Neue Drogen / Mehr Drogen

  • Uploaded by: Dr. Ulrich Kobbé
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  • January 2021
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Ulrich Kobbe Immer neue und mehr Drogen - wie geht es weiter? Ein Essay

"Die Geschichte lehrt immer wieder: versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, daß keines für sich allein verändert werden kann, was begreiflich ist, denn subjektive menschliche und objektive gesellschaftliche Struktur sind nicht nur einander gegenseitig Objekt, sondern auch identisch."(105, S.283-284) Einführung "Über Drogen etwas sagen zu wollen, nach De Quincey, nach Baudelaire, nach Huxley und Michaux, nach Allen Ginsberg, nach Leary, Laing und Castaneda, da noch etwas Neues über Drogen sagen zu wollen, ist ein vermessenes und hoffnungsloses Unterfangen. Das Feld scheint ausgeschöpft: in der Poesie und Malerei, in der Wissenschaft und in der Politik" (141, S.105-106)*; das schrieb Wulff (141) bereits vor Jahren - nichtsdestotrotz will ich den Versuch hier machen und den Vortrag in 2 Teile gliedern. Zunächst geht es um Drogenmarktinformationen, um sogenannte harten Daten, dann anschließend um den gesellschaftliche Kontext, die individuelle Dynamik und Motivation des Konsumenten, die drogenpräventiven und drogentherapeutischen (Un)Möglichkeiten. Drogenmarkt aktuell Zur Zeit erleben wir in der BRD eine neue, die 5. Drogenwelle. Nach der Marihuana- und Haschischwelle, der LSD-Welle, der Heroinwelle und der Kokainwelle schwappt nunmehr die Welle synthetischer Drogen mit verheerender und oft tödlicher Wirkung auf den Drogenmarkt. Die Situation ist derzeit dadurch gekennzeichnet, daß die BRD für sich feststellen kann und muß, "in Europa das Heroin-Verbraucherland Nummer l zu sein. Daran wird sich auch künftig nichts ändern. Im Gegenteil, schon heute können wir feststellen, daß wir auch das Kokain-Verbraucherland Nummer l in Europa geworden sind. In der Bundesrepublik haben inzwischen mehr als 3 Mill. Jugendliche von insgesamt 9 Mill. zwischen 10 und 20 Jahren schon einmal illegale Rauchgifte probiert. Abhängig ... sind heute nach den neuesten Erkenntnissen der Europa-Statistik zwischen 80.000 und 100.000.

* s. 5; 21; 22; 23; 31; 32; 64; 79; 94

- 2Kenner der Drogenscene multiplizieren die Zahlen der Abhängigen und Toten mit dem Faktor 3, um wenigstens annähernd die Grauzone zu erfassen. - Zur Gesamtzahl der Drogenabhängigen gehören aber neben den Rauschgiftabhängigen noch ca. 800.000 Arzneimittelabhängige und ca. 2,1 Mill. Alkoholabhängige. Zählt man die genannten Zahlen zusammen, kommt man zu dem erschreckenden Ergebnis, daß heute mehr als 3 Mill. Bundesbürger suchtkrank sind" (124, S.15). Ergänzend ist weiter festzustellen, daß sich die obengenannten 'Drogenwellen' nicht gegenseitig ablösen, sondern sich überschneiden, verzahnen und ergänzen. Entsprechend gibt es nicht (mehr) den Heroinabhängigen, den Kokainabhängigen usw., sind fast alle Konsumenten sogenannte Polytoxikomane, Mehrfachabhängige von unterschiedlichen Substanzen. D.h. zum einen, daß der Einstieg durch Haschisch und der spätere angeblich zwangsläufige Umstieg auf Heroin und/oder Kokain eine Behauptung aufgrund falscher Interpretation empirischer Befunde ist (108; 68): vielmehr gibt es unterschiedlich populäre Drogen, die zu den jeweiligen Einstiegsdrogen werden, dann aber auch mehr oder weniger schnell zu körperlichen und psychischen Schäden (16; 17; 131) sowie zur sozialen Desintegration führen. So wird an Schulen beispielsweise Heroin zum Rauchen angeboten, an anderen Schulen wiederum Haschisch - ganz abgesehen von den sogenannten legalen Drogen Alkohol oder Nikotin. Entsprechend ist das Einstiegsalter der sich heute in Therapie befindlichen Abhängigen statistisch mit 11,3 Jahren zu errechnen! Zur Wirkung und Auswirkung von Drogen in Stichworten(115; 40), wobei ich bei Alkohol (s. 44), bei Coffein (s. 49), bei Nikotin (s. 121) und Beruhigungs-, Schlaf- oder Schmerzmitteln (s. 8) Ihre eigenen Alltagserfahrungen voraussetze, bei 'exotischeren' Drogen wie z.B. Pilzen (s. 122) auf die Darstellung verzichte. Haschisch Haschisch wird in seiner Wirkung bezüglich Intensität und Qualität sowohl von der Höhe der Dosis wie auch der Persönlichkeit des Konsumenten bestimmt. "Der Cannabisrausch macht im allgemeinen euphorisch, häufig wird der Konsument von Heiterkeit geradezu überwältigt. Aggressivität ist äußerst selten - im Gegensatz etwa zur Alkoholwirkung. Charakteristisch ist die Veränderung der Sinneseindrücke bzw. deren Verarbeitung: akustische Reize, z.B. Musik, werden verschärft und besonders eindringlich, oft verzerrt, wahrgenommen. Optische Reize, Formen und Farben wirken äußerst intensiv, es kann -wie bei anderen

- 3Halluzinogenen- zu glänzenden, farbigen Visionen kommen; winzige kleine Gegenstände können in gigantischer Größe erscheinen, vermutlich durch Veränderung der Aufmerksamkeit und Konzentration. Bei völlig klarem Bewußtsein verändert sich das Körper- und Raumempfinden. Der Berauschte hat vielfach das Gefühl, sich in Glas statt in Luft zu bewegen; dies kann sich bis zum Eindruck völliger Lähmung steigern, was dann in der Regel starke Angst auslöst. Ebenfalls angstbesetzt kann der Eindruck der Orientierungslosigkeit sein: selbst eine völlig vertraute Umgebung kann fremdartig verzerrt wirken. Das Zeitgefühl kann sich massiv verändern: Sekunden dehnen sich zu Stunden. Regelmäßig zu beobachten ist das sogenannte 'Amotivationssyndrom1: der Konsument wirkt apathisch-gleichgültig, er ist unfähig, Pläne in Handlung umzusetzen, Leistungsanforderungen erscheinen lächerlich und werden ignoriert. Subjektiv kann der Betroffene dies positiv als Gefühl ausgeglichener Ruhe empfinden, aber auch negativ als Hilflosigkeit. Es verwundert kaum, daß gerade das Amotivationssyndrom in einer leistungsorientierten Gesellschaft als 'Aussteigen1 abgelehnt wird. Bei langdauerndem kontinuierlichem Konsum hoher Dosen wurden Hirnschäden mit Delirien, toxische Psychosen, Intelligenzminderung und körperlicher Verfall beobachtet" (40, S.39-40). Haschisch sei nur "ein sogenanntes Rauschgift", verharmlost Leonhardt (82) die Wirkung dieses Suchtmittels; auch Schneider(llS) bestreitet, daß Haschisch bei regelmäßigem und langjährigem Gebrauch mehr als nur eine alternative Lebensform sei. Dem entgegen stehen gut strukturierte Untersuchungen von Täschner (132) und beispielsweise Stosberg und Lösch (128), die die obengenannten Langzeit- und Folgeschäden ausdrücklich bestätigen und belegen (s.a. 25; 135). "haschu haschisch inne tasche haschu immer wasu nasche" LSD LSD ist heute kaum noch ein Thema in Therapien aufgrund seiner Unberechenbarkeit: "Im LSD-Rausch verschwinden die Grenzen zwischen dem erlebenden Ich und der Außenwelt mehr oder weniger. Das kann als beglückendes, ja beseligendes Einheitserlebnis empfunden werden oder aber als dämonische, mit dem Verlust des vertrauten Ich einhergehende, Entsetzen einflößende Wandlung. Ob die Reise ins Paradies oder in die Hölle führt, kann nicht vorausgesehen werden. Darin liegt die eigentliche Gefahr des LSD. Die mit einem Höllen-Trip verbundenen Verwirrtheitszustände

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können sich bis zu psychotischen Zusammenbrüchen steigern oder zu schweren Zwischenfällen, tödlichen Unfällen oder gar Selbstmord führen. LSD ist denkbar ungeeignet als Mittel, seinen Problemen im Rausch zu entfliehen; es verstärkt im Gegenteil die Konfrontation mit denselben" (61, S.1127). Insofern ist LSD wegen der Nichtvoraussehbarkeit jedes einzelnen 'Versuches1 eine äußerst gefährliche Droge. Heroin Heroin -ein Opiat- ist zur Zeit die Droge: Opiate "wirken vor allem auf das zentrale Nervensystem, allerdings nicht bei allen Menschen gleich. Es kommt darauf an, ob die hemmenden oder die erregenden Effekte überwiegen. Bei kleinen Dosen kann es sowohl zu Müdigkeit bzw. Schläfrigkeit als auch zur Euphorie kommen. Die Morphineuphorie ist ein Zustand, in dem die Affekte, die Stimmung und Gefühl bestimmen, nicht mehr voll wirksam werden. Dadurch werden Ängste und Konflikte -vor allem im Zusammenhang mit Aggressionen, Schmerz und Sexualität- bedeutungslos oder treten gar nicht mehr auf. ... Vor allem bei Ersteinnahme können auch Angst, Mißmut und Unlustgefühle im Vordergrund stehen. Hohe Dosierung kann zentrale Dämpfung, tiefen Schlaf und sogar ein Koma bewirken. Alle Substanzen wirken schmerzlindernd" (40, S.27-28). Die Entzugssymptome "steigern sich von tränenden Augen, laufender Nase, Schweißausbrüchen, unruhigen schlafähnlichen Zuständen und Angstgefühlen über Pupillenerweiterung, Appetitlosigkeit, Unruhe, Zittern bis zu Schlaflosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen im Bauchbereich, Durchfall. Nicht selten tritt ein lebensbedrohlicher Kreislaufkollaps auf. In diesem Stadium kann es zu Delirien, tiefsten Depressionen, elementarer Angst mit hoher Suicidgefahr, eventuell auch zu halluzinatorischen Psychosen und cerebralen Krampfanfällen kommen" (40, S.29); s.a. Cohen (26) und Wüster (140). "nimmt der opi opium bringt opium den opi um" Kokain Kokain erregt schon in kleinen Dosen das gesamte zentrale Nervensystem und bewirkt "Ruhelosigkeit, Redseligkeit, Schlaflosigkeit. Der Konsument hat das subjektive Gefühl von erhöhter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und damit ein gesteigertes Selbstbewußtsein. Dieser euphorische Zustand wird begleitet von gesteigerter Empfindlichkeit vor allem der visuellen Wahrnehmung und des Gehörs. Es kommt zu sexueller Erregung. Optische, akustische und taktile Halluzinationen können auf-

- 5treten, die beim Konsumenten unberechenbare, unter Umständen gewalttätige, Reaktionen hervorrufen. Periodisch können Depressionen auftreten, bei denen Suicidgefahr besteht, ebenso Wahnideen und Verfolgungsangst" (40, S.36-37); einige Arbeiten zur Kokainabhängigkeit und zur Therapie von Kokainabhängigen finden sich bei Heckmann (53; 54), bei Täschner und Bort (133) sowie bei Spotts und Shontz (127). Designer-Drogen Die neuen synthetischen Rauschgifte werden auch 'Designer-Drogen' genannt, weil ihre Hersteller sie wie Architekten entwerfen und immer wieder abwandeln."Das Unglaubliche dabei: die gewissenlosen Chemiker dürfen ihre Zutaten ganz legal in jeder Apotheke oder Chemikalienhandlung kaufen. Aus den bekannten und z.T. harmlosen Grundsubstanzen entstehen im Labor chemische neuartige, hochpotente Suchtmittel, die den Behörden anfangs unbekannt sind und die deshalb auch auf keiner Verbotsliste stehen. ... Vorbilder für die Designer-Drogen sind in der Regel hoch wirksame Medikamente, z.B. Fentanyl (ein Narkosemittel), Pethidin (ein Schmerzhemmer) oder das schon seit 100 Jahren bekannte Aufputschmittel Amphetamin. ... Amerikanische Labortäter entdeckten das Betäubungsmittel Fentanyl als Droge und wandelten seine chemische Struktur geringfügig ab. Damit hatten sie eine neue, offiziell unbekannte Drogensubstanz geschaffen. Als die Behörden sie verboten, änderten die Chemiker die Zusammensetzung erneut. Wieder war eine Droge entstanden, die zunächst ganz legal verkauft werden durfte. Rund 30 solcher Fentanyl-Verbindungen sind bisher auf dem Drogenmarkt aufgetaucht - mehr als 1000 sind theoretisch denkbar. Die Wirksamkeit mancher Retortendroge ist so hoch, daß sie das ohnehin schon starke Heroin 300-, 1000- oder in einem Fall sogar 7000-mal übertreffen können. Weil die Wirkung so extrem hoch ist, lassen sich die synthetischen Rauschgifte kaum exakt dosieren. Schon ein winziges 'Staubpartikelchen1 zuviel löst eine Katastrophe aus. Sie sind die Ursache von hunderten von Todesfällen in den USA und einigen in der Bundesrepublik. Aber auch die 'richtige' Dosierung schützt keineswegs vor gesundheitlichen Schäden. Je nach Substanz auftretende Gedächtnislücken, Depressionen, starke Verfolgungsängste, Halluzinationen und aggressives 'Durchdrehen' sind noch relativ harmlose Erscheinungen, die dem kurzen Höhenflug folgen. An die negativen Folgen denkt natürlich keiner von denen, die das neue Rauschgift probieren. Im Gegenteil. Namen wie 'Engelsstaub', 'Cosmic Space' oder 'Cadillac' klingen ja nicht nach körperlicher und seelischer Zerstörung.

- 6Sie klingen einladend, vielversprechend. Und so sehen die Drogen häufig auch aus. In Kapsel- oder Tablettenform wirken sie hygienisch und leicht konsumierbar. Niemand muß sich mehr mit einer blutigen Spritze die Finger schmutzig machen" (124, S.13-14); s. spezieller Thamm (134). "acid is ecstasy and ecstasy is good for you" Ebenfalls im Ansteigen begriffen ist verbunden mit dem Trend zu synthetischen Drogen der Mißbrauch des Aufputschmittels Amphetamin, der ähnlich dem Konsum von Kokain auf ein neues Verhalten der Drogenmißbraucher hinweist: "Bisher ist es ihr Ziel gewesen, 'zuzumachen1, sich zu betäuben, um in einer 'Null-Bock-auf-Nichts-Neutralität' die 'böse Umwelt möglichst nicht wahrzunehmen'. Der neue Trend geht dahin, 'aufzumachen', sich aufzuputschen und damit möglichst aktiv zu sein. Amphetamin führt schnell zu einer starken, vorwiegend psychischen Abhängigkeit, warnt das Innenministerium. Sehr bald wird die Dosis auf das 10- bis 50-fache gesteigert, was zu Denkzerfahrenheit, Halluzinationen, schweren organischen Hirnschäden und Amphetaminpsychosen führt. Die Folgen können tödlich sein" (100). Crack Dann ist da noch Crack, zu deutsch "Mauerputz" (98) - "das neue 'VolksKokain' oder auch 'Fast-Food-Kokain'; Crack (Kokainbase) entsteht durch chemische Umwandlung der Substanz Kokainhydrochlorid. Es wird mit kohlensaurem Natrium (Backpulver) und Wasser über einer heißen Flamme zusammengebacken. Dabei vergrößert sich das Volumen um das 6-fache. Crack wird mit einer Pfeife oder als Joint -meist in Verbindung mit Marihuana oder Tabak- geraucht. Das 'Volks-Kokain' ist billig. ... Die Wirksamkeit von Crack ist dadurch gegeben, daß durch das Rauchen eine starke Resorption in den Lungen erfolgt, was eine Anflutung im Gehirn innerhalb weniger Sekunden zur Folge hat. Der erlebte Effekt ist explosiv und kann tötlich wirken. Dieser plötzliche starke Rausch, verbunden mit einem intensiven starken euphorischen Zustand, hält höchstens 20 Minuten an. Danach folgt eine Phase der Ruhelosigkeit, Gereiztheit, aber auch absoluter Depression. Crack ist in der Zwischenzeit auch in der Bundesrepublik vorhanden. Laboratorien zur illegalen Herstellung von Crack sind entdeckt worden; es hat erste Tote gegeben. Aber zu der befürchteten Crack-Welle ist es bisher noch nicht gekommen" (124, S.15-16); s.a. Spiegel-Spezial (126, S.49-55).

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Lösungsmittel Weiter steigt die Tendenz zum Schnüffeln von Lösungsmitteln und Klebstoffen (2): es wird geschätzt, daß 30.000 bis mehr als 300.000 Schüler und Studenten täglich schnüffeln, so die Angaben der 'Schnüfflerhilfe' München(102) und von Speckmann (124, S.16). Schnüffler atmen fast alle lösungsmittelhaltigen chemischen Verbindungen ein, um in einen rauschähnlichen Zustand zu geraten. Die Gefahr des Langzeitschnüffelns liegt in der Schädigung von Nervensystem und Gehirn, die im Extremfall bis zum Schwachsinn führen kann. Sehr früh kommt es zu einer psychischen Abhängigkeit. Die bisher einzige Schnüfflerhilfe in der Bundesrepublik macht die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, daß immer mehr Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit dem Einatmen von Lösungsmitteln machen. "Längst sei Schnüffeln keine 'Droge der Arbeiterkinder' mehr, der Mißbrauch von Lösungsmitteln gehe inzwischen durch alle Bevölkerungsschichten" (102, S.44) . Ergänzend bleibt weiter festzustellen, daß "die bekannten Drogenersatzstoffe (Arzneimittel mit Suchtpotential) wie z.B. Temgesic 0,3, Medinox, Mandrax, Fortral, Vesparax, Methadon, Methaqualon, ... in der Drogenscene nach wie vor ihren Stellenwert (haben). Auch Captagon ist wieder 'in', seit es dem BtMG unterstellt wurde" (124, S.16); s.a. Jäckle (65,5.11 ff.). Süchtige Gesellschaft Führen wir die Ist-Analyse fort: "Wir leben in einer drogenfreundlichen Gesellschaft, die das Bedürfnis nach dem Konsum psychoaktiver Mittel Tag für Tag neu intensiviert. Die Errichtung einer drogenfreien Gesellschaft ist absurd und zugleich utopisch. Wir alle müssen lernen, kontrolliert mit den in dieser Gesellschaft zur Verfügung stehenden Drogen umzugehen, ohne daß es zu einem abhängigen Verhalten kommt. Es gibt immer Gebrauch, aber auch Mißbrauch von legalen wie illegalen Drogen" (118,5.107). Wenn unsere Gesellschaft einerseits derart "drogenfreundlich" ist, so wehrt sie/wehren wir die eigene Süchtigkeit ab, kommt es zum inflationären und unreflektierten Gebrauch des Suchtbegriffs(109; 66; 85): allein die Wortneuschöpfungen mit der Komponente 'Sucht' erhalten nach einer Untersuchung von Deissler (29) immer häufiger eine negative, oft jugendfeindliche Bedeutung: dies könne "eine Ventilwirkung für bewußt oder offen nicht zugegebene Feindseligkeit der begriffsbildenden und die Medien beherrschenden Generation gegenüber der nächsten, der jungen Generation

- 8sein". Damit aber handelt es sich um ein Generationen- und ein gesamtgesellschaftliches Problem, das u.a. durch einen Wertewandel gekennzeichnet und bedingt ist, das auch durch geschriebene Verständigungstexte (96) nicht überbrückt werden kann. Nach demoskopischen Umfragen breiten sich "gerade jene Einstellungen weiter aus, die den Gebrauch von Rauschgift so verlockend machen. Auf die Frage: 'man fragt sich ja manchmal, wofür man lebt, was der Sinn des Lebens ist. Worin sehen Sie vor allem den Sinn des Lebens?1 antwortet seit 1974 eine ständig wachsende Zahl in der deutschen Bevölkerung: den Sinn meines Lebens sehe ich darin, 'das Leben zu genießen' und 'daß ich glücklich bin, viel Freude habe'. Die Vorstellung, man könne glücklich sein, Lebensfreude im direkten Zugriff gewinnen, macht den Drogengebrauch besonders verführerisch", konstatiert Noelle-Neumann (97, S.27). Beim Stichwort 'Glück' fällt dann aktuell schon auf, daß just das (pathologische?)Glücksspiel als Form 'nicht-stoffgebundenen süchtigen Verhaltens' entlarvt wurde (13; 93; 78), daß der diesjährige Kongreß der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie unter dem ebenso unsinnigen wie bemerkenswertem Motto "Macht Therapie glücklich?" steht (86; 51) und daß in den Hitlisten ein Song mit dem Titel "Don't worry - be happy" hoch oben steht. Offensichtlich werden ergänzend neben sportlichen Aktivitäten über die Massenmedien Verfahren und Therapien angeboten, die in unserer Gesellschaft eine Kompensation der alltäglichen Belastungen (s. 6) versprechen. "Ihre Attraktivität erhalten solche Angebote darüberhinaus durch den Hinweis, daß nach einiger Übungszeit neue Erfahrungs- und Erlebnisdimensionen entwickelt sind, die ein glückliches und zufriedenstellendes Leben ermöglichen: von befreiter, entspannter Sexualität über lustvolle Formen körperlicher Bewegung bis hin zu der 'Aufweichung des körperlichen Panzers', die als Voraussetzung für ein sensibles Leben angesehen werden. Lust und Entspannung, sofern man sie nur in sich und seinen Körper aufnehmen will, gelten als Synonym für Glück und Gesundheit. Dieser Hypostasierung selektiver Psychotherapien und ihrer vermeintlichen Wirkung kann inzwischen der Vergleich zur Werbung für pharmazeutische Produkte hergestellt werden. Die Privatisierung und Individualisierung gesellschaftlicher Konflikte und Probleme innerhalb der Lebensbedingungen -deren historischer Verlauf von dem amerikanischen Medizinsoziologen Renee Fox (1979) als 'from sin-to-crime-to-sickness evolution1 charakterisiert wird- ist deshalb eine sozialpolitische und -ökonomische Strategie der Prävention bzw. Intervention, die von 'der Verherrlichung individuellen Selbstvertrauens gekennzeichnet ist' (...).

- 9Daß dies aber im Zuge der strukturellen Krisen der Industriegesellschaft mit ihren arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Folgen (Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Ausbildungsplatzmangel, Kürzungen im Sozial-Budget etc.) den Menschen tendenziell abhanden gekommen ist, wird gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Die Entspannung, die dem Individuum abgefordert wird, enthalten ihm die staatlichen Agenturen und sozialen Institutionen bereits seit langem vor. Die Stilisierung des entspannten, lustbetonten Körpers als Ausdruck für die individuelle Gesundheit bleibt angesichts dieser gesellschaftlichen Verhältnisse und der nuklearen Bedrohung ein böser, wenn auch konkreter Schein, denn: 'es gibt kein richtiges Leben im falschen1" (Adorno 1983, S.42) (42, S.76). Ein neuer Sozialisationstyp? Eindringlich beschreibt Lasch (80) das neue Zeitalter des Narzißmus, das neue Bewußtsein und den gesellschaftlichen Eingriff ins Ich mitsamt der Herausbildung narzißtischer Persönlichkeiten (s.a.119). Gerade dies erinnert an die Arbeiten von Ziehe (142) zur Entstehung "eines 'neuen', von der traditionellen bürgerlichen Pubertätsproblematik abweichenden Sozialisationstypus, der gekennzeichnet ist, durch - ein symbiotisches Verhältnis zur Mutter, das zu einer 'Konservierung' der archaischen Mutterrepräsentanzen im kindlichen Unbewußten führt; - ein Streben nach Befriedigung, das nicht so sehr über Objektbeziehungen vermittelt wird, sondern über das Erlebnis von narzißtischen Gleichgewichtszuständen ; - ein diffus ins Kosmische erweitertes, auf Omnipotenz abzielendes archaisches Ich-Ideal; - eine schwache Identifikation mit den postödipalen Elternrepräsentanzen und ein hierdurch bedingtes 'Offenbleiben' des ödipalen Konflikts; - die Verdrängung der aus den verschärften Überich-Konflikten resultierenden Schuldgefühlen; - ein dem Realitätsrisiko narzißtischer Kränkungen aus dem Weg gehendes Verweigerungsverhalten, das vorwiegend der Abstützung des äußerst verletzlichen Selbstwertgefühls dient" (7, S.XI); s.a. Henseler (55), Bruder-Bezzel und Bruder (18), Roth(112). Weiter erinnert all dies in seiner Gesamtheit an die zwar nicht empirisch belegten so doch von -eigener- Erfahrung geleiteten Feststellung, Drogenabhängige seien zunehmend 'frühgestört' im Sinne einer nur unvollständig gelungenen

- 10 Ablösung aus der symbiotischen Mutter-Kind-Beziehung und/oder einer mißlungenen, traumatischen Triangulierung(10; 73; vgl. a. 72). Um so intensiver müssen die regressiven Bedürfnisse nach Wiedererlangung/ Wiederherstellung beglückender, unproblematischer, emotionale Wärme spendender Beziehungen sein - und sei dies 'nur' die Beziehung des einzelnen Subjekts zum Ersatzobjekt Droge. Denn diese Gesellschaft vermag immer weniger erstrebenswerte Ziele anzubieten oder aber die Wahrscheinlichkeit zu bieten, daß individuelle Ziele tatsächlich erreichbar sind: die vermeintliche Offenheit, die Mitsprache- oder Mitwirkungsmöglichkeiten, die Wahlmöglichkeiten und Teilhabe- und Gestaltungskompetenzen entpuppen sich gerade für Jugendliche in der eigenen Lebenswirklichkeit als Illusion, als politisches und Sozial-Design, das beharrlich daran festhält, nicht Inszenierung sondern real Erreichbares im Supermarkt der Lebenswelten zu sein. "Sein oder Design" - das ist für viele im Zeitalter der Abklärung mit ihrem Verlust überlieferter Sinntraditionen und Kulturbestände, ihrem Geltungsschwund der modernen Ideologien, ihrem kulturellen Bedeutungsschwund der Wissenschaften, ihrer Krise des Wohlfahrtstaates und ihren Zukunftsunsicherheiten (76) längst nicht mehr die Frage (50)! Um so weniger geht es heute bei den Drogenmißbrauchern um Angehörige d J (45;62;58) J a einer Gegengesellschaft , vielmehr um eine Generation von desillusionierten (sehn)süchtigen Einzelgängern, deren Gefühlsfrost ihr Frostschutzmittel, deren Schau- und Zeigelust ihre Isolation und Einsamkeit, deren Beliebigkeits-Duzen und unterschiedslose Nähe ihr distanziertes soziales Nichts ist. Fast beliebig konkurriert die Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden (57) mit der unerträglichen Leichtigkeit des Seins (77); fast ebenso beliebig werden Drogen unterschiedlichster Wirkung und Auswirkung von Jugendlichen kompensatorisch eingesetzt. "Die täglichen Konflikte und Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz, in der Familie und während der Schul- und Ausbildungszeit, die ihnen deutlich vor Augen halten, wie gering ihre Einflußmöglichkeiten auf die Gestaltung ihrer Lebensentwürfe sind, lassen sie mit einem Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht zurück. Sie scheinen sich mit ihrer Arbeitsund Lebenssituation zu arrangieren, wobei ihnen als Bewältigungsform der den sozialen Strukturen inhärenten Konflikte häufig nichts anderes als Risikoverhalten bleibt" (42, S.92). D.h. daß die Konflikte nicht bewältigt, d.h. bearbeitet und (kompromißhaft) gelöst, sondern über ein Verhalten behandelt werden. "Solches Risikoverhalten, das man als 'kleine Fluchten' (Franzkowiak/Wenzel 1981) bezeichnen könnte, verbleibt immer

- 11 innerhalb eines gesellschaftlich akzeptieren Rahmens. 'Aussteigen1, 'alternative Lebensformen', aber auch politischer und kultureller Protest, Motorrad-fahren, Konsum von Haschisch und anderer sogenannter 'weicher Drogen' sind inzwischen Risikoverhaltensweisen, die zwar symbolisch eine dezidierte Opposition zu den gegenwärtigen gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnissen indizieren mögen, jedoch unter systemfunktionalen Gesichtspunkten nicht zur Destabilisierung der Gesellschaft führen. Auch hier werden die sozialen Konflikte symbolisch vermittelt ausagiert, nicht aber thematisch und funktional bearbeitet oder gar bewältigt" (42, S.93-94). Zu Formen des Risikoverhaltens s. Brengelmann u.a. (14), Balint (4), Huebner u.a. (63) sowie Hoffmann (60). Gesundheitspolitik Zusammenfassend wird also die Situation des Jugendlichen in dieser Gesellschaft schwieriger. "Auch in der hochtechnisierten Dienstleistungsgesellschaft der 90er Jahre wird der Konsum die herrschende Ideologie bestimmen. Sinngebung soll aus der materiellen Orientierung bezogen werden. ... Die nachindustrielle Gesellschaft bringt verstärkt Lebensformen hervor, die eine Erfüllung elementarer menschlicher Bedürfnisse (Geborgenheit, Anerkennung, Sinnorientierung ...) entgegenstehen. Menschliche Beziehungen werden immer mehr 'professionalisiert'. Soziale Fähigkeiten verkümmern. Alte und neue Medien bieten 'ein Leben aus zweiter Hand' und tragen bei zu Selbstbezogenheit und Passivität. Immer schärfere Konturen gewinnt die 'Zwei-Drittel-Gesellschaft1: ein Drittel der Bevölkerung gehört zu den 'Randgruppen', zu den 'Ausgesetzten' und 'Abweichlern', die nicht teilhaben an Wohlstand und gesellschaftlichem Leben. Auf dem Drogenmarkt wird die Verfügbarkeit über Drogen aller Art so groß sein wie nie zuvor. Die neuen synthetischen Drogen und die Entwicklungen auf dem Pharmamarkt lassen die Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Drogen immer künstlicher werden. Neue synthetische Drogen ('DesignerDrugs 1 ) und neue Kokain-Aufbereitungen ('Crack'), die billiger sind und schneller wirken als die herkömmlichen Drogen, erschließen einen neuen Konsumentenkreis. Drogenkonsum ist nicht gleichbedeutend mit Aufbegehren und Revoltieren: es gibt immer mehr unauffällige, angepaßte und karrierebewußte Konsumenten. 'Anpassungsdrogen' treten an die Stelle von 'Aussteigerdrogen'" (81, S.23); s.a. Deissler (30). Die Bundesregierung stellt hierzu in ihrem sogenannten Drogenreport (34) ebenso vereinfachend wie platt fest: "Drogenmißbrauch stellt damit nur das erkennbare, äußere Symptom dar, dessen Grundproblematik einzuordnen

- 12 ist in den umfangreichen Katalog psychosozialer Probleme insgesamt. Deshalb wird das Mißbrauchsverhalten zu einem allgemeinen gesundheitsoder gesellschaftspolitischen Problem" (S. 5-6). Ist das Problem derart vage und unscharf beschrieben, eine politisch-gesamtgesellschaftliche Bedingtheit zwar erkannt, eine Verantwortung und Betroffenheit jedoch ausgeblendet, greift die Bundesregierung auf Maßnahmen zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wie auf Maßnahmen zur Kriminalisierung Abhängiger mittels der Strafandrohungen im Betäubungsmittelgesetz zurück. 1988 formuliert die Bundesregierung dann ein Programm zur Verstärkung der Drogenpolitik, das sogenannte Booster-Programm, das folgende Schwerpunkte haben soll: "- erhebliche Verstärkung aufsuchender und nachgehender Arbeit in der Drogenscene (z.B. durch stabilisierte Ex-User), - schwellenlose Angebote der Hilfe in Form von Kontaktläden und Teestuben, die ohne Abstinenzanspruch Hilfen zur Bewältigung des täglichen Lebens des Abhängigen darstellen, - Krisenintervention in Form von kurzfristigen Übernachtungs- und Wohnangeboten" (36, S. 2) . Dies ist zwar mehr,aber immer noch zu wenig. Paradoxer- und ironischerweise schreibt die Bundesregierung weiter u.a.: "Der Trend zu politoxikomanem Mißbrauch von Substanzen unter Drogenabhängigen ist seit einigen Jahren in der Bundesrepublik Deutschland zu beobachten und hat die Auffassung der Bundesregierung bestätigt, daß Mißbrauchsverhalten ein Symptom tieferliegender Störungen ist und die unterschiedlichen Mißbrauchssubstanzen austauschbar sind. Das bedeutet auch, daß ohne Lösung der Grundprobleme keine Heilung erreicht werden kann" (36, S.4), woraufhin einen Absatz später die Umetikettierung der Drogenberatungsstellen in sogenannte psycho-soziale Beratungsstellen stattfindet. Lediglich im Pressedienst vom 22.08.88 formuliert das BMFFJG (12) noch einmalsein VerstärkerProgramm zum Ausstieg für Drogenabhängige im Sinne "möglichst 'schwellenloser1 Hilfe": "Die Modellprogramme stationäre Krisenintervention bei Drogenabhängigen (Verhütung von Abbruchen bei Krisenklienten), aufsuchende Sozialarbeit für schwer Drogenabhängige (Straßenarbeit mit 'Altfixern1), ambulante Ganztagsbetreuung Drogenabhängiger (Verstärkung nicht-stationärer Therapieangebote), die zusammen über 40 Einzelprojekte umfassen, sollen nicht nur verbessert, sondern vor allem durch ambulante und teilstationäre Angebote ergänzt und differenziert werden. ... Dabei geht es auch darum, stationäre, teilstationäre und ambulante Hilfen besser miteinander zu verbinden und so die Ausstiegsmöglichkeiten für

- 13 Drogenfixer insgesamt zu verbessern" (12, S.2). Festzustellen bleibt, daß die Politiker, daß unsere kranke Gesellschaft ihrem drogenabhängigen Indexpatienten keinerlei kausaltherapeutischen Maßnahmen anzubieten hat, sondern vielmehr Symptomtherapie betreibt. Dies wird nicht zuletzt daran deutlich, daß das BMFJG zwar noch im Pressedienst vom 21.06.85 (11) eindringlich vor der Methadon-Abgabe an Süchtige warnt, diese als Kunstfehler ansieht und den Vorwurf der Ausnutzung Abhängiger formuliert, diese Auffassung auch von der Bundesregierung im Jahre 1986 dezidiert unterstrichen wird (33), um dann aber die Methadon-Abgabe an Heroinabhängige Ende 1988 "neu zu überdenken" (99;101) mit dem Ziel, den Teufelskreis von Sucht und Beschaffungskriminalität aufzubrechen und der Ausbreitung von AIDS entgegenzuwirken. Abgesehen von den eigenen Widersprüchen, abgesehen von der Tatsache, daß es diese ausschließlich heroinkonsumierenden Junkies (20) nicht (mehr) gibt, ist dieses Modellprogramm Ausdruck gesundheitspolitischer wie gesamtgesellschaftlicher Hilflosigkeit, gerät das Ministerium so doch wie der Polamidon abgebende Arzt Kapuste (69; 95; 90) ins Reagieren statt Behandeln. Uchtenhagen sagte hierzu: "Was mir gegenwärtig Sorgen macht, ist eine Überschätzung der Möglichkeiten, die eine Methadon-Behandlung bieten kann. ... Das ist eine der gefährlichsten Situationen, weil sie dazu führen kann, daß die MethadonBehandlungen, die jetzt seit der Liberalisierung der Richtlinien in sehr viel größerem Ausmaß laufen, z.T. verwahrlosen und erfolglos bleiben und damit die ganze Geschichte in Verruf bringen..." (90, S.84). Für entsprechend verwahrlost und verantwortungslos halte ich die Forderung der Abgabe von Methadon an "alle Heroinabhängigen, die es wollen" als Teil eines sogenannten niedrigschwelligen Angebots (120). Drastisch formulieren die Elternkreise drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher, "Befürworter von Methadon-Programmen handeln inhuman, sie ersetzen ein Suchtmittel durch ein anderes. Methadon macht abhängig. Es hat erhebliche Nebenwirkungen. Es verträgt sich sehr schlecht mit anderen Medikamenten, die von abhängigen Menschen genommen werden, z.B. besteht eine große Unverträglichkeit zu Schlaf-, Beruhigungsund Schmerzmitteln, aber auch zu Alkohol. Eine bestimmte Kombination mit Methadon kann tödliche Folgen haben"(104). Letztlich bedarf es also einer äußerst engen Indikationsstellung mit Bedingungen, die mir nach dem abschließenden Sachstandsbericht des MAGS (89) hinsichtlich der nur zwei geforderten gescheiterten mehrmonatigen Abstinenztherapien zu willfährig, bezüglich der unbedingt über die Methadon-Abgabe hinaus

- 14 erforderlichen psychosozialen Betreuungsprogramme viel zu vage und unentschlossen erscheint (vgl. 87; 88; 59), so daß sich das Methadon-Programm auch als "Alibi-Programm" und als "pharmazeutisches Ruhigstellen einer unangenehmen Minderheit" (125) selbst zu entlarven droht (s. insb. 24, S.215-217). Konstruktionen postmoderner Gesellschaft Warum aber gibt es keine Brücke, "die die Kluft zwischen Individuum und Sozialität, zwischen Alltag und Sinnerfüllung, zwischen dem Glücksverlangen und der Lebensbedrohung zu überwinden vermag? Das Defizit gegenwärtiger Drogenpolitik bleibt unverständlich, solange man nicht konstatiert, daß die Drogen die Gesellschaft gleichzeitig bedrohen und stabilisieren. Durch den Genuß der Rauschmittel werden Erfahrungen freigesetzt, die zu den Strukturgesetzen der modernen Gesellschaft im krassen Widerspruch stehen. Die Erkundung der Innenwelt stört jene Gefügigkeit, die das Funktionieren der technischen, wirtschaftlichen und politischen Systeme benötigt. Wer sich selber entdeckt hat, begegnet den Postulaten der Leistungsgesellschaft mit reservierter Gelassenheit. Mancher kehrt von der Reise ins Innere nicht mehr an Fließband oder Schreibmaschine zurück. Oder kommt gar auf den Gedanken, die Welt müßte so verändert werden, daß Erfahrungen von Glück, Identität und Geborgenheit nicht nur im Ausnahmezustand des Rausches zugänglich werden. Die Abwehr der Drogen paßt also konsequent zu einem sozialen System, das zu seinem ungestörten Ablauf angepaßte Individuen und restringierte Erlebnisbedingungen benötigt. Wer sich solchen Forderungen entzieht, wird zum Opfer - wobei die Perspektive des Betrachters darüber entscheidet, ob er die gescheiterten Existenzen als Opfer ihrer selbst, als Opfer der Droge oder als Opfer der Gesellschaft ansieht. Wenn die Annahme zutrifft, daß die Opfer der Droge auch Opfer gesellschaftlicher Fehlkonstruktionen sind, dann wird man eine weitere Vermutung wagen dürfen. Dann wird man nämlich fragen müssen, ob die Gesellschaft an den Drogenopfern nicht auch einen erheblichen Nutzen hat. Gewiß, oberflächlich betrachtet zeigt sich nur der Ausfall an Arbeits- und Kreativitätspotential, der Gesundheitsverlust, das Anwachsen der Kriminalstatistik und das Bemühen der Gesellschaft, Menschen vom Abgleiten in die Drogenkarriere fernzuhalten. Gleichzeitig aber bilden die Drogenopfer auch leibhaftiges Anschauungsmaterial für das Schicksal derer, die aus den Bedingungen gesellschaftlich anerkannter Existenz auszusteigen versuchen. ... Paradoxerweise tragen sie zur Stabilisierung jener gesellschaftlichen

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Verhältnisse bei, denen sie in ihrer subjektiven Motivation entgehen wollen. Im Spiegelkabinett des Museums zeigen die Monstrositäten, was für ein Glück es bedeutet, normal zu sein. So gründet die Politik der Abwehr nicht nur in einer allgemeinen Hilflosigkeit; sie ist auch als eine Politik gesellschaftlicher Selbsterhaltung zu verstehen - und die Droge ist ihr willkommenes, wenn auch verfemtes Instrument" (67, S.1291-1292) . Gesellschaftspessimistischer

Ausblick

Entsprechend balanciert die Drogenpolitik, Drogenerziehung und Drogenprävention zwischen Abschreckung, Ausgrenzung und Kriminalisierung als 114) Reaktion der Gesellschaft einerseits (38; una filigraner Einzelfallhilfe mit individueller Sinnsuche als Gegenreaktion der Person andererseits (106) . Von den politischen Repräsentanten der Gesellschaft im Stich gelassen und wechselseitig als Sündenböcke identifiziert bleibt den Eltern nur die Anerkennung eigenen Unvermögens (43; bei gleichzeitiger Selbsthilfe in den Elternkreisen drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher (92; 126, S.83-89; 138; 111; 107), bleibt den betroffenen Abhängigen nur das individuelle Management der Sucht verbunden mit eigener Wertorientierung und Sinnvermittlung (74; 39; 46; 47), die Spaltung in ein kooperationswilliges Subjekt und krankes Objekt, um vielleicht allein,vielleicht im Rahmen der therapeutischen Beziehung das Drogenproblem zu bearbeiten (48), letztlich seinen Weg zu finden (83) . Insofern ist der Weg das Ziel, ist jeder Weg individuell (1; 123, s.a.116) und für manchen gar (52;59;117) als 'Selbstheiler' gangbar ' '. D.h. auch, "daß die Wert- und Sinnfrage stets auf die jeweilige Person bezogen ist, sowohl vom Patienten als auch vom Therapeuten her gesehen, und daß es sich dabei um einen sehr intimen Bereich handelt, bei dem es weniger um große Worte geht, als um die Vorstellung eines wesentlicheren Lebens" (3, S.155). Zur Ausgangsfrage dieses Vertrags zurückkehrend bedeutet dies, daß die Aufmerksamkeit für immer mehr und immer neue Drogen den Blick verstellt für immer mehr und immer neue Drogenabhängige und Drogentote, die Symptomträger und Sündenböcke (vgl. 71, S.1349) dieser postmodernen Gesellschaft sind. Die Legitimationskrise unseres Gemeinwesens, die Vortäuschung vieler formal garantierter oder angeblich vorhandener Freiheiten, die materielle Orientierung der Etablierten, der ideelle Sinnverlust und Wertewandel, die Unerreichbarkeit individueller Ziele für Jugendliche wird gesamtgesellschaftlich weiter andauern, sich voraussichtlich verschärfen. - Was wir als unsere Kultur ansehen, bietet immer weniger Wege, Richtungen,

- 16 Muster, Ideale und Entwicklungen an - die multimedial vorgetäuschte Fülle und Vielfalt entpuppt sich als Illusion. Bestehen bleiben jedoch die zu kompensierenden Forderungen und Belastungen des Alltags (113, S. 1253) in einer Zwei-Drittel-Gesellschaft, in der eine subjektive Hoffnungslosigkeit und objektiv vorhandene Chancenlosigkeit besteht und die Teilnahme am gesellschaftlichen Lebensstandard mit den Mitteln der Sozialhilfe stark eingeschränkt ist (g, s.a.113). "Damit ist deutlicher geworden, wem die Drogenabhängigen, vor allem junge Menschen entfliehen wollen: einer Welt, die ihnen eine progressive Wirklichkeitserfahrung versagt" (141, S.114). "Änderungen in der Gesellschaft können nur von Menschen geleistet werden, die um die Grenzen ihres Könnens und ihrer Erfahrung wissen und die die realen Möglichkeiten einer Veränderung der Gesellschaft auch auf dem Hintergrund historischer Prozesse abschätzen vermögen. Sie müssen in der Lage sein, täglich neu im Umgang mit der konkreten Notsituation, in der Arbeit mit dem Einzelnen oder der Gruppe ihre politischen und sozialkritischen Vorstellungen zu überprüfen, zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Sozialarbeit, die nur auf die Änderung der Gesellschaft abhebt und die Hilfeleistung bei individueller Not in Erwartung einer besseren Gesellschaft vernachlässigt, beschäftigt allenfalls Narren, auch wenn ihre Diagnosen der Gesellschaft so brillant sind, wie ihre persönliche Bereitschaft politischem und sozialem Engagement unterentwickelt ist" (84, S.77). So beginnt die Arbeit an der Gesellschaft bei der Konfrontation der angeblich Unbeteiligten mit dem Abhängigen, den sozialen Ursachen seiner Not und mit der eigenen Verantwortung (s. beispielsweise 113 sowie 41, S.211-212). Es geht um das konkrete soziale Engagement des einzelnen im alltäglichen Umgang mit anderen -ob Drogen gebrauchend oder nicht-, es geht um die Schaffung oder Entdeckung vielfältiger 'gesunder' Befriedigungs- und Erlebnismöglichkeiten, um verbindlich-tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen ebenso wie um 'kleine Fluchten' und die Toleranz gesellschaftlicher 'Nischen'. - Für und mit den Anhängigen selbst bleiben letztlich nur die oben skizzierten Schritte zu einem Autonomie und Lust ebenso beinhaltenden wie Frust ertragenden aktiven Leben, in dem Abstinenz als solche kein sinnentleerter Wert (mehr) ist, in dem es befriedigende Alternativen zum Verzicht auf Suchtmittel gibt,in. dem eine weitgehende Übereinstimmung zwischen individuellen Bedürfnissen und Wünschen mit gesellschaftlichen Anforderungen besteht. Therapeuten "können nicht das leisten, was unsere Kultur im Ganzen leisten müßte: Erfahren der

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grundlegenden Konstruktionsprobleme, Vermittlung von etwas, das den Mühen Sinn gibt, Wendungen von Arbeit und Festen; nicht zuletzt: Verspüren-Lassen, daß diese Kultur uns 'wiederliebt', wenn wir uns auf sie einlassen. Dafür gibt es jedoch kein Rezept"(113, S.1254). Fazit "Da hier noch keine Trendwende auf breiter Ebene in Sicht ist, wird die passive Konsumhaltung als einer der wesentlichen Risikofaktoren für das Entstehen von Drogenabhängigkeit wahrscheinlich auch in den 90er Jahren bestimmend bleiben. Ob die sogenannte 'New Age'-Bewegung mehr wird als eine esoterische 'Nabelschau1 und sich zu einer gesellschaftspolitisch relevanten ökologisch orientierten Gegenbewegung entwickelt, scheint eher fragwürdig. Augenblicklich wirkt sie mehr wie eine erneute 'Flucht in die Innerlichkeit'" (139, S.450); s.a. Keupp (70).

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