Multi-orgasmus.pdf

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Der Multi­Orgasmus  Jürgen Wolter 

Inhaltsverzeichnis  I. Werden Sie ein ausdauernder Liebhaber!  II. Lernen Sie die körperlichen Grundlagen kennen  III. Wenn es nicht richtig funktioniert...  IV. Männer ohne Frauen  V. Sexuelle Fähigkeiten lassen sich erlernen  VI. Nicht gleich ejakulieren!  VII. Vertreiben Sie den Streß aus dem Bett! 

I. Werden Sie ein ausdauernder Liebhaber! 

"Plötzlich war alles vorbei ­ Bruchlandung"  In diesem Buch geht es um Ejakulation und Orgasmus des Mannes. Beides, der Erguß  und der Höhepunkt, werden oft gleichgesetzt, gehören aber nicht zwangsläufig  zusammen. Männer können auch ohne Ejakulation einen Orgasmus erleben. Sogar  mehrfache Höhepunkte sind nacheinander möglich, ohne daß man dabei ejakuliert haben  muß.  Das eröffnet Männern neue, faszinierende Möglichkeiten des Lustempfindens. Und bringt  Frauen endlich die Befriedigung, die ihnen allzu oft versagt bleibt. Zwei, drei, vier Minuten  ­ dann ist es häufig mit der männlichen Pracht und Stärke vorbei. Es "kommt" dem Mann,  er ejakuliert, macht schlapp. Die Frau, noch weit von ihrem Orgasmus entfernt, bleibt auf  der Strecke.  Das muß nicht sein, jeder Mann kann seine Ejakulation hinauszögern. So, wie der 24­  jährige Klaus in dem folgenden beispielhaften Fall. 

Frust statt Lust

Er war mit seiner Ehefrau Annegret zur Sexualberatung gekommen. Grund: Frust statt  Lust beim Geschlechtsverkehr. Konkret: Es kam ihm immer zu früh, sie erreichte nie ihren  Höhepunkt.  "Das ist ein grausames Gefühl", sagte die Frau, verheiratet seit zwei Jahren. "Anfangs  freute ich mich, mit Klaus schlafen zu können. Er sagte mir immer etwas Liebes, war  zärtlich, und ich konnte es kaum erwarten, ihn in mir zu spüren. Es war wie ein Traum, wir  waren beide vereint, uns so nah. Meine Gedanken und Empfindungen schienen in den  siebten Himmel zu entschweben. Doch plötzlich war alles vorbei, Bruchlandung. Klaus  schüttelte sich, ergoß sich. Schnaufend drehte er sich zur Seite. Mehr als einmal konnte  ich nur noch heulen."  Der zwei Jahre jüngere Gatte litt deswegen unter Schuldgefühlen. "Ich weiß, daß Frauen  länger bis zum Orgasmus brauchen. Ich möchte sie auch liebend gerne dorthin bringen.  Aber was soll ich machen? Es kommt mir halt, da kann ich mich nicht entgegenstemmen."  Das Verhältnis der beiden verschlechterte sich rapide. Sie machten sich gegenseitig  Vorwürfe. Annegret: "Du willst ja nur dein eigenes Vergnügen. Du benutzt mich nur."  Klaus:  "Du verweigerst mir immer häufiger den Verkehr. Klar, daß ich dann bei unseren seltenen  Zusammenkünften noch erregter bin und es mir noch schneller kommt." 

"Durchhaltevermögen " gefragt  Sein Schnellschuß enttäuschte Annegret jedesmal sehr. Statt mit Tränen reagierte sie  irgendwann mit Verachtung. Sie erinnerte sich an einen alten Freund, und von dessen  Durchhaltevermögen erzählte sie dem tief verletzten Klaus. Mehr noch: Sie traf sich mit  ihm, schlief wieder ein paarmal mit ihm. "Es ging nur um den Sex", sagte sie. "Ich liebe  Klaus und will mit ihm Zusammensein. Das andere diente nur der Befriedigung, da waren  wir uns einig. Es waren großartige Nächte. Er gab mir das, was ich ersehnte und was ich  von Klaus nicht bekam."  Klaus konnte auf diesen Ehebruch nur verhalten reagieren. Ihn schmerzte es, aber  andererseits fühlte er sich schuldig, war sich bewußt, ihr viel zu wenig geben zu können.  Er flüchtete sich in Alkohol und Masturbation. Im Suff ließ sich zwar vieles momentan  leichter ertragen, das eigentliche Problem aber verschlimmerte er dadurch. Als er wieder  einmal "ran" durfte, rührte sich gar nichts mehr. Schlappschwanz! Zu viel gesoffen! Zur  einen Unzulänglichkeit kam nun eine zweite, weit größere hinzu. Ihr Spott machte ihn  noch kleiner, an Sex war nicht mehr zu denken. 

Masturbation als Heilmittel

Mit der Masturbation tat Klaus hingegen etwas sehr Gescheites. Er konnte sich immer  dann abreagieren, wenn er wollte. Das baute die Erregung ab, mit der er ansonsten in das  seltene eheliche Beisammensein ging und das danach um so schneller beendet war. Er  entdeckte die Masturbation auch als ein Mittel, den Koitus zu verlängern und die  Ejakulation herauszuzögem. Als er einmal kurz nach dem Masturbieren mit Annegret  schlafen "durfte", beobachtete er, wie die vorherige Selbstbefriedigung viel von der  Spannung genommen hatte und den Erguß merklich hinauszögerte. Außerdem lernte er  bei der Handarbeit seine Reaktionen vor der Ejakulation kennen und in Ansätzen steuern  zu lernen.  Man(n) kann noch mehr tun, um Standfestigkeit zu üben und die Ejakulation  hinauszuzögern. Klaus war bereit, solche Techniken zu lernen. Und Annegret wollte ihn  dabei unterstützen. Sie machten eine Sexualtherapie mit, er lernte daneben einige Kniffe  zum Unterdrücken eines sich anbahnenden Ergusses. Diese Tricks und Therapien sind  außerordentlich wirksam.  Dabei sind sie leicht zu verstehen und durchzuführen. Sie können von jedem gelernt  werden, und zwar unabhängig davon, ob er allein ist oder eine Partnerin hat. Auch von  Ihnen, lieber Leser. 

Vom "Zwei­Minuten­Mann" zum Liebeskünstler  Fragt man Männer nach ihrem größten Problem im Bett, so antworten drei von vier: Mir  kommt "es" zu früh. Ich ejakuliere, bevor meine Partnerin ihren Orgasmus erreicht hat.  Als frühzeitigen und vorzeitigen Samenerguß bezeichnen das viele Männer ­ und machen  sich damit krank, obwohl sie es gar nicht sind. Denn der verfrühte Samenerguß ­ im  Fachjargon "Ejaculatio praecox" genannt ­ ist ein Begriff der Sexualmedizin und betrifft  jene Männer, die bereits beim Einführen des Penis oder unmittelbar darauf einen Erguß  bekommen. Das macht einen befriedigenden Geschlechtsverkehr gleich im Ansatz  unmöglich, ist aber mit großen Erfolgsaussichten zu behandeln.  Das, was das Dreiviertel Problem­Männer angeht, so klagen sie eigentlich nur über die  Normalität. Im Kinsey­Report wird die durchschnittliche Dauer des Koitus mit zwei Minuten  angegeben, und diesen Wert werden auch die allermeisten der Klagenden erreichen.  Aber mit dieser Normalität kann man nicht zufrieden sein. Zwei Minuten sind für die  schönste Nebensache der Welt einfach zu wenig. Gut, daß das offenbar immer mehr  Männer begreifen. Nicht gut, daß sie aus ihrer Normalität ein Problem machen, bei sich  eine Störung vennuten, zu ihrer eigenen Verunsicherung beitragen. Solche quälenden  Gedanken gehören zu den Haupthindernissen auf dem Weg zum Überspringen der Zwei­  Minuten­Marke. 

Zwei Minuten sind zu wenig

Dabei ist es eigentlich ganz einfach, länger als zwei Minuten durchzuhalten, ehe es zur  Ejakulation kommt. Auch fünf, zehn, zwanzig Minuten Koitus sind für fast jeden zu  schaffen. Und es geht auch noch länger.  Dazu muß man die Zusammenhänge von Erregung und Erektion, von Ejakulation und  Orgasmus kennen. Dazu muß man einige verzögernde Techniken beherrschen und ein  wenig für die körperliche Fitneß tun.  Dieses Buch wird allen, die länger können wollen, die sich und ihrer Partnerin erfülltere  Liebesstunden bescheren möchten, Hilfestellungen geben. Die Tricks und Übungen kann  jeder Mann anwenden, egal, ob er nun ein echter Ejaculatio­praecox­Fall, ein Zwei­  Minuten­Normal­Mann oder bereits ein ausdauernder Lover ist. Alle werden die Zeit der  genitalen Stimulierung bis zum Samenerguß verlängern können.  Das Ende ist offen. Es gibt keine Begrenzung für die Verzögerbarkeit der Ejakulation und  für die Empfindung des Orgasmus. Bis auf eine einzige, die wichtigste: das Gefühl und  der Geschmack. Nicht jeder und nicht jede sind begeistert von einem stundenlangen  Koitus mit mehrfachen Orgasmen. Eine schnelle Nummer kann auch ihren Reiz haben,  das alles hängt von verschiedensten Faktoren ab. Manchmal reicht einfach die Zeit nicht  zur Marathon­Liebe, oder die räumlichen Umstände sind nicht danach, oder es wird  einfach körperlich unbehaglich.  Wie gesagt, es ist kein Muß, den Geschlechtsakt zu verlängern. Unsere Rezepte sind  nicht dazu da, um unbedingt von Ihnen nachgekocht und verspeist zu werden. Auch am  heimischen Herd hauen Sie sich nur das in die Pfanne, was Ihnen aller Voraussicht nach  schmecken wird. So soll auch mit unseren Rezepten umgegangen werden. 

Öfter mal was Neues  Bleiben wir bei dem Vergleich mit dem Kochen und Essen. Da geben Sie sich Mühe,  wenn Sie die Zutaten einkaufen, die Speisen zubereiten und den Tisch decken. Diese  Anstrengungen sind ebenso wichtig wie ein gutes Rezept. Genauso ist es im Bett, auch  dort muß man sich Mühe beim Drumherum, bei der Atmosphäre geben. Noch etwas ist  zwischen Schlafzimmer und Küche gleich: in beide müssen immer wieder neue Ideen  hinein. Mag das Rumpsteak noch so zart, mag der Salat noch so knackig, mag der Reis  noch so herzhaft sein ­ man mag nicht jeden Tag Steak mit Reis und Salat essen. Auch  eines Lieblingsgerichts wird man überdrüssig, wenn es zu oft serviert wird.  Genauso beim Sex. Die einst schärfste Stellung und die verwegenste Technik geraten zu  Langweilern, wenn beiden nichts Neues mehr einfällt. Eine Folge solcher Über­drüssigkeit  des Altbekannten kann das bewußt schnelle Absolvieren der Bett­Pflicht sein. Dem Mann  kommt es zu früh, die Frau kommt gar nicht erst zur Sache. Machen Sie aus der Pflicht  eine Kür! Versuchen Sie, mehr als nur Liebes­Handwerker zu sein, nämlich Liebes­  Künstler!

Jeder ist für seinen eigenen Orgasmus zuständig!  Rein, raus, rein, raus, fertig ist der kleine Klaus... So reimte man vor ein paar Jahrzehnten,  und so machte man es auch. Die Frau hatte ihre eheliche Pflicht zu erledigen, von Lust  als Belohnung dafür sprach niemand. Sie lag unten, er oben, und alles ging möglichst  schnell. Sein Erguß war schließlich das Indiz für seinen Orgasmus, und diesen Höhepunkt  wollte er schnell erreichen. Die Gattin war angesichts dieser Umstände manchmal sogar  ganz froh, wenn sie "es" schnell hinter sich bringen konnte. Sex war für sie etwas, das ein  Mann tut und eine Frau über sich ergehen läßt. 

Darüber spricht man nicht  Die Nachttischlampen wurden gelöscht, man trieb es im Dunkeln. Ebenso finster sah es  mit der Sexualität schlechthin aus. Man redete nicht darüber, und wenn, dann nur  Schlechtes. Zum Zeugen sei der Beischlaf noch gestattet, ansonsten aber sei er  Teufelswerk. Alleine oder in jungen Jahren habe man eh Hände und Gedanken vom  Genital fernzuhalten, später nur Gattin oder Gatten heranzulassen. Wie, das erzählte  einem niemand. So ist dem Einzelnen auch kaum ein Vorwurf daraus zu machen, daß er  so rücksichtslos koitierte, beziehungsweise sie sich das alles so entwürdigend hat gefallen  lassen. Schuld war eine Gesellschaft, die den Mann über die Frau stellte und ihm  beibrachte, wie er Macht und Gewalt, nicht aber Lust und Liebe ausüben könne. Die  Sexualität war ein Mittel dazu.  Die Männer waren sicherlich in ihrer Mehrzahl davon überzeugt, daß auch ihre Frau  Gefühle ähnlich denen bei ihrem Orgasmus haben müßten. Sie stöhnten und zitterten  schließlich auch, jauchzten und japsten. Daß er nicht wußte, daß es den wenigsten  Frauen bei einem rohen Ruck­Zuck­Koitus "kommen" kann, dürfte schlicht an mangelnder  Aufklärung über alles Sexuelle gelegen haben. Und an einer gewissen Sprachlosigkeit  sexuellen Dingen gegenüber zwischen ihm und seiner Ehefrau. Kernsatz der Sittenlehre  war: Darüber spricht man nicht.  So war es ein Schock, als die moderne Sexualforschung in den fünfziger und sechziger  Jahren ihre Ergebnisse vorlegte und behauptete: Nur jede dritte Frau kommt beim  normalen Geschlechtsverkehr zum Orgasmus. Und wenn sie es schafft, dann wird er nicht  durch den Penis in der Scheide ausgelöst, sondern durch Berührungen des Kitzlers.  Das Weltbild vom starken Mann und seinem orgasmusbringenden Vaginalverkehr brach  zusammen. Die Männer mußten bekennen, daß in zwei Drittel aller ihrer  Koitusbemühungen das Ergebnis bei ihren Partnerinnen genau entgegengesetzt dem war,  das sie sich einredeten. Sie fühlten sich wie Schüler, die mit dem sicheren Gefühl, eine  "1" geschrieben zu haben, aus der Schule marschieren, um dann wenig später eine "6"  um die Ohren geknallt zu kriegen. So etwas kann ganz schön verunsichern.

An den wissenschaftlichen Erkenntnissen war aber nicht zu deuteln. Sie waren hieb­ und  stichfest zu belegen. Zum erstenmal hatten Sexualwissenschaftler nicht irgendwie  auffällige, von Polizei und Psychiatrie "angelieferte" Menschen mit abnormen Neigungen  untersucht, sondern sich des Durchschnitts­Sexualwesens Mensch angenommen.  Alfred Kinsey und seine Mitarbeiter hatten beispielsweise 20.000 Amerikaner zu allen  Bereichen ihres sexuellen Verhaltens befragt und anschließend ein repräsentatives  Sittenbild der Bevölkerung zeichnen können. Erstaunt stellte man fest, daß die Mehrzahl  der Mitmenschen das tut, von dem man allenfalls hinter vorgehaltener Hand redete. Und  daß selbst als Perversitäten gewertete Praktiken Alltagsübungen in Millionen von Familien  waren. 

10.000 Orgasmen im Labor  William Masters und Virginia Johnson drangen mit ihren Forschungen gar in die intimsten  Winkel des menschlichen Körpers vor. 700 Männer und Frauen ließen sie in ihrem Labor  kopulieren, 10.000 Orgasmen zählten und analysierten sie dabei. Ihre Meßgeräte  zeichneten auf, welche Organe in welchem Zehntel­Sekunden­Takt zuckten, welche  Quadratzentimeter Haut sich in welchen Nuancen verfärbten, welche Drüsen wieviel  Milliliter Sekret ausstießen.  Forscher wie Kinsey, Masters und Johnson schalteten schlagartig Neonleuchten in einem  Bereich an, den die Moralapostel am liebsten weiterhin im tiefsten Dunkel gesehen hätten.  Eine offenere Denkweise zur Sexualität, ein Sprechen über sie, kam durch diese  Ergebnisse zustande. Die Sexualmedizin, die heute so ziemlich alle Störungen beheben  kann, wurde durch diese Forschungen erst begründet. 

Orgasmus mit Hindernissen  Andererseits haben die Ergebnisse zum Orgasmuserleben der Frau zu einer tiefen  Verunsicherung des Mannes geführt. Nur ein Drittel orgiastisch befriedigte Frauen ­ das  mußte anders werden. Aber wie? Hätte man der Frau selber eine gewisse  Verantwortlichkeit für Ihren Orgasmus zugestanden, wäre das einfach gewesen. Sie hätte  sich beim Geschlechtsverkehr selbst nebenher stimulieren können, hätte sich auch ohne  Partner masturbieren können. Aber dem stand der Anspruch des Mannes als Lustbringer  entgegen. Er duldete keinen anderer Finger neben seinem Penis, keine andere Praktik  neben "seinem" Geschlechtsverkehr.  Da fingen seine Probleme an: Der normale Koitus mit dem in der Vagina auf­ und  abfahrenden Penis erwies sich als eine der schlechtesten Möglichkeiten, den Orgasmus  der Frau herauszukitzeln. Ihr Lustzentrum ist nun einmal die Klitoris, und die sitzt am  Scheideneingang und wird von den Koitusbewegungen nur selten berührt. Ihre  unterstützenden Aktivitäten, etwa ein Reiben des Kitzlers während des Koitus, wurden  aber vom Mann nicht akzeptiert, weil ihm das zu verstehen gab, daß er allein den

Orgasmus nicht hinkriegt und daß die Frau dabei noch mithelfen müsse. Frustrierend für  einen, der meint, alles alleine zu schaffen!  Andere Techniken aber, zum Beispiel das Lecken und Streicheln des Kitzlers, wendet er  nur im Rahmen des Vorspiels an. Der Koitus aber bleibt für ihn die Hauptsache, Finger­  und Mundspiele sind nur zweite Wahl, die dann nachlässig und möglichst schnell erledigt  werden. Der richtige Mann wollte der Frau den Orgasmus mit einem richtigen Koitus  bringen. Klar. Aber schwierig.  Und so rackerte und mühte er sich ab. Versuchte, eigene Empfindungen zu unterdrücken,  um möglichst spät zu "kommen". Er konzentrierte sich auf die Sekunden und Minuten, die  er bis zum Ejakulieren aushielt. Hingabe und Lust blieben auf der Strecke.  "Schatz, kommt's dir bald?" flüsterte er irgendwann. Weniger aus Anteilnahme als aus  Ungeduld. "Ja, gleich", antwortete die Frau. Sie fühlte sich ihrerseits unter Druck gesetzt,  wurde außerdem durch derlei Konversation aus dem Lusterlebnis herausgerissen. Der  Orgasmus rückte für sie in weite Feme, ohne Chance, wirklich zu kommen. Beenden  konnten das grausame Spiel beide. Er, wenn er sich trotz aller Mühen nicht zurückhalten  konnte und ejakulierte. Sie, wenn sie ihren Orgasmus abschrieb und den Gipfel der  Genüsse nur simulierte. Der weibliche Orgasmus ist nicht nachkontrollierbar, er gibt keine  eindeutigen Zeichen von sich. Beim Mann ist es in der Regel einfach, er schießt zur  Beglaubigung des Höhepunkts ein Löffelchen von Ejakulat heraus. 

Jeder ist seines Glückes Schmied  Wir kommen nun in eine dritte Phase der Geschlechterbeziehung. Vorbei ist die Zeit des  nur auf seinen schnellen Genuß bedachten Mannes. Vorbei ist die Zeit des nur auf den  Orgasmus der Frau achtenden Mannes. Es beginnt die Zeit, in der jeder für seinen  eigenen Orgasmus zuständig ist. Das heißt nun nicht, daß Liebe und Zweisamkeit vor der  Bettkante abgestreift werden müssen und daß dahinter autonome, nicht miteinander  verbundene Wesen agieren. Nein. Der Geschlechtsakt ist und bleibt der höchste  Liebesbeweis. Liebe bedeutet, dem anderen das Maximum an Empfindungen zu gönnen.  Geliebt sein bedeutet, sich selbst dieses Maximum zu gönnen.  Es ist wie beim Bergsteigen. Allein, auf sich selbst konzentriert, kommt man voran. Keiner  darf da in das Seilwerk pfuschen. Es ist aber schön zu wissen, daß ein paar Meter weiter  die Partnerin ebenfalls hochklettert. Und es ist ganz großartig, auf dem Gipfel diese Frau  ganz fest in die Arme zu nehmen. Getrennt klettern, vereint feiern ­ so ähnlich könnte das  Motto lauten. 

Viermal Orgasmus ­ einmal Ejakulation  "In der letzten Zeit erlebten meine Frau und ich, daß ich sämtliche und ganz intensive  Symptome eines Orgasmus zeigte ­ außer einer Ejakulation, die erst nach einer Ewigkeit

zu kommen schien. Es war ganz unglaublich und kam mir vor, wie wenn man aus dem  Stand umfällt und ein paar Zentimeter, bevor man auf dem Boden aufschlägt, plötzlich in  der Luft hängenbleibt." 

Mehrere Höhepunkte ohne Samenerguß  Das gab ein Mann der amerikanischen Sexforscherin Shere Hite zu Protokoll. Sie hatte  einen multiorgasmischen Mann interviewt. Einen, der mehrere Orgasmen hintereinander  haben kann, ohne dabei zu ejakulieren.  Bei Frauen sind Multiorgasmen nicht unbekannt. Unter den Frauen, die überhaupt zum  Höhepunkt kommen, erlebt jede zweite mehrere davon in Folge. Bei Männern hingegen  ging man durchweg davon aus, daß sie nur einmal den Gipfel des sexuellen Genusses  erreichen, den mit ihrem Erguß quittieren und dann befriedigt sind. Mittlerweile weiß man  es besser: Orgasmus und Ejakulation sind nicht dasselbe. Man kann auch "trockene"  Orgasmen haben, Höhepunkte ohne Samenerguß. Davon sind mehrere hintereinander  möglich. Jeder Mann weiß, daß Orgasmus nicht gleich Orgasmus ist. Das Ejakulat mag  zwar hervorquillen, aber manchmal fühlt man sich wirklich auf dem Gipfel aller irdischen  Genüsse, ein andermal ist es fade oder sogar niederschmetternd. Das Ejakulieren ist kein  Qualitätssiegel für den Orgasmus. Es ist ein Indiz für ihn, aber nicht zwangsläufige  Begleiterscheinung. 

Multiorgasmische Männer ­ es gibt sie...  Mehrere Sexologen aus den USA haben multiorgasmische Männer untersucht und das  Phänomen bestätigt. Die wichtigsten Forscher sind Nick Konnoff, D.O. Cauldwell, Mina B.  Robbins und Gordon D. Jensen sowie Marilyn Fithian und William Hartman. Ihr  übereinstimmendes Resümee:  Multiorgasmische Männer haben kaum sexuelle Funktionsstörungen, haben keine  Probleme mit frühzeitigem Samenerguß, können dem weiblichen Bedürfnis nach  längerem Geschlechtsverkehr meistens entsprechen. Kurz: Es sind Traummänner im  Bett. Sie machen ihren Frauen viel Spaß, und vor allem sich selbst. Denn durchschnittlich  kommen multiorgasmische Männer viermal zum Höhepunkt, ehe sie abschließend  ejakulieren. Der Rekord steht bei 16 trockenen Orgasmen!  Nun, wie wird man multiorgasmisch? Zunächst einmal muß man sich von dem Gedanken  trennen, daß Orgasmus und Ejakulation stets zusammenfallen müssen. Dann muß man  lernen, die Ejakulationen herauszuzögern, zu unterdrücken oder umzuleiten. Die  Samenflüssigkeit muß nämlich nicht unbedingt aus der Penisspitze herausschießen, sie  kann auch rückwärts in die Blase gedrückt werden. Obwohl ein Samenerguß stattfindet,  nimmt man ihn draußen nicht wahr. Retrograde Ejakulation nennt sich das. Beim späteren  Wasserlassen bemerkt man dann, daß im Urin Spuren des Spermas zu finden sind. Diese

retrograde Ejakulation ist eine mögliche und keineswegs schädliche Nebenwirkung bei  den Versuchen, multiorgasmisch zu werden. 

Was multiorgasmische Fähigkeiten des Mannes auch bewirken  Die Übungen, die wir Ihnen vorstellen und zur Nachahmung empfehlen, sind der Weg  zum Multi­Orgasmus. Das, was gegen eine zu frühe Ejakulation und für einen  befriedigenden Orgasmus angezeigt ist, kann auch zur Fähigkeit zu multiplen Orgasmen  führen. Wir sagen bewußt "kann", denn nicht jeder Mann wird multiorgasmisch werden. Es  ist eine Art Spitzenleistung sexueller Selbstbeherrschung, die nicht leicht zu erlernen ist.  Und die ­ und das sei zum Trost allen, die dieses Ziel nicht erreichen werden, gesagt ­  auch nicht jeden Mann und nicht jede Frau glücklich macht.  Eine Frau, die unvermittelt mit einem multiorgasmischen Mann im Bett liegt und seine  Künste erlebt, wird unter Umständen gar nicht begeistert sein. Sie, die den Schluß mit  dem Schuß nach der üblichen, kurzen Zeit gewohnt ist, wird das lange Durchhalten des  Multi­Orgasmus­Manns möglicherweise nicht mögen. Ihr wird das unheimlich vorkommen,  sie wird sich Gedanken und Sorgen machen, vielleicht sogar Aversionen gegen ihren  Liebhaber entwickeln.  Ihr kann der Akt zu lange dauern, sie kann sich ihm und seinen Stoßbewegungen  ausgeliefert fühlen. Sie kann den Eindruck haben, er stille bei ihr seinen sexuellen  Nachholbedarf, weil er partout nicht aufhören mag. Sie kann sich auch Vorwürfe machen,  daß sie den Mann offensichtlich nicht erregen und zum Orgasmus bringen kann. Sie kann  gar vermuten, er habe eine andere, denke an sie und konzentriere sich nicht auf den Akt.  Solche Grübelei beim Geschlechtsverkehr verhindert dessen orgiastisches Ende. Wer  nachdenkt und sich sorgt, kann nicht gleichzeitig in den Himmel der Lüste abheben. Das  gilt für beide Partner, für Männer wie für Frauen.  Multiorgasmische Fähigkeiten des Mannes bringen also nur etwas, wenn die Frau davon  weiß und sie positiv wertet. Wer multiorgasmisch werden will, sollte die Übungen mit  seiner Partnerin machen. Wenn sie weiß, wie sehr sie davon profitieren kann, wird sie ihm  das Training erleichtem. Und sie wird das Ergebnis seiner Bemühungen statt mit  fragenden, skeptischen Blicken mit leuchtenden, verklärten Augen genießen. 

II. Lernen Sie die körperlichen Grundlagen kennen 

"Ich bin berauscht, ich hebe ab"  "Ich kann mich noch genau an die erste Nacht mit Marianne erinnern", erzählt Paul. "Ach  was ­ es war nicht nur eine Nacht, es war auch der folgende Tag und die nächste Nacht.

Die Stimmung war überschäumend, wie Magneten zogen wir uns an. Wir hatten uns  gefunden, wollten uns nicht loslassen. Die Euphorie ging direkt ins Genital, setzte  ungeahnte Kräfte frei. Ich weiß nicht, wie oft wir miteinander geschlafen haben. Aber es  war oft, immer wieder und immer wieder. Wie ich das geschafft habe, weiß ich nicht mehr.  Aber ich weiß noch, daß es mir mit ungeheurer Kraft kam, ich regelrecht explodierte. Da  wollte etwas raus aus mir, das stieß ich dann hervor. 

Verschiedene Orgasmusqualitäten  Wir sind jetzt seit sieben Jahren zusammen. Verkehr haben wir fast täglich, manchmal  mehrmals. Mir ist das gelegentlich zu viel, ich möchte auch mal meine Ruhe haben.  Marianne aber fordert ihn, und ich mache dann auch mit. Mit dem Orgasmus habe ich nie  ein Problem, mir kommt es immer. Ich kann ihn auch lange hinauszögern, so daß auch  Marianne auf ihre Kosten kommt. Aber oft, meist dann, wenn ich keine rechte Lust habe,  scheint es mir, als würde die Samenflüssigkeit einfach nur ausfließen. Dann ist der  Orgasmus kein Höhepunkt mehr."  Die Empfindungen sind bei jedem Orgasmus anders. Einmal kitzelt er ein solches Gefühl  hervor, daß man die ganze Welt umarmen möchte. Ein andermal erlebt man ihn mit einem  flauen Gefühl im Magen, ist hinterher sogar enttäuscht.  Jeder Mensch erlebt den Orgasmus anders. Prägend für den Orgasmus ist die eigene  Verfassung und das Verhältnis zur Sexualpartnerin. Entscheidend ist auch die Umgebung,  angefangen von der Qualität des Bettes bis hin zur Ungestörtheit des Ortes und  Augenblicks. Mitbestimmend sind Lust und Laune, Fitneß und Gesundheit. Und noch  vieles mehr, was man im einzelnen nicht herauszufinden vermag. Viele vergleichen den  Orgasmus mit einem Rausch: "Ich denke, ich bin bekifft, ich flippe aus, bin berauscht."  Oder mit einem Flug: "Ich hebe ab, entschwebe." Und: "Es ist so, als wenn ich mich in  Wolken stürze, als wenn ich in flaumigen Federn bade." 

Besinnungslos werden beim Orgasmus  Häufig hat man das Gefühl der Spannunglösung: "Man fühlt sich richtig entspannt." ­  "Etwas Schönes platzt. Mal mit lautem Knall, wie ein Luftballon. Mal zischt dagegen nur  die Luft heraus." ­ "Peng! Explosion!"  Ein multiorgasmischer Mann, der behauptet, daß er den Samenenerguß bewußt in die  umgekehrte Richtung lenken könne, sagt: "Es ist eine Implosion, ein nach innen  gerichteter Druck. Früher spritzte ich heraus und ich dachte, alles von mir wegzugeben.  Das Gefühl des warmen Safts war köstlich, aber hinterher meinte ich, leer zu sein, etwas  Wertvolles verloren zu haben. Jetzt behalte ich es in mir, und ich kann diese Kraft immer  wieder einsetzen. Wenn ich dann am Schluß endlich ejakuliere, dann ist das ein wirklich  krönender Abschluß eines erfüllten Liebesspiels. Dann gebe ich all das fort, was ich zuvor  an Lust empfangen habe. Ich hoffe, daß das meine Frau auch so empfindet."

Ein anderer Mann sagt: "Mich kostet solch ein Liebesakt ungeheuer viel Kraft. Beim  Orgasmus habe ich das Gefühl, meine ganze Energie in die Frau zu übertragen.  Einerseits habe ich die physische Kraft verschenkt, andererseits habe ich psychische  Kraft gewonnen."  Regelrecht besinnungslos kann man beim Orgasmus werden, alles um sich herum  vergessen: "Wir gehen total ineinander auf. Ich lasse mein Glied auch nach dem Erguß  lange in ihr, fühle mich in ihr einfach geborgen. Wir haben einen guten Packen Sorgen,  mit den Kindern und mit meinem Job, aber in solchen Momenten vergessen wir einfach  alles." Der Orgasmus verursacht nachprüfbare körperliche Reaktionen, besonders beim  Mann. Diese werden beim Höhepunkt wahrgenommen: "Mein Herz pumpt ganz schnell." ­  "Mich durchzuckt es regelrecht." ­ "Ich dachte, auf einer Welle von Schweiß  davongetragen zu werden." ­ "Wohlige Wärme umfing mich." 

Der Orgasmus im 0,8­Sekunden­Takt  Der Orgasmus ist der Höhepunkt sexuellen Tuns. In ihm löst sich die Erregung, er ist so  etwas wie ein abschließendes Feuerwerk nach lustvollen Minuten oder Stunden.  Orgasmus ist aber nicht gleich Orgasmus. Jeder Mensch empfindet diesen Höhepunkt  anders, und je nach äußeren Umständen oder körperlicher Verfassung wird er  unterschiedlich erlebt. Eine große Zuneigung zur Partnerin, die völlige Hingabe, das  vollkommene Abschalten aller ablenkenden Gedanken steigert auch das Erlebnis des  Orgasmus. Umgekehrt kann erloschene Liebe, quälendes Grübeln oder nervender Streß  einen Orgasmus zu einer langweiligen, gar frustrierenden Reaktion verkommen lassen. 

Die vier Phasen der Erregung  Wie immer der Höhepunkt subjektiv erlebt wird, so hat er durchweg einen  gleichbleibenden körperlichen Verlauf. Die Psychologin Virginia E. Johnson und der  Frauenarzt William H. Masters haben nach der Auswertung zigtausender  "Reaktionszyklen", wie sie den Orgasmus nannten, allgemeingültige Symptome und  Verlaufsformen herausgearbeitet.  Sie unterteilten den Sexualakt und die Reaktionen in vier Teile:  Es beginnt mit der Erregungsphase, mit der gegenseitigen Stimulation der Partner. Beim  Mann erigiert der Penis recht schnell, die Hoden vergrößern sich und werden durch die  sich verdickende Haut des Sacks an den Körper herangezogen. Bei der Frau wird die  Vagina und der äußere Genitalbereich durch eine Gleitflüssigkeit auf das, was da  kommen soll, vorbereitet. Die Vagina erweitert sich, die Klitoris schwillt leicht an. Die  Brüste werden größer und fester, ihre Warzen richten sich auf, die Venen zeichnen sich  deutlicher ab.

Die zweite Etappe heißt Plateauphase. Das ist die Höhe der Lustempfindung, von der  entweder der Gipfel des Orgasmus erklommen wird oder von dem man/frau langsam  wieder in den unerregten Normalzustand abfällt. Beim Mann steigen die Hoden weiter  nach oben, die Eichel verfärbt sich dunkelrot, ein wenig Sekret wird ausgestoßen.  Herzfrequenz und Blutdruck steigen an, gelegentlich rötet sich auch der Körper  ("Sexflush").  Bei der Frau ist der Sexflush häufiger, er betrifft besonders Gesicht, Hals, Brüste und  Oberschenkel. In der Plateauphase schwellen die kleinen Schamlippen auf das Doppelte  ihrer sonstigen Größe an. Es bildet sich eine orgiastische Manschette, die den  eingeführten Penis angenehm weich und fest umschließt.  Nun kommt ­ wenn sie kommt ­ die Orgasmusphase. Atem, Puls und Blutdruck gewinnen  weiter an Tempo, verschiedene Körperteile beginnen zu zucken. Im durchschnittlichen  Abstand von 0,8 Sekunden werden Kontraktionen registriert, das sind rhythmische  Zusammenziehungen, beispielsweise der orgiastischen Manschette oder der Afterrosette.  Beim Mann wird in den meisten Orgasmus­Fällen das Ejakulat, die Samenflüssigkeit  herausgestoßen, und zwar ebenfalls im 0,8­Sekunden­Takt.  Nach dem Orgasmus folgt die Rückbildungsphase. Die Sexualröte geht zurück, Herz,  Kreislauf und Atem normalisieren sich. Der Penis wird wieder schlapp, auch die  Schwellungen der Brüste und Schamlippen gehen zurück.  Stellt man den gesamten Ablauf der sexuellen Erregung graphisch dar, dann ergibt sich  das Bild einer glockenförmigen Kurve. Da in den meisten Fällen der Mann nur einen  Orgasmus erlebt, zeigt sich in seiner Graphik eine Spitze, von der es anschließend  schnell via Rückbildungsphase zur Normalität zurückgeht. Bei multiorgasmischen  Männern zeichnen sich dagegen oberhalb der Plateauphase mehrere solcher Spitzen ab,  ehe es in die Rückbildungsphase geht. 

Unterschiedliche Erregungskurven  Bei Frauen sind multiple Orgasmen häufiger. Unter den Frauen, die überhaupt orgasmen,  sind die, die mehrere solcher Höhepunkte erleben, sogar in der Mehrzahl. Graphisch  zeichnen sie sich entweder durch ein kontinuierliches Wellental oder aber mit zwei, drei  steil nach oben zeigenden Erregungsspitzen ab.  Die beiden Erregungskurven, die von Mann und Frau, hat man oft miteinander verglichen.  Dabei stellte man dann meist fest, daß diese Reaktionsabläufe zeitlich gar nicht  zusammenpassen. Daß der Mann seinen Gipfel, sprich Orgasmus, viel schneller erreicht  als die Frau, daß mithin der vielbeschworene gemeinsam erlebte Höhepunkt in der  Mehrzahl der Beischläfe Illusion bleibt. Masters und John­son brachten noch die konkrete  Zahl von dreißig Prozent der Frauen ein, die den Orgasmus beim Verkehr nicht erreichen,  weil es den Männern eben zu früh "kommt".

Das verunsicherte in den Folgejahren etliche Männer. Sie begannen, sich für den  Orgasmus ihrer Partnerin mitverantwortlich zu fühlen. Sie versuchten, besser als das  Zweidrittel Nicht­Befriediger zu sein. Das Ergebnis blieb in der Regel kläglich. Der Mann  vernachlässigte sein eigenes Orgasmusvergnügen, die Frau fühlte sich beobachtet, unter  Druck gesetzt: "Nun komm doch endlich..."  Gebracht hat das keinem etwas. Niemand kann dem anderen gezielt einen Orgasmus  bringen. Den baut jeder für sich auf, erlebt jeder selbst.  Vor allem sind die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Reaktionsverlauf  gar nicht so groß. Wenn sie voneinander abweichen, dann ist nicht das Geschlecht,  sondern die Individualität die Ursache dafür. Viel entscheidender für den tatsächlichen  Ablauf der Erregungskurve ist das Verhältnis der beiden Liebenden untereinander, sind  äußere Umstände, das körperliche Befinden und ganz besonders Einflüsse aus Erziehung  und sozialer Einbettung.  Wenn beispielsweise ein Mann von Kindesbeinen an gelernt hat, stark, fordernd,  nehmend und notfalls brutal zu sein, dann wird er wahrscheinlich auch im Verhältnis zu  Frauen diesen Macho­Typ herauskehren. Das heißt, er wird mit dem Ziel zu koitieren  anfangen, zum Absch(l)uß zu kommen, um sich und seiner Partnerin zu beweisen, wie  männlich er doch sei. Umgekehrt wird eine Frau, die zu den angeblich so weiblichen  Tugenden wie Abwarten, Erdulden und Stillhalten erzogen worden ist, passiv daliegen  und lange auf einen Höhepunkt warten müssen.  Wie gesagt, die Unterschiede in der sexuellen Reaktion sind nicht naturgegeben, sondern  hängen von der Persönlichkeit des einzelnen ab. Die Weisheit von der langen Anlaufzeit  der Frau und der schnellen Ejakulation des Mannes ist ein Klischee, das man schnell  vergessen sollte. Wenn die zu früh ejakulierenden Männer es schaffen, länger  durchzuhalten, dann passen die beiden Erregungskurven prima zueinander. Dieses Buch  wird dabei helfen. 

Der weibliche Körper ist empfänglicher für Zärtlichkeiten  Berücksichtigen sollten Sie als Mann aber einige Differenzen zum sexuellen Erlebnis Ihrer  Partnerin. Diese Unterschiede beeinflussen die Reaktionsabläufe und das  Orgasmuserlebnis. Insgesamt ist die Frau viel variabler beim Empfinden sexueller Lust,  sie hat viel mehr Antennen dafür als der Mann. Dessen Empfinden ist fast ausschließlich  aufseinen Penis zentriert, er möchte dort seine Stimulation erfahren. Der weibliche Körper  insgesamt ist viel empfänglicher für Streicheleien und Liebkosungen, die Auswahl  erogener Zonen ist viel größer. Ob Ohrläppchen, Hals, Füße oder Rücken ­ an solchen  Stellen kann die Frau ungeheure Lust empfangen. Sogar durch Berührungen ihrer  Brustwarzen können einige zum Orgasmus kommen.  Überhaupt legen die meisten Frauen viel mehr Wert auf körperliche Berührungen, auf  Zärtlichkeit. Der eigentliche Sex ist viel stärker mit Empfindungen wie Zuneigung und

Zuwendung verbunden, wird viel mehr mit Liebe gekoppelt. Während Männer oft auch mit  Frauen schlafen können, die sie ansonsten gar nicht begehren, so können und wollen das  umgekehrt selten Frauen.  Die äußere Attraktivität des Mannes zählt für Frauen weniger als dessen innere  Anziehungskraft, hingegen sind für Männer die körperlichen Attribute der Partnerin ein  äußerst entscheidendes Moment der Erregung. 

Die orgiastische Kapazität der Frau ist größer  Allgemein gelten erotische Phantasien oder das Betrachten pornographischer  Darstellungen für Frauen als weniger anregend. Auch scheinen Frauen beim Koitus  leichter abzulenken und damit von orgiastischen Pfad abzubringen zu sein. Ihr  unangenehme Praktiken des Partners, aber auch bohrende Gedanken, etwa zur  Zuverlässigkeit des Verhütungsmittels, lassen sie schnell vom lustvollen Plateau ins  nüchterne Tal zurückfallen.  Das Erreichen des Orgasmus ist für Frauen in hohem Maße eine Sache des Lernens und  der Erfahrung. Beim "ersten Mal" kommt so gut wie kein Mädchen und keine Frau zum  Höhepunkt, sondern zum Teil erst nach zweijährigem "Üben". Hat eine Frau aber erst  einmal herausgefunden, welche Berührungen und welcher Rhythmus ihr am besten  bekommen, dann übersteigt ihre orgiastische Kapazität die des Mannes bei weitem. In der  zweiten Lebenshälfte sind Frauen für Orgasmen viel empfänglicher als Männer.  Diese Bemerkungen zu weiblichen Besonderheiten sind zugegebenermaßen  Verallgemeinerungen, die aber tenden­ziell auf die meisten Frauen zutreffen.  Berücksichtigen Sie das, es kann sehr viel zur Harmonie und zum sexuellen Spaß  beitragen!  Der amerikanische Psychologe Allan Fromme zog einen musikalischen Vergleich, um das  Wesen der körperlichen und seelischen Abstimmung, der Wärme und der Intimität zu  illustrieren: "Für solches Liebesglück genügt der bloße Geschlechtsakt nicht mehr. Der  Orgasmus stellt nur das große Finale einer Symphonie mit vielen Sätzen dar. Das  Donnern der Kesselpauken und das Schmettern der Hörner macht noch keine  Symphonie.  Vielleicht drücken sie das Hauptmotiv der Symphonie auf eindringlichste Weise aus, aber  ohne die vorhergegangenen Variationen der Geigen und Oboen sind sie nichts weiter als  ein bedeutungsloser Lärm."  Mit einem weiteren schönen Bild fordert Fromme, den Höhepunkt nicht technisch, sondern  menschlich zu sehen:

"Den Orgasmus lediglich als Resultat aneinanderreibender Fleischteile darzustellen, wäre  das gleiche, als wolle man eine wunderbar gespielte Violinsonate den Kratzeffekt von  Pferdehaar auf Katzendarm nennen." 

Der Penis und seine Schwellkörper  Das Ding hat viele Namen, und es ist bezeichnend für das Verhältnis zu ihm, wie man es  nennt. Doziert man akademisch darüber, dann heißt es Penis oder Glied. Volkstümlich  wird es Schwanz oder Pimmel gerufen, außerdem Lümmel oder Zipfel, Latte oder  Ständer. Häufig wird es mit Werkzeugen und Maschinenteilen verglichen: Hammer und  Bohrer, Kolben und Bolzen. Oder mit peinigenden Geräten:  Knüppel, Prügel, Rute, Riemen, Dolch oder Degen. Das tut fast schon weh, stellt man es  sich so in der weichen Scheide der Frau vor.  Schlimm ist, daß solche Assoziationen von manchen Männern als Rezept betrachtet  werden: Kräftig, hart und brutal soll das Ding eingesetzt werden. So, als sei es nicht  Übermittler von Liebe, sondern Vollstrecker eines Strafgerichts. Das begeistert kaum eine  Frau, klar. Es belastet aber auch den Mann, denn der Penis bleibt manchmal erheblich  weicher als ein Dolch und zarter als eine Rute. Der Mann fühlt sich als Versager ­ und das  Ding wird noch schlapper.  Denken Sie daran, der Penis ist kein eigenständig agierender Körperteil. Er ist Teil Ihres  Körpers und Ihrer Persönlichkeit. Setzen Sie ihn so nett ein, wie Sie auch zu Ihrer  Partnerin sein wollen. 

Die Rolle der Schwellkörper  Machen Sie sich mit der Funktionsweise des Lustbringers vertraut, sie ist höchst genial.  Nicht Knochen oder Muskeln sorgen für Bewegung und Steife des Gliedes, sondern ein  System aus reflexauslösenden Nervenenden und auffüllbaren Schwellkörpern. Diese  Schwellkörper sind schwammartige Blutgefäße, die bei Erregung gefüllt werden.  Gleichzeitig wird der Abfluß des Blutes behindert, so daß die "Schwämme" ­ und damit der  Penis ­ prallvoll werden.  Im Penis stecken drei solcher Schwellkörper; zwei große und ein kleinerer. Letzterer  umschließt die Harn­Samen­Röhre und geht an der Penisspitze in die Eichel über. Das ist  der empfindlichste Teil des Gliedes, ja, des ganzen Mannes. Hochsensible Nervenenden  nehmen jede Berührung, jedes Streicheln, jedes Reiben auf und übertragen es an das  Sexualzentrum im Hirn. Das erteilt als Rückmeldung die Kommandos "Blutstau  verursachen, Penis anschwellen lassen!" und ­ später­ "Orgasmus kommen lassen,  Ejakulation auslösen!"

Stimulationsmöglichkeiten  Sofern man nicht beschnitten ist, wird die Eichel durch die Vorhaut bedeckt. Die läßt sich  in den meisten Fällen leicht bewegen und wird durch ein Bändchen vor dem zu weiten  Herunterrutschen bewahrt. Auch der Bändchen­Ansatz ist hochempfindlich. Vielen  Männern bereiten Berührungen dieses Lustdreiecks größte Wonnen, anderen einen  leichten Schmerz. Ertasten Sie mal Ihr Glied, stellen Sie fest, wo Ihnen Streicheleinheiten  am besten gefallen. Sagen Sie das auch Ihrer Partnerin, führen Sie deren zarte Hand  oder Zunge dorthin, wo Sie sie gerne hätten.  Besonders große Unterschiede gibt es beim Lustempfinden mit oder ohne übergestreifter  Vorhaut. Manche Männer sind begeistert, wenn sie zurückgezogen ist und die blanke  Eichel berührt wird. Andere wiederum mögen das gar nicht, ihnen "kommt" es dabei  entweder ganz schnell oder überhaupt nicht. Sie schätzen das Gefühl der auf der Eichel  hin­ und herrutschenden Vorhaut. Ihre diesbezügliche Vorliebe werden Sie als Mann  kennen. Sie sollten sie ebenfalls Ihrer Partnerin mitteilen. Es ist nicht nur für Sie  frustrierend, wenn es mangels richtiger Berührungspunkte nicht funkt, auch die Frau müht  sich nicht gern lange vergebens ab. 

Sauberkeit ist wichtig  Alle Geschmäcker sind freilich gleich, wenn es um das Eichelweiß, das sogenannte  Smegma geht. Das mag keiner. Es wird durch die stark fettenden Talgdrüsen von Eichel  und Vorhaut und durch abgestoßene Zellen gebildet. Diese Ablagerungen riechen nicht  nur unangenehm, sie sind auch ein guter Nährboden für Bakterien. Hier sollten Sie immer  auf Reinheit achten.  Überhaupt ist ein gemeinsames Bad immer eine prächtige Vorbereitung für kommende  Liebesspiele. Denn zum einen hat das Wasser eine gewisse erotisierende Wirkung, die  viele zum Vorspiel oder erstem Akt gleich in der Wanne animiert. Zum anderen verhindert  das gegenseitige Wissen um die absolute Reinheit des anderen, daß Körperpartien beim  Sex ausgespart werden, weil man sie für unrein hält. 

Die wichtigste Funktion der Hoden  Kaum beachtet, aber doch immens wichtig für den Sexualakt sind die Hoden. Sie  produzieren die Samenbläschen, und sie reagieren auf die unterschiedlichen Phasen der  Erregung. Die beiden im Sack untergebrachten Hoden sind ein kompliziertes Gebilde aus  gut 200 Fächern und bis zu 300 Metern feinster Kanäle. Sie brauchen eine um zwei bis  drei Grad niedrigere Temperatur als im Körper; deshalb hängen sie draußen im luftigen  Säckchen. Bei Kälte werden sie an den wärmenden Körper herangezogen, dann zieht  sich die Haut des Hodensacks zusammen. Bei Hitze baumeln sie unten, die Haut dehnt  sich.

Bei sexueller Erregung werden die "Eier" um einiges dicker. Auch die Sackhaut spannt  sich und drückt die Hoden an den Körper. Je mehr man dem Höhepunkt entgegenfiebert,  um so mehr nahem sie sich dem Damm zwischen After und Genital. Je weiter sie nach  oben gekommen sind, desto stärker ist der Druck der Ejakulation. Andersherum: Hindert  man die Hoden an diesem Aufstieg, dann wird der Erguß unmöglich. Das Niederhalten  der Hoden ist also eine Möglichkeit, die Ejakulation zu kontrollieren und zurückzuhalten.  Darauf kommen wir später noch einmal zurück. 

Muskelspiele im Beckenboden  Zum Erigieren braucht der Penis keine Muskeln. Zum Ko­itieren brauchen Sie auch keine.  Die gefüllten Schwellkörper sorgen für Härte und Standfestigkeit. Wollen Sie aber Ihre  Ejakulation bewußt steuern und multi­orgasmisch werden, dann brauchen Sie Muskeln.  Und zwar jene im Beckenbodenbereich, die vorrangig zur Kontrolle der  Ausscheidungsvorgänge da sind. Sie verschließen zum Beispiel den Harnleiter und  verhindern das Austreten von Urin zur Unzeit. 

Mit der Kraft der Beckenbodenmuskeln  Diese Muskeln im Beckenboden sollten Sie kennenlernen, und Sie sollten sie stärken.  Dann können Sie einen herannahenden Erguß aufhalten, verzögern oder sogar in die  umgekehrte Richtung lenken. Dann können Sie sich mehrere aufeinanderfolgende  Orgasmen schenken.  Probieren Sie einmal. Ihren Penis per Muskelkraft zu heben! Klappt es? Auch wenn er  sich nur mäßig rührt, so sollten Sie mit diesem Muskeltraining weitermachen. Spannen  Sie ihn an, wann immer es Ihnen einfällt und wo immer Sie sind! Muskeln werden durch  ihre Benutzung gestärkt, dadurch gewinnen sie an Kraft. Es soll Männer geben, die sich  dort unten solche "Muckies" antrainiert haben, daß sie ihr Badehandtuch an ihrem  emporgerichteten Penis aufhängen können. Wohlgemerkt: an ihren durch Muskelkraft und  nicht durch eine Erektion aufgebauten Penis!  Versuchen Sie einmal, während des Urinierens den Wasserstrahl zu unterbrechen. Auch  dabei bemerken Sie die Kraft eines Beckenbodenmuskels, den Sie willentlich steuern  können. Diese Übung beim Pinkeln sollten Sie ebenfalls in Ihr Muskeltrainingsprogramm  aufnehmen, sollten auch einen vollen Strahl zum plötzlichen Stillstand bringen können. Es  gibt einen sogenannten Punkt der ejakulatorischen Unvermeidbarkeit, jenen Moment, an  dem man einfach eja­kulieren muß, und den können Sie durch die Beherrschung dieser  Beckenmuskeln austricksen und hinauszögern. 

Eine Ejakulation ohne Orgasmus ist möglich

Der Orgasmus wird vom Sexualzentrum im Hirn (den Hypothalamus) ausgelöst, die  Ejakulation von einem Reflexzentrum im unteren Rückenmark. Schon diese beiden  unterschiedlichen Stellen machen deutlich, daß Orgasmus und Ejakulation nicht ein und  dasselbe sind. Auch praktische Erfahrungen belegen, daß beides getrennte Vorgänge  sind:  So können Knaben vor der Pubertät durchaus Orgasmen erleben ­ sogar ein gutes  Dutzend hintereinander ­, aber sie können natürlich keine Samenflüssigkeit ausstoßen.  Und es gibt Männer, die einfach keine Ejakulation bekommen, aber dennoch orgiastische  Gefühle erleben. Das bezeichnet man als "Plaisir sec" oder "trockenen Orgasmus",  beziehungsweise ­ wenn es ein sexualmedizinischer Fall ist ­ als Aspermatismus. Das  kann als ein Leiden empfunden werden, aber auch ganz bewußt eingeübt und genossen  werden. Urheber ist eben jene Beckenbodenmuskulatur, die den Ejakulationsweg  versperrt und die Flüssigkeit meist rückwärts in die Harnblase drückt (retrograde  Ejakulation). Umgekehrt ist auch eine Ejakulation ohne Orgasmus möglich, wie  medizinische Experimente zeigten. Dabei träufelte man eine Kokainlösung in die  Harnröhre, wodurch jegliches Lustempfinden ausgeschaltet wurde. Dennoch ejakulierten  die Versuchspersonen. 

Beschreibung der Ejakulation  Bei der Ejakulation zieht sich die Muskulatur von Nebenhoden, Samenleiter,  Bläschendrüsen und Prostata ruckartig zusammen. Dadurch wird das Ejakulat in die  Harn­Samen­Röhre gepreßt. Die rasanten Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur  führen schließlich zur Ausstoßung der Flüssigkeit aus dem Penis.  Etwa zwei bis sechs Kubikzentimeter Ejakulat werden normalerweise herausgespritzt, die  Füllung eines Tee­ bis Eßlöffels. Die grauweiß oder gelblich gefärbte Flüssigkeit ist eine  Mischung von Produkten verschiedener Organe. Die für die Fortpflanzung  entscheidenden Samenzellen, das Sperma, wird in den Hoden gebildet. Hundert bis  dreihundert Millionen Spermien, die alle versuchen, als erste das weibliche Ei zu  erreichen und zu befruchten, machen sich von dort auf die etwa 17 Zentimeter lange  Reise zur Penisspitze.  An der Gesamtmenge des Ejakulats sind sie trotz ihrer hohen Zahl nur zu zehn Prozent  beteiligt. Also kann auch ein sterilisierter Mann noch ordentlich abspritzen.  Minderwertigkeitsgefühle wegen einer zu geringen Flüssigkeitsmenge sind für ihn  unbegründet.  Die Bläschendrüsen produzieren ein klares Sekret, das die Spermien erst beweglich  macht. Bei der Prostata wird der milchige Saft beigegeben, der dem Ejakulat Farbe,  Geruch und Geschmack gibt. Die Cowper'schen Drüsen sind für die "Wonnetropfen"  zuständig, die schon bei der Erregung und Erektion herausquellen. Durch sie wird die  Harn­Samen­Röhre von Urinresten gereinigt und die Gleitfähigkeit für den Verkehr

verbessert. Schon in dieses Sekret können sich Spermien einmogeln, was Leute  bedenken sollten, die Empfängnisverhütung mit "Koitus interruptus" oder "Ejakulatio  retarda" praktizieren wollen. Der vorzeitig unterbrochene Geschlechtsverkehr und die  absichtlich rückwärtsgeleitete Ejakulation sind deshalb höchst unzuverlässige Anti­Baby­  Methoden. 

Die Produktion des Ejakulats  Mitunter hört man noch den alten Spruch "Der Mann hat 4000 Schuß ­ und dann ist  Schluß." Das ist Quatsch, denn die Hoden und die anderen beteiligten Drüsen können  unbeschränkt die Zutaten zum Ejakulat liefern. Beim mehrmaligen Ejakulieren  hintereinander reduziert sich zwar die Flüssigkeitsmenge, doch hat das keinen Einfluß auf  Lustempfinden und Befruchtungsfähigkeit. Auch die Muskeln machen nicht schlapp. Im  Gegenteil: Muskeln werden durch häufige Benutzung gestärkt.  Denken Sie deshalb jetzt noch einmal an Ihre Beckenbodenmuskulatur und beginnen Sie  mit dem Training: Glied heben! Und: Urinstrahl unterbrechen! 

III. Wenn es nicht richtig funktioniert 

Sexuelle Störungen sind weitverbreitet  Nur ein Viertel aller Männer hat keinerlei Probleme mit den sexuellen Funktionen. Das  ergaben repräsentative Untersuchungen des Sexologen Siegfried Schnabl. Das heißt  umgekehrt, daß 75 Prozent aller männlichen Sexualwesen mehr oder weniger häufig  Probleme mit Erektion und Ejakulation, Libido und Orgasmus haben. Daß sexuelles  Funktionieren also seine Tücken hat, Patzer und Aussetzer dabei weitverbreitet sind. Das  sei einleitend gesagt, um all jene etwas zu beruhigen, die glauben, mit ihrem schlaffen  Glied, ihrem frühen Erguß oder ihrer Unlust allein dazustehen. Noch beruhigender ist die  Tatsache, daß die allermeisten dieser sexuellen Funktionsstörungen relativ einfach und  erfolgversprechend the­rapiert werden können. Und zwar zum großen Teil in Eigen­arbeit,  ohne Konsultation von Ärzten und Therapeuten. 

Wo brennt's denn beim Mann?  Den Mann treffen vor allem Erektions­ und Ejakulations­störungen. Am häufigsten ­ laut  Schnabl in 30 Prozent aller Fälle ­ sind Probleme mit der Ejakulation, vor allem  frühzeitiger Samenerguß. Mit 20 Prozent folgt eine mangelhafte oder fehlende  Erektionsfähigkeit (Impotenz), in 15 Prozent der Fälle liegt beides vor.

Die Gründe für sexuelle Funktionsstörungen sind vielfältig. Häufig sind Ängste vor einem  Versagen oder vor der Ablehnung durch den Partner die Ursache .Ein hoher  Leistungsdruck, eine zu bewußte Kontrolle beim Geschlechtsverkehr bereiten  insbesondere unerfahrenen Männern Ärger mit Erektion und Ejakulation.  Partnerprobleme, wie aktuelle Streitigkeiten oder fehlende Ehrlichkeit beim Ausdrücken  von Wünschen und Entbehrungen, verbauen ebenfalls den Weg zu sexueller Erfüllung.  Manchmal sind einfach körperliche Mißbefindlichkeiten die Ursache für einen schlappen  Penis, beispielsweise Abgespanntheit, Müdigkeit oder eine Krankheit. Drogen,  Medikamente und Alkohol zehren ebenfalls ein Gutteil des Erektionsvermögens auf. 

Wenn es problematisch wird  Schwieriger wird die Diagnose und die Therapie, wenn Schuldgefühle, Ängste und  Abneigungen tiefer sitzen.Wenn die Beziehung zum anderen Geschlecht grundlegend  gestört ist, wenn man die Partnerin oder den Partner innerlich ablehnt oder gar haßt. In  solchen Fällen wird man mit unseren Kniffen und Übungen nicht weiterkommen. Dann ist  der Besuch eines Psychotherapeuten oder einer Eheberatungsstelle angezeigt.  So dramatisch sind freilich nur ganz wenige Pannen. Unproblematisch ist dagegen  Fehlersuche und Reparatur der vielen kleinen Schlappheiten, unzeitigen Spritzereien oder  flauen Höhepunkten. Das Werkzeug rinden Sie weiter hinten, in den Kapiteln mit den  ejakulationsaufhaltenden Übungen und dem Empfindungstraining. 

Ejaculatio praecox: Lampenfieber des Penis  Edeltraud und Eberhard studierten an der gleichen Fakultät. Er im sechsten, sie im ersten  Semester. Nachdem sie ein paarmal gemeinsam in der Mensa gegessen hatten und zwei  Nächte lang in ihrer Studentenbude durchgequatscht hatten, spürten sie ihre gegenseitige  Zuneigung, ihre Liebe. In einem Wald wollten sie "es" dann erstmals wagen.  Eberhard: "Ich war sehr aufgeregt. Schlimm wurde es, als mir Edeltraud sagte, daß sie  noch Jungfrau sei und Angst vor der Defloration habe. Sie bat mich, ganz vorsichtig zu  sein."  Das verunsicherte Eberhard zusätzlich, noch vor dem Einführen des Gliedes ejakulierte  er, "Ejaculatio praecox" heißt das im Medizinerlatein: vorzeitiger Samenerguß. Auch  spätere Versuche verliefen nicht erfreulicher. Zwar gelang der Beischlaf und damit die  Entjungferung, doch Eberhard kam es stets nach ein paar Stößen. Er: "Ich begann, mich  immer genauer zu beobachten, weil ich mich bessern wollte. Ohne Erfolg. Auch wurde  das Lustgefühl bei der Ejakulation immer schwächer. Die Bezeichnung Orgasmus  verdiente das nicht." Sie: "Das kann doch nicht alles sein, dachte ich mir. Dann kann man

ja gleich darauf verzichten. So verkehrten wir immer seltener miteinander. Es wurde  immer unbefriedigender, er kam immer früher." 

Das Problem der Übererregtheit  Mit dem seltenen Verkehr taten die beiden genau das falsche. Denn Ejaculatio praecox ist  vor allem ein Problem jüngerer, unerfahrener Menschen, das sich am allerbesten durch  reichliche Praxis bekämpfen läßt. Wie bei vielen Impotenz­Fällen liegt die Ursache in der  Aufregung, der Spannung und der Angst, etwas falsch zu machen. Mit der sexuellen  Erfahrung und mit dem Alter gehen die Praecox­Fälle zurück. Körperliche Ursachen für  den vorzeitigen Samenerguß sind unbekannt. Es ist ein wirklich simples Problem der  Übererregtheit, leicht zu erklären und leicht zu therapieren.  Dennoch versuchten etliche Tiefenpsychologen in der Vergangenheit, in der Ejaculatio  praecox mehr als nur das Lampenfieber des Penis zu sehen. Sigmund Freud  beispielsweise glaubte, daß der Praecoxer den ganzen Akt in seiner Phantasie  vorgenießt, "so daß ihm beim Weibe wenige Sekunden genügen, um den Orgasmus  herbeizuführen." Andere machten als Ursache die Angst des Gliedes vor Kastration oder  Verschwinden in der Vagina sowie eine aggressive Einstellung zur Frau aus.  Schnelles Ejakulieren ist in der Tierwelt üblich. Nach zehn, zwanzig Sekunden sind  Säugetiere mit der Rammelei fertig. Sie können sich nicht mehr Zeit nehmen, weil sie  ständig auf der Hut vor stärkeren Feinden sein müssen. Ähnlich reagieren auch  Menschen, wenn sie sich nicht ungestört fühlen. Sie masturbieren hastig auf der Toilette,  damit niemand wegen einer zu langen Verweildauer Verdacht schöpfen kann. Sie lieben  sich schnell auf dem Rücksitz des Autos, weil sie Angst vor Beobachtung durch  Passanten haben. Sie ersehnen sich den schnellen Erguß auf der Pritsche eines Bordells,  weil die Dirne schon ungeduldig auf die Beendigung des Geschäftsakts wartet. 

Die Qualität des Orgasmus  Daß man sich heute im allgemeinen mehr Zeit beim Geschlechtsakt nimmt und versucht,  die Ejakulation hinauszuzögern, scheint ein Ergebnis unseres Kultur­ und  Zivilisationsprozesses zu sein. Aus puren Lebensnotwendigkeiten wurden Genüsse: Man  "tafelte" statt zu essen, man "liebt" statt zu kopulieren. Man gibt sich einfach mehr Mühe.  Insbesondere besser ausgebildete Leute betrachten sexuelle Ausdauer als ein Ideal,  während in unteren Schichten ein früher Erguß oftmals noch immer als Zeichen  besonderer Männlichkeit gilt.  Den vorzeitigen Samenerguß sehen viele betroffene Männer gar nicht als  behandelnswertes Problem an. Egoistisch denken sie nur an ihr eigenes Vergnügen, das  beim praecox sogar einen Tick schneller kommt. Daß die Frau unbefriedigt bleibt und sich  ausgenutzt fühlt, merken sie oft erst dann, wenn sie ihren Spaß bei anderen,  rücksichtsvolleren und "besseren" Männern holt oder gar den Gatten oder Freund verläßt.

Der vorzeitige Orgasmus muß nicht sein  Dabei ist das Problem gut in den Griff zu bekommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit  "heilen" die von uns beschriebenen Übungen zur Ejakulationskontrolle (Stop­Start­ und  Drucktechnik) vom Leiden. Kurzfristige Hilfe können auch das Überziehen von Kondomen  und das Einmassieren von speziellen Aktverlängerungscremes sein. Dadurch wird die  Reizempfindung des Penis gedämpft. Ein vorheriges Masturbieren kann ebenfalls nützlich  sein, denn dadurch wird eine übergroße Spannung abgebaut.  Manche schwören auf ablenkende Gedanken beim Koitieren, wie das Lösen von  Mathematikaufgaben oder das Zählen von Schäfchen. Uns erscheint eine solche  Ablenkung bedenklich, weil die emotionale Verbindung zwischen den  beiden Liebenden schwindet. Wir empfehlen im Gegenteil, sich auf die eigenen Gefühle  beim Verkehr zu konzentrieren, die Empfindungen des Penis in der Vagina zu genießen.  Dann spürt man, wie schön das ist und hat sicher den Wunsch, daß das noch eine Weile  so bleibt. 

Ejaculatio retarda: Angst vor Ekstase  Es ist paradox: Während der vorzeitige Samenerguß bei Männern oft gar keinen  Leidensdruck auslöst, klagen andere viel häufiger über eine verspätetete Ejakulation.  Unter dem vorzeitigen Samenerguß aber leiden die Partnerinnen, von dem verspäteten  können sie dagegen profitieren. Er gibt ihnen Zeit genug, den Lustgipfel emporzuklettern  und zu Orgasmen. Oft genug ist ihr Höhepunkt dann auch für den Mann der Auslöser,  doch noch zu ejakulieren.  "Ejaculatio retarda" heißt dieser verzögerte Erguß, "Asper­matismus" nennt sich sein  völliges Ausbleiben. Ursachen können eine mangelnde sexuelle Erregung, unter  Umständen eine gewisse Antipathie gegenüber der Sexualpartnerin sein. Aber auch  Ängste vor der Ekstase, vor dem Verlust der Kontrolle über sich und seine Reaktionen,  dürften Gründe sein. Auch die Mär von der mit jedem "Schuß" abgebauten Manneskraft  kann zu einem unbewußten Festhalten dieser angeblichen Energie führen. 

Wenn der verzögerte Erguß frustierend wird  Wie bei Karl, Ende vierzig, der in seinen Jugendjahren nur Böses über die  Selbstbefriedigung hörte. Daß sie das Rückenmark schwinden läßt und den Schwachsinn  bringt, erzählte man ihm mit erhobenem Zeigefinger. Da er aber gern masturbierte, führte  er Krankheiten auf seine Selbstbefriedigung zurück, hielt sie für eine Folge seiner  Rubbelei.

Karl: "Deshalb entwickelte ich ein ­ wie ich fand ­ raffiniertes Masturbationssystem. Ich  rieb mich bis zum Höhepunkt empor, hielt dann kurz davor inne und begann nach der  Rückbildung der Erregung wieder von neuem. In all den Jahren ist mir nie ein Erguß  herausgerutscht."  Diese Technik hat als therapeutische Übung einen gewissen Wert, das ständige Fehlen  des letzthin erlösenden Samenergusses aberbrachte ihm Orgasmus­ und  Ejakulationsprobleme.  Später heiratete er, doch das sexuelle Eheleben war frustrierend und brachte auch nicht  den erwünschten Nachwuchs. Eine Ärztin konnte ihm die Angst, diese Phobie vor dem  "kräftezehrenden Erguß", ausreden. Kurz nach der Behandlung wurde seine Frau  schwanger. Sollten Sie unter einer unangenehm verzögerten Ejakulation oder ihrem  gänzlichen Ausbleiben leiden, sollten Sie zu unseren Empfindungsübungen weiterblättem.  Diese entspannen und entriegeln das Ejakulations­Schloß. 

Impotenz: Leistungsdruck und Versagensangst  Impotenz: Nichts steht, nichts geht. Das Glied erigiert nicht oder nur wenig, der  Geschlechtsverkehr wird unmöglich. Jeder achte Mann kennt dieses Gefühl. Nur wenige  sind aber dauernd impotent, bekommen niemals einen hoch. Bei den meisten hat der  schlappe Schwanz psychische Ursachen, die großenteils leicht zu beheben sind. Insofern  ist Impotenz ­ so grausam das Wort auch klingt ­ kein Grund zur Panik. 

Andauernd impotent ­ das gibt es kaum  Ein Beispiel: Alfred und Gudrun waren seit 16 Jahren verheiratet. Er war ein gutmütiger  und eher zurückhaltender Mensch, sie wortgewaltig und fordernd. Er arbeitete als Bäcker  und mußte morgens schon um halb drei aufstehen. Mittags legte er sich für eine Stunde  aufs Ohr, abends ging er am liebsten nach der "Tagesschau", so gegen acht, ins Bett.  Anders die Frau: Sie wurde dann erst richtig munter, versuchte den Gatten vor dem  Femseher wachzuhalten und anschließend noch Sex zu machen. In den ersten zehn  Ehejahren ging das auch leidlich.  Gudrun: "Wir schliefen etwa zehnmal pro Monat miteinander. Ich hätte es mir öfter  gewünscht." Alfred: "Ich auch. Aber ich war oft einfach zu müde. Mich hat es sehr  angestrengt und viel Kraft gekostet." Irgendwann war nichts mehr zu machen, sein Glied  blieb unten. Danieder lag auch sein Selbstbewußtsein. Die Frau konnte ihre Enttäuschung  nicht verhehlen, sie schimpfte ihn einen Versager.  Grund seiner Impotenz waren schlicht die zu unterschiedlichen Tag­Wach­Rhythmen der  beiden. Er war einfach körperlich zu schwach, wenn sie abends wollte. Die beiden  begannen nun, sich mittags gemeinsam hinzulegen. Um diese Zeit waren beide  gleichermaßen fit, um diese Zeitmußte nicht einer den anderen mühsam wachhalten. Sie

begannen ihre sexuelle Neuentdeckung mit Pettinghandlungen, mit Streicheleien ohne  nachfolgenden Geschlechtsverkehr. Das befreite Alfred von dem Leistungsdruck, machte  ihn wieder empfänglicher für Liebkosungen seiner Frau. Und auch er konnte ihr wieder  Zärtlichkeiten geben, ohne Angst davor haben zu müssen, daß das mit dem Koitus ­  vielleicht wieder mit einem Versagen ­ enden würde. Nach wenigen solcher mittäglichen  Liebesspielen war es dann soweit, daß die Lust nach mehr obsiegte. Sie schoben sich  ineinander, koitierten. Ohne Probleme! Seither tun sie "es" vorzugsweise mittags, wenn  beide gleichermaßen ausgeruht sind. Abends läßt sie ihren Frühaufsteher zeitig ins Bett  gehen. 

Müdigkeit und Leistungsdruck: Erektionskiller  Neben Müdigkeit können auch ähnliche körperliche Ermattungen Gründe für eine  Impotenz sein. Wer nach einer zehnstündigen nervenaufreibenden Autofahrt oder nach  einem stressigen Arbeitstag keine Erektion kriegt, braucht sich wenig Sorgen zu machen.  Er braucht Schlaf und Ruhe, danach wird es sicherlich wieder funktionieren.  Auch Sorgen und geistige Überanstrengung, etwa vor Prüfungen, wirken sich auf die  Potenz aus. Auch Sex ist etwas, für das man Hirn und Herz, Zeit und Ruhe braucht. Wird  das oben aufgezehrt, funktioniert es unten nicht mehr.  Eine der häufigsten Ursachen für Erektionsprobleme ist eine Art sexueller Prüfungsangst.  Sie stellt sich ein, wenn man mit der ersten oder einer neuen Partnerin zusammen ist:  Wie wird es klappen? Werde ich sie befriedigen können? Leistungsdruck und  Versagensängste machen schöne Liebesspiele kaputt. 

Was auch noch die Impotenz fördert  Auf der anderen Seite kann auch eine Übersättigung und Gewohnheit Impotenz auslösen.  Nach einiger Zeit kann einem der altbekannte Ehepartner langweilig werden. Man kennt  jeden Quadratzentimeter seines Körpers, jede seiner sexuellen Techniken. Der Akt selbst  beginnt, fade zu werden. Überdies nimmt die körperliche Attraktivität ab. Der Gatte mit  dem Bierbauch, die Ehefrau mit dem Hängebusen reizen nicht mehr. Zudem geben sie  sich oft nur wenig Mühe, für den Partner interessant zu sein. Mundgeruch oder fettige  Haare können den Partner abstoßen und die Lust abtöten.  Andere Impotenz­Gründe haben etwas mit der Situation und den Räumlichkeiten zu tun.  Eine fremde Umgebung, ein unbequemes Bett oder die Angst, überrascht zu werden,  verhindern den entspannten Geschlechtsgenuß. Besonders hoch ist deshalb die  Versagerquote junger Menschen im Ehebett der ausgegangenen Eltern, auf dem Rücksitz  des Autos, hinter dem dünnen Leinen eines Zeltes oder den Büschen einer Parkanlage.  Auch Sorgen um eine ungewollte Schwangerschaft oder eine Ansteckung mit  Geschlechtskrankheiten oder Aids beeinträchtigt die Erektion oft erheblich.

Diese Ursachen sind relativ einfach ausfindig zu machen. Ebenso leicht ist es meist auch,  sie abzustellen. Im günstigsten Fall verschwindet die Erektionsschwäche dann gleich.  Bleibt das gute Stück hartnäckig unten, dann helfen die später beschriebenen  Empfindungsübungen. 

Drogen und Medikamente  Anders liegt die Sache bei organischen Gründen. In gut zehn Prozent aller Impotenzen  sind Drogen und Medikamente die Hauptursache. Besonders übermäßiger Alkoholgenuß  und die Einnahme von Beruhigungsmitteln mindern das Erektionsvermögen. Kleinere  Mengen Alkohol regen an und lockern auf, größere Mengen aber greifen die Erek­  tionsauslöser im Gehirn und den Nerven an. Also: Mit Alkohol maßhalten und bei  Medikamenten den Arzt nach potenzbeeinträchtigenden Nebenwirkungen fragen! 

Weibliche Funktionsstörungen: Schatten der Erziehung  Die sexuellen Funktionsstörungen der Frau betreffen ihre sexuelle Ansprechbarkeit und  ihre Erregbarkeit sowie das Orgasmuserleben. Wenn es an der Libido fehlt, spricht man  von Frigidität, wenn der Orgasmus ausbleibt, von Anorgas­mie. Außerdem gibt es das  Problem des Scheidenkrampfes (Vaginismus).  Frigidität und Vaginismus haben ihre Ursache meist in einer prüden Erziehung oder in  negativen sexuellen Erfahrungen. Es ist Desinteresse am und Widerwille gegen den  Geschlechtsverkehr und die partnerschaftliche Intimität überhaupt. Schuld ist das  elterliche Charakterisieren der Genitalien mit "Pfui!", das Verweigern einer offenen  Aufklärung, das Vorenthalten von Verhütungsmitteln. Aber auch traumatische Erlebnisse  wie Vergewaltigung, rohe Defloration oder unerwartete Menstruation. Ein rücksichtsloser  oder auch nur unbeholfener Partner kann ebenfalls Grund für fehlende Erregung und  ausbleibenden Höhepunkt sein. 

Weibliches Desinteresse am Sex  Ein Mann, der mit einer frigiden Frau verheiratet ist, ist arm dran: Da geht sie entweder  früher als er ins Bett und stellt sich schlafend, wenn er sich dann später zu ihr legt. Oder  sie bleibt länger im Wohnzimmer sitzen, vertieft in ein Buch oder eine Bastelei, und hofft,  daß der Gatte schon eingenickt ist, wenn sie hinzukommt. Vor der "ehelichen Pflicht" gibt  es lange Debatten mit dem Vorwurf, er wolle doch immer nur "das eine" ­ obwohl es "das"  doch nur noch alle vier Wochen gibt. Und beim Akt selbst hält sie gerade eben still, schaut  ihn mißbilligend an und läßt sich unverkennbar andere Dinge durch den Kopf gehen.  Entsetzlich, aber weitverbreitet. Jede zehnte Frau hat absolut kein Interesse am Sex.

Ihr Leidensdruck ist gering, denn sie fühlt sich nicht krank oder problembeladen. Sie  versteht oft gar nicht, daß ihr Partner unter ihrer Verweigerung leidet. Denn Menschen, die  selbst keine Bedürfnisse haben, können nicht nachfühlen, daß andere der Verzicht darauf  schmerzt. 

Die Orgasmus­Sperre  Gleiches gilt auch für Vaginismus­Frauen. Der Scheidenkrampf, das reflexartige  Verbarrikadieren der Vagina bei der Annäherung eines Penis geht meist einher mit  genereller Unlust am Sex und Unfähigkeit zum Orgasmus. Andere aber, die zum Teil  jahrelang verheiratet sind, entwickeln Ersatztechniken, die sie bis zum Höhepunkt  bringen.  Beispielsweise durch Schenkelverkehr, Mund­ und Handstimulation oder Klitorismassage.  So kommen mitunter vierzigjährige und verheiratete intakte Jungfrauen in Arztpraxen und  bitten erst dann um Hilfe, wenn durch Unzufriedenheit und Seitensprünge des Gatten  Eheprobleme entstehen oder wenn sich ein Kinderwunsch regt.  Erfreulicherweise ist die Behandlung des Vaginismus äußerst erfolgversprechend. Es  beginnt damit, die Ursachen der Abwehrhaltung herauszustellen und unsinnige  Vorstellungen von der Verletzbarkeit durch den Koitus, von einer Art Pfählung, zu  widerlegen. Gleichzeitig muß sich die Frau mit ihren Genitalien anfreunden, muß sich dort  unten erforschen und kennenlernen.  Dazu braucht sie einen Spiegel und ihre Finger. Sie soll sich bei gespreizten Beinen ihre  Vulva im Spiegel anschauen, soll mit ihren Fingern die großen und kleinen Schamlippen  öffnen und den Scheideneingang ertasten. Mit der Einführung ihrer Finger wird sie die  angst­ und krampflösende Erfahrung machen, daß "es" gar nicht weh tut. Libido­ und  Orgasmusproblemen begegnet frau mit dem Empfindungstraining. Das schließt Frauen für  angenehme, lustvolle Gefühle auf. 

Geheimwaffe: Masturbation  Bei ausbleibendem Höhepunkt raten wir auch zur Selbststimulation, also zur  Masturbation. Beim Koitus kann der Partner überdies solche Positionen einnehmen, bei  denen er mit der Hand gleichzeitig die Klitoris stimulieren kann. Dazu geeignet ist die  Seitenlage mit dem von hinten eingeführten Penis und die Stellung der oben reitenden  Frau. Durch ein Streicheln der Klitoris bis kurz vor den Orgasmus kann der Mann die Frau  zu einem letztendlich koital ausgelösten Höhepunkt hinleiten. 

IV. Männer ohne Frauen

Üben, üben, üben ­ aber mit wem?  Sexuelle Unerfahrenheit ist ein häufiger Grund für Probleme mit Erektion und Ejakulation.  Die Therapieempfehlung ist leicht auszusprechen: Üben, üben, üben. Aber sie ist für viele  schwer auszuführen. Denn mit wem? Unerfahren sind eben die Männer, die keine  Partnerin haben. Diejenigen, die sich eine wünschen, sich aber andererseits nicht so recht  trauen, weil sie Angst vor einem Versagen haben. 

Versagensängste  Solche Versagensängste haben ihren Ursprung oft in zurückliegenden mißglückten Sex­  Versuchen.  "Ich war sechszehn, auf einer Party schmuste ich mit einer Mitschülerin", erzählt der heute  24­jährige Bert. "Wir gingen hinterher zu ihr nach Hause, sie hatte eine angeblich  sturmfreie Bude. Für sie und für mich war es das erste Mal. Ich war schrecklich aufgeregt,  schlimmer noch als vor einer schweren Klassenarbeit. Sie auch: 'Tu mir nicht weh', sagte  sie. 'Paß ja auf und zieh dich rechtzeitig zurück!' Fragezeichen füllten mich aus: Was muß  ich eigentlich tun beim Verkehr? Stört uns auch wirklich keiner? Bereite ich ihr womöglich  Schmerzen? Wie reagiert sie auf mein Glied? Ist er groß genug? Wie mag sie eigentlich  nackt aussehen? Wie verhindern wir eine Schwangerschaft? Und so weiter...  Ich glaube, sie war genauso nervös. Kurz: Es war eine Pleite. Kaum daß wir uns  ausgezogen und aufs Bett gelegt hatten, kam es mir bereits. Ich war mit meinem Ding  noch nicht einmal an ihre Muschi gekommen. 'Bah', schimpfte sie und wischte sich das  Zeug angeekelt vom Oberschenkel. Ich war total verunsichert, und es tat sich bei mir  nichts mehr. Wir haben es auch später nicht mehr miteinander versucht, waren beide  enttäuscht.  Wenig später sagte sie mir triumphierend, daß es mit einem anderen Typen geklappt  hätte: 'Der konnte sich beherrschen, der war echt gut!' Daraufhin war ich noch geknickter.  Seitdem habe ich es nie wieder versucht, mit Frauen zu schlafen. Ich lernte zwar einige  kennen, die auch Interesse an mir hatten, doch immer, wenn es intim zu werden drohte,  kniff ich. Obwohl ich mir gerade 'das' am meisten wünsche."  Der gute Bert braucht ein Erfolgserlebnis. Er braucht eine verständnisvolle Partnerin, die  ihm das Lampenfieber nimmt und ihn auch nach einem verpatzten ersten Auftritt noch  einmal auf die Bühne bittet. Weil die aber nicht da ist, beziehungsweise Bert sich nicht zu  einer solchen hinwagt, muß er alleine üben.  Er muß zunächst einmal die übermächtige Erregung abbauen, und zwar am einfachsten  durch Selbstbefriedigung. Und er muß spüren, daß man eine Erektion über längere Zeit  erhalten kann und daß man diese nach einem Verlust auch schnell wieder aufbauen kann.

Er muß lernen, seine Ejakulation hinauszuzögern und in einem gewissen Umfang zu  kontrollieren. Auch dafür eignet sich die Masturbation bestens. 

Mit "schrägen" Vorstellungen  Gleichfalls jung sind unsere beiden nächsten Sex­Problematiker. Der eine, Hans, ging mit  falschen, schrägen Vorstellungen in sexuelle Begegnungen, der andere, Hermann­Josef,  mit einer völligen Nichtahnung. Das Ergebnis ist gleich: Es klappt nicht, es ist  unbefriedigend.  Hans fühlte sich schon in seiner Schulzeit stark zum anderen Geschlecht hingezogen, er  spürte das erotische Moment bei vielen Treffen mit Klassenkameradinnen. Aber praktisch  wurde nie etwas daraus. Er träumte davon, ohne daß er sich konkret vorstellen konnte,  was denn eigentlich zwischen ihnen ablaufen solle. Abhilfe hoffte er in Pornokinos zu  finden. Solche Filme erregten ihn, ließen sein Glied anschwellen und die Masturbation  entdecken. Für persönliche Kontakte indessen hatte das im Film "Gelernte" katastrophale  Folgen. Er verhielt sich so wie die Leinwand­Potenzler ­ und fiel dabei kräftig auf die  Nase.  "Drei Sachen wiederholten sich in allen Pornos. Da dachte ich, das seien wichtige  Bestandteile eines jeden Akts", entschuldigt sich Hans. "Das war einmal zu Beginn die  Aufforderung des Mannes an die Frau: 'Nun mach ihn mal schön steif!' Dann war das der  rasche Wechsel von Positionen beim eigentlichen Koitus, und schließlich war es das  Ejakulieren außerhalb der Scheide."  Alles drei versuchte Hans bei seinen Freundinnen. Bei der Aufforderung zur Fellatio, bei  dem Wunsch, sein Glied in den Mund zu nehmen, erntete er einmal eine Ohrfeige und  den Vorwurf, pervers zu sein. "Beim anderen Mal war es so, daß 'er' mir schon stand, als  wir Petting machten und uns auszogen. Er mußte also gar nicht steifgeblasen werden, er  war es ja schon. Trotzdem forderte ich sie dazu auf, und sie tat es auch. Es war ein so  schönes Gefühl, daß ich noch in ihrem Mund eine Ejakulation hatte. Sie, die meinen Penis  schon nicht gerade begeistert in den Mund genommen hatte, war darüber empört. Es war  ihr eklig, und sie beschimpfte mich fürchterlich. Wir sahen uns nie wieder.  Später, mit einem anderen Mädchen, erging es mir nicht besser. 'Ich laß' mich nicht von  dir herumkommandieren', sagte sie und verweigerte das orale Spiel. Beim Bumsen wurde  sie richtig sauer. Ich versuchte, alle möglichen Stellungen einzunehmen, was sie nur  nervte. 'Kannst du nicht mal ruhig bleiben, ich kann mich gar nicht konzentrieren', raunte  sie mir zu. Ich kam völlig raus, die Lust war weg, die Steife auch."  Aller schlechten Dinge sind drei: Als er mit einer anderen Freundin schlief, mußte Hans  feststellen, daß auch an der Porno­Ejakulation außerhalb der Scheide nichts dran war.  Hans: "Es klappte eigentlich recht gut. Dann spürte ich, daß es mir kam. 'Es kommt mir',  keuchte ich und zog den Penis aus ihr heraus. Sie fragte verdrossen und vorwurfsvoll:

'Was soll denn das? Warum bleibst du nicht drin? Ich nehme die Pille, mir kann da nichts  passieren!'" Hans war nach diesen Erfahrungen ratlos. Er hatte das Gefühl, alles verkehrt  gemacht zu haben. Er ging Frauen nun eher aus dem Weg, konsumierte weiterhin Pornos  und befriedigte sich selbst. Insgeheim hoffte er, eine Frau wie aus einem solchen Streifen  kennenzulernen. 

Irreales aus der Welt der Erotik  Die gibt es nicht. Pornofilme sind keine Lehrfilme für guten Sex, sondern dienen der  Anregung oder der Ersatzbefriedigung. Sie zeigen vielfach männliche Träume und  Phantasien und geben vor, daß Frauen sich diese wünschen. Pornofilme wollen in  möglichst wenigen Minuten möglichst viele Techniken und Stellungen zeigen. Und sie  gehorchen einem gewissen Diktat der Kamera: Die kann besonders gut und ästhetisch  orale Praktiken einfangen, und das tut sie dann auch ausgiebig. Für sie ist der eigentliche  Koitus dagegen recht langweilig, weil die ineinandergesteckten Genitalien bildlich nicht  viel hergeben. Ständige Positionswechsel und neue Praktiken, auch wenn sie unbequem  und unbefriedigend sind, müssen das ausgleichen. Schließlich will die Kamera alles  mitnehmen, insbesondere Abschluß­Abschuß. Er ist eine Art Quittung für den  Geschlechtsverkehr, der sichtbar gemacht werden muß und nicht in den Tiefen der  Vagina versickern soll. Diese Regeln des Pornofilms ­ und das sollte sich jeder  Pornokonsument merken ­ haben nicht viel mit der Praxis zu tun!  Das gleiche gilt für die bierseligen Tresendebatten, bei denen es um Penislänge und  Orgasmushäufigkeit geht. Da will jemand mit einem 30­Zentimeter­Ding gesegnet sein,  und ein anderer prahlt von seinen sieben Malen, die er ganz locker in einer Nacht schafft.  Wer solch ein Geschwätz für bare Münze hält, wird wohl Minderwertigkeitskomplexe  bekommen. Denn einen Hengstschwanz wird er kaum haben und mit den sieben Malen  wird es wohl auch kaum klappen. Hermann­Josef könnte ein Opfer solcher  Märchenstunden gewesen sein. Denn er hatte vom Sexuellen keinen blassen Schimmer,  als er in das entscheidende Alter kam. Weder theoretisch noch praktisch. In seinem  strengen Elternhaus war das Thema tabu, und auch die Schule leistete rein gar nichts in  punkto Aufklärung. 

Anfängerfehler  Eine beunruhigende Mischung aus Neugierde und Angst war alles, was er in die erste  Nacht mit einer jüngeren Bekannten aus dem Jugendzentrum mitbrachte. Seiner Erektion,  die er bei den ersten Zärtlichkeiten mit Beate spürte, schämte er sich derart, daß er das  aufmüpfige Glied in eine enge Badehose zwängte. Es war schlichtweg Krampf, was bei  dem ersten sexuellen Annäherungsversuch der beiden herauskam. Dabei beließen sie es  dann auch.

Eine offene und richtige Aufklärung, ein ungezwungener Umgang mit sexuellen Themen  ist immer noch die beste Vorsorge gegen solche Erlebnisse. Anfängerfehler lassen sich  dann auch leichter wegstecken. Und sie entmutigen nicht, weiterzumachen.  Als gutes Rezept der praktischen Aufklärung gilt teilweise immer noch der Besuch eines  Bordells. Käufliche Profis sollen den Jüngling in die Kunst der Liebe einweisen, bei ihnen  soll er seinen nervösen Übereifer abreagieren. Einige Knaben, die mit Vatis oder Onkels  Hunderter in den Puff hineingegangen waren, kommen durchaus mit einigen hilfreichen  Erfahrungen wieder heraus. Aber mindestens ebensoviele frustriert ein solcher Besuch  derartig, daß er ihnen das spätere partnerschaftliche Sexualleben eher erschwert.  Abscheu oder Ernüchterung über den rein geschäftsmäßigen Vorgang können  desillusionieren und verunsichern.  Hermann­Josef, Hans und Bert machten typische Anfängererfahrungen. Die drei konnten  sie nicht durch positivere Nachfolgeerlebnisse ausgleichen, sie stehen nun allein da. Sie  wünschen sich eine Partnerin, möchten aber sicher sein, daß es mit ihr dann auch richtig  läuft.  Die besten Therapien sind solche, die man gemeinsam mit den Partnerinnen unternimmt.  Hermann­Josef, Hans und Bert aber haben keine, sie müssen alleine versuchen, ihre  Erektions­ und Ejakulationsprobleme in den Griff zu bekommen. Masturbation, das  Trainieren der Beckenbodenmuskulatur und die Anwendung der Techniken zum  Hinauszögern der Ejakulation sind gute Möglichkeiten, allein an sich zu arbeiten. Die  neugewonnene Sicherheit kann das Herzklopfen vor der nächsten intimen  Bewährungsprobe erheblich dämpfen. 

Mit Surrogatpartnern  Sexualtherapeuten, besonders in den USA, setzen bei alleinstehenden Klienten mitunter  sogenannte Surrogatpartner ein. Das sind bezahlte, sexualmedizinisch ausgebildete  Mitarbeiterinnen, die die Rolle der Frau bei therapeutischen Übungen übernehmen. Sie  machen bei Streichelübungen mit, unterweisen in verschiedene Techniken und  praktizieren den Beischlaf. Die Arbeit mit Surrogatpartnern ist umstritten. Der große Vorteil  liegt darin, daß sie dem Single mit sexuellen Funktionsstörungen Gelegenheit gibt,  Selbstvertrauen und Sicherheit zu gewinnen. Als wichtigster Nachteil gilt, daß das  Therapieren mit solchen Surrogatpartnern der Humanisierung der Sexualbeziehungen  entgegenläuft. Diese aber ist das Hauptziel jeder Sexualtherapie.  Falls Sie, lieber Leser, im Moment keine Partnerin haben und dennoch Ihr  Erektionsvermögen verbessern und Ihr Ejakulationsverhalten kontrollieren wollen, helfen  Ihnen unsere Übungen zur Stärkung der Beckenmuskeln sowie die Stop­Start­ und  Drucktechnik. Vor allem aber eifriges Masturbieren.

V. Sexuelle Fähigkeiten lassen sich erlernen 

Das Training beginnt  Nun beginnt der praktische Teil. Nun sind Sie gefordert, nun sollen Sie mitmachen. Bevor  Sie anfangen, beantworten Sie bitte die folgenden Fragen:  1. Will ich wirklich unser Sexualleben verändern und verbessern? Will ich noch höhere  Gipfel der Lüste erklimmen?  2. Bin ich bereit, mir dazu Zeit zu nehmen und Ruhe zu gönnen?  3. Kann ich mich dazu zurückziehen und Distanz zu den Alltagsdingen bekommen?  4. Ist unsere Beziehung eigentlich völlig intakt?  5. Haben wir keine Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft? Verwenden wir  zuverlässige Verhütungsmittel?  6. Bin ich offen für neue sinnliche Empfindungen, für ungewohnte Berührungen an allen  meinen Körperteilen?  7. Habe ich ein waches Interesse am Experimentieren? Habe ich Lust, mit allen Teilen  meines Körpers alle Regionen meiner Partnerin zu erforschen?  8. Kann ich Lust empfangen, ohne gleichzeitig das Bedürfnis zu haben, Lust zu geben?  9. Kann ich Lust bereiten, ohne dabei den Anspruch zu haben, parallel dazu befriedigt zu  werden? 

Mitteilen, was gefällt und was nicht  Haben Sie alle Fragen mit "ja" beantwortet? Gut. Dann fangen Sie an. Machen Sie die  Übungen aber stets nur solange, wie sie Ihnen und Ihrer Partnerin Spaß machen. Hören  Sie bei Unlustgefühlen auf. Geben Sie Ihrer Partnerin während der Übungen zu  verstehen, was Ihnen gefällt und was nicht. Hören Sie im umgekehrten Falle auch auf sie.  Zeigen Sie ihr durch Gesten und Laute, wie sehr Ihnen ihr Tun gefällt. Sprechen Sie mit  ihr hinterher über Ihre Empfindungen und Erfahrungen. 

VI. Nicht gleich ejakulieren! 

Das Zwanzig­Minuten­Programm für Ausdauer und Multiorgasmus

Diese Übungen dienen speziell dem Herauszögern der Ejakulation. Sie seien Männern  ans Herz gelegt, die den Liebesakt verlängern wollen, die womöglich multiorgasmisch  werden möchten. Sie seien besonders jenen empfohlen, die unter einer regelrechten  "Ejaculatio praecox" leiden, denen "es" also bereits bei oder kurz nach der Einführung des  Gliedes in die Scheide kommt.  Als Ziel peilen wir eine Dauer von zwanzig Minuten an, die der Penis erregt und erigiert  durchhält, ehe ein Orgasmus und/oder eine Ejakulation erfolgt. 

Zwei bewährte Techniken  Illusorisch? Keineswegs. Es gibt zwei bewährte Techniken, mit denen auch Sie das  Zwanzig­Minuten­Ziel erreichen können. Zum einen ist das die Drucktechnik (auch  Squeeze­, Preß­, Kneif­ oder Quetschtechnik genannt), die von William Masters und  Virginia Johnson entwickelt wurde. Zum anderen ist es die Stop­Start­Methode, die James  Semans erdacht hat. Wir raten Ihnen, beide Möglichkeiten auszuprobieren, um  herauszufinden, welche Ihnen behagt und bei Ihnen wirkt. Sie können auch miteinander  kombiniert werden. Außerdem sollten Sie so oft wie möglich masturbieren. Dabei lernen  Sie Erregungsablauf und Reizschwelle kennen. Daneben sollten Sie Ihre  Beckenbodenmuskulatur trainieren. Wenn Sie diese beherrschen, dann können Sie auch  dadurch den Erguß kontrollieren.  Eine andere Möglichkeit, eine Ejakulation herauszuzögern, heißt Karezza. Bei dieser  Praktik verharrt der Penis unter Umständen ein bis zwei Stunden in der Vagina, ohne daß  es zur Ejakulation kommt. Geistige Höhepunkte sollen dabei die körperlich­nassen  ersetzen. 

Stop! Start!  Wichtig ist, möglichst oft, am besten regelmäßig, diese Übungen zu machen. Halten Sie  sich feste Wochentage und Uhrzeiten frei, beispielsweise den Montag, Mittwoch, Freitag  und Sonntag zwischen acht und zehn Uhr abends. Stornieren Sie alle anderen  Verpflichtungen und Verabredungen. Stellen Sie Telefon und Klingel ab, sorgen Sie für  eine entspannte Atmosphäre.  Zunächst beschreiben wir Ihnen die Stop­Start­Methode, die Sie so mit Ihrer Partnerin  durchspielen können:  Beginnen Sie Ihr Liebesspiel in der Weise, wie Sie es gewohnt sind. Mit Zärtlichkeiten,  Liebkosungen, dem Entkleiden. Legen Sie sich auf den Rücken. Schließen Sie die Augen,  atmen Sie tief durch. Genießen Sie bewußt die Gefühle, die nun auf Sie zukommen. Ihre  Partnerin streichelt jetzt Ihren Körper. Sie kommt dabei immer näher an Ihre  hocherogenen Zonen, an die Schenkelinnenseiten, den Hodensack, den Penis heran. Sie

masturbiert Ihr Glied mit ihrer Hand. Konzentrieren Sie sich auf die Empfindungen, die Sie  dabei erleben. Denken Sie an nichts anderes, versuchen Sie nicht, sich abzulenken.  Wenn Sie ihre herannahende Ejakulation spüren, geben Sie ihr ein vorher vereinbartes  Zeichen. Sie hört dann sofort mit der Stimulation auf. 

Rechtzeitig die "Bremse" ziehen...  Ihr Drang, zu ejakulieren, wird abflauen. Auch Ihre Erektion wird zurückgehen. Danach  wird Ihre Partnerin Ihren Penis erneut stimulieren. Ihre Erektion wird zurückkehren, und  irgendwann stehen Sie wieder vor dem Ejakulationsdrang. Dann geben Sie wieder das  vereinbarte Zeichen, und Ihre Partnerin stoppt erneut ihre Handarbeit. Das wiederholen  Sie bitte viermal. Danach geben Sie kein Zeichen und ejakulieren.  Es ist kein Grund zur Aufregung, wenn Sie bereits vorher kommen müssen. Fangen Sie  die Übung einfach noch einmal an. Es gibt immer ein nächstes Mal. Wiederholen Sie die  Übung, bis Sie die Zeichen des kommenden Ergusses zuverlässig erkennen können.  Hat das zwei­ bis dreimal geklappt, kommt der zweite Schritt. Es ist die prinzipiell gleiche  Übung, nur wird diesmal der Penis mit einem Gleitmittel eingerieben. Das ist sehr  erregend und vermittelt stark das Gefühl des Gliedes in der weichen, warmen und  feuchten Vagina.  Statt mit Hilfe der Gleitcreme kann die Partnerin den Penis auch oral stimulieren, also mit  ihren Lippen und dem Mund. Lassen Sie sich wieder solange stimulieren, bis der Erguß  vor der Tür steht. Geben Sie das Stop­Zeichen, und die Partnerin hört auf. Nach dem  Abklingen des Ejakulationsdrucks geht es wieder weiter, insgesamt viermal. Dann dürfen  Sie endlich ejakulieren. 

Auch beim Koitus "Stop­Start"  Danach kommt der Koitus, das Einführen des Penis in die Vagina. Auch hier gilt das Stop­  Start­Prinzip. Dabei legen Sie sich wieder entspannt auf den Rücken. Die Frau kniet oder  hockt sich, mit dem Gesicht Ihnen zugewandt, auf Sie. Halten Sie sie an den Hüften und  führen Sie sie auf und ab. Konzentrieren Sie sich auf die Empfindungen, die Ihr Penis aus  der Scheide übermittelt. Genießen Sie diese. Wenn Sie das Nahen der Ejakulation  spüren, halten Sie Ihre Partnerin an. Warten Sie, bis sich der Drang gelegt hat. Dann  machen Sie weiter, wiederum viermal mit "Stop" und dann bis zum Erguß. 

"Stop­Start" bei Stellungswechsel  Ist Ihnen diese Ejakulationskontrolle wiederum ein paarmal gelungen und haben Sie das  Gefühl, länger durchzuhalten, dann probieren Sie andere Stellungen und Bewegungen

aus. Machen Sie allmählich stärkere, stoßende Bewegungen. Koitieren Sie in der  Seitenlage, und vertauschen Sie ganz zum Schluß die oben/unten­Positionen. Wenn Sie  oben liegen, knien oder hocken und darüberhinaus noch aktive Bewegungen ausüben, ist  die Ejakulationskontrolle am schwierigsten. Gelingt Ihnen in dieser Stellung eine  befriedigende Kontrolle über Ihren Erguß, sind Sie an Ihrem ersten Ziel angelangt. 

Orgasmus ohne Ergüsse  Wollen Sie mehr, nämlich bei dem Stop einen Orgasmus erleben, ohne zu ejakulieren,  müssen Sie anhand dieses Schemas weiter üben. Sie müssen sich immer weiter an den  Punkt der "ejakulatorischen Unvermeidbarkeit" heranpirschen, müssen den  Sekundenbruchteil spüren, der über Herausspritzen oder Drinbleiben der  Samenflüssigkeit entscheidet. Das fleißige Training und ein gutes Gespür für diesen  Punkt sind die Hauptvoraussetzung zum Multiorgasmus. Hilfreich ist die Beherrschung der  Beckenbodenmuskeln, die Sie im kritischen Moment anspannen müssen, um den Erguß  aufzuhalten oder sogar umzuleiten. Für das Erlernen dieser Orgasmen ohne Ergüsse gibt  es keine zeitlichen Vorgaben. Wie schnell und ob man überhaupt multiorgasmisch wird, ist  individuell verschieden. Viele brauchen Wochen oder Monate, manche schaffen es gar  nicht. 

Druck auf den Penis  Nach dem Stop­Start­Muster verfährt man bei der Drucktechnik. Nur wird hierbei statt des  Loslassens beim "Stop!" auf den Penis gedrückt. Dieser Druck läßt das Ejakula­  tionsbedürfnis schwinden. Kurz unterhalb der Eichel, in Höhe der Kranzfurche, wird kräftig  zugedrückt. Der Daumen liegt dabei auf dem Bändchen an der Unterseite des Gliedes,  während Zeige­ und Mittelfinger auf der entgegengesetzten Seite liegen. Es wird solange  gedrückt, bis die Erektion verschwindet. Mindestens drei bis vier Sekunden, unter  Umständen auch bis zu zehn oder fünfzehn Sekunden sollte der Druck anhalten. Danach,  nach einer kurzen Pause von etwa einer halben Minute, beginnt dann erneut die  Stimulation per Hand, Mund oder in der Scheide. Meldet sich die Ejakulation zurück, wird  wieder zugedrückt. 

Druck stoppt Erguß  Dieser Druck verhindert recht verläßlich den Erguß. Körperlich ähnliche Wirkungen lassen  sich erzielen, wenn man einen Finger fest gegen den Samenleiter preßt, das heißt auf den  Damm zwischen Hodensack und After. Wirksam ist auch das Niederhalten der Hoden.  Bei sexueller Erregung werden die Hoden zum Körper hin angehoben, und der Grad ihres  Anstiegs ist entscheidend für die Intensität des Ergusses. Wenn er sich ankündigt, kann  man sie mit der Hand herunterziehen und das Ejakulieren verhindern. Die Partnerin kann  auch ­ was als besonders aufregend empfunden wird ­ mit dem Mund die Hoden zu

umschließen versuchen und sie damit rechtzeitig nach unten ziehen. Einige Männer  klemmen sie sich zwischen die Beine, um die Ejakulation zu unterbinden. Das ist alles  Geschmacks­ und Gefühlssache, das können Sie ja alles mal ausprobieren. 

Zeitig drücken ist alles  Der Ablauf der Drucktechnik­Übungen entspricht weitgehend dem Stop­Start­Programm:  Sie legen sich auf den Rücken. Die Frau massiert und reibt Ihren Penis. Beim Punkt der  ejakulatorischen Unvermeidbarkeit drückt sie in der beschriebenen Weise auf Ihr Glied.  Anfangs kann es sinnvoll sein, daß Sie Ihre Finger über die Ihrer Partnerin legen, um ihr  zu zeigen, wo und wie stark sie zudrücken soll. Sie muß zwar fest pressen, aber es darf  natürlich nicht weh tun. Anschließend werden Sie die beruhigende Erfahrung machen,  daß eine verlorengegangene Erektion wiederkommt. Vier­ bis fünfmal lassen Sie Ihre Frau  oder Freundin noch beizeiten zudrücken, dann entladen Sie sich. Nach zwei, drei solcher  Liebesbegegnungen machen Sie diese Übungen mit Gleitmitteln oder mündlicher  Stimulation. Und zwar drei­ bis viermal. 

Ein Ritt mit Beherrschung  Im nächsten Schritt setzt sich die Frau rittlings auf Sie, das Gesicht Ihnen zugewandt. Den  Penis führen Sie noch nicht ein. Vielmehr wiederholen Sie die Stimulation mit  zweimaligem Zudrücken.  Danach führt sie Ihren Penis in ihre Scheide ein, indem sie sich quasi auf ihn setzt. Dort  verharrt er weitgehend regungslos. Wenn Sie den Drang zur Ejakulation verspüren,  entläßt sie ihn aus der Scheide und drückt wieder zu. Anschließend führt sie ihn wieder  ein. 

20 Minuten ohne Ejakulation  Langsam dürfen Sie bei den folgenden Übungsstunden mit zurückhaltenden  Beckenbewegungen beginnen. Schaffen Sie es, dieses Spiel fünfzehn bis zwanzig  Minuten lang ohne Ejakulation fortzusetzen? Wenn ja, dann darf auch Ihre Partnerin ihr  Becken rühren, dann können Sie beide sich immer ungehemmter entfalten und neue  Stellungen ausprobieren.  Auch wenn Sie dabei wieder zwanzig Minuten durchhalten, sollten Sie im nächsten halben  Jahr noch wenigstens einmal wöchentlich ein paar Druckübungen vor dem eigentlichen  Koitus machen.  Für Multiorgasmus­Kandidaten gilt das gleiche, was am Ende des Stop­Start­ Kapitels  gesagt wurde.

Mit der Partnerin sprechen!  Das Stop­Start­Programm und die Drucktechnik sind äußerst erfolgversprechende  Methoden zur Ejakulations­kontrolle. Bei dem überwiegenden Teil aller Mitmacher wird  nach wenigen Wochen Geschlechtsverkehr mit einer Dauer von zwanzig Minuten bis zur  Ejakulation möglich sein.  Es kann aber auch Probleme geben. Es kann zu Unlust während des Trainings kommen,  und es kann zu Unzufriedenheit mit dem Ergebnis kommen. 

Die Frau übernimmt den aktiven Part  Beide können des "Stop­Startens" oder des "Drückens" überdrüssig werden,  insbesondere dann, wenn sich nicht schnell ein sichtbarer Erfolg einstellt. Damit solche  Paare nicht aufgeben, ist ihnen nach drei Wochen eine "freie" Liebesnacht pro Woche  gestattet. In dieser können sie miteinander schlafen, ohne sich um Stop­Start­ oder Druck­  Kommandos zu kümmern.  Ein anderes Problem kann die einseitige Hinwendung zum Mann, das einseitige  Herauskitzeln seiner Lust sein. Die Partnerin kann frustriert sein, weil sie dabei zu kurz  kommt und unbefriedigt bleibt. Möglicherweise fühlt sie sich zur Therapeutin, gar zur Dirne  degradiert. Sie führt den Mann zum Orgasmus, doch wer stimuliert sie?  Abhilfe ist möglich: Der Mann kann die Partnerin klitoral reizen, mit seinen Händen oder  der Zunge. Aber: Das darf erst nach dem Absolvieren seines Trainings passieren.  Zunächst also müssen die Übungen nach den von uns beschriebenen Stop­Start­ oder  Druck­Methoden beendet sein, das heißt, der Mann muß ejakuliert haben. Erst dann darf  (und soll) er sich um seine Frau oder Freundin kümmern. Würde er während seiner  Stimulation daran denken und abgelenkt werden, wäre der Erfolg des Trainings in Frage  gestellt.  Die Tatsache, einseitig Zärtlichkeiten und Lust zu empfangen, wird von Männern  unterschiedlich verkraftet. Für einige ist das etwas Neues und Positives. Sie waren  bislang der aktive und gebende Teil des Paares. Nun aber liegen sie passiv da und  empfangen etwas von ihrer Partnerin. Sie genießen es, und sie erfahren dadurch, wie  sehr ihre Frau oder Freundin sie liebt.  Hat jedoch das Selbstwertgefühl des Mannes einen Knacks, ist er besorgt über die  Haltbarkeit der Beziehung, so kann die Auslieferung an ihre Aktivität beträchtliche Ängste  auslösen. Er kann sich davor fürchten, von der Frau abgelehnt und nicht mehr für voll  genommen zu werden. 

Auf Problemsuche

Gespräche zwischen den beiden können solche Partnerschaftsprobleme lösen. Die  gemeinsame Beschäftigung mit so etwas Intimen wie ihrer Sexualität und die  Notwendigkeit, darüber zu reden, dient auch ihrer Kommunikationsfähigkeit auf anderen  Gebieten.  Ist das nicht möglich, sitzen die Probleme tief und befördern sie möglicherweise andere,  verdrängte ans Tageslicht, sollte man sich nicht scheuen, die Hilfe von Fachleuten in  Anspruch zu nehmen. Eheberatungsstellen und Psychologen sind die richtigen  Ansprechpartner.  Gelegentlich zeigt sich nämlich, daß eine sexuelle Störung ein stabilisierendes Element  einer Beziehung war. Ein Beispiel: Eine Frau, die sich gegenüber ihrem Mann unsicher  und unfähig fühlte, brauchte regelrecht sein Problem mit dem vorzeitigen Samenerguß.  Sie konnte Toleranz und Verständnis zeigen, er mußte sich mit Dankbarkeit revanchieren.  Seine Störung machte ihn von ihr abhängig. Und nun, da er wieder gut funktionierte? Hat  er da nicht an solcher Attraktivität gewonnen, daß er sich andere, tollere Frauen nehmen  könnte? Da kommt dann das Gefühl der Minderwertigkeit und Schwäche bei der Ehefrau  wieder hervor.  In diesem Fall ist es wichtig, dieser Frau die Liebe und Wertschätzung des Mannes zu  vermitteln und zu beweisen. Problematisch ist es auch, wenn sich sexuelle  Funktionsstörungen von Frauen bisher hinter denen der Männer verstecken konnten und  nun, da diese Männer "geheilt" sind, ans Tageslicht gezerrt werden. Klar, daß etliche  Frauen von zu früh ejakulierenden Männern Orgasmusschwierigkeiten hatten. Wie sollten  sie auch durch sechs, sieben Stöße zum Höhepunkt gebracht werden?  Aber wieso kommt es ihr nun, wo er zwanzig Minuten durchhalten kann, immer noch  nicht? Auch dabei wird schlagartig eine Rollenverteilung, an die sie sich gewöhnt hatte,  umgedreht. Er war bisher der Problemfall, sie die Leidtragende, die Märtyrerin. Nun ist es  auf einmal umgekehrt, sie hat eine Störung.  Freilich: Auch diese ist zu therapieren. Allerdings erst im Anschluß an das  Übungsprogramm des Mannes. Der muß erst einmal wirklich gelernt haben, seine  Ejakulation unter Kontrolle zu haben. Anschließend kann sich um die Partnerin  gekümmert werden. Es ist zu hoffen, daß Frauen, die das betrifft, diese Aussichten nicht  als Gefahr ansehen, sondern als eine Chance. Auch ihre Probleme mit Orgasmus und  Libido können gelöst werden. 

Selbstgemachte Lust  Masturbation ist eine vergnügliche Form der Sexualbetätigung. Und sie ist ein wichtiges  Element bei unseren Übungen zu größerer Ej akulationssicherheit und mehrfachen  Orgasmen. Durch die Masturbation lernt man seine sexuellen Reaktionen kennen, spürt,  wie sich die Erektion ausbreitet und wieder zurückgeht. Merkt, wann die Schwelle erreicht

wird, hinter der Ejakulation und Orgasmus ausgelöst werden. Erfährt, durch welche  Berührungen und Bewegungen der Lustgewinn am höchsten wird. Sie sollten sich, auch  wenn Sie eine Partnerin haben, zweimal wöchentlich eine halbe Stunde für die  Selbststimulierung nehmen. Das wird auch dem zweisamen Sex dienen, denn in den  gehen Sie mit Sicherheit fitter und geschickter. 

Masturbation ist keine Ersatzbefriedigung  Auch in einer Partnerbeziehung hat die Masturbation wichtige Funktionen. Sie balanciert  ungleiche Sexualgelüste der Partner aus und baut individuelle Spannungen ab. Sie verhilft  Ihnen, der im Augenblick vielleicht das Bedürfnis nach sexueller Befriedigung hat, zu  einem angenehmen Orgasmus, ohne daß Sie Ihre gerade lustlose Partnerin "benutzen"  müssen. Und umgekehrt.  Es ist für beide Teile besser, sich bei Bedarf allein abzureagieren, als einen gerade  schlecht aufgelegten Partner zu bedrängen und auszunutzen. Zu Rücksichtnahme in einer  Beziehung gehört auch das Erspüren jener Stunden, in denen der andere keinen Spaß  am Sex hat. Masturbieren sollten beide, wenn ihnen danach ist. Sie sollten darüber  miteinander sprechen, damit nicht der Partner beleidigt ist, wenn der andere seine Hand  ihm vorzieht. Es muß klar sein, daß man nicht masturbiert, weil der Partner unattraktiv ist  oder einem sexuell nichts mehr gibt.  Masturbation ist keine Ersatzbefriedigung, es ist keine unterentwickelte Form der  Sexualität. Sie ist weder etwas Minderwertiges noch Krankhaftes, sie ist weder schädlich  noch macht sie süchtig. Schuld­ und Schamgefühle ihretwegen sind völlig unangebracht. 

Experimentieren macht Spaß  Es gibt eine Menge Techniken zur Masturbation. Das Experimentieren mit ihnen macht  Spaß und regt an. Ob man zart mit den Fingerspitzen die Eichel tätschelt, ob man lieber  kraftvoll "Fräulein Faust" auf­ und niederfahren läßt, ob man das Glied zwischen den  Handflächen hin­ und herrollt oder ob man die Hoden krault, das wird jeder Mann selbst  herausfinden. Ob frau ihren Kitzler reibt, oder ob frau die Vulva streichelt, ob frau gerne  einen Vibrator benutzt oder ob frau ihre Brustwarzen drückt, wird auch sie erfahren.  Neben dem physischen Reiz hat die Selbstbefriedigung einen psychischen. Gefordert wird  dabei nämlich auch Phantasie und Träumerei. Beim Masturbieren kann man/ frau sich  Gedanken hingeben, für die beim intimen Kontakt mit dem Partner oft kein Raum ist. Ist  man alleine, ist alles erlaubt.  Möchten Sie Ihre Ejakulation hinauszögern und kontrollieren, empfehlen wir Ihnen diese  Übung:

Fahren Sie mit Ihrer Hand sanft den Penisschaft auf und ab. Machen Sie das nicht hastig,  aber auch nicht einschläfernd. Reiben Sie sich an den Punkt der ejakulatorischen  Unvermeidbarkeit heran und stoppen dann. Die Erektion wird langsam abklingen, aber Sie  können sie durch erneutes Stimulieren wieder aufbauen.  Versuchen Sie, zwanzig Minuten Ihr Glied zu masturbieren, ohne den Ejakulationspunkt  zu erreichen. Stimulieren Sie sich dreimal bis an die Schwelle zum Erguß hoch, und  entladen Sie sich beim vierten Mal. Statt einfach mit dem Reiben und Massieren  aufzuhören, können Sie zur Vermeidung der Ejakulation auch die Drucktechnik  anwenden.  Eine wirksame Unterstützung erfährt die Ergußblockade auch durch das Anspannen und  Loslassen der Beckenbodenmuskeln.  Sie sollten später auch ein Gleitmittel verwenden, um das vaginale Gefühl zu simulieren.  Versuchen Sie auch so, dreimal die Ejakulation zu unterdrücken. Beim vierten Mal darf es  dann naß werden. 

Masturbation ­ auch bei Potenzstörungen  Sollten Sie unter Potenzstörungen leiden, dann resignieren Sie nicht, sondern  masturbieren Sie trotzdem. Auch ein schlaffes oder halb erigiertes Glied läßt sich bis zum  Orgasmus streicheln, rollen und reiben. Nutzen Sie statt  Ihrer starken Hand einmal die andere zum Masturbieren. Sind Sie Rechtshänder, dann  benutzen Sie mal die linke Hand. Dabei erleben Sie ein anderes, neues Penisgefühl. Ihr  Glied fühlt sich mit links gleich viel größer an. 

Training für die Beckenmuskeln  Die Beckenbodenmuskeln sind für die Erektion ohne Bedeutung, werden aber bei  Ejakulation und Orgasmus um so aktiver. Dementsprechend kann man durch ihre  Beherrschung Erguß und Höhepunkt beeinflussen. Bereits während Sie jetzt dasitzen und  lesen, können Sie diese Muskeln spüren und anspannen. Versuchen Sie einmal. Ihren  Penis anzuheben oder Ihren After bewußt zusammenzuziehen! Und unterbrechen Sie  beim nächsten Wasserlassen bewußt den Strahl! 

Ein wichtiger Muskel  Das sind erste Übungen, die Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit machen sollten.  Der wichtigste dieser Muskeln ist der Hamleiterschließmuskel, im Fachjargon Pu­  bococcygeal­Muskel genannt. Für seine Fitneß sollten Sie sich bleibende Übungszeiten  mit festen Trainingseinheiten einrichten. Hundertmal täglich ist der Muskel für drei

Sekunden anzuspannen. Will man multiorgasmisch werden, bedarf er einer noch  intensiveren Fürsorge. Konkret: 200 Kontraktionen pro Tag.  Fangen Sie behutsam an, mit 50 Kontraktionen in der ersten und 100 ab der zweiten  Woche. Üben Sie in Blöcken von je 20 bis 25 An­ und Entspannungen: morgens vor dem  Aufstehen, kurz vor dem Mittagessen, beim Nachmittags­Kaffee, während des  Werbefernsehens.  Dadurch werden Sie für die Tätigkeit dieser Muskeln sensibilisiert, werden bei Ejakulation  und Orgasmus ihre Zuckungen bewußt wahrnehmen. Sie werden in diese Reflexe  eingreifen können und dadurch Ejakulationen unterbinden und hinauszögern. 

Wie die Frau den PC­Muskel gekonnt einsetzt  Auch Ihre Partnerin kann etwas für die Kräftigung ihrer Beckenbodenmuskulatur tun. Bei  ihr haben diese Muskeln eine noch größere Bedeutung, denn sie sind Kontrollorgane für  sämtliche Öffnungen in diesem Bereich, auch für den Eingang zur Vagina. Sie kann mit  der Kraft ihres Pubococcygeal­Muskels beispielsweise den Penis in ihrer Scheide  regelrecht festhalten.  Und das hat für Sie, der Sie die Herauszögerung des Ergusses und die Erzielung  mehrerer Orgasmen lernen wollen, folgenden praktischen Wert: Erstens kann sie diesen  Vaginalmuskel als Element der Drucktechnik einsetzen. Kann sie damit genügend Kraft  entwickeln, dann zieht sie ihn am Punkt der ejakulatorischen Unvermeidbarkeit  zusammen und übt so den Druck auf den Penis aus, den sie sonst mit den Fingern  verursacht hätte.  Zweitens kann sie nach einer Ejakulation die Steifheit des Gliedes um eine gute  Viertelstunde verlängern. Sie spannt ihre Muskeln etwa zwanzig Sekunden lang an und  umschließt damit das Glied. Die extreme Empfindlichkeit des gerade leergespritzten Penis  und die daher rührende Abneigung, gleich eine weitere Nummer anzuhängen, wird  dadurch vermindert. Der Mann kann danach ohne Schmerzgefühle oft direkt  weitermachen. Beim zweiten Koitus ist er überdies in der Regel meist ausdauernder und  schenkt sich und seiner Partnerin so einen noch grandioseren Höhepunkt. 

Himmel auf Erden  "Karezza geht von der Tatsache aus, daß der sexuelle Umgang mit Orgasmus zum  Zwecke der Lusterfüllung Frevel an der schöpferischen Kraft ist, und daß dieser Frevel,  diese Vergeudung, Hauptfaktor zu Leid und Weltübeln ist." So steht es in einem Lehrbuch  zur Karezzaliebe (von Cesare A. Dorelli) zu lesen. Die Behauptung, daß Sex und der  Orgasmus mit Ejakulation eine Vergeudung von Kräften sei, ist schlichtweg falsch. Wer  sie dennoch aufstellt und danach handelt, der muß das Wissen beiseiteschieben und  durch das Glauben ersetzen. Das Glauben daran, daß man die sexuellen Körper­ und

Lebenskraftströme in rein geistige Bahnen lenken kann. Darauf basiert Karezza. Karezza  hat viel mit Glauben und Meditation zu tun, und nur sehr wenig mit körperlich­sinnlicher  Beglückung. 

Karezza ­ eine bewegungslose Form des Geschlechtsverkehrs  Karezza bedeutet die Einführung des Gliedes in die Scheide der Frau und das stille  Verharren dort. Beide Partner bewegen sich nicht, stoßen nicht, kreisen nicht. Karezza ist  eine bewegungslose Form des Geschlechtsverkehrs, die mit der Erschlaffung des Gliedes  und nicht mit Erguß und Orgasmus endet.  Die Lehren von der Karezzaliebe kamen aus Indien und China und waren fest verbunden  mit Meditationsübungen und einer vergeistigten Lebenseinstellung. Es ging darum, den  Geist zu erheben und den Körper zurücktreten zu lassen. Die Bande gegenseitiger  seelischer Verbundenheit sollten lustvollere Gefühle als die bloß körperlichen Reaktionen  hervorrufen. Aus Fernost wurde berichtet, daß manche Männer es stundenlang in den  Scheiden der Frauen aushielten, ohne zu ejakulieren, und daß sie in dieser Zeit  besonders weise und effektiv denken konnten. So tätigten manche Kaufleute ihre  Geschäfte, während ihr Penis in der Partnerin steckte. In der gleichen Lage führten  Politiker Verhandlungen und schrieben Dichter Bücher.  "Karezzakraft ist Lebenselexier und Jungbrunnen in einem. Karezza ist Himmel auf  Erden", schreibt Dorelli. "Die Ejakulation erfolgt jetzt nicht durch Orgasmus und Ausstoß  des Spermas, sondern umgewandelt als seelische Flut, als Beglückung, die fühlbar den  ganzen Körper des oder der Geliebten befruchtet, überflutet, beseligt, verjüngt, stählt,  verschönt, für alle Schönheit der Welt und alles Glück der Erden aufschließt und  bereitet..."  Solch einen innigen Karezza­Genuß werden nur diejenigen erleben können, die voll in  diese geistig­meditative Tiefe eintauchen können. Nur die werden auf Dauer den  Orgasmus entbehren und durch diese diffuse "seelische Ejakulation" ersetzen können.  Sexualmediziner warnen zudem vor Schäden durch den dauernden Orgasmus­ und  Ejakulations­Verzicht (reine Karezza­Fans ejakulieren nur zum Zwecke der Zeugung von  Kindern). 

Karezza ­ eine Liebesvariante gegen verfrühten Erguß  Als Abwechslung zum normalen Koitus aber kann Ka­rezzaliebe mal ganz schön sein.  Auch als therapeutisches Mittel bei Ejaculatio praecox taugt sie.  Einen Versuch ist sie allemal wert: Nehmen Sie mit Ihrer Partnerin eine bequeme,  liegende Position ein, am besten nebeneinander. Schieben Sie Ihren erigierten Penis in  die Vagina.

Beginnen Sie nun nicht mit rhythmischen, stoßenden Bewegungen, auch wenn Ihnen  danach zumute ist. Bleiben Sie ruhig, auch wenn es schwerfällt. Schenken Sie das, was  Sie sonst mit den Bewegungen Ihrer Partnerin geschenkt hätten, mit Worten und Gesten.  Sagen Sie ihr, wie gern Sie sie haben und streicheln Sie dabei Ihren Körper. Blocken Sie  aber alle Lüste ab, sich doch noch gehenzulassen. Lenken Sie sich notfalls mit Gedanken  an anderes ab, plaudern Sie über Gott und die Welt.  Man(n) kann es erstaunlich lange mit einem reglosen Penis in einer stillen Vagina  aushalten. Das allein ist schon eine lehrreiche, positive Erfahrung. Auch wenn der Penis  schlapp wird, soll er in ihr bleiben. Droht er herauszurutschen, dann kann mit einigen  erotisierenden Bewegungen und ganz vorsichtigen Beckenbewegungen die Erektion  wiederhergestellt werden.  Als einzig seligmachende Sexualpraktik können wir Karezza nicht empfehlen. Aber als  Variante und "Rückhalteübung" sollte sie mal durchgetestet werden. 

VII. Vertreiben Sie den Streß aus dem Bett! 

Das Empfindungstraining gegen Potenzschwierigkeiten und Orgasmusstörungen  Es gab Zeiten, da war die Couch in der Praxis des Psychologen das wichtigste Utensil zur  Behandlung von sexuellen Störungen. Darauf übte man allerdings nicht, es besser zu  machen. Man lag regungslos da und hatte dem Psychologen seine Träume und  Kindheitserinnerungen zu schildern. Der bemühte sich, dadurch tiefsitzende neurotische  Konflikte ausfindig zu machen. Er versuchte, sie in eine von Freuds frühkindlichen Phasen  einzuordnen, sie mit Problemen in der analen oder oralen Phase zu begründen. 

Bei Sexualstörungen ging es auf die Couch  Das ist noch gar nicht so lange her. Und heute gibt es immer noch genügend Meister  dieser Analytiker­Zunft, die so tief bohren, um Sexualprobleme zu erklären und zu  behandeln. Die Erfolgsquoten waren und sind indes jämmerlich niedrig.  Anders wurde es mit der Sexualtherapie von William Masters und Virginia Johnson. Die  beiden als Orgasmus­Forscher bekanntgewordenen Sexologen erkannten, daß  geschlechtliche Funktionsstörungen meist recht simple und offen­liegende Ursachen  haben: Leistungsdruck, Versagensangst, Spannungen und Streß, schlechte  Partnerkommunikation. Praktische Übungen standen bei ihrem Therapiekonzept im  Vordergrund. Die Klienten ­ mitmachen müssen immer beide! ­ fanden sich zu einem  zwei­ bis dreiwöchigem Aufenthalt in ihrem Institut ein. In dieser Urlaubs­ und  Sanatoriumsatmosphäre fand täglich eine Sitzung, ein Gespräch mit einem  Therapeutenpaar statt. Das gab den Problembeladenen dann Anweisungen zu Übungen

zur Steigerung der Empfindungsfähigkeit, zum Genießen von Zärtlichkeiten, zum Erfahren  der körperlichen Reaktionen bei Erregung und Höhepunkt. Dadurch konnte die vielfach  blockierte Erlebnisfähigkeit wieder erlernt werden. Man steigerte sich in immer  anregendere Praktiken, wobei der Koitus aber strikt verboten blieb. Besonders bei  Erektionsschwierigkeiten des Mannes und Libido­ und Orgasmusstörungen der Frau  erzielten Masters und Johnson beachtliche Erfolge. Durchschnittlich 80 Prozent ihrer  Patienten wurden "geheilt", auf Dauer. Die Rückfallquote war auch nach Jahren äußerst  gering. 

Werden Sie Ihr eigener Therapeut  Weiterentwickelt wurde dieses Konzept der Sexualtherapie von der Amerikanerin Heien  Singer Kaplan. Sie und ihre Kollegen führen die Therapie ambulant durch, wodurch sie  länger dauert, aber viel mehr Menschen anspricht. Denn der Masters/Johnson­  Intensivkurs war eine teure und wertvolle Urlaubswochen verzehrende und  kapazitätsmäßig begrenzte Angelegenheit.  Auch für Frau Kaplan galten die Hauptprinzipien: Der oder die Sexualpartner/in wird  beteiligt, die sexuellen Reaktionen werden stufenweise trainiert, der Koitus ist verboten.  Auf solchen Sexualtherapien basieren unsere Trainingsprogramme zur Steigerung der  Empfindungsfähigkeit. Wir sind uns völlig klar darüber, daß wir nicht die großartigen  Erfolge versprechen können, die Kaplan und Masters/Johnson erzielen. Denn uns fehlt  das gegenseitige Gespräch, das gemeinsame Reden über Ihre Wünsche und Ihre  Probleme. Wir können uns nicht von Ihnen schildern lassen, wie Ihnen die Übungen  gefallen haben, wir können nicht mit gezielten Ratschlägen und Verbesserungstips darauf  antworten.  Wir können Ihnen Femstudieneinheiten aufgeben und Sie auffordern, diese gemäß  unseren Anweisungen zu erledigen. Und wir können nur hoffen, daß wir Ihnen genügend  Informationen über die Hintergründe von sexuellen Reaktionen gegeben haben. Damit  wollten wir Sie in die Lage versetzen, Ihre eigenen Sexualpraktiken kritisch zu überprüfen,  damit Sie eventuelle Probleme richtig erkennen und therapieren können. Und damit Sie  Ihre sexuellen Fähigkeiten weiterentwickeln und Ihre Erfüllung finden können.  In den meisten Fällen sexueller Störungen ist ein Therapeut entbehrlich. Vor allem dann,  wenn Sie gar keine Probleme im Bett haben, sondern "nur" Ihre Fertigkeiten verbessern  wollen. Wenn Sie das Ziel des Zwanzig­Minuten­Koitus ohne Erguß erreichen wollen,  multiorgasmisch oder einfach sensibler für die Körpersignale werden möchten.  Alles, was wir Ihnen in dem nachfolgenden Empfindungstraining empfehlen, macht Spaß  und steigert die Lust. Auch wenn es nicht zu dem von Ihnen erhofften Ergebnis führen  sollte, so schadet es doch nicht. Brechen Sie es aber ab, wenn sich Unlustgefühle  melden.

Kommunikation zwischen den Partnern ist wichtig  Vor allem: Reden Sie mit Ihrer Partnerin. Das Sprechen über die sexuellen Empfindungen  und Wünsche ist ein wesentliches Element dieser Übungen. Es ist oft so, daß eine  derartige Kommunikation bisher fehlte, daß man sich dazu unfähig fühlte. Daß Sexuelles  tatsächlich als unaussprechbar galt. Die vorgeschlagenen Übungen sind eine  hervorragende Möglichkeit, diese Kommunikation nachzuholen, die eigenen Bedürfnisse  und die des Partners kennenzulernen und zu bejahen.  Lassen Sie bei allen Trainingsschritten Ihre Partnerin wissen, was Ihnen wie gefällt.  Achten Sie auch auf solche Reaktionen Ihrer Partnerin, auf Laute und Gesten. Wenn  sexuelle Funktionsstörungen der Grund Ihres Trainings sind, dann denken Sie immer  daran, daß beide gleichermaßen mitmachen. Es gibt keinen "kranken" und keinen  "gesunden" Partner.  Die Empfindungsübungen bieten ausgezeichnete Chancen zur Bewältigung von  Erektionsstörungen (Impotenz) und flauen Orgasmusgefühlen des Mannes sowie  Libidomangel (Frigidität) und Orgasmusproblemen der Frau. Leidet die Frau unter  Scheidenkrämpfen (Vaginismus), so ist das Programm nicht anzuwenden. Statt dessen  sind Dehnungsübungen angezeigt, die wir an anderer Stelle beschreiben. Auch bei  vorzeitigem Samenerguß (Ejaculatio praecox) sollte man diese Übungen zunächst nicht  praktizieren. In diesen Fällen ist das Training nach der Stop­Start­Methode oder mit der  Drucktechnik durchzuführen. Wenn dadurch eine ausreichende Kontrolle der Ejakulation  erreicht worden ist, kann man dieser das Empfindungstraining folgen lassen.  Bei dem Empfindungstraining geht es um das Geben und Nehmen lustvoller  Berührungsreize. Sie sollen weder einen Orgasmus noch einen Samenerguß haben. Sie  dürfen keinen Koitus ausüben! 

Schmusen und streicheln, küssen und kraulen  Beim Empfindungstraining sollen Sie und Ihre Partnerin sich gegenseitig streicheln und  liebkosen. Sie sollen erkunden, welche Berührungen Ihnen am meisten Spaß machen.  Sie sollen die lustvollen Signale Ihres Körpers intensiv wahrnehmen und ungestört  genießen. Sie sollen nicht an Erektion und Orgasmus denken. Ihr Glied braucht nicht zu  erigieren, und Ihre Partnerin braucht ihm nicht dazu zu verhelfen. Sie sollen nur Lust und  Freude spüren, nicht mehr und nicht weniger.  Schaffen Sie eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Lassen Sie die Alltagssorgen vor  der Tür, denken Sie nicht an Arbeitsplatz, Schule oder Verwandtschaft. Der Abend, wenn  das Tagwerk verrichtet ist, eignet sich besonders gut. Baden oder duschen Sie sich.  Ziehen Sie sich völlig aus, legen Sie sich gemeinsam nackt ins Bett.

Auch Schmusen und Streicheln will gelernt sein  Jeweils abwechselnd wird der eine von dem anderen gestreichelt. Nur eine Person ist  jeweils aktiv, die andere genießt passiv die Berührungen.  Wann gewechselt wird, entscheidet jedes Paar selbst. Jeder wird merken, wenn er genug  vom Streicheln oder Gestreicheltwerden hat; dann werden die Rollen getauscht. Möglich  ist auch, für eine ganze Nacht die Rollen festzulegen und beizubehalten. Sie können mit  einer "Nacht der Frau" beginnen, in der nur Sie Ihre Partnerin streicheln. Am nächsten  Tag ist es dann umgekehrt, da widmet sie sich nur Ihnen. So, nun fängt das  Empfindungstraining, Stufe eins praktisch an:  Streicheln Sie zunächst Ihre Frau. Sie legt sich auf den Bauch. Sie legen, setzen oder  hocken sich daneben. Beginnen Sie mit einer Aufwärmrunde: Streicheln Sie sie ganz  leicht über den ganzen Körper. Das "richtige", intensive Streicheln beginnt bei ihrem Kopf.  Fangen Sie dort an, kraulen Sie besonders Ohren und Hals. Arbeiten Sie sich ganz  langsam den Rücken hinunter. Jedes Stückchen Haut soll von Ihnen berührt, geherzt und  beschmust werden. Nehmen Sie sich viel Zeit, hüten Sie sich vor Oberflächlichkeit.  Wenn Sie das Gesäß, die Beine und die Füße abgegrast haben, wenn Sie beide das  Gefühl haben, mit den rückwärtigen Partien fertig zu sein, dreht sich Ihre Frau oder  Freundin auf den Rücken.  Nun streicheln Sie ihr Gesicht, ihren Bauch, ihre Beine und so weiter. Machen Sie aber  einen Bogen um ihre Brustwarzen, den Kitzler und den Scheideneingang. Berühren Sie  diese Stellen bitte nicht. 

Der Rollentausch  Später tauschen Sie die Rollen. Sie legen sich hin (zunächst auf den Bauch, dann auf den  Rücken) und genießen die Berührungen. Sie soll den ganzen Körper streicheln, außer  den Penis. Konzentrieren Sie sich auf die Empfindungen, die Sie durch das Streicheln und  die Küsse haben. Geben Sie ihr zu verstehen, ob und wie Ihnen das gefällt. Geht sie zu  hastig vor und wünschen Sie, daß ihre Finger oder ihre Zunge an einem bestimmten  Körperteil länger verweilt, dann teilen Sie ihr das mit. Ebenso, wenn Ihnen Berührungen  nicht gefallen. Drücken Sie sich mit Gesten, Bewegungen oder Lauten und möglichst nicht  mit Worten und in Sätzen aus. Sprechen ist Verstandessache, die von der Hingabe an  das Gefühl ablenken könnte.  Seien Sie phantasievoll, was die Technik des Streicheins, Kraulens, Massierens, Küssens  oder Liebkosens angeht. Lassen Sie nicht nur Ihre Hand und Ihren Mund wirken, nutzen  Sie auch andere Körperteile. Unterstützen Sie diese nach Geschmack durch Utensilien  wie einen Vibrator oder Federn, und verfeinem Sie Ihre Spiele durch die Verwendung von  Körperöl, Schlagsahne oder ähnlichem. Das ist aber, wie gesagt, Geschmackssache.

Nun sind die Genitalien dran...  Hat Ihnen die erste Etappe unseres Empfindungstrainings gefallen? Schön. Dann geht es  jetzt mit dem zweiten Teil weiter.  Weiterhin geht es darum, konzentriert Lust zu empfangen und zu genießen,  beziehungsweise zu geben. Es gelten auch die Voraussetzungen von Ruhe,  Ungestörtheit, Entspannung und Nacktheit weiter, außerdem das Koitusverbot. Beim  Empfindungstraining Teil 2 werden zusätzlich die Genitalien gereizt, ohne daß das mit  einem Orgasmus enden sollte. 

Intimspiele  Sie beginnen wiederum mit dem Streicheln des ganzen Körpers, verweilen aber nicht  lange dabei, sondern nutzen diese Gefühle eher zum Einstimmen und Anwärmen.  Beginnen Sie als Mann mit der Stimulierung Ihrer Partnerin. Umspielen Sie ihre Brüste,  berühren Sie die Nippel. Streicheln Sie diese zart, lecken Sie sie oder lutschen Sie daran.  Achten Sie darauf, ob Ihrer Partnerin das gefällt oder nicht. Nahem Sie sich den  Genitalien. Kraulen Sie in ihrem Schamhaar, tasten Sie sich zu Klitoris und Vulva vor.  Gehen Sie vorsichtig zu Werke, berühren Sie den Kitzler erst später und dann ganz sanft.  Umkreisen Sie den Scheideneingang, streicheln Sie über die Schamlippen. Dringen Sie  nicht unbedingt mit Ihrem Finger in die Vagina ein. Wenn anschließend Ihre Partnerin Sie  stimuliert, sollte sie sich ebenso vorsichtig Ihrem Penis und dem Hodensack annehmen.  Sie sollte eine Weile damit spielen, den Schaft auf­ und abfahren, die Eichel berühren, die  Hoden ertasten. Weder sie noch Sie sollten sich dabei um die Erektion kümmern, die sich  einstellen mag. Es geht nicht darum, sie zu einer Ejakulation und zu einem Orgasmus  auszunutzen ­ im Gegenteil.  Vermeiden Sie deshalb rhythmische, treibende Bewegungen. Und lassen Sie nach einer  Weile von den Genitalien ab und dirigieren Mund oder Hände in andere Körperregionen  um. Verschwenden Sie keine Gedanken an Ihre Erektion, die nun zurückgehen wird. Sie  kommt wieder, bestimmt. Dann, wenn sich Ihre Partnerin wieder Ihrem guten Stück  zuwendet. 

Möglichkeiten des gegenseitigen Sympathiebeweises  Es gibt bequeme, angenehme Stellungen für die zweite Stufe des Empfindungstrainings:  Will der Mann die Frau streicheln, dann setzt er sich so auf das Bett, daß er sich mit dem  Rücken an der Wand oder einem Teil des Bettes anlehnen kann. Zwischen seine weit  gespreizten Beine setzt sich die Frau, mit dem Rücken zu ihm. Sie lehnt sich an seine  Brust, der Mann kann sie nun leicht umfassen. Seine Hände können gut ihre Brust, ihren  Bauch, ihre Genitalien und ihre Schenkel erreichen.

Wenn sie ihn streicheln will, legt er sich am besten auf den Rücken. Sie setzt sich  zwischen seine gespreizten Beine, das Gesicht ihm zugewandt. So kann sie leicht seinen  Penis erreichen.  Für die orale Stimulierung sind alle möglichen sitzenden, knienden oder liegenden  Stellungen neben dem passivgenießenden Partner möglich. Dabei sollte man nur nicht die  klassische 69er­Stellung (Kopf bei Fuß) einnehmen, weil sie eine gleichzeitige orale  Stimulation provozieren könnte. Nach wie vor soll nur einer aktiv stimulieren und der  andere passiv genießen.  Die oralen Techniken Cunnilingus und Fellatio sind übrigens wunderbare Möglichkeiten  der Lustschenkung und des Sympathiebeweises. Gut achtzig Prozent aller sexuell  verkehrenden Menschen mögen diese oralen Praktiken und üben sie aus, andere aber  sträuben sich hartnäckig dagegen.  Oralverkehr ist kein Muß im sexuellen Umgang, und wenn er Ihnen nicht behagt, sollten  Sie ihn sich ersparen. Sind Sie aber bislang darin unerfahren geblieben, weil Sie einfach  Hemmungen, hygienische Vorbehalte oder nebulöse moralische Bedenken hatten, dann  können Ihnen unsere Empfindungsübungen möglicherweise weiterhelfen. Denn sie  fordern ja alles, was Spaß macht und sollen auch zu neuen Experimenten anregen. Eine  solch offene Atmosphäre könnte auch bestehende Aversionen gegen Mund­Genital­  Kontakte einfach durch das anregende und angenehme Gefühl dabei abbauen. 

Verschönerung der Schamhaare  Die Gewißheit, daß der andere nach dem Duschen oder Baden wirklich sauber ist und ein  Oralkontakt nichts "Schmutziges" sein kann, überwindet ebenfalls Hemmschwellen. Auch  kann man mit einer gewissen Genitalkosmetik Anreize schaffen, sich diesen Regionen  besonders freudig und auch mit Zunge und Lippen zu nähern. Haben Sie schon einmal  daran gedacht, sich nicht nur die Kopfhaare zu kämmen und zu schneiden, sondern auch  einmal die Schamhaare? Ein wenig Licht in dem Dickicht da unten kann sehr einladend  wirken, insbesondere bei Frauen. Allzuoft vermiest die weibliche Scham­Haarpracht dem  Mann den Cunnilingus und enthält der Frau eine schöne Kitzler­Empfindung vor. Stutzt sie  die Haare ein bißchen oder rasiert sie sie sogar ab, kann das den Partner entscheidend  dazu motivieren, dort mit seiner Zunge herumzuwirbeln. 

Eierlikör im Bauchnabel  Auch andere Frivolitäten können müde flackernde Liebesfeuer wieder entflammen.  Krönen Sie doch einmal Ihre Penisspitze mit Schlagsahne und einer kandierten Kirsche!  Wetten, daß sie zubeißt? Oder schlürfen Sie Eierlikör oder Honig aus ihrem Bauchnabel  oder von den Brüsten. Durch solche Ideen bleibt auch ein altbekannter Partner süß und  erregend. Und der freut sich, wenn Sie ihm das derart zeigen.

Die pure Lust  "Uns hat das Training einen irrsinnigen Spaß gemacht", erzählen Heike und Rolf, beide  um die vierzig und seit fünfzehn Jahren verheiratet. "Wir haben an drei Abenden das  Empfindungstraining der ersten Stufe durchgemacht und dann an einem Wochenende  den zweiten Teil angepackt. Wir hatten viel Zeit einkalkuliert; schließlich konnten wir am  nächsten Tag ausschlafen. Daß es aber bis vier Uhr morgens ging, hat uns doch erstaunt.  Es war so aufregend und schön, daß wir einfach nicht müde wurden."  Rolf: "Angenehm fand ich ­ im Gegensatz zum normalen Verkehr ­, daß ich nichts leisten  mußte. Ich wartete nicht darauf, daß der Penis hart wurde. Ich prüfte auch nicht, ob er  denn wirklich schön groß war. Ich fieberte auch nicht dem Eindringen entgegen. Ich  versuchte auch nicht, meiner Frau einen Orgasmus zu schenken. Bisher stand für mich  immer das Ergebnis im Vordergrund: Ich wollte mit Sex etwas erreichen, den Orgasmus  von uns beiden. Im Vergleich zu meinen Anstrengungen war das Ergebnis immer mager.  Und das waren manchmal Anstrengungen..." 

Höhepunkt ­ nicht beim Koitus  "Jetzt habe ich gemerkt, daß Erregung und Erektion ganz von selber kommen. Das ist  ganz natürlich, das verpflichtet nicht zum Miteinanderschlafen."  Heike: "Ich fand es toll, welche Gefühle ich erlebte, wo es überall kribbelte. Ähnliches  kannten wir bisher schon als Vorspiel. Aber das war stets eher eine Pflichtübung, der  möglichst schnell der Verkehr zu folgen hatte."  Heike und Rolf stimulierten sich bei dem Empfindungstraining derartig, daß sie beide  einen Orgasmus bekamen. Für beide war es ein ungewohnt intensives Erlebnis, auch,  weil dieser Höhepunkt nicht beim Koitus erlebt wurde. Mit diesen positiven Eindrücken hat  sich für die beiden das Training gelohnt. Sie werden auch den koitalen Verkehr in Zukunft  mit eindrücklicheren Orgasmen krönen können. Die häufigste und wichtigste Reaktion auf  das Empfindungstraining ist pure Lust: Spaß hat's gemacht, Genuß hat's gebracht. Neue  körperliche Empfindungen wurden erlebt, weiße Flecken der Anatomie erforscht. "Ich  hätte nicht gedacht, daß auch meine Brustwarzen so sensibel sind", sagt ein Mann.  Ein anderer: "Meine Frau streichelte mir ganz hingebungsvoll um das Poloch. Ich wollte  mich wehren, weil ich das als Schwulenpraxis ansah. Aber es war ein solch angenehmes  Gefühl, daß ich es geschehen ließ. Sie hielt sich auch deshalb so lange dabei auf, weil sie  mir verständlich machen wollte, daß auch sie sich Berührungen dort wünscht. Ich  revanchierte mich, und seitdem kennen wir eine Quelle der Lust mehr." 

Kein Koitusdruck

"Mich überzeugte das Koitusverbot", erzählt eine Frau. "Damit war schlagartig der ganze  Druck weg, der sonst gleich zum Koitus führt und verhindert, daß ich mich überhaupt  richtig entfalten kann. Bis ich bisher bereit war, war es meist auch schon wieder zu Ende  mit der Herrlichkeit. Manne schnaufte, ich war naß ­ und hatte nichts davon. Durch die  Übungen war ich seit langer Zeit wieder derart erregt, daß auch ich mir den Verkehr  wünschte. Wir taten es dann, und es war wunderbar..."  Wir wollen aber nicht verhehlen, daß es auch negative Reaktionen gibt, daß einige Paare  Schwierigkeiten haben, das Empfindungstraining durchzuführen. Manche können sich  nicht mit der ungewohnten Intimität anfreunden, mit dem Nacktsein und der Offenbarung  jedes Winkels ihres Körpers. Andere fürchten, daß der Partner sie körperlich unattraktiv  finden könnte, meinen, sie seien zu alt oder zu dick geworden. Teilweise gibt es auch eine  Abneigung gegen die Geschlechtsorgane des anderen, gegen ihr Aussehen, ihren Geruch  und ihre möglichen Absonderungen. Denkbar ist auch die Unfähigkeit, selbstsüchtig zu  sein und die Liebkosungen des Partners passiv zu genießen. 

Wenn das Empfindungstraining blockiert wird  All das kann die Empfindungen blockieren und den Erfolg des Programms vereiteln.  Andererseits bieten gerade die Empfindungsübungen hervorragende Möglichkeiten, sich  dieser Einstellungen bewußt zu werden und gegen sie anzugehen. Die Kommunikation  mit dem Partner ist dafür wichtig. Jeder wird dem anderen sagen, wie reizvoll er ihn findet  und wie gerne er ihn verwöhnt.  Wenn Sie solche Probleme mit unserem Training hatten, empfehlen wir Ihnen zunächst  einmal einen zweiten Versuch. Erfahrungsgemäß werden Widerstände und Abneigungen  bei einer Wiederholung wesentlich schwächer.  Eine andere Möglichkeit besteht in dem bewußten innerlichen Hervorkramen erotischer  Phantasien während der Übungen. Sollten Sie beim Streicheln Ihrer Partnerin  irgendwelche Schwierigkeiten haben, dann spielen Sie sexuelle Träume und Praktiken in  Ihrem Hirn durch. Gleiches kann auch Ihrer Frau oder Freundin im umgekehrten Fall  weiterhelfen. 

Ergänzende Therapieschritte  Steht hinter Ihrer Motivation zum Durchrühren dieser Empfindungsübungen eine sexuelle  Funktionsstörung und Sie sind über das "Heilungs"­Ergebnis enttäuscht, dann machen  Sie bitte mit ergänzenden Therapieschritten weiter. Das sind bei Impotenz und Frigidität  der nichtfordernde Koitus und bei Orgasmusstörungen der Frau die Masturbation.  Bei Ejaculatio praecox und Vaginismus sind die Empfindungsübungen höchstens als  zweiter Schritt angezeigt. Deren Therapie beginnt mit der Stop­Start­ und Drucktechnik

beziehungsweise mit Dehnungsübungen. Blättern Sie je nach Bedarf zu den  entsprechenden Kapiteln vor oder zurück. 

Koitus ohne Leistungsdruck  Der Geschlechtsverkehr ist normalerweise das Resultat sexueller Erregung mit ihren  körperlichen Begleiterscheinungen: Die Scheide der Frau wird feucht, das Glied des  Mannes erigiert. Der Verkehr selbst hat für beide ein Ziel, den Orgasmus.  Wenn es an sexueller Ansprechbarkeit (Frigidität) oder Erektion (Impotenz) mangelt, ist  häufig das Festklammem an diesem Ziel Orgasmus daran schuld. Die Partner haben  Angst, dem anderen diesen Orgasmus nicht schenken zu können. Sie glauben, seiner  Forderung aus dem Geschlechtsverkehr nicht nachkommen zu können. 

Der nichtfordernde Koitus  Um impotenten Männern und frigiden Frauen zu helfen, streichen wir nun die Forderung  nach dem Orgasmus beim Koitus. Es sollen nur die Gefühle und Empfindungen beim  Kontakt zwischen Vagina und Penis vermittelt und genossen werden. Mehr als diese  angenehme Berührung zweier intimer Körperteile soll der Koitus nicht bringen.  Die Grundtechnik für diesen nichtfordernden Koitus ist einfach: Die beiden Partner  streicheln und liebkosen sich zärtlich. Der Mann legt sich auf den Rücken, die Frau hockt  oder kniet sich über ihn. Sie führt seinen Penis in die Scheide ein. Der Mann bleibt im  wesentlichen passiv. Die Frau bestimmt Rhythmus, Richtung und Tiefe.  Bei frigiden Frauen hat das den Vorteil, daß sie das tun können, was ihr im Augenblick die  genußreichsten Signale bringt. Sie sollen sich nur auf diese Gefühle konzentrieren,  egoistisch nur ihre Befriedigung suchen.  Impotente Männer entlastet die Aktivität der Frau, auch sie können sich voll ihren  Empfindungen, möglicherweise auch ihren Phantasien hingeben. Männer werden generell  ausdauernder, wenn sie die passive Rolle einnehmen, außerdem erspart ihnen das eine  Menge körperlicher Anstrengung. Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn Leistungsdruck seine  Funktion stört oder wenn er das weiterführende Ziel des Multiorgasmus hat.  Der befriedigend funktionierende Partner hat jeweils eine therapierende, helfende  Funktion beim nichtfordernden Koitus auszufüllen: Der Ehemann oder Freund einer  frigiden Frau muß über ein gewisses Maß an Erektionssicherheit verfügen. Er muß ihr  sein steifes Glied zur Verfügung stellen, damit sie damit experimentieren, üben und  letztendlich Geschmack daran finden kann. Dem Mann soll zum Ende der Übung auf  jeden Fall zum Orgasmus verholfen werden, entweder durch entsprechend heftige  Bewegungen beim Koitus oder durch liebevolle Hand­Stimulation.

Beim impotenten Mann muß die Partnerin behutsam und aufmunternd versuchen, den  Penis in sich einzuführen. Ist die Erektion mangelhaft, dann soll sie das Glied regelrecht in  ihre Scheide stopfen. Das ist durchaus möglich, und allein dieses Erlebnis läßt so  manches schlaffe Ding drinnen aufwachen. Über diese Erektion darf man sich freuen,  aber man muß sie nicht zum Weiterkoitieren oder gar Ejakulieren ausnutzen.  In dieser Phase muß die Frau sich zurückhalten, auch wenn sie noch so gerne  weiterreiten würde. Nur sein Interesse, nur seine Erektion, nur seine Befriedigung zählt!  Sie wird später befriedigt, und zwar durch seine Hand­ oder Mundarbeit. Er sollte sich  dabei ausgiebig der Klitoris widmen, um zu merken, daß sie die Quelle weiblicher Lust ist  und daß sein Penis in ihrer Vagina dazu eigentlich gar nicht notwendig wäre.  Wenn sich die Erektionsfähigkeit des Mannes stabilisiert hat, kann das Paar seine  Aktivität steigern. Dann darf der Mann durchaus in der Frau ejakulieren, dann soll er  genehme Stellungen einnehmen, dann kann er Takt und Tempo bestimmen. Dann ist er  nämlich so gut wie "geheilt". 

Tricks und Kniffe gegen Potenzstörungen  Neben den nichtfordernden Liebestechniken gibt es Tricks und Kniffe, die Männern mit  Potenzstörungen weiterhelfen können: Nutzen Sie die morgendliche Erektion, die  "Morgenlatte" aus. Führen Sie in den frühen Morgenstunden das Empfindungstraining der  Stufe 2 durch.  Üben Sie oralen Sex aus. Mund­Genital­Kontakte werden großenteils innerlich als sehr  aufregend verarbeitet und bringen auch physiologisch angenehme Reizempfindungen.  Geben Sie sich erotischen Phantasien hin. Das baut Ängste ab und intensiviert die  Reaktion. Aber Achtung: Das kann bei manchen Partnerschaftsverhältnissen heikel  werden. Etwa dann, wenn die Frau auf das Traumwesen eifersüchtig wird, mit dem Sie in  Ihren Phantasien verkehren. Oder wenn solche Gedanken von Ihnen als pervers und  abnorm gewertet werden und Schuldgefühle hervorrufen.  Nutzen Sie die Drucktechnik aus. Damit wird Ihnen demonstriert, daß eine  verlorengegangene Erektion wiedergewonnen werden kann. Nachdem Ihre Partnerin  durch das Drücken Ihre Erektion zum Schwinden gebracht hat, wird sie Ihnen durch  liebevolle Stimulierung rasch wieder eine neue schenken. 

Dehnungsübungen gegen Scheidenkrampf  Bei Frauen mit Vaginismus verkrampft sich die Vaginalöffnung unwillkürlich bei der  Annäherung des Penis oder eines ähnlichen Körperteils oder Gegenstandes. Diese  Störung hat keine körperlichen Ursachen, auch wenn Betroffene mitunter  Hormonstörungen, Entzündungen oder ein "Ich bin zu eng gebaut" dafür verantwortlich  machen.

Es ist eine Phobie, eine krankhafte Angst vor dem Eindringen des Penis. Im Gespräch  können Psychologen versuchen, die Ursachen dafür herauszufinden und die Klienten zu  beruhigen und aufzufordern, diese Ängste offensiv anzugehen.  Dazu eignet sich ein Dehnungsprogramm, bei dem Gegenstände oder Körperteile  wachsender Größe eingeführt werden. Die Erfolgsquote dieser Methode liegt bei  annähernd hundert Prozent.  Sexualmediziner empfehlen unterschiedliche Dinge zum Einführen. Es gibt spezielle Stifte  aufsteigenden Kalibers aus Metall, Glas und Gummi, aber auch die eigenen Finger eignen  sich sehr gut. Rein gefühlsmäßig ist den meisten betroffenen Frauen dieses natürliche  Dehnungsinstrument am liebsten.  Die Dehnungsübungen beginnen mit dem Betrachten der Scheidenöffung mittels eines  Spiegels und dem Ertasten der Umgebung mit den Fingern. Die Frau umstreicht den  Eingang und fuhrt vorsichtig die Fingerspitze ein. Gelingt das, dann steckt sie in den  folgenden Übungen den ganzen Finger, später zwei hinein. 

Dehnungsübungen durch den Partner  Wenn auch das geschafft ist, wird der Partner hinzugezogen. Er tut nun das, was sie  schon vorher machte: Genaue Betrachtung, Einführung der Fingerkuppe, eines Fingers,  zweier Finger. Er führt sie langsam rein und heraus, versucht aber keinesfalls, seinen  Penis ins Spiel zu bringen. Dessen erster Auftritt muß vorher vereinbart werden, die Frau  darf unter keinen Umständen überrumpelt werden. Sie führt ihn behutsam ein, er zieht ihn  nach einigen Minuten wieder heraus. Dabei darf er keine Koitusbewegungen machen.  In dieser Phase ergibt sich der Rest durchweg von selbst. Die beiden beginnen mit  vorsichtigen Stößen, steigern sich, koitieren...

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