederherstellen, mit der man sie für gewöhnlich verschleiert (wohlverstanden: diese Beziehung entsteht erst von der Struktur aus, die diesesObjekt definiert - das wir das Obiekt a nennen), so haben wir sie doch nicht bis zu dem Punkt vorantreiben können, der iht zentralesInteressedarstellt, nämlich das Objekt (-9) als des Kastrationskomplexes. (4.d.Ü: Lacan verweist nun auf den Äufsatz Dn de Fread et dtt detir da ptyehanajste,der in den Ecrits unmittelbar folgt und diesesObiekt (-9) zum Thema hat. Dann fährt er fott:) Der Kastrationskomplex aber, der im Zentrum unseref gegenwärtigen Entwicklungen steht, führt über die Grenzen hinaus, die der Theorie durch iene Tendenzen gesetztwurden, die sich in der Psychoanalysekurz vor dem Krieg als neu abzeichneten und von denen sie als ganze noch affiziert bleibt, Velche Hindernisse wir hier zu überwinden haben, laßt sich an der Zeit sehen,die wir brauchten, um diesen Text der Rede von Rom folgen lassenzu können, ebenso an dem Umstand, daß im Äugenblick, wo wir ihn korrigieren wollen, die ursprüngliche Kollationierung immer noch auf sich warten läßt. 210

I iS iDI E $ t r I SS E N S C H Ä F T U N D D IE NTÄHRHEIT

Stenogramm der Eröffnungsvorlesung des Seminats, das wir im Jahre t965-66 an der Ecole Normale Sup6rieure als Lehrbeauftragter der Ecole Pratique des Hautes Etudes (Sektion VI) über Das Objckt der Psltcboanal.lrc gehalten haben. Der Text ist in der ersten Nummer der Cahicrt pour l'Anal1rc, herausgegebenvom Cercle d'öpist€mologieder E.N. S., im Januar r966 erschienen.

Können wir behaupten,im vergangenenJahr den StatusdesSubjektsin der Psychoanalysebegründet zu haben?\flir sind bis zur Festlegung einer Struktut gekommen, die jenem Zustand der Spaltung*' gerecht wird, worin der Psychoanalytikeresin seinerPraxis antrifft. Diese Spaltung registdert er auf eine sozusagenalltägliche Weise. Sie stellt für ihn eine Grundgegebenheit dar, denn, sie zu rechtfertigen, reicht die bloße Anerkennung des Unbewußten aus - und sie überschwemmt ihn ja auch, wenn ich so sagendarf, mit ihrer beständigen Manifestation. Um aber zu wissen, was es mit iht in seiner Praxis auf sich hat, oder auch bloß, um sie an dem auszurichten,was ihm zugänglich ist, genügt wedet daßer dieseTeilung alseineempirischeTatsachehinnimmt noch daß die empirischeTatsachedie Form einesParadoxonsangenommen hat. Dazu bedarf es vielmehr einer gewissen,mitunter langwierigen, aber für die Entstehung einer Wissenschaftimmer entscheidendenReduktion, die eigentlichihr Obiekt erstkonstituiert.Genaudasist es,was sich die Epistemologie, im Einzelfall wie überhaupt, z1r definieren vornimmt, ohne ihrer Aufgabe, zumindest in unseren Augen, bisher gerecht geworden zu sein. Denn ich habe so meine Zweifel, ob sie damit jener entscheidenden Mutation in vollem Umfang Rechnung getragen hat, die übet die Physik zur Grundlegung Der \Tissenschaftim modernen Sinn geführt hat, einem Sinn, der absolute Gültigkeit beansprucht.Diese Position im der Wissenschaftrechtfertigt sich durch einenradikalen Stil-tüTandel tenpo ihtes Fortschritts, durch ihre rasend schnelle Einmischung in unsereI7elt, die Kettenreaktionen,die für die - man kann esso nennen 856 Expansionen ihrer Energetik charakteristisch sind. An alledem scheintuns eine Modifikation in unserer Subiekt-Positionin dem doppelten Sinn radikal zu sein, daß sie sie inauguriert und daß die Vfissenschaft sie mehr und mehr verstärkt. Koyrö, der, wie man weiß, immer noch verkannt wird, weist uns hier den Weg. Im Augenblick habeich die Schwelle- was die Berufung der Psychoanalysezur'Wissenschaftangeht- also noch nicht überschdtten.Ich habe aber, was nicht unbemerkt gebliebensein wird, im vergangenen Jahr ein bestimmtesMoment des Subjektszum Leitfaden genommen, halte: ein histodasich für ein wesentlichesKorrelat der \üTissenschaft t Ausdrücke mit * sind deutsch im Original. 2tt

risch definiertes,von Descartesuntet dem Namen descogitoinauguriettes Moment, dessenstrikter Wiederholbarkeit in der Erfahrung uns zu vergewissernvielleicht nötig sein wird. DiesesKorrelat, als Moment, ist die Engführung, an der jedesWissen zurückgewiesen wird, jedochbeanspruchtes,dem Subjekteinegewisse Verankerung im Sein zu vedeihen, die nach unseremDafürhalten das Subjekt der Wissenschaftin seiner im Sinnevon Engpaß allererstkonstituiert. DieserFadenhat uns nicht vergebensgeführ, habenwir doch am Ende desJahresdie uns in der Edahrung gegebeneTeilung des Subjektsals Teilung zwischendem Wissenund der Wahrheit formulieren können, unter Verwendung einestopologischen Modells, des Moebiusbandes, an dem verständlichwird, daßdie Teilung, woraus sich die Verbindung dieserbeidenBegriffeergibt, keineswegsauseiner Unterscheidungdem Ursprung nach hervorgehenmuß. Wer Freud gerechtwerden will, wenn er ihn so liest, wie ich esmußte, um jedeneinzelnenseinerBegriffe in ihre synchroneOrdnung zu bringen, muß vonder lcbtpaltung*,auf die der Tod schonseineHand senkt, zurückgehenzu den Aufsätzenüber den FetischismusQ9z) und über den Realitätsverlust(rgr+); er wird dort feststellen,daß die Umarbeitung der Lehre, die man in der zweiten Topik sieht, mit der Einführung der Begliffelch+, übericb*und.Er* keineswegs psychischeApparatebestätigt,sonderndie tüTiederaufnahme der Erfahrung gemäßeiner Dialektik vorstellt, die sich wohl am bestenals dasbestimmenläßt, was der Strukturalismusseitdemlogisch zu erschließenedaubt: dasin einer konstituierendenTeilung begriffeneSubiekt. Wonach dasRealitätsprinzip jene Unstimmigkeit verliert, die ihm bei Freud anhaftete,stellte man bloß Texte nebeneinander:es müßte sich dann nämlich in zwei Begriffe der Realität teilen: einen, der die psychische Wirklichkeit miteinbegreift und einen anderen, der sie zum Korrelat des SystemsWahrnehmung/Bewußtsein macht. l)och es muß gelesenwerden, wie es sich tatsächlichdarstellt: als die 8sz vom Subjekt der'STissenschaft verfügte Erfahrungslinie. Bedenktman das,so nehmenjeneüberlegungen, die man sichaufgrund ihrer Selbstverständlichkeituntersagt, sogleich das ihnen gebührende Feld ein. Daß es zum Beispielundenkbarist, die Psychoanalyse als Praxis,das Llnbewußte- dasFreudsche- als Entdeckung hätten ihren Platz finden können vor der Geburt der Wissenschaftim rT.Jahrhundert, dem 2r4

sogenanntenJahrhundert des Genies- einer \üflissenschaft in dem soebenangedeutetenabsolutenSinn, der keineswegszum Verschwinden bringt, was unter dem gleichen Namen vormals bestand, darin aber auch nicht seinenArchaismus sieht, sondern vielmehr ausihm den Faden zu sich in einer Weise aufnimmt, die seineDiffetenz zu jedem anderennut besserzeigt. Einesist sicher:Wenn alsodasSubjektim Knoten der Differenzda ist, wird jede humanistischeReferenzdarauf überfüssig, denn gerade sie unterbindetes ja. \7ir haben bei diesenAussagenüber die Psychoanalyseund die Entdeckung Freuds nicht einen Zufall im Auge, derart, daß er mit der Entdeckung des Unbewußten nur deshalberfolgreich die Psychoanalyse habe begründen können, weil seine Patienten zu ihm kamen im 'Vüissenschaft und des Ansehens,das sie zu Ende des Namen der r9. Jahrhundertsihren auchunbedeutendeten Dienern verlieh. 1ü7irbehaupten,entgegenden Auslassungenüber einen vorgeblichen Bruch Freudsmit dem Szientismus seinerZeit, daßgeradedieserSzientismus ihn dazugeführt hat - das zeigenuns seineSchriften-, den Weg zu etschließen, den der auf immer seinenNamenträgt; ein Szientismus, man doch wohl als den Idealen eines Brücke verpfichtet bezeichnen muß, die selbstwiederum überkommen sind von Helmholtz und Du Bois-Reymond,die sich der Aufgabe verschriebenhatten,die Physiologie und die in sie einbezogenenDenkfunktionen in die mathematisch bestimmtenTerme der zuihrerZeit schonnahezuvollständig entfalteten Thermodynamik einzubringen. rü7irbehaupten,daßdieserITeg niemalsabgewichenist von den Idealen desnun einmal so genanntenSzientismus,und daß die Markierung, die er durch sie erfahren hat, nicht zufällig ist, sondern ihm wesentlich bleibt. Daß er dank dieser Markierung vertrauenswürdig gebliebenist trotz der Abwege, zu denensie vedeitete; Freud hat sich diesenAbwegen immer mit einer Bestimmtheit ohne Säumnis und mit unbeugsamer Strengeentgegengestellt. 858 Davon zeugt der Bruch mit seinemblendendstenSchüler,Jung, alsdieser sich auf etwas einließ, was seinerFunktion nach nicht andersdenn als Versuch bestimmt werden kann, ein Subjekt zu restaurieren,dasin den Tiefen gründet, dieserletzte Begriffim Plutal, was daraufverweist, daß essich um ein Subjekt handelt, dasauseinem sogenanntarchetypischenVerhältnis zum Wissenbesteht,dasnicht teduzierbarist auf jenes, 23t


zu mißfallen, daß der Irrtum aus Gutgläubigkeit der unverzeihlichste von allen ist. Die Position des Psychoanalytikersläßt keine Ausflucht, schließt sie doch die Zärtlichkeit der SchönenSeeleaus. rüüennauch dieseAussage ein Paradoxist - ist es dann nicht vielleicht dasgleiche? ITie dem auch sei,ich behaupte,daß ieder Versuch, jedeVersuchung worin die gängige Theorie sich immer wieder verfängt -, die Inkarnation des Subiektsweiter vorzulagern, in die Irre geht - immer schwanger geht mit Irrtum und als solchefehlgeht. Ebensoverhält es sich mit seinerInkarnation im Menschen,der damit zum Kind wird. So wird dieser Mensch nämlich der Primitive sein, und das verfälscht alles am Primärprozeß, wie umgekehrt das Kind dann das Unterentwickelte vorstellt, und dasverschleiertdie Wahrheit dessen,was sichim Verlauf der Kindheit an Ursprünglichem begibt. Kurz: die archaische Illusion, vor der ClaudeLdvi-Strausswarnt, ist in der Psychoanalyse nur dann zu vermeiden, wenn man sich in der Theorie eng an das soebenformuliete Prinzip hält, nämlich daß in ihr nur ein einzigesSubjekt als solcheszugelassen wird: dasjenige,welchesihre V7issenschaftlichkeit ermöglicht. Das mag genügen,um zu zeigen,daßwir keinenWert darauflegen,der Psychoanalysehier irgendeinenVorzug einzuräumen. Es gibt keine STissenschaft des Menschen,was etwa so aufzufassenist wie: ausnichtswird nichts.Es gibt keinelfissenschaftdesMenschen, weil esnur dasSubjekt,nicht abetden Menschender'lfissenschaftgibt. Bekanntlich hege ich seit je eine Abneigung gegen die Bezeichnung Humanwissenschaften;sie scheint mir der Appell der Unterwerfung schlechthinzu sein. DieserÄusdruck ist nun einmalfalsch,außerfür die Psychologie,die Mittel und V/egegefundenhat, in den Diensten fortzuleben,die sieder Technokratieerweist; bessernoch: in einerTobogganfahrtvom Panth6on zur Polizeipräfektur2,wie mit wahrhaft SwiftschemHumor ein aufsehenerregender Artikel von Canguilhemschließt.Aber ebensosicher ist, daß die Psychologiein der Ausleseschöpferischer'Wissenschaftler, dem Aufbau und dem Unterhalt der Forschung scheitern wird. Alle anderenSfissenschaftendieserKlassebilden, wie man sich leicht klarmachen kann, keine Anthropologie. Man sehe sich etwa Ldvy" Ä. d, Ü.: Das entspricht den tatsächlichen lokalen Verhältnissen. 2t7

Bruhl oder Piagetan.Ihre Begriffe- sogenannteprälogischeMentalität, angeblich egozentrischesDenken oder egozentrischerDiskurs - verweisenauf nichts anderesals auf die unterstellte Mentalität, das angenommene Denken, den effektiven Diskurs des Subjekts der Wissenschaft, und nicht etwa des Menschen der Wissenschaft (honruedela Denn werwüßte nicht, daßdie - gewiß mentalen- Schranken, science). die - anzunehmende- SchwächedesDenkens, der effektive Diskurs an dem etwas vom V7issenschaftlet(honne de rience- was noch einmal verschieden ist) hängenbleibt - diese Konstruktionen belasten, die zwar nicht jeder Objektivität entbehren, die tX/issenschaftaber insofern nicht interessieren,alssiezum Beispielnichts übet den Magier, wenig über die Magie bringen, und wenn etwas über ihre Spuren, so sind esfreilich Spurenrrom einen oder vom anderen,denn nicht LivyBruhl hat sie gezogen.Wogegenim anderenFall die Bilanz noch ernster ist: er bringt nichts über dasKind, wenig über seineEntwicklung, denn es fehlt hier dasWesentliche;und die Logik, die es - das Kind Piagets- in seinerAntwort auf die Äussagendemonstriert, deren Reihe den Beweis ergibt, ist keine andereals die, die ihr Aussagenzu Beweiszweckenselbstleitete: die Logik des V7issenschaftlers, womit der Logiker in diesem Fall, das will ich nicht bestreiten, den Preis verdient. Was hingegen W'issenschaften von g nz anderemRang betrifft - selbst wenn ihre Benennungzu revidierenist -, können wir feststellen,daßder Verzicht auf die archaischeIllusion, die wir mit dem Ausdruck Psychologisierung des Subiektsgeneralisierenkönnen, ihre Fruchtbarkeit in keiner Weise beeinträchtigt. Die Spieltheorie,besser Strategie genannt, bietet ein Beispiel dafür, welche Vorteile die vollständige Betechenbarkeiteines streng auf die Formel einer Matrix signifikanterKombinationen reduziertenSubiekts bringen kann. Kniffiger ist die Sachein der Linguistik, denn sie muß die Differenz zwischendem Ausgesagtenund dem Aussagenintegrieren, was in diesem Fall die Inzidenz des sprechendenSubjektsals solchenbedeutet (nicht etwadesSubjektsder'Wissenschaft). Das ist der Grund, weshalb sie sich zusehendsum etwasanderes- die Batterie des Signifikantenzentriert, deren Vorrang gegenüber den Signifikationseffektenes sicherzustellengilt. Auf dieserSeitezeigensich dann auch die Antinomien, je nachdem'ürie extrem die Positionin der Auswahl desObjekts ausfällt. Zweifellos wird sehr weit gegangenin der Ausarbeitung der 218

85o

Wirkungen der Sprache,bis hin zur Konstruktion einer Poetik, die keinerBezugnahme,weder auf den Geist desDichters noch auf seine Verkörperung, mehr bedarf. Brechungs85r Auf der Seiteder Logik nun zeigensich die verschiedenen der Wissenschaft. Sie diffedes Subiekts bezüglich indizesder Theorie rieren füt dasLexikon, dassyntaktischeMorphem und die Syntaxdes Satzes. Daher die theoretischenDifferenzenetwazwischenJakobson,Hielmslev und Chomsky' Es ist die Logik, die hiet den Nabel des Subiektsspielt,und zwar als Logik, die überhaupt nicht an die Kontingenzen einet Grammatik gebundenist. Die Formalisierungder Grammatik muß diese Logik buchstäblich umgehen,um sich erfolgreichzu behaupten,aber die Bewegungjener in dieseBehauptung'Wir werden noch Umgehungist eingeschrieben zeigen,welchen Platz die moderne Logik einnimmt (3'Beispiel)' Sie stellt ohneZweifel die zwingendeKonsequenzeinesVersuchesdar,das nähen,und dasletzteTheoremYon Gödel Subiektder's7issenschaftzu - wasbedeutet,daßbesagtes Subiekt nicht gelingt beweist,daß ihr das Korrelat, bleibt, aberein antinomisches dasKorrelat der Wissenschaft Versuch,es durch den ausweglosen weil sichnämlichdie süissenschaft zu nähen,definierterweist. KennzeichendesStrukturaMan fassediesalsdasnicht zu verf-ehlende jede > (in vergleicheJ.Lacan: Le söminaire,livre XI, Les quatre concepts fondamentaux de la psychanalyser964, Patis r973 (erscheintauf deutsch im \üalter-Veiag), p.z44: 239

überlegenist, um so besserzur Geltung bringt, alser sichberufenkann 'lüTiederaufnahme einer Physik der Geruchs- und auf so etwas wie die Geschmacksqualitäten,die sich in der Chemie abzeichnet- anders gesagt: einer Korrelation von Wahrnehmungswertenmit einer molekularen Architektur, zu der wir über die kombinatorische Analyse gelangt sind, mit anderenWorten - so wie in ieder'lüTissenschaft bis heute - über die Mathematik des Signifikanten. DasWissenist hier alsosehrwohl durch die korrekteLinie vom Subjekt 862 getrennt, wozu keine Hypotheseüber die Insuffizienzvon dessenEntwicklung nötig ist; sie nachzuweisendüfte übrigens in große Vedegenheitbdngen. Mehr noch: WennCl.Ldvi-Strauss- nachdemer die in denelementaren Strukturen der VerwandtschaftI verborgene Kombinatorik herausgeschält hat - uns versichert, daß ieder beliebige Informant - um einen Ausdruck der Ethnologer.zugebrauchen- durchausselbstin der Lage ist, den ldvi-strauss'schenGraphen zw zeichnen,was sagt er uns damit anderes,als daß er ebenfallsdas Subjekt der in Frage stehendenKombinatorik herausgeschälthat, das auf seinemGraphen eben unter der Bezeichnungegaexistiert? Aber indem er den Einfluß des Apparates, den das Mythem konstituiert, auf die Analyse der mythogenen Transformationen nachweist, die sich auf dieser Stufe in eine - aufgrund ihrer Reversibilitat vereinfachte - Synchronie einzufügen scheinen,erhebt Lövi-Strauss keineswegs den Anspruch, uns die Natur des Mythanten zu enthüllen. Er ist sich bloß im klaren darüber, daß sein fnformant, wenn er auch in der Lage ist - bis auf die Genialität, die hier ihr Zeichen hinterlassenhat dasRohe und dasGekochte+zu schreiben,es nicht kann, ohne in der Garderobeim Musdede l'Homme einegewisseAnzahlvon Operations-, oder anders:rituellenInstrumentenzurückzulassen, die seineExistenz als Mythant/Subiektkonsekrieren;und daß mit dieserHinterlegung ebendasausdem Feld der Struktur verbannt witd, wasin einer anderen Grammatik seineZustimmung hieße.(Die Grammar of Assentsvon t A.d.Ü.:Titeleines\TerkesvonCl.Lövi-Strauss:.flrartaresälämentairesdelaparentä, P.U.F., Paris r949. I A, d. Ü,: Cl. Lövi-Strauss:Le craet le cuit, Plon, Paris r964; deutscheÜbersetzung von llva Nfoldenhauer: Das Rohe und das Gekochte, Suhtkamp, Frankfurt r97o. s A.d.U.: Essalinaidof aGrammarof Asrcnt (r87o);deutschals <Entwurf einer T,ustimmungslehre>, DutchgeseheneNeuausgabeder Übersetzung von Theodor llaccker (r9zr und r9z7), M.Grünewald-Vetlag,Münz t96t. 240

Newman hat ihre Stärken, obwohl zu abscheulichenZwecken verfertigt - darauf werde ich vielleicht noch einmal zurückkommen müssen.) Das Objekt der Mythogenie ist also weder an eine Entwicklung noch an einen Stillstand desverantwortlichen Subjektsgebunden.Nicht mit ihm, sondernmit dem Subjekt der Wissenschaftsteht es in Relation. Und seineBestimmungwird um so korrekter sein, ie besseres dem Informanten gelingt, seineeigenePräsenzauf die Präsenzdes Subjekts der Wissenschaftzu reduzieren. Ich glaubenur, Cl.Livi-Strausswird Vorbehaltedagegenäußern,eine von der Psychoanalyseinspirierte Befragung mit der ganzenvon ihr unterhaltenen Übertragungsrelation, beispielsweiseeine Folge von Ttäumen,in die Dokumentensammlungaufzunehmen.\Teshalbabet? Ich kann ihm versichern,daßunserePraxis,ohne dasSubjektder Wissenschaft, von dem allein er etwaswissenkann und will, im geringsten zu entstellen,daß diesePraxis rechtenskeinen Eingriff vornimmt, der nicht gerade seine befriedigende Realisierung genau in dem Feld anstrebte,dasihn interessiert. 863 Heißt das nun, daß ein nicht saturiertes, dafür aber berechenbares SubjektdasObjekt ausmachte, welches- gemäßdenFormendet klassischenEpistemologie denKorpus der tüissenschaften versammelt,die konjektural zu nennenwären - ein Ausdruck, den ich gegenüberdem der Humanwissenschaftenvorgeschlagenhabe? Ich haltediesfür um so wenigerangezeigt,alsdiesesSubjektselbstTeil in ihrer Gesamtheitausmacht. det Konjunktur ist, die die Wissenschaft Die Entgegensetzung von exaktenund koniekturalenWissenschaften ist in dem Moment nicht mehr aufrechtzuerhalten, wo die Koniektur einer exakten Berechnung (\fahrscheinlichkeit) zugänglich wird und wo die Exaktheit sich ausschließlichauf einen Axiome und Symbolgruppierungsgesetze trennendenFormalismusgründet. Wir sollten uns jedoch nicht damit zufriedengeben,den meht oder wenigergroßenErfolg einesFotmalismuszu konstatieten,gehtesdoch in letzterInstanzdarum,seineZurechtlegungzu begründen,die ja nicht wie durch ein Wundet entsteht,sondern sich im Gefolge außerordentlich wirksamer Krisen immet wieder etneuert, nachdem einmal eine gewisseRichtschnurgefundenscheint. ITir wiedetholennoch einmal: Es gibt etwasim StatusdesObjektsder 'Wissenschaft, dasuns, seit der Entstehungder Wissenschaft,noch nicht erhellt scheint. Und esseidaranerinnert:wenn wir jetzt die FragenachdemObjekt der r6

24r

Psychoanalysestellen und damit die Frage nach det Position der Psywiederaufnehchoanalyse:innerhalboder außethalbder'S7issenschaft men, die wir, seitdemwir auf dieseTribüne gestiegensind, gestellt haben,so tun wit diesnun mit dem Hinweis darauf,daß siezweifellos nicht zu lösenist, ohne daß die Fragenach dem Objekt in der -'J7issenschaftüberhauptmodifiziertwird. (ich bekennemeineFarbeund, wie Sie Das Objekt det Psychoanalyse sehen,siekommt mit ihm !) ist nichtsanderesalsdas,wasich schonüber die Funktion, die dasObjekt a in thr spielt,vorgebrachthabe.So wäre alsodas\Tissenüber dasObfekt a die Wissenschaftder Psychoanalyse? GenaudieseFormulietung gilt es zu vermeiden,denn diesesObiekt a ist, wie wir wissen,in die Teilung desSubjektszu inserieren,wodurch - das psychoanalyund hiervon sind wir heute wieder ausgegangen Weisestrukturiert. tischeFeld sich in spezifischer Deshalbwar eswichtig, zunächstdie von der Frage, ob die Psychoanalyse eine V7issenschaftsei (ob ihr Feld wissenschaftlichsei) zu unterscheidendeTatsacheherauszustellen,daßihre Praxis kein anderesSubjekt impliziert als dasSubjektder Wissenschaft. Soweit muß teduziert werden, was ich mit einemBild einführen möch- 86+ te als die Öffnung des Subjektsin der Psychoanalyse,wenn erfaßt werden soll, was es in ihr von det Wahrheit empfängt. Ein - man spürt es - gewundenesVorgehen, das mit der Zähmung Das Objekt a ist nicht ruhig, oder könnte esvielmehr zusammenhängt. sein, daß es Sie nicht ruhig läßt? Am wenigstendie, die mit ihm am meistenzu tun haben: die Psychoanalytiker,die ich durch meinen Diskurs demnachbesondersfestzulegenversuchenwürde' Das stimmt' Der Punkt, an demich mich für heutemit Ihnen verabredetund an dem ich Sie letztes Jahr verabschiedethabe, der Punkt der Teilung des SubiektszwischenWahrheitund'Wissenist Ihnen ,a vertraut.Es ist der unter dem Ruf versammelt: Punkt, an dem Freud die Psychoanalytiker übetsetze,um eshiet zu was ich noch einmal lVoEs war,nll lcb aerden*, betonen: lä oü c'dtait,lä commesujetdois-jeaduenir(da wo's war, da soll ich, als Subjekt,ankommen). Ich zeigelhnen, wie absondediches ist, diesenPunkt rücklings anzugehen,indem ich Siehier vielmehran seineFront führe. Wie vermöchte sich, was mich von einem dunklen Sein seit ie erwartet hat, zu totalisierenmit einem Strich, der nur gezogenwerden kann, wenn es da
Die Frage der doppelten Inschrift stellt sich aber nicht bloß in der Theode, bedenkt man die Perplexität, die sie bei meinen Schülern Laplancheund Leclaire hervorgerufen hat, aus der die beiden in ihrer eigenen Sezessionbei der Annäherung an das Problem wohl seine Lösung hätten herauslesenkönnen. Sie ist weder gestalttheoretischer Art, noch kann siein jenem Teller mit dem in den Baum eingeschriebenen Kopf Napoleons gesucht werden. Sie liegt ganz einfach in der Tatsache,daß die Inschrift, je nachdem sie von der Druckplatte der Wahrheit oder der des l7issens stammt, die Urkunde nicht auf der gleichen Seiteprägt. Das Ineinander dieset Inschriften war in der Topologie leicht aufzulösen: eineOberfäche,auf der Vorderseiteund Kehrseitesichallenthalben berühren, lag hier auf der Hand. Damit dieseTopologie den Analytiker aberergreifenkann, muß sieihn nicht bloß in ein intuitives Schema,sondernweit mehr: muß sieihn wenn ich so sagendarf - in sein Sein einschließen. Deshalb kann, wenn er sie anderswohin verschiebt, das nur in einer puzzleartigenAufsplitterung geschehen,die iedenfalls vedangt, auf jener Basiswieder zurechgelegtzu werden. Weshalbesnicht fruchtlosist, erneutzu sagen,daß,wenn manschreibt: 86s ichdenke,<>, mit Anführungsstrichenum den zweiten Satzteil, sichdasliest : dasDenken begründetdasSeinnur insofern,alsessichins Sprecheneinknüpft, wo jede Operation an das Wesen der Sprache rührt. 'Wenn Heidegger uns irgendwo das cogitoJam zu eigenen Zwecken bietet, so bleibt anzumerken,daß er den Satzalgebraisiert,so daß wir mit Recht seinenRest hervorhebendürfen : cogitoergo,wotin zum Ausdruck kommt, daß ohne Berufung auf die Ursachenichts gesprochen wird. GenaudieseUrsacheaberdeckt dasnll lch* der Freudschen Formulierung, die in ihrer Umkehrung das ParadoxeinesImperativs heraussptingen läßt, der mir die Bürde meiner eigenen Ursächlichkeit auflädr. Dennoch bin ich nicht Ursachemeiner selbst,nicht etwa deshalb,weil ich dasGeschöpfbin. Mit dem Schöpferverhältessichnicht anders.Ich kann Sie da auf Augustinus und den Prolog zu seinem De Trinitate vetweisen6. 6 A,d.Ü.: Vgl, ,oben S.zr9f. z4t

Spinozascausasui kann den Namen Gottes annehmen.Sie ist Etwas Anderes (Aatre Chose).Aber überlassenwir das dem Spiel dieset beiden W'orte, mit dem wir nur einfangen möchten, daß sie auch Etwasanderes (Cltoseautre) als das Ganze (le Tout) ist und daß dieser Gott als derart anderes (autre) insofern nicht der Gott des Pantheismus ist. In jenem ego,demDescartesin einigen seinerlateinischenTexte gerade durch seinefunktionelle Überflüssigkeit einenbesonderenAkzent vetleiht ( was auszulegenich hier den Spezialistenüberlasse),muß genau der Punkt erfaßt wetden, wo es bleibt, was es sich zum Sein gibt: nämlich abhängig zu sein vom Gott der Religion. Das egoist - ein befremdlicherAbfall desergo- diesemGott verpflichtet. Descartesläßt es sich besondersangelegensein, es vor dem trügerischen Gott zu behüten: aber damit hütet er geradeseinenMitspieler - und geht dabei so weit, ihn mit dem außerordentlichenPrivileg auszustatten,nur als Schöpferder ewigen l7ahtheiten dieseauch verbürgen zu können. zwischendem egound Gott, die wir hier Diese Schicksalsgemeinschaft angemerkthaben,ist die gleiche,die in den mystischenBeschwörungen zum Ausdruck kommt, die Angelus Silesius,ein ZeitgenosseDescat'!7eise bekennt und die ihnen dort die tes', auf eine so herzzerteißende Form desDistichons vedeiht. Meine Zuhörer würden gut tun, sich datanzu erinnern, wie hilfreich es war, diese Stoßgebetedes cherubinischen Wandersmannesauf der Fährte der Einfühtung in den Natzißmus aufzunehmen,der ich seinerSchreber auf meineW'eise zeitinmeinem Kommentar über den Präsident folgte. Man kann ja hinken bei dieserDrehung - esist der Schönheitsschdtt! nur muß man richtig hinken. Und sich vor allem sagen:die beiden Seitenklinken nicht fugenlos ineinander. Ich werde mir alsoerlauben,esfür einenAugenblick dabeibewendenzu lassen,um noch einmal auszugehenvon einemWagestückmeinerseits, dessen\fliederholung heute nur zur Erinnerung dient. Andernfalls hieße das, es zweimal zu wiederholen, bis repetitain dem rechten Sinn nicht einer bloßen lfiedetholung. einen Diskurs, dessenText seit Es handelt sich um La Chose freudienne, ist, da ich ihn wiederholt hatte' zweiten Diskurses ienem Male der eines Das erstemal (möge dieseInsistenz in ihrer Trivialität Ihnen klarmachen, daß die Wiederholung eine Gegenspur in der Zeit hervorruft) 244

wurde er für jenesrü7iengehalten, dem ich meine erste Begegnung mein Biograph wird das festzuhaltenhaben - mit dem verdanke, was man den heruntergekommenstenTeil der Welt der Psychoanalysenennen muß. Insonderheit mit einer Person,die ihrer Bildung und Vefantwortlichkeit nach einem Leibwächter glich? - aber was schertemich das, ich sprach in die Luft. Ich wünschte damalsbloß, es möge von hiet auszum hundertsten Geburtstag von Freud meine Stimme zu ehrendemGedenkenvernommen werden. Nicht etwa, um die Stelleeines vedassenenOrtes zu bezeichnen,sondern jene andere, um die heute mein Diskurs kreist. Man weiß, daß der von Freud eröffneteWeg nut den einen, von mir wieder aufgenommenenSinn hat: das Unbewußte ist Sprache- und daß, was heute als geriichertgilt, für mich schon damalssicherwar. So kam mir in einer Bewegung, die vielleicht spielerischdie Herausforderung Saint-Justswiederholt, der, umgebenvon der Öffentlichkeit einer Versammlung, das Geständniszum Himmel richtete, daß er nichts anderessei als was zu Staubwerdenwird, und dazu,wie er sagt, <einer, det zu euch spricht > - da kam mir also die Eingebung, ich würde für ihn sprechen,indem ich'auf dem Weg von Freud eine allegorischeGestalt seltsamaufeben und die Nacktheit schimmern sahin neuem Gewand, in das sich hüllt, die aus dem Brunnen steigt. ,und weiter geht die Personifikation. Denken Sie an die unnennbareSache,die, vermöchte sie dieseWote auszusprechen,ans Sein der Spracherührte, und Sie vernehmen sie, wie sie ausgesprochen werden müssen:im Schrecken. Aber in diese Enthüllung legt jeder, was er hineinlegen kann. Halten 867 wir ihr die gedämpfte,obgleich darum nicht weniger lächerlicheDramatik des tempotzugute, mit dem jener Text zu Ende geht, den Sie in L'Eaolution pslchiatrique,Nummer r, 1956,unter dem Titel La Chose fi nden können. freadiennes Ich glaubenicht, daß esam Edebnis jenesSchreckensliegt, wenn mein Auditorium die in diesem{ext abgedruckteWiederholung des Vortrags eherkühl aufnahm.Und wenn esüberhaupt realisierenwollte, wie 7 und die später mitwirkte bei dem Unternehmen, unsere Lehrtätigkeit zu destruieren, Dessen Ausgang ist dem anwesendenAuditorium bekannt; den Leser berührt er nur insofern, als die Zeitschfift La Psltchana[ueverschwand und ich auf den Stuhl berufen wurde, von dem aus diese Vorlesung gehalten ist. 8 Vgl, die letzten Zeilen auf S.4o8 der Ecrits. (4. d. Ü. : Dieser Äufsatz ist nicht in die vorliegende Ausrvahl aufgenommen.) 24t

sehr der Vortrag ihm entgegenkam,so erwies sich seineTaubheit dabei als von ganz besondererÄrt. Nicht daß die Sache(die Cbose,die im Titel steht) es schockiert hätte, diesesAuditorium - nicht so sehrwie manchemeiner Rudergefährten, damals,Ruderer auf einem Floß, auf dem ich durch ihre Vermittlung, NotspeisungunsererMitschiffbrüchigen, während r o zur narzTßtischen in wilder Ehe verbrachtemit dem JaspetschenVerstegeduldig Jahren mit allenSchmerkommendenPersonalismus, zukurz mit einem hene, Teer der liberalen mit dem zen der'!0elt, um es uns allen zu ersParen, bestrichenzu werden. Die Sache:kein hübsches Seelengemeinschaft W'ort, hat man mir wörtlich gesagt; nun, vielleicht verditbt es g nz einfach jenes allerfeinsteAbenteuer der Einheit der Psychologie, wo man wohlgemerkt nicht darandenkt, zu versachlichen,nein ! Wem wäre da zu trauen?Kamerad,wir glaubtenSiein der Vorhut desFortschritts. Man sieht sich nicht, wie man ist, und noch weniger' wenn man sich näherkommt unter den Masken der Philosophie. Aber lassenwk das. Um das Mißverständniszu messen,wo es von Gewicht ist, auf der Ebene meinesAuditoriums von damals,will ich den Vorschlaghennziehen, der etwa zu ienem Zeitpunkt vorgebracht wurde; man könnte ihn rührend finden angesichtsdes Enthusiasmus' verbreitetesich iemand - und das ist den er vofaussetzt:<<'Warum>>, heute noch im Gespräch- (warum sagt er nicht das Wahte über das 'Wahre? > Das beweist, wie vergeblich sie beide zusammenwaren, meine Lehrfabel und ihre Personifikation. 'Wotten: Diesen unerträglichen meine Stimmezu leihen,geht über die Allegorie hinaus.Besagtschlicht alles,was es vorl der'Wahrheit, der einzigen,zu sagengibt, will sagen, daß es keine Metasprachegibt (eine Behauptung, die den ganzenlogischenPositivismuszu situierenedaubt), daßkeine Spracheie das\7ahre über daslü7ahresagenkann; denn die Wahrheit begründet sich daher, daßsiespricht, und daßihr kein anderesMittel zur Verfügung steht' um dieszu tun. Geradedeshalbist dasUnbewußte,dases- dasWahre über dasWahresagt,wie eine Sprachestrukturiert, und deshalbsageich, wenn ich dies lehre, das\fahre über Freud, der esverstandenhat, die Wahrheit unter dem Namen des Unbewußten sprechenzu lassen. o A. d. Ü. : Vgl. Schriften I, S' zz8. 246

858

Dieser Mangel desWahren über das S7ahre,der alle Stürzenotwendig macht, für die die Metasprachemit ihrer Verstellung und ihrer Logik konstitutiv ist, ist eigentlich der Platz der Urverdrängurg*,die alle weiteren an sich zieht, ohne jene anderen rhetorischen Wirkungen mitzuzählen, die zu erkennen uns nur das Subjekt der Wissenschaft ermöglicht. Deshalb verwenden wit, um damit zurechtzukommen,andere Mittel. Entscheidendist dabeijedoch,daßdieseMittel jenesSubjektnicht auszuweiten vermögen. Zweifellos stößt ihr Ertrag an das, was ihm verborgen ist. Aber um diesenspringendenPunkt zu decken,gibt es kein anderesWahresüber dasWahre, als Eigennamen,den von Freud, oder auch den meinen - oder dann Ammenmärchen, mit denen man ein nunmehr unauslöschlichesZeugnis entwürdigt: eine Wahrheit nämlich, die etwasSchrecklicheshat, daszurückzuweisen- wo nicht, sofern es nicht zurückgewiesenwerden kann, das heißt, wenn man Psychoanalytikerist, es unter dem Mühlstein zu zermalmen- Schicksalaller ist. Mit dieserMetapherhabeich bei Gelegenheitdurch einenanderen Mund daranerinnert,daß die Steine,wenn es seinmuß, auchschreien können. Vielleicht witd man es einesTagesfür gerechtfertigtansehen,daßich die mich betreffendeFrage: <'Watumsagt er nicht. . . ?> nicht rührend gefundenhabe- eineFrage,die von einemkam, der in den Büros einer Wahrheits-Agenturzuhauseist, wasseineNaivität verdachtigmachteund daßich esseithervorgezogenhabe,auf Dienstezu verzichten,die er mir in meiner eigenenangetragenhat, in der eskeine Kantoren braucht, die von einer Sakristeiträumen.. . Muß gesagtwerden,daßwir zur BehandlungdesrüTissenstriebs andere Arten von Wissenals dasder Wissenschaftkennenmüssen? Muß ferner auf das zurückgekommenwerden, worum es geht: zu ertragen,daß wir in der Psychoanalyse daraufverzichtenmüssen,daß auf jede\Tahrheit ihr Wissenantv/ortet?Das ist die Bruchstelle,an der wir auf dasHeraufkommen der Wissenschaftangewiesensind. Zs ihter Vereinigung ist uns nicht mehr als jenesSubjektder'V7issenschaft gegeben. tr9 Freilich edaubt es uns das auch; indem ich weiter vordringe in das \Wie - lasseich meine Chose ganz allein offen mit dem noumenon sprechen, was mir rasch abgetan scheint: denn eine \üTahrheit,die spricht, hat wenig gemein mit einem noumenon, das,als bloß Gedachtes, sieverschließt. 247

Dieser Hinweis hat seineTriftigkeit: Sie werden bemerkt haben, daß ich das Medium, das uns an diesem Punkt dienlich sein wird, eben herangezogenhabe.Es ist die Ursache:die Ursache,nicht alsKategorie clerLogik, sondernals die ganze$Tirkung verursachend.Die \Tahrheit als Ursache- können Sie,als Psychoanalytiker,sich weigern, die Frage danachaufzunehmen,wenn Ihre Karriere davon ihren Ausgang nahm? Wenn esüberhaupt Praktiker gibt, für die die \Tahrheit schlechthinals ist, sind es dann nicht Sie? agierendevorausgesetzt Daran sollten Siejedenfallsnicht zweifeln: nur weil dieserPunkt in der verschleiertist, halten Siediesenso erstaunlichgesicherWissenschaft ten Platz innerhalb dessen,was jene allen gemeinsameHoffnung aufrechterhält in dem vagabundierendenBewußtsein, das die Revolution desDenkensbegleitet. !7enn Lenin auch schrieb: , so läßt er doch die ungeheureV7eiteder Frage leer, die sein'Wort eröffnet: I7enn man annimmt, daß die Wahrheit des Materialismusstumm ist in seinenbeiden Seiten,die nur eine sind: Dialektik und Geschichte,warum sollte dann seineMacht wachsen, wenn seine Theorie ausgearbeitetwird? Die Antwort mit dem proletarischenBewußtseinund der Aktion der marxistischenPolitik scheint uns ungenügend.Immerhin deutet sich hier die Gewaltenteilung zwischender l(ahrheit als Ursacheund dem zur Anwendung gebrachten \üTissen an. die vom Kapital inspiriert ist, führt nicht Eine $Tirtschaftswissenschaft, notwendig dazu,daßvon ihr alsrevolutionäre Kraft Gebrauchgemacht witd, und die GeschichtescheintandereNachhilfe zu erfordern als eine prädikative Dialektik. Über diesenbesonderenPunkt hinaus, den ich hier nicht entwickeln werde, ist es nämlich so, daß die Wissenschaft, wenn man genau hinsieht, kein Gedächtnis hat. Sie vergißt, einmal konstituiert, die Peripetien,ausdenensie hervorgegangenist, also eine Dimension der Wahrheit, die die Psychoanalysein hohem Maße in Anwendungbringt. Doch ich muß präzisieren.Man weiß, daß die physikalischeoder die mathematische Theorie - nach jeder Krise, die sich in die Form einer verallgemeinertenTheotie auflöst, wobei dieser Terminus auf keinen ist, als bedeuteer: Übergangzum AllgemeinenFall so aufzufassen häufig in seinemRang und in seinerfrüheren Struktur konserviert, was sieverallgemeinert. Nicht darüberredenwir. Sondernüber dasDrama, 87o das subjektiveDrama, dasjede dieserKrisen kostet.DiesesDrama ist ztB

'STissenschaftlers. Es hat seine Opfer, die in nichts das Drama des erkennenlassen,ob ihr Schicksalsichin denÖdipusmythoseinschreibt. Freilich, die Frage ist nicht sehr eingehenduntersucht. Ich habe nicht vor, eineEhrenlistedieserDramen - J. R. Mayer, Cantor -, die zuweilen bis zum Wahnsinn führten, aufzustellen,wo wit dann bald bei Namen von Lebendenwären: Hier halte ich das Drama von dem, was in der vor sich geht, ftir exemplarisch.Und ich behaupte,es Psychoanalyse könnte selbernicht in den Ödipus einbezogenwerden- esseidenn,es würde ihn dabei in Frage stellen. Sie sehen,welches Programm sich hier abzeichnet.Es ist noch lange nicht abgedeckt.Eher seheich esblockiert. Ich machemich mit Vorsicht ans'S7erk,und bitte Siefür heute,sichin den Lichtern wiederzuerkennen,die an einer solchenAnnäherung sich reflektieren. Das heißt, wir werden sie auf andeteFelder als daspsychoanalytische werfen, die ebenfallsdie Wahrheit für sich in Anspruch nehmen. Die beiden Positionen dieserArt, Magie und Religion, unterscheidaß man sie,im Verhältnis zu den sich soweit von der'V7issenschaft, ihr, als falscheoder mindere Süissenschaftim Falle der Magie, als die übersteige{'d,ja im lüTahrheitskonfiktmit Grenzen der'Wissenschaft ihr stehendim Falle der Religion hat einstufenkönnen. Für das Sub'l7issenschaft jekt der gilt wohl, daß die einewie die anderenichts als für dasleidendeSubjekt,mit dem wir es zu nicht aber sind Schatten tun haben. Regt sich hier einer auf; Ein Philosoph, der jüngst mit allen akademischenEhren gesegnet wurde, gibt mir da an die Hand, wovon ich in meinerAntwort ausgeist der Schmerz hen kann. Er schreibt: Ich werde auf diesenSatz,den ich für heute in der Domäne belasse, in der er sichbewegt,noch zurückkommen,um zu zeigen,wie die Phänomenologieals Votwand für die Gegen-\Tahrheit und ihren Statusgeraderecht kommt. Ich greifeihn nur auf,um Ihnen,alsAnalytikern,die Fragezu stellen:Ja oder nein, hat, was Sietun, den Sinn, zu bestätigen,daß die \üTahtheit des neurotischenLeidens darin besteht, die \Tahrheit zur Ursachezu haben? z49

Mein Vorschlag: Die Anschauung,von der ich, was die Magie anbelangt,zunächstausgehe, läßt keinen Zwelfel, wem ich wissenschaftlichverpflichtet bin, doch begnügt sie sich mit einer strukturalistischenDefinition. Sie un- 8 7 t terstellt,daß der Signifikantals solchetdem Signifikantenantwortet. Der Signifikant in der Natur wird durch den Signifikantendes Zauberspruchesangerufen.Er wird metaphorischmobilisiert. Die Chose,insoweit sie spricht, gibt Antwort auf unserenAnruf. Darum läßt jene Ordnung natürlicherKlassifikation,die ich aus den habe,in ihrer strukturaStudienvon ClaudeLdvi-Straussherangezogen len Definition die Brücke der Entsprechungenerahnen,mit derenHilfe die wirkende Operationnach dem gleichenModus denkbarwird, wonachsie konzipiert worden ist. Und doch habenwir es hier.mit einer Reduktion zu tun, die dabeidas Subjekt vernachlässigt. Jederweiß, daßdie Versetzungin den StanddesSubjekts,desschamanisierendenSubjektshier wesentlichist. Beachtenwir, daß der Schamit Fleischund Blut, Teil derNatur ist und daßdaszur mane,sozusagen Operation korrelative Subjekt sich in dieset körpedichen Untedage muß. Aber geradedieserModus der Überschneidungist überschneiden Erschließenkann esnur vetschlossen. der'S7issenschaft dem Subjekt aberdann exakt derenstrukturaleKorrelative in der Operation. Nun erscheint,was in der Natur zu mobilisierenist - Donner und Regen, Meteore und Vfunder - tatsächlich nach dem SignifikantenModus. Alles ist hier zu ordnen nach den antinomischenRelationen,wodurch sich die Sprachestrukturiert. die Wirkung desAnspruchsdaraufhin prüWir müsseninfolgedessen fen, ob die durch unsereGraphik definierteRelationmit demBegehren hier wiederzufindenisr. - Weg einerAnnäheAllein auf diesem-noch weiterzu beschreibenden rung, die nicht einfach von der Art eines groben Rekursesauf die Analogie ist, kann sich der Psychoanalytikerdie nötige Sachkenntnis erwerben,um seinWort über die Magie zu sprechen. Der Hinweis, Magie sei immer sexuelleMagie, hat hiet seinen'W'ert, reicht aber nicht aus,ihn dazuzu autorisieren. Ich möchteIhre Aufmerksamkeitschließlichauf zvreiPunkte lenken: die Magie ist die Wahrheit als Ursacheunter dem Aspekt der \Tirkur'to^o ffiiens) ' "r^r'on'

Hier ist das Sfissennicht allein dadutch charakterisiert,daß esfür das Subjekt'der Wissenschaftverschleiertbleibt, sondern dadurch, daß es sich als solchesverbirgt, in der operatorischenÜberlieferung ebenso wie in ihrem Vollzug. Das ist eine Bedingung der Magie. Bei dem, was ich über die Religion sagenwill, handelt es sich lediglich darum, die gleiche strukturale Annäherung anzudeuten; und ebenso 822 summarischseidarauf hingewiesen,daßdieseSkizzein der Gegenüberstellung von struktunlen Zidrgenbesteht. Ist die Hoffnung berechtigt, daßdie Religion in der Wissenschafteinmal einen etwas offenerenStatuseinnehme?Seit einiger Zeit gibt es nämlich Philosophen, die seltsamerweisedie Beziehungenzwischenihnen äußerstverschwommendefinierenund im Grund die Auffassungvertreten, beide entfalteten sich in der gleichen V7elt,in der die Religion dann die umfassendeStellungeinnimmt. An diesem heiklen Punkt, wo gewisse Leute erwarten würden, wir verschanztenuns hinter der analytischenNeutralität, machenwir das Prinzipgeltend:Aller rü7eltFreundzu sein,reichtnicht aus,den Platzzu schützen,von dem ausman zu operierenhat. In der Religion erfolgt jenesvorherigeIns-Spiel-Bringender tüTahrheit als Utsachedurch das Subjekt- dasreligiöse,verstehtsich -, in einer vollständig anderenOperation. Die Analysevom Standpunkt des Subiekts der \Tissenschaftbdngt notwendig dieienigen Mechanismendadn her kennen.Freud hat zum Vorschein,die wir von der Zwangsneuros€ diese Mechanismenin einem Lichte gesehen,das ihnen eine über jede traditionelle Kritik hinausgehendeTragweite gibt. Zu behaupten,die Religion sei von keinem andeten Kaliber, dürfte nicht unangemessen sein. von Bemerkungenwie der folgenden:daßdie Rolle, Ohne auszugehen die die Offenbarung in der Religion spielt, aufzufassenist als eineVerneinung der'Wahrheit als Ursache,daß sie nämlich verneint, was dem Subjekt Grund gibt, sich als an ihr teilhabendzu verstehen- besteht wenig Aussicht darauf, der sogenanntenGeschichteder Religionen irgendwelcheGrenzenzu ziehen,und dasheißt, ihr eine gewisseStrenge zu vedeihen. Anders gesagt:der religiöseMenschbürdet Gott die Last der Ursache auf - und versperrt sichdamit den eigenenZugangzurWahrheit. In der Folge sieht er sich veranlaßt, auch die Ursache seinesBegehrensin GottesHand zu legen:Das machtia geradeden Kern seinesOpfersaus. 25r

Von nun an ist sein Anspruch vom angenommenenBegehten eines Gottes abhängig, den es also zu verführen gilt. Und hier beginnt das Spiel der Liebe. So versetztder religiöse Menschdie rüTahrheitin den Standder Schuldhaftigkeit. Daraus resultiert jenesMißtrauen in bezug auf dasWissen, dassich bei den Kirchenvätern um so bemerkbarermacht, je übedegener sie in SachenVernunft auftreten. Hier wird die Wahrheit auf Endzweckeverwiesen,die man eschatologisch nennt, dasheißt sieerscheintnur als Zweckursache(caasa fnalis) , insofem sie auf ein JüngstesGericht bezogenwird. Daher jenet Hauch von Obskurantismus,der sich über jeden wissenschaftlichenGebrauch der Finalität legt. Ich habeen passantbemerkt, wieviel wir ausden Schriftender Kirchen- 873 väter und nicht zuletzt auch aus den ersten Konzilsentscheidungen über die Struktur der Relation des Subjektszur Wahrheit als Ursache zu lernen haben.Der dastheologischeDenken organisierendeRationalismus ist keineswegs, wie platterweise angenommen wird, bloße Phantasterei. 'Wenn hier ein Phantasmavodiegt, dann in dem strengsten Sinn der Institution einesRealen,das die \Tahrheit deckt. Es scheint uns auf keinen Fall wissenschaftlicherBehandlung unzugänglich, daß die christliche'STahrheitdas Unhaltbare der Formulierung einesDreieinigen Gottes durchmachenmußte. Hier nimmt sich die Kirchengewalt dann einer gewissenEntmutigung desDenkens aufs bestean. Die Notwendigkeit der Artikulierung eines solchen Mysteriums vor der Betonung seiner Sackgassen ist ftir das Denken heilsam.Daran kann es sich messen. Anzusetzensind die Fragen auf der Ebene,wo dasDogma in Häresien umschlägt- und esscheintmir möglich, geradedie Frage desFilioqaein topologischen Termini zu behandeln. Zuerstmuß die Sachestruktural angegangenwerden: dasallein edaubt eineexakteBeurteilung der Funktion der Bilder. De Trinitatebesitztalle Merkmale eines theoretischenWerkes: wir können es als ein Modell heranziehen. Wäre dasnicht so, dann würde ich meinen Schülernraten, sichmit einer Tapisserieaus dem r6. Jahrhundert zu beschäftigen,die ihre Blicke im Eingang des Mobilier National auf sich ziehen wird. Sie hängt dort noch für einen oder zwei Monate und wartet auf ihren Besuch. 2t2

Die Drei Personen,dargestelltin absoluterFormgleichheit, wie siesich mit vollendeter Anmut an den frischen Ufern der Schöpfungunterhalten, sind ganz einfachbeängstigend. Und was ein ebensogut gemachterApparat verbirgt, wenn er dasPaar Adam und Eva in der Blüte ihrer Sündeaffrontiert, ist gut und gerne so beschaffen,daß es der gewöhnlich nicht über die Dualität hinauskommendenVorstellung von der menschlichenBeziehungzu denkengeben könnte. Doch meine Hörer mögen sich zunächstmit Augustinus vertraut machen... Es scheint,als habe ich damit nur Charakteristikavon Religionen der jüdischenTradition definiert. Allerdings sind sie geeignet,uns zu zeigen, von welchem Interessesie ist, und ich bedauerees sehr, daß ich 874 darauf habeverzichten müssen,die Funktion desNamen-des-Vatersro in der Bibel zu untersuchen. Nach wie vor liegt der Schlüsselin einer Definition der Relation des Subjektszur \Tahrheit. Ich glaube sagenzu können, daß Cl. Lövi-Straussin dem Maße, wie er den Buddhismusals eineReligion desgeneralisiertenSubjektsbegreift, das heißt als eine Religion, die eine unendlich variable Diaphragmatisierung der \flahrheit als Ursacheumfaßt, mit der Utopie liebäugelt, sie harmonisierenzu sehenmit der universellenHerrschaft desMan
Ich macheden Anfang mit der befremdlichenBemerkung, daß zu prüin ihrer fen ist, ob die ungeheureFruchtbarkeitunserer'Wissenschaft Beziehungzu jenem Aspekt begründet liegt, aus dem die S7issenschaft dann lebenwürde: nämlichnichts-wissen-zu-wollen von der Wahrheit als Ursache.Hier erkennt man meineFormel von der Verwerfung*wieder - sie ließe sich lückenlos anschließenan die Verdrängang*,an die Verneinang*,derenFunktion in der Magie und der Religion Sievorhin kennengelernthaben. Gewiß steht das, was 'urir über die Relationen der Verwerfung* zur Psychose,besonders als Verwerfung*des Namens-des-Vatefsgesagt habenrl,demVersucheinerstrukturalenAbsteckung,den wir hier unternehmen,scheinbarentgegen. Wenn man sich jedoch bewußt wird, daß eine geglückte Paranoia würde,wenn erscheinen ebensogutauchalsAbschlußder Wissenschaft ausgerechnetdie Psychoanalysedazuberufen wäre, dieseRolle zu spielen - wenn man andererseitsanerkennt,daß es zum Wesender Psychoanalysegehört, den Namen-des-Vaterswieder in die wissenschaftliche 8zs Betrachtung einzuführen, dann findet man hier die gleiche, offensichtliche Sackgassewieder, aber man hat das Gefühl, gerade von dieser Sackgasse ausweiterzukommenund sehenzu können,wie dasChiasma, dasdem entgegenzustehen scheint,sich irgendwo auflöst. Vielleicht ist der gegenwärtigePunkt, an dem dasDrama der Entstehung der Psychoanalyse sich befindet, und die List, die sich darin verbirgt, daß sie ihr Spiel treibt mit der bewußten List der Autoren vielleicht sind siehier zu berücksichtigen,bin esdoch nicht ich, der die Formel von der geglückten Paranoiaeingeführt hat. Sicher werde ich zeigen müssen, daß die lnzidenz der Wahrheit als Ursachein die l7issenschaftunter dem Aspekt der Formursache(causa fornalis) zu sehenist. Damit soll aber nur verdeutlicht werden, daß die Psychoanalysedagegen den Aspekt der Materialursache(calsanaterialb) akzentuiert.Dies macht ihre Originalitat in der'V7issenschaft aus. Diese Materialursacheist recht eigentlich die Form der Inzidenz des Signifikanten, den ich damit definiere. Die Psychoanalysedefiniert den Signifikanten als etwas zunächstwie getrennt von der BedeutungAgierendes.Darin bestehtdet Zug der " A. d. U.: Vgl. oben S. r r r ff. zt4

Buchstäblichkeit,der den kopulatorischenSignifikanten,den Phallus, spezifrziert,wenn er, außerhalbder Grenzen der biologischen Reifung desSubjektsaufstehend,wirksamsicheinprägt,ohnedoch dasZeichen sein zu können, welchesdas Geschlechtdes Partnersrepräsentieren würde, d.h. dessenbiologischesZeichenseinzu können; man erinnere sich an unsere den Signifikantenund das Zeichen unterscheidende Formeln. ist die Geschichteeine andere Nebenbeigesagt:in der Psychoanalyse Dimension als diejenigeder Entwicklung - und der Versuch, ienein dieser aufzulösen,ist abwegig. Die Geschichteverläuft im I(ontratempozur Entwicklung. Daraussolltedie GeschichtealsWissenschaft vielleichtNutzen ziehen,wenn sieder beständigdrohendenVereinnahmung durch die Konzeption einesvon der Vorsehung bestimmten Verlaufsentgehenwill. Kurz: wir finden hier dasSubjektdesSignifikantenwieder,so wie wir letztesJahr von ihm gesprochenhaben.Durch den Signifikantenin seinemVerhältniszum anderenSignifikantenbewegt,muß es ebenso streng vom biologischenIndividuum unterschiedenwerden wie von jeder psychologischen,als Subjekt des Verstehenssubsumierbaren Evolution. Das ist, so knapp wie möglich ausgedrückt,die Funktion, die ich der 8t6 Sprachein der Theoriezuschreibe.Siescheintmir vereinbarmit einem historischenMaterialismus,der hier eine Leerstelleläßt. Die Theorie desObjekts a whd da vielleichtebensoihren Platz finden. Ohne die TheoriedesObjektsa ist, wie wir sehenwerden,einekorrekte Integrationder Funktion der N7ahrheitals Ursacheim Hinblick auf das Wissenund das Subiektnicht möglich. In den nun aufgezähltenvier Modi ihrer Brechung werden Sie die gleicheAnzahl und eineAnalogie der Namensgebungerkannt haben, die auch in der Physik desAristoteleszu finden sind. Das ist kein Zufall, denndiesePhysik ist von einemLogizismusdurchdrungen,der noch heutedie lVürze und die Weisheiteinesoriginellen Grammatismusbewahrt. Tooaita üa dpfipöu ü ötä.ü neqrciAqgeu. Ob für uns auchdie Polymerisierungder Ursacheauf genaudie gleiche Weiseihre Gültigkeit behaltenwird? Diese Erkundungen bezweckennicht nur, Ihnen den Vorteil eines 2tt

elegantenZugriffs auf Bereichezu bieten,die an sichunsererZuständigkeit sich entziehen: Magie, Religion und sogar Nüissenschaft. SiesollenSievielmehrdaranerinnern,daßSiealsSubiekteder psychoanalytischenWissenschaftdem Werben eines jeden dieser Modi der Relationzur'$üahrheitals Ursachezu widerstehenhaben. Aber nicht in dem Sinn,in dem Siedaszunächstverstehenwerden. Die Magie ist für uns nur dann eineVersuchung,wenn Sieihre Charaktere auf das Subjekt projizieren, mit dem Sie zu tun haben- wenn Sie d.h. verkennen. diesesalsopsychologisieren, Das angeblichemagischeDenken - immer dasienigedesanderen!- ist kein Stigma, mit dem Sie den anderen zeichnen können. Es gilt für Ihren Nächsten ebenso wie füt Sie selbst in den allen gemeinsamen Grenzen: liegt es doch jedem noch so geringen Aufforderungseffekt zugrunde. Kurz und gut: der Rekursauf dasmagischeDenkenerklärt nichts.Was es zu erklären gilt, ist seineE,ffizienz. Die Religion hingegensollteuns um so mehr alsnicht befolgenswertes Modell dienen, als sie eine soziale Hierarchie stiftet, in der sich die Tradition eines ganz bestimmten Verhältnisseszur Wahrheit als Ursachekonserviert. Die Nachäffungder katholischenKirche, die sich jedesmaldann reproduziert,wenn die Relationzut'WahrheitalsUrsachebeim Gesellschaft-8zz lichen anlangt,ist besondersgroteskbei einergewissenpsychoanalytischenInternationale,wassichan der Bedingungzeigt,unter die siedie Kommunikation stellt. im Gegensatzzur Magie und Muß ich sagen,dassin der Wissenschaft, zur Religion, dasWissenkommuniziertwird? Doch muß datauf beharrt werden, daß das nicht allein deshalbso ist, weil esso üblich ist, sondetnweil die logischeForm diesesWissensden Modus der Kommunikation einschließtalseinen,der dasSubiektnäht, daser impliziet. Das ist dasHauptproblem, das die Kommunikation in der Psychoanalyse aufwirft. Das Haupthindernis, das ihrer wissenschaftlichenGeltung entgegensteht,liegt darin begründet, daß die Relation zur Wahrheit als Ursacheuntet ihren materiellenAspekten im Umkreis ihret gebliebenist. Ärbeit vernachlässigt So komme ich also zum Schlußauf den Punkt zurück, von dem ich bin: die Teilung desSubjekts?DieserPunkt ist ein heuteausgegangen Knoten. zs6

Erinnern wir uns datan,wo Freud ihn auflöst: an jenem Penismangel der Mutter, worin sich die Natur desPhallusenthüllt. Hier, so lehrt uns Freud, spaltet sich das Subjekt angesichtsder Realität: da sieht es auf einmal den Schlund sich auftun, gegen den es sich mit einer Phobie panzernwird, und andererseitsbedecktesihn mit iener Oberfläche,auf der es den Fetischaufrichtenwird: das heißt die Existenz des Penis, aufrechterhalten,obwohl verschoben. Ziehen wir nun einerseits das (kein) (pas-de)aus dem (kein-Penis) (pat-de-pänis)- in Klammern m setzen- heraus,um es auf das kein\üüissen(pas-de-saaoir) zu übertragen: den zögernden Schritt (pas-lt,ititation) der Neurose. Anerkennenwir andererseitsdas Sfirken des Subjektsin jenem Gnomon, den es aufrichtet,damit er ihm zu jeder Stundeden Zipfel der Wahrheit zeige. Vom Phallus selbstkündend, daß er nichts anderesist als jener Zipfel des Mangels, den er im Subjekt anzeigt. Dieser Zeiger weist auch uns den Weg, den wir diesesJahr gehen wollen, das heißt, dorthin, von rwo Sie selbstzurückschreckenaus - in diesemMangel herausgefordertzu Angst, - als Psychoanalytiker sein. t.Dezembett965, Ü bersetqt uon H ans-Jörg Rhei nberger

Notiz zu SchriftenI und II Das Nachwon sowie ein erstesBegriffsregister,die der Herausgeberder zu Anfang auf zwei Bdnde geplanten deutschsprachigenAusgabe der Schriften ry7t ^n dieser Stelle folgen ließ, entfallen in dieser Neuauflage von r99o. Scbriften I lnd Schriften II sind jetzt Bestandteil der Ausgabe, die einmal sechsBdnde umfassensoll. Die Paginierung der Originalausgabe der Eqits von ry66 ist jetzt am Innenrand der Seitenwiedergegeben. Gelegentliche Satz- und Übersetzungsfehler, auf die dankenswenerweiseauch von Lesern hingewiesenwurde, sind in dieserNeuauflagekorrigiert worden. Die Bitte um solche Aufmerksamkeit, die ich seinerzeit im Nachwort aussprach, sei hiermit erneueft. Nach wie vor zeichne ich für die ersten beiden Bdnde, die einer Lacanlektüre in deutscher Spracheden Veg bereitet haben, gesondertals Herausgeber. N. H.

Personenre gister Die römischen Zahlen beziehen sich auf den Band, die arabischen auf die Seite der vorliegenden Ausgabe, Namen, die in den Anmerkungen der Ubersetzer stehen, sind nicht aufgenommen. Abraham, Karl I, r45, rg4, 196,237, Il, rz3, rg5 Äddison, Joseph II, 13 Agathon II, zou Älby, Jean-Matc II, ror Alkibiades Il, zoz, zo3 Angelus Silesius (eigentl. Johannes Scheffier) II, 244 Äristophanes II, zz4 Aristoteles l, 39, r3o, zo7,II, 46, 58, to7, zt8,251 Äugustinus, Aurelius ll, zz., 243, 253 Äurand le Jeune I, r y 3 B a l d w i n ,J . I , 6 l Balint, Michael I, 87, ror, r4g, rg7 Barni (Übersetzer Kants) II, r 36 Bataille, Georges II, rr6 Baudelaite, Charles I, 9-4r Beckett, SamuelI, z4 Benveniste,Emile I, r7, zo Bergson, Henti I, 95

Berkeley, George II, 57 Bichat, M.-F.-X. I, r63 Bloch, O. I, zo Böhme, Jakob I, r8z Bonaparte, Marie I, 83 Boole, G. I, rz9 Borel, Emile I, ro9 Borges, Jotge-Luis I, zz Bosch, Hieronymus I, 67 Bossuet, JacquesB6nigne I, 99 Breton, Andr€ I, 2oo,2t, Breuer,JosefI,93 Breughel, Pieter d.A. II, rJ6 Browning, Robert I, 78 Buddha II, r48, r 5r Bühler, Charlotte I, 68 Buloz (Leiter der Revue des deux Mondes) II, r48 Bufiuel, Luis II, r6z Burnouf, Eugöne II, r48 Byron, Geotge Gordon Noel Lord II, 92

/tg

Caillois, Roget I, 66 Campanella, Thomas I, r9 Canguilhem,G,lI,47 Cannon, V. I, r63 Cantor, Geotgll,249 Casari,Otto II, 9z Chamfort, Nicolas-S6bastienI, r9 Champollion, Jean-FrangoisII, 36 Chandra Pandey,Kanti I, r38 Charcot, Jean-Baptiste II, 83 Chateaubriand, Ren6 de I, 34 Choisy, Äbbö de I, 1y Chomsky, Noam II, 239 Christus I, ro3, II, 44, 16o, r95 Chtysostomos,JohannesII, r5o Cicero, Marcus Tullius I, r9 Claudel,Paul II, 16r, zo4 Cocteau,Jean II, r I r Comte, Auguste I, 99 Cr6billon, pöre (eigentl. Crais-Billon, Prosper Jolyot de) I, rz Damourette II, r84, r9z Darwin, CharlesRobert II, r7o Davenant (d'Avenant), Sir Villiam II, t, Descartes,Ren6II, r84, zog,2)4,244 Deutsch, Helene II, rz1 Devereux, Georges I, 237 Dostojewski, Fedor I, r6r Du Bois-Reymond, Emil II, 215 Dwelshauwers II, zo8 EmpedoklesI, 164, t66,1I,41, zzz d'Eon (Chevalier)I, z6 Erasmus,Desiderius II, 53 Ey, Henry II, ro8, zo7 Fechner, Gustav Theodor II, 8r F€nelon, Frangois de Salignac de la Mothe II, r84 Fenichel, Otto I, gg,II, 47,98 Fcrenczi, Sandor 1 8o, t97f., zor,2t7 Flechsig,Anton II, j7, gr, rrt, r r4, r r t Fließ, Vilhelm 7, 45, zrr,1l,9r Fliess,Robert I, r45 z6o

Fontenelle, Bernhard Le Bovier II, r 53 Ftxral., Kg. v. Frankreich II, r y6 Franz von SalesI, zo5 Freud, Anna I,68f., ry3, 237 Friedan, Betty II, zro Frisch, Karl von I, r4o Galilei, Galileo I, rz8f. Gargon, Maurice II, r5o Gavarni, Paul (eigentl. Chevalier, Sulpice) II, 9z Gellius, Äulus I, 74, rt6 Gide, Ändrd II, 52, r ro Glover, Edward \, r44, r8z,238 Gödel, K, II, 219 Goethe, Johann Volfgang von I, toz, t64,Il, 3r Goya, FranciscoJos6 de I, 45, ro6 Green, Andr6 II, r ro Haeckel, Ernst II, 9z Halle, Morris II, r9 Hartmann, Heinz I, r88, 238 Hegel, Georg \Tilhelm Friedrich I, 69, rzz, t34f., t6o, 164, t85, z3o, 11, 153,167, ß9, qrf., 176-179, r8r, r85, r95, zogf.,zr5f. Heidegger, Matin l, zo,94, 164,II, g, 14,24,267 Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von II, 235 Heraklit II, 94 Heuyer, G. II, 69 Fleymann, Ernst II, r6r Hielmslev,L.lI,49 Hobbes, Thomas II, 33 Höldedin, Friedrich II, 4y Horney, Karen II, r23, r2t Hudgins, C.V. I, rr4 Hugo, Victor II, 3rf. Hume, David II, zr7 Hunter, Richard II, 68 Huygens, ChristiaanI, rz8f., r58 Jakobson, Roman I, r89, II, 19, 3o, 67, r73,261

Janet, Pierre I, r48, 15r Janin, Jules II, ryo Jaspers,KaAI, zz8,II, 69, 246 Jarry, Älfred I, r99 Jaworski I, ror Jespersen,O. II, r8, 67 J o n e s ,E r n e s t I , r 3 7 , I I , 8 8 f , , r z 1 Joyce, JamesI, z4 Jung, Cad Gustav I, r3o, r8z, II, 81, 2tj Kant, ImmanueLI, rz7,II, 114-116, r 3 8 , r 4 r , r 4 3 , r 4 5 f , ,r y z f . , r 5 y f . Karl V,, Dt, Kaiser II, r;6 Katan, M. II, 7y Kietkegaard, Sören I, 45, 136,1I,45 Klein, MelanieI, zo4, 23o,1I,87, tz3, r2g, 227 Klossowski, Pierre II, r6rf. Kopetnikus, Nikolaus lI,4z, qof. Koyr6, Älexandre l, rzg, t58,II, 43 Kris, Ernst I, r39, II, r39, r88-r9o, t99, 238 Labre (Saint Benoit) II, 16r La Bruyöte, Jean de I, r9 Lagache,Daniel I, tgt, 218 Lamennais, Hugues Fölicit6 Robert II, \36 La Mothe le Vayer, F. II, r;9 Laplanche,Jean II, 2o7,212,24t La Rochefoucauld,Frangoisde I, 19,

Loewenstein,R. M, I, 238 Longus II, rzz Lukrez, Titus Lucretius Carul l, r 9 Luther, Martin I, r y4 Macalpine, Ida I, zo8, 218,1I,6t, 76-79,88,9j,9J,97,ro7, r14 MacBrunswick, Ruth I, r57 Machiavelli, Niccolo I, r9 Malebranche, Nicole II, 96 Mallarm€, St€phaneI, 58, 89, II, r71 Markow, Ä. I, 5o Marx,Karl1,9g,lI,z48 Massermann,Jules H. I, r r 3f. Matthäus I, ro3 Matussek,Paul II, tzo, zGr Mauriac, Frangoisl, z15,II, 11 Mauss, Marcel II, r97, rgg Mayer, J.R. II,249 Moebius, A.II,46239 Moliäre, Jean Baptiste Poquelin (gen,) II, 16o Moses II, r95 Münchhausen, Freiherr von I, roz Myers, F.\7.H. II, r7o Napoldon I. Newman, John Henry, Kardinal II, 24r Niededand, \f. G. II, to6, tt3f, Nietzsche,Friedrich II, 8o Nodet, Ch.-H. I, r75

IO'

Leclake, SergeI, z18,lI, zo7,2rz, 243,z6r Leenhardt, Maurice I, r r z L€ly, Gilbert II, r yo Lenin (eigentl. Uljanow), rVladimir Iliitsch II, 248 L€vi-Strauss,Claude I, 47,6t, rr7, r2o, rz7,II, r97, zog,2t7,2tg-241, 2to,2j5 L€vy-Btuhl, Lucien I, r;r, II, 238 Lichtenbetg, Georg Christoph I, 78, rzr, t37, r58 Locke, John II, 96

Oberndorf, C.I. I, rrr Organt II, ry7 Pascal,Blaise I, 59, to3, tz4,Il, ro9, r8J Pauvert, Jean-JacquesII, r47, r5o Pawlow, Iwan Petrowitsch II, t93 Peirce,BeniaminII, 67 Perelman,Chaim II, y6-58 Piaget, Jean II, 238 Pichon, Edouard I, 97,II, ß4, t9z Pinel,PhilippeII, ry4 Planck, Max II, rzo z6r

Platon I, tz6, 136, 164,1I,49, 168, zr4, z16,zz4 Poe, Edgar Allan I, 9-4r, 56,6o Poincar6,Henri I, 5o Ponge, Francis I, 169 Pope, ÄlexandteII,33, t6o Pr6vert, JacquesI, r r 5 Quilletll,3r Quincey I, r53 Quintilian, Marcus Fabius II, 3o, 47 Rabelais,FrangoisI, rr9 Racine, JeatII, z7 Regnault, Frangois II, 56 Reich, lVilhelrnl, rzz, t6z Reik, Theodor I, 9z Renan,Ernest II, r48, 16o Retz (Jean Frangois Paul de Gondi, Kardinal von) I, roo Richards, J.A. II, z1 Rickmann I, r49 Riguet, JacquesI, zr Rimbaud, Arthur I, 84 Ruwet, Nicolas II, r9 Sade,(Louis) Donatien-ÄlphonseFrangois, Marquis deII, r34-t63 Saint-Just,Äntoine deI, zzt,I[, r57 Salel,Hugues II, 97 Samson II, r97 Sapir II, r8 Sartre,Jean-PaulII, r7o, r87 Saussure,Ferdinand deI, zt4,1l, zr, z 7 f. $ , 4 t , r 7 3 , z r 3 , 2 6 5 Schmideberg, Melitta I, t89, 239 t.I.rO*, Daniel Gottlob Moritz II,

z(tz

Schreber,Daniel Paul I, 8o, r5z, II, 63-tr7,244 Schreber, Johann-Christian Daniel von II, 9y Villiam I, r 38, II, r 5o Shakespeare, Sharpe,EllaI, zo3,218 Silberer, Herbert II, ;o Sokratesl, r34, 136,I1, 13, t6o, zozf., 2r4 Spinoza,Baruch deII,244 Stalin, Jossif Vissarionowitsch Dschugaschwili II, zo Starobinski, Jean II, z8 Strachey,I,I, rgl Strauss, Löoll, yf. Swift, Jonathanll,25, 231 Tardieu, JeanII, 1z Thomas, Dylan II, r81 Tiepolo, Gian Domenicoll, zz7 Tiresiasvon Theben I, 186 Tudal, Antoine I, r 3r Vergil, Publius Vergilius Maro I, 17, 2or Villon, FangoisI, rz3 Vinci, Leonardo da I, rc6, z35,II, t7 \üälder, Robert I, 75 Vahl, Jean II, 166 \fartburg, Valther von I, zo Vhitehead, Älfred North II, r49 !flilkins, John I, ez S7innicott, D. V. I, zoz Zilbootg, Gregory I, 7J

Related Documents

Lacan, Schriften Ii, Haas
January 2021 1
Lacan, Schriften I, Haas
January 2021 1
Haas - Hyperion
January 2021 1
Haas - Lied
January 2021 1
Haas - Open Spacce Ii.pdf
January 2021 1

More Documents from ""