Zeichnen Unterwegs Mit Stift Und Skizzenbuch, Albrecht Rissler

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Albrecht Rissler

ZEICHNEN

unterwegs mit Stift und Skizzenbuch

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Meinen StudentInnen und Kursteilnehmer­Innen gewidmet

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Skizzenbuch Lanzarote Eukalyptusbaum Tintenroller, Farbstift auf Recyclingpapier 8. März 1994 25 x 20,5 cm (Größe Skizzenbuch)

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8 Zu diesem Buch 10 Zu dieser Neuauflage 12 Zeichnen unterwegs 16 Material 18 Skizzenbuch 24 Bleistift 40 Aquarellbleistift 44 Farbstift 54 Wachsmalblock 56 Zeichenkohle 60 Rötel exl37162375-3960880871 62 Metallfeder 64 Rohrfeder 66 Kielfeder 68 Pinselschreiber 72 Kugelschreiber 74 Faserschreiber 76 Tintenroller 88 Linie 96 Struktur und Schraffur 106 Zeichnung und Farbe 114 Licht und Schatten 130 Bildaufbau 140 Post von unterwegs 142 Biografie 144 Impressum

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Skizzenbuch Rom Saturntempel, Forum Romanum 20. Juni 1994 17 x 15 cm

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ZU DIESEM BUCH

Dieses Buch ist kein methodisches Lehrwerk, von dem der Leser Rezepte zum Zeichnen erwarten darf. Es will zum Selbermachen anregen, aber auch Augenweide und Lesevergnügen sein für Menschen, die nicht zeichnen. Anregungen ergeben sich durch Beispiele, die in unterschiedlichen Techniken gezeichnet sind. Den meisten Arbeiten sind Informationen beigefügt, die den ­Prozess der Entstehung transparent machen sollen. Die Zeichnungen in diesem Buch sind nahezu alle auf Reisen und Exkursionen entstanden, die ich mit der Familie, Freunden, Kollegen, Studierenden, Kursteilnehmern oder allein unternom­ men habe. Am liebsten bin ich mit einem handlichen Skizzen­ - orderid - exl37162375-3960880871 buch unterwegs. Ein fester Einband schützt die Papiere und ist gleichzeitig eine stabile Unterlage. Großformatige Zeichnungen, die mehr Ausdauer erfordern, sind an Orten entstanden, an de­ nen ich mehrere Tage oder Wochen sein konnte. Ich bin neugierig auf mir unbekannte Orte und Landschaften, die mich zum Zeichnen anregen. Es gibt aber Motive, denen ich seit Jahren treu bin. In den Vogesen steht ein großartiges Exem­ plar einer Bruchweide und auf der kanarischen Insel Lanzarote wächst ein imposanter Eukalyptusbaum. Beide sind bevorzugte Zeichenobjekte geworden. Sie wachsen außerdem an Plätzen, die eine magische Anziehungskraft auf mich ausüben. Diese Bäume spielen in diesem Buch eine besondere Rolle. Unterwegs zeichnen setzt aber keine weiten und teuren Reisen voraus. Als Motiv eignet sich die nächstbeste Kneipe so gut wie exotische Reiseziele. Manchmal bestimmt die Jahreszeit die Wahl des Zeichenplatzes. So kam es zum Beispiel, dass Lanzarote ein be­ gehrtes Ziel für Exkursionen wurde. Viele der in diesem Buch wiedergegebenen Zeichnungen entstanden in der Gegenwart von Studierenden. Dadurch bekamen manche den Charakter von

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Lehrstücken, die ich zur Klärung bestimmter Aspekte des Zeich­ nens anfertigte. Mit jungen Menschen unterwegs zu sein, gemeinsam mit ihnen zu zeichnen, war ein Privileg und ein Quell der Inspiration. An dieser Stelle möchte ich ihnen, aber auch allen anderen Reise­ gefährten danken: meiner Familie, den Nichtzeichnern für das geduldige Warten und den Zeichnern für die vielen Anregungen. Hilfreiche Unterstützung während der Entstehung dieses Bu­ ches erfuhr ich durch meine Kollegen und Kolleginnen in mei­ nem ­Atelier in Heidelberg und an der Fachhochschule in Mainz. Künstlerfreunde, vor allem Karin Bruns und Wolf Heinecke, -halfen transid exl37162375-3960880871 - Sehr durch-anregende und aufmunternde Gespräche. dankbar bin ich Anne von Bülow, die einfühlsam und kompetent die Texte durchsah. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Frau Ursula. Wieder einmal erwies sie sich als kooperative Partnerin und ideenreiche Gestalterin. Auch unsere Tochter Julia half mit Geduld und Inte­ resse. Ihre prägnanten Kommentare flossen in die Texte und die Gestaltung des Buches ein. Heidelberg, im Juni 1995

Skizzenbuch Apulien Ostuni Olivenbäume bei Fasano Multiliner, Aquarell 3. und 4. Juni 2016 15,5 x 20 cm

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ZU DIESER NEUAUFLAGE

Seit der Erstausgabe dieses Buches sind über 20 Jahre vergangen. Die bis heute andauernde Nachfrage nach diesem Buch zum Thema Zeichnen unterwegs haben den dpunkt.verlag und mich bewogen, es in einer erweiterten und überarbeiteten Auflage neu herauszugeben. Seit 1995 ist viel passiert. Eine ganze Anzahl weiterer Skizzen­ bücher und Zeichnungen auf größeren Formaten kamen hinzu, die überwiegend auf Reisen entstanden sind. Zusammen mit Arbeiten aus der Erstausgabe spannen sie nun einen zeitlichen Bogen über mehrere Jahrzehnte, an dem sich meine Entwicklung als Zeichner gut ablesen lässt. orderid - exl37162375-3960880871 Wie in den -Jahren zuvor, habe ich auch in der restlichen Zeit an der Hochschule in Mainz mit Studierenden Zeichenexkursionen unternommen. Viele der hier neu hinzugekommenen Zeichnun­ gen sind in ihrem Beisein entstanden. Nicht ohne Stolz darf ich sagen, dass diese jungen Zeichner zu den frühen Urban Sketchers gehörten, lange bevor diese wunderbare, inzwischen weltweit verbreitete Bewegung gegründet wurde. Auch an dieser Stelle will ich mich bei meinen Studentinnen und Studenten für diese gemeinsame Zeit bedanken. Manche erzählen mir, dass diese Zeichenexkursionen zu den Highlights ihrer Studienzeit gehören. Viele von ihnen haben immer noch ganz selbstverständlich ihr Skizzenbuch auf Reisen dabei, treffen sich mit anderen Urban Sketchers an ihren Wohnorten oder zu überregionalen Meetings zum gemeinsamen Zeichnen. Wenn ich in den sozialen Medien ihre Zeichnungen sehe, erfüllt mich dies mit großer Freude. Mit Beginn des neuen Jahrtausends kamen Kurse zum Thema Zeichnen in der Landschaft in Irsee, Oppenheim, Bad Reichenhall oder Ladenburg hinzu. Auch sie sind Ausdruck dafür, dass nach der Erstausgabe dieses Buches mein Interesse am Zeichnen in

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der Natur nicht nachgelassen hat. So haben auch die Teilnehmer dieser Kurse einen gewichtigen Anteil an meiner Entwicklung als Künstler. Viele von ihnen teilen mit mir die Leidenschaft für das Zeichnen von Bäumen. All dies sind Gründe, weshalb ich diese Neuauflage meinen StudentInnen und KursteilnehmerInnen widme, denen ich viel zu verdanken habe. Großen Anteil an dieser Neuauflage hat Barbara Lauer, Lektorin und Betreuerin des Programms Zeichnen im dpunkt.verlag. Ihr und allen im Verlag Beteiligten danke ich sehr herzlich für ihre engagierte Mitarbeit am Gelingen dieses Buches. -Heidelberg, transid im - exl37162375-3960880871 September 2016

Amsterdam Park am Van Gogh Museum An der Reguliersgracht Multiliner, Aquarell 22. September 2016

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ZEICHNEN UNTERWEGS

Für mich gehört das Zeichenzeug so selbstverständlich zum Reise­ gepäck wie die Zahnbürste. Wann immer ich packe, stehe ich vor der Wahl: großes Malzeug oder kleine Ausrüstung? Benütze ich diesmal den 24er-Aquarellkasten oder nur die Aquarellbleistifte? Nehme ich Tusche mit und die alten schönen Federn von mei­ nem Vater? Ärgern müsste ich mich, würde ich die Ersatzminen für den Tintenroller vergessen, die unterwegs nicht aufzutreiben wären. Lass ich den Hocker zu Hause? Welche Temperafarben eig­ nen sich? Schöne Blautöne für gutes Wetter, Maulklammern für stürmisches Gebiet, die Baseballmütze oder den Strohhut gegen die Sonne? Versuche ich es wieder mit einem Skizzenbuch mit - orderid - exl37162375-3960880871 weißem Papier oder nehme ich das schlechtgebundene mit dem getönten Recyclingpapier? In diesem Fall muss Deckweiß mit zum Höhen, vielleicht die dicken Farbstifte, die sich so gut vermalen lassen. Dafür wiederum brauche ich die Borstenpinsel. Oder tutʼs diesmal ein kleines handliches Taschenbuchformat und mein ausdauernder Tintenroller? Der taugt mehr, wenn ich unter Men­ schen unbeobachtet »aus der Hüfte« heraus zeichnen möchte.

Mit dem Skizzenbuch verreisen bedeutet, sich auf eine beson­ dere Art des Unterwegsseins einzustellen. Vergleichbar mit dem transid - exl37162375-3960880871 - Bus und Unterschied zwischen einer Sightseeing-Tour mit dem einem gemächlichen Stadtbummel zu Fuß. Mit dem Skizzen­ buch unterwegs sein, bedeutet Unrast vermeiden, Zeit haben, den Blick auf etwas ruhen lassen können, Nähe suchen, sich einer Atmos­phäre zuwenden, eintauchen. Aber auch rasches, spontanes Zeichnen braucht ein entspanntes Milieu. Zeichnend stempeln sich Details ins Gedächtnis, die sonst unbeobachtet Oben: Skizzenbuch Rom

Rechts: Skizzenbuch Lanzarote

Titusbogen, Forum Romanum

Blick von Soo

Tintenroller

Tintenroller, Aquarell

20. Mai 1994

9. März 1994

17 x 15 cm

25 x 20,5 cm

Links: Skizzenbuch Sizilien Straße in Mongerbino Tintenroller 11. März 2013 14,5 x 20 cm

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blieben. Jede Linie muss erst gesehen und eingefangen werden, auch wenn Einzelheiten variiert und verfremdet werden und nur in Kürzeln auf dem Papier erscheinen. Die visuelle Wahrnehmung der Bilder verbindet sich mit allen anderen Sinnen. Geräusche, Temperaturen, Windverhältnisse, selbst Gerüche fixieren sich mit den Zeichnungen und tauchen

beim späteren Durchblättern wieder auf. Zeichnend lassen sich Augenblicke momentanen Wohlbefindens wunderbar auskosten. Ich weiß noch nach Jahren, welcher Zeichenplatz dem Steißbein zusetzte, allmählich zu überfluten begann oder die Finger klamm werden ließ. Zeichnen unterwegs ist aber mehr als nur eine ­Methode, dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

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ZEICHNEN UNTERWEGS

Das regelmäßig geführte Skizzenbuch kann das Laborfeld für weitergehende und anspruchsvollere Arbeiten sein. »Beim-ander-Natur-Kleben genieße ich schon im Voraus die freie und genießerische Ausbeutung der Studie zu Hause«, sagte dazu der Zeichner Horst Janssen in einem Tagebuch. Doch was heißt an­ spruchsvoll? Sind die flüchtigen Farbskizzen, die der Maler Dela­ croix von einer Marokkoreise mitbrachte, weniger anspruchsvoll als seine großen Meisterwerke? In schnell heruntergeschriebe­ nen Skizzen legt sich der Nerv des Zeichners bloß. »Skizzen haben gewöhnlich ein Feuer, das den Bildern fehlt: Es ist der Moment der Erhitztheit des Künstlers, es ist die Seele des Malers«, schrieb - orderid - exl37162375-3960880871 der französische Schriftsteller und Philosoph ­Diderot. Früher sprach man von dem Begriff der »Wertpyramide des Vollendens«, nach dem eine Skizze die Funktion eines Entwurfes, einer Vor­ zeichnung oder einer Werkzeichnung hatte und mit der Ausfüh­ rung des finalen Werkes in engem Zusammenhang stand. Heute wissen wir, wie unsinnig die Trennung zwischen Studie und einer autonomen Zeichnung ist. Inzwischen haben sich Skizze und Zeichnung vollständig von ihrer ursprünglich zugedachten Funktion befreit und stehen gleichwertig neben anderen künst­ lerischen Ausdrucksformen. Janssen lenkt den Blick auf einen ­weiteren Aspekt der Skizze und der Zeichnung: die Privatheit. Inwieweit sind Skizzen, Skizzen­bücher und Zeichnungen priva­ ter als alles andere? Arnold Böcklin sah sich nur als kritzelnder Zeichner, dessen Skizzen nur Wert für ihn selbst hätten und ver­ brannt werden müssten. Dennoch nahm er seine Skizzen ernst! Delacroix weist auf eine andere Bedeutung hin, die das Skizzen­ buch haben kann: »Künstler sollten die Natur wie ein Wörter­ buch zu Rate ziehen, um sich dann ungezwungen der Wörter zu bedienen.« In diesem Sinne buchstabieren Skizzenbücher das

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spezi­fische Vokabular eines Ortes oder eines Objektes. Abgespei­ chert im Bilderberg des Unbewussten, tauchen diese Daten bei Bedarf wieder auf. David Hockney rät, jeden Tag alles zu zeichnen, was einem unter die Augen kommt. Menschen zeichnen, das sei das Interessantes­ te und lehre zu sehen. Tatsächlich können wir nirgendwo sonst als beim figürlichen Zeichnen so rasch und treffsicher Falsch und Richtig erkennen. Besonders beim Zeichenobjekt Porträt ist unser Auge überaus kompetent und kritisch. Der geniale Alleszeichner Adolph von Menzel studierte jedes ­Detail zuerst in einer Skizze, bevor er diese Studien in ein Ge­ - transid - exl37162375-3960880871 mälde übertrug. Er konnte nicht begreifen, dass es Künstler gibt, die den kleinsten Ausgang machen, ohne ein Zeichenbuch dabei zu haben. Er selbst hatte acht Taschen in seinem Mantel, vollgestopft mit Skizzenblockbüchern. Kein Objekt war ihm zu banal. Der Karikaturist F. W. Bernstein hat über eine Zeichnung von Adolph von Menzel, Kurhausstraße in Kissingen nach einem Gewitterregen, geschrieben: »Menzel hat mit rauschendem ­Karandasch, mit seinem Zimmermannsding, in sicheren Dia­go­ nalen eine dreckige Straße aufs Hochformat geschmutzt, dass es ein grafisches Fest ist!«

Skizzenbuch Bretagne La Corne de Brume Collage, Farbstift, Tintenroller, Aquarell und Tempera auf Recyclingpapier 5. August 1992 20,5 x 15 cm

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M AT E R I A L

Zeichenmaterial gibt es in Hülle und Fülle. Auf jeder Oberflä­ che, mit jedem Stift kann man zeichnen. Warum also nicht auf einer Serviette, einer Fahrkarte oder einem Briefumschlag? Den­ noch: Jede Technik erfordert ein taugliches Material. So wird ein Farbstift auf einer weichen Serviette wenig ausrichten können, und der besondere Strich einer Zeichenfeder kann sich auf allzu rauem Papier nur mühsam entfalten. Die Qualität einer Zeichnung hängt auch von der Beschaffenheit des benutzten Papiers und des Zeichenwerkzeuges ab. Zeichen­ papier, auf dem später aquarelliert wird, muss saugfähig genug sein, damit die Farben gleichmäßig auftrocknen können und - orderidhängen - exl37162375-3960880871 nicht in Papierpfützen bleiben. Trotzdem, Packpapier kann ein Motiv manchmal besser zur Wir­ kung bringen als piekfeines Bütten. Interessant sind Recyclingpa­ piere. Sie sind nicht besonders widerstandsfähig, aber sie haben Charakter. Kleine Einsprengsel beleben den Papiergrund und damit die Zeichnung. Auf dem Naturton des Papiers lässt es sich »höhen«, also helle Farben oder Deckweiß auftragen. Das kann zum Beispiel beim Landschaftszeichnen nützlich sein. Auch das Gewicht und die Stärke eines Papiers beeinflussen das Ergebnis einer Zeichnung. Das dünne Kopierpapier scheidet des­ halb für anspruchsvolle Zeichentechniken aus. Ungeeignetes Zeichenpapier erkennen Sie daran, dass es schnell »ermüdet«. Der Zeichenstift reißt die Oberfläche auf, wenn Sie mehrere Schraffurlagen übereinanderlegen. Farbstifte erfordern ein kräftiges Papier, weil es einigen Druck aushalten muss. Zu glat­ te Papiersorten wiederum nehmen die Farbpigmente der Stifte nicht an. Die Oberflächen werden schmierig, und Mehrfachlagen von Tonflächen sind schwer zu erzielen. Ein guter Ratschlag ist: Zeichenpapiere und Zeichenkartons testen, bevor es »ernst« wird.

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Zeichnen lässt es sich auf jedem Papierformat. Miniformate ha­ ben den Nachteil, dass man sich schnell an eine Zeichentechnik gewöhnt, die nur den Radius des Zeigefingers nutzt. Zeichnen Sie immer wieder aus dem Hand-, noch besser aus dem Armgelenk. Am besten an einem aufrecht befestigten Papier, zum Beispiel an einer Staffelei. Das stärkt das selbstbewusste, spontane Zeichnen und kultiviert einen lebendigen Strich. Dies funktioniert nicht unter DIN A3. Am besten nehmen Sie ein noch größeres Papier. Ganz große Formate kauft man in Rollen, die Sie maßgerecht zu­ schneiden können. Testen Sie, wie weit Sie gehen können. Es ist spannend! -Außerdem: transidGroße - exl37162375-3960880871 - Blei­ Flächen erfordern dicke Stifte. Mit einem stiftchen oder einem spitzen Tuschefüller ist einem Großformat schwer beizukommen! Andererseits kann ein dicker Stift auf kleinem Format Großartiges bewirken! Doch auch hier gilt der Grundsatz: Erst ausprobieren, dann entscheiden. Nichts ist un­ möglich! Und nicht vergessen: Jedes Zeichenpapier braucht eine feste Un­ terlage. Eine stabile und gleichzeitig weiche Sperrholzplatte, in die Sie ohne Hammer einen Reißnagel drücken können, eignet sich vorzüglich.

Julia in Salm Aquarellbleistift auf Recyclingpapier 2. Oktober 1994 21 x 30 cm Oben: Diverse Grafit- und Farbstifte, zum Teil vermalbar

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SKIZZENBUCH

Die Wahl des Skizzenbuchformates will vor Reisen gut überlegt sein. Landschaften passen besser in Quer-, aber auch in quadratische Forma­ te, wenn über den Bund hinweg gezeichnet wird. Extrem schlanke Hoch- oder Querformate sind unbequem, aber für ein Experiment immer gut. Auch die Größe entscheidet mit, ob das Zeichnen unterwegs gelingt oder nicht. Mein größtes Skizzen­ buch hat die Maße 35 x 26 cm und ist ein schwerer, schön gebundener Wälzer, vor dem ich auf einer Rei­ se in Irland ordentlich Respekt hatte. Große Skizzen­ - orderid - exl37162375-3960880871 bücher können die Spontaneität bremsen. Man will das teure Stück nicht verderben. In einem kleineren Exemplar sudelt es sich hemmungsloser. Noch weniger anspruchsvoll sind Skizzenhefte ohne festen Pappeinband. Ganz unproblematisch ist der Skizzenblock. Ich verwende ihn aber ungern, weil auf diese Weise Einzelblätter entstehen und damit die Buchform und mit ihr der Tagebuch­ charakter verloren gehen. Am überzeugendsten werden Skiz­ zenbücher, wenn sie chronologisch aufnehmen, wie es kommt: ­Misserfolge neben geglückten Zeichnungen, Kritzeleien und Notizen, eingeklebte Fundstücke, den Tachostand, Adressen, das Skelett des verspeisten Fisches oder die Karikatur des Freun­ des am Steuerrad. Interessant sind ausgediente alte Journale oder Kontobücher. Eventuelle Linien und Eintragungen müssen nicht stören. Im Gegenteil: Sie kann man in die Gestaltung mit einbeziehen. Eine Alternative sind Skizzenbücher, die ein Buchbinder nach Ihren Wünschen anfertigt. Wählen Sie Faden- statt Klebebindung, die hält besser und wird nicht zu einer Loseblattsammlung.

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Links oben: Skizzenbuch Pfalz

Skizzenbuch Lanzarote

Ringfische in Kleinfischlingen

La Costa

Tintenroller auf Recyclingpapier

Tintenroller, mit Deckweiß gehöht

20. Februar 1994

auf Recyclingpapier

15 x 11 cm

28. Februar 1994 25 x 20,5 cm

Skizzenbuch Salm Salmer Wiese und Waldstück Tintenroller, aquarelliert 10. September 1990 18 x 26 cm

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SKIZZENBUCH

Wer einen Kiesel meistert, schafft auch das Matterhorn! In einem Steinwinzling stecken alle zeichne­ rischen Anforderungen, denen man auch an einer Bruchsteinmauer, einer Steilküste oder vor einer Felswand im Gebirge begegnet: Kanten, Ein­

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schlüsse, Hohlkehlen, Risse, Facetten, Einschnitte, Abbrüche und Spalten. Der Strich des Tintenrollers ist tief­ schwarz und reißt auch bei schnel­ len, langgezogenen Linien nicht ab. Mit Hilfe von Schraffuren lassen sich gut Halbtöne und mit Strukturen raue Steinoberflächen erzielen. Die Linie einer Zeichenfeder variiert inte­ ressanter und ist für freie Umsetzun­ gen gut. Mit dem silbrigen Bleistift kann man je nach Härtegrad jeden fast weißen bis anthrazitfarbenen Grauwert zeichnen, was bei hellen Steinen von Vorteil ist. Wasserver­ malbare Bleistifte sind interessant, weil sie sich weich anlösen lassen, ohne dass die gezeichneten Linien verloren gehen.

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Skizzenbuch Pyrenäen Kleine Zeichenschule für Eva und Dorothee Tintenroller, Bleistift, Aquarell­ bleistift, Farbstift, Deckweiß, ­Aquarell, Feder, Tusche und Pinsel auf Recyclingpapier 28. Juli 1993 18 x 26 cm

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SKIZZENBUCH

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Auch mit diesen Skizzen verbinden sich eine Fülle von Erinnerungen: Der milde Geruch des Lindenholzes, vorbeihuschende Mehlschwalben mit ihrem »tsrr«-Laut, geifernde ­Eichelhäher, gurrende Wildtauben und die sonst absolute Stille vermi­ schen sich mit der zeichnerischen Wahrnehmung. Das sind Situatio­ nen, in denen ich beim Zeichnen das momentane Wohlbefinden wunder­ bar auskosten kann.

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Skizzenbuch Pyrenäen Die gefällte Linde im Park von Chateau dʼ  Estrac Tintenroller auf Recyclingpapier 21. Juli 1993 18 x 26 cm

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BLEISTI FT

Der gute alte Bleistift ist ein Alleskönner! Kein anderer Zeichen­ stift bietet so viele Ausdrucksmöglichkeiten. Je nach Härtegrad lassen sich mit ihm kräftig dunkle Striche, vielfältige Schraffuren oder eine reiche Palette an Halbtönen ­erzielen. Die Härtegrade H sollten technischen Zeichnungen vorbehalten sein. Sämtliche Studien in diesem Buch wurden mit Bleistiften der Sorte 2B bis 9B gezeichnet, viele davon mit einem Stift aus purem Grafit. Die weichen Sorten schmieren leicht. Wenn man das vermeiden möchte, hilft ein sauberes Blatt un­ ter dem Handballen, später eine Zwischenlage Papier oder ein ­Fixativ als Schutz. orderid - exl37162375-3960880871 Interessant-sind wasservermalbare Bleistifte, die sich mit einem Pinsel anlösen lassen. Dazu nehme ich lieber einen leicht ange­ feuchteten Borstenpinsel als einen Aquarellpinsel. Mit dem Bleistift können Sie in einer Art Trockenübung das lasie­ rende Malen mit Aquarellfarben lernen. Bei hellen Grauwerten bleibt der Papiergrund durchsichtig, Negativflächen werden durch angrenzende dunkle Partien herausgearbeitet. Genau das ist das Verfahren beim Aquarell. Der Bleistift lässt sich zudem sehr gut mit der Aquarellmalerei kombinieren. Er kann zarten Farben eine unaufdringliche Kon­ tur geben. Vorbereitete Schraffuren oder Texturen geben einem Aquarell Halt und strukturieren allzu glatte Farbflächen.

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Haus an der Geria, Lanzarote Grafitstift 6B und 8B 13. Februar 1989 42 x 59 cm

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Dies ist eines jener­»­Lehrstücke«, die ich in der Gegenwart von Stu­ dierenden zeichnete. Bei dieser Stu­ die ging es um das Bleistiftzeichnen mit Halbtönen. Die dunkle Mauer stellt papierweiße (negative) Flä­ chen als Form frei, wie zum Beispiel den hellen Stamm oder die Blätter rechts; umgekehrt sind dunkle (po­ sitive) Formen auf hellem Grund gezeichnet. Schatten legen sich so über die Äste, dass deren Volumen und Richtung beschrieben wird. Die ­Steine sind durch drei oder vier Grauwerte ­herausmodelliert.

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BLEISTI FT

Die von verheerenden Vulkanaus­ brüchen geschundene Insel Lanza­ rote ist eine optische Delikatesse voller Überraschungen. In der Ge­ gend der Geria gibt es quadratkilo­ metergroße Lapillikrusten, die wie ein samtenes Leichentuch über der

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Landschaft liegen. Gelbe Flechten überzuckern dort den schwarzen Kies zu einer olivgrünen Farbe.

Die Zeichnung zeigt, welchen Grau­ wertumfang ein weicher Bleistift zu bieten hat. ln feinen Abstufungen, von Papierweiß bis Schwarz, ist jeder denkbare Ton möglich.

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Selbst aus dichten und dunklen Strichlagen lassen sich Formen »herauslesen« und durch Schatten plastisch hervorheben. (Ausschnitte in Originalgröße) Lapillifeld in der Geria, Lanzarote Grafitstift 6B und 8B 1988 42 x 59 cm

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BLEISTI FT

Neben den formschaffenden, pa­ rallel gesetzten Linien sorgt auch der richtige Lichteinfall für einen plastischen Eindruck des Motivs. Verdichtet gesetzte und weiter auseinanderliegende Strichlagen schaffen entweder helle oder be­ schattete Partien.

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Schraffuren sind für schnelles Skiz­ zieren prima geeignet. Ich lege oft mehrere Lagen im flachen Winkel übereinander. So entstehen zum Olivenbaum bei Orient, Mallorca

Objekt passende Strukturen, die

Bleistift 8B

zum Beispiel den Charakter einer

2010

Baumrinde von ganz allein entste­

30 x 30 cm

hen lassen.

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Crinan Ferry, Schottland Bleistift 6. Mai 2014 27 x 40 cm

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BLEISTI FT

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Königskerzen auf dem Salm Bleistift 4B 19. August 1991 42 x 57 cm

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Die hier abgebildete Bleistiftzeich­ nung eines Waldrandes mit Königs­ kerzen zeigt positiv gezeichnete, also dunkle Blätter auf hellem Grund, und helle Blätter auf dunk­ len Tonflächen (siehe Ausschnitte). Die Erkenntnisse, die Sie aus diesen Übungen gewinnen, sind für ­andere Motive und Techniken überaus wertvoll, vor allem aber für das Aquarellieren! Auch bei dieser Studie habe ich mich bemüht, jeder Pflanze die sie kennzeichnende Gestalt zu ge­ ben; dabei ist es nicht nötig, jedes einzelne Detail herauszuarbeiten. Blattkürzel oder eine charakterisie­ rende Struktur wie bei den Fichten im Hintergrund genügen.

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BLEISTI FT

So etwas zeichne ich gern: Im Dicki­cht herumstochern, die ­Orientierung verlieren und dann nicht mehr hinschauen! Bemüht man sich um ein identisches »Bild«

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des Motives, wird die Skizze steif und unbeholfen. Ein eigenstän­ diges und spontan formuliertes Bild (kein Abbild!) kann es nur

werden, wenn es gelingt, sich vom Vorbild zu lösen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich durch eine ausdauernde Zeichen- und Seh­ schule ein reiches Formenvokabular bilden kann. Ebenso wichtig ist ein beständiges Training der Hand, die sonst die blitzschnell ablaufenden Wahrnehmungsimpulse nicht um­ setzen kann. Die Folgen sind jedem Zeichner bekannt: Die Diskrepanz zwischen dem Anspruch an eine Zeichnung und dem Resultat wird zu groß und mündet unweigerlich in Frustrationen.

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Weide und Distel Grafit unterschiedlicher Härtegrade 12. Juli 1992 29 x 42 cm

Folgende Doppelseite: Der Salmer Sonnenbach Bleistift 6B 12. Juli 1992 34 x 47 cm

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KO LUM N E N T I T E L

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BLEISTI FT

Jeder Strich einer Zeichnung erzählt von ängstlichem Herantasten oder von drän­ gender Ungeduld. Manche Zeichnungen entstehen an ungemütlichen Orten und gelingen. Für andere ist die »location« perfekt und sie gehen trotzdem daneben. Ich weiß mittlerweile, dass mich die ersten Zeichnungen in einem neuen Skizzenbuch nicht entmutigen dürfen. Dranbleiben hilft. Schwierigkeiten verschwinden nicht, indem ich ihnen aus dem Weg gehe. - Arbeit, orderid exl37162375-3960880871 Gelingt eine ist das- der Antrieb für die nächste. Und für weitere. Wenn es gut läuft, für ein Serie. Oder noch besser: Ein Skizzenbuch füllt sich von der ersten bis zur letzten Seite. Dann entsteht etwas, was man auf gut Deutsch einen »flow« nennt. Ein früher, lichter Morgen, wenn die Sonne frisches Laub im Gegenlicht zum Leuchten bringt, lässt mich gar nicht lange nach­ denken, ob ich zum Stift greife. Ich muss es versuchen. Viel Zeit bleibt nicht. Die schö­ ne Stimmung könnte rasch vorbei sein. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass ein klobiges Zeichengerät im schmalen Format eines Skizzenbuchs genau das Richtige für flüchtige Momente ist. Kleinteilige Pfrie­ melei kann so nicht aufkommen. Zögern verdirbt jeden Strich.

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Ich muss mich auf das große Ganze kon­ zentrieren. Augen zukneifen hilft dabei. So kann ich das Zusammenwirken von Hell und Dunkel gut einschätzen. Beide Zeich­ nungen demonstrieren, wie wichtig das Sehen der Negativ­flächen ist, um die be­ leuchteten Partien des Motivs zum Leuch­ ten zu bringen. Befreiend wirkt noch der Umstand, dass ich in einem Skizzenbuch arbeite. Es muss kein Bild werden, das gefangen hinter exl37162375-3960880871 - Leiste Passe­partout und Glas mit hübscher gerahmt an der Wand hängen würde. Skiz­ zieren im Buch ist Zeichnen für den inti­ men Augenblick. So ist dieser »Sonntag­ morgen« entstanden. Ich weiß noch, wie ich die Stille genoss. Ich rieche ihn, wenn ich an ihn denke. Skizzenbuch Handschuhsheim Am frühen Morgen Grafit 28. Juni 2015 18,5 x 26 cm Skizzenbuch Davos Monstein Grafit 16. Oktober 2014 18,5 x 26 cm

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BLEISTI FT

Wenn es so ist, dass Zeichnen die Königsdisziplin der Kunst ist, dann steht das Porträtieren in der Hierarchie der Künste darüber. Ein Baum nimmt mir nicht übel, wenn ich einen Ast zugunsten einer guten Komposition woanders platziere. Eine Nase muss dort bleiben, wo sie angewachsen ist. Auch wenn die Maßverhältnisse in Gesichtern einer universalen Regel folgen, so liegt die Erkennbarkeit in Porträts individueller Personen in den Abweichungen im Millimeterbereich. Nicht selten ist sie ab­ hängig von einem winzigen Strich. »Life drawing« nennt man im Englischen das Aktzeichnen. Auch Porträtieren ist für mich Zeich­ nen vor dem lebendigen, dreidimensionalen Gegenüber. - orderid - exl37162375-3960880871 Wenn es mir gelingt, ein Porträt zu zeichnen, das mit wenigen Strichen eine Persönlichkeit, einen augenblicklichen Gemütszu­ stand, ein Wesen widerspiegelt, wenn meine Anspannung von mir gefallen ist und die porträtierte Person sich in der Zeichnung wiederfindet, dann ist es ein mit nichts zu vergleichendes Glücks­ gefühl. Ein ideales Medium für das Porträtzeichnen sind Bleistifte oder Vollgrafitstifte weichster Sorten. Sie gleiten ohne hemmenden Druck über das Papier und sie spendieren ein breites Spektrum an Grautönen.

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Walter, Johanna, Mohammed und Ludwig Porträts aus verschiedenen Skizzenbüchern und auf Einzelblättern mit Bleistiften unterschied­l icher Härtegrade gezeichnet

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AQUARELLBLEISTI FT

Aquarellbleistifte sind wunderbare Zeichengeräte, die sich leicht zum Lavieren anlösen lassen. Um das Grafit der Stifte vermalbar zu machen, wird dem mit fetthaltigen Substanzen vermischten Mineral ein Emulgator zugesetzt. Zum Lavieren verwende ich meist einen harten, gestutzten Borstenpinsel. Nur leicht angefeuchtet erzeugt er zusätzliche schraffurähnliche Wirkungen. Dadurch bekommt die Zeichnung mehr Dynamik und wird durch die größere Dichte der Grautöne kontrastreicher. Die feineren Haare des Aquarellpinsels benutze ich dann zum Lavieren, wenn ich auf kleineren Formaten weiche, geschlossene Grautöne oder größere Präzision erzielen will. - orderid von - exl37162375-3960880871 Da die Aquarellbleistifte zahlreichen Herstellern angeboten werden, variieren auch die Begriffe. Die gebräuchlichste Bezeich­ nung ist Graphite Aquarelle. Ich bevorzuge auch bei diesen Stif­ ten die weichen Härtegrade. Experimentieren Sie mit ihnen, auch auf unterschiedlichen Papiersorten. Diese Technik ist eine sehr gut geeignete Vorbereitung auf das Aquarellieren mit Farben.

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Das »Paradies« an der Bueges Grafit, mit einem Borstenpinsel vermalt (laviert) auf einem leicht strukturierten Aquarellkarton, 250 g/m² (siehe Ausschnitte) 27. Mai 2000 73 x 51 cm Die Ausschnitte zeigen lavierte Partien aus der Zeichnung.

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Das »Paradies« an der Bueges, Cevennen Grafit, mit einem Borstenpinsel vermalt (laviert) auf einem leicht strukturierten Aquarellkarton, 250 gr/m² (siehe Ausschnitte) 27. Mai 2000 73 x 51 cm

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AQUARELLBLEISTI FT

Dieser Eukalyptusbaum ist mir ans

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Herz gewachsen. Mit seinen ausla­

denden Ästen füllt er vollständig eine kleine Talsenke aus, die mit schwarzem Lapillikies bedeckt ist. Kühlender Schat­ ten legt sich auf den Teppich der abge­ worfenen lanzettförmigen Blätter. Die reiche Palette der graufarbenen Rinde, die sich ständig häutet, verströmt ein mildes Licht. Kraftvoll balanciert der muskulöse Stamm das kelchartige Rund der Äste. Ein wunderbares Stück Natur! Ein Prachtexemplar, vollkom­ men proportioniert, an einem stillen, aber nicht sicheren Platz. Deutlich sind die Axthiebe zu sehen, mit denen der Baum malträtiert wurde. Heute steht er als Dekoration auf dem riesigen Grundstück einer Bodega, für die das schmale Tal ausgebaggert wurde.

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Skizzenbuch Lanzarote

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 - Geria Eukalyptusbaum an der Aquarellbleistift, laviert und ­Aquarell auf Recyclingpapier 8. März 1994 25 x 20,5 cm

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FA R B ST I F T

Bei größeren Papierformaten neh­ me ich gerne einen ausdrucksstar­ ken schwarzen Farbstift, dessen Mine 10 mm dick ist. Die Kreide dieses Stiftes lässt sich hervorra­

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gend vermalen. Wie beim Aquarell­ bleistift verwende ich verschieden große und harte Borstenpinsel, die ich nur leicht mit Wasser ­benetze. Mit einem trockenen Lappen kann

ich den Feuchtigkeitsgrad der Pinsel gut kontrollieren. Je nach Wasser­ gehalt des Pinsels verwischen die Pigmente des Farbstiftes malerisch fließend, transparent ineinander­ laufend oder in dunklen Streifen. So entstehen interessante Struk­ turen und eine reiche Palette an Grautönen. Außerdem bekommt die Zeichnung eine plastische Mo­ dulation und eine stimmungsvolle Licht-Schatten-Wirkung. Die hier abgebildete Arbeit habe ich auf einer Feldstaffelei gezeichnet.

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Die Salmer Weide wasservermalbarer Farbstift 18. Juni 1994 70 x 100 cm Der Ausschnitt zeigt deutlich die Spuren des leicht feuchten ­Borstenpinsels, der die Farbkreide verwischt.

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FA R B ST I F T

Farbstifte können schön mit dem Grafit von Bleistiften verwoben werden. Auf die ausgewogene Verwendung beider Stifte kommt es an. Wenn man wie hier Wert auf feine Nuancen legt, dann sind Farbstifte der härteren Sorten und nicht zu weiche Bleistifte am geeignetsten. Zumindest sollten sie gut gespitzt sein. Sie finden bestimmt welche in Ihrer Buntstiftkiste. Wichtig ist, dass Sie die Schraffuren nicht mit zu starkem Druck anlegen, weil sonst unan­ genehme Gräben im Papier zurückbleiben. Ein billiger Schulzei­ chenblock ist nicht geeignet. Beginnen Sie mit zart aufgetragenen Schraffurlagen und legen Sie mit Geduld immer neue Schichten darüber. Behalten Sie das ganze Blatt im Auge. Wichtig ist dabei, orderid - exl37162375-3960880871 dass Sie die-nächstfolgende Schraffur­lage in einem ­flachen Win­ kel zur vorigen auflegen. So wird es Ihnen gelingen.

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Jandia Grafit und Farbstift 1982 21 x 29 cm

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FA R B ST I F T

Farbstifte gehören nicht zu den Stiften, zu denen ich zuerst grei­ fen würde, wenn ich mit Skizzen­ büchern unterwegs bin. Vermutlich wittere ich die Gefahr, dass bei mei­ ner Art, Landschaften zu zeichnen,

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farbige Zeichnungen zu gefällig werden können. Trotzdem gibt es Motive, wie in

der Fotografie, deren Bildwirkung von Farben bestimmt ist. So war es an dieser Steilküste. Ich wollte die herbstliche Stimmung einfangen und hatte alle Zeit der Welt mich den Details zu widmen. Mit Bleistift zeichnete ich vor, begann mit Schattenflächen die Felsen zu formen und erst danach legte ich schraffierte Schichten mit Farb­stiften darüber. Mit ihnen ver­ mischte sich der Grafit und nahm etwas von deren Leuchtkraft. Deck­ weiß verwendete ich zuletzt, um einige Partien der Zeichnung besser hervorzuheben.

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Skizzenbuch Ile de Groix Beg Melen Grafit, Farbstift, Aquarell, Deckweiß 21. August 1995 25 x 20,5 cm

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FA R B ST I F T

Seit 1989 dokumentiere ich in die­ sem Skizzenbuch, was auf unserem Balkon kreucht und fleucht. Der von meiner Frau liebevoll gepflegte Kübelgarten lockt an, was wächst, krabbeln und fliegen kann. Über 100 Tierarten, vom Totengräber bis zur Schwanzmeise, wurden bisher von der Pflanzenvielfalt angezogen. Für Generationen von Mauerbie­ nen ist dieser Balkon zur Heimat

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geworden. Schon bei den ersten warmen Sonnenstrahlen Ende

­Februar prüfen sie den Zustand der angebotenen Bohrlöcher. Nach der Hochzeit mit den kleineren Männ­ chen polstern die Bürstensamm­ lerinnen zuerst die Brutzellen mit einem Pollenpaket aus, kleben ein Ei darauf, lassen für die Made etwas Platz zum Fettwerden und mauern die Brutzelle zu.

Die Dusche im Garten Farbstift und Bleistift 1986 42 x 57 cm

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Skizzenbuch Balkon Bleistift, Farbstift, Aquarell 4. September 1991 21 x 29,5 cm

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FA R B ST I F T

Striche, Schraffuren, helle oder dunklere Tonwerte entstehen bei der Verwendung von Farbstiften auf ähnliche Weise wie bei einer Arbeit mit Grafit. Während in der Malerei in der Regel Farben auf der Palette oder im Deckel eines Aquarellkastens miteinander vermischt werden, entsteht die Mischung in einer solchen Zeich­ nung erst durch das Verweben einzelner farbiger Strichlagen auf dem Papier. Geschieht es auf weißem Untergrund, verstärkt es die Leuchtkraft der Farbstifte. Farbstiftzeichnungen beginne ich mit möglichst lockerer Hand und

- orderid - exl37162375-3960880871 vermeide allzu großen Druck. Dies - transid - exl37162375-3960880871 garantiert ganz von allein größere Spontaneität und damit Ausdrucks­ kraft jeder einzelnen Linie. Es ist sinnvoll, mit den hellsten Farben zu beginnen, um auf ihnen nach und nach die nächst dunkle­ ren Strichlagen aufzulegen. Wenn ich eine Zeichnung an allen Stellen gleichmäßig vorantreibe, behalte ich die Kontrolle über den Gesamt­ eindruck. »Festbeißen« an einem Detail führt zwangsläufig dazu, an­ dere Bereiche anpassen zu müssen. Der hier verwendete Farbstift ist wasserlöslich und sehr ergiebig. Mit einem nur wenig feuchten, flachen Borstenpinsel habe ich einzelne Areale der Zeichnung laviert.

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Für Zeichnungen wie die hier ab­ gebildete benutze ich große Bögen

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 - der Rolle. oder schneide sie mir von Das Papier muss von guter Quali­ tät, säurefrei, gut geleimt sein und mindestens eine Grammatur von 200 g/m² haben. Auf einem solchen Papier lassen sich zu dick aufge­ tragene Farbschichten auch mal wieder abschaben. Auch das Hin­ einkratzen weißer Linien mit einem runden und scharfen Skalpellmes­ ser hält solch ein Papier gut aus.

Salmer Weide vermalbarer Farbstift 10 mm stark, laviert 4. Juli 1994 90 x 129 cm

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WAC H S M A L B LO C K

Eine Alternative zu in Holz gefassten Bleistiften oder zu den sogenannten Vollgrafitstiften, die eine runde oder sechskantige Form haben, sind vier­ kantige Wachsmalblöcke. Sensibel angewandt ist das Ergebnis von einer Grafitfläche kaum zu unterscheiden. Mit zunehmendem Druck wird der Pigmentauftrag der Wachsfarben ­deckender. Der Wachsfilm sorgt für ei­ nen seidigen Glanz. Gute Erfahrungen - orderid exl37162375-3960880871 habe ich mit Blöcken aus-ungiftigem reinem Bienenwachs gemacht, die in einem Farbsortiment gerne für Kinder gekauft werden. Nachteil und Vorteil der Wachsfarben ist: Sie können nicht radiert werden. Allenfalls lassen sich zu dick aufgetra­ gene Wachsschichten mit einem run­ den, skalpellartigen Messer oder einer Rasierklinge wieder abtragen.

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Natürlich arbeitet es sich mit Grafit­ stäbchen oder Wachsmalblöcken am einfachsten auf großem Papier. Mit »grobem« Werkzeug auf kleinem For­ mat zu arbeiten hat dagegen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Es besteht gar keine Gefahr, sich in Einzelheiten zu verlieren. Sie bleiben großzügig und spontan. Skizzenbuch Bad Reichenhall

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Predigtstuhl und Wappachklamm Wachsmalblock aus Bienenwachs 6. und 7. Juni 2013 18,5 x 26 cm

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Z E I C H E N KO H L E

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Alte Hürde auf der Salmer Weide Zeichenkohle 17. August 1993 29 x 24 cm

Mit einem Stück Holzkohle haben die Menschen der Urzeit ihre ersten Zeichenversuche unternommen. Daraus entwickelten sich erstaunliche Höhlenmalereien. Bis heute hat dieses archaische Zeicheninstrument nichts an Attraktivität verloren, obwohl ihm inzwischen eine unüberschaubare Konkurrenz an Stiften erwach­ sen ist. Das hat seinen Grund: Wer zum ersten Mal eine Zeichen­ kohle in der Hand hält, spürt das Besondere. Sie ist oft krumm gewachsen, federleicht und will behandelt werden wie ein rohes Ei. Der geringste Druck hinterlässt feine Spuren. Mit einem sanf­ ten, kreidigen Geräusch gleitet sie über das Papier. Ein schönes Gefühl. Es versöhnt mit den Nachteilen: Die Partikel der Zeichen­ kohle haften unvollkommen auf dem Papier und müssen mit einem Fixativspray gebändigt werden. Ist man unterwegs, ist die Handhabung und Aufbewahrung von Kohlezeichnungen etwas unpraktisch. Aber was bekommt man dafür? Eine große Palette satt deckender bis seidenweicher Striche, durchsichtige, mit dem Finger oder mit dem Papierwischer verriebene Flächen und einen sympathischen anthrazitfarbenen Ton.

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Bäume auf der Salmer Weide Zeichenkohle 23. August 1993 35 x 32 cm

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Z E I C H E N KO H L E

Warum nicht die Staffelei mitten im Wald aufstellen? Für mich jedenfalls war es ein besonderes Erlebnis. Ruhe, nur die waldtypischen Geräusche sorgten für ein entspanntes Zeichnen. Eine nicht zu stark strukturierte Lein­ wand auf einen Keilrahmen gespannt bildete einen relativ stabilen Unter­ grund. Gezeichnet habe ich mit einer feinen Zeichenkohle, die aus Weiden­ ruten hergestellt wurde. Einen Papierwischer, auch Estompen genannt, und einen Knetradiergummi

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benutzte ich zum Wischen und Radieren.

Waldstücke 1 und 2 Kohle auf Leinwand 16. bis 20. Juli 2010 100 x 100 cm

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RÖTEL

Das Mineral Rötel (auch roter Ocker genannt) wird seit Urzeiten als Mal- und Zeichenmaterial verwendet. Die Geschichte der Zeichenkunst wäre ohne die vielen wunderbaren Rötelzeich­ nungen erheblich ärmer. Leider ist die Verwendung der Rötelkreide etwas zurückgegangen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Arbeiten in dieser Technik stark mit historischen Zeichnungen assoziiert wer­ den. Das würde dieser wunderbaren Naturkreide nicht gerecht werden. Immerhin lieben viele Aktzeichner den schönen warmen Ton auch des­ wegen, weil er der Hautfarbe sehr ähnlich ist. - orderid - exl37162375-3960880871 Um auf großem Papierformat in der Natur zu zeichnen, braucht es eine feste Unterlage. Ein nicht allzu schweres Sperrholzbrett kann überallhin mitgenommen oder vor Ort besorgt werden. Es gibt sehr leichte Staffeleien, die in jeden Koffer passen. Die Zeichnung des Baumes entstand in einem Olivenhain auf Mallorca. Das Brett habe ich gegen eine Mauer gelehnt und das Blatt mit Klam­ mern daran fixiert.

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Ursel am Cabo Formentor,

Olivenbaum bei Orient, Mallorca

Mallorca

Rötel, laviert mit einem

Rötel

Borstenpinsel und Wasser

28. Februar 1998

2015

30 x 41 cm

70 x 50 cm

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M E TA L L F E D E R

Die Variationsbreite, die eine Eine Federzeichnung stellt Metallfeder in einem einzigen man sich mit schwarzer Tusche Strich zeigen kann, ist enorm! gezeichnet vor. Doch genauso Je nach Druck und Lage der Fe­ gut kann man andere Farben der lassen sich feinste bis sehr breite Striche erzeugen. Wer gerne spontan zeichnet, sich über die eingeschränkte - orderid - exl37162375-3960880871 Kontrolle, über gelegentliche Kleckse oder plötzliches Abrei­ ßen des Strichs hinwegsetzt, für den ist die Federzeichnung eine ideale Technik. Vorzeich­ nen ist ungünstig, wenn die Unmittelbarkeit der Feder­ zeichnung voll zur Wirkung kommen soll. Lieber ein nicht ganz korrekt gezeichnetes De­ tail riskieren als mit gebrems­ tem Schwung zeichnen!

verwenden, zum Beispiel den schönen Sepiaton oder Bister, einen braunen Farbton, der aus Ruß gewonnen wird.

Gräserstudie Tusche und Metallfeder 1993 29 x 42 cm

transid - exl37162375-3960880871 -

Skizzenbuch Salm Links plätschert der Brunnen … Tusche und Metallfeder 19. Juli 1996 18,5 x 26 cm

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ROHRFEDER

Neben industriell gefertigten Federn aus Metall gibt es solche aus Naturmaterial. Die heute übliche Rohrfeder besteht aus einem Bambusstab. Früher wurde sie aus einem Schilfrohr geschnitten. Künstler schätzen an der Rohr­ - orderid - exl37162375-3960880871 feder die Möglichkeit, kraftvoll und variationsreich zeichnen zu können. Für zögerliches, fein­ motorisches Zeichnen ist sie ungeeignet. Strichcharakter und Fließge­ schwindigkeit hängen vom Durchmesser des Rohres und von dessen Schnittform ab. Je nach Tintenreservoir kann die Rohrfeder grafisch deckende bis zart durchscheinende Linien hervorbringen. Probieren Sie verschiedene röh­ renartige Pflanzen aus. Auch mit einem in Tusche getauchten Holzspan oder mit einer Wei­ denrute lässt es sich wunderbar zeichnen!

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Wenn Sie auch noch die Tin­ te selbst herstellen wollen, dann darf ich Ihnen ein Buch empfehlen, in dem dies fach­ gerecht beschrieben ist: ­Walter Koschatzky, Die Kunst der Zeichnung. Rohr- bzw. Bambusfedern sind exl37162375-3960880871 fertig zugeschnitten- im Handel erhältlich. Sie selbst herzustel­ len ist nicht schwer. Anleitun­ gen gibt es im Internet. Eine neue Rohrfeder muss sich erst einmal mit Tinte vollsaugen. Dann entwickelt sie ihre Qua­ litäten. Nach Gebrauch sollte sie gereinigt werden. Danach haftet die Tusche wieder bes­ ser am Holz.

Skizzenbuch Alb Kieferruinen auf dem Hörnle Rohrfeder und Metallfeder, Tempera, mit Deckweiß gehöht 13. August 1992 25 x 20,5 cm

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KIELFEDER

Vom Mittelalter bis zur industriell gefertigten Stahlfeder im 19. Jahrhundert war der Gänsekiel das gebräuchlichste Schreibund Zeichengerät. Er ist flexibler als die nahezu starre Rohrfeder aus Bambus. Andere Vogelfedern wie die abgestoßene Hand­ schwinge einer Möwe oder einer Krähe, selbst eine Flaumfeder eignen sich prima zum Zeichnen. Dass sie schwer zu kontrollieren sind, ist ein Vorteil! Dies lädt zum spontanen Zeichnen ein, was keiner Zeichnung schadet. Die Skizzen zeigen, wie durch den ausgesparten Papiergrund For­ men definiert werden. Die bewusste Anwendung dieses Prinzips von aktiv gezeichneter und passiv entstandener Form ist für das - orderid - exl37162375-3960880871 Zeichnen, das Aquarellieren und die Malerei insgesamt von gro­ ßer Bedeutung!

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Bäume sind für mich zeichnerische Leckerbissen. Ihre unerschöpfliche Formenvielfalt gibt mir eine Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten. Die Drehung des Stammes, die per­ spektivische Lage der Äste, deren Verkürzung oder das Licht- und Schattenspiel am Stamm sind Übungen, die einer kraftvollen Zeichentechnik wie dieser voraus­ gehen sollten. Dann ist die Chance, dass die Zeichnung geradezu aus einem herausstürzt, sehr groß. Den Federkiel eines Gänsegeiers, den ich für diese Skizzen benutzte, fand ich in den Pyrenäen.

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Salmer Weide Neun Studien mit dem Federkiel eines Gänsegeiers Tusche 23. Juni 1997 Jeweils 24 x 34 cm

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PINSELSCHREIBER

Das interessanteste neuartige ­Zeichengerät, das mir seit der Ersterscheinung dieses Buches in die Hände kam, ist ein sogenannter ­Pocket Brush Pen. Auf den ersten Blick ähnelt er einem Pinselmar­ ker. Aber im Gegensatz zu dessen kompakter, je nach Fabrikat un­ terschiedlich weicher Spitze be­ steht dieser Pinsel aus einzelnen Nylon­haaren. Mit ihnen lassen sich

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superfeine Linien ziehen, seitlich

angelegt flächig arbeiten und sogar ziemlich robust schrubben. Aus einer frisch eingesetzten Patrone fließt eine tiefschwarze, wasser­ feste Tinte, womit wohl Lichtecht­ heit garantiert wird.

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Seine eigentliche Stärke entwickelt der Pinsel, wenn die Haare leicht trocken werden oder der Tusche­ vorrat in der Patrone zu Ende geht. Dann entstehen Zwischentöne, die an Kohlezeichnungen erinnern. In der abgebildeten Arbeit vom Neckarufer versuchte ich die Beson­ derheit des Pinsels für eine Laub­ struktur zu nutzen. Gleichzeitig modellierte ich Laubgruppen und

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Bäume mit unterschiedlichen Grau­ werten, um den Lichteinfall zeigen zu können. Die Zeichnung der Küste demons­ triert, wie variationsreich der Pinsel­auftrag sein kann.

Bäume am Neckar Pocket Brush Pen 2009 40 x 60 cm

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PINSELSCHREIBER

Zeichner wissen: Nicht jeder Tag ist gleich. An manchen Tagen läuft es wie geschmiert. An anderen hemmt die kleinste Unsicherheit und ver­ dirbt jede einzelne Linie. Für den ­Pocket Brush Pen braucht es eine gute Stimmung. Glück habe ich, wenn die Skizzen einfach so aus der Hand fließen. Trotzdem, der »Aus­ schuss« ist groß, vieles geht dane­

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ben. Manches wirkt unfertig. Um so schöner ist es, wenn mit größtmög­

licher Reduktion maximale Wirkung entsteht. Anspruchsvoll sind schnelle und ausdrucksstarke Skizzen von Men­ schen, besonders in Bewegung. Es ist ein gutes Training für rasches Wahrnehmen, der die Hand ohne Zögern folgen sollte. An Modellen ist kein Mangel. Ich nutze den Stift gerne in Museen, auf einer Parkbank sitzend oder am Flughafen, wenn genug Zeit für ein paar Skizzen ist. Je nach Glätte bzw. Strukturierung des Papiers wirken die mit dem ­Pocket Brush Pen gezeichneten ­Linien und Flächen mal kreidig weich, mal hart begrenzt.

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Skizzenbuch Museen Pocket Brush Pen 12. November 2015 14,5 x 20 cm Alle anderen Zeichnungen stammen aus unterschiedlichen Skizzenbüchern.

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KUGELSCHREIBER

Skizzenbuch Salm Katzenstudien Kugelschreiber, laviert, teilweise Grafit 20. Juni 2013 18,5 x 26 cm Ausschnitte Als ABC-Schütze machte ich mit

lange, bis ich ihn für mich, dann aber

einem quietschenden Griffel auf

auch bei anderen Künstlern, als Zei­

der Schiefertafel meine Schreib­

chenwerkzeug entdeckte. Zu diesen

übungen. Den muffigen Geruch des

gehört der Hamburger Illustrator,

sen. Der Wechsel zur Metall­feder

Martin Busch (1908 – 1987). Er war

und später zum Tintenfüller war

es übrigens, der mich als Halbwüch­

begleitet von strengen Maßnahmen

sigen entscheidend in meinem Be­

in der Schule und Ärger zu Hause.

rufswunsch bestärkte. W. M. Busch

Blauverschmierte Fingerkuppen,

liebte offenbar das pastenartige

vollgekleckste Hefte und heraus­

Schreibmedium dieses Massenpro­

gerissene Seiten waren die Folge.

dukts. Viele Kugelschreiberzeichnun­

Der damals schon weit verbreitete

gen hat er laviert und so raffinierte

Kugelschreiber hätte das Problem

Hell-Dunkel-Wirkungen erzeugt.

gelöst. Doch er galt als Handschrif­

Seine Illustrationen finden sich in

tenkiller und durfte bei der Ranzen­

zahllosen Werken der Weltliteratur.

kontrolle nicht gefunden werden.

Es lohnt sich, nach illustrierten Bü­

Beim Kugelschreiber dauerte es

chern von ihm zu suchen.

- orderid - exl37162375-3960880871 Schwamms kann ich nicht verges­ Grafiker und Zeichenlehrer Wilhelm - transid - exl37162375-3960880871 -

Skizzenbuch Mix Schlafender im IC bei KA Kugelschreiber 22. September 1990 Ausschnitt

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»Wrapped floors and stairways and covered windows« von Christo und Jeanne-Claude. Gezeichnet im ­M useum Würth in Künzelsau. Zwei verhüllte Stühle und ein Tisch in der Cafeteria. Tintenroller 28. Juni 1995 Ausschnitte

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FA S E R S C H R E I B E R

Ich kann mich noch gut daran erin­

Papier arbeiten, stellt der Markt eine

nern, als der erste Faserschreiber auf

Fülle unterschiedlichster Stifte zur

den Markt kam. Er war angenehm

Verfügung. Runde, kantige, super­

schwer, die Tinte roch durchdrin­

feine, pinselartige oder mit Wasser

gend, und die verschieden geform­

anlösbare zum Lavieren – es lohnt

ten primitiven Filzeinsätze konnte

ein gelegentlicher Gang in einen

man auswechseln, was tagelang

Laden für Künstlerbedarf oder in

Spuren an den Fingern hinterließ.

ein Schreibwarenladen, um neueste

Über Jahrzehnte war der Filzer,

Entwicklungen auszuprobieren. Wer

später als Marker bezeichnete Stift

nicht im Skizzenbuch, sondern auf

mit unterschiedlich geformten

losen Blättern zeichnen möchte, die

Entwurfsinstrument der Grafik­

ner Wand hängen werden, sollte auf

designer. Mittlerweile zeichnen sie

die Bezeichnung »lichtecht« achten.

überwiegend mit Stiften, die auf

Diese Studie ist mit einem nicht

einem digitalen Brett oder direkt

lichtechten, nachfüllbaren Mar­

auf einem Monitor jeden beliebigen

ker gezeichnet. Die tiefschwarze,

Stift in Form und Farbe nachahmen

gleichmäßig dicke Linie ist nahezu

können. Zeichnern, die weiterhin auf

wasserfest.

- orderid - exl37162375-3960880871 filzartigen Spitzen das bevorzugte möglicherweise mal gerahmt an ei­ - transid - exl37162375-3960880871 -

Das Baumhaus in der Bruchweide Filzschreiber, ca. 3 mm stark 18. August 1991 42 x 57 cm

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TINTENROLLER

Selten zeichne ich mit dem Tin­ tenroller auf Blättern, die größer als DIN A3 sind. Trotzdem macht es Spaß, auch auf solchen Papier­ größen mit dem Stift zu fabulieren, um sich dem freien Spiel der Linien hinzugeben. Scheunenreste in Salm Tintenroller 20. August 1991 42 x 57 cm

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Skizzenbuch Sizilien Dorische Säulen in der antiken Stadt Solunto Tintenroller 11. Mai 2013 14,5 x 20 cm

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Auf den Tintenroller braucht man keinen Druck auszuüben. Wie von selbst gibt er seine Tinte ab. Hat der Stift ein ordentliches Gewicht, geht es noch leichter. Damit ist er ideal für das Zeichnen unter­ wegs, besonders dann, wenn es schnell gehen soll. Variabel in der Strichstärke ist er nur, wenn man versucht, die Spitze exl37162375-3960880871 mit der Kugel etwas- flach auf­ zulegen. Dem gemeinnützigen National Trust in Großbritannien gehören nicht nur Schlösser und Landhäuser berühm­ ter Persönlichkeiten. Als drittgröß­ ter Großgrundbesitzer nach Krone und Staat pflegt er hunderte Kilo­ meter der schönsten Küstenpfade. Einer davon ist der Coastal Path bei Wembury in Devon. Ich habe ihn am Abend gezeichnet. Skizzenbuch Devon Coastal Path bei Wembury Tintenroller 26. Mai 1992 Ausschnitt

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TINTENROLLER

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Solche Skizzen entstehen in weni­ gen Minuten. Zu schnell, um Hände einigermaßen anatomisch richtig zeichnen zu können – ­Situationen, in denen ich bedaure, dass ich mir nicht mehr Zeit zum Porträt- und Aktzeichnen nahm. Überzeugend gezeichnet werden diese schwieri­ gen Details nur, wenn man sich ein Leben lang darin übt. Dann spei­ chern sich Erfahrungen ab, die man abrufen kann, wenn das Modell sich längst bewegt hat. Skizzenbuch Lanzarote, Las Dunas Tintenroller auf Recyclingpapier 10. März 1994 20,5 x 25 cm

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Skizzenbuch Prag Miroslav Bilek im Jazz-Club ­Agartha, Prag Tintenroller

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 9. Februar 1995 15,5 x 20 cm

Skizzenbuch Mix Der blinde Pianist Alain C ­ arnesecca spielt Chopin im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg Tintenroller 7. Januar 1994 15 x 11 cm

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TINTENROLLER

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Skizzenbuch Toskana Olivenhaine bei Nicosia und ­Klosterkirche von Sant‘ Agostino di Nicosia, Toskana Tintenroller auf Recyclingpapier 16. April 1995 25 x 20,5 cm

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Ursula B. Tintenroller 2013 30 x 40 cm

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TINTENROLLER

Der leicht dahingleitende Tintenrol­ ler ist der beste Stift für schnelles Skizzieren. Deshalb nutze ich ihn, um mir in Vorlesungen oder Vor­ trägen zeichnerische Notizen zu machen. Während im hellen Hörsaal die Studierenden und der Literatur­ wissenschaftler an ihrem Platz bleiben, ist das Zeichnen in einem Vortrag eines Kunsthistorikers et­

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 -

was schwieriger. Hier waren es die

rasch aufeinanderfolgenden, an die Wand projizierten Kunstwerke, die ich als Erinnerungsstütze skizzieren wollte.

Skizzenbuch Uni Heidelberg Prof. Borchmeyer liest über Faust, Prof. Belting über das Meisterwerk Tintenroller auf Recyclingpapier 5. und 12. November 1996 15 x 11 cm

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Skizzenbuch Südengland Julia in Knighthayes Gardens, ­Devon Tintenroller, Aquarell 22. Juli 1994 29,5 x 21 cm

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TINTENROLLER

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Wenn ich mit dem Skizzenbuch unterwegs bin, sollen natürlich auch die

Skizzenbuch Ile de Groix

Tiere, die mir begegnen, Teil meines zeichnerischen Tagebuches werden.

Rüsselkäfer und Krabbe

Sie quicklebendig zu zeichnen ist nicht einfach. Ich studiere gerne zuerst

Tintenroller auf Recyclingpapier

die Details, um dann nach und nach die ganze Form in den Griff zu

10. und 11. August 1992

bekommen. Daraus ergibt sich die Fähigkeit, ein Tier fertig zu

20 x 15 cm

zeichnen, auch wenn es eine andere Position eingenommen hat. Den munteren Rüsselkäfer hielt ich auf meinem Zeichentisch eine Zeit lang gefangen und auch die angriffslustige Schwimmkrabbe musste ich mir in einem Glas mit Wasser genauer ansehen.

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Skizzenbuch Sardinien Frösche, Eidechsen und Fliege Tintenroller, Aquarell 10. August 2008 23,5 x 17 cm

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TINTENROLLER

Nichts ist zu banal, um nicht als Zeichenobjekt dienen zu können. Ein trockenes Blätt­ chen, halb zerfallen und ein­ gerollt, kann eine interessante zeichnerische Erfahrung sein. Herausgelöst aus dem Fundort und zu Papier gebracht, wird ein »hässliches« Stück Natur zu einer reizvollen ästheti­ schen Gestalt. - orderid - exl37162375-3960880871 Ein Tipp: Zeichnen Sie diesel­ ben Dinge in Variationen, im­ mer wieder, von allen Seiten, versuchen Sie es bei unter­ schiedlicher Beleuchtung und in anderen Techniken. Der Ge­ winn an Erfahrungen ist groß!

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Skizzenbuch Pyrenäen Birnen-, Brombeer- und andere Blätter im Park von Chateau d’Estrac Tintenroller, Aquarell 5. August 1993 25 x 20,5 cm

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Skizzenbuch Heidelberg Trockene Blätter der Birnenfeige Bleistift 2002 Ausschnitt

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LINIE

Setzen Selbstzweifel in der Pubertät ein, haben Schulen die Auf­ gabe, die Kinder an diesem kritischen Punkt ihrer Entwicklung abzuholen und sie nicht mit ihren bildnerischen, insbesondere technischen Problemen alleinzulassen. Wird ihnen etwas ande­ res vermittelt als das, was sie brauchen, werden sie den Stift für immer aus der Hand legen. Zu beobachten ist jedenfalls, dass in dieser Phase die mutig gezogene Linie verloren geht. Die Kluft zwischen dem, was Heranwachsende wollen und dem, was sie Manchmal finde ich meine Linie zum Gähnen langweilig. Immer können, ist hier gut zu beobachten. Die Angst zu scheitern ist derselbe Strich, stets dasselbe Gekritzel! Das passiert mir beson­ groß. Unentschlossene kurzatmige Striche und Linienbündel, ders dann, wenn ich Arbeiten von Kollegen sehe, deren zeichne­ Wollfäden gleich, treten an die Stelle selbstbewusst gezogener orderid exl37162375-3960880871 transid - exl37162375-3960880871 rische Handschrift mich beeindruckt. Versuche ich meinen Strich Linien. zu ändern, falle ich in den alten Trott zurück. So bleibe ich meiner Das dauert so lange, bis durch Übung und Ausdauer, vielleicht Linie treu, ob ich will oder nicht. auch durch Impulse von außen, die Blockaden beiseite geräumt Ein Zeichenstil ist mit einer Person so verknüpft wie die Hand­ werden. Dann stellen sich wieder zufriedenstellende Ergebnisse schrift und wird sich ein Leben lang nur wenig verändern. ein, in deren Folge die Motivation und der Spaß am Zeichnen wie­ ­Albrecht Dürers Zeichnungen erkennt man auf Anhieb. Die spezi­ der Auftrieb bekommen können. elle Art, wie er konzentriert Liniennetze formte, unterscheidet ihn auch von seinen Zeitgenossen. Die vibrierenden Rohrfederzeich­ nungen eines van Gogh sind so beispiellos wie die wirre Strich­ kultur des Zeichners Alfred Kubin. An der Charakteristik einer zeichnerischen Handschrift wird auch der fortschreitende Reifungsprozess nichts ändern. Was sich ändern kann, ist die Treffsicherheit einer Linie und mit welchem Selbstbewusstsein sie gesetzt ist. Kinder haben damit bis zur einsetzenden Pubertät keine Proble­ me. Ihre Zeichnungen strotzen vor Selbstbewusstsein. An ihren Oben links: Albrecht Rissler Strichen ist kein Zögern zu erkennen. Beneidenswert treffsicher ­gezeichnet von dem Maler Lutz vermögen sie in einer Art Kurzschrift ihrer Phantasie Ausdruck Heyder, links von der 4-jährigen zu geben. Julia

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Skizzenbuch Mix Lutz Heyder lithografiert in Eichtersheim Tintenroller 22. Juni 1991 31 x 25,5 cm

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LINIE

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Wie unterschiedlich zeichnerische Handschriften sind, zeigen auch die Beispiele auf dieser Doppelseite. Links: Der Künstler Dik J­ üngling, der Student Christian Wassner und die Kursteilnehmerin Manuela B., gezeichnet vom Autor Rechte Seite: Albrecht Rissler, ­gezeichnet von dem Studenten ­Rainer Lieser und den Studentinnen Matzi Theisen und Susann Stoebe

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LINIE

Für diese Skizze blieb nicht viel Zeit. Das Boot für die Überfahrt zu einem der Kraterinselchen in der riesigen Caldera von Santorin wartete. Gerne hätte ich mit noch dunkleren Schraffuren den Unter­ schied zwischen dem grellen Weiß der Häuser und den tiefen Schatten herausgearbeitet. Später fügte ich Deckweiß hinzu, um die Kontras­ te noch etwas zu steigern. Damit

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kann man auf dem Grundton eines

­Recyclingpapiers rasch mediter­rane Atmosphäre schaffen.

Skizzenbuch Santorin Therasia Tintenroller auf Recyclingpapier 13. September 1992 28 x 24 cm

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Nächste Doppelseite: Skizzenbuch Plymouth Coastal Path near Wembury Tintenroller 3. Juni 1992 30 x 25 cm

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KO LUM N E N T I T E L

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STRUKTUR UN D SCH RAFFUR

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Schraffuren ignorieren die Beschaffenheit von Oberflächen, wäh­ rend Strukturen die Stofflichkeit herausarbeiten. Dreidimensiona­ lität erreicht man trotzdem, wenn die Begrenzungen der Flächen den Körper formen (siehe Schulter bei der Katzenstudie links). Ich habe mir angewöhnt, die einzelnen Schraffurnetze in einem flachen Winkel übereinanderzulegen. So vermeide ich technisch wirkende Kreuzschraffuren. Die beiden grundlegenden Möglich­ keiten der Flächenbearbeitung, Schraffur und Struktur, lassen sich gut miteinander verbinden. Sinnvoll ist es, zuerst mit einer Struktur zu beginnen, um dann mit einer darübergezogenen Schraffur rascher dunklere Grauwerte zu erzielen. Dabei geht transid - exl37162375-3960880871 die darunterliegende Struktur nicht verloren.

Dichte Strichlagen kehren das Verhältnis von Papier und Linie um, wenn die noch offenen weißen Stellen zu einer Art negativem Raster werden, das sehr interessant sein kann. Vollkommen schwarze Flächen in Schraffuren wirken dagegen wie Löcher.

Skizzenbuch Lanzarote 5 x Patufeta Tintenroller 19. Juni 1991 21 x 16,5 cm

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Die Wasserspitzmaus ist eine 1984 entstandene, kleinformatige Auftragsarbeit für die Zeitschrift »natur«. Sie ist mit einer Fellstruktur dargestellt, die sich deutlich von den Schraffuren bei den Katzenstudien unterscheidet. Strukturen erfordern ein hohes Maß an Konzen­ tration, zumindest so lange, bis man die Be­ schaffenheit einer Oberfläche verstanden und dafür den richtigen Duktus gefunden hat. Die Haare der Maus sind mit einem Tuschefüller gezeichnet. Das hervortretende Becken des Tie­

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 - Haare, res lässt das Fell kreisförmig abstehen.

die direkt zum Betrachter hin ausgerichtet sind, werden als Punkte, dann zunehmend als länger werdende Striche dargestellt. Das habe ich von Albrecht Dürer gelernt. Wer die Katze im Kupfer­ stich Adam und Eva (1504) kennt, wird das Vor­ bild dort finden. ln einer bestimmten Lernphase – die nie endet – war Dürer ein wichtiger Lehr­ meister für mich. Nicht nur seine Zeichnungen und Kupferstiche, auch seine Holzschnitte gaben mir wichtige Impulse!

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STRUKTUR UN D SCH RAFFUR

Imerovigli klebt wie ein abgebröckeltes Schwalbennest an der 300 Meter hohen Innenwand des Kraters von Santorin. Seit dem Erdbeben von 1956 sind immer noch Teile des Ortes zerstört. Schaudernd und doch lustvoll stocherte ich zeichnend in den Trümmern, schraffierte um Büsche und Lavabrocken und hielt den Weg frei, der zum Horizont mäandert. Skizzenbuch Santorin

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Imerovigli (Ausschnitt) Tintenroller 9. September 1992 28 x 24 cm

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Ausschnitte aus verschiedenen Studien, die mit einer Kombination von Strukturen und Schraffuren gezeichnet wurden: Distel (Tusche und Metallfeder), Lavastein (Tintenroller), Apfelbaum und Hecke (Tintenroller), Meer ­(Fineliner)

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Es ist nützlich, sich die Beschaffenheit von Oberflächen unter­ schiedlicher Materialen genauer anzuschauen und sie zeichne­ risch festzuhalten. Und dies natürlich direkt vor dem dreidimen­ sionalen Objekt, so präzise und so oft wie möglich. Dies hat den Effekt, dass das Gehirn eine Art Katalog anlegt, der auf Abruf bereitliegt, wenn in flott gezeichneten Kürzeln skizziert wird und sie wie von selbst aus der Hand fließen. Entweder man integriert diese Strukturübungen immer wieder mal in einem Reiseskizzen­ buch oder legt dafür ein eigenes Musterbuch an. Es lohnt sich. Schauen Sie sich um: Viele Materialien gibt es in greifbarer Nähe. Holz, Steine, Tierfelle, Leder, Blätter, Korbtaschen, Putz, Gräser, Mauern, Stoffe, Haut. Dreidimensional. Das fördert das räumliche Vorstellungsvermögen. Das Abzeichnen solcher Materialien von Fotos leistet dies nicht!

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STRUKTUR UN D SCH RAFFUR

Mit dem französischen Begriff »ligne claire« bezeichnet man eine Art des Zeichnens, die mit klarer Linie Motive beschreibt. Es ist eine Stil­ richtung, die vor allem durch Werke von Comic­ zeichnern wie Hergé (Tim und Struppi) bekannt geworden ist. Diese Zeichentechnik verzichtet weitgehend auf Schraffuren und Tonwerte. Licht- und Schattenwirkungen werden in der Regel durch homogene Farbflächen erreicht. Ganz anders sind Zeichnungen aufgebaut, die den Strukturen der Motive nachspüren. Sie - orderid - exl37162375-3960880871 erzählen von der Charakteristik unterschied­ lich beschaffener Oberflächen, die in Kontrast zueinander gesetzt sind. Durch verdichtete und weitmaschige Strukturen wird die Körper­ haftigkeit von Objekten oder ein Lichteinfall sichtbar.

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Ich genieße dieses »Stochern« im Gebüsch. Es hat me­

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 ditative Züge. Es ist anstrengend und beruhigend zu­

gleich. Den Stift halte ich so, als würde er mir in jedem Moment aus den Fingern gleiten. Druck ist nicht nötig. Ganz locker muss er über das Papier tanzen können. Da und dort darf er unbändig sein, an anderen Stellen will ich das Beobachtete genauer formulieren. Wenn mal ein Strich danebengeht, dann mach ich was draus. Ich will ein Bild machen, kein Abbild. Dafür würde ein Foto genügen. Diese Art des Zeichnens braucht ständige Praxis und eine ausdauernde Sehschule. Ich versuche deshalb immer ein Skizzenbuch dabeizuhaben, auch dann, wenn ich mir nur ein wenig die Füße vertreten will. Man weiß ja nie ... Heidelberger Skizzenbücher Aussichten vom Mönchbergweg Tintenroller 26. September 2015 14,5 x 20 cm

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STRUKTUR UN D SCH RAFFUR

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Mit dem Pocket Brush Pen zeichnet es sich, als würde man mit dem kleinen fasrigen Pinselchen kalligrafisch schreiben. Mit feinster Linie setzt es an und je nach Druck lassen sich seitlich angelegt variationsreiche Striche ziehen. Eben so, wie man zum Beispiel die schöne japanische Schrift pinselt.

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Skizzenbuch Ile de Groix Pen Men mit Leuchtturm und Nebelhornhaus Pocket Brush Pen 15. und 19. August 1995 24,5 x 20,5 cm

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Erfahrungen, die man in der Natur mit Strukturen, Schraffuren oder Texturen macht, helfen, richtige Entscheidungen zu treffen, wenn im Atelier auf größeren Formaten gearbeitet wird. Hier ist es eine Monotypie, eine Drucktechnik, von der es nur einen Abzug gibt. Dazu befestige ich auf einem

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stabilen Brett mit Klebeband ein Acrylglas und walze dieses sehr

gleichmäßig mit einer hauchdünnen Offsetdruckfarbe ein. Dann stelle ich das Brett senkrecht auf eine Staffelei und hänge das Papier nahe vor das Glas, aber so, dass es keinen Kontakt mit der Farbe bekommen kann. Erst durch den Druck eines Stiftes über­ trägt sich die Farbe auf das Papier. Es entsteht also eine Zeichnung, die eigentliche Monotypie, auf der Rück­ seite des Papiers. Zwar kann ich auf der mir zugewandten Seite sehen, was ich zeichne. Aber die Wirkung der Monotypie sehe ich erst, wenn ich das Blatt umklappe und auf der Rückseite den Fortgang der Arbeit kontrolliere.

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Bei der hier gezeigten Mono­typie entstanden die Grauwerte durch Überstreichen des Papiers mit dem Daumen oder mit einem Papier­ wischer (Estompen). Nach Fertig­ stellung der Arbeit wird das Papier behutsam vom Brett gelöst. Typisch für eine Monotypie ist der schöne weiche Strich. Der ent­

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 - in die steht durch das »Einsinken« Farbe beidseitig des Strichs. Bei zu dickem Papier wird dieser Effekt unangenehm verstärkt.

Hohlweg am Mittag Monotypie auf Werkdruckpapier 90 g/m² Kastenfrische schwarze Offsetdruckfarbe 2003 64 x 94 cm

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Z E I C H N U N G U N D FA R B E

Der Versuchung, einen schönen Abendhimmel auf das Papier zu bringen, will widerstanden sein. Griechenlands Farbigkeit in Blau und Weiß, die weißgrüne in Lanzarote oder die nur grüne in Irland kann in einem Skizzenbuch leicht zu einem Abklatsch dessen werden, was man eh durch Fotos auf Postkarten und in Katalogen schon kennt. Andererseits wirken nur schwarze Linien für manche Gegenden und Motive allzu distanziert und trostlos. Oft entscheidet die Zeit, die ich an einem Ort zur Verfügung habe, für oder gegen die Verwendung von Farbe. Manchmal benutze ich Farben im Quartier, wo ich in aller Ruhe aus der Er­ innerung malen und lavieren kann. Regentage sind dafür sehr - orderid exl37162375-3960880871 gut geeignet. Ganz selten-kommt es vor, dass ich zu Hause noch einmal mit Farbe eine Zeichnung überarbeite oder gar völlig neu beginne. Das passiert nur dann, wenn ich mit einer Zeichnung unzufrieden bin und sie auch im zeitlichen Abstand nicht besser werden will.

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 - lassen Reine Strichzeichnungen sich gut mit Aquarell lavieren. Sind Körpervolumen mit Form­ schraffuren und Flächen mit Grauwerten gezeichnet, kann man auf die zusätzliche Model­ lierung durch Farbe verzichten. Aquarellflächen sollten nach dem ersten Farbauftrag mög­ lichst nicht noch einmal über­ malt werden, weil mit jeder Farbschicht die Leuchtkraft des Aquarells geringer wird. Skizzenbuch Salm Marais de Ia Maxe, Vogesen Tintenroller und Aquarell 10. September 1990 18 x 26 cm

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Z E I C H N U N G U N D FA R B E

An Regentagen kann ich mich im Quartier in aller Ruhe und mit Geduld mitgebrachten Fundstücken widmen. Dort gibt es eine bequeme Sitzge­ legenheit und auf dem Tisch sind sämtliche Mal- und Zeichenutensilien ausgebreitet. Das ist die Zeit, in der ich gerne an Mini­aturen tüftle. Ihr Mikro­ kosmos kann so interessant sein wie eine Steilküste oder der Blick über ein Landschaftspanorama. Als Dokumente

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einer Reise sind mir solche »Sächel­ chen« genauso wichtig.

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Skizzenbuch Lanzarote Seepocke, Schnecke und Lavastein und drei Ausblicke von Soo Richtung Tinajo Tintenroller, Aquarellbleistift, Deckweiß und Aquarell 28. Februar 1994 24,5 x 20,5 cm

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Z E I C H N U N G U N D FA R B E

Die Ile de Groix ist überschaubar. Es gibt ein paar Dörfer und Leuchttür­ me, einen Strand, der zum Baden geeignet ist, sonst flaches Land über steil abfallender Felsküste. Genau das Richtige für mich. Nichts drängte mich zu touristischen Besichtigungen. Die Streifzüge über die Klippen oder die bei Ebbe freigelegten Felsen im Meer boten Attraktionen ge­ nug. Bis zur letzten Seite füllte sich das Skizzenbuch wie von selbst. Nur einmal fuhr ich mit der Fähre hinüber, um an der berühmten »Route des peintres en Cornouaille« in den lokalen Museen die Meister des Genres Küste und Meer zu studieren. Dieses erste Skizzenbuch, das ich von der kleinen bretonischen Insel mitbrachte, ist mittlerweile eine Buchruine. Die Leimung des Recycling­

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papiers löst sich auf. Sollte ich wieder ein solches Skizzenbuch ent­

decken – ich würde es wieder kaufen. Das Papier ist prima geeignet, um Zeichnungen zu kolorieren, auch wenn es nicht die Qualitäten eines Aquarellpapiers hat. Ich benutzte den Ton des Papiers als Mittelwert. Der Tintenroller hält die Motive linear zusammen. Er hilft, dunklere Par­ tien mittels Strukturen und Schraffuren anzulegen. Mit Aquarell kann ich Farb­akzente setzen. Dabei wird schnell klar, dass die Farben auf dem grauen Papier nicht die Brillanz entfalten können, die man von einem weißen Aquarellpapier gewohnt ist. Dieses »Farbbrechen« muss kein Nachteil sein. Dort aber, wo die Leuchtkraft gewünscht ist, lege ich eine dünne Deckweißschicht an, auf der ich die Farbe lasierend auftrage. Natürlich kann Deckweiß auch pur für Metalleffekte, für die Gischt der Brandung, die Spitzen eines Schmetterlingsfühlers oder andere Hervor­ hebungen eingesetzt werden. Skizzenbuch Ile de Groix, 1992 Tintenroller, Aquarell, Deckweiß, Farbstifte 20 x 15 cm

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Z E I C H N U N G U N D FA R B E

Santorin bietet spektakuläre Aus­ blicke. Nicht nur auf die hübschen Postkartenmotive verschachtel­ ter weißer Häuser, die über dem Abgrund hängen. Hier sind es die über 30 Meter hohen Schichten des vulkanischen Pouzzolane-­ Gesteins an einer der Steilküsten des Archipels.

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Skizzenbuch Santorin Die Pouzzolane-Küste Tintenroller, Aquarell und ­ Deckweiß auf Recyclingpapier 5. September 1992 28 x 24 cm

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L I C H T U N D S C H AT T E N

Auch schwarz-weiße Zeichnungen können Wärme ausstrahlen! Dies lässt sich durch eine gezielte Einbeziehung von Licht und Schatten erreichen. Da man Licht nicht zeichnen kann, bringen die Grauwerte der Schatten die freigestellten Bildteile zum Leuchten. Eine Faustregel sagt: Je dunkler das beschattete Um­ feld, je heller das Licht. Probieren Sie es selbst aus: Legen Sie eine Arbeit, die Sie schon fertig glaubten, wesentlich dunkler an, und zeichnen Sie vor al­ lem die Schatten noch kräftiger. Das Resultat könnte Sie verblüf­ fen! Haben Sie keine Angst, dass die Zeichnung verdorben sein könnte. Auf dem Weg vom »Aufhören« bis zum »Kaputtmachen« - orderid - exl37162375-3960880871 liegen unschätzbare Erfahrungen. Das Papierweiß ist der hellste zu erreichende Ton. Das ist die Lichtquelle. Heller geht es nicht. Aber durch eine geschickte Plat­ zierung von Grauwerten und Schatten kann ein isolierter Licht­ fleck heller scheinen als der Papierton selbst. Studieren Sie »Licht-Maler und -zeichner« . Es gibt wahre Zaube­ rer! Caravaggio zum Beispiel oder Rembrandt, Edward Hopper, Andrew Wyeth und Robert Gernhardt, dessen stille, aber raffi­ niert komponierte Toskana-Bilder ich besonders schätze. Die Wär­ me, die diesen feinen Arbeiten entströmt, ist physisch fühlbar!

transid - exl37162375-3960880871 -

Die Salmer Weide am frühen ­Morgen Farbstift, laviert 3. September 1994 70 x 100 cm

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KO LUM N E N T I T E L

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Diese großformatige Zeichnung ist auf einer wackligen alten Feldstaf­ felei entstanden, die schon mein Vater benutzte. Die Kreide des klobigen, rund 10 mm dicken Farb­ stiftes ist tiefschwarz und lässt sich vermalen. Bei dieser Arbeit erkann­ te ich mal wieder, wie wichtig das ausbalancierte Verhältnis von Hell und Dunkel ist und wie viel Papier­ fläche »zugemacht« werden muss, damit Licht zur Wirkung kommen kann. Die Salmer Bruchweide Farbstift, laviert 26. Juni 1994 95 x 125 cm

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L I C H T U N D S C H AT T E N

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Eine Masseria in Apulien inmitten einer Agrarlandschaft mit abertausen­

die Farbe vermisst werden würde. Sie wird in der Vorstellung des Betrach­

den Oliven- und Kirschbäumen. Strahlendes Licht flutet am frühen Morgen

ters ergänzt – wenn nötig.

in den Innenhof des Landhauses und auf den in dieser Gegend typischen

Auch hier gilt der Grundsatz: Je dunkler der Schatten, je heller erscheint

warmtonigen Kalkstein. Ich sitze im Schatten und zeichne mit sehr wei­

das Licht auf dem weißen Zeichenpapier. Hier ist es ein leicht cremiger Pa­

chem Bleistift die Szene. Der warme Grauton des Grafits kann die Atmo­

pierton, der die Stimmung des Motivs unterstützt. Bleistifte guter Qualität

sphäre gut einfangen. So wie ein Schwarz-Weiß-Foto es könnte, ohne dass

sind wichtig. Ich verwende die Härtegrade 8B oder 9B. Nur diese können das

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ganze Spektrum von kaum sichtbarem Grau bis zu einem tiefdunklen Anth­

Skizzenbuch Apulien

razit erzeugen. Ein scharfer Spitzer gehört dazu, denn da und dort muss ein

Jasmin und Zypresse im Innenhof

Detail mit klarem Strich akzentuiert werden. Wenn das nicht ausreicht kann

von Serragambetta

zum Schluss ein Bleistift mit härterer Mine für Klarheit sorgen.

Bleistift 8B 8. Juni 2016 14,5 x 20 cm

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L I C H T U N D S C H AT T E N

Vor dem Aufbruch zu einer Zeichen­

reichere Zeichnung vorstellen.

exkursion braucht es ein gutes

Dann würde die Vorzeichnung im

Frühstück. Die beste Gelegenheit,

dunkleren Grauwert der Schatten

es als zeichnerisches warm-up fest­

verschwinden. Ich wollte sie aber so

zuhalten.

als schnelle Skizzen belassen. Der

Diese Zeichnung demonstriert, wie

Mai-Ausflug wartete.

wenig dunkle Schattenbereiche

Was auf Tassen und Tellern funkti­

es braucht, um auf weißem Papier

oniert, lässt sich auch am Beispiel

eine lichtdurchflutete Atmosphäre

von Naturformen anwenden. Die

zu schaffen. Wichtig ist, die Zeich­

Zeichnung auf der nächsten Seite

nung auf dem Blatt gleichmäßig

entstand im Beisein von Studie­

während der Entstehung des Blat­

nach Lanzarote. Die gerundeten

tes jederzeit die Kontrolle über das

Schattenflächen beschreiben die

richtige Maß der Hell-Dunkel-Kon­

Plastizität von Stamm und Ästen

traste.

des Eukalyptusbaums.

- orderid - exl37162375-3960880871 voranzutreiben. So behält man renden während einer Exkursion - transid - exl37162375-3960880871 -

Die Arbeit zeigt auch, wie mit der richtigen Formung von Schattenflä­ chen die Dreidimensionalität von

Frühstück

Gegenständen dargestellt werden

Grafit

kann. Man könnte sich diese Skizze

1. Mai 1998

als Grundlage für eine kon­trast­

29,5 x 43 cm

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Eukalyptusbaum an der Geria, Lanzarote Grafit 8B 1989 42 x 50 cm

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L I C H T U N D S C H AT T E N

Wasser ist schwierig zu zeichnen! Stän­ dig in Unruhe, bekommt man es schwer zu »fassen«. Aufgewühltes Meer hat andere Muster als ein Wasserfall. Spiegelungen auf durchsichtigen Seen sind anders als bei trüben Gewässern. Wie bei anderen komplizierten Moti­ ven hilft geduldiges Beobachten, auch ohne Stift. So können die gewonnenen Seherfahrungen beim Zeichnen helfen, - orderid - exl37162375-3960880871 zwischen Falsch und Richtig zu ent­ scheiden. Sonst bin ich nicht der Meinung, dass in einem Prozess des Lernens das Abzeich­ nen von Fotos hilfreich ist: Hier bringt ein Foto, das bewegtes Wasser »ein­ gefroren« hat, tatsächlich weiter. Die Muster der ineinander verschränkten Flächen und die Spiegelungen werden so deutlicher. Fortlaufendes Anhalten und Weiterlaufenlassen eines Filmes trägt zu dieser Sehschule bei. Auch die Betrachtung historischer Zeichnungen von Spezialisten auf diesem Gebiet kann erhellend sein. Am allerwichtigsten ist die Erkenntnis, dass Zeichnen von deutlich hellen Was­ serflächen nur gelingt, wenn das Um­ feld entsprechend »eingegraut« wird.

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Skizzenbuch Südengland Bach bei Hexworthy Aquarellbleistift, leicht ­l aviert 24. Juni 1994

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L I C H T U N D S C H AT T E N

Mit Grafit lassen sich feinste Tonabstu­ fungen von Wasser und Felsen darstellen. Grafischer wirken Skizzen, die mit mehr oder weniger klar definierten Linien gezeichnet sind. Mit ihnen werden Ton­ unterschiede mit Schraffuren und mit Strukturen erzeugt. Je dichter sie gesetzt sind, je heller leuchtet das Wasser aus dem Umfeld der Felsen heraus. Die einzelnen Techniken lassen sich wun­ derbar untereinander mischen. Möglich orderid - exl37162375-3960880871 ist auch das- Lavieren wasserfester Stifte mit Aquarellfarben oder das Vermalen von Stiften, die nicht wasserfest sind.

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Skizzenbuch Davos Wasserfälle im Sertigtal Verwendete Stifte, von links nach rechts: Tintenroller, Tuschestifte und Pinsel Tintenroller Tusche und Metallfeder Pocket Brush Pen Metallfeder und Tuschestifte 17. Oktober 2014 18,5 x 26 cm

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Skizzenbuch Apulien Olivenbäume Fineliner 0,3 mm, laviert 6. Juni 2016 14,5 x 20 cm

Skizzenbuch Mix Nachmittagskaffeetisch auf dem Salm Tintenroller 13. April 1991 31 x 25,5 cm

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BI LDAUFBAU

Ob uns eine Zeichnung, ein Gemälde, ein Foto, eine Plastik oder die Form eines Bauwerkes gefällt, entscheidet sich in Sekunden. Von in­ haltlichen Aspekten abgesehen, reagiert unser ästhetisches Empfinden sehr schnell auf die von Kunstwerken ausgehenden Reize. Besonders entscheidend für die Akzeptanz einer Arbeit ist die Art und Weise, wie ein Werk »gebaut« ist, wie die Teilelemente miteinander harmonieren, im Kontrast zueinander stehen oder wie der vor­ handene Raum oder das Format »gefüllt« ist. - orderid - exl37162375-3960880871 Es gibt Künstler, die stimmige Kompositionen zustande bringen, ohne darüber nachzudenken. Andere tun sich schwerer. Sie werden sich mit ein wenig Theorie anfreunden müssen. Das er­ höht die »Trefferquote«. Hat man Möglichkeiten des spannungsvollen Bildaufbaus mit Erfolg praktiziert, wendet man sie bald intuitiv an. Die rechts abgebildeten Vorstudien einer Weide zei­ gen, wie dynamisch ein diagonal aufgebauter Baum im Gegensatz zu einem senkrecht aufge­ richteten Stamm sein kann. Die Skizzen demons­ trieren zudem, dass Ausschnitte gelegentlich ein Objekt interessanter beschreiben können als eine komplette Darstellung. Besonders in der Landschaft sollte man sich diesem Problem immer wieder stellen: Postkartenansicht oder Ausschnitt? Deshalb sind kleinformatige Vorstu­ dien hilfreich, die all diese Fragen augenfällig beantworten können.

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Skizzenbuch Ile de Groix Gedanken zu Monet Tintenroller, Aquarell und ­Deckweiß 26. August 1995 24,5 x 20,5 cm

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BI LDAUFBAU

Auch dieses Motiv in den Vogesen habe ich über Jahrzehnte gezeich­ net und die Veränderungen vor Ort dokumentiert. Im Vordergrund ist es der Bauerngarten einer mennoni­ tischen ferme, dessen ursprüngliche Anlage sich seit dem 18. Jahrhun­ dert kaum verändert haben dürfte. Im viereckigen Gestaltungsraum des Skizzenbuchs wird der Blick von einer Gartenecke über den hellen

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Pflanzenhorizont ins dunkle Wäld­

chen geführt und aus diesem wieder heraus zu einem angedeuteten Bergrücken. Eine sogenannte Ver­ gitterung, ein Kompositionsprinzip japanischer Kunst, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen starken Ein­ fluss auf die europäische Kunst hat. Die diagonale Lage der Zeichnung schafft zudem Spannung im Skizzen­ buchformat.

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Skizzenbuch Salm Dieters Durchblick Schwarzer Kugelschreiber, laviert 15. Juni 1997 26 x 20,5 cm

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- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 Der Pinselschreiber, auch bekannt als Pocket Brush Pen, ist ein ausgezeichnetes Instrument, um im Briefmarken­format Kompositionsübungen zu betreiben. Diese zeichnete ich in einem überschaubaren Areal an einem Altrhein­arm. Das, was man normalerweise macht – sich nach ­einem geeigneten Motiv umzuschauen, um dann gleich loszulegen –, geschieht mit diesen skizzierten Vorstudien planvol­ ler. Rasch ist der bessere Bildaufbau er­ kannt. Die Komposition auf dem größeren Blatt ist gedanklich vorbereitet. Überra­

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schungen, dass zum Beispiel das Papier­ format nicht ausreicht, oder anschließend beschnitten werden muss, bleiben aus. Ein anderer Vorzug dieser Miniskizzen mit dem Pinselschreiber ist, dass in einem hohen Abstraktionsgrad span­ nungsvolle Hell-Dunkel-Kontraste, ­Positiv-­­Nega­tiv­-Räume (negative space), Bewegungs­richtungen oder Anordnungen der Bildteile erkannt werden, aber auch, ob die Bildidee durch den Bildaufbau ­Unterstützung findet.

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Skizzenbuch Irland Near Crooncome Harbour Tintenroller und Aquarell 18. August 1990 35,5 x 26 cm

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Von allen kompositorischen Möglichkeiten, das

Oben:

langweilige Rechteck des Zeichenpapiers unter

Skizzenbuch Heidelberg

Spannung zu setzen, ist die Verwendung von

Der Neckar und Heidelberg,

Diagonalen sicher die interessanteste. Hier sind

vom Stiftsbuckelweg aus

es die Diagonalen von mäandrierenden Mauern,

gezeichnet

Wegen, Flüssen, Bergrücken oder Küsten, die zum

Tintenroller

Teil mit unterschiedlichen Längen gegeneinander

2. April 1995

gerichtet sind.

22,5 x 16 cm

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Diese erklärenden Zeichnungen ent­ standen in meinem Skizzenbuch wäh­ rend einer Exkursion nach Lanzarote. Sie zeigen sparsame Bild­ausschnitte, die Verwendung von Diagonalen, um eine größere Bild­spannung zu erreichen, und wie tief gestaffelter Landschaftsraum, das Volumen einer

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Laubgruppe oder eines ganzen Baumes entsteht.

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Skizzenbuch Lanzarote Tipps für Studierende Tintenroller, Aquarell, Bleistift, Tempera und Deckweiß 2. März 1994 25 x 20,5 cm

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POST VON UNTERWEGS

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In dem 1977 veröffentlichten Buch »Gemalte Künst­

Der durch das Internet mögliche grenzenlose künst­

lerpost« (Verlag Karl Thiemig) schreibt der Autor Ger­

lerische Austausch ist wunderbar, aber er ist nicht

hard Wietek: »Briefe und Karten sind immer noch die

zu vergleichen mit einer gezeichneten Karte oder

wichtigsten und wesentlichsten Mittel der Verständi­

einem gemalten Brief, deren Beschaffenheit zwischen

gung zwischen Menschen, die sich nicht am gleichen

Zeigefinger und Daumen erspürt werden kann. Mit

Ort befinden (…) Daher werden sich Briefe auch nie­

der Hand geschrieben, signiert und mit einer schö­

mals durch ein anderes Medium ersetzen lassen und

nen Briefmarke beklebt kann eine solche Post zum

immer ein notwendiger Bestandteil der Geschichte

Zeit­dokument, vielleicht sogar eine philatelistische

und der Literatur bleiben (…)« Es hat nur wenige Jahre

Kostbarkeit werden. Diese Form der Kommunkation

gedauert, bis Wieteks Prognose Geschichte wurde.

sollte nicht aufgegeben werden, solange es noch Brief­marken und Briefkästen gibt. Ich jedenfalls habe

- orderid - exl37162375-3960880871 - transid - exl37162375-3960880871 immer ein Bündel Karten und Kuverts im-Gepäck.

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BIOGRAFIE

1944 in Balingen geboren, habe ich irgendwann wie jedes andere Kind zu zeichnen begonnen, um nie wieder damit aufzuhören. In der Bildhauerwerkstatt meines Vaters durfte ich ein Mal- und Schriftenbuch anlegen und in Kunstbänden blättern. Der Maler Bernhard Buß nahm mich mit zum Landschaftszeichnen. Ein en­ gagierter Lehrer in der Schule und Illustrationen des Hamburger Zeichners und Hochschullehrers Wilhelm Martin Busch in einer Zeitschrift festigten meinen Berufswunsch: Zeichner. Eine De­ korateurlehre – nicht mein Traum – kam meinen Neigungen am nächsten. Erst die Berufsfachschule in Stuttgart stillte den Hun­ ger nach mehr: Kunstgeschichte, Farblehre und Typografie waren - orderid - exl37162375-3960880871 aufregend neu. Nach der Lehre fand ich 1962 in Pforzheim eine Arbeit als Pla­ katmaler. In der freien Zeit belegte ich Kurse für Bildhauerei und Zeichnen. Ich wurde Mitglied des Pforzheimer Kunstvereins und bekam mit achtzehn Jahren in einer Galerie meine erste Einzel­ ausstellung mit Malerei, Zeichnungen und Kleinplastiken. 1966 machte ich mich als Grafiker und Siebdrucker selbständig. Der zweite Bildungsweg eröffnete mir schließlich 1969 die Möglich­ keit zu einem Studium der Kunst- und Werkerziehung. Reisen in die Landschaften der USA, nach Italien, Frankreich, Spanien und auf die Balearen folgten, wo ich zum ersten Mal meinen bevor­ zugten Motiven begegnete. Von 1971 bis 1981 war ich Zeichen- und Werklehrer, einige Jahre parallel Dozent für Malerei und Drucktechniken an einem Fach­ lehrerseminar. 1981 gab ich meinen Lehrerberuf auf, gründete

ein Atelier für Illustration und wurde bald darauf von Horst Stern zur Mitarbeit an dessen Zeitschrift »natur« eingeladen, für die ich bis 1988 als freier Mitarbeiter tätig war. Die Zusammenarbeit mit den Autoren dieses Magazins und die inhaltliche Auseinanderset­ zung mit Umwelt und Natur betrachte ich als einen großen per­ sönlichen Gewinn. Lehraufträge für Aktzeichnen an einer Kunst­ schule in Mannheim und für Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung, der Merz-Akademie in Stuttgart, kamen hinzu. 1988 wurde ich als Professor an die Fachhochschule in Mainz berufen, wo ich bis 2007 im Fachbereich Kommunikationsdesign die Fächer Zeichnen und Illustration lehrte. Seit 2002 gebe ich transid - exl37162375-3960880871 Zeichenkurse, u. a. während des Kunstsommers im -Kloster Irsee, an der Sommerakademie Oppenheim, an der Kunstakademie Bad Reichenhall und in Ladenburg. Die Teilnehmer meiner Seminare und Kurse haben einen gewichtigen Anteil an meiner Entwick­ lung als Künstler. 1995 erschien die erste Auflage dieses nun wesentlich erweiter­ ten Buches bei Callwey, 2012 folgte »Zeichnen in der Natur« in der Edition Fischer, München, 2014 das Buch »Komposition – Die Kunst der Bildgestaltung« und 2015 »Zeichnen – Tipps für Krea­ tive« im dpunkt.verlag, Heidelberg. Mein 2016 eröffnetes Studio Zeichnung und Fotografie in Heidelberg verbindet meine beiden Leidenschaften.

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Selbstporträt im Spiegel Postkarte aus Paris Tintenroller 19, November 2009 10,5 x 15 cm

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IMPRESSUM

Albrecht Rissler [email protected] Lektorat: Barbara Lauer Copy-Editing: Stefanie Weidner Satz: Albrecht Rissler Herstellung: Susanne Bröckelmann Umschlaggestaltung: Albrecht Rissler Druck und Bindung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG Umschlagfoto: Ursula Rückauf-Rissler Foto auf S. 58: Barbara Mattauch Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio­

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grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN: Print 978-3-86490-420-2 PDF 978-3-96088-087-5 Überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2017 Copyright © 2017 dpunkt.verlag GmbH Wieblinger Weg 17, 69123 Heidelberg

Dieses Buch erschien in der ersten Auflage unter gleichem Titel im Verlag Georg D. W. Callwey GmbH & Co., München. Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwen­ dung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen. Alle Angaben in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen. 543210

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